Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 105: She ---------------- 105) She Der Vormittag zog sich wie ausgekauter Kaugummi. Jody hatte weder Lust falsche Freundlichkeiten mit ihrem Deputy oder dem Bürgermeister auszutauschen, noch bei den Stadtbewohnern um ihren Posten zu betteln, egal was ihr Wahlkampfteam sagte und wollte. So sehr sie sie auch mochte, so sehr sie ihr auch geholfen hatte, so sehr sie immer wieder versucht hatten sie aufzubauen, gerade waren sie ihr nur zu viel. Denn das letzte halbe Jahr hatte sie sich regelrecht den Arsch aufgerissen, um alle von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Als sie diesen Saal jedoch heute Morgen betreten hatte, war sie sich nicht mehr sicher gewesen, ob sie das alles noch wollte. Sie liebte Bobby und sie wollte diesen Mann, in dem sie nur einen versoffenen, eigenbrötlerischen Zausel gesehen und der sich vor ihren Augen zu diesem liebevollen Mann entwickelte, den sie nicht mehr missen wollte, der ihr das Leben nicht nur wörtlich gerettet hatte. Sie wollte diese Beziehung nicht mehr verstecken und wenn ihre Mitmenschen das nicht sehen wollte, warum sollte sie sich dann für sie ins Kreuzfeuer stellen? Mr. Davenport kam mit seiner Frau auf sie zu. „Jody! Es tut mir wirklich leid, was hier gerade passiert. Das haben Sie nicht verdient.“ Jody lächelte ihn nur an. Was sollte sie dazu auch sagen? Mrs. Davenport legte ihr ihre Hand auf den Arm. „Wir haben für Sie gestimmt.“ „Vielen Dank. Das ist nett von Ihnen!“ „Haben Sie mal etwas von dem jungen Winchester gehört?“, wollte Mr. Davenport wissen. Er wurde zwar von seinem Bruder sporadisch über Sams Studium informiert, hoffte aber, dass er vielleicht so ein paar mehr Informationen bekommen würde. „Er ist hier und wollte heute auch noch kommen.“ „Dann werden wir noch etwas warten“, erklärte der Anwalt. Jody nickte und schaute zur Uhr. Der kleine Zeiger sprang gerade auf die Elf, als Bobby die Ratshalle betrat. Sofort schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Bobby trug einen eleganten, dunklen Zweireiher. Er hatte sogar auf sein geliebtes Basecap verzichtet. Ihm folge Sam in einem schlichten schwarzen Anzug, der ihm jedoch so perfekt passte, dass er einfach nur atemberaubend aussah. Hinter den Beiden ... Jody hielt kurz den Atem an. Dean trug seine Uniform. Weißes Hemd, Krawatte und Mütze. Selbst auf die weißen Handschuhe hatte er nicht verzichtet. Die drei kamen auf sie zu und während Sam und Bobby ihr nur freundlich zunickten, trat Dean vor sie, nahm Haltung an und salutierte. „Ma‘am!“ Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. „Stehen Sie bequem. Lieutenant?“ Sie musterte ihn. „Seit wann hast du deine Streifen?“ „Etwas mehr als eine Woche. Die Prüfungen sind zwei Wochen her.“ „Herzlichen Glückwunsch.“ Warm strahlte sie ihn an. „Warum hast du nichts gesagt?“ „Bobby wusste es, aber dich wollte ich überraschen.“ „Das ist dir gelungen“, sagte sie mit einem Lächeln. Auch der Rest des Tages verging nicht schneller. Immer wieder musste Jody mit Einwohnern von Sioux Falls plaudern und so blieben die drei Männer eher sich selbst überlassen. Sam unterhielt sich eine ganze Weile mit Mr. Davenport und der erneuerte dabei sein Angebot, das Sam jedoch ausschlug. Sie hatten das Haus in Bloomington und Dean eine Wache, auf der er glücklich war, auch wenn die nur vorübergehend war. Es würde ja hoffentlich keinen zweiten Grady bei der Truppe geben. Aber auch der längste Nachmittag verging, die Wahlurne wurde geschlossen und die Stimmenauszählung begann. Und dann, endlich, wurden die Ergebnisse verkündet. Jody hatte die Wahl recht deutlich, aber mit wesentlich geringerem Abstand als befürchtet, verloren. Ihr ehemaliger Deputy führte sich auf, als wäre er der Einzige, der überhaupt Stimmen bekommen hatte. Herablassend schaute er auf seine Chefin, als sie ihm zu dem Sieg gratulierte. Sie fühlte sich wie taub. Irgendwie schien das alles noch nicht wirklich zu ihr durchgedrungen zu sein, oder warum fühlte sie sich gerade eher erleichtert? Müsste sie nicht wütend und enttäuscht sein? Seit der Verkündung der Ergebnisse lag nicht nur Bobbys Blick auf Jody. Und nicht nur er machte sich Sorgen. Sie war viel zu ruhig. Gab sie nur die starke Frau oder hatte sie schon damit abgeschlossen? Das wollte und konnte keiner der drei Männer glauben. „Ich glaube, dein Notfallplan muss doch ausgepackt werden“, wandte sich Sam leise an seinen Bruder. „Befürchte ich auch. Oder eigentlich finde ich es richtig gut. Ich weiß nur nicht, wie der angenommen wird, immerhin will ich die zwei damit entwurzeln. Auch wenn ich mich freuen würde, sie in unserer Nähe zu haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es tut mir leid, dass sie diese Wahl verloren hat. Ich ...“ Er brach ab, als er Sams Blick sah. „Die Leute bekommen was sie verdienen“, sagte Sam ruhig. „Jody ist es nicht.“ Er ließ seinen Blick über die Menge wandern. „Aber für uns freue ich mich. Die Familie beisammenhaben.“ Er nickte. Auch er fand die Idee gut, auf jeden Fall besser als Deans Vorschlag damals, als Jody in ihr Leben getreten war. Wie unrecht er doch hatte, wenn er sich anschaute, wie glücklich Bobby mit dieser Frau war und wie glücklich er war, sie in Bobbys und damit in ihrem Leben zu haben. Jody ging zum Bürgermeister und wechselte ein paar Worte mit ihm. Dann verließ sie die Bühne. Sie bedankte sich bei ihrem Wahlkampfteam für die gute Arbeit. Es war nicht deren Schuld. Mit einem Nicken verabschiedete sie sich von ihnen und ging zu ihren Männern. „Lasst uns gehen. Bei der Beweihräucherung des neuen Sheriffs muss ich nicht dabei sein. Noch ist er es nicht!“ Auf dem Weg zum Ausgang wurden sie von Mr. Davenport aufgehalten. „Es tut mir leid“, sagte er ruhig und schaute erst zur Bühne und dann ins Publikum. „Sie bekommen, was sie verdienen. Ich hoffe, Sie nehmen es nicht allzu schwer.“ Er drückte Jody noch einmal die Hand. „Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren.“ „Da sind Sie wohl der Einzige, der das so sieht.“ Jody lächelte tapfer. „Ihnen auch vielen Dank.“ Sie wandte sich ab und verließ, umrahmt von ihren Männern, das Rathaus. Auf dem Weg zum Wagen legte Bobby seinen Arm um ihre Schulter. Sanft drückte er ihren Arm. „Ich fahre“, sagte er leise und hielt die Hand auf. Nickend gab sie ihm den Schlüssel. Als Bobby den Wagen vom Parkplatz lenkte, brachen ihre Dämme. Tränen traten ihr in die Augen. Der Impala stand schon vor dem Haus, als Bobby auf den Hof fuhr. Nebeneinander warteten die Brüder auf der Veranda. Jody rutschte vom Sitz. Unschlüssig stand sie in der Tür, bevor sie einen Ruck gab, die Tür schloss und die Stufen auf die Veranda nahm. Fast sofort drückte sie sich an Sam. Der legte seine Arme um sie und hielt sie, während sie ihrem Kummer freien Lauf ließ. Dean legte ihr eine Hand auf den Rücken. Die Andere platzierte er auf Sams Schulter. Bobby trat zu ihnen und Dean legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sein Blick wanderte von Bobby zu Sam und wieder zurück. Ein kurzes Nicken und er verschwand im Haus. Mit vier halbvollen Whiskey-Gläsern in den Händen kam er zurück. Nur langsam erlangte Jody ihre Fassung zurück. Sie schniefte und löste sich von Sam. Sofort zog Bobby sie an seine Seite, um ihr weiter Halt geben zu können. Dean reichte jedem ein Glas. „Was haltet ihr von Eis, viel Whiskey und einem romantischen Film?“ Sam schaute seinen Bruder irritiert an. Woher hatte er denn diese Weisheiten?“ Jody lächelte gegen die Tränen an. „Clint Eastwood tut es auch.“ „Echt?“, Dean strahlte. „Du bist die Beste!“ „Sag das mal meinen Mitbürgern hier in Sioux Falls.“ „Die sind doch alle nur neidisch, dass du glücklich bist!“, erklärte Sam. Verlieb schaute Jody zu Bobby auf und legte ihren Kopf gegen seine Schulter. Dean packte seinen Bruder am Ärmel und zog ihn mit sich ins Haus. „Du kannst mir helfen.“ „Wobei?“, fragte der und folgte dem Älteren Dean durchsuchte die Gefrierfächer und förderte eine Packung Vanille und eine Packung Schokoeis zu Tage. Außerdem fand er eine Tüte Cookies. „Die kannst du mal auftauen“, erklärte er Sam und reichte ihm die Tüte. Er selbst verteilte Eis in große Schüsseln und brachte alles ins Wohnzimmer. Blind griff er in Bobbys Clint Eastewood-Regal und schob die Kassette in den Videorecorder, bevor er nach oben lief, um sich umzuziehen. Als Bobby und Jody ins Zimmer kamen, lief der Vorspann von Dirty Harry. An diesem Abend wurde wenig geredet, dafür mehr gegessen und getrunken. Erst als die Vier am nächsten Morgen, nach ihrem Frühstück noch gemeinsam am Tisch saßen, begann Jody ein richtiges Gespräch. „Was habt ihr jetzt vor?“, fragte sie und schaute zu Dean. „Keine Ahnung. Ausspannen, deine Küche genießen und mit Bobby an einem Auto schrauben.“ Der Winchester zuckte mit den Schultern. Jody trank einen Schluck. „Du hast Donnerstag gesagt, dass wir eine Lösung finden werden, egal was passieren würde. Welche Lösung soll das denn sein?“, lauernd schaute sie ihm in die Augen. Dean stand auf und holte die Flasche Whiskey und vier Gläser. „Alkohol am frühen Morgen?“, fragte Bobby skeptisch. „Wenn wir voll sind, kann sie uns nicht rausschmeißen“, grinste Dean schief. Er goss jedem einen Schluck ein, verteilte die Gläser und setzte sich. Er starte auf die goldene Flüssigkeit, die leicht in Glas hin und her schwappte, während er es sanft drehte. „Ich bin ein Familienmensch und ich habe meine Familie gerne in meiner Nähe“, begann er. Seine Augen wanderten zu Sam. „Und ich weiß, dass es Sam genauso geht.“ Er ließ seinen Blick von Jody zu Bobby wandern. „Ihr seid meine Familie! Sam und ich, wir haben ein riesiges Haus geerbt, das auf einem Grundstück steht, dass ...“ Er schüttelte den Kopf. „Egal. Was ich damit sagen will. Wir haben genug Platz und außerdem noch einen Schrottplatz, der mit Sicherheit mehr abwerfen würde, wenn täglich einer vor Ort wäre.“ Er atmete tief durch. „Lange Rede kurzer Sinn. Wenn ihr´s hier nicht mehr aushaltet und euch vorstellen könntet umzuziehen? Ihr wärt in Bloomington herzlich willkommen.“ Dean schnaufte und kippte seinen Whiskey hinunter. „Du willst, dass ich für dich arbeite?“, fragte Bobby. „Ich dachte da eher an eine Partnerschaft“, erwiderte Dean. „Und wo sollen wir wohnen? Bei euch im Haus? Das baut ihr für zwei Familien um, wenn ich das richtig verstanden habe.“ „Wir haben da ... die Ruine in der Nähe der Einfahrt und es gibt das Haus auf dem Schrottplatz.“ „Die müssen gemacht werden. Aber wir haben auch dein Haus hier hinbekommen“, warf Sam ein. „Habt ihr nicht schon genug zu tun?“ „Bislang haben wir uns noch vor keiner Arbeit gedrückt!“ Dean holte sich einen weiteren Kaffee. „Ihr redet immer vom Schrottplatz und von Bobby“, meldete sich Jody jetzt auch zu Wort. „Was soll ich denn in eurer Planung tun? Däumchen drehen? Dafür bin ich wirklich zu jung!“ „Wir können mit Nick reden. Er sucht immer noch gute Leute für sein Team. Du könntest als Köchin arbeiten, wenn du daran Spaß hast. Einen Foodtruck kriegen Dean und Bobby bestimmt hin.“ Sam schaute kurz zu den Beide. „Du bist ein guter Polizist. So jemanden findet bestimmt auch bei der Polizei in Bloomington einen Job. Oder du arbeitest als Privatermittler.“ „Letztendlich sind es nur Angebote.“ Dean sah ihr in die Augen. „Mir hat allein das Wissen, dass ich nicht ins Bodenlose falle, sondern einige Möglichkeiten habe, nach meiner Kündigung so viel Halt gegeben.“ Er legte seine Hand auf ihre. „Egal was ihr, was du tun willst. Ihr sollt nur wissen, dass es offene Türen gibt.“ „Und dass wir uns freuen würden, wenn ihr in unsere Nähe ziehen würdet“, fügte Sam an. Jody schnaufte. Ihr Blick suchte Bobbys. „Ich weiß nicht.“ „Du musst nichts sofort entscheiden. Denkt einfach mal drüber nach“, bat Sam. Dean trank seinen Kaffee aus, stand auf und brachte die Tasse in die Spülmaschine. „Hast du Platz in der Halle? Ich wollte Baby einen Wellnesstag bieten.“ „Hat sie es nötig? Ich dachte du hast jetzt eine Werkstatt dafür.“ „Habe ich auch. Ist eher der alten Zeiten wegen. Oder hast du Arbeit für mich?“ Bobby grinste. „Ich hätte da einen Kunden. Wenn du mitmachst, geht es schneller.“ „Gerne“, freute sich Dean und ging nach oben, um sich umzuziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)