Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 83: The Riddle ---------------------- 083) The Riddle Sie betraten den großen Kellerraum unter der Eingangshalle. Während Sam sich die Wandverkleidung vornahm, zählte Dean 15 Reihen von der Tür aus. Auf dieser Reihe ging er zur Wand unter dem Eingang und zählte 37 Fließen. Einfach nur um zu testen, klopfte er zweimal mit dem Fuß auf die Fliese. Nichts. Es klang nicht anders als bei allen anderen Fliesen zuvor. Er holte tief Luft und trat mit dem Fuß den Morsecode auf die Fliese. Ein leises Klacken war zu hören. Sofort drehte sich Dean in die Richtung, konnte aber nicht wirklich etwas erkennen. Er holte den Impalaschlüssel aus der Hosentasche und legte ihn auf die Fliese. Langsam näherte er sich der Wand, von der das Geräusch gekommen sein musste. Sam, der ebenfalls sofort aufgehorcht hatte und in diese Richtung schaute, folgte seinem Bruder. Gemeinsam leuchteten sie mit ihren Taschenlampen erst die Ränder der Wand ab, dann begannen sie sie Stein für Stein zu untersuchen. „Sam!“ Dean schob seine Taschenlampe zwischen seine Zähne. Seine Finger drückten einen Stein ein Stück zur Seite. Sam leuchtete seinem Bruder. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Wenn das Ding jetzt wieder zuschnappte, würde es ihm die Finger abquetschen. Ob er vielleicht besser zu der Fliese ging, um sofort den Morsecode eingeben zu können? Deans Finger fanden einen Griff. Seine Muskeln spannten sich und dann zog er an der Wand. Langsam schwang sie auf. Kaum hatte er genug Platz, quetschte er sich durch den Spalt und schob die Tür weit auf. Der Mechanismus sollte mal geölt werden, wenn sie öfter hier rein wollten, überlegte er. Dann leuchtete er in den Raum, den er geöffnet hatte. An allen Wände waren Regalen in denen hin und wieder eine Flasche lag. „Ein Weinkeller?“, fragte er ungläubig und leuchtete die einzelnen Regale ab. Sam trat zu ihm. Sollte sich die Tür schließen wollen, konnten sie sich immer noch mit einem schnellen Sprung in Sicherheit bringen. Auch er leuchtete die einzelnen Regalfächer ab. Gleich neben der Tür, ganz oben lagen mehrere Hefte und darunter mehrere Bücher. Er nahm sie herunter und pustete den Staub weg. Demonstrativ wedelte Dean mit der Hand vor seinem Gesicht herum und hustete. Sam trat in das Licht des großen Kellers und begann sich diese Hefte genauer anzusehen. Schnell fand er einige Zauber und begann zu lesen. Dean interessierte sich mehr für die Flaschen. Er nahm die eine oder andere heraus, wischte über das Etikett und legte sie wieder zurück. Nichts was darauf stand sagte ihm viel. Wieder wollte er eine Flasche nehmen. Er umfasste den Hals und kippte sie leicht nach oben, als erneut ein leises Klicken zu hören war. Sofort hastete er aus dem Raum und stellte sich zu Sam. Doch nichts passierte. Als sich die Wand nach 5 Minuten immer noch nicht geschlossen hatte, betrat er den Weinkeller wieder und begann die Regale genauer zu untersuchen. Sam beobachtete ihn mit Argusaugen. ‚War zwischen den beiden Regalen gegenüber des Einganges überhaupt ein Spalt gewesen?‘ Dean zog an einem Regal. Fast lautlos glitten sie auseinander. Der Geruch, der ihm entgegenschlug, ließ ihn sich angeekelt wegdrehen. Es stank nicht wirklich schlimm, aber er hatte ihn zu oft gerochen, um nicht zu wissen, was er gleich sehen würde. Er hielt sich den Arm vor die Nase, atmete tief ein und leuchtete mit der Taschenlampe in den Raum. Vier Leichen lagen nebeneinander auf dem Boden. „Wieso habe ich es geahnt?“, fragte er und schaute zu Sam, der langsam näherkam. „Was machen wir jetzt?“, wollte Dean wissen. „Sofort verbrennen oder willst du erst sehen, ob die Geister noch anderweitig gebunden sind?“ „Mir wäre es lieber, wenn wir erst ihre Hefte durchgehen“, erwiderte Sam. „Dann sofort. Ich will die so schnell wie möglich hier raus haben!“ „Gut. Machen wir die Kammer erstmal wieder zu und dann holst du den Impala runter. Ich gehe die Hefte durch. So viel ist es nicht.“ Dean nickte und verschwand nach oben. Nachdem er den Impala in die Garage gestellt hatte, setzte sich Sam mit den Büchern zu ihm und gemeinsam gingen sie die Einträge durch. Zwei Stunden später hatte Sam die Lösung gefunden. „Sollte es so einfach sein?“, fragte er zweifelnd und hielt Dean die Seite hin. Der las es sich durch, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Der Spruch sollte den Geist für ein paar Minuten bewegungsunfähig machen. Ging das überhaupt? „Wer nicht wagt ...“, erklärte er und stieg aus. Sie stiegen die Treppe nach oben und gingen in die Bibliothek. „Soll ich es einfach mit allen Namen versuchen oder probieren wir jeden einzeln durch?“, fragte Sam. „Versuchen wir es lieber mit jedem einzeln. Auf die paar Minuten mehr kommt es nun auch nicht mehr an“, überlegte Dean und Sam nickte. Er las den Spruch mit dem ersten männlichen Namen der Liste. Dean hob den Hammer und schlug vorsichtig zu. Der Hammer prallte ab, ohne einen Schaden hinterlassen zu haben. Sam versuchte den zweiten Namen. Wieder schlug Dean zu und dieses Mal lösten sich einige Bröckchen Putz. Hastig vergrößerte er die Stelle und holte den Hexenbeutel aus der Wand. Auf dem Weg zum Esszimmer ließ er ihn in die Schale fallen. Auch im Esszimmer und danach in der Küche musste Sam den Spruch zweimal lesen, bevor Dean den Hexenbeutel entfernen konnte. Das letzte große Zimmer ging dann logischerweise schnell. Dean warf auch den letzten Hexenbeutel in die Schale. „Und was machen wir damit?“ „Darum kümmere ich mich gleich“, erwiderte Sam. „Was machen wir mit den Leichen?“ „Salzen und verbrennen!“ Dean grinste. „Aber nicht hier auf dem Grundstück.“ Über Sams Gesicht huschte ebenfalls ein Lächeln, während er nickte. „Willst du das heute noch machen?“ „Draußen ist es inzwischen dunkel. Ich habe frei und du hast morgen nach der Uni auch nichts.“ Er zuckte mit den Schultern. „Je eher wir die los sind, umso besser. Ich will hier endlich anfangen können, ohne befürchten zu müssen, dass mich das Werkzeug attackiert.“ „Gut. Ich kümmere mich um die Hexenbeutel, dann schaffen wir die Leichen in den Impala und verbrennen sie irgendwo im Wald“, fragend schaute Sam zu seinem Bruder. Der nickte nur. Während Sam die Formel aufsagte und Myrre, Wermut und Beifuß in die Schüssel gab und das Ganze zum Schluss mit einem Streichholz anzündete, nahm sich Dean den Hammer, ging in die Küche und schlug wahllos auf mehrere Fliesen ein. Zufrieden sah er, wie jede einzelne unter dem Schlag zersprang. Er drosch den Hammer noch an einer Stelle neben der Tür so heftig gegen die Wand, dass der Putz flog. „Endlich!“ Er stellte den Hammer weg und holte die Planen und Decken, die er schon besorgt hatte aus dem Kofferraum. Er ging in den Keller und öffnete die Geheimtüren. Als er Sam die Treppe herunterkommen hörte, zerrte er die erste Leiche auf eine Plane und trug sie, gemeinsam mit Sam, zum Impala. Schnell waren die vier Leichen eingeladen und die Geheimtüren wieder verschlossen. Dean fuhr den Impala aus der Garage und Sam schloss die Haustür ab. Dann lenkte Dean den Wagen Richtung Westen. „Irgendwie fühlt es sich an wie früher“, begann Sam nach einer ganzen Weile. Er schaute zu seinem Bruder. Im Radio lief leise Musik. „Irgendwie und irgendwie ist es ganz anders“, nickte der. Er warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße blickte. „Und was ist anders?“ „Früher hätte ich mir nicht vorstellen können sesshaft zu werden. Heute“, er zuckte mit den Schulter, „kann ich mir fast nicht mehr vorstellen nochmal so ein unstetes Leben zu führen. Seit ich auf der 17 bin ist unser altes Leben plötzlich überhaupt keine Option mehr und manchmal frage ich mich, warum wir nicht schon früher ausgestiegen sind.“ Sam musterte seinen Bruder kurz. „Es ist ja nicht so, als hätten wir es nicht versucht. Dieser Zigeuner-Werwolf hat sich uns regelrecht aufgedrängt und als du wieder du warst ... Ich wüsste nicht, wie wir etwas hätten ändern können. Klar wäre dir dann wohl diese furchtbare Wache erspart geblieben und ich hätte uns gewünscht, dass wir weder dein Leben als Wolf noch deine Amnesie je erlebt hätten, aber es ist nun mal nicht zu ändern. Letztendlich ist entweder der Dämon an allem schuld,oder John. Beide sind tot und die Vergangenheit können wir nicht ändern.“ „Ich weiß nicht“, überlegte Dean. „Wenn ich dich nicht aus...“ „Nein! Wenn du mich in Stanford gelassen hättest, wäre ich entweder tot oder ... tot. Entweder wäre ich mit Jess gestorben oder ich hätte dich gesucht, oder John und alles wäre gekommen wie es kam, oder ich wäre dem Alkohol verfallen und so wieder jagen gegangen. Nein. Letztendlich läuft es alles darauf hinaus, dass das jetzt die beste Alternative ist und wir einfach diese Chance nutzen müssen.“ „Hast du nie Angst, dass sich das alles als Traum herausstellt? Dass sich plötzlich ein großes schwarzes Loch auftut und alles um uns verschlingt und wir quasi nackt und hilflos zurückbleiben?“ „Immer wieder“, entgegnete Sam und schaute zu seinem Bruder. „Aber wenn es so wäre, was könnten wir dann ändern? Willst du, nur weil etwas passieren könnte, das was sich uns hier bietet nicht genießen?“ Sam zuckte mit den Schultern. „Das wäre das Einzige, was wir uns dann vorwerfen könnten. Es nicht genossen zu haben.“ „Seit wann bist du so abgeklärt?“, wollte Dean verwundert wissen. Sein kleiner Bruder schien sich darüber schon länger Gedanken gemacht zu haben. „Jetzt sag nicht, dass du nicht auch immer wieder darüber nachdenkst.“ „Und wie. In letzter Zeit frage ich mich immer öfter, ob ich unwissentlich einem Dschinn in die Fänge gegangen bin. Es ist so surreal. Das Alles hier ist so surreal.“ Sam musterte seinen Bruder im Schein der Armaturenbeleuchtung. Der Dschinn! Der war schon lange wieder aus seiner Erinnerung verschwunden. Aber er hatte ja auch nicht erleben dürfen?, müssen?, wie das Leben mit ihrer Mom hätte sein können. Mom! „Es ist mit Sicherheit kein Dschinn“, antwortete er ruhig. „Und woher willst du das wissen?“ Interessiert schaute Dean zu seinem Bruder. „Mom!“, entgegnete Sam. „Wenn es ein Dschinn wäre, wäre Mom da.“ „So hin und wieder ist sie für mich da.“ „Ja, für dich.“ Sam seufzte und versuchte den Schmerz zu verdrängen, den dieser Satz in seinem Inneren auslöste. Warum zeigte sie sich nur ihm? Warum durfte er sie nicht sehen? War er nicht wichtig? Aber damals, als er in Rocky Ford in Deans Träumen war und Dean von seinem Zufluchtsort nach dem Höllenhundangriff geträumt hat, als er noch dachte, er wäre gestorben und müsste in die Hölle, da hatte Mom ihm gesagt, dass er ihn grüßen sollte. Vielleicht durfte sie sich ihm ja nicht zeigen, weil er sie nicht wirklich gekannt hatte? Er wollte es glauben. „Es tut mir leid, Sammy.“ „Du kannst ja nichts dafür!“, er seufzte. „Ich will einfach glauben, dass sie sich mir nicht zeigen darf. Warum auch immer.“ „Ich sehe sie immer nur, wenn es mir so richtig dreckig geht und … keine Ahnung. Vielleicht bilde ich sie mir ja auch nur ein.“ „Zumindest als du die Lungenentzündung hattest, war sie da. Da haben Bobby und ich sie gehört.“ „Es ...“ Dean brach ab. Diese Phase wollte er nicht schon wieder aussprechen, obwohl es so war. „Hast du eigentlich schon bei Mom immer beim Kochen geholfen oder kam das erst später bei Bobby?“, lenkte Sam das Gespräch in eine andere Richtung. Dean musste überlegen. „Ich habe manchmal gekostet und ich erinnere mich an ein oder zweimal, als ich auf der Arbeitsplatte saß“, wieder schaute er zu Sam. „Ganz genau weiß ich allerdings, dass sie gern gebacken hat und ich immer die Teigschüssel auslecken durfte.“ Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Ich weiß noch, einmal, ich hatte die Schüssel fest an meinen Bauch gedrückt und den Finger gerade im Mund, da meinte sie, dass ich mir das bald mit dir teilen müsste. Und ich habe ihr gesagt, dass sie dann einfach mehr Teig machen muss, damit es für uns beide reicht. Sie hat nur gelacht.“ Sam lächelte und schwieg. Dazu war es nie gekommen, das wussten sie beide. Aber die Erinnerung war zu schön als das er sie durch so eine Aussage zerstören wollte. „Ich kann ja jetzt bei dir die Teigschüssel auslecken.“ „Wenn ich dir was übriglasse?“ „Wenn nicht, muss ich eben den ganzen Kuchen essen“, provozierte Sam. „DAS will ich sehen“, entgegnete Dean und nahm sich vor Sam nichts vom leckeren Teig abzugeben. Die nächsten Kuchen würden auf jeden Fall ein ganzes Blech füllen! Sam verdrehte schnaufend die Augen. Da hatte er sich ja was eingebrockt. Aber da musste er wohl durch, oder er würde nie eine Teigschüssel auslecken dürfen. Bei Jody hatte das immer geschmeckt und es war wie ein kleiner Moment Kindheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)