Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 5: Aufbruch ------------------- „Irgendetwas bereitet ihm doch Kopfzerbrechen“, raunt Kagome Inu Yasha zu. Inu Yasha folgt ihrem Blick und sieht wie Sesshomaru regungslos vor der Hütte steht und gedankenverloren in den Himmel blickt. Der Hanyou und seine Freundin sind gerade am packen. Kagome bekommt dabei einen leichten Anflug von Nostalgie. Eigentlich hatte sie angenommen, ihren Rucksack so bald nicht wieder benutzen zu müssen. Doch nachdem Inu Yasha sie nach dem Gespräch mit seinem Bruder über den Sachverhalt informiert hatte, ohne die peinlichen, seinen Bruder betreffenden Teile all zu sehr auszuschmücken, stand es für beide sofort fest, dass hier ihre Hilfe gefordert war. Ein einziger Blick zwischen ihnen war gefallen und sie waren sich einig gewesen. Kagome lächelt innerlich. Jetzt wo sie sich nicht ständig in Abenteuer stürzen müssen, kommen sie beide sich tatsächlich näher. Immer öfter verstehen sie sich auch ohne Worte, und dieses ständige Streiten wird auch immer seltener. Trotzdem spürt sie, dass sich der Hanyou manchmal noch nach Abwechslung vom friedlichen Alltag sehnt. Dies könnte eine gute Gelegenheit sein, damit er sich mal wieder ordentlich austoben kann. Doch ihr ist ebenfalls klar, dass dies hier kein Urlaub wird. Höchstwahrscheinlich werden sie wieder in Gefahr geraten, oder womöglich sogar Schlimmeres. Aus diesem Grund haben auch Miroku und Sango beschlossen, diesmal hierzubleiben. Die junge Familie hat ihre eigene Verantwortung zu tragen. Ein wenig beneidet Kagome die beiden. Aber sie kann auch verstehen, welche Verpflichtung ihrem Freund aus seiner Abstammung erwächst, und dass von ihm erwartet wird, dass er sich an der Lösung des Problems beteiligt. Die Hauptverantwortung liegt natürlich bei Sesshomaru. Doch der Daiyoukai ist noch immer verletzt, auch wenn er bemüht ist, das zu überspielen. Um so mehr kann Kagome verstehen, dass Inu Yasha sich bereiterklärt hat, seinen Bruder zu unterstützen. Seit dem Sieg über Naraku, scheinen die zwei sich ein kleines bisschen näher gekommen zu sein. Sie sind noch immer keine dicken Freunde, aber das ständige Kämpfen hat aufgehört und gelegentlich schaffen sie es sogar, einigermaßen vernünftige Gespräche miteinander zu führen. Am meisten überrascht ist sie dabei von Sesshomaru. Aus irgendeinem Grund bringt der Daiyoukai seinem jüngeren Halbbruder ein, für seine Verhältnisse, beträchtliches Maß an Vertrauen entgegen. Erst vorhin hat er es wieder einmal bewiesen, als er nur bereit war, allein mit Inu Yasha über seine Niederlage zu sprechen. Sie hat zwar keine Ahnung warum das so ist, aber sie hat sich inzwischen damit abgefunden. Auch wenn der Daiyoukai ihr nach wie vor die kalte Schulter zeigt, so macht sie sich doch Gedanken darüber, welche Auswirkung seine Verfassung auf die vor ihnen liegende Ereignisse haben mag. Inu Yasha hat nicht viel über den Kampf erzählt, aber schon anhand von Sesshomarus Verfassung und seinem momentanen Gemütszustand erkennt sie, dass den Daiyoukai irgendetwas schwer beschäftigt. „Kann man ihm ja wohl kaum verdenken“, entgegnet Inu Yasha auf ihre Feststellung. „Ich meine ja nur“, mault Kagome, „Er sieht nun mal so niedergeschlagen aus.“ Daraufhin erntet sie einen schiefen Blick von Inu Yasha. „Ok, ja, ich weiß!“, gibt Kagome zu, „Das war eine blöde Wortwahl. Aber er wirkt so bedrückt. Sollten wir nicht vielleicht versuchen ihn aufzumuntern.“ „Lass es gut sein, Kagome“, wehrt Inu Yasha ab, „Deine Bemühung in allen Ehren, aber dem ist nun mal nicht zu helfen.“ „Aber genau das haben wir doch gerade vor, nicht wahr?“ Entschlossen schultert die junge Frau ihren Rucksack. „Na schön! Ich bin fertig! Von mir aus können wir los.“ Als hätte er nur darauf gewartet, wendet sich Sesshomaru zu ihnen um. Langsam kommt er auf sie zu. Ernst blickt er auf die beiden herab. Dann sagt er: „Es wird Zeit. Wir sollten aufbrechen.“ „Ganz wie du willst“, meint Inu Yasha und will sich zum Gehen wenden. Doch die Stimme seines Bruder hält ihn zurück. „Inu Yasha!“ Verwundert dreht sich der Hanyou um. „Was noch?“ Der Daiyoukai scheint einen Moment zu zögern, dann sagt er: „Unter Berücksichtigung der Umstände, halte ich es für ratsam, wenn wir rasch ans Ziel gelangen würden.“ „Bin durchaus deiner Meinung“, stemmt Inu Yasha den Arm in die Seite, „Wäre es dann nicht sinnvoll, wenn wir langsam mal losgehen würden?“ Leicht schüttelt Sesshomaru den Kopf. „Das würde zu lange dauern. Bis zum Palast des Westens sind es von hier mehrere Tage zu Fuß. Bis wir dort sind, hat der Feind wahrscheinlich schon die größten Teile des Landes entvölkert.“ Inu Yasha verzieht das Gesicht. „Und was schlägst du stattdessen vor?“ Der Daiyoukai atmet einmal kurz durch, dann sagt er „Ich werde uns dorthin befördern. Auf diese Weise wird es wesentlich schneller gehen.“ Das Unbehagen bei diesen Worten ist ihm deutlich anzumerken. „Moment mal!“, hakt Inu Yasha skeptisch nach, „Was bedeutet 'uns dorthin befördern'? Du hast doch wohl nicht irgendwas Komisches vor, oder?“ „Wir werden in Energieform reisen“, erklärt der Daiyoukai knapp. Inu Yasha und Kagome reißen die Augen auf. „In Energieform?“, Kagome ist irritiert. „Einen Augenblick!“, meldet sich Inu Yasha verstimmt zu Wort, „In Energieform? Ist das dein Ernst? Das kannst du mal gleich vergessen! Ich erinnere mich noch genau was damals mit Kossoridoku...“ „Inu Yasha!“, unterbricht ihn Sesshomaru scharf, „Dein Protest ist völlig überflüssig. Es ist die einzige Möglichkeit und ich habe entschieden!“ „Ja, du entscheidest wieder alles. War ja klar!“, schmollt Inu Yasha. „Ist das gefährlich?“, wagt es jetzt Kagome ein wenig besorgt zu fragen. Zu ihrer Überraschung und nicht unbedingt zu ihrer Beruhigung zögert der Daiyoukai eine Weile. Dann sagt er: „Es sollte kein Problem gehen.“ „Was heißt 'sollte'?“, fragt Inu Yasha empört, „Verzeihung, aber ich mach da bestimmt nicht mit, ehe ich das nicht genau weiß.“ Sesshomaru beißt die Zähne aufeinander. Eine seiner Hände ballt sich zur Faust. Schließlich meint er: „Normalerweise ist diese Form des Reisens kein Problem für mich. Allerdings mag es sein, dass meine Verletzungen sich ein wenig auf meine... Konzentration auswirken könnten.“ „Na, das ist ja wunderbar!“, meint Inu Yasha verächtlich, „Und trotzdem bestehst du darauf? Hast du überhaupt schon mal Personen damit transportiert?“ „Niemals zwei gleichzeitig!“ Inu Yasha schnaubt auf. „Keh! Vergiss es! Womöglich löst du Kagome und mich dabei in unsere Bestandteile auf. Nein Danke!“ Sesshomaru seufzt innerlich. Irgendwie hat er das bereits geahnt. Er hätte es vorgezogen, seinen Bruder nicht beunruhigen zu müssen, aber ihm Lügen zu erzählen, ist einfach nicht seine Art. Es stimmt, er ist sich nicht völlig sicher, ob es klappen wird. Auf diese Art zu reisen, ist nicht ohne guten Grund ein Privileg der Daiyoukai. Es erfordert außer einer enorm kraftvollen Energie auch ein beträchtliches Maß an Konzentration. Eigentlich reist er ungern so und benutzt diese Technik nur in Notfällen, doch dieses ist so ein Notfall und sie können es sich nicht leisten diesem mordenden Youkai noch mehr Zeit einzuräumen. Allerdings kennt er seinen Körper sehr gut und er kann noch immer die Schwäche in ihm fühlen. Womöglich gelingt es ihm nicht einmal, den schwierigen Prozess zu bewältigen, der seine äußere Erscheinung umwandelt, in das was ihn ausmacht. Doch er macht sich mehr Sorgen darüber ob es ihm gelingt, die nötige Konzentration aufzubringen, um die freigesetzten Energiemassen zusammenzuhalten und das noch zusammen mit zwei fremden Seelen an seiner Seite, die er ebenfalls abgetrennt halten muss. Das könnte schwierig werden, denn zu seinem Leidwesen, ist der Schmerz, der ihn einen ganzen Tag lang gepeinigt hat, noch nicht vollkommen verschwunden und immer wieder flackern die grausigen Bilder aus seinem Alptraum durch sein Bewusstsein. Hätte er die Zeit, sich einige Tage Ruhe zu gönnen, würde das alles verschwinden, doch die hat er nicht, also muss es auch so gehen. Dass sein Bruder nun wieder auf stur geschaltet hat, macht es nicht gerade besser. Selbst wenn er ihn einfach zwingen würde, er braucht seinen Bruder zumindest in halbwegs gelassenem Zustand, wenn er ihn in dieser Form leiten soll. Doch davon ist er wie gewöhnlich weit entfernt. Im Grunde fällt ihm nur eine einzige Möglichkeit ein, wie er seinem Bruder die Bedenken nehmen kann, zumindest für eine Weile. Doch gerne tut er es nicht. Langsam dreht sich Sesshomaru zu Kagome um. Mit regungsloser Miene blickt er auf sie herab. „Was ist mit dir? Vertraust du mir?“, fragt er ernst. Ein wenig scheu schaut Kagome zu ihm hoch. Es kommt nicht häufig vor, dass der Youkaifürst direkt das Wort an sie richtet, oder sie gar nach ihrer Meinung fragt. Aber wenn sie jetzt in seine klaren Goldaugen blickt, dann spürt sie, dass der Daiyoukai nicht beabsichtigt, ihr willentlich Schaden zuzufügen. Mehr noch! Sie ist fest davon überzeugt, dass er alles in seiner Macht stehende tun wird, um sie sicher ans Ziel zu bringen. Sie nickt. „Ja, ich denke schon!“ Ungläubig starrt Inu Yasha seine Freundin an. Wie kann sie ihm nur so in den Rücken fallen? Mit einem leichten Anflug von Triumph in den Augen wendet sich Sesshomaru zu seinem Bruder um. „Siehst du? Das Menschenmädchen hat weit mehr Mut als du!“, bemerkt er zynisch. „Hey, ich muss mir doch von dir nicht sagen lassen, dass ich Angst hätte!“, schimpft Inu Yasha zurück, „Na, meinetwegen! Leg schon los! Aber wehe einer von uns kommt in kleinen Stückchen an. Dann mach ich aus dir kleine Stückchen!“ Sesshomaru überhört die letzte Bemerkung. Er atmet einmal tief durch. Ein wenig steif hält er Kagome nun seine Hand hin. Zögernd erfasst die junge Frau sie. Die Finger des Daiyoukais fühlen sich wärmer an als erwartet und seine Haut ist erstaunlich weich, doch als er ein wenig zögernd ihren Griff erwidert, bekommt sie einen kleinen Eindruck davon, wie viel Kraft in den feingliedrigen Fingern stecken muss, auch wenn er deutlich bemüht ist, seine Kraft angemessen zu dosieren. Weit weniger behutsam fasst er nun die Hand seines Bruders, und dann hebt er den Kopf und schließt die Augen. Auf einmal spürt Kagome ein eigenartiges Kribbeln das durch ihren Körper geht. Es fühlt sich ein wenig unangenehm an und dann plötzlich spürt sie wie sich langsam ein gewaltiger Druck in ihrem Körper aufbaut. Das Atmen fällt ihr immer schwerer und sie ringt ängstlich nach Luft. Der Druck wird immer stärker und von der Hand des Daiyoukais neben ihr geht nun eine unangenehme Hitze aus. Am liebsten möchte sie seine Hand loslassen, doch sie stellt fest, dass sie nun keine Kontrolle mehr über ihre Gliedmaßen hat. Plötzlich nimmt sie neben sich eine Bewegung wahr. Sie sieht wie Sesshomaru keuchend auf ein Knie hinabgesunken ist, doch noch immer hält er ihre Hand wie in einem Schraubstock fest. Doch sie weiß es eher, als dass sie es spürt, denn im Augenblick spürt sie gar nichts mehr. Der unerträgliche Druck ist von einem Moment auf den anderen verschwunden. Es kommt ihr vor, als würde sie gar nicht mehr zu ihrem Körper gehören, als würde sie nur wissen, dass Sesshomaru ein Stöhnen entfährt, statt es zu hören; als würde sie wissen, dass der Daiyoukai sich noch einmal aufbäumt und sich dann in ein schimmerndes Licht auflöst, statt es zu sehen. Nun sind alle Geräusche um sie verstummt und das Wesen Kagome kommt sich ein wenig verloren vor. Doch auf einmal spürt sie ein eigenartiges Drängen. Irgendetwas zieht sie in eine bestimmte Richtung. Nach oben. Immer höher steigt sie auf. Die Erde wird immer kleiner unter ihr und auf einmal spürt sie ein neues Drängen, dem sie nicht länger widerstehen kann. Sie weiß, dass neben ihr zwei andere, bläulich schimmernde Lichter sind und dass diese sie nun leicht berühren. Im ersten Moment ist sie erschrocken. Sonderbare Bilder und Gefühle huschen durch ihr Bewusstsein und sie weiß, dass es nicht ihre eigenen sind. Alles fliegt so schnell vorbei, dass sie es kaum erfassen kann. Nur ein Bild hebt sich deutlich von den anderen ab. Es ist das Gesicht einer Person. Das Wesen Kagome empfindet auf einmal starkes Bedauern und diesmal ist sie sich nicht sicher, ob es ihre eigenen oder fremde Gefühle sind. Sie kennt diese Person. Doch noch ehe sie sich dessen bewusst werden kann, verändert sich das Bild und aus dem Gesicht wird nun eine riesige, alles verschlingende Feuerwand. Erschrocken weicht das Wesen Kagome davor zurück. Doch nur einen Augenblick später weiß sie, dass der eine bläuliche Punkt neben ihr auf einmal hell aufleuchtet und im selben Moment verschwindet das beängstigende Bild. Dann spürt sie ein neues Ziehen, diesmal noch drängender als zuvor und bereitwillig lässt sie sich nun mittreiben, während sie weiß, dass sie in unglaublicher Geschwindigkeit über den Himmel fliegt, dem Horizont entgegen. Auf dem untersten Dach einer Pagode liegt eine kleine Gestalt und spielt gedankenverloren mit einem Oberschenkelknochen. Ein Bein schlenkert locker in der Luft während das andere auf dem Dach aufgestellt ist, und die Person, die zu ihm gehört, damit vor dem Herunterrutschen bewahrt. Der jugendliche Youkai liegt auf dem Rücken und hat eine Hand unter den Kopf gebettet. Nachdenklich blickt er in die Wolken hinauf. So war das nicht geplant gewesen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser fremde Youkai ihm tatsächlich Schaden zufügen könnte. Seine Miene verfinstert sich. Sesshomaru! Was für ein Witz! Aber zumindest hat er sich gewehrt. Also sind diese Inuyoukai wohl doch noch nicht völlig verweichlicht. Im Grunde hat er nichts dagegen. So wird das Ganze wenigstens ein bisschen interessant. Er hebt eine Hand und begutachtet sie. Sein Arm ist vollständig bandagiert, ebenso wie seine Brust und die Beine. Die Verbände hat er sich von einem der Mönche unten anlegen lassen. Bedauerlicherweise war der Mann nicht sonderlich kooperativ. Er hätte es wirklich besser wissen müssen. Warum musste er auch versuchen ihn hinterrücks zu läutern? Das hat er nun davon. Hätte der Dummkopf diese Sperenzchen gelassen, hätte er ihn vermutlich verschont und wäre anschließend gleich weitergezogen, aber so? Missmutig verzieht der Junge das Gesicht. Was für eine lästige Unterbrechung. Hunger verspürt er im Augenblick nicht, seine Selbstheilungskraft arbeitet schließlich gerade auf Hochtouren, das wird sich aber bald wieder ändern. Sobald er wieder hergestellt ist, wird er seine Jagd fortsetzen, trotz der unliebsamen Störung. Ein Jammer, dass er sich diesen Möchtegernfürsten nicht mehr persönlich vorknöpfen kann. Inzwischen sollte es ihn bereits dahingerafft haben. Niemand hat bisher sein Kokorokaji überlebt. Wirklich zu schade! Nur seinetwegen verzögert sich jetzt die ganze Sache bis seine Verletzungen wieder verheilt sind. Wie gern würde er diesem Kerl dafür seine Überheblichkeit aus jeder Pore seines Körpers prügeln. Nun, man kann wohl nicht alles haben. Mit einer urplötzlichen Kraftentladung ballt er die Faust und seine Aura flackert kurz auf. Doch das genügt bereits um die Verbände um seinen Körper vollständig aufplatzen und sie in winzigen Fetzen davonfliegen zu lassen. Dann setzt er sich auf und lässt den Knochen in seiner Hand schmunzelnd vom Dach fallen. Mit einem geschmeidigen Sprung, gleitet er auf den Boden zurück. Suchend schaut er sich um. Überall auf dem Hof des kleinen Tempels liegen Knochen und zerrissene, blutverschmierte Gewänder. Rote Pfützen verschandeln das reine Weiß der Platten auf dem Tempelhof. Schließlich hat er gefunden, was er sucht. Er hebt eines der Gewänder auf und reißt an der Unterkante einen breiten Streifen ab. Das wird vorerst genügen. „Komm bloß nicht auf die Idee, das anzuziehen! Du bist kein Mönch!“ Die ärgerliche Stimme lässt ihn überrascht herumfahren. Belustigt hebt er eine Augenbraue. Vor sich sieht er einen gut gerüsteten jungen Mann auf dem Rücken eines Katzenyoukais. Seine schwere Kusarigama hat er zum Wurf erhoben und grimmig bietet er ihm die Stirn. „Ah!“, meint er amüsiert, „Dich kenne ich doch. Ich habe doch neulich davon abgesehen, dich zu töten. Wie nett, dass du mir nun eine zweite Gelegenheit gibst.“ „Ich werde nichts dergleichen tun, Dämon!“, wütend funkelt Kohaku den Youkai an. Er spürt das tiefe Knurren der Katze an seinen Unterschenkeln, doch er hat beschlossen, dieses grausame Morden nicht länger tatenlos hinzunehmen. Was für einen Dämonenjäger würde er abgeben, wenn er es nicht wenigstens versuchte? Er hat auch so schon viel zu viel wieder gutzumachen. Wenn er hier einfach aus Furcht wegsehen würde, könnte er seiner Schwester nie wieder unter die Augen treten. Tapfer trotzt er dem Youkai vor ihm, auch wenn ihm das Herz bis zum Hals klopft. Der Junge vor ihm sieht zwar um einige Jahre älter aus als er ihn in Erinnerung hat, doch das bekräftigt ihn nur in dem Entschluss, seinen Machenschaften ein Ende zu setzen. Nun wird das Gesicht des Youkais ernst und er richtet sich hoch auf. „Armes Kind!“, meint er verächtlich, „Hast du überhaupt nur die leiseste Ahnung, wen du vor dir hast?“ „Nein“, hält Kohaku entschlossen dagegen, „Klär mich auf!“ Nun verzieht der rotäugige Junge den Mund zu einem schiefen Lächeln. Dann sagt er laut: „Mein Name ist Sesshomaru, Herr über dieses Land und du hast die Ehre meine nächste Zwischenmahlzeit zu werden!“ Augenblicklich sträubt sich Kiraras Fell und die Dämonenkatze faucht angriffslustig. Doch Kohaku lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. „Lass dir gefälligst eine bessere Lüge einfallen!“, ruft er vernehmlich, „Ich kenne Sesshomaru sehr gut, und du bist es nicht!“ Nun scheint der Junge für einen Moment zu stutzen. Doch dann wird seine Miene ernst. Nun setzt er sich in Bewegung und langsam kommt er auf Kohaku zu, der wachsam jede seiner Bewegungen verfolgt. „So so, du kanntest also diesen jämmerlichen Schwächling“, meint er gefährlich, „Das ist ja wirklich sehr interessant.“ „Was soll das heißen 'kannte'?“, fragt Kohaku alarmiert. „Ganz einfach!“, antwortet der Junge mit blitzenden Augen, „Dieser Youkai ist inzwischen Geschichte. Es war gar nicht so schwer, ihn zu erledigen.“ „Du lügst!“, ruft Kohaku entschlossen, „Du willst Sesshomaru getötet haben? Das glaube ich nie im Leben. Du magst vielleicht stark sein, aber ganz sicher nicht so stark wie er!“ Nun zieht ein hämisches Grinsen auf das Gesicht des Youkais. „Glaub es ruhig!“, meint er belustigt, „Mit meinen eigenen Klauen hab ich ihn durchbohrt, und das bedeutet, selbst wenn er noch am Leben war, als ich ihn verließ, jetzt ist er es ganz sicher nicht mehr!“ „Du irrst dich gewaltig!“, entschieden schüttelt Kohaku den Kopf, „Niemand ist so zäh wie Sesshomaru. Wenn du ihn nicht gleich auf der Stelle getötet hast, dann stehen die Chancen gut, dass er noch immer lebt.“ Schlagartig wird das Gesicht des Jungen ernst. Noch immer nähert er sich langsam dem jungen Dämonenjäger. „Du scheinst ja eine wirklich hohe Meinung zu haben von diesem Kerl“, stellt er finster fest, „Ich frage mich, wie sicher du dir deiner Sache bist.“ Fest schaut Kohaku ihn an. „Ich würde mein Leben darauf verwetten!“ „Ist das so?“, auf einmal verzieht sich das Gesicht des Jungen zu einem unnatürlich breiten Maul mit scharfen Reißzähnen und nur einen Wimpernschlag näher ragt er direkt vor Kohaku aus. Noch ehe der Dämonenjäger reagieren kann, hat der Junge Kirara einem heftigen Faustschlag verpasst, sodass die Katze sich ein paar Mal überschlägt und dann reglos liegenbleibt. Nur wenige Augenblicke später schrumpft sie wieder auf ihre ursprüngliche Größe zusammen und rührt sich nicht mehr. Kohaku ist währenddessen unsanft zu Boden gestürzt. „Kirara!“, ruft er besorgt nach seiner Freundin, doch im selben Augenblick umschließen gnadenlose, klauenbewehrte Finger seinen Hals und er wird gewaltsam zu Boden gepresst. Hart schlägt er mit dem Kopf auf. Um ihn her dreht sich alles, doch der Dämonenjäger versucht sogleich die Benommenheit so gut wie möglich wieder abzuschütteln. Das erweist sich allerdings als schwierig, denn der stählerne Griff drückt ihm zudem noch schmerzlich die Luft ab und er hat das Gefühl, als würde sein Kopf gleich von seinem Körper getrennt. Vergeblich versucht er sich freizustrampeln, doch die Finger lösen sich keinen Millimeter. Mit großen Augen starrt Kohaku zu seinem Angreifer hoch. Wieder ist da dieses spöttische Lächeln um seine Mundwinkel. Doch dann beugt er sich herab und presst ein Knie auf Kohakus Brust. Dem jungen Dämonenjäger entfährt ein Stöhnen als er das trockene Knacken einiger gebrochener Rippen spürt. Ganz dicht kommt der rotäugige Youkai nun an sein Gesicht heran. „Also schön!“, sagt er bedrohlich, „Da du ja offenbar so fest davon überzeugt bist, dass er noch lebt, kannst du ihm etwas von mir ausrichten!“ Nun lässt er Kohaku los, der sich hustend den Hals reibt, und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. Mit einem herablassender Blick taxiert er den Dämonenjäger. „Richte ihm aus“, verkündet er mit lauter Stimme, „Ich bin Sesshomaru, und ich werde schon bald kommen und mir holen was mir zusteht!“ Mit diesen Worten flammt seine Aura in einem tiefen Rot hoch auf und nur wenige Augenblicke später verschwimmen seine Konturen und eine leuchtend rote Energiekugel schießt in den Himmel empor und verschwindet dann aus Kohakus Sichtfeld. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)