Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 101: Let it be ---------------------- 101) Let it be Ein paar Stunden später riss ihn der Wecker aus einem schönen Traum. Er hing den Bildern noch eine Weile nach, dann stand er auf, ging duschen und begann einen Picknickkorb zu packen. Eineinhalb Stunden später stellte Dean den Impala vor Maddies Haustür ab. Er ging nach oben und klingelte. Die Taste hatte er noch nicht richtig losgelassen, als sie auch schon die Tür öffnete. Kritisch musterte sie ihn. „Was?“, wollte er irritiert wissen. „Ich dachte, ich könnte anhand deiner Kleidung erkennen, wohin es heute gehen soll.“ „Wir gehen klettern. Und danach, dachte ich, könnten wir uns ein hübsches Plätzchen für ein Picknick suchen.“ „Dann bin ich mit Jeans ja genau richtig angezogen.“ „Nimm eine Jacke mit, für den Abend“, bat Dean. Madeleine holte ihre Jacke und bewunderte still seine Voraussicht. Zur Kletterhalle war es nicht weit. „Fährst du hier öfter her?“, wollte sie wissen, nachdem Dean den Wagen geparkt hatte und die Tür ansteuerte. „So hin und wieder.“ „Dean, hey, brauchst du schon wieder Trainingsstunden oder willst du die Frau an deiner Seite beeindrucken?“, strafte einer der Trainer, der gerade einem jungen Mann beim Anlegen des Sicherungsgeschirrs half, Deans Worte Lügen. „Weder noch, Rus“, erklärte der Winchester. „Ich dachte, wir verbringen hier einen ruhigen Nachmittag.“ „Na dann! Viel Spaß“, wünschte Rus und ging mit seinem Klienten in die Halle. „Hin und wieder?“, lachte Madeleine nur. „Naja, es macht Spaß und wir kriegen die Zeiten für den Fitnessnachweis angerechnet.“ Er zuckte mit den Schultern und half ihr das Sicherheitsgeschirr anzulegen. Nach zwei Stunden Felsenkletterei reichte es Maddie. Das Klettern hatte Spaß gemacht und sie wollte es bestimmt auch wiederholen, aber es war ungewohnt und jetzt streikten ihre Muskeln. Außerdem knurrte ihr Magen. „Ich habe genug“, sagte sie also zu Dean, als wie wieder neben ihm stand. „Du hast dich gut gehalten!“, bewunderte er sie. „Ich hätte gewettet, dass du eher streiken würdest.“ „So unsportlich bin ich nun auch wieder nicht!“, maulte sie. „Das meinte ich auch nicht.“ Er lächelte. „Nach meiner ersten Runde hatte ich mächtigen Muskelkater und wir waren nicht so lange in der Wand“, erklärte er. „Wenn du so weiter machst, muss ich bald um meinen Job fürchten“, sagte Rus, der sich eben zu ihnen gesellt hatte. „Wie du sie sicherst und ihr alles erklärt hast, das sah sehr professionell aus.“ „Lass mal“, Dean rieb sich den Nacken. „Ich habe einen Job, der mir Spaß macht und den ich um nichts in der Welt aufgeben möchte.“ „Da habe ich ja Glück.“ Russell grinste und schlug Dean kameradschaftlich auf die Schulter. „Willst du auch noch in die Wand?“ Dean schaute zu Maddie. Bisher hatte er sie nur gesichert. Er würde schon gerne, aber sie konnte ihn nicht halten, wenn er abrutschen sollte. „Ich möchte schon sehen, was du so kannst, wenn dich hier jeder kennt“, sagte sie. „Aber nur kurz. So langsam habe ich Hunger“, sagte Dean. „Ich sicher dich. Wo willst du hoch?“, fragte Rus. Dean musterte die schwarzen Griffe. Diese Wand kannte er fast auswendig. Aber das war egal. Er konnte es ja mal wieder auf Zeit versuchen. Doch bevor er etwas sagen konnte deutete Rus auf den freistehenden Turm in der Mitte. „Die lila Griffe sind neu und gehen einmal um den Turm rum. Wie sieht´s aus?“ Ganz automatisch folgte Deans Blick dem ausgestreckten Arm des Trainers. Dann schaute er zu Madeleine und sie nickte begeistert. Der Winchester zuckte mit den Schultern. Warum nicht? „Dann mal los“, sagte er und ging zu dem Turm. Er hakte das Sicherungsseil in seinen Gurt. Rus zog das andere Ende des Seiles durch den Karabiner an seinem Geschirr. „Alles klar“, forderte er Dean auf und der machte sich auf den Weg nach oben. Die ersten Meter waren einfach, dann wurde es komplizierter. Vor allem an den Ecken musste er mehrfach umgreifen. Doch natürlich schaffte er die Strecke. Grinsend stand er oben. „Lässt du dich fallen?“, wollte Rus wissen. „Habe ich das je?“, fragte Dean und löste das Seil. Er hatte schon immer Probleme damit die Kontrolle vollkommen abzugeben. Dass ihn jemand bei Klettern sicherte, war nicht das Problem. Da lag es ja eher an ihm, wenn jemand eingreifen musste. Aber sich fallen zu lassen? Das würde er wohl höchstens bei Sam und selbst da spielte seine Flugangst eine größere Rolle und er musste sich überwinden. Einem Fremden würde er wohl nie die Kontrolle über sein Wohlergehen überlassen, solange er noch selbst denken und handeln konnte. Er nahm die Treppe im Inneren des Turmes. „Das sah gut aus“, empfing ihn Madeleine. „Danke“, freute er sich ehrlich. „Und jetzt habe ich Hunger!“ Sie deutete auf die Tisch in einem abgetrennten Bereich. „Essen wir hier?“ „Nein. Ich dachte wir suchen uns ein hübsches Plätzchen in der Natur. Was hältst du von einem Platz an einem See oder eine Lichtung im Wald?“ Sie nickte. „Eine Lichtung klingt näher.“ Dean grinste und gemeinsam gingen sie sich umziehen, um dann zu ihrem Picknick zu fahren. Mitten auf der Lichtung brannte ein kleines Lagerfeuer. Die Sterne funkelten am Firmament. Dean erhob sich und schürte das Feuer. Dann sammelte er seine Sachen zusammen und zog sich an. Er reichte Madeleine seine Jacke. Sie waren vor ein paar Stunden hier angekommen und hatten eine Decke ausgebreitet, bevor sie sich über den Picknickkorb hergemacht und sich dann wild und lange geliebt hatten. Jetzt zog die Kälte langsam über die Wiese. Er setzte sich wieder und lehnte sich an einen Baumstamm. Maddie kuschelte sich an seine Brust. Immer wieder schaute sie zu ihm auf. Was hatte er nur? Er war schon eine Weile in sich gekehrt und sie fragte sich, was diesen Stimmungsumschwung ausgelöst haben könnte. „Wir müssen reden“, sagte Dean plötzlich in das Rauschen der Bäume. „Ich muss dir etwas von meiner Vergangenheit erzählen, bevor ...“‚ 'ich mich nicht mehr traue oder das mit uns noch tiefer geht.‘, führte er den Satz in Gedanken zu Ende. ‚Oh Gott, er ist verheiratet und hat Kinder‘, schoss es ihr durch den Kopf. Sie setzte sich auf und schaute ihn schweigend an. Er starrte ins Leere. Er hatte Angst vor ihren Reaktion, Angst davor, dass sie genauso reagierte wie Cassie. Doch auf Dauer mit einer Lüge leben konnte er nicht und jetzt war es vielleicht noch möglich, sich von diesen Gefühlen zu lösen und weiterzumachen, ohne dass er daran kaputt gehen würde. Er holte tief Luft. „Du kennst Horrorfilme. Ich mochte Poltergeist immer ganz gerne“, er grinste schief. „Allerdings weiß ich, dass der wahr ist. Poltergeister, Vampire, Dämonen, das Ding im Schrank vor dem Kinder Angst haben, es gibt sie wirklich. Sam und ich, wir waren bis vor reichlich zwei Jahren auf der Jagd nach diesen übernatürlichen Wesen, auf der Jagd nach dem Bösen und Übernatürlichen in diesem Land.“ Jetzt war es raus und er fühlte sich erleichtert und beschissen zugleich. Madeleine rückte von ihm ab. ‚Jetzt spinnt er total!‘ Sie richtete sich auf, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie wartete auf ein Grinsen, das ihr verriet, dass er sie auf den Arm nahm. Doch nichts dergleichen passierte. Sein Blick blieb weiter ins Leere gerichtet. Sie stand auf. „Sag mal hast du sie noch alle? Bist du völlig bekloppt? Du gehörst doch in eine Anstalt!“ Dean schloss die Augen. Eine steile Falte erschien zwischen seinen Brauen und der ganze Schmerz seines Lebens schien sich in sein Gesicht graben zu wollen. Er nickte. „Ich bin ein Freak! Und ich jage Freaks. Ich habe ewig gebraucht, mich in ein Leben hineinzufinden, das immer noch fantastisch erscheint und dass ich liebe. Trotzdem kann ich nicht verleugnen was ich bin. Meine Mom starb als ich vier war, durch die Hand eines Dämons über Sammys Bettchen an die Decke gepresst. Blut tropfte aus ihrem Bauch und dann stand die Decke um sie herum in Flammen. Ich habe Sammy damals aus dem Haus getragen während John versuchte Mom zu retten.“ „Du hast als Kind Horrorfilme gesehen? Wie verantwortungslos ist das denn?“, griff sie die erste Vermutung auf, die ihr bei dieser Aussage in den Sinn kam. „Es war kein Film und ich habe Mom nicht gesehen. Aber Jess. Sams Freundin. Sie starb 22 Jahre später auf die gleiche Weise.“ Er öffnete die Augen wieder und schaute zu ihr. „Vampire, Hexen, Werwölfe, Dämonen. Sie sind real!“, sagte er ernst. Madeleine fuhr sich durch die Haare. Wie sollte sie hier argumentieren? So wie er aussah, glaubte er daran. Verdammt! Wieso musste sie an so einen geraten? Bis eben schien er doch ganz normal gewesen zu sein!?! „Dean“, beschwor sie ihn, „das sind nur Filme. Es gibt keine Monster! Ich hab noch nie davon gehört. Klar in Filmen und Legenden. Aber ich kenne niemanden der sowas schon mal gesehen hätte.“ „Du glaubst auch an Keime und Bakterien. Ich habe noch nie welche gesehen und doch gibt es sie“, konterte er. Er stand ebenfalls auf und begann ihre Sachen zusammen zu sammeln. „Ja, aber ich habe sie gesehen. Ich kann sie dir zeigen!“ fauchte sie und starrte ihn wütend an. „Und ich könnte dir die Monster zeigen.“ Dean richtete sich auf. Sein Blick verlor sich in der Ferne, irgendwo jenseits von Raum und Zeit. Traurig schien er in die Vergangenheit zu schauen. „Sam und ich wurden von klein auf als Soldaten erzogen. Gedrillt für einen Krieg gegen das Böse.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich..... wir haben so viel Furchtbares gesehen.“ Dann riss er sich von den Erinnerungen los und schaute sie an. Es brachte so nichts. Sie hatte dicht gemacht. Sie würde ihm nicht glauben, egal was er sagte. Er hatte wieder einmal verloren. Wie hatte er glauben, wie hatte er hoffen können, dass es dieses Mal anders lief? Sie waren ein paar mal ausgegangen. Cassie kannte er wesentlich länger. Ihre Liebe war viel tiefer gegangen, als er es ihr gesagt hatte und sie hatte ihm nicht geglaubt. Wie sollte es Madeleine da schon jetzt tun? Wollte er sie vertreiben? Wollte er, tief in seinem Inneren, eine Bestätigung dafür, dass er nicht für so ein Leben geschaffen war, dass er wieder auf die Straße und in ein Leben zurückkehren wollte, das von der Jagd bestimmt wurde? Wollte er so sterben wie John? Hatte er sich die ganze Zeit etwas vorgemacht? Nein! Das wollte er nicht glauben! Er wollte leben und er wollte dieses Leben! „Ich bring dich nach Hause“ sagte er leise, nahm ihre Sachen und brachte alles zum Impala. Immer wieder schaute sie zu ihm hinüber. Immer wieder wollte sie etwas sagen. Doch er strahlte eine Kälte aus, die sie noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Er hatte sich komplett abgeschottet und starrte auf die Straße. Sie hatte den Eindruck, dass ein völlig fremder Mann neben ihr saß. Das war nicht der warmherzige, fröhliche Dean, als den sie ihn kennengelernt hatte. Doch was wollte er. Warum erzählte er ihr sowas. Wollte er sie verlassen? Das hätte er ihr auch anders sagen können. Warum so ein Lügenmärchen? Sie wünschte sich, er hätte ihr von einer Frau und Kindern erzählt. Damit hätte sie umgehen können. Irgendwie. Monster, Dämonen, Vampire, Werwölfe? Warum dachte er sich diese Dinge aus? Hatte er als Kind zu viele Horrorfilme gesehen und sich den Verlust seiner Mutter so erklärt? War der Vater unfähig gewesen seinen Kindern diesen Verlust zu erklären und ihn mit ihnen zu verarbeiten? Sie überlegte. Im Krankenhaus hatten die Brüder ihnen doch urbane Legenden erzählt. Diese Erzählungen waren so lebendig gewesen. Waren das wirklich nur Legenden? Sie wusste es einfach nicht. Sie wusste nicht, was sie von seiner „Beichte“ halten sollte. Dean brütete ebenfalls vor sich hin. Was sollte jetzt werden? Würde er eine Frau finden, die seine Vergangenheit akzeptieren konnte? Oder wäre es einfacher den Wunsch nach einer Familie fallen zu lassen? Er wollte nicht mehr zurück auf die Straße und einer Bestimmung folgen, die John ihm eingeredet hatte. Er wollte leben! Er wollte es hier und mit Sam! Selbst wenn das heißen würde, nie eine eigene Familie zu haben! Er würde sich nicht unterkriegen lassen. Er würde kämpfen. Das hatte er immer! Außerdem hatte er den besten Grund hier, um zu bleiben. Sammy. Und inzwischen ja auch das Haus, das er allerdings sofort für Sams Glück aufgeben würde, würde ihn jemand fragen. Dean atmete tief durch. Sein Entschluss stand fest. Wenn nicht Madeleine, dann fand er vielleicht später eine anderen Frau, die ihn akzeptierte. Er würde nicht aufgeben! Vor Madeleines Haus hielt er an. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, doch er schaute stur geradeaus. Er wollte es nicht hören. „Lass mir Zeit!“ bat sie leise und blickte ihn fragend an. Er reagierte nicht. Klar! Sie hatte ihm erklärt, dass sie ihn für bekloppt hielt. Aber wie konnte er ihr so ein Märchen auftischen? Wie konnte er annehmen, dass sie ihm glauben würde? Sagte er vielleicht doch die Wahrheit? Aber wieso hatte sie dann noch nie etwas davon gehört? Sie würde ihn das zu gerne fragen. Sie wollte zu gerne wissen, wie er darauf kam, dass diese Gestalten real wären, und sie wollte ihm sagen, dass er es beweisen sollte. Spätestens dann müsste sein Kartenhaus doch einbrechen, oder? Spätestens dann müsste er der Wahrheit ins Auge blicken. Er ließ mit keinem Anzeichen erkennen, dass er sie überhaupt gehört hatte, also stieg sie aus. Vor ihrer Haustür drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Dean saß in seinem Impala und starrte auf die Straße. Er schien nicht auf sie zu achten, aber er fuhr auch nicht davon. Schnaufend zuckte sie mit den Schultern und betrat das Treppenhaus. Sie war schon eine Weile in ihrer Wohnung, als sie hörte wie der Impala endlich gestartet wurde und sich entfernte. Zu Hause ließ sich Dean auf die Couch fallen. Er stellte die Ellenbogen auf die Knie und stützte seinen Kopf in die Handflächen. Er fühlte sich wie ausgelaugt und wusste nicht mal warum. Er hatte sich gewünscht, dass sie ihm glauben würde, aber er hatte es nicht erwartet. Wie auch. Trotzdem hatte er es versuchen müssen. Lange saß er einfach nur da, stumpf ins Leere starrend. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Er holte ihre Waffentasche aus dem Fach unter seinem Bett und begann die Waffen zu reinigen, die er einpacken wollte. Viele waren es nicht. Nur Sammys Beretta, sein Colt, die Schrotflinten, Armbrüste und Macheten. Damit kam er sich nicht so gänzlich nackt vor, wenn sie durchs Land fuhren und diese Waffen konnten sie problemlos mit einer Jagd bei ihrem Onkel erklären. Es dauerte nicht lange, bis sich die meditative Wirkung seines Tuns in seinem Inneren ausbreitete. Seine Gedanken beruhigten sich und als er die Waffen in eine Tasche schob, fühlte er sich auch endlich in der Lage ins Bett zu gehen und noch ein paar Stunden erholsam zu schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)