Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 53: Rolling home ------------------------ 053) Rolling home Als Sam wieder in ihren Wohnraum kam, saß Dean auf der kleinen Couch und hatte den Kopf auf die Rückenlehne sinken lassen. Die die Küche glänzte und als er sein Zimmer betrat, um sich fertig anzuziehen, sah er, dass auch die Betten schon gemacht waren. Kurz schaute er auf die Uhr. Wie lange hatte er denn gebraucht? „Soll ich fahren?“, fragte er schnell, um den Gedanken daran, dass sich die ganze Putzerei auf der Wache glatt gelohnt hatte, zu verdrängen. Das wäre jetzt wirklich ungerecht und würde Dean nur noch mehr in Depressionen treiben. Dean stemmte sich in die Höhe. „Nein, lass mal. Das erste Stück fahre ich. Vielleicht bin ich dann müde genug, um richtig schlafen zu können.“ „Was nimmt dich so mit, Dean? Es ist doch noch nichts in Stein gemeißelt. Der Chief hat deine Kündigung nicht angenommen. Er will sehen, ob er eine neue Wache für dich findet. Dir stehen noch immer alle Wege offen.“ „Vielleicht ist es ja genau das? Vielleicht wäre es mir lieber damit abschließen zu können? Was ist, wenn er keine neue Wache findet, die mich nehmen will? Was dann? Ich habe noch nie nicht gewusst, wie es weitergehen soll. Es gab immer einen nächsten Fall, immer jemanden, der mich brauchte und wenn nicht, dann ergab sich bald was.“ Hilflos zuckte Dean mit den Schultern. „Während deiner Amnesie hast du auch von Tag zu Tag gelebt, ohne einen Fall oder eine Aufgabe, die auf dich warteten und ohne jemanden, der dich brauchte“, versuchte Sam ruhig zu argumentieren. „Da war nur wichtig das große schwarze Loch in meinem Kopf irgendwie zu füllen, damit ich überhaupt ein Leben haben könnte. Jetzt habe ich eins oder ich hatte. Jetzt hatte ich zum ersten Mal ein richtiges Leben in Aussicht und das ist wie eine Seifenblase zerplatzt und nun taumle ich herum und jeder Halt, nach dem ich greife, löst sich in Luft auf oder zerbröselt einfach.“ Sam trat zu seinem Bruder und legte ihm die Hand auf den Arm. „Dein nächster Halt heißt Bobby. Ich kann dir nur meine Anwesenheit bieten. Du könntest mir höchstens beim Lernen helfen...“ Dean holte Luft, um etwas zu sagen, doch Sam fuhr fort: „Das ist keine Aufgabe, ich weiß, aber Bobby hat bestimmt was für dich zu tun.“ Dean nickte nur traurig. Irgendwie war ihm gerade nach gar nichts. Er nahm seine Tasche auf und ging zur Tür. Sam griff ebenfalls nach seiner Tasche. Sein Blick streiften den Papierkorb. Am Boden lag etwas metallenes. Er holte es heraus. St. Florian. Leise seufzend legte er die Medaille ins Regal und ging zum Kühlschrank. Sie hatten ja noch Cupcakes von gestern! Die sollten sie besser mitnehmen. Er folgte seinem Bruder. Er legte seine Tasche ebenfalls in den Kofferraum und stieg ein. Dean startete den Motor, setzte den Blinker und lenkte seine schwarze Schönheit in den fließenden Verkehr. Sie waren schon fast eine Stunde unterwegs, als es Dean endlich gelang, sich etwas zu entspannen. Er gähnte und warf einen Blick zu Sam, der ganz seiner alten Gewohnheiten frönend auf dem Beifahrersitz schlief. Dean freute sich für ihn. Wenigstens Sammys Leben verlief in den Bahnen, die er sich immer gewünscht hatte. Wenn doch sein Leben auch diese Wendung nehmen würde. Diese Wendung müsste allerdings Feuerwehr heißen. Das war die Aufgabe in seinem Leben, die er als Traumberuf bezeichnen würde. Das Schrauben an Autos wäre ein Broterwerb und eine Beschäftigung. Ein Traumberuf wäre es nicht. Schon alleine der Papierkrieg, den Stan ihm bisher gezeigt hatte, trieb ihn in den Wahnsinn, und dabei war das noch nicht mal alles! Wie machte Bobby das bloß? Nach vier Stunden weckte er Sam und tauschte mit ihm den Platz. So friedlich wie sein Bruder zu schlafen, war ihm allerdings wieder nicht vergönnt. Sein momentanes Dilemma war hartnäckiger als es jeder Monsteralbtraum sein konnte. Immer wieder versuchte Sam ihm wenigstens ein bisschen Halt zu bieten. Immer wieder legte der seine Hand auf Deans Arm. Er ließ sogar Deans Musik laufen, doch es half nicht viel. Dean rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her und immer wieder suchte er sich eine neue Schlafposition. Sam tat es in der Seele weh, ihn so zu sehen und er überlegte hin und her, ob er Dean wecken und ihm das Lenkrad übergeben sollte. Letztendlich wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Dean setzte sich auf, rieb sich die Augen und bat seinen Bruder, ihn wieder auf seinen Platz zu lassen. Sie hielten nur zum Tanken und einmal schaffte es Sam seinen Bruder zu einer Pause auf einem kleinen Rastplatz zu bewegen. Sie tranken lauwarmen Kaffee und aßen die Cupcakes vom Vortag. Doch schnell drängte Dean wieder zur Weiterfahrt. Sie tauschten noch zweimal, bis sie am Abend in Sioux Falls ankamen. Was eigentlich nur dafür sprach, wie angeschlagen Dean war, denn früher hätte er nicht mal im Traum daran gedacht, Sam fahren zu lassen. Endlich lenkte Dean den Impala auf den Schrottplatz. Sam wachte von dem vertrauten Rumpeln der Räder auf und schaute zu seinem Bruder, der gerade den Kopf auf die Rückenlehne fallen ließ. „Keine Ahnung, ob das jetzt eine gute Idee war, herzukommen“, nuschelte er. „Ich kann mit ihnen reden“, bot Sam an. Langsam drehte Dean den Kopf zu seinem Bruder. „Meinst du wirklich?“ „Natürlich. Geh du ins Bett und versuch zur Ruhe zu kommen, schließlich ist das hier, außer dem Impala, das Zuhause, das wir kennen.“ Dean versuchte ein kurzes Lächeln. „Danke!“ Eine Schnauze schob sich durch die Hundeklappe und gleich darauf saß Marley auf der Veranda. Sam öffnete seien Autotür und stieg aus. Sofort schoss der Hund zu ihm. Sie jaulte und winselte und wedelte so stark mit dem Schwanz, dass sie sich selbst fast aus dem Gleichgewicht brachte. „Marley“, lachte Sam, kraulte sie hinter den Ohren und zog daran. „Na Mädchen. Bist du groß geworden“, lachte er. Dean war inzwischen auch ausgestiegen, holten ihre Taschen aus dem Kofferraum und stieg die Stufen der Veranda hinauf zu Bobby und Jody, die nun ebenfalls vor die Tür getreten waren und freudestrahlend aber auch ein wenig irritiert auf sie warteten, hatte Sam doch gestern nur gesagt, dass sie kommen würden, sich über die Gründe jedoch hartnäckig ausgeschwiegen. „Ist das schön, dass ihr mal wieder da seid“, freute sich Jody und wollte Dean in eine feste Umarmung ziehen, doch er wich ihr aus, genauso wie Bobby gleich darauf. Er drängte sich an ihnen vorbei ins Haus und strahlte dabei so viel Unsicherheit aus, dass Bobby nach Luft schnappen musste. Dean ging zur Treppe. „Dean, mein Gott, Junge? Was ist los?“, fragte Bobby alarmiert. Waren ihre Befürchtungen, dass etwas im Argen lag, doch berechtigt! So erkannte er den Jungen nicht wieder. Das hatte er nur einmal erlebt, damals, als sie aus dem wilden Westen wiedergekommen waren und Sam ihn immer wieder abgelehnt hatte. Sofort huschte sein Blick fragend zu Sam, der gerade mit Marley die Treppe hochkam. Dean stellte einen Fuß auf die unterste Treppenstufe. Seine Hand krampfte sich um das Geländer. Er schaute von Bobby zu Jody und wieder zurück. „Ich habe meine Kündigung eingereicht“, ließ er die Bombe platzen und senkte den Blick auf die Stufen. Er wagte es nicht mehr sie anzusehen. Wie enttäuscht mussten sie von ihm sein! Mit einem tiefen Atemzug ging er nach oben. Bobby schluckte hart. Das war starker Tobak. Er wollte ihm sofort folgen, um zu sehen, wie es dem Jungen wirklich ging und natürlich auch, um Genaueres zu erfahren, doch Sam vertrat ihm den Weg und schüttelte den Kopf. Nur widerwillig ließ Bobby von seinem Vorhaben ab und ging in die Küche. In seinem Zimmer angekommen atmete Dean noch einmal durch. Er war nicht nur mental vollkommen erschöpft. Er ließ die Tasche fallen, ging zum Bett und kippte hinein. Er war eingeschlafen, bevor er sich richtig zudecken konnte. Sam schnaufte. So war das eigentlich nicht gedacht, jetzt aber nicht mehr zu ändern. Dean war viel zu fertig, um anders reagieren zu können. Er war viel zu sehr in seinen eigenen Schuldzuweisungen verstrickt, viel zu sehr damit beschäftigt einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, als dass er jemanden an sich heranlassen könnte, ohne vollkommen zusammenzubrechen. Sam schulterte seinen Rucksack und ging nun ebenfalls nach oben. Nur kurz betrat er sein Zimmer. Sein Blick fiel auf das frisch bezogene Bett und sofort schlich sich ein Gefühl von Zuhause in seine Brust. Ja, hier waren sie willkommen! Lächelnd ließ er den Rucksack fallen. Er schloss die Tür und ging zu seinem Bruder. Wie nicht anders zu erwarten, schlief Dean. Hoffentlich blieb es auch so! Er nahm den Quilt von der Couch und breitete ihn über seinem Bruder aus. Schnell drehte er noch die Heizung höher. Mit einer Erkältung sollte sich Dean nicht auch noch herumschlagen müssen. Tief atmete Sam durch. Am Liebsten würde er jetzt auch ins Bett kriechen, doch er schuldete den Beiden eine Erklärung. Leise verließ er das Zimmer, zog die Tür aber nicht komplett zu, denn er wollte da sein, sollte Dean doch wieder einen Albtraum haben. Dann ging er nach unten. In der Küche traf er auf die Beiden. Sie musterten ihn neugierig betroffen, als er sich zu ihnen setzte. Sofort war Marley neben ihm. Sie legte ihre Schnauze auf sein Bein und ihr Schwanz klopfte rhythmisch auf den Boden. „Willst du Kaffee oder ein Bier?“, fragte Jody leise. „Ein Bier wäre lieb, danke“, erwiderte er und hielt gleich darauf eine gut gekühlte Flasche in der Hand. Sanft kraulte er die Hündin hinter dem Ohr. „Verrätst du uns jetzt, wieso Dean gekündigt hat? Es war sein Traum, von klein auf. Er hat es irgendwann verdrängt, doch ich erinnere mich noch gut daran, wie er mir erklärt hatte Feuermann werden zu wollen, damit nie wieder ein Kind seine Mom verlieren müsste“, drängte Bobby. Ein kurzes Lächeln huschte über Sams Gesicht, während er sich den kleinen Dean vorstellte, der genau das mit allem Ernst eines Kindes erklärte. Das hätte er gerne gesehen. Er schüttelte den Kopf. Darum ging es gerade nicht! „Er hat nicht gekündigt. Er hat seine Kündigung eingereicht“, stellte Sam den Sachverhalt leise klar. „Der Chief hat sie zur Kenntnis genommen, aber noch nicht akzeptiert. Er hat Dean gebeten ihm zwei Wochen Zeit zu geben. Er will versuchen ihn auf eine anderen Wache zu versetzen.“ Sam trank einen Schluck, um seine Gedanken sortieren zu können. „Es liegt nicht an dem Beruf, es liegt nicht mal wirklich an der Wache, es liegt an dem Bataillon Chief, unter dem er arbeiten musste. Er hat im November, Dezember ein paar Wochen in der zweiten Schicht gearbeitet und da war alles gut. Dean strahlte richtig, doch zurück in seiner Schicht igelte er sich wieder ein.“ Sam fuhr sich durch die Haare. „Irgendwann haben ich nachgehakt und Dean hat ein bisschen erzählt. Nicht wie schlimm es wirklich war, nur dass er meistens putzen musste und dass sie ihm das Leben noch zusätzlich schwer gemacht haben, indem sie Duschen oder so mutwillig versaut haben. Außerdem musste er bei Einsätzen nur zuschauen, es sei denn, es war etwas, was keiner machen wollte.“ Er schaute von Bobby zu Jody und zurück. „Ich denke, dass sie ihn loswerden wollten, dass sie ihn zum Aufgeben bringen wollten, aber du kennst Deans Sturkopf.“ Er schaute zu Bobby. „Außerdem hat er sich erfolgreich eingeredet, dass sie ihn, wenn er erst den Lehrgang für die Rüstgruppe gemacht hat, eher akzeptieren würden. Natürlich nicht. Gestern, nach seiner Schicht, war er beim Chief und hat die Kündigung abgeben. Der Chief hat ein bisschen nachgebohrt und Dean hat wohl einige der Schikanen mit dem Handy aufgenommen.“ Wieder nahm Sam einen tiefen Schluck. „Was jetzt passiert weiß ich natürlich nicht. Immerhin hat der Chief sich etwas Zeit ausgebeten. Er würde Dean gerne behalten. So habe ich das zumindest verstanden.“ Er zuckte mit den Schultern. „Egal. Dean braucht Zeit, das zu verarbeiten. Im Moment ist das Licht am Ende des Tunnels für ihn ein entgegenkommender Zug. Es fällt ihm schwer zu glauben, dass er diese zweite Chance bekommt.“ Sam schnaufte und musterte Bobby. „Also wenn du Arbeit für ihn hast … Und ihn nicht weiter auf sein Dilemma ansprichst, du kennst ihn ja.“ Sam lächelte schief. „Ach und, wenn du ihm ein bisschen was von deinem Papierkram für den Schrottplatz mitmachen lässt ...“ „Wieso denn das?“, fragte Bobby irritiert. „Das hat ihn doch noch nie interessiert.“ „Dean hat die Möglichkeit einen Schrottplatz in Bloomington zu übernehmen. Er arbeitet da immer mal wieder und Stan, der jetzige Besitzer, will aufhören. Dean würde schon gerne, aber nur wenn ich in Bloomington bleibe, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Und da fängt mein Teil des Problems an. Ich hab keine Ahnung, was ich nach dem Studium machen soll.“ Jetzt schüttelte Bobby den Kopf. „Ihr zwei raubt mir den letzten Nerv! Du studierst gerade mal im zweiten Semester. Klar, dass du noch nicht weißt, was du wirklich machen willst.“ „Ich will Menschen helfen. Aber wo kann ich das wirklich? Als Anwalt in einer Kanzlei, in der ich vielleicht auch Mandanten rauspauken muss, die Geld haben und schuldig sind? Als Staatsanwalt einen Menschen verurteilen, obwohl ich weiß, dass er es nicht war, sondern einer unserer alten Spielkameraden, wie Dean jetzt sagen würde?“, fragend schaute er von Jody zu Bobby und wieder zurück. „Ich hatte gehofft, dass du mir da vielleicht helfen kannst.“ „Ich bin Sheriff, kein Anwalt.“ „Aber du hast mit beiden Seiten zu tun, zumindest hin und wieder, oder?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)