Ungewollte Bindung von Tales_ ================================================================================ Kapitel 44: Familie ------------------- Tales kam schon nach kurzer Zeit zurück zum Krankenhaus. Er wollte seinem Bruder und seiner Tochter so nahe wie nur möglich sein. Für sein kurzzeitiges Verschwinden gab es nur einen Grund. Er hatte die Samen für den Geburtsbaum gepflanzt. Genauso, wie er es mit Radditz besprochen hatte… Okara mochte vieles zerstört haben, doch Tales ließ nicht zu, dass sie ihretwegen nun auch diese Tradition nicht fortführten. Ihr Mädchen verdiente einen wunderschönen Baum. Trotz all der furchtbaren Dinge die heute passiert waren, war es dennoch der Tag ihrer Geburt. Stunde um Stunde saß Tales vor Radditz‘ Zimmertür. Nicht eine Sekunde verschwand er. Nicht einmal, als seine Váris auf dem Höhepunkt angelangt war. Nur dank Escar, hat er es überhaupt irgendwie ausgehalten. Der Medizinier hatte ihm etwas gegeben, um die Auswirkungen zu unterdrücken. Es hatte ihm etwas Linderung verschafft. Gine, Kakarott und Broly waren die ganze Zeit bei Radditz, der die meiste Zeit schlief. Sein Körper holte sich die nötige Ruhe, die er brauchte. Einzig wenn seine Tochter weinte und er sie füttern musste, wachte er auf. Er gab sie keine Sekunde aus den Händen. Nicht einmal zum Wickeln. Radditz konnte sie nicht loslassen. Noch nicht einmal bei seiner Familie. Wenn er wach war, sprach er kaum ein Wort. Er war komplett ruhig und teilweise sehr abwesend. Manchmal reagierte er kaum auf seine Familie, auch wenn er ihre Nähe trotzdem schätzte. Sein war Kopf voll und den vergangenen Ereignissen. Das alles war ihm zu viel. Okaras Versuch ihm sein Kind aus dem Bauch zu schneiden, die erzwungene Geburt, völlig allein mit dieser Verrückten. Dann die Zeit im Kerker und die allmächtige, panische Angst um sein Kind. Das war etwas, was er nicht einfach so verarbeiten konnte. So etwas brauchte Zeit. Zwei Tage blieb die Familie auf der Krankenstation. Escar hatte für Gine ein Krankenbett ins Zimmer geschoben, dass sie, Kakarott und Broly abwechselnd benutzten. Broly ließ seinen Freund auch nicht allein und war ständig an seiner Seite. Bardock blieb bei Tales, hatte aber von Escar ein Zimmer neben dem von Radditz bekommen. Zum Glück war auf der Station einiges frei. Doch Tales weigerte sich, auch nur einen Meter hier wegzugehen. Also blieb Bardock bei ihm und versuchte ihn etwas aufzubauen. Doch auch Tales war sehr still und in sich gekehrt. So etwas kannte Bardock von seinem Sohn nicht. Tales litt sehr darunter, nicht zu Radditz zu dürfen. Er wollte so gerne für ihn da sein. Auch für sein kleines Mädchen, was er bisher noch nicht einmal im Arm gehalten hatte. Doch Radditz wollte ihn nicht sehen. Gine hatte versucht das Thema behutsam anzusprechen. Doch Radditz blieb hart und ließ nicht mit sich reden. Alleine der Name seines Bruders ließ ihn wütend werden und so blieb das Thema unangesprochen. Tales konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin war es seine Freundin gewesen, die ihn so grausam verletzt hatte. Okara wollte ihm nicht nur das Kind aus dem Bauch schneiden und als ihr eigenes großziehen, sondern ihn auch töten. Für diesen widerwärtigen Plan, konnte man kaum die passenden Worte finden. Tales hasste sich dafür, dass er sich überhaupt auf Okara eingelassen hatte. Sie war ein Scheusal und wahrlich für niemanden eine gute Gefährtin. Wie konnte er nur so blind sein? Hatte er sich so von ihrer gespielten, lieblichen Art und ihrem schönen Körper blenden lassen? Wie hatte er nur so dumm sein können… Radditz hätte tot sein können… Tales wollte sich noch nicht einmal vorstellen, was wäre, wenn er Radditz wegen ihr verloren hätte. Okara war wirklich ein Monster. Tales war froh das sie im Kerker saß. Er hoffte, die Soldaten quälten sie täglich, denn nichts anderes hatte sie verdient. „Tales, na komm… lass uns etwas essen“, schlug Bardock vor und strich ihm über die Haare. Sein Vater sprach ruhig und sanft mit ihm, beinahe als wäre er ein kleines Kind. Beinahe musste Tales über den Gedanken lächeln, denn immerhin war er selbst inzwischen Vater. Doch er war ihm auch sehr dankbar für seine Hilfe. „Nein…“, antwortete Tales schlicht. Ihm war jeglicher Appetit vergangen. Bardock seufzte und schüttelte den Kopf. Er beschloss die Antwort nicht hinzunehmen und hob Tales kurzerhand hoch. Der Dunkelhäutige starrte seinen Vater verdattert an, als er sich plötzlich auf seinen Armen wiederfand. Bardock ließ sich davon nicht beirren und trug Tales in das leere Zimmer, was Escar für ihn und Tales freigehalten hatte und setzte ihn auf dem Bett ab. Dann nahm er die dampfende Schüssel Suppe und drückte sie ihm in die Hände. „Du isst jetzt etwas, Tales. Es bringt weder dir, noch Radditz etwas, wenn du zusammenbrichst“, sagte Bardock eindringlich. Tales starrte ihn an. Dann schlich sich ein minimales Lächeln auf seine Lippen. „Danke, Bókra“, antwortete er ruhig und begann zu essen. Er wusste, dass sein Vater Recht hatte. Wenn er für Radditz da sein wollte, musste er sich zusammenreißen. Aber es war verdammt schwer… Zur gleichen Zeit war Escar bei Radditz, um ihm neue Verbände anzulegen. Radditz ließ es über sich ergehen ohne eine Miene zu verziehen. Ein Großteil der Verletzungen war inzwischen verheilt. Am meisten machte ihm die Wunde an seinem Bauch zu schaffen und die Wunden auf seinem Rücken von den Wachen im Kerker. Doch wenigstens fühlte er sich nicht mehr schlapp und sein Körper gewann jeden Tag mehr Kraft. „Kann ich heute nach Hause?“, fragte Radditz ernst. Überrascht wurde er von Escar und seiner Familie angesehen. „Ich würde es besser finden, wenn du noch ein oder zwei Páveke länger hierbleibst“, sagte Escar schließlich. „Dein Zustand ist zwar nicht mehr lebensbedrohlich. Aber ich würde trotzdem nach dir und deiner Tochter regelmäßig sehen“ „Sie ist doch gesund?“, fragte Radditz nach und war sofort besorgt. „Natürlich, sie ist bei bester Gesundheit. Aber ihr beide wart enormen Stress ausgesetzt“, erwiderte Escar schnell. „Ja, deswegen will ich auch nach Hause. Es wird Zeit, dass wir hier rauskommen“, meinte der Langhaarige ernst. Er hatte es satt hier in diesem Bett zu liegen. Etwas musste sich ändern, er wollte nicht mehr länger hierbleiben. Außerdem fühlte er sich gut genug, um endlich Heim zu gehen. „Du solltest auf Escar hören, Sórek“, meinte Kakarott ruhig. Er saß auf dem anderen Bett und lehnte mit dem Kopf gegen Brolys Schulter. Er sah müde aus und fertig. „Bleib wenigstens noch bis morgen“, bat ihn Gine inständig. Sie machte sich große Sorgen um Radditz und würde sich wohler fühlen, wenn er sich noch etwas ausruhen würde. „Nein, wenn es medizinisch keine Einwände gibt, kann ich mich auch Zuhause ausruhen“, entgegnete Radditz ernst und sah Escar direkt in die Augen. Der Arzt runzelte die Stirn und dachte nach. „Es wäre mir lieber, wenn du noch hierbleiben würdest…“, meinte Escar. Ernst musterte er Radditz und seufzte. Er merkte, dass er ihn wohl nicht überzeugen konnte und medizinisch gesehen, gab es wirklich keinen Grund ihn hierzubehalten. Aber es wäre ihm auch wichtig, um noch etwas auf Radditz zu achten. Er hatte sein Baby nicht einmal aus den Händen gegeben. Als eine der Pflegerin ihr die Windel wechseln wollte, hatte er sie aggressiv angeknurrt. Kein Wunder, Radditz war traumatisiert. Aber davon wollte er nichts hören. Escar hatte versucht mit ihm darüber zu reden und hatte extra seine Familie für einen Moment aus dem Zimmer gebeten. Doch Radditz blieb stur. „Na gut, du kannst nach Hause. Aber nur wenn du mir versprichst, dich noch zu erholen. Kein Training in den nächsten zwei Wochen und ich werde alle zwei bis drei Páveke nach dir sehen. Morgen komme ich zu dir, dann brauchst du nicht immer hierher fliegen“, meinte Escar eher widerwillig. Radditz seufzte zufrieden, ehe er zustimmend nickte. Mit diesen Bedingungen konnte er gut leben. Gine sah besorgt zu Kakarott, der nur hilflos mit den Schultern zuckte. Sie konnten Radditz wohl kaum ans Bett fesseln. „Radditz… willst du nicht lieber noch etwas hierbleiben?“, fragte Gine unsicher. Für sie war es unvorstellbar, dass ihr Ältester nun allein in seinem Zuhause blieb. „Nein, Takrá. Mir geht es inzwischen besser, keine Sorge. Ich kann auf mich aufpassen und auf meine Kleine“, sagte Radditz ruhig. Seine Augen wanderten zu seinem Mädchen, was friedlich in seinen Armen schlief. Bis jetzt hatte er ihr noch keinen Namen gegeben. Irgendetwas hielt ihn davon ab. Er wusste es selbst nicht. Tales und er hatten über einige gesprochen… vor der Geburt. Aber sie konnten sich noch nicht festlegen. Dafür würde er jetzt noch Zeit brauchen. „Dann komm wenigstens mit zu uns nach Hause. Dann bist du nicht völlig allein oder einer von uns bleibt bei dir“, schlug Kakarott vor und sah seinen Bruder mit einem bittenden Blick an. Radditz schüttelte den Kopf. „Nein, Sórek. Ich will zu mir nach Hause und ihr braucht nicht auf mich aufzupassen. Die Schwangerschaft ist vorbei und ich kann jetzt wieder für mich selbst sorgen“, meinte Radditz ruhig. Kakarott senkte den Blick und seufzte schwer. „Wir wollen dir doch nur helfen, Sórek“, nuschelte er beinahe verzweifelt. „Ich weiß, Kaki… aber im Moment brauche ich Zeit für mich. Bitte akzeptiert das“, bat Radditz. „Okay, mein Großer. Aber wenn du etwas brauchst, melde dich bitte“, bat Gine eher widerstrebend. „Ja, das mache ich. Versprochen“, antwortete Radditz. Escar hatte dem Gespräch zugehört und war besorgt darüber, dass sich Radditz weiterhin zurückzog. Aber wenn seine Familie ihn schon nicht umstimmen konnte, dann er sicher auch nicht. Er hatte schon mit so etwas gerechnet. „Ich hole dir einen Brustpanzer“, sagte der Arzt ruhig und verließ das Zimmer. Radditz verzog etwas die Lippen, als er an diese Standard Rüstungen dachte, die im Palast für alle frei zugänglich waren. Seine eigenen waren ihm da doch lieber, aber da niemand bei ihm war und sie geholt hatte, musste er sich wohl damit zufrieden geben. „Aber ich bringe dir später noch etwas zu essen vorbei. Dann musst du wenigstens nicht kochen“, sagte Gine plötzlich lächelnd. So konnte sie wenigstens etwas für Radditz tun. Sanft strich sie ihrem Ältesten durch die Haare. „Danke, Takrá“, antwortete Radditz. Darüber war er sogar froh. Auch wenn er nur ein paar Tage weg war, konnte er sicher einen Teil seiner Lebensmittel wegwerfen. Morgen musste er zuerst einmal auf den Markt und etwas einkaufen. Als er die Hand seiner Mutter in seinen Haaren spürte, entspannte er sich und ein kleines, mildes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er wusste, dass sie ihn bedingungslos liebte und dafür war er ihr sehr dankbar. Ihm war klar, dass er im Moment abweisend war. Aber er konnte nicht anders. Als die Hand seiner Mutter weiter nach unten rutschte und dabei in die Nähe seines Babys kam, zuckte er Augenblicklich zurück. Er hob die Kleine aus ihrer Reichweite, damit sie sie nicht berühren konnte. Gine erschrak und sah ihn betroffen an. Auch Kakarott und Broly waren überrascht von Radditz‘ Reaktion. Betretenes Schweigen erfüllte den Raum. Gines Blick wurde traurig. Sie wollte die Kleine so gerne einmal in den Arm nehmen. Radditz‘ abweisende Haltung schmerzte sie. Unsicher öffnete sie den Mund, doch bevor sie sich überhaupt dazu entschieden hatte, was sie sagen wollte, öffnete sich die Tür. Escar kam zurück und brachte Radditz die Rüstung. „Danke!“, sagte Radditz schnell und vermeid den Blickkontakt mit seiner Familie. Schnell stand er auf und wickelte seine Rute liebevoll um seine Kleine. Sanft hielt er sie damit in der Luft und nahm Escar den Brustpanzer ab, den er sofort überzog. Anschließend schlüpfte er in die Stiefel, die Armstulpen ließ er bewusst aus. Dann nahm er sein Kind wieder auf seine Arme. „Kann ich dann gehen?“, fragte Radditz. „Ja, wir sehen uns morgen Abend“, sagte Escar ruhig. Normalerweise waren solche Arztbesuche eher unüblich. Doch in Radditz‘ Fall wollte er sichergehen, dass es ihm und dem Baby gut ging. „Ja, okay“, erwiderte der Langhaarige. Er war erleichtert darüber, dass er nun endlich hier raus konnte. „Wir begleiten dich“, schlug Kakarott vor und sprang vom Bett. Seine Hand hielt die seines Gefährten, der ebenfalls aufstand. „Nein, schon gut Sórek. Das schaffe ich auch alleine. Ihr solltet auch nach Hause fliegen. Ihr musstet lange genug auf mich aufpassen“, entgegnete Radditz. „Das ist doch selbstverständlich, Radditz. Wir sind deine Familie“, sagte Gine leise. Sie kämpfte etwas mit die Tränen. Radditz‘ Zurückweisung hatte sie verletzt. „Ich weiß… dafür bin ich auch dankbar. Aber ihr dürft jetzt auch an euch denken. Mir geht es besser“, meinte Radditz und sah zu seiner Mutter. Er fühlte sich etwas schuldig, weil er so reagiert hatte. Aber er wusste auch nicht, wie er das rechtfertigen sollte. Daher schwieg er lieber. Er wollte nur noch nach zurück nach Hause. „I… ich melde mich“, murmelte Radditz, während er seiner Mutter in die Augen sah. Dann öffnete er die Tür und wollte gerade nach draußen gehen, als ihm noch etwas einfiel. „Sagt Tales, dass er sein Zeug aus meinem Haus holen soll“, meinte er ernst. Dann verließ er endgültig das Zimmer und machte sich endlich auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)