Ungewollte Bindung von Tales_ ================================================================================ Kapitel 52: Ein Anfang ---------------------- Tales war fasziniert von seiner Tochter. Er konnte seine Augen kaum von ihr nehmen. Sie war so perfekt. Einfach wunderschön! Tränen traten in seine Augen und er war überwältigt von ihrem Anblick. Radditz fühlte sich immer noch unwohl. Ihm war, als würde ihm ein Teil fehlen. Innerlich hatte er den Drang, seine Tochter wieder an sich zu nehmen und nie mehr loszulassen. Doch während er Tales zusah, wusste er, dass er richtig gehandelt hatte. Tales so mit ihrer Tochter zu sehen, war… schön. „Danke, Sórek“, flüsterte Tales und lächelte Radditz an. Doch er bemerkte seine angespannte Haltung und wurde etwas unsicher. „Alles in Ordnung?“, fragte er leise. Radditz nickte langsam, ehe er sich auf die Zunge biss. Doch dann beschloss er ehrlich zu sein. Wenn er und Tales wirklich wieder ein vernünftiges Verhältnis zueinander haben wollten. Wenigstens für ihr Kind… dann mussten sie ehrlich miteinander umgehen. „Nein… es fällt mir sehr schwer sie jemand anderes zu geben“, sagte Radditz ruhig. Dann drehte er sich um und trug den Topf an den Tisch. Er setzte sich und füllte jedem eine Portion auf. Tales setzte sich neben ihm und schwieg einen Augenblick. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte der Dunkelhäutige. Radditz schüttelte den Kopf. „Weißt du, seit dem Moment an, wo ich erfahren hatte, dass ich schwanger bin, hat sich so vieles für mich verändert. Ich wollte unsere Kleine damals nicht… ich war mir sicher, dass ich sie abgeben würde“, erzählte Radditz und seine Augen wanderten zu seiner Tochter. Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Jetzt kann ich mir nicht einmal einen Tag ohne sie vorstellen. Sie gehört zu mir… sie ist mein Kind! Als Okara sie mir nach der Geburt nicht geben wollte… das war der schlimmste Moment in meinem Leben. Das tat mehr weh, als alles was ich jemals gefühlt habe. Mehr als die Geburt selbst und glaub mir, das tat verdammt weh…“, erzählte Radditz ruhig. „Sie hat sie mir weggenommen, mehrfach. Deswegen will ich sie beschützen. Leider aber auch vor dir und unserer Familie. Das ist falsch. Ich weiß es, aber ich konnte nicht anders. Das zu ändern fällt mir schwer, aber ich muss es tun. Du bist ihr Bókra und du verdienst es, deine Tochter zu sehen“ Tales sah seinen Bruder an und ein dumpfer Schmerz, zog sich durch seine Brust. Für ihn war es die Hölle gewesen, sein Kind nicht sehen oder halten zu dürfen. Doch wie es in diesem Moment für Radditz war, als Okara sie ihm einfach weggenommen hatte, wollte er sich nicht vorstellen. Die Schmerzen die sein Bruder in diesem Moment körperlich und psychisch gefühlt haben musste, waren sicher unglaublich schmerzhaft gewesen. „Es tut mir leid… dass ich nicht da war, als es passierte…“, sagte Tales leise und voller Reue. Traurig strich er seiner Kleinen durch die Haare, ehe er zu Radditz rüber sah. Keiner der Beiden aß etwas. „Hm… für eine Weile dachte ich, dass es deine Schuld war. Immerhin war sie deine Freundin… du hättest etwas merken müssen oder vielleicht ahnen können… dass sie nicht damit zurechtkam, keine Kinder bekommen zu können… aber das ist nicht deine Schuld“, gab Radditz ehrlich zu. Das hatte er heute verstanden. Tales die Schuld zu geben war nur der leichtere Weg für ihn gewesen. Er nahm einen Löffel und tauchte ihn in die Suppe ein. Trotz seines Hungers, denn er vorher noch hatte, wollte er gerade nichts essen. Er probierte nur zögerlich, als hätte er Angst, dass es nicht schmeckte. „Ich habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Radditz, ich habe ihr nicht vertraut! Deswegen hätte ich dich nie allein mit ihr gelassen! Das war… nur einem dummen Zufall geschuldet“, antwortete Tales ernst. Er stockte, da er Kakarott nicht verraten wollte. „Ich wusste noch nicht einmal, dass sie unfruchtbar war!“ „Sie hat es dir nicht gesagt?“, fragte Radditz erstaunt. „Nicht einmal an dem Abend, als ich euch extra mein Haus überlassen hatte?“ Ernst schüttelte Tales den Kopf. Seine Rute schlang sich unbewusst um seine Tochter. „Du hast es gewusst?“, fragte Tales ruhig. Das hatte er deutlich aus Radditz‘ Worten herausgehört. „Zufällig. Ich habe sie weinen sehen und dann hat sie es mir erzählt. Sie hatte Angst, dass du sie verlässt deswegen und ich riet ihr, mit dir zu reden. Deswegen habe ich euch das Haus überlassen.“ Tales schüttelte den Kopf und schnaubte. „An dem Abend hat sie mir eine Lüge erzählt… sie hätte ein Kind verloren, dass sie lange betreut hatte. Ich glaubte ihr anfangs, doch als ich sie später auf die Kleine ansprach und sie nicht wusste was ich meine, habe ich gemerkt, dass sie gelogen haben musste. Ich wusste nur nicht wieso. Dass sie keine Kinder bekommen kann, hat sie nie erwähnt… “, meinte der Dunkelhäutige ernst. Radditz runzelte die Stirn und dachte nach. Er erinnerte sich daran, wie sie ihm sagte, dass Tales nicht darüber reden wollte. „Sie hat uns gegeneinander ausgespielt“, erkannte Radditz und schüttelte den Kopf abfällig. Okara war ein hinterhältiges Biest! „Ja… wir hätten wohl miteinander reden sollen. Aber ich wollte dich nicht mit meinen Bedenken aufregen. Zwischen uns lief alles perfekt. Mit dir war ich glücklich, während mir Okaras Anwesenheit immer weniger gefallen hat…“, erzählte Tales ehrlich. Tief sahen sie einander in die Augen. Radditz war einen Moment sprachlos. Tales hatte seine Anwesenheit mehr geschätzt, als die seiner Freundin? Damit hatte er nicht gerechnet, doch er freute sich darüber. Wirklich. Auch wenn es nach allem was passiert war, etwas merkwürdig klang. Das alles hätten sie mit einem klärenden Gespräch vielleicht verhindern können. „Wieso hast du nicht mit mir geredet?“, fragte Tales neutral. Radditz blinzelte, ehe er mit den Schultern zuckte. „Ich wollte mich nicht in eure Beziehung einmischen. Nach dem Abend sagte sie, dass sie es dir erzählt hat und es dich ziemlich getroffen hatte. Ich dachte, du würdest zu mir kommen, wenn du reden willst“, gestand er. Tales schloss die Augen, als er das hörte. Plötzlich fühlte er sich ziemlich mies in seiner Haut. Er erinnerte sich an den Streit zurück, der all das erst ausgelöst hatte. Seine Worte, die er an seinen Bruder gerichtet hatte, hallten in seinem Kopf wieder. Er musste Radditz damit ziemlich verletzt haben. Obwohl sie es geklärt hatten, war sein Bruder immer noch vorsichtig. „Radditz… ich weiß was ich damals gesagt habe… aber bitte, Sórek. Vergiss es, das war dumm von mir. Bitte lass und das einfach vergessen!“, bat Tales ruhig. Radditz nickte langsam. Ja, vielleicht wäre nun wirklich der Zeitpunkt, wo sie damit abschließen sollten. „Früher haben wir beide über alles geredet und einander blind vertraut… ich vertraue dir immer noch, Radditz. Ich möchte auch dein Vertrauen zurückgewinnen“, meinte Tales. „Tales, ich will nicht lügen, aber… das wird nicht einfach. Ich kann nach allem was passiert ist, nicht einfach zur Normalität zurückkehren“, sagte Radditz ernst. Er wusste, dass er seitdem nicht mehr er selbst war. Alles hatte sich verändert und das nicht unbedingt zum Positiven. Es würde dauern bis er wieder vertrauen fassen konnte. Aber sie waren hier. Tales durfte seine Tochter halten. Das war für ihn ein großer Schritt. „Das kann ich auch nicht, Radditz. Und ich verlange es auch nicht von dir. Aber ich würde mich freuen, wenn ich dich und unsere Kleine nun öfters sehen könnte“, antwortete Tales und legte eine Hand auf die seines Bruders. Wieder sahen sie einander in die Augen. „Ihr beide seid meine Familie“ Radditz lächelte leicht, als er das hörte und erwiderte den Blick. Dann blickte Tales seine Kleine an. Liebevoll strich er ihr über die rechte Wange. „Hast du schon einen Namen für sie?“, wollte Tales wissen. „Nein… ich wollte das nicht ohne dich machen. Auch wenn ich sauer auf dich war“, gestand der Ältere. Tales lächelte ihn glücklich an. Er freute sich, dass zu hören. „Was hältst du von Silar?“, fragte er neugierig, ehe er wieder seine Tochter betrachtete. „Silar…“, widerholte Radditz, als wollte er testen, wie er aus seinem Munde klang. Er erinnerte sich, dass Tales ihn schon einmal vorgeschlagen hatte. Langsam rutschte Radditz näher, damit er seine Tochter genauer ansehen konnte. Liebevoll stupste er ihr mit der Rute auf die Nase. Sie begann zu lachen und versuchte sein Fell zu packen. „Na, was hältst du von dem Namen?“, fragte Radditz und schmunzelte. Silar gluckste und versuchte abermals den Pelz zu fangen. „Ich glaube sie mag ihn“, meinte Tales kichernd. „Ja, er passt zu ihr“, erwiderte Radditz. Tales seufzte glücklich, ehe er seinen Kopf an Radditz‘ Schulter lehnte. Seine Rute löste sich von seiner Tochter und wickelte sich stattdessen um Radditz‘ Bauch. Dann schloss er die Augen und genoss die Nähe zu seiner Familie. „Du hast mir so sehr gefehlt, Sórek“, wisperte Tales und seine Stimme zitterte etwas. Obwohl er in diesem Moment so glücklich wie schon lange nicht mehr war, fühlte er eine gewisse Traurigkeit. Tränen traten in seine Augen und er hob den Kopf. „Wenn Okara dich getötet hätte… oder Silar. Dann hätte ich sie mit bloßen Händen umgebracht! Ich habe gemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmt, aber nichts getan. Jetzt wünschte ich, ich hätte mich viel früher von ihr getrennt. Doch ich tat es erst, als es zu spät war…“, sagte Tales stockend. Radditz seufzte, als er das hörte. Für einen Moment schloss er die Augen. Das er noch hier war, verdankte er dem Zufall, dass jemand Okara kontaktiert hatte, bevor sie ihm das Gift spritzen konnte. Das war alles. Das hatte ihn gerettet. „Was meinst du damit?“, fragte er leise, nachdem er sich der Bedeutung der Worte bewusst wurde. „Sie kam wahrscheinlich direkt von dir… diese verdammte...“, fing Tales an und stockte, um sich etwas zusammenzureißen. „Sie kam von dir und wollte mit mir schlafen… wahrscheinlich um mich noch weiter abzulenken, während du und Silar mich gebraucht hättet… ich habe ihr gesagt, dass es vorbei ist. Dafür habe ich echt viel zu lange gebraucht und weißt du was sie mir erzählt hat? Sie sagte, sie wäre schwanger! Diese verlogene Téskum!“, erzählte Tales und unterdrückte ein Knurren. Wieder sah er Radditz in die Augen. „Escar meinte, sie hätte schon vor längerer Zeit einen Arzt aufgesucht, um schwanger zu werden. Sie wollte mir ein Kind unterjubeln, um mich zu halten. Kannst du dir das vorstellen? Ein Kind von diesem Weib? Damit hätte sie mich nie halten können…“, sprach der Dunkelhäutige weiter. „Sie wollte dir ein Kind unterjubeln?“, fragte Radditz, ehe er entsetzt den Kopf schüttelte. Seine Meinung von Okara war schon sehr gering, aber es schockte ihn zu hören, was sie noch alles bereit war zu tun. „Ja, sie ist verrückt, Radditz… sie meinte, sie hätte das alles für mich getan. Sie wäre niemals die Takrá unseres Kindes geworden. Nie! Ich habe mich so sehr in ihr getäuscht. Ich hoffe sie leidet unendliche Qualen im Kerker“, meinte Tales ernst und seine Stimmte zitterte etwas vor Wut. Tief atmete er mehrmals durch und hielt die Augen geschlossen. „Glaub mir Sórek, sie wird leiden. Für alles was sie uns angetan hat… ich habe mit König Vegeta gesprochen und er wird dafür sorgen, dass sie es für ihr restliches Leben bereut“, antwortete Radditz leise. Dieses Mal sprach er bewusst davon, was sie ihnen beiden angetan hatte. Denn je länger er Tales zuhörte, desto klarer wurde ihm, dass sein Bruder ihr ebenfalls zum Opfer gefallen war. Zwar musste er nicht so leiden, wie er… körperlich. Aber für ihn war es sicher auch nicht einfach gewesen. Tales öffnete die Augen einen spaltbreit und sah zu seinem Bruder auf, ehe er grimmig nickte. Die Gewissheit, dass sie leiden würde beruhigte ihn zutiefst. Okara hatte es mehr als verdient! Er unterdrückte mit großer Mühe ein Gähnen und lehnte sich etwas näher an seinen Bruder. Radditz legte die Hand um ihn und sah auf ihn herab. Tales spürte wie die Müdigkeit langsam Besitz von ihm ergriff. Er hatte in der letzten Zeit kaum geschlafen. Silar brabbelte leise und er begann zu lächeln. Sanft hielt er sie ein wenig fester und ein leises Schnurren brach aus ihm heraus. Radditz lächelte, während er seinen Bruder beobachtete. Als er das leise Schnurren hörte, seufzte er entspannt. Das erste Mal, seit er aus dem Krankenhaus heraus war, fiel jegliche Anspannung von ihm ab. Er ließ die Nähe seines Bruders zu und genoss es, ihn so mit seiner Tochter zu sehen. Sanft strich er Tales über den Arm und sah eine Weile nach draußen. Es gab noch so viele Fragen die ihn beschäftigten. Kakarott sprach davon, dass Tales für ihn gekämpft hatte und das er in den Kerker eingebrochen war. All das wollte er noch mit ihm besprechen, doch für den Moment, reichte ihm die angenehme Stille zwischen ihnen. Schließlich wurde Tales‘ Atmung ruhiger und das Schnurren hörte auf. Überrascht blickte Radditz an sich hinab und stellte fest, dass sein Bruder eingeschlafen war. Radditz schmunzelte etwas, Tales schien ihm wirklich immer noch zu vertrauen. Auch seine Tochter war kurz davor einzuschlafen und rollte sich leicht zusammen. Kurz überlegte er ihn aufzuwecken, doch da er seinem Bruder deutlich angesehen hatte, dass er in letzter Zeit schlecht geschlafen hatte, ließ er es sein. Stattdessen hob er ihn vorsichtig mit seiner Tochter hoch und brachte ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn sacht auf der Couch ablegte. Tales rollte sich sofort mit Silar zusammen. Radditz beobachtete ihn einen Moment, ehe er eine Felldecke und mehrere Kissen von oben holte. Er deckte die Beiden ordentlich zu und legte den Boden neben ihnen mit den Kissen aus, für den Fall das Silar runterfiel. Im Moment lag sie zwischen Tales und der Lehne. Ihr Kopf lag nahe an seinem und Tales lächelte im Schlaf. Leise holte Radditz seinen Scouter hervor und machte ein Bild von den Beiden. Dann ging er in die Küche und räumte den Tisch ab. Immer wieder warf er einen Blick ins Wohnzimmer. Auch wenn Silar bei ihrem Vater war, fühlte er sich dennoch unwohl dabei, sie alleine zu lassen. Daran würde Radditz noch länger arbeiten müssen, das war ihm klar. Als er fertig war, schickte er Kakarott das Bild und dazu eine Nachricht. „Du hattest Recht, Sórek. Was hältst du davon, wenn ihr morgen Mittag alle zum Essen kommt?“ Radditz wusste immer noch nicht, wie er damit umgehen sollte, dass Kakarott es quasi zu verantworten hatte, dass Okara mit ihm allein war. Doch eines war ihm gerade mehr als deutlich bewusst geworden. Er wollte seine Familie nicht weiter aus seinem Leben aussperren. Auch wenn es noch Vieles gab, dass sie alle miteinander besprechen mussten. Radditz wollte jetzt endlich einen Schritt in die richtige Richtung machen. Tales zu seiner Tochter zu bringen, war richtig gewesen. Nun musste er so weiter machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)