Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 31: Brennender Hass --------------------------- Das kleine Bergdorf liegt friedlich eingebettet zwischen zwei höheren Gebirgszügen und die einfachen Holzhütten formen ein überschaubares Zentrum in dem bunten Gewirr aus Wegen, dem kleinen Fluss und den Gemüse- und Reisfeldern die die umgebende Landschaft dominieren. Die Dämmerung senkt sich hernieder und noch immer geht der Regen unnachgiebig auf die Gegend herab, weshalb kaum jemand von den Bewohnern draußen zu sehen ist. Lediglich ein älterer Mann hat sich einen wetterfesten Umhang übergeworfen und sitzt mit einem Kasa geschützt am Flussufer um seine Angel ins Wasser zu halten. Dabei lässt er immer mal wieder den Blick über das Land streifen. Auf einmal sieht er wie sich aus der Ferne durch den Regen jemand nähert. Zunächst ist durch die schlechte Sicht, die der Regen bietet, kaum etwas auszumachen. Doch je näher die betreffenden Personen kommen, um so besser sind sie zu erkennen. Es sind ein Mann und eine Frau. Der Mann ist groß und kräftig und seine ganze Erscheinung wirkt düster. Seine Haare sind pechschwarz und sogar seine Augen erscheinen auf diese Entfernung wie glimmende Kohlestücke. Die Frau, die züchtig ein Stück hinter ihm schreitet, ist das direkte Gegenteil von ihm. Sie ist klein, zierlich und fast völlig in weiß gekleidet. Sogar ihre Haare und Haut haben einen fast unnatürlich hellen Teint. Der fremde Mann scheint verletzt zu sein, denn er torkelt des öfteren und presst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand auf den Leib. Womöglich ist er ein Überlebender irgendeines Regimentes. Gerade erst soll ja ein größeres Heer in Richtung Süden aufgebrochen sein. Zum Glück liegt dieses Dörfchen so abgelegen, dass nur sehr selten die Rekrutierer hier auftauchen und ihre jungen Leute mit sich fort führen. Der alte Mann setzt sich auf und blickt den beiden Neuankömmlingen entgegen. „He da!“, ruft er. „Seid gegrüßt! Benötigt ihr ärztliche Hilfe? Wir haben einen kundigen Mönch im Dorf.“ Nun kommt Bewegung in den fremden Mann. Seine Schritte beschleunigen sich und nur wenige Augenblicke später könnte man meinen, er vermöge zu fliegen. Die Augen des Alten weiten sich erschrocken. Youkai! Das ist das Letzte was ihm durch den Kopf geht. Schon hat der Fremde ihn erreicht. Seine Augen haben aus der Nähe tatsächlich eine tiefschwarze Farbe in denen es unheilvoll rot funkelt. Sein Mund ist zu einer unnatürlichen, schaurigen Fratze mit zahlreichen, nadelspitzen Zähnen verzerrt. Und noch ehe der Alte einen Ton von sich geben kann, graben sich messerscharfe Reißzähne gnadenlos in seinen Hals und bringen ihn für immer zum Verstummen. Die Nacht ist sich bereits über das Dorf hereingebrochen, doch es kehrt keine Dunkelheit in der Talsenke ein. Dies liegt daran, dass die wenigen Hütten der Siedlung gerade in einem enormen Feuer verglühen dessen Flammen hoch in den Himmel hinauf schlagen. Überall liegen zerfetzte und verkohlte Leichen von Menschen und Tieren herum und bis auf die beiden Personen in der Mitte des Infernos ist keine Seele mehr am Leben. Schwer auf alle Viere gestützt, kauert Katsuken auf dem Boden. Die Haarbüschel, die ihm wild ins Gesicht hängen, sind von Schweiß durchtränkt und aus seinen Mundwinkel läuft bitterer Geifer. Hin und wieder durchläuft seinen Körper ein unschönes Zittern und Würgen und sein Gesicht ist eine einzige Fratze des Zorns. Neben ihm steht seine Begleiterin und hat ihm nachdrücklich die Hände auf den Rücken gelegt. Sie scheint von seiner Gemütsverfassung nur mäßig beeindruckt zu sein. Ein tödliches Grollen entfährt ihm. „Ich bring diesen Kerl um! Ich werde ihn so dermaßen fertig machen! Wenn ich ihn in die Finger bekomme, reiße ich ihn in winzig kleine Fetzen, das schwöre ich!“ Wütend bäumt er sich auf dabei. „Ihr müsst still halten, Nushi!“, gibt die junge Frau zu bedenken. „Ich kann Euch nicht helfen, wenn Ihr so zappelt!“ Ein grimmiger Blick fliegt zu ihr herum. „Deine lächerlichen Fähigkeiten können diese Wunde nicht heilen, du armselige Stümperin!“, knurrt er wütend und stößt sie unbarmherzig aus dem Weg, so dass sie ein Stück entfernt zu Boden fällt. Doch dessen ungeachtet schüttelt sie sich kurz, steht wieder auf und kommt erneut auf ihn zu. „Das ist mir klar, Nushi“, nickt sie. „Doch ich vermag zumindest Euch Linderung zu verschaffen.“ „Linderung!“, er stößt das Wort mit voller Abscheu aus. „Ich brauche keine Linderung, ich brauche Energie. Und die bekomme ich nicht, wenn ich sie nicht verdauen kann!“ Wütend steht er auf und wischt sich Staub und Ruß von seiner Kleidung. Wieder läuft ein leichter Schauer über seinen Körper, doch er versucht es nicht zu beachten. Grimmig blickt er um sich und mustert geringschätzig die toten Körper die seinem jüngsten Wutanfall zum Opfer gefallen sind. Seine Stirn legt sich in tiefe Falten und seine Kiefer mahlen. „Dieser elendige, abscheuliche, kleine Wicht!“, knirscht er. „Warum musste dieser Halbmensch ausgerechnet meinen Magen beschädigen? Nicht mal mehr dieses minderwertige Fleisch hält mein Körper aus!“ Ein ganzer Schwall lautstarker Flüche ergießt sich über seinen jüngsten Gegner und im selben Moment löst sich ein Ring aus weißglühendem Feuer von seinem Körper und driftet in alle Richtungen davon. Nur wenige Augenblicke später trifft der Flammenring auf die umstehenden Gebäude auf und mit einem mächtigen Knall explodieren sämtliche Hütten des Dorfes und gehen schicksalsergeben in lodernde Flammen auf. Schwer atmend steht Katsuken da. Sein Gesicht hat animalische Züge bekommen und seine Lefzen sind gebleckt. „Sprecht Ihr von einem Hanyou?“, erlaubt sich nun die junge Frau die Frage zu stellen. Bedächtig ist sie näher getreten. „Ein Hanyou hat Euch so zugerichtet?“ Sogleich ruckt sein Gesicht herum und mit zwei großen Schritten ist er bei ihr. Blitzschnell packt seine Faust ihre Kehle und zieht sie unbarmherzig näher. Wütend funkeln seine tiefschwarzen Augen sie an. „Diese widerlichen Kreaturen werden nach der Seite die sie stärkt benannt?“, kommt es gefährlich. Sie nickt eilig, sofern dies möglich ist. „Die Menschen geben ihnen diese Bezeichnung“, quetscht sie gurgelnd hervor. „Für gewöhnlich sind sie nicht sehr stark.“ Ein grimmiger Zug fliegt über sein Gesicht und wütend drückt er einmal kräftig zu und bricht ihr das Genick, dann stößt er sie zu Boden. Jedoch schon einige Momente später richten sich ihre Nackenwirbel wieder mit einem schauerlichen Knirschen und sie hebt den Kopf wieder gerade soweit um eine demütige Verneigung anzudeuten, jedoch sagt sie nichts weiter. Zähneknirschend wendet er sich von ihr ab. „Dieser... Hanyou war nicht wirklich stark. Doch das Schwert, das er führte, trägt die Technik meines Vaters.“ Er ballt die Faust. „Er hat behauptet sein Sohn zu sein, doch das ist nicht möglich! So tief würde selbst Er nicht sinken!“ Spitze Reißzähne schieben sich unter seinen Lippen hervor. „Und auch diese unverfrorene Dreistigkeit werde ich ihn büßen lassen! Niemand beschmutzt ungestraft das Ansehen des Einzigen, der mir ebenbürtig war.“ „Was gedenkt Ihr jetzt zu tun, Nushi?“, kommt erneut die emotionslose Frage hinter ihm. Langsam dreht er sich zu seiner Begleiterin um. „Das werde ich dich schon zu gegebener Zeit wissen lassen, Hinosei!“, entgegnet er verächtlich. „Richte nicht immer ungefragt das Wort an mich!“ „Verzeiht, Nushi!“, senkt sie ergeben den Blick. Ihr Tonfall ist höflich, zeugt aber nicht unbedingt von Reue. „Ich dachte nur, wenn ihr diese Menschen hier nicht fressen könnt, wie wollt Ihr sonst Energie zurückgewinnen?“ Ärgerlich zieht er die Luft ein. Ungehalten baut er sich vor ihr auf. „Willst du noch mal sterben, Hinosei?“, kommt es wild. „Spar dir gefälligst die zynischen Bemerkungen, sonst zermahle ich dich und führe dich in einer Kalebasse mit mir!“ Trotzig hebt sie den Kopf. „Versucht es nur, Nushi!“, entgegnet sie ungerührt. „Doch zum Einen vermögt Ihr es momentan ja nicht einmal Eure wahre Gestalt anzunehmen, noch würde Euch dies irgendwie weiterführen in dem Bestreben Eure Energie zurückzugewinnen.“ Nun schieben sich lange Klauen aus seinen Fingern und diese krallenbewehrte Hand schließt sich bedrohlich um ihren Kopf. Beunruhigend tief dringen die Spitzen in ihre Kopfhaut ein. Seine Zähne sind wütend gefletscht. „Aber mit Sicherheit fühle ich mich hinterher besser, du kleine Bazille!“ Blutrot funkeln seine Augen sie an. „Es ist weder nötig noch gewünscht, dass du mich auf meine Unpässlichkeiten hinweist. Wenn ich erst einen Weg gefunden habe, den gestohlenen Teil meiner Selbst an seinen angestammten Platz zurückzubringen, wird die Verwandlung in mein wahres Ich keinerlei Probleme mehr darstellen.“ Sie blickt zwischen seinen Krallen von unten hoch. „Und bis dahin?“ Ein wildes Knurren entfährt ihm und dann schleudert er sie mitten hinein in die Trümmer des brennenden Hauses, dass ihm am nächsten steht. „Sei nicht immer so verdammt frech, du dämlicher Molch!“, schreit er wütend. Zunächst passiert nichts, doch einige Momente später erhebt sich eine hellhäutige Person aus den Flammen und klettert geruhsam über die lodernden Balken ins Freie. Hoch aufgerichtet steht sie da. Ihr Körper ist unversehrt, lediglich ihr Kimono hat an einigen Stellen erhebliche Brandlöcher bekommen. „Salamander“, korrigiert sie erneut, jedoch nicht überheblich, sondern fast als würde sie es freundlich jemandem erklären der offensichtlich ein wenig begriffsstutzig ist. Nun tritt sie wieder an ihn heran. Noch immer steht ihm echter Ärger ins Gesicht geschrieben. Ungeniert begegnet sie seinem Blick und hält ihm stand. „Es gibt vielleicht eine Möglichkeit Euch die Energie dieser Menschen zu verschaffen, ohne dass Ihr sie fressen müsst“, sagt sie frei heraus. Für einen kurzen Moment huscht Skepsis über sein Gesicht, dann sagt er: „Was scheren mich diese wertlosen Körper? Ich will die Youkaikrieger die ich tötete!“ Ganz dicht kommt er an ihr Gesicht heran. „Und ich will sie alle, verstanden?“ Für einen kurzen Moment erwidert sie seinen Blick, dann schlägt sie die Augen nieder. „Natürlich, Nushi, betrachtet Euren Wunsch als bereits erfüllt!“ Sie verneigt sich züchtig. „Wenn Ihr geruhen wollt eine Weile hier zu rasten, werde ich mich sogleich auf den Weg machen um Eurem Ansinnen Folge zu leisten.“ Er überlegt einen langen Moment, dann richtet er sich hoch auf. „Ich bin einverstanden. Ich gebe dir einen Tag! Danach ist meine Geduld mit dir am Ende. Dann wird es mir ein Vergnügen sein, dir streifenweise, das Fleisch von deinen Knochen zu schälen. Und jetzt verschwinde gefälligst!“ Sie verneigt sich noch einmal und wendet sich dann zum Gehen. Sie tut ein paar Schritte dann stößt sie sich grazil vom Boden ab und mit einigen schlängelnden Bewegungen hebt sie sich weiter durch die Luft davon und ist schon bald nicht mehr zu sehen. Katsuken rümpft die Nase. Dieses ungezogene, kleine Luder! Wenn sie nicht ab und zu ganz nützlich, und nebenbei nicht so lästig schwer zu töten wäre, hätte er schon längst kurzen Prozess mit ihr gemacht. Zumindest ist sie gewillt von Nutzen zu sein. So lange das der Fall ist, wird es wohl möglich sein, sie noch eine Weile zu ertragen. Mürrisch wendet er sich ab und sieht sich aufmerksam um. Ein ganzes Stück entfernt von den anderen Häusern steht noch ein Gebäude dort zwischen die Felsen gebaut, dass von der Feuersbrunst bisher verschont geblieben ist. Dort sollte es vorerst erträglich sein, die Zeit bis zu ihrer Rückkehr zu verweilen. Mit festen Schritten steuert er auf das Haus zu. In diesem Augenblick öffnet sich die Tür und ein betagter Mönch tritt hinaus. Er wirkt etwas fülliger um die Körpermitte, aber sein Schritt ist fest. Seine buschigen Augenbrauen sind ernst zusammengezogen und entschlossen nimmt er den Neuankömmling in Augenschein. Nachdrücklich streckt er seinen Mönchsstab vor sich um dem Fremdling Einhalt zu gebieten. „Keinen Schritt weiter, Dämon!“, befiehlt er autoritär. „Deine Macht endet hier!“ Für einen kurzen Moment hält Katsuken inne und mustert den Alten, dann geht er weiter. Nur noch wenige Schritte trennt ihn von dem heiligen Mann. Dieser zückt nun rasch einige Bannzettel und murmelt halblaut einige Beschwörungsformeln. Dann schickt er sie energisch auf die Reise. Kurz blitzen Katsukens Augen auf und und direkt vor seinem Gesicht verpuffen die Zettel in einer kleinen Stichflamme. Erschrocken weicht der alte Mönch einen Schritt zurück. Es dauert nur wenige Momente bis Katsuken die letzten Stufen zu ihm überwunden hat. Unbarmherzig hebt er seine Klaue und noch im Vorbeigehen zerteilt er den Mann in zwei Hälften. „Ich hab keine Zeit für so etwas“, murmelt er ohne den Toten eines Blickes zu würdigen. Nun hat er die Tür der Hütte erreicht. Ein Stück daneben steht ein Schrein, der aussieht als würde er regelmäßig gepflegt werden. Zu etwas anderem sind diese Kerle wohl offensichtlich nicht gut. Der Widerstand der ihm von diesem Priester entgegengebracht wurde, ist kaum erwähnenswert. Selbst Mönche sind wohl auch nicht mehr das was sie mal waren. Nicht ohne eine gewisse Abscheu betritt er sein neues Domizil. Der Innenraum ist doch recht groß. Es gibt eine Feuerstelle in der Mitte wo gerade ein munteres Herdfeuer flackert und verschiedene Schlafstellen. In der hinteren Ecke scheint der Arbeitsbereich des Mönches zu sein. Dort hängen jede Menge getrocknete Kräuter von der Decke und mehrere Säcke mit Reis und Krüge voll Sake stehen dicht gedrängt neben einem Schemel und einer Werkbank. Scheinbar war der Mönch tatsächlich als Heiler tätig. Er schnaubt verächtlich auf. Solche Medizin ist im Moment von keinerlei Nutzen für ihn. Was er benötigt, ist von anderer Art und vielleicht weiß diese Salamanderfrau ja doch was sie tut. Er kann diesem dreisten kleinen Lurch nur ja raten sich nicht all zu viel Zeit zu lassen. Im Grunde ist jede Verzögerung eine Zumutung und gerade im Augenblick kommt er praktisch um vor Hunger. Wieder verspürt er das verwirrend widerliche Gefühl von der Stelle an der etwas sein sollte und nicht da ist. Es ist wie ein permanentes Ziehen und Frösteln und er spürt immer mehr seiner Energie dadurch herausrinnen und im Nichts verschwinden. Wieder schwankt er einen Moment. Schwerfällig lässt er sich auf einen Schemel plumpsen und schließt für eine kurze Weile erschöpft die Augen. Diesem Hanyou wird er den Kopf nach hinten schrauben, wenn er ihm wieder begegnet, soviel steht schon mal fest, aber nicht bevor er ihn nicht bei lebendigem Leibe gehäutet hat. Langsam! Wie konnte er es nur wagen, ihn so zu verletzen? Jetzt muss er sich schon dazu herablassen unter einem menschlichen Dach zu lagern. Er hat noch nie verstanden, was an diesen Wesen so interessant sein soll. Sie sind schwach, wankelmütig und einfach nur erbärmlich. Und alles was er über sie bisher herausgefunden hat, ist dass er ihnen bei weitem in allem überlegen ist. Kurz blitzen Bilder vor seinem inneren Auge auf, Bilder aus längst vergangenen Tagen. Und nur für einen kurzen Moment gestattet er sich, ihnen nachzugeben. Grün! Die Welt ist grün, und braun und gelb und wenn die Sonne durch das Blätterdach des Waldes fällt, malt sie noch eine Vielzahl mehr an Farben auf den kühlen Waldboden. Die frische Luft mit der Note aus Moos und vergilbten Laub streicht um seine Nase und ihre Düfte muten viel interessanter an, als das wohin er gerade genötigt wird zu gehen. Bloße Füße schmiegen sich in den Morast der vom Regen der letzten Nacht herrührt und geben beim Laufen ein schmatzendes Geräusch und ein amüsantes Gefühl von sich. Er bleibt stehen und wirft einen langen aufregenden Blick in die Runde. Hier ist er noch nie gewesen. All diese Eindrücke sind so neu und so faszinierend und er wünscht, er könnte hier länger verweilen. Doch schon hört er jemanden seinen Namen rufen und sogleich versteift er sich. „Komm weiter!“, ist die ruhige Aufforderung, jedoch gebietet es die Autorität der Stimme ihr augenblicklich Folge zu leisten. Heute steht wieder eine Lehrstunde auf dem Plan. Es gibt also keine Zeit zum Lustwandeln. Stattdessen suchen sie wieder ein Dorf dieser unterentwickelten Kreaturen auf. Er hat noch nie begreifen können, was er von ihnen lernen sollte. Ihre Kampffähigkeiten und ihr Wissen über die Magie sind kaum erwähnenswert. Was also soll er hier? Gerade haben sie auf einem leicht erhöhten Berghang Stellung bezogen und blicken hinab. „Was machen wir hier?“, erlaubt er sich die Frage zu stellen. „Wir beobachten sie!“, kommt die schlichte Antwort. Innerlich sackt er etwas zusammen. Das verspricht wieder langweilig zu werden. Nichts empfindet er als öder als diese Menschen bei ihrem bedeutungslosen, eintönigen Tagewerk zu beobachten. Seine Faust wringt sich um den Stamm einer jungen Esche und schält ihr dabei problemlos die Rinde vom Stamm. Doch Widerrede wird nicht geduldet. „Und was beobachten wir?“, die Frage kommt ein wenig trotziger als im ersten Moment beabsichtigt. Sogleich wird sie mit einem strengen Blick quittiert. „Wir beobachten, wie sie miteinander umgehen. Wie sie sich umeinander kümmern.“, erhält er Antwort. Er zieht eine leichte Schippe. „Wozu?“ „Um zu lernen, was sie so stark macht“, ertönt es bestimmt. Ein spöttisches Glucksen entfährt ihm. „Stark?“, kommt es nun offen verächtlich. „Diese Wesen sind doch nicht stark. Ich könnte sie alle in wenigen Augenblicken töten.“ Nun ruht ein ernster Blick auf ihn. „Vielleicht könntest du das. Aber möglicherweise könntest du auch eine Überraschung erleben.“ Verächtlich schnaubt er aus. „Wohl kaum! Ich bin ihnen in allem überlegen. Es ist nur natürlich, dass ich sie dominieren würde.“ Wieder trifft ihn ein eindringlicher Blick. „Jedoch besitzen sie eine Sache von der du noch nichts verstehst.“ Verstimmt blickt er auf: „Und welche soll das sein?“ „Um das herauszufinden, bist du hier!“, kommt die Antwort. „Wenn du sie eine Weile beobachtest, wirst du es sicher bald feststellen.“ Mürrisch verschränkt er die Arme. „Ich wüsste nicht wozu mir irgendetwas nütze wäre was von diesen Menschen kommt.“ Zunächst herrscht Stille auf diese Frage doch dann kommt die bedächtige Antwort: „Weil man nur dadurch zu wirklicher Stärke gelangst.“ Für einen kurzen Moment flackert so etwas wie Interesse in seinen Augen auf. „Und wie gelange ich zu wirklicher Stärke?“, hakt er nach. Nun wenden sich ihm zwei ernste Augen zu. „Wenn du jemanden hast, den du beschützen möchtest, weil er dir viel bedeutet“, vernimmt er die Antwort. Nun erstarrt seine Miene für einen Augenblick. Dann ziehen sich seine Brauen zusammen und er schürzt leicht die Lippen. Mehr Unmut wagt er über diese Antwort nicht zu äußern. Vergrämt wendet er sich wieder dem Menschendorf zu. Als ob so etwas Lächerliches jemanden stärker macht. Für dieses Gewürm da unten reicht seine Kraft alle Mal aus, ganz gleich wie sehr sie sich gegenseitig beschützen, und er rechnet nicht damit, dass ihn irgendetwas je vom Gegenteil überzeugen kann. Doch wer kann das schon sagen? „Ich werde diese Menschen weiter studieren!“, gibt er bekannt. „Es mag vielleicht doch ganz aufschlussreich sein.“ „Das ist eine vernünftige Einstellung“, kommt die anerkennende Antwort. „Seinen Horizont stets zu erweitern ist ein lobenswerter Charakterzug. Ich bin stolz auf dich, Sesshomaru!“ Mit diesen Worten entfernen sich die Schritte von ihm und verschwinden nach kurzer Zeit ganz. „Das werdet Ihr, Chichi-ue!“, murmelt er leise und wachsame Augen verfolgen nun jeden Handschlag der sich dort unten im Dorf tut. In diesem Moment holt ihn ein Geräusch zurück in die Gegenwart. Er setzt sich auf und blickt sich um, doch zu sehen ist niemand. Das kurze Poltern kam aus der Ecke, in der die Arzneiutensilien stehen. Rasch zieht er die Luft ein und seine Augen werden schmal. Ein messerdünnes Lächeln legt sich auf sein Gesicht. „Komm hervor!“, fordert er laut. „Ich weiß, dass da da bist.“ Es klingt fast etwas verspielt. Doch es kommt keine Reaktion. „Muss ich erst nachhelfen?“, fragt er noch mal, doch diesmal etwas strenger. Zunächst geschieht nichts. Doch dann lugt vorsichtig ein kleiner Kopf hinter einem der Säcke hervor und blickt zitternd zu ihm herüber. Katsuken legt den Kopf leicht schief. „Was haben wir denn da?“, meint er leicht amüsiert. „Ich dachte schon es ist eine Ratte.“ Er wippt mit dem Finger. „Komm heraus, du!“ Noch immer scheint die Person zu zögern, doch dann schiebt sich langsam ein kleiner Junge hinter dem großen Reissack hervor. Er ist kaum älter als vier Jahre und trägt einen einfachen Yukata. Seine Füße sind bloß. Sein Gesicht und sein Gewand sind schwarz von Ruß und durch den Schmutz, der offenbar von dem Feuer im Dorf herrührt, laufen unter den Augen einige helle Linien hinab. Zitternd vor Angst gibt er sich zu erkennen, die Hände hinter dem Rücken verborgen. Gelassen hat sich Katsuken auf dem Schemel aufgesetzt. „Was soll ich sagen, es ist ja doch eine kleine Ratte!“, bemerkt er mit einem ironischen Schmunzeln. „Ein kleines, wehrloses Ungeziefer.“ Der Junge steht noch immer wie erstarrt auf der Stelle, doch sein Gesicht wird selbst unter dem Ruß blass. Abschätzend schürzt Katsuken die Lippen. Dann schmunzelt er wieder gehässig. „Weißt du was ich bin?“ Wieder kommt lange keine Reaktion von dem verängstigten Kind. Unwillig zieht sich nun seine Miene zu. „Antworte besser wenn du etwas gefragt wirst“, kommt es ruhig aber streng. „Weißt du was ich bin?“ Ein paar bange Herzschläge vergehen doch dann nickt der Kleine rasch. Katsukens Mundwinkel heben sich. „Und was bin ich? Na, sag schon!“ „Ein Dämon!“, haucht der Junge kaum hörbar. „Sehr richtig!“, Katsukens Miene hellt sich wieder auf. „Siehst du, so schwer war das doch gar nicht. Und jetzt noch eine Frage: Was glaubst du sollte ich mit einem wie dir jetzt machen?“ Schreckensblass starrt der Junge ihn einfach nur an. Der Daiyoukai mustert ihn einen Moment eingehend, dann fragt er: „Wie ist dein Name, kleine Ratte?“ Dem Jungen schlagen vor Angst die Zähne aufeinander. „Dein Name!“, wiederholt Katsuken langsam, aber allmählich macht sich doch Unmut in ihm breit. Diese kleine Kröte ist einfach nur nutzlos. „Taro...“, piepst der Kleine ängstlich. Der Daiyoukai atmet kurz durch. „Nun, Taro, ich vermute mal, dass ich dich nicht sofort entdeckt habe, liegt wohl daran, dass der Mönch dir irgendwas zugesteckt hat, nicht wahr?“ Nun doch ein wenig mutiger nickt der Junge erneut. „Dachte ich es mir doch“, stellt er fest. „Was könnte es wohl gewesen sein? Magst du es mir vielleicht mal zeigen?“ Am liebsten möchte der Junge den Kopf schütteln, doch er wagt es nicht. Stattdessen holt er zaghaft eine goldene, sonnenförmige Insignie hinter seinem Rücken hervor und streckt sie ihm zögernd hin. Katsuken lächelt. „Siehst du, es geht doch.“ Nun blickt er den Jungen direkt an. „Du weißt doch, dass Dämonen die Macht haben heilige Reliquien zu zerstören, oder?“ Taro erwidert nun tapfer den Blick. „Furugi-sama sagte, das können sie nicht, weil die heiligen Amulette Dämonen vertreiben.“ „Oh, ein paar können es schon“, erwidert Katsuken. Nun senkt er die Stimme als würde er ein Geheimnis verraten. „Weißt du, die ganz mächtigen Dämonen können so ein Amulett ohne weiteres einfach schmelzen lassen.“ Nun bekommt der Junge große Augen, aber das ängstliche Zittern hat aufgehört. „Bist du so ein ganz mächtiger Dämon?“, fragt er neugierig zurück. Leicht neigt der Daiyoukai sich ihm zu. „Oh ja!“, beteuert er. „Ich bin sogar der mächtigste Dämon den es gibt.“ „Und wie heißt du?“, fragt er Junge nun unschuldig weiter. Katsukens Miene zieht sich nun leicht zu. Wieder mustert er den Knaben einen langen Moment dann winkt er ihn zu sich. Zögernd kommt Taro näher. Der Daiyoukai senkt die Lautstärke. „Also schön, ich verrate es dir. Aber du erzählst es niemandem, klar?“ Taro nickt eifrig. „In Wirklichkeit heiße ich Sesshomaru, aber man kennt mich als Katsuken.“ Mit großen Augen sieht der Knabe ihn an. Nun schiebt sich eine Kralle aus Katsukens Zeigefinger und dann langt er einmal behäbig vor sich, fängt mit der Klauenspitze Taros Gewand ein und zieht ihn langsam aber unaufhaltsam daran dichter zu sich hin. „So“, sagt er gelassen, „und jetzt hätte ich gerne, dass du mir mal das heilige Amulett da gibst!“ Die Furcht kehrt wieder in Taros Augen zurück. „Keine Bange!“, fügt der Daiyoukai hinzu. „Ich will dir nur mal etwas Lustiges zeigen.“ Doch ein wenig beklommen streckt Taro nun unsicher die Hand mit der Insignie aus und legt das Objekt in Katsukens ausgestreckte Hand. Sogleich beginnt aus der Hand feiner Rauch aufzusteigen und es riecht nach Ruß und nach Schwefel. Erstaunt verfolgt der Junge was geschieht. „Siehst du!“, meint Katsuken. „Das passiert, wenn ein schwacher Youkai so ein Amulett in Händen hält, wohingegen...“, er lässt mit einem kurzen Impuls seine Aura aufflammen und der Rauch verpufft schlagartig, „wenn ein mächtiger Youkai dieses Amulett hält, so schadet es ihm herzlich wenig.“ Er lässt seine Aura mehrfach aufwallen und abklingen und beobachtet dabei belustigt wie der Junge darüber staunt, dass die Rauchfahne immer wieder erscheint und verschwindet. Letztlich schließt er die Faust um das Amulett und setzt sich würdevoll auf. „Und nun zeige ich dir, was geschieht wenn jemand wie ich dieses Amulett in die Finger bekommt.“ Noch einmal wallt seine Aura auf und eine blendend helle Feuerflamme hüllt urplötzlich seine Faust ein. Dann nach wenigen Augenblicken erlischt sie wieder und demonstrativ öffnet er die Faust und schüttelt sie lässig aus. Von dem heiligen Gegenstand ist nichts mehr zu sehen. Verblüfft starrt Taro auf die leere Hand, als könne er nicht begreifen wie das passiert ist. „Siehst du?“, schmunzelt Katsuken. „Wie hast du das gemacht?“, fragt Taro. „Ich habe sie geschmolzen“, gibt der Daiyoukai Antwort. „Einfach so?“ „Einfach so!“ „Und...“, kommt es nun zögernd, „willst du auch mich schmelzen?“ Skeptisch mustert er den Kleinen. Dann sagt er: „Nein.“ „Und wirst du mich fressen?“, kommt noch einmal die Frage. Wieder wird Katsukens Mund ein dünner Strich. „Nein“, bekundet er erneut. „Aber das machen Dämonen doch sonst so“, kommt die arglose Erwiderung. Katsukens Miene wird kühl. „Ja, das machen Dämonen sonst so“, bestätigt er. „Aber du nicht?“ „Nein!“ „Warum nicht?“ Nun neigt der Daiyoukai sich wieder zu ihm herunter und starrt ihn durchdringend an. „Wäre es dir lieber ich würde dich fressen?“ Vehementes Kopfschütteln ist die Folge. „Dann sei dankbar und stell nicht so viele dumme Fragen!“ Verschreckt duckt sich der Kleine unter den ärgerlichen Worten. Mit zusammengekniffenen Augen nimmt Katzuken den Knaben in Augenschein. „Wohnst du hier, oder bist du aus dem Dorf hierher geflohen?“, stellt er schließlich die Frage. Taro hebt wieder den Kopf aber er schnieft jetzt ein wenig. „Ich wohne im Dorf.“ Ein genüssliches Lächeln zieht über Katsukens Lippen. „Du dachtest wohl, der alte Mönch beschützt dich, was? Wieder nickt der Kleine. Das Schniefen wird lauter. „Du solltest ihm vermutlich dankbar sein“, bemerkt Katsuken ungerührt. „Immerhin hat er sein Leben gegeben um dich zu schützen.“ Tränen treten nun in Taros Augen und er wischt sich die Nase an seinem Yukata-Kragen ab. „Und jetzt hast du wohl niemanden mehr, hmmm? Keine Mama, keinen Papa. Du bist ganz alleine hier, nur mit mir.“ In seinen Augen liegt nun ein unheimliches Funkeln. Nun ist es um Taros Fassung geschehen. Der kleine Junge bricht in lautes Schluchzen aus und dicke Tränen laufen ihm über die Wangen. Doch zu Katsukens aufrichtiger Überraschung streckt der Kleine nun die Ärmchen aus und schlingt sie um seinen Hals. Aufgelöst klammert er sich an den Daiyoukai und lässt seinen Tränen freien Lauf. Verdutzt lässt Katsuken ihn gewähren und sein Körper versteift sich unwillkürlich dabei. Noch immer quält sich ein hilfloses Wimmern aus der Kehle des kleinen Jungens und schwer hängt er ihm am Hals. Langsam entspannen sich Katsukens Gesichtszüge wieder. Seine Hand legt sich auf Taros Kopf und behutsam tätschelt er sein Haar. „Du ahnungslose kleine Seele“, murmelt er. „Du schenkst deine Trauer dem Falschen.“ Noch immer rinnen Kindertränen in sein Gewand und scheinbar kuschelt der Kleine sich nun trostsuchend an ihn. Schließlich hebt Katsuken wieder die Stimme. „Mäßige dich wieder, kleine Ratte! Bereite nicht all denen Schande, die dich jetzt nur noch aus dem Jenseits zu trösten vermögen.“ Demonstrativ löst er die Arme des Kleinen von seinem Hals und stellt ihn auf Armeslänge vor sich hin. Schniefend guckt der Junge ihn an. „Hast du schon vergessen, dass ich ein Dämon bin, und was ich zu tun vermag?“ Streng blickt er den Kleinen an. Doch der erwidert seinen Blick nur mit arglos aufgerissenen Augen. „Aber du bist doch nett“, meint er treuherzig. Ungläubig weiten sich Katsukens Augen? „Nett?“ In seinem Mund klingt es wie ein Schimpfwort. Taro nickt ein wenig befangen. Mit harter Miene blickt Katsuken auf den Knaben herunter. „Ich bin nicht nett, naiver kleiner Rattenjunge!“, stellt er kühl klar. Dann atmet er einmal ruhig durch. Nun zeigt er mit einer Klaue hinaus durch die Tür auf die Leiche des Mönchs. „Glaubst du der Priester war nett?“ Taro folgt seinem Blick doch dann schaut er wieder den Daiyoukai an. Wieder nickt er. „Furugi-sama, hat uns immer was zu Essen gegeben und er hat mit uns gespielt“, erklärt er. Verächtlich schnaubt Katsuken auf. „Du verwechselst Umsicht mit Zuneigung, aber was will man auch erwarten, du bist bloß ein dummes, kleines Menschenkind!“ Wieder neigt er sich ihm zu. „Glaubst du, der Priester hatte dich gern?“ Wieder zögert Taro kurz. „Ich glaub schon.“ Nun schließen sich Katsukens schlanke Finger sachte um Taros Kinn und die scharfen Krallen ruhen leicht aufgesetzt auf seiner Haut. Direkt blickt er ihm in die Augen. „Und du meinst, darum hat er versucht dich zu beschützen?“ Wieder nickt der kleine Junge, was im Griff des Daiyoukai ein wenig schwierig ist. Doch nun verschwindet das Lächeln in Katsukens Gesicht und kühle Berechnung tritt an seine Stelle. „Nun, das hat dann ja wohl nicht so ganz geklappt!“, sagt er geringschätzig und im selben Augenblick, geht ein kurzer Ruck durch den Körper des Jungen. Seine Augen fliegen auf und dann verlässt sie jegliches Leben. Aus seinem Mundwinkel rinnt ein kleiner Blutfluss und sein Körper erschlafft, nur noch gehalten von dem Griff des Daiyoukais dessen schwarze Klauen nun aus dem Hinterkopf des Knaben herausragen. Zynisch blickt Katsuken auf das leblose Gesicht des Kindes. „Tss, von wegen 'wahre Stärke'!“, murmelte er verächtlich dann lässt er den kleinen Leichnam von seinen ausgefahrenen Klauen gleiten und wischt das Blut an dessen Gewand ab. Missmutig erhebt er sich. Es ist doch immer wieder das Selbe. Die Behauptung, man würde stärker werden, ja, sogar über sich hinaus wachsen, wenn man jemanden zum Beschützen hat, entbehrt jeglicher Grundlage. Keiner ist ihm bisher gewachsen gewesen. Keiner! Niemand hat dieses Kind beschützen können. Vermutlich wäre er ohne Schutz und Hilfe sowieso in Bälde verhungert oder getötet worden. Im Grunde ist er noch viel zu gnädig mit diesem nutzlosen kleinen Geschöpf. Der Stärkere überlebt, so ist der Lauf der Natur. Und wer überlebt, wird eines Tages herrschen und das wird Er sein! Wenigstens ist dieses lästige Amulett nun vernichtet und immerhin verliert er keine weitere Energie mehr. Er verzieht das Gesicht. Diese Verletzung macht ihn empfindlich angreifbar. Die heilige Magie entzieht ihm seine Essenz doch das Problem ist glücklicherweise jetzt erledigt. Jetzt muss nur noch seine kleine Dienerin zurückkommen und ihm die versprochene Nahrung mitbringen. Und wenn sie damit fertig ist, kann sie noch die Unterkunft herrichten und den Unrat entsorgen. Wenn er schon bereit ist, sich hier niederzulassen, möchte er es zumindest auch annehmlich haben. Abfällig schielt er hinüber zu einer der Bettstellen. Nach diesen letzten Strapazen hätte er nichts gegen ein kleines Nickerchen einzuwenden, doch die Vorstellung nicht in seiner wahren Gestalt schlafen zu können, ruft in ihm regelrecht Abscheu hervor. Und dabei geht es weniger um Bequemlichkeit, als mehr um die Tatsache, dass er es sich im Moment nicht aussuchen kann. Er knirscht ärgerlich mit den Zähnen. Unwillig geht er zu einer der Schlafstätten hinüber. Ein Schauer des Ekels zieht über seinen Rücken. Dies ist also wie Menschen schlafen. Kritisch beäugt er die schlichte Matratze mit dem Deckbett. Von Luxus ist diese Einrichtung weit entfernt. Skeptisch lässt er sich darauf nieder und streckt sich schließlich lang aus, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Mit finsterer Miene starrt er zur Zimmerdecke die durch regelmäßigem Feuergebrauch schon ganz schwarz ist von Ruß und nach verbranntem Fleisch, Gemüse und Kräutern riecht. Wie konnte das alles nur passieren? Vor seinem inneren Auge sieht er die Gesichter zweier Personen. Sie sind sich nicht unähnlich und sie riechen auch beinah gleich. Der Eine hat mit seinem vermaledeiten Schwert sein Energiegefüge beschädigt, so dass er die dringend benötigte Energie nur noch schwer absorbieren kann und der Andere, dieser Bastard, hat nun mit der gestohlenen Technik seines Schwertes dafür gesorgt, dass er noch nicht einmal mehr Nahrung aufnehmen kann. Und zu allem Überfluss verhindert der fehlende Teil sogar, dass er sich in seine wahre Gestalt verwandeln kann. Es funktioniert einfach nicht wenn nicht alles von ihm beieinander ist. Je mehr er über diesen Umstand nachsinnt um so mehr brodelt die grimmige Wut in ihm. Gerade verspürt er einen solch brennenden Hass in sich auf diese beiden armseligen Emporkömmlinge die es fertiggebracht haben ihn derartig auszubremsen, dass er nicht einmal weiß was er mit ihnen anstellen wird, wenn er sie je zu fassen kriegen sollte. Er weiß nur es wird schmerzhaft werden, und es wird lange dauern, und er wird jede Sekunde aus vollem Herzen genießen. Mit diesen Gedanken driftet er schließlich doch noch in einen leichten Schlaf hinüber. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)