Green Rain von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 9: Zuneigung -------------------- „Was meinst du, Bakura. Sieht es gerade überall auf der Welt so aus?“ Es war eine lange Zeit des Schweigens vergangen. Wir hatten einfach nur in dem Raum gesessen und unseren Gedanken nachgehangen. Draußen war es längst dunkel geworden. Sämtliche Geräusche waren verstummt. „Schwer zu sagen“, entgegnete Bakura, nachdem er kurz nachgedacht hatte. „Wenn ja, wird überhaupt jemand überleben?“ Mir war bewusst, dass meine Einstellung mehr als negativ war, doch was sollte ich machen? Ich war gerade dabei Bakura zu verlieren. Nicht nur war er mein bester Freund, er war auch der einzig andere Mensch, den ich gerade um mich hatte. Die Vorstellung alleine unter diesen Zombies zu sein, ließ mich langsam aber sicher wahnsinnig werden. „Natürlich. So einfach lässt sich der Mensch nicht ausrotten. Ich bin mir sicher, dass die Reichen irgendwo in ihren privaten Bunkern sitzen und einfach warten, bis alles vorbei ist. Und wenn nur unsere Stadt betroffen ist, dann wird sicher bald das Militär hier eintreffen. Es kam unerwartet, vielleicht müssen sie sich erst sortieren.“ Bakura klang so ruhig, als würde er sich mit mir über das Wetter unterhalten. „Dann beeilen sie sich besser und kommen nicht auf die Idee eine Bombe abzuschmeißen. Mit meinem Fuß wird mir nichts anderes übrigbleiben, als hier zu warten.“ Selbst ohne Verletzung würde es mehrere Nächte dauern, die Stadt zu Fuß zu verlassen. So wie mein Knöchel schmerzte würde ich es nicht einmal versuchen. „Was du dir für Gedanken machst.“ „Was soll ich denn machen? Wenn du nicht mehr bei mir bist, dann muss ich alleine zurecht kommen.“ Nachdem ich etwas zur Ruhe gekommen war, hatte ich nun wieder Kraft, mich aufzuregen. Bakura suchte meinen Blickkontakt, was mich sofort verstummen ließ. „Ich weiß, dass du bestens dazu in der Lage bist.“ Es war schön, dass er an mich glaubte, leider brachte mir das im Augenblick wenig. „Hoffentlich hast du Recht“, murrte ich. „Ich will nicht das gleiche Ende finden müssen, dann aber alleine sein“, gestand ich ihm. „Sie werden immer aggressiver. Was meinst du, wie lange ich hier drin sicher bin?“ „Marik, hör doch endlich auf. Du bist wirklich schlimm.“ Bakura, der die ganze Zeit über neben mir auf dem Boden gesessen hatte, stand plötzlich auf. Ich war mir nicht sicher, ob er verärgert war, weswegen ich ihn einfach nur schuldbewusst anschaute. Vermutlich wäre mir mein Gejammer in seiner Situation ebenfalls auf die Nerven gegangen. Anstatt mich aber zu schelten, legte er seine Arme um mich und drückte sanft. „Du tust so, als würde die Welt untergehen.“ Von einem auf den anderen Moment, raste mein Herz. „Und du tust so, als würde sie es nicht tun“, entgegnete ich schließlich mit schwacher Stimme. Glaubte Bakura ernsthaft immer noch, dass es nicht so schlimm war? Hatte er noch nicht realisiert, was um uns herum geschah? Miho war vor seinen Augen gebissen worden und hatte sich verändert. Wir waren nicht nur einmal gejagt worden. Diese Leute hatten Glasscheiben und unsere Blockaden zerschlagen. Es hatte sie nicht einmal gerührt, dass wir sie mit Hockeyschlägern zurückgehalten hatten. Und diese Menschen waren nun überall und jagten all jene, die noch nicht ihren Willen verloren hatten. Erneut überkam mich eine Welle der Verzweiflung. Ich nutzte den Moment und drückte mich an Bakura. Spürte seine Wärme und nahm seinen angenehmen und vertrauten Geruch war. Wie hatte das alles nur passieren können? „Tut mir leid, dass ich nicht besser auf mich aufgepasst habe“, entschuldigte er sich auf einmal an meinem Ohr. Seine Stimme derart nah zu hören, ließ mich das Gesagte nur halb wahrnehmen. „Es war nicht deine Schuld.“ Meine Stimme klang immer noch schwach, weswegen ich es bei diesen Worten beließ. Vorsichtig schob Bakura mich wieder ein Stück von sich, um mich anschauen zu können. „Ich muss mit der Konsequenz leben. Es wäre nicht richtig, dich da mit reinzuziehen.“ Dachte er etwa ernsthaft darüber nach, mich doch zu küssen? Oder wollte er sich nur weiterhin rechtfertigen in der Hoffnung, dass ich ihm doch noch zustimmte? „Egal wie du dich entscheidest, es wird mich beeinflussen.“ Denn so war es auch. Entweder wurden wir gemeinsam zu willenlosen Zombies, oder ich musste mich alleine weiter durchschlagen. Beides würde letztendlich mein Ende bedeuten, dessen war ich mir sicher. „Das meine ich nicht. Ich würde dich umbringen, obwohl du vielleicht eine Chance hättest.“ „Warum denkst du dann überhaupt darüber nach, wenn du dich eh schon entschieden hast?“ Nun wurde ich doch wieder etwas übellaunig. Dieses ständige hin und her war eigentlich nicht Bakuras Art und es machte mich fertig. „Ich hab nachgedacht.“ „Und?“ „Du hast Recht. Wäre es anders herum, würde ich dich vermutlich auch darum bitten.“ Ungläubig schaute ich Bakura an. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn gerade richtig verstanden hatte. „In den letzten Jahren hab ich viel Mist durchgemacht. Du warst der einzige, der immer an meiner Seite war und etwas Licht in meine Welt geworfen hat. Du bist mir so unglaublich wichtig, dass ich dich immer beschützen wollte. Jetzt hab ich aber versagt und wollte zumindest, dass du weiter überleben kannst.“ Sprachlos schaute ich ihn an. Natürlich wusste ich, was meinem Kumpel in den vergangenen Jahre widerfahren war. Das er aber so von mir dachte, überraschte und schmeichelte mich gleichermaßen. „Du hast nicht versagt“, widersprach ich ihm. „Es ist einfach scheiße gelaufen. Gib dir nicht die Schuld für etwas, was du nicht beeinflussen kannst. Außerdem hättest du dir nicht so viel Mühe um mich machen müssen.“ Ich war ihm keineswegs böse deswegen, viel mehr war es mir unangenehm. Ich hatte das Gefühl, dass er mich auf ein Podest hob, das ich nicht verdiente. „Doch.“ Ich war mir nicht sicher, worauf sich dieses Wort bezog, aber Bakura schaute mich derart entschlossen an, dass ich ihm nicht weiter widersprach. Stattdessen griff ich nach seiner Hand und drückte sie leicht. „Bist du dir sicher?“ Seine Frage ließ mich noch unruhiger werden, als unsere Nähe. Während ich mich fragte, ob mich die Vorstellung eines Kusses, oder aber dessen Folgen nervöser machte, nickte ich einfach nur. Für einige Sekunden schauten wir uns an, ehe Bakura sich mir tatsächlich näherte. Ich schloss meine Augen, ehe sich unsere Lippen berührten. So oft hatte ich mir vorgestellt, wie es wäre, Bakura zu küssen. Wie es wäre, wenn er tatsächlich meine Gefühle erwidern würde. Nun war es soweit. Ich genoss es unbestreitbar. Mein Herz pochte wild in meiner Brust. Und dennoch war es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, es hatte einen faden Beigeschmack. Endlich war das geschehen, was ich die letzten Jahre so sehr ersehnt hatte, doch ich könnte es lange nicht genießen. In nur wenigen Stunden würde es enden. Die Gedanken daran rückten in den Hintergrund, als Bakura sich breitbeinig auf meinen Schoß setzte, ohne den Kuss dabei zu unterbrechen. Ganz im Gegenteil leckte er mit seiner Zunge über meine Lippen, was sie kribbeln ließ. Ohne zu zögern öffnete ich sie und erwiderte so den Kuss. Bakuras Begierde war ihm deutlich anzumerken, umso mehr ließ er nun mein Herz rasen. Es war beinahe so, als hätte der andere nur auf diesen Moment gewartet. Ohne mein Zutun strichen meine Hände über seinen Rücken. Am Saum seines Shirts angekommen, glitten sie unter dieses. Wenn das hier schon das Ende war, dann sollte es zumindest schön werden. Ich hatte keine Zeit für Zweifel und Unsicherheiten, schließlich blieb uns nur dieses eine Mal. Bakuras Hände gingen ebenfalls auf Wanderschaft. Während die eine nach wie vor in meinem Nacken lag und mich nur stärker in den stürmischen Zungenkuss zog, folgte die andere meinem Beispiel. Zärtlich strich sie meine Seite entlang, hinterließ dabei eine kribbelnde Spur, bis sie ebenfalls unter meinem Shirt verschwand. Seine Hand war heiß und strich schnell höher, als würde er mich meiner Kleidung entledigen wollen. Stattdessen hielt sie aber plötzlich inne und auch unser Kuss endete. Irritiert öffnete ich meine Augen. Erst jetzt bemerkte ich, wie berauscht ich von diesen Berührungen war. „Nicht gerade die beste Situation für so was.“ Es dauerte einige Augenblicke, bis die Bedeutung seiner Worte in meinen Verstand durchgesickert war. Ungläubig schaute ich ihn an. „Wird es eine bessere geben?“ Auf Bakuras Lippen legte sich ein schwaches Lächeln. „Willst du mehr?“ „Ich...“ Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. „Du bist süß“, unterbrach Bakura meine Gedanken und sorgte dafür, dass ich mein Gesicht verzog. Süß war nun nichts, was ich aus seinem Mund hören wollte. Vor allem nicht im Bezug auf mich. Bevor ich mich aber beschweren konnte, beugte er sich zu meinem Ohr. „Lass uns schauen, ob wir etwas besseres als diesen Stuhl hier finden und gemeinsam die letzten Stunden genießen.“ So wir er es sagte, klang es so endgültig. Und obwohl es das auch war, so konnte ich es nicht so recht glauben. In erster Linie mochte dies aber daran liegen, dass meine Gedanken gerade woanders waren. Bakura war von mir aufgestanden und hatte noch in der selben Bewegung unter meine Arme und Beine gegriffen, um mich hochzuheben. „Ey!“, beschwerte ich mich lautstark, doch Bakura grinste nur, nun eindeutig amüsiert. „Mit deiner Verletzung solltest du nicht herumlaufen.“ „Und du solltest nicht andere Leute durch die Gegend tragen“, entgegnete ich. Er war an seiner Hand mindestens so sehr verletzt, wie ich an meinem Fuß. „Halt die Klappe.“ Und schon drückte er mir erneut seine Lippen auf. Zu gerne kam ich seiner Aufforderung nach. Nachdem er mich zum Schweigen gebracht hatte, wechselte Bakura den Raum, in dem wir ein Sofa vorfanden. Es war nicht allzu groß, das hielt Bakura aber nicht davon ab, mich auf diesem abzulegen. Sogleich setzte ich mich auf, oder versuchte es zumindest. Ich hatte mich gerade einmal mit meinem Arm abgestützt, als Bakura sich bereits über mich schob und wieder zurück in das weiche Polster drückte. „Wo willst du denn hin? Eben konntest du doch gar nicht genug bekommen.“ „Kannst du aufhören, so zu reden?“, regte ich mich auf und versuchte so meine Verlegenheit zu überspielen, die mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich in meinem Gesicht stand. „Na gut.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schob er mein Shirt nach oben und begann meine empfindliche Haut zu küssen. Es genießend vergrub ich meine Hände in seinem langen Haar. Ich hielt ihn nicht davon ab, als er mir mein Shirt schließlich ganz auszog. Stattdessen nutzte ich die Chance, ihn ebenfalls von seinem Oberteil zu befreien. Ich fasste ihn überall an, wollte seinen gesamten Körper erkunden. Er hatte sich über meine Brust bis hin zu meinem Gesicht geküsst, so dass wir uns wieder in die Augen schauten. In den braunen Iriden konnte ich neben ungehemmter Lust noch etwas anderes sehen, was mich schwach werden ließ. Bakura schaute mich derart sanft an, dass sich mein Herz so anfühlte, als würde es schmelzen. Ich konnte nicht anders, als meine Arme um seinen Nacken zu schlingen und ihn an mich zu drücken. „Danke“, hauchte ich ihm ins Ohr. Ich wusste nicht, wie ich meine Gefühle in Worte packen sollte. Ich wusste lediglich, dass ich jede folgende Minute genießen würde, schließlich waren sie unsere letzten. Erneut fanden unsere Lippen zusammen, während wir uns gegenseitig zu erforschen begannen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)