Das Bluterbe der Youkaifürsten von Weissquell (Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten") ================================================================================ Kapitel 30: Die Lage ist ernst! ------------------------------- Als die kleine Gruppe um Inu Yasha zu der Stelle zurückkehrt an der sie Yarinuyuki bei der Heilerin zurückgelassen haben, ist die Nacht bereits hereingebrochen. Ki-sama hat inzwischen ein behelfsmäßiges Zelt errichtet und gemessen an der Tatsache, dass die Nordfürstin nicht länger am Ufer des schmutzigen Flüsschens liegt, hat sie sie wahrscheinlich bereits in der Notunterkunft untergebracht. Gerade als sie dort ankommen, sitzt die zierliche Youkai vor einem frisch entzündeten Feuer, direkt vor dem Zelt und hantiert konzentriert mit einigen ihrer Habseligkeiten. Etwas köchelt in dem Kessel über dem Feuer und hin und wieder wirft sie etwas hinein. Als sie sich Inu Yasha und den Anderen gewahr wird, blickt sie auf. Ihre Stirn legt sich in Falten und sie scheint etwas abzuwägen. Dann seufzt sie leicht, erhebt sich von ihrem Platz und kommt auf sie zu. Direkt vor Inu Yasha hält sie an und blickt ihm ernst in die Augen. Man kann sehen wie ihre Kiefer angespannt mahlen. Doch dann senkt sie den Blick, sinkt hinab auf die Knie und drückt ihre Stirn auf den Boden. Verdattert beäugt Inu Yasha ihr Gebaren, doch noch ehe er dazu kommt eine entsprechende Frage zu stellen, kommt bereits die Erklärung. „Ich bitte Euch untertänigst um Vergebung, Fürst Inu Yasha!“, kommt es züchtig. Jedoch liegt deutlich Anspannung und auch Unwillen in der Stimme. „Durch die jüngsten Ereignisse habe ich die Etikette zur angemessenen Begrüßung eines Fürsten der anderen Reiche außer Acht gelassen. Wie ich bereits erwähnte, bin ich nicht offiziell bevollmächtigt in Yarinuyukis Namen sprechen zu dürfen, doch ersuche ich Euch Nachsicht walten zu lassen, dass ich Euch nicht den Euch gebührenden Respekt habe zukommen lassen und erbitte Euer Einverständnis, dass Ihr in dieser ungewöhnlichen Situation die Gnade haben mögt, mit meiner bescheidenen Person, was weitere Absprachen anbelangt, Vorlieb zu nehmen.“ Für einen langen Moment herrscht Schweigen über dem Platz. Alle Augen sind nun auf Inu Yasha gerichtet. Lediglich die von Ki-sama sind noch immer dem Boden zugewandt. Und jetzt kommen offenbar auch die beiden Nordyoukai wieder zur Besinnung und langsam, wenn auch zähneknirschend sinken auch sie nun auf die Knie herab. Inu Yasha wird es ein wenig heiß und kalt dabei und ganz allmählich dämmert ihm, dass er nicht nur der amtierende Fürst des Westens ist, sondern auch die mit Abstand ranghöchste Person die gerade anwesend ist und irgendwie flattert ihm bei dem Gedanken die Magengrube. Wie soll er nun reagieren? Soll er das ganze höfische Getue einfach beiseite lassen, oder soll er das Spiel mitspielen? Beide Möglichkeiten bereiten ihm Unbehagen, aber er erinnert sich nur zu gut, dass es zwischen den einzelnen Clans strikte Reglementierungen darüber gibt, wie sich die Fürsten einander gegenüber zu verhalten haben und auch welche Achtung sie von jeglichen rangniederen Angehörigen der Clans erwarten dürfen. Besonders der Nordclan nimmt es sehr genau damit. Das verkompliziert die ganze Angelegenheit natürlich noch zusätzlich. Innerlich wünscht er sich, er würde sich mit solchen Statuten doch etwas besser auskennen. Wie würde Sesshomaru in dieser Situation reagieren? Ratlos lässt er die Luft entweichen, dann fasst er einen Entschluss. „Es ist in Ordnung“, sagt er bedächtig. „Solange eure Fürstin nicht ansprechbar ist, bin ich bereit über das Protokoll hinwegzusehen und die nötigen Dinge mit dir zu besprechen. Aber vielleicht, können wir auf die adlige Ausdrucksweise verzichten. Ich denke, dass wir uns verständlicher ausdrücken können, wenn wir so reden wie wir es gewohnt sind.“ Nun hebt die Heilerin den Kopf. „Ich danke Euch für Eure Rücksichtnahme. Ihr habt mein Wort, dass ich sicherstellen werde, dass Euch dadurch nicht der nötige Respekt abhanden kommen wird.“ Dann kommt sie wieder auf die Beine. Für einen kurzen Moment mustert sie Inu Yasha nachdenklich, dann winkt sie ihn hinüber zum Feuer. „Wenn Ihr hier drüben Platz nehmen mögt. Es gibt in der Tat einiges was besprochen werden müsste.“ Bereitwillig folgen Inu Yasha und Kagome ihrem Fingerzeig. Sie stellen jedoch fest, dass die beiden Krieger noch immer mit starrem Blick auf ihren Knien ausharren und kaum einen Finger rühren, auch wenn man Shimogawa ansieht, dass er vor Erschöpfung leicht vor und zurück schwankt. „Willst du dich nicht erst mal um die beiden Verletzten da kümmern?“, weist Inu Yasha mit dem Daumen hinter sich. Missmutig schaut Ki-sama zu den beiden Soldaten hinüber. „Die beiden Dummköpfe da drüben können noch ein bisschen warten, bis ich Zeit für sie habe. Es schadet ihnen gar nichts, wenn sie mal ein bisschen ihre Geduld trainieren und nicht immer nur ihre Muskeln.“ Von den beiden Soldaten kommt bei diesen harten Worte keine Reaktion, doch Kagomes Miene spiegelt Mitleid wieder. „Aber die beiden sind doch schwer verletzt. Wir haben doch bestimmt noch so viel Zeit bis die beiden versorgt sind.“ Ein schiefer Blick von Ki-sama geht zu Inu Yasha hinüber und der Hanyou merkt, dass sie offenbar seine Erlaubnis abwartet. „Sicher doch“, nickt er leicht. „Ich denke wir können jeden Kämpfer gebrauchen der einigermaßen bei Kräften ist.“ „Setzt Euch schon einmal!“, fordert die Heilerin ihn auf. „Es wird nicht lange dauern.“ Mit diesen Worten spaziert sie erhobenen Hauptes an ihm vorbei und geht zu den beiden verletzten Youkai hinüber, während Inu Yasha und Kagome sich bereits ans Feuer setzen. Verstohlen linsen sie zu Ki-sama hinüber die sich wie eine Rachegöttin vor den zwei Soldaten aufgebaut hat und nun ein wahres Wortgewitter über Pflichtvergessenheit, mangelndem Ehrgefühl und nicht vorhandener Leidensfähigkeit über sie herniedergehen lässt. Dabei benutzt sie einige Schimpfwörter die Inu Yasha nie zuvor gehört hat und die Kagome die Schamröte ins Gesicht treiben. Die Heilerin macht keinen Hehl daraus, dass sie die Verfassung ihrer Fürstin zu großen Teilen den beiden vor ihr Knieenden anlastet. Entsprechend geknickt blicken die zwei Krieger auch drein. Nachdem die Standpauke verhallt ist, fasst Ki-sama zu und greift nach Shimogawas Kiefer. Unsanft dreht sie sein Gesicht hin und her und mustert ihn eingehend. Ein verächtliches Schnaufen entfährt ihr. „Soll das ein Witz sein? Du hast ne Gehirnerschütterung, mehr nicht!“ Die Brandwunden auf seinen Armen scheint sie nicht weiter zu beachten. „Nadare ist auf mich gefallen als er mich vor der Wucht der letzten Attacke beschützt hat“, nuschelt der junge Youkai kleinlaut. „Verschwende nicht meine Zeit, du Jammerlappen!“, kommt die harte Erwiderung. Dann wendet sie sich dem Hünen zu, der selbst auf Knien noch größer ist als sie. Missmutig umrundet sie ihn und begutachtete die Brandverletzungen auf seinem Rücken. „Nichts, was einige nasse Umschläge nicht kurieren könnten“, stellt sie kühl fest. „Ich werde dir nachher einen Sud zubereiten. Wenn das alles ist, dann macht euch gefälligst nützlich und haltet Wache falls der Kerl, der das getan hat wieder zurückkommt.“ Mit einem kurzen Nicken springen die beiden auf und nach einem kurzen Blick zwischen sich teilen sie sich auf und beziehen ein Stück entfernt um das improvisierte Lager herum Posten. Gemächlich kehrt Ki-sama nun zum Feuer zurück und nimmt gegenüber von Inu Yasha und Kagome Platz. Sie sieht fast ein bisschen sehr selbstzufrieden aus. „Von mir aus hättest du sie ruhig behandeln können“, bemerkt Inu Yasha, der mit verschränkten Armen dasitzt. „Das ist schon in Ordnung“, meint Ki-sama gönnerhaft. „Die Typen sind hart im Nehmen.“ „Aber war es nötig sie so sehr herunterzuputzen?“, wirft Kagome zweifelnd ein. „Sie sind verletzt und haben gerade eine schwere Niederlage hinter sich. Eine kleine Pause tut ihnen doch sicher gut.“ „Junge Frau“, lächelt Ki-sama nun und neigt sich Kagome ein Stück zu. „Diese Kerle kennen nur zwei Verfassungen: Auf den nächsten Kampf aus sein und kurz vorm Abnippeln. Solange sie sich noch auf ihren eigenen zwei Füßen fortbewegen können, gibt es wirklich keinen Grund zur Besorgnis. Die sind ein zäher Haufen, glaub es mir. Und keiner von denen erwartet nach einem verlorenen Kampf eine Sonderbehandlung.“ „Also im Prinzip: Ehrenvoll kämpfen oder sterben! Ist es das?“, hakt Kagome kühl nach. „So könnte man es ausdrücken, ja“, grinst Ki-sama genüsslich und entblößt dabei nadelspitze Zähne. „Reizend!“, entgegnet Kagome zynisch. „Bleibt die Frage, was machen wir jetzt, da sie das ja nun so prima hinbekommen haben?“ Der Ärger in ihrer Stimme ist ihr deutlich anzuhören. Doch es zeigt Wirkung. Ki-samas Mundwinkel sinken herab. Ihre Lippen formen sich zu einem dünnen Strich, ihre Nasenlöcher weiten sich und ihre Stirn legt sich in Falten. „Genau das ist es, was es zu besprechen gilt, weshalb ich diese beiden Idioten so schnell wie möglich abgehandelt habe“, kommt es zähneknirschend von der Heilerin und aus ihren Augen schießen nun kleine Dolche in Kagomes Richtung. Doch sie rührt sich nicht vom Fleck. Inu Yasha, der die Spannung zwischen den beiden Frauen nun auch bemerkt hat, sieht hier seine Gelegenheit um einzugreifen. „Das ist ja auch eine wichtige Frage“, wirft er rasch ein. „Was soll nun als Nächstes geschehen? Wir können ja schließlich nicht hierbleiben. Dieser Kerl kann jederzeit zurückkommen.“ „Es wäre mir eine Ehre dazu Eure Vorschläge zu hören, Fürst Inu Yasha!“, kommt es nun giftig von der Heilerin. Dass sie noch immer vor Wut brodelt ist ihr deutlich anzusehen. Und erneut wird Inu Yasha bewusst, dass man in seiner neuen Position nicht nur Fragen stellen, sondern auch Antworten liefern muss. Gerade wird er von zwei durchdringenden Augenpaaren traktiert und ihm ist deutlich unbehaglich zumute. Gerade in diesem Moment fliegt ein kurzer Ruf zu ihnen hinüber und verschafft ihm ein wenig Galgenfrist. „Ki-sama!“ Drei Köpfe drehen sich herum. Gerade sehen sie zwischen den Bäumen Kouga auftauchen mit seinem verletzten Begleiter im Schlepptau, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann und bei jeden Schritt bedenklich schwankt. Verbissen kämpft sich Itakouri die letzten Meter bis zum Lager wo er schließlich, kaum dass er es erreicht hat, ohnmächtig zusammenbricht. Ki-sama erhebt sich rasch. Trotzig starrt sie Kagome an und zeigt auf den am Boden Liegenden.„Das ist ein Notfall!“ Ihr Blick geht kurz zu Inu Yasha hinüber. „Mit Eurer Erlaubnis?“ Und als der Hanyou nickt, springt sie geschwind an Itakouris Seite. Während die Heilerin sich dem verletzten Hauptmann widmet, gesellt sich Kouga zu den anderen beiden. Hoch baut er sich vor dem Hanyou auf. „Eines wollen wir doch mal klarstellen, Köter“, schnappt er verstimmt. „Das war das letzte Mal, dass ich für dich Botengänge gemacht habe. Such deine kleinen Hundefreunde in Zukunft gefälligst selbst zusammen!“ Inu Yashas Miene zieht sich zu. „Ich bin im Grunde auch nicht scharf darauf, dich um Hilfe zu bitten, Kouga, aber wenn du dich hier in der Gegend auskennst, könnte uns das tatsächlich dabei helfen zu überlegen wie wir mit Ihm fertig werden können.“ Kouga verschränkt die Arme. „Ich lege gar keinen gesteigerten Wert darauf mit dem Kerl fertig zu werden. Wir Wölfe werden uns einfach für eine Weile aus der Gegend verziehen bis sich die Sachlage geklärt hat und wenn Gras drüber gewachsen ist, kommen wir wieder her. Im Gegensatz zu euch Hunden halten wir Wölfe nämlich nicht mit solch einer ätzenden Verbissenheit an den Grenzen unserer Gebiete fest. Da wo wir sind, ist unser Revier, so einfach ist das.“ Nun springt Inu Yasha auf und bietet Kouga grimmig die Stirn. „Soll dass heißen du willst uns nicht unterstützen im Kampf gegen dieses Monster?“ Verächtlich blickt Kouga ihn an. „Du sagst es ja selbst: Er ist ein Monster. Warum sollte ich mein Leben und das meiner Leute riskieren, wenn er schon mit euch kurzen Prozess gemacht hat?“ „Ich hab's ja immer gewusst, dass du ein Feigling bist!“, schnaubt Inu Yasha düster. „Das ist keine Feigheit, das ist Vernunft“, gibt Kouga hitzig zurück. „Etwas wovon eine Töle wie du eben nichts verstehst.“ Ärgerlich packt Inu Yasha Kouga am Kragen. „Das muss ich mir von jemandem, der immer beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten stiften geht, nicht sagen lassen. Du verstehst eben nichts von Verantwortung und Loyalität. Du überlässt lieber die Leute die dir schon zig Mal die Haut gerettet haben ihrem Schicksal. Na, auf so eine Hilfe können wir sowieso verzichten!“ In Kougas Blick glühen kleine Flammen auf: „Sag das noch mal!“ Zum Glück schreitet Kagome jetzt ein. „Hey, beruhigt euch!“, schiebt sie die beiden energisch auseinander. Dann wendet sie sich an ihren Freund: „Inu Yasha, du musst grade reden von Loyalität und Verantwortungsgefühl! Gerade erst vor ein paar Tagen hat dir Sesshomaru angeboten dir all das beizubringen, was du jetzt gut gebrauchen könntest und wie hast du es ihm gedankt?“ Etwas verdattert blickt der Hanyou nun doch drein, aber Kouga kommt kaum dazu seinen Triumph zu genießen denn sofort dreht sich ihm Kagome mit flammenden Blick zu und piekt ihm demonstrativ die Fingerspitze auf die Brust. „Und du! Du würdest uns deine Freunde tatsächlich im Stich lassen, jetzt wo wir alle in Gefahr sind und vor der größten Herausforderung seit langem stehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich tun würdest.“ Ein wenig betreten stehen die beiden Männer nun da und vermeiden es eisern sich gegenseitig anzusehen. Kagome atmet vernehmlich durch. „Wenn ihr beide dann aufgehört habt euch aufzuspielen, vielleicht können wir uns dann erst mal zusammensetzen und wenigstens über die Sache sprechen. Kouga?“, ihr Blick ist nun etwas milder. „Es wäre uns wirklich eine große Hilfe, wenn du uns wenigstens mit deinen Kenntnissen über die Gegend zur Seite stehen könntest.“ Der jugendhafte Wolfshäuptling verzieht missmutig das Gesicht. „Na, schön!“, lenkt er schließlich ein. „Zuhören schadet ja nichts.“ Gerade will Kagome erleichtert nicken, doch unwillkürlich hält sie inne. Auf einmal überkommt sie ein ganz eigenartiges Gefühl. Eine Gänsehaut zieht über ihren Arm und sämtliche ihrer Körperhaare stellen sich auf. Urplötzlich hinterlässt jeder Atem von ihr Kondensstreifen und die Umgebungstemperatur sinkt schlagartig um mehrere Grad. Wachsam sehen sich die Umstehenden an, auch sie haben es bemerkt. Ki-sama hebt erschrocken den Kopf. „Oh, verdammt!“, murmelt sie. Laut schreit sie dann: „Runter! Sofort!“ Reflexartig schmeißen sich nun alle Anwesenden zu Boden. Keine Sekunde zu früh. Es ist als würde sich für einen kurzen Moment eine elektrische Ladung auf der Lichtung aufbauen und nur wenige Augenblicke später löst sich aus dem Notzelt hinter ihnen eine immense, ringförmige Druckwelle und fetzt unmittelbar darauf in alle Richtungen davon, wobei alles was ihr im Weg steht augenblicklich tiefgefroren wird und direkt im Anschluss zu einer glitzernden Frostwolke zerplatzt. Das Feuer geht dabei aus und taucht die Lichtung in fast völlige Dunkelheit. Gerade noch rechtzeitig haben die Umstehenden Deckung gefunden. Beunruhigt blicken sie nun zum Epizentrum der Zerstörung hinüber, das lediglich vom Mond beschienen wird. Hoch aufgerichtet steht dort Yarinuyuki. Noch immer hängen ihr die Lagen ihres Kimonos vom Oberkörper herab und auf ihrer Brust ist nun deutlich die noch immer stark blutende Wunde in Herzgegend zu sehen. Mit eisblau glühenden Augen und langen, vorgeschobenen Reißzähnen steht sie schwer atmend da und im nächsten Augenblick stößt sie einen solch unmenschlichen Schrei aus, dass einem das Blut gerinnen könnte. Schmerz und Verzweiflung liegt darin und dann macht sie wie von Sinnen auf dem Absatz kehrt und rennt davon so schnell sie ihre Füße tragen. Für einen kurzen Moment sind die Anwesenden zu schockiert um zu reagieren. Doch dann kommt wieder Leben in sie. Ki-sama lässt Itakouri zu ihren Füßen liegen und wendet sich an Inu Yasha: „Ihr müsst sie zurückholen. Wenn sie sich in dieser Verfassung zu sehr verausgabt, richtet sie sich womöglich doch noch zu Grunde.“ „Warum gerade ich?“, kommt es verstimmt von Inu Yasha. „Schließlich ist es doch deine Fürstin. Jeder kümmert sich um die Leute seines Clans, ist es nicht so?“ Die Heilerin presst kurz die Lippen aufeinander, dann sagt sie betont höflich: „Für gewöhnlich ist das auch so, mein Fürst. Aber seien wir ehrlich, ich hätte nicht die leiseste Chance sie einzufangen und abgesehen davon, ist es niemandem von unserem Rang gestattet, Hand an unsere Fürstin zu legen, wenn sie es nicht erlaubt hat. Ihr allerdings seid ein Fürst. Euch ist es erlaubt.“ Für einen Moment will Inu Yasha widersprechen. Es erscheint ihm fast etwas so, als solle hier eine unliebsame Aufgabe wieder auf ihn abgewälzt werden. Schließlich gibt es klare Regeln dazu wie Kampfhandlungen zwischen Fürsten ablaufen. Nicht dass er versehentlich einen Krieg auslöst, weil diese Ki-sama zu feige oder zu faul ist. Doch dann erinnert er sich an die kurze Begebenheit bei dem Hohen Rat damals. Für einen kurzen Moment hatte Yarinuyuki völlig die Beherrschung über sich verloren, und das nur weil Tenmaru dort aufgetaucht war und er den verführerischen Geruch seiner Mutter vererbt bekommen hatte. Auch damals hatten Arashitsume und Sesshomaru eingreifen müssen um sie zu bändigen bis Tenmaru wieder außer Sicht und sie wieder zur Besinnung gekommen war. Scheinbar ist es tatsächlich in Ordnung einen anderen Fürsten von einer großen Dummheit abzuhalten, solange man ihn nicht tatsächlich angreift. Und dass er der einzige ist, dem dies rangtechnisch zusteht, muss man ihm nicht sagen, das spürt er deutlich in jeder Faser seines Körpers. „Fein!“, seufzt er mürrisch. „Ich fange sie ein. Aber ich garantiere für nichts!“ Bestimmt wendet er sich an seine Freundin: „Kagome, du bleibst hier! Kouga!“, ernst nimmt er den verhassten Wolf in Augenschein. „Pass gut auf sie auf!“ Noch einmal wendet er sich an Ki-sama. „Am besten ihr folgt mir in sicherer Entfernung, ich kann nämlich nicht sagen in was für einer Verfassung sie hinterher sein wird.“ Dann dreht er sich um und setzt sich entschlossen auf die Fährte der Nordfürstin und schon kurz darauf ist er nicht mehr auszumachen. Es ist nicht schwierig Yarinuyukis Fährte zu folgen. Die Daiyoukai hat bei ihrer kopflosen Flucht nicht gerade Rücksicht auf ihre Umgebung genommen. Wie eine weiße Schneise die noch dazu vom Mondlicht beleuchtet wird, zieht sich ihr Weg durch das Unterholz und im vorbeirennen erkennt Inu Yasha dass die Sträucher und Äste und das Moos auf dem sie lief nicht einfach abgebrochen, sondern eher zu Eis gefroren und dann in einer Schneewolke verpufft sind. Ein wenig unbehaglich ist ihm dabei schon zumute. Die Frage drängt sich auf wie er jemanden aufhalten will, der in seiner Panik alles was er berührt in Raureif verwandelt. Wenn er darüber nachdenkt, kommt ihm die Fürstin des Nordens schon etwas gruselig vor und er ist dankbar, dass der Westen niemals Krieg mit dem Norden angefangen hat. Zumindest scheint es die Daiyoukai bei ihrer heillosen Flucht nicht übermäßig eilig zu haben. Vielmehr scheint es eine Art zielloses Straucheln zu sein, jetzt wo die erste Energie verraucht ist. Inzwischen kann er sie vor sich sogar schon ausmachen. Doch noch wagt er es nicht, sich ihr zu nähern, nicht solange er keinen Plan hat der ihn davor bewahrt in eine Wolke aus Schnee verwandelt zu werden, kaum dass er sie berührt. Zu seiner Erleichterung zeichnet sich nun direkt vor ihnen, im düsteren Schwarz der Nacht, ein gewaltiges Bergmassiv mit einer riesigen Steilwand ab. Dieses natürliche Hindernis wird sie eine Weile ausbremsen. Natürlich wäre dieser Felsen üblicherweise keine große Herausforderung für sie, aber vielleicht wird es sie in ihrer jetzigen Verfassung zumindest so lange aufhalten bis er sich etwas ausgedacht hat um sie einzufangen ohne sie zu verletzen. Tatsächlich werden ihre Schritte nun langsamer. Wirr fliegt ihr Blick umher auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Sackgasse. Und zu seiner Erleichterung bemerkt Inu Yasha nun auch, dass die letzten Pflanzen, die sie berührt hat, zwar mit Raureif überzogen, aber noch immer intakt sind. Das lässt darauf hoffen, dass die ihr innewohnende Kälte ihn vielleicht nicht mehr schädigen wird. Doch er sollte besser kein Risiko eingehen. Noch immer dreht Yarinuyuki sich wie ein gehetztes Tier im Kreis, das einen Ausweg aus seiner misslichen Lage sucht. Er hat jedoch nicht den Eindruck, dass sie viel von dem um sie her mitbekommt. Und unwillkürlich muss er an Sesshomaru denken, als er vor einigen Tagen zu ihnen ins Dorf gestolpert kam, mehr tot als lebendig, und an die lange Nacht die darauf folgte. Flüchtig berührt er seine Wange, dort wo ihn Sesshomarus Klaue in einem unachtsamen Moment voll erwischt hat. Er weiß noch sehr gut wie hart er kämpfen musste um seinen Bruder auf seinem Lager halten zu können. Der Daiyokai war selbst nach der Rosskur im Fluss noch immer so von Sinnen, dass er mit aller Kraft gegen jegliche Behandlung angekämpft hatte, so dass Kaede-baba ihre liebe Not mit ihm hatte. Inu Yasha will lieber keine Vermutungen darüber anstellen, welche Alpträume sein Bruder offenkundig durchlitten hat dabei, doch anhand einiger Worte die ihm dabei entwichen waren, hat er eine ungefähre Vorstellung davon, wovon sie gehandelt haben könnten. Am schlimmsten daran war es jedoch dabei das Gesicht seines Bruders zu sehen, dass so erschütternd von Leid und Verzweiflung geprägt war, dass er schließlich niemand mehr in seine Nähe gelassen hatte, bis dieser sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Den gleichen Ausdruck erkennt er nun auf Yarinuyukis Gesicht und es presst ihm unliebsam das Herz zusammen. Flammende Wut keimt in ihm auf. Dieser schwarze Bastard wird seine Rechnung noch bekommen. Er darf einfach nicht zulassen, dass noch irgendjemand auf diese Weise leiden muss. Behutsam tritt er nun näher auf die Nordfürstin zu, diese scheint ihn nicht mal wahrzunehmen. Ihr Atem geht heftig und sie ringt schwer nach Luft. Langsam bewegt er sich auf sie zu, doch noch immer reagiert sie nicht. Doch das heißt nichts. Wenn er nicht aufpasst, könnte jeder Moment sein letzter sein. Nun ist er bis auf wenige Schritte an sie herangetreten. Er hört ihr hilflos wimmerndes Schnaufen und stellt fest, dass ihre Augen nicht länger dämonisch leuchten. So steht sie nur erschöpft da. Dann plötzlich geht ein Ruck durch ihren Körper und Inu Yasha zuckt wachsam zusammen, doch dann sieht er wie sie lediglich wie in Zeitlupe nach vorne kippt. Reflexartig tritt Inu Yasha vor, fasst beherzt zu und fängt die ohnmächtige Daiyoukai mit sicheren Armen auf, noch ehe sie den Boden erreicht. Fast ist Inu Yasha schon etwas erleichtert, dass dieses Unternehmen wesentlich leichter vonstatten gegangen ist, als er es sich in seiner Sorge schon ausgemalt hat. Wenn er da an die Aktion mit Sesshomaru damals im Ostreich zurückdenkt, dann ist er hier wirklich noch glimpflich davongekommen. Als Sesshomaru damals erfuhr, dass Arashitsume, der damalige Fürst des Ostens, für den Tod seiner Frau und seines Sohnes verantwortlich war, gab es für ihn in seiner Trauer kein Halten mehr. Seinen Bruder in seinem wahnsinnigen Lauf als Riesenhund aufzuhalten, hatte sie beide ein Beträchtliches an Gesundheit gekostet. Nur im allerletzten Moment und auch nur mit Kagomes Hilfe hatte er seinen Bruder vor dem größten Fehler seines Lebens bewahren können und er weiß bis heute nicht, wie er das damals überhaupt angestellt hat. Sie beide waren hinterher dem Tod näher als dem Leben gewesen und so ist er wirklich heilfroh, dass die junge Nordfürstin hier lediglich völlig erschöpft in seinen Armen kollabiert ist. Er wird seine Kräfte höchstwahrscheinlich schon bald wieder brauchen. Umsichtig nimmt Inu Yasha die besinnungslose Daiyoukai auf seine Arme. Sie wiegt weit weniger als vermutet. Kaum zu glauben, was für eine unglaubliche Kraft in diesem schlanken Körper steckt und doch war sie für ihren Feind überhaupt kein ebenbürtiger Gegner. Abschätzend mustert er sie. Ihr Gesicht ist schweißgetränkt und ihre Brust hebt und senkt sich ungesund schnell während sie nach Atem ringt. Besorgt blickt Inu Yasha sich um. Er ist kein Arzt, aber auch er erkennt, dass es um ihre Verfassung nicht zum Besten steht. Wenn doch nur diese Heilerin hier wäre. Aufmerksam sieht er sich um. Gerade fängt es wieder an zu regnen und vermutlich ist es besser erst mal einen Unterschlupf zu finden. Er läuft ein Stück an der Felswand entlang und schließlich findet er das was er sucht. Vor ihm, hinter einem Haufen aus Geröll und Steinen, entdeckt er einen tiefen Einschnitt in die Felswand. Die kleine Höhle ist hoch genug um aufrecht darin stehen zu können, bleibt noch die Frage, wie tief sie in den Felsen hineinführt. Letzteres kann ihm erst mal egal sein, denn vorerst braucht er lediglich einen Unterstand wegen des Regens. Mit wachen Sinnen betritt er die Höhle. Obwohl es stockfinster ist, lassen ihn seine Hanyouaugen genug erkennen, um festzustellen, dass die Höhle noch ein ganzes Stück in den Berg hineingeht, und dass sie höchstwahrscheinlich unbewohnt ist. Zügig späht er einen günstigen Platz in der Nähe des Eingangs aus, legt die Nordfürstin dort behutsam nieder und beginnt mit etwas herumliegendem Holz ein Feuer neben ihr zu entzünden. Dann setzt sich dann in den Eingangsbereich, in der Hoffnung, dass die Anderen ihm wie abgesprochen in gebührendem Abstand folgen und nicht darauf zu warten, dass er irgendwann zu ihnen zurückkommt. Nur ungern möchte er die verletzte Daiyoukai jetzt weiter durch den Regen schleppen, wenn sie hier erst mal sicher sind. So sitzt er nun still da, lauscht auf den ungleichmäßigen aber kräftigen Herzschlag der Nordfürstin, vernimmt ihren rasselnden Atem und ihr leises Gewimmer und blickt stoisch hinaus in den Regen. Erinnerungen steigen in ihm auf und er wischt sie rasch wieder beiseite. Das hier ist ihm gerade viel zu vertraut mit der Situation von neulich und schon damals hat er sich unangenehm beklommen dabei gefühlt. Wenn dieser Kerl sogar gestandene Daiyoukai mit Leichtigkeit besiegen kann, dann kann er wahrlich von Glück reden aus der Begegnung mit ihm lediglich einige Knochenbrüche und Quetschungen davongetragen zu haben. Er spürt die Schmerzen noch immer in allen Gliedmaßen und erfahrungsgemäß wird das wohl noch eine ganze Weile so bleiben. Aber er ist erleichtert, dass er nicht durchleben musste was Sie offenkundig gerade durchmacht. Ein kurzer Blick geht hinüber zu Yarinuyuki. Die Daiyoukai liegt mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und atmet flach. Sie muss sehr erschöpft sein und mit Sicherheit hat sie Schmerzen. Doch wenn diese Technik einen auch seine schlimmsten Albträume durchleben lässt, möchte er wirklich nicht in den Genuss davon kommen. Wer weiß, ob die Heilkunst dieser Ki-sama da überhaupt etwas ausrichten kann? Sein Bruder hat sich irgendwann von selbst wieder gefangen und selbst danach war er noch eine ganze Weile angeschlagen. Er hat zwar nichts gesagt, aber ein Blick in sein blasses Gesicht mit den tiefen Augenringen haben Inu Yasha gereicht. Es ist wirklich eine scheußliche Technik. Noch einmal lugt Inu Yasha zu Yarinuyuki hinüber und es wurmt ihn einmal mehr, dass er bei solchen Sachen so hilflos ist. Bitte, Kagome, komm bald! - - - Im Palast des Westens senkt sich bereits die Dunkelheit über die zahlreichen Gebäude und Anlagen. Doch noch immer herrscht hier rege Betriebsamkeit auch wenn man stets um Diskretion bemüht ist. Gerade verlassen Kagemori und Takarakanshu den Verwaltungsflügel und setzen das bereits angefangene Gespräch in den besinnlich angelegten Gärten fort. „Wir können die Konsequenzen nicht völlig ignorieren, die ein solches Vorgehen mit sich bringt“, lässt der Hauptmann des Geheimdienstes sich gerade vernehmen. „Ich bin mir über die Konsequenzen durchaus im Klaren“, erwidert Kagemori gelassen. „Doch mit ihnen können wir uns immer noch befassen wenn es nötig sein sollte.“ „Glaubt Ihr, er wird es einfach so hinnehmen? Ihr wisst wozu er fähig ist.“ Nun bleibt der Truchsess stehen und blickt seinen Begleiter würdevoll an. „Und wozu ist dieser Hanyou fähig?“, fragt er schlicht. Takarakanshu verzieht leicht das Gesicht. „Vergesst nicht, Sesshomaru-sama hat ihm die Fürstenwürde übertragen. Er steht im Rang über Euch.“ „Auch dessen bin ich mir bewusst“, erwidert Kagemori ungerührt. „Doch solltet Ihr zu keinem Moment annehmen, dass ich deshalb meine Verantwortung unserem Reich gegenüber außer Acht lassen würde.“ „Ihr solltet trotzdem auf der Hut sein“, gibt Takarakanshu zu bedenken. „Wenn Ihr nun schon hinter seinem Rücken seine Entscheidungen außer Kraft setzt, ist das ein sehr sensibles Unterfangen.“ Streng beäugt der Truchsess seinen Gegenüber. „Bezichtigt Ihr mich des Verrates, Takarakanshu?“ Dieser erwidert jedoch ernst seinen Blick. „Auch ich habe Verantwortung unserem Reich gegenüber“, stellt er ruhig klar. „Meine Aufgabe ist es unser Reich vor allem zu schützen was ihm schaden könnte, besonders vor den Dingen, die nicht unbedingt etwas mit offenen Angriffen zu tun haben.“ Kagemoris Augen werden schmal. „Und Ihr seid der Meinung von meiner Person geht diesbezüglich Gefahr aus?“ Für einen Moment findet ein stilles Ringen zwischen den Blicken der beiden statt. Dann strafft sich Kagemori wieder. „Seid unbesorgt. Meine Sorge liegt grundsätzlich zuerst und vor allem beim Wohlergehen und Fortbestehen unseres Reiches. Und wer immer diesem meinem Ansinnen dabei im Wege steht, hat von mir keinerlei Nachsicht zu erwarten.“ Würdevoll setzt er seinen Weg fort. Gleich schließt Takarakanshu wieder zu ihm auf und passt sich seinem Schritt an. „Mir ist noch nicht ganz klar inwiefern mich dies beruhigen soll. Ich gehe davon aus, dass Euch sehr wohl bewusst ist, was das im Bezug auf Sesshomaru-samas Bruder zu bedeuten hat.“ Nun wirft ihm Kagemori einen kurzen Seitenblick zu. „Wollt Ihr damit andeuten, dass man die aktuelle Regentschaft des Hanyou als interne Bedrohung für das Reich auslegen könnte?“ „Ich habe die Sorge, dass Ihr dies gegebenenfalls so auslegen könntet“, gibt Takarakanshu unverblümt zurück. Nun lächelt der Truchsess leicht. „Ihr nehmt nie ein Blatt vor den Mund, Takarakanshu“, sagt er. „Das schätze ich so an Euch. Aufrichtigkeit ist ein Kostbares Gut.“ „Ein Gut, das um so höher geschätzt wird, je weniger es verwendet wird“, kommt es ungerührt zurück. „Ebenso wie Scharfsinnigkeit“, nun lächelt Kagemori nicht mehr. Nun fasst ihn Takarakanshu fest am Arm, was ihm einen finsteren Blick des Truchsess einbringt. Doch das beeindruckt ihn nicht sehr. Ernst schaut er den Anderen an. „Sesshomaru-sama hat ihn zum Fürsten erklärt und meine Pflicht ist es nicht nur das Reich sondern auch den Fürsten zu schützen. Treibt also meinetwegen Eure Spielchen mit ihm, aber ich werde nicht zulassen, dass er dabei zu Schaden kommt!“ Unbeeindruckt hält Kagemori seinem Blick stand. „Es ist und war niemals meine Absicht, ihn zu Schaden kommen zu lassen. Sich überstürzt ins Reich des Nordens aufzumachen, war seine eigene Entscheidung. Doch auch ungeachtet solcher unüberlegten Aktionen, bleibt es dennoch unsere Aufgabe, das Reich zu schützen, sollte sein amtierender Fürst nicht mehr wiederkehren. Vielleicht solltet Ihr Euch lieber darüber Gedanken machen, Takarakanshu.“ Damit löst er seinen Arm aus Takarakanshus Griff. „Ihr habt ihn also bereits aufgegeben“, stellt der Hauptmann des Geheimdienstes fest. „Sagen wir einfach, ganz gleich ob er lebt oder stirbt, es wird die Arbeit für uns nicht unbedingt einfacher machen.“, erwidert Kagemori kühl. In diesem Moment bemerken die beiden eine Bewegung ein Stück entfernt. Und nur wenige Momente später hält ein schwer atmender Youkai direkt vor ihnen an und fällt augenblicklich vor ihnen auf die Knie. Abschätzend mustern die beiden den Neuankömmling. Seine Rüstung ist beschädigt und verdreckt und auch sein Haar hängt ihm verschwitzt ins Gesicht während er seinen etwas fehlstelligen Arm umsichtig an sich drückt. „Shida!“, stellt Takarakanshu überrascht fest. „Ihr seid zurück?“ Noch immer muss der Inuyoukai schwer nach Luft ringen. Schließlich stößt er hervor: „Nur ich, Takarakanshu-sama. Matsuba-sama und die anderen... haben ihr Leben verloren. Ich bin hier... um Bericht zu erstatten!“ Damit verneigt er sich noch einmal, diesmal vor Kagemori. Zunächst steht der ehrwürdige Youkai nur stumm da. Dann meint er: „Also schön, berichte! Was ist vorgefallen?“ Einen kurzen Moment sammelt sich der Krieger, dann beginnt er. „Wir begleiteten Matsuba-sama bis über die Grenze des Nordreiches. Alles verlief ohne Probleme und wir wurden auch nicht entdeckt. Es dauerte auch nicht lange bis wir den fremden Youkai ausfindig gemacht hatten. Er entdeckte uns rasch und Matsuba-sama versuchte gleich mit ihm in diplomatische Verhandlungen zu treten, doch daran hatte er kein Interesse. Er griff uns an und tötete ohne große Probleme zwei von uns. Hasshite und ich verhalfen Matsuba-sama zur Flucht, doch der Andere holte uns ein. Er verletzte mich und setzte dann Matsuba-sama nach. Ich konnte nur noch vernehmen wie...“, er kommt ins Stocken. „Wie?“, fordert Kagemori zum Weiterreden auf. „Wie er ihn offenbar fraß, Kagemori-sama“, gibt der Krieger verhärmt Auskunft. Ausdruckslos ruht Kagemoris Blick auf ihm. „Du hast es aber nicht gesehen“, hakt er nach. Shida zögert einen Moment. Er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. „Nein, Kagemori-sama“, gibt er schließlich zu. „Das heißt, sein Tod ist nicht bestätigt.“ „Nein, Kagemori-sama“, die Stirn des Kriegers sinkt immer tiefer. Für einen Moment hängt schweres Schweigen über der Stätte. „Was ist dann geschehen?“, fragt der Truchsess nun erneut. Shida richtet sich wieder ein Stück auf. „Ich floh. Dieser Fremde hat eine wirklich beängstigende Aura“, fügt er noch hinzu, wie um seine Schande etwas abzumildern. „Dann traf ich auf Inu Yasha-sama. Er befand sich gerade im Gespräch mit der Fürstin des Nordreiches. Sie hatte eine große Armee dabei und gab an ebenfalls auf der Suche nach dem seltsamen Fremden zu sein.“ „Oder sie hatte andere Pläne“, erwidert Kagemori bei sich. „War sie überrascht euch dort vorzufinden?“, richtet er wieder das Wort an Shida. „Sie schien keine Ahnung von unserer Abordnung zu haben, bis Inu Yasha-sama es erwähnte“, gibt der Krieger Antwort. Kagemoris Mund wird schmal. „Und weiter, was geschah dann?“ „Der Fremde tauchte dort auf und die Fürstin des Nordens forderte ihn zum Kampf. Doch als sie vermeinte ihn bei einem Regelverstoß zu ertappen, ließ sie ihr gesamtes Heer angreifen.“ „Hat Inu Yasha-sama sich an dem Kampf beteiligt?“, kommt die harsche Rückfrage. „Nein, Kagemori-sama“, kommt es nun zögernd von Shida. „Er...“ „Nun sprich schon!“, kommt es gereizt von dem würdevollen Inuyoukai. Shida blickt auf. „Er floh, Herr. Und ich mit ihm.“ Kagemoris Miene zieht sich zu. „Und wo ist er jetzt?“, fragt er schließlich unwirsch. „Er blieb dort, Kagemori-sama“, gibt Shida Auskunft. „Er wollte noch einmal zurückgehen und den Nordclan unterstützen. Vorher schickte er mich aber hierher zurück mit dem Befehl, dass alle nötigen Vorkehrungen getroffen werden sollen, falls es doch noch zu einem Angriff durch diesen Fremden kommen sollte.“ Kagemori verschränkt gemächlich die Arme. „So, das befiehlt er also.“ Er wendet sich an seinen Begleiter. „Was ist deine Meinung dazu, Takarakanshu?“ Der Hauptmann des Geheimdienstes macht ein ernstes Gesicht. „Ich meine, dass wir einem Befehl des Fürsten Folge leisten sollten.“ „Ich frage nach deiner Meinung, nicht nach dem Offensichtlichen“, erwidert Kagemori. Nun blickt der Hauptmann ihn direkt an. „Wenn sich das gesamte Heer des Nordens mit diesem Kerl befasst hat, dürfte für unser Reich nur noch eine geringe Gefahr bestehen.“ „Der Meinung bin ich auch“, nickt Kagemori langsam. „Nichtsdestotrotz werden wir die Anweisungen natürlich umsetzen.“ Er blickt auf. „Besetzt die äußeren Posten mit häufig wechselnden Schichten und verlangt einen stündlichen Bericht für den Fall, dass sich etwas an der Grenze tut. Und gebt Chitsurao Bescheid, er soll unsere Krieger in Alarmbereitschaft versetzen. Mehr ist im Augenblick wohl nicht zu tun.“ Dann wendet er sich noch einmal an Shida. „Du darfst jetzt gehen und deine Verletzungen versorgen lassen.“ Ein wenig unschlüssig blickt Shida drein. Noch immer hält er auf Knien vor dem Truchsess aus. Kagemori zieht leicht die Stirn kraus. „Gibt es noch etwas?“ Shida beißt sich ein wenig auf die Lippen. „Inu Yasha-sama gab mir noch eine Botschaft für Euch persönlich mit.“ „So“, kommt es trocken, „Und wie lautet diese Botschaft?“ „Er lässt Euch ausrichten, dass er auf jeden Fall zurückkommen wird, und dass... Ihr es Euch auf Eurem Thron nicht zu bequem machen sollt. Er hätte noch ein Wort mit Euch zu reden.“ Bei den Worten ist der Krieger immer mehr in sich zusammengesunken. Die Miene des ehrwürdigen Youkai zeigt keine Regung. Dann sagt er: „Du darfst jetzt gehen!“ Das lässt sich der Krieger nicht zweimal sagen und in Kürze ist er aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Nun wendet sich Kagemori an Takarakanshu. „Seht Ihr? Dies ist womit wir es nun zu tun haben. Eine Ungebührlichkeit jagt die nächste. Ich will dem Knaben ja nicht absprechen aus lauteren Motiven zu handeln, jedoch fehlt ihm offenbar noch immer jegliche Reife und Erfahrung, die ihn ermächtigen würde den ihm auferlegten Posten angemessen auszufüllen.“ „Zumindest ist er bemüht Verantwortung zu übernehmen“, gibt Takarakanshu zu bedenken. Ernst wendet Kagemori sich ihm zu. „Ihr wisst selber, dass dies nicht genügt. Er ist launisch, ungebildet und dreist. Hinzu kommen Unzuverlässigkeit und eklatante Fehleinschätzungen der Situation. Ich kreide es ihm nicht an, denn schließlich weiß er es nicht besser. Doch ich muss es noch einmal erwähnen, dass ich Sesshomarus-samas Entscheidung ihm die zwingend benötigte Ausbildung freizustellen, besonders unter diesen Umständen nicht gutheißen kann.“ „Es ist nun wie es ist“, entgegnet Takarakanshu. „Es ist nicht zu ändern und wir müssen einen Weg finden diesen Umständen Rechnung zu tragen.“ „Das werden wir, seid dessen gewiss!“, damit wendet sich Kagemori wieder zum Gehen. „Zumindest bis Sesshomaru-sama wieder zurückkehrt“, kommt die bedächtige Erwiderung. „Takarakanshu“, bemerkt Kagemori während er gemächlich den Weg durch den Garten entlang schreitet. „Ich denke wir sind uns wohl darüber einig, dass wir Sesshomaru-sama vermutlich nicht mehr wiedersehen werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)