Magi: The alternative of Magic von MimiTenshi ================================================================================ Kapitel 3: 3. Nacht: Erinnerungen an Alayna ------------------------------------------- Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich diese Frau, die Alayna hieß, zum ersten Mal traf. Sie saß vor mir im Schneidersitz und lächelte mich höflich an. Ich weiß nicht, warum, aber aus irgendeinem Grunde kam mir dieses Lächeln und dieses Gesicht so vertraut vor. Und irgendwie benebelte dieses wunderschöne Lächeln mich. Nein! Es hatte mich geblendet, zwang mich sie anzustarren und nicht weg zu schauen, obwohl es so hell leuchtete. Von wo aus ich jedoch dieses besagte Gesicht, mit dem diesem bezaubernden Lächeln, ich kannte, wusste ich halt nicht. So sah ich mir Alayna genauer an. Sie hatte eine schmale und leicht kräftige Statur sowie eine relativ helle Haut, die ein kleines bisschen im Licht glitzerte, zumindest sah es für mich so danach aus, mit langen blauem Haar, was leichte Wellen schlug, sowie Stirnfransen, die an ihren großen blauen Augen endeten. Ich stoppte bei ihren Augen. Sie leuchteten wahnsinnig rein. Schon fast so rein, wie die eines Kindes, was die Welt zum ersten Mal betrat. Dann betrachtete ich ihr langes Haar. Dies sah aus, als hätte sie vor kurzem es noch zusammengebunden, ein Geflecht, wie mein Vater und ich immer eins trugen. Womöglich war ihr Haar sogar bis zu ihren Fersen lang, wenn nicht sogar noch etwas länger, was ich jedoch nicht einschätzen konnte, da sie auf dem Boden saß und ihr langes Haar um sie herum lag. Alaynas Kleidung fand ich irgendwie seltsam, sehr seltsam für jemanden, der eigentlich die königliche Familie persönlich kannte … eher gesagt trug solche Kleidung niemand in Alma Toran! Ihre Kleidung war nämlich eine einfache schmale blaue Weste, die sie zu der Zeit noch offenließ, eine Bandeau, was nur um ihre Brüste war und somit ihr Bauch frei ließ. Als Beinbekleidung trug sie ein weißen Sirwal, jedoch keine Schuhe, was im Palast eigentlich Pflicht war. Ich sah mich etwas um, fand jedoch keine Schuhe, weshalb ich schlussfolgerte, dass sie diesen Apfel, an den sie nackte, barfuß holte. Als ich dann wieder zu Alayna sah, blieb mein Blick sofort auf ihre Brüste und starrte sie an. Ich war zwar 5, jedoch hatte ich eine sehr seltsame Angewohnheit, die wohl von meinem Vater aus stammte. Sie hatten eine ganz angemessene Größe, sodass ich sie berühren wollte. Alayna starrte mich erst verwirrt an, als ich nichts antwortete, sah etwas hin und her, starrte dann mich an und dann zu ihren Brüsten, als sie bemerkte, dass ich schon eine ganze Weile auf sie starrte. Erst wechselte sie immer ihre Blicke zu mir und ihren Brüsten, bis sie schlussendlich ihre Arme davorhielt und mich empört anstarrte. “Verdammt!! Du bist ein Kind!! Wie kannst du es wagen, einer Frau dahin zu ...” fing sie an und stockte ganz plötzlich. Sie schien irgendwie in Gedanken verschwunden zu sein. Denn ihre Lippen formten sich zu einem kleinen O, wobei sie dann seltsamerweise in die ferne sah. “Ach, vergiss was ich sagen wollte.” sagte sie dann und winkte den Gedanken bei Seite, welcher Gedanke dieser auch gewesen war … “Was ich eher wissen möchte ist, warum du hier bist?” Sie ist direkt! “Ähm, ich habe mich mit meinen Eltern gestritten und wollte einfach nur meine Ruhe vor ihnen.” antwortete ich traurig und sah darauf zum goldenen Boden. “Das weiß ich. Ich wollte ja auch nur wissen, warum du hier reingekommen bist. Normalerweise solltest du das Tor gar nicht sehen können.” meinte sie. Ich verstand nicht, was sie damit meinte. Wieso sollte ich dieses Tor denn nicht sehen können? “Na ja, weil sie eigentlich unsichtbar ist.” antwortete sie meine Frage, die ich ihr noch nicht malst fragte. “Woher wusstest du, was ich dachte?” fragte ich sie. “Das ist ganz einfach. Ihr Menschen macht so ein seltsames Gesicht, wenn ihr eine Frage im Kopf habt.” antwortete sie schlicht und hustete dann. Wir Menschen? Wieso sagte sie ihr statt wir? Sie ist doch auch ein Mensch, oder etwa nicht? Ich wartete, bis sie meine Frage beantwortete. Doch sie sah mich einfach weiter an und aß den Rest des Apfels auf. “Vielleicht habe ich ja meine Magie nicht richtig eingesetzt, als ich mir diesen Apfel klaute ...” nuschelte sie vor sich hin. “Warte! Du hast den Apfel geklaut?!” “Na ja, klauen würde ich jetzt nicht sagen. Ich habe ihn mir ausgeborgt.” meinte sie lächelnd, schluckte den Rest runter und schmiss den abgeknabberten Apfel in den Mülleimer, der ein paar Meter von ihr entfernt war. Als der Apfel dann im Eimer fiel, machte sie so eine Siegerpose und drehte sich wieder von mir weg. “Hör zu, Salomon. Du dürftest hier eigentlich noch nicht sein. Dafür bist du noch einfach zu jung, um einiges zu verstehen … Na ja. Eigentlich dürftest du überhaupt gar nichts von mir wissen.” meinte Alayna, zuckte dann mit den Schultern und las ihr Buch weiter. “Bitte verlasse diese Bibliothek wieder.” bat sie dann. Was? Ich sollte diese Bibliothek verlassen und sie eigentlich gar nicht kennenlernen? Aber wer war diese Person überhaupt? Und warum gab sie mir Befehle? Ich meine, ich war der Prinz, werde der spätere König über die 12 Galaxien sein, während sie ein … niemand war! Fragen über Fragen waren in meinem Kopf. Doch da man mir anstand beibrachte, ging ich erst zum Tor, wie sie mich eben gebeten hatte. Ich drehte mich erst zur Frau rüber, die in ihrem Buch vertieft war, sah dann zum goldenen Boden und ging dann wieder zu ihr. Ich ging langsam, um diese mysteriöse Frau nicht von ihrer Konzentration zu entreißen, an ihr vorbei und sah mir die verschiedenen Buchabteilungen an, die es hier gab. Wenn ich nicht mehr hierherkommen durfte, möchte ich vorher wenigstens wissen, was es hier für Bücher gab. Zwar gab es eine Bibliothek im Palast, aber diese Bücher las ich von vorne bis hinten durch, sodass ich eine neue Herausforderung suchte. Also sah ich nach, ob hier es vielleicht andere Bücher gab. “Legenden von Alma Toran … Der große Strom der Rukh … Magie Basis Nr. 1 ...” las ich vor. Ich hörte husten von Alaynas Seite her, sodass ich zu ihr sah, um sicher zu gehen, dass sie mich nicht bemerkte, was sie auch nicht tat, da sie immer noch in ihrem Buch versunken war. “... Schwertkünste von Sindria … Dir ist bewusst, dass die Bücher alle durcheinander sind.” stellte ich Alayna fest, die mir nur ein Mhm gab. Sie schien echt faszinierend von diesem Buch zu sein. Währenddessen las ich weiter, bis ich an einem Buch stehen blieb, was meine Neugierde erfasste. “Alma Toran: Die Welt der Toten?!” sagte ich geschockt. Ich fischte mir dieses dicke Buch vom Regal und trug es unbeholfen zum Tisch, an den Alayna saß. Sie schien immer noch tief in ihrem Buch versunken zu sein, denn sie hatte mir ja vorhin nicht richtig beantwortet und noch nicht malst bemerkt, dass ich immer noch da war. So legte ich das dicke Buch auf dem Tisch und öffnete die ersten Seiten. “Alma Toran war einst eine Welt mit mehreren unabhängigen und intelligenten Arten. Jeder gründete seine eigene wohlhabende Gesellschaft. Mit zunehmender Bevölkerungszahl und dem Ausbau ihrer Grenzen begann die überwiegende Mehrheit der Arten, sich gegenseitig um die Vorherrschaft zu kämpfen oder sich sogar vereinten.” las ich leise vor mich hin. “Die stärkeren Arten löschten die schwächeren nach und nach aus und mittendrin waren die schwächsten aller Arten, die Menschen?” fragte ich verwirrt. Warum waren die Menschen die schwächsten aller Arten? Wir haben, bis auf einige, die nicht in Alma Toran leben, Magie! Also wieso sollten wir dann die schwächsten sein? “Der Konflikt zwischen den verschiedenen Arten wuchs in einem solchen Ausmaß, dass Il Illah, der Schöpfer von Alma Toran, sich ein mischte, um die Welt vor der Zers-” las ich weiter und wurde immer lauter, als ich den Inhalt begriff, ehe Alayna mir das Buch von den Händen riss. “Sag mal! Ich glaube du hast den Schuss nicht gehört, oder?! Was wagst du dich, dieses schwere Buch zu lesen?!” fragte sie mich und sah mich dabei böse an. Ich hingegen sah beleidigt an. Ich konnte dieses Buch sehr gut lesen, was ich auch gleich darauf ihr sagen wollte. Wenn sie mir nicht wieder zu vorgekommen wäre. “Ich weiß, dass du ein schlaues Kind bist. Aber verdammt! Dieses Buch darfst du auf keinen Fall lesen, haben wir uns verstanden, mein Freundchen?!” fragte sie und erhob sich kurz darauf von ihrem Platz, um das Buch wegzulegen. Ich sah zum ersten Mal sie stehen. Ich schätzte sie in der große auf 1,67 cm. Eine ganz normale Größe für eine Frau … glaubte ich. Ich sah, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um das Buch weiter oben zu legen, sodass ich nicht ran komme konnte, was relativ unlogisch war, da ich gerade mal so um die 1,15 war. Als sie das Buch dann verstaut hatte, klatschte sie den Staub von ihren Händen und wollte geradewegs zu mir gehen, um mich hinauszubefördern. Doch dann fing sie stärker an zu husten, sodass ich aufsprang und sie geschockt ansah. “Oh Gott! Alayna! Alles okay?!” fragte ich besorgt und eilte zu ihr. Was für eine dumme Frage! Natürlich ging es ihr nicht gut! Sie hatte immerhin gerade einen extremen Hustenanfall, sodass sie sogar schon leicht Blut spuckte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also wollte ich schnell meine Mutter holen, da sie sie ja kannte. Ich drehte mich gerade am Absatz um und wollte geradewegs zum Tor rennen. Als mich jedoch Alayna an meinem Handgelenk packte. “Bleib … Bitte hier … Es geht … gleich schon … wieder ...” hauchte sie und sah mich mit dunklen Augen an, die ganz langsam einen Rotstich bekamen. Ich schrak zusammen. Dieser Hass und Verzweiflung, die sich in ihren Augen spiegelten, habe ich zuvor noch nie gesehen. Noch nicht mal bei meinen Eltern, wenn sie mal sauer auf etwas waren oder verzweifelt. Dieser Hass und diese Verzweiflung waren etwas ganz anderes. Etwas, was sich wohl in ihrer Vergangenheit abgespielt haben musste. Ab da an konnte ich so seltsame kleine Vögel sehen, die teils weiß und teils schwarz waren. Durch meine Eltern wusste ich, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, wo bestimmte Magier diese Rukh, wie sie eben hießen, sehen konnte und anscheinend konnte ich diese besagten Rukh sehen. Durch einen Unterricht in der Magi Akademie lernte ich, dass es zwei unterschiedliche Rukh gäbe. Die weißen, die Reinheit und Treu beinhielten und die schwarzen, die Trauer und Hass beinhielten. Doch ihre Rukh sahen aus, wie schwarze Motten, die allesamt in die tiefe fielen. Von solchen, die starben, wurde nie erwähnt. Ich kniete mich nieder und strich ihr sanft übers Haar, als ich sie zittern sah. Sie hatte wohl Angst. Aber vor was hatte sie Angst? Und warum wurden mir jetzt auf einmal Rukh gezeigt, die alle schwarz werden und nach und nach aussterben? Ich hatte so viele Fragen. Aber viel mehr hatte ich Angst. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte und wie ich ihr helfen sollte. Bis ich mich an ein Ereignis von vor ein paar Monaten zurückerinnerte. Ich hatte mal so ein wunderschöner Wellensittich, der blaue Feder hatte. Ich gab ihm den Namen Stitch, basiert nach meiner Lieblings Kinderserie, die ich damals immer mit meinen Eltern sah. Nur, ein paar Wochen vor meinem Geburtstag starb er leider. Er hatte den Sonnenuntergang nicht überlebt, der da kam. Ich war sehr traurig und weinte, als wir ihn begruben. Jedoch beruhigten mich meine Eltern und sagten mir, dass ich niemals die schöne Zeit vergessen dürfe, die ich mit Stitch erlebt hatte. “Denn solange du an dieser schönen Zeit dich zurückerinnerst, bleibt der Rukh deines verstorbenen Freundes an deiner Seite und beschützt dich über deinen Weg weiter.” sagte meine Mutter lächelnd, sodass ich meine Tränen wegwischte und lächelnd nickte. “Weißt du? Ich habe dich zwar gerade erst kennengelernt, aber … Ich spüre, dass du was Traumatisches in deiner Vergangenheit erlebt hattest, was dich in diesen Zustand führt.” sagte ich zu Alayna und strich ihr weiter übers Haar. “Du darfst aber nicht daran denken, sondern muss dich an der Zeit zurückerinnern, in der du glücklich warst.” meinte ich und überlegte, was ich ihr noch sagen sollte. “Hast du die Freunde, Alayna?” fragte ich, worauf sie leicht nickte und ihre Augen zusammenkniff. “Die … sind aber … schon lange … verstorben ...” hauchte sie und verlor dabei ein paar Tränen. Mit einer Trauer gezogenen Mine, sah ich sie an, strich ihr nun über den Rücken und entschuldigte mich bei ihr. Ich hatte eigentlich gedacht, dass meine Mutter ihre Freundin sei, da die beide so vertraut miteinander sprachen, wenn man das anmeckern als vertraut bezeichnen würde. Aber ich hatte wohl zu weit gedacht. “Dann erinnere dich an der Zeit, wo du mit deinen Freunden zusammen warst. Wie viel Spaß ihr alle hattet und wie glücklich du bei ihnen warst. Wenn du das alles in deinem Herzen speicherst, bleiben deine Freunde für immer bei dir. Sie folgen dir überall hin und beschützen dich weiterhin.” sagte ich und sah plötzlich ein paar Rukh zu uns fliegen. Es waren so ca. 12 weiße Rukh, die sich um Alayna bildeten. Ich wusste nicht, was gerade geschah. Aber … die Rukh … sie fingen plötzlich an zu leuchten und vertrieben die schwarzen Rukh von ihr. Ich war erstaunt und perplex, was gerade eben geschah. Von jetzt auf jetzt tauchten diese 12 weiße Rukh auf, wobei einer von ihnen schwarz war und der andere schwarz-weiße, und gaben ihr wieder Hoffnung. Und, obwohl die beide schwarze Rukh, wobei nur der eine schwarz war, auch schwarz waren, wie die anderen, die vorhin noch Alayna überfallen hatten, spürte ich etwas Gutes in ihnen. Also machte ich mir um die beiden keine Sorgen. Alayna hörte währenddessen auf zu zittern und entspannte sich langsam in meinen Armen. Als sie dann langsam ihre Augen öffnete und mich ansah, sah ich wieder die wunderschönen blauen Augen, die so schön leuchteten. “Hey. Ist alles wieder okay?” fragte ich sie, sodass sie mir nur stumm nickte. Nach einer Weile erhob sie sich, mit meiner eher unnützen Unterstützung, und saß sich auf dem roten Kissen, wo sie bei unserm kennenlernen saß. Sie strich sich über ihren Hals, ein Zeichen, dass ihr Hals sehr rau war. Zum Glück hatte ich in der Magi Akademie das Wasserbändigen gelehrt, obwohl es ja nicht zu meinen Stärken gehörte, sodass ich in ihren Becher Wasser zaubern konnte und es ihr übergeben konnte. Sie nahm mir, noch zitternd, den Becher von den Händen, trank es in einem zog weg und bat mir, noch eins zu machen. Ich tat ihr diesen gefallen und war erleichtert, als sie sich bei mir bedankte. “Ach was! Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was ich tun sollte!” meinte ich und schüttelte meine Hände. Alayna starrte mich jedoch an und lächelte dann. Oh Mann! Dieses Lächeln war einfach atemberaubend schön und so verdammt bekannt! “Dafür, dass du keine Ahnung hattest, was du tun solltest, hast du mir aber ganz schön geholfen.” meinte sie flüsternd. Ihre Stimme war wohl immer noch nicht ganz da. Ich strich mir verlegen am Hinterkopf und sagte, dass ich nur dasselbe sagte, wie eins mir meiner Mutter gesagt hatte, als ich mal einen kleinen Freund verlor. Darauf sah ich traurig zum goldenen Boden und sah dann zu ihr auf, als sie leicht kicherte. “Du erinnerst mich ein bisschen an jemanden, den ich sehr gut kenne. Er versuchte damals immer alles alleine zu meistern und dachte sogar, dass er anders als seine Freunde sei, sogar anders als seine Kollegen.” meinte sie. Ich sah sie verwirrt an. “Ich war dumm. Ich merkte nicht, dass die Menschen um mich herum für mich da waren und mich nie als etwas Besonderes betrachteten. Du hingegen bist jedoch anders. Manchmal wünschte ich mir diese Zeit zurück, um die Zeit besser zu genießen und Hilfe anzunehmen ...” “Was war das letztere?” fragte ich sie, als sie den letzten Satz eher nuschelte. Sie sah mich an und lächelte. “Ach! Gar nichts!” lächelte sie und fing dann wieder an zu husten. Besorgt, dass wieder dieser Anfall kommen würde, schüttelte sie mit dem Kopf und meinte, dass dies nicht nochmal käme. Sie erst anstarrend, atmete ich erleichtert aus, als sie mich anlächelte. Ich wusste nicht, warum, aber ich spürte mich dieser Frau so hingezogen, dass ich mich fragte, ob es normal war, so was zu empfinden. Immerhin war ich 5-Jahre und sie … “Sag mal Alayna, wie alt bist du überhaupt?” fragte ich sie. “Für wie alt würdest du mich den schätzen?” fragte sie mich zurück. Ich überlegte. Für wie alt schien sie für mich? “Ich schätze mal so um die 15, 16 Jahre?” fragte ich sie. Sie lachte auf einmal. “Sehe ich so jung für dich aus?” fragte sie mich wieder, sodass ich nur mit dem Kopf nickte. “Na gut! Dann bin ich für dich so um die 15, 16-Jahre alt!” lachte sie. “Aber ich will wissen, wie alt du wirklich bist!” protestierte ich, sodass sie nur ein Finger auf meiner Nasenspitze legte und flüsterte, dass sie ihr wahres Alter mit ins Grabe nehmen würde. “Außerdem fragt man einer Lady nie nach ihren alter, nach ihrer Größe und nach ihrem Gewicht. Vor allem nicht nach ihrem Gewicht! Das tut ein richtiger Gentleman nicht. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.” meinte sie und musste dann lachen. Sie schien sich wohl an etwas zurückerinnert zu haben, wobei ich dann mit ihr lachte. So blieb ich noch eine Weile bei ihr, bis sie mir sagte, dass ich langsam zurück gehen sollte. “Deine Mutter und dein Vater suchen dich schon die ganze Zeit über.” “Aber sie können mich mal! Sie wollen mir verbieten, meine Freunde wieder zu sehen und zur Magi Akademie zu gehen!” meinte ich und sah beleidigt sowie verletzt zum Boden. “Ich weiß. Aber wenn du deinen Eltern erzählst, dass dein Leben alleine anödet, dann bin ich mir sicher, dass sie dich verstehen können. Du musst nur auch eben deine Eltern verstehen und eine Chance geben.” meinte Alayna lächelnd, sodass ich zu ihr sah, dann wieder zum Boden und ihr lächelnd zustimmend nickte. So erhob ich mich von meinem Platz, wo ich die ganze Zeit über saß, ging zu ihr und umarmte sie. Ich spürte, dass sie damit nicht gerechnet hatte. Denn sie lag ihre Arme erst einige Minuten später um mich. “Salomon. Du und ich haben jetzt ein Geheimnis.” flüsterte sie in mein Ohr. Ich entfernte mich etwas von ihr, sodass ich sie in die Augen sehen konnte, die mich immer wieder in den Bann zogen. “Du darfst niemanden von mir erzählen. Nicht malst mehr deinen Eltern, verstanden?” fragte sie mich. Ich wollte eigentlich wissen, warum den niemand von ihr wissen durfte. Vor allem nicht meine Eltern? Ich dachte, dass meine Mutter und sie sich kannten. Aber ich weigerte mich, sie dies zu fragen und nickte nur mit meinem Kopf, worauf sie sanft lächelte und mir hinter hersah, als ich langsam zum Tor ging. Ich fragte mich, wie das Tor sich öffnete? Es hatte immerhin keine Türklinken. Als ich ihr jedoch näherte, ertönte so ein Öffnungsgeräusch. Ich war wohl über einen Öffnungsmechanismus gelaufen, worauf sich dann das Tor öffnete. “Salomon?” ertönte Alaynas Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und schaute zu ihr rüber. Wir waren eigentlich einige Meter entfernt, sodass ich sie hätte nicht verstehen können. Aber es klang so, als stände sie direkt neben mir. “Ich rede über die Rukh mit dir, daher kannst du mich hören.” sagte sie in meinem Kopf. Ich starrte sie von weiten an und sah, dass sie weiter dieses Buch las. “Ich möchte dir etwas sagen. Ich … Ich erlaube dir, mich jeder Zeit zu besuchen, wann du willst und wenn du mit jemanden reden möchtest. Ich bin immer an diesen Ort, also muss du mich nicht direkt suchen gehen.” Ich strahlte! Damit habe ich wirklich nicht mitgerechnet! “Das einzige, was ich von dir jedoch will ist Essen. Ich verhungere hier! Es können einfach nur Äpfel oder … Ah! Wassermelonen! Ah, die hatte ich zuletzt glaube ich als Kind!” meinte sie, und ich spürte förmlich den Sabber in ihrem Mund aufkommen. “Okay! Ich verspreche dir, dass ich das nächste Mal mit Wassermelonen dich besuchen komme!” versprach ich ihr, verbeugte mich vor ihr und verließ dann diese mysteriöse Bibliothek. Doch bevor sich das Tor hinter mich schloss, hörte ich, wie sie mir zu meinem Geburtstag noch gratulierte. Wenn man bedachte, dass mein Geburtstag am Anfang schlecht startete, endete es wenigstens am Ende toll. Denn ich fand eine neue mysteriöse Freundin. Seit diesem Tage aus, ging ich regelmäßiger sie besuchen und nahm immer etwas zu Essen mit. Es war etwas schwer, was von meinem Teller zu nehmen, ohne dass meine Eltern es bemerkten. Was übrigens mit ihnen war? Wir unterhielten uns, was an meinem 5. Geburtstag geschah und ich sagte ihnen, was mir am Herzen lag und mich wirklich verletzte. Auch erklärte ich ihnen, dass ich nicht wirklich geeignet für ein König sei, weshalb sie mich erst anstarrten, dann sich selber und mich dann in den Armen nahmen, wobei sie sich bei mir entschuldigten. “Wir hatten ja keine Ahnung, dass dich das Leben als Prinz so sehr quälen würde. Bitte verzeih uns, dass wir solche qualvollen Eltern für dich waren. Wir lieben dich doch.” Sie verstanden, warum ich meine Freunde in Schutz genommen hatte und wollen mir etwas mehr Freiheit lassen. Und ich durfte weiterhin zur Magi Akademie gehen und meine Freunde weiterhin treffen bzw. durfte ich sie sogar mal bei mir übernachten lassen und mit im Palast nehmen, was für solche ja eigentlich verboten war. Einmal nahm ich sie mit zum Benehmens-Unterricht, sodass sie benehmen lernten und nie wieder solchen Unsinn machten. Sobald alles erledigt war, Hausaufgaben, Freunde treffen, meine Prinzen Pflichten, die ich trotzdem noch machen musste, nur nicht mehr so extrem wie früher, und das Abendessen mit meiner Familie, ging ich immer zu Alayna. Ich konnte einfach nicht aufhören, an sie zu denken. Sie war nun ein Teil meiner Familie. Eine geheime Freundin, von der niemand wusste. Und ich war glücklich darüber! Sie brachte mir sogar etwas bei, wie man die Rukh nutzen konnte, mit ihnen kommunizieren konnte, was ich eigentlich gar nicht bräuchte, da ich sie gar nicht hörte, sowie Alayna, und wie ich mich weiterhin normal verhalten konnte, ohne zu zeigen, dass ich diese Rukh sehen konnte! Ich ging also zum Korridor, wo dieses Tor war, nur halt Unsichtbar und klopfte an der Wand herum. Ich war schon mittlerweile 10-Jahre Alt und bis heute weiß immer noch niemand von meiner geheimen Freundin Bescheid. Außerdem kann ich sie ja auch nicht verpfeifen. Sie wurde für mich die Sonne, meine große Schwester, die ich bewundere. Sie brachte mich zum Lachen, wenn ich traurig war. Ich behütete und half ihr, wenn sie wieder so einen Anfall bekam. Am Anfang, als ich noch so viele Fragen hatte, fragte ich sie, von wo sie überhaupt käme, worauf sie mir keine Antwort gab. Warum sie mir ähnlich aus sah und sie nicht meine Mutter sei, da hatte ich mich mit meiner Mutter extrem gestritten, worauf sie mir eine Backpfeife gab, mich ermahnte und sagte, dass ich so was nie wieder denken sollte. “Deine Mutter liebt dich über alles! Selbst dann sogar, wenn ihr euch mal heftig streiten solltet!” meinte sie zu mir, worauf ich mich dann entschuldigte. Warum sie mir ähnlicher aussah, als meine Eltern, gab sie mir jedoch keine Antwort. Ich fand jedoch heraus, dass sie nach und nach, wenn ich geduldig war, sie mir ein paar Fragen beantwortete, wie zum Beispiel, warum sie immer so schlimm hustete, was sie mir anfangs nie beantwortet hatte. “Nun, meine Rukh sind ein großes Desaster. Wie du ja selber herausgefunden hast, habe ich in meiner Vergangenheit ein schreckliches Trauma erleben müssen, wo bei meine Rukh sich dann schwarz färben, wenn ich mich daran zurückerinnere. Die folgen daran sind, dass ich huste. Doch statt zu husten, wie ein Mensch, huste ich eher mein Magoi raus.” erklärte sie mir. Ich habe nur ein bisschen verstanden, was sie mir versuchte zu erklären. Doch statt sie damit zu nerven, wartete ich einfach wieder ein bisschen ab und schrieb mir meine Fragen in so ein kleines Notizbuch auf, sodass ich sie nie vergessen konnte. Ich war gerade auf der Suche nach dem Tor. Da sie mir mal erklärte, dass dieses Tor sich immer wieder verschiebe, jedoch immer im selben Korridor bliebe, klopfte ich mit meinem göttlichen Stab, den ich zu meinem 10. Geburtstag bekam, an die Wände. Als ich jedoch das Tor sah, hüpfte ich freudig hinein. Ich hatte ja auch ihre Lieblings Frucht dabei. Wassermelone! Ich stellte mir ihr Sabbergesicht vor, wenn sie die sieht, und diese funkelnden blauen Augen, die sie immer gab, wenn ich was Leckeres mitnahm. Ich fischte in der Tasche herum, in der die Wassermelone war, und wollte diesmal Alayna von hinten überraschen. Jedoch verflog meine Freude schnell als ich meine Eltern mit Alayna diskutieren sah. “Wie konntest du Salomon von dir preisgeben?! Er ist doch noch ein Kind, Gott!” meckerte mein Vater sie an. Hatte er sie gerade Gott genannt? Ich sah verwirrt zu Alayna, die sich nicht traute, meinem Vater anzugucken, sondern eher zum goldenen Boden starrte. “Vater! Du verlangst von uns, dass wir ihn von dir fernhalten sollen, weil du meinst, so könnte sein Schicksal sich ändern, nicht wahr?! Aber dann, vor 5 Jahren, entscheidest du, mir nichts dir nichts, einfach so, dich ihm zu präsentieren! Wieso musst du dich immer wieder einem Gott widersetzen?! Und diesmal bist du es selber, die dich widersetzt!!” schrie meine Mutter Alayna an. Ich verstand nicht, was los war? Wieso nannte mein Vater meine beste Freundin Gott? Wieso nannte meine Mutter sie Vater? Sie war doch eindeutig eine Frau, oder etwa doch nicht? Und noch viel wichtiger war, woher wussten sie, dass ich mit ihr in Kontakt stand? Als ich wieder zu meinen Eltern sah, sah ich mein kleines Notizbuch, in den ich alle Fragen aufschrieb und die dazu bekommende Antworten, in der Hand meines Vaters. Ich erstarrte, als ich es in seiner Hand sah. “Antworte gefälligst, Vater!!” “Es tut mir leid ...” flüsterte sie und strich sich dabei über ihren Oberarm. “Sprich gefälligst lauter!!” schrie mein Vater, sodass Alayna zusammenzuckte und sich am liebsten ins nächste Loch verkriechen wollte. “Es tut mir leid. Aber … Ich fühlte mich so wohl, als er bei mir war. Außerdem, seine Zukunft geht immer noch in derselben Richtung. Der einzige Unterschied ist halt, dass er mich kennt.” meinte Alayna und sah zu meinen Eltern. “Das interessiert nicht!! 'Er hat mich gar nicht zu kennen.' Das waren deine Worte, als wir ihn dir zeigen wollten!” erklärte mein Vater. “Ich weiß … Aber ...” “Kein Aber mehr, Vater! Du weißt, wer er in dein früheres Leben eins war und das wissen wir auch! Und wenn du uns weiterhin widersetzt, sind wir wohl leider gezwungen, diesen Wunsch nie zu äußern!” drohte meine Mutter. Alayna sah erst geschockt zu meiner Mutter und sah dann wieder zum goldenen Boden, als sich tränen in ihren Augen bildete. Was hatte meine Mutter damit wohl gemeint, sie würden diesen Wunsch nie äußern? Welcher Wunsch denn? Doch mir noch mehr Gedanken darüber zu machen, brachte mir nicht weit. Denn ich sah in kurze, wie Alayna ihre Hände in Fäuste ballte und sich eine aggressive Aura um sie herum bildete. Auch meine Eltern spürten die Veränderungen in ihr und gingen einige Schritte von ihr weg. Nur, was meine Eltern nicht sahen, waren ihre Rukh, die sich klar und deutlich vor ihr bildeten und wieder schwarz wurden. Nur dieses Mal, war es was anders, als die letzten Male. Dieses Mal wollte sie jemanden umbringen. Nämlich meine Eltern! Ich sprang von meinem Versteck und stellte mich schützend vor ihnen. “Salomon?!” hörte ich sie nur. Doch meine Aufmerksamkeit galt gerade nur meiner besten Freundin, die mich gerade dringend bräuchte. So wie ich es wohl verstanden habe, war ich wohl in ihr früheren Leben eine wichtige Person gewesen, dachte ich zumindest. Also konnte ich sie nicht in Stich lassen. “Alayna!! Hörst du mich?! Bitte, du musst dich wieder zusammenreißen!!” rief ich. Doch meine Stimme drang nicht zu ihr durch. Ganz im Gegenteil! Sie schlug mich aus dem Weg, sodass ich in dem Bücherregal flog. “Salomon!!” riefen meine Eltern zu mir. Zu meinem Glück konnte ich den Schutzwall, sodass ich mich wieder aufrappelte und sah, dass meine Eltern gegen sie kämpften. Sie waren gleich stark. Mit nur einem einzigen kleinen unterschied; Alayna behielt die überhand in diesem Kampf. Sie war etwas mächtiger, als meine Eltern, was mich insgeheim fragte, wer diese Frau in Wirklichkeit war. Jedoch schüttelte ich mit dem Kopf und rannte zu Alayna. Ich wollte weder meine Eltern verlieren, noch meine beste Freundin. Also nutzte ich die einzige Gelegenheit, die ich eins schon mal bei ihr tat. Ich umarmte sie so fest ich konnte und strich kleine kreise über ihrem Rücken. Etwas, was ich mal vor langer Zeit bei jemanden getan hatte, der ebenso jemanden umbringen wollte. “Alles wird gut! Ich lasse nicht zu, dass man uns trennt! Du bist doch mein Sonnenschein! Meine Familie … Meine Zukunft. Ich werde nie zulassen, dass man dir weh tut, mein kleiner Sonnenschein.” sagte ich ganz unbewusst und verlor dabei tränen. Ich spürte, wie sie sich weniger bewegte und irgendwann schluchzte. “Es tut mir leid, Salomon! Ich habe dir mein größtes Geheimnis verheimlicht, da ich Angst hatte, wenn du es wüsstest, du nie wieder mich als dein Kind haben möchtest!” schluchzte sie und legte ihre Arme vor ihre Augen. Ich verstand nicht, was sie damit meinte und sah nur zu meinen Eltern rüber, die bedrückt und nun voller Schuld, zum Boden sahen. “Ich habe mir das hier alles aufgebaut, damit ich wieder in dieser wunderbaren Familie kommen kann! Doch ich habe alles zerstört!” schrie sie und legte ihr Kopf auf meiner kleinen Schulter. Immer noch nicht verstehend, was sie damit meinte, strich ich ihr einfach über den Rücken und tröstete sie. Doch als ich mich an die Zeiten zurückerinnerte, als ich das Gefühl hatte, sie sei eine Familie für mich und was ganz Besonderes, musste ich plötzlich lächeln. Ich fand das größte Geheimnis des Jahrzehnts heraus, was ich seid an Beginn unseres Kennenlernens und seitdem ich ihr wunderschönes Lächeln sowie Gesicht sah, spürte. Sie war mein Kind! Das Kind, was von den Rukh geliebt wurde! Das Kind, was vor langer Zeit und in einer alten vergessenen Ära, meine Frau und ich zurücklassen mussten, und das Schicksal zweier Welten, seit Geburt aus an, auf deren Schultern lastete. Mein geliebtes Kind! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)