Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 329: Keinen Schritt nach Hause -------------------------------------- Wir sitzen zu sechst in dem kleinen Van, der dieses Mal von Seto gefahren wird. Neben ihm sitzt Jou auf dem Beifahrersitz. Ryuji und ich haben uns die Mitte gesichert, während Yugi und Ryou in der letzten Reihe sitzen, jeder von ihnen ein Handheld in den Händen und gemeinsam irgendein Spiel zockend. Abgesehen von den beiden Zocker ist die Stimmung im Van doch recht angespannt. Zum einen ist da Seto, der das Auto lenkt, weil Isono zusammen mit Jous Dad und Mokuba im Strandhaus geblieben ist. Das ist dann wohl auch das Problem, denn Seto ist alles andere als begeistert, dass sein kleiner Bruder noch ein wenig dort bleibt, um mit seinem ersten Freund noch etwas Zeit zu verbringen. Freund? Jop, so hat es Mokuba uns am Frühstückstisch erzählt. Noa und er werden eine Fernbeziehung führen und jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um sich zu treffen. Dabei hat Mokuba über das gesamte Gesicht gestrahlt. Ich freu mich für ihn, aber frage mich gleichzeitig, ob ihm bewusst ist, wie anstrengend es sein kann eine Beziehung auf Entfernung zu führen. Sich nach jedem Wiedersehen trennen zu müssen. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen mit der Zeit echt zerreißen könnte. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich sehe, wie Setos Blick erneut zu einem Vorwegweiser geht. Er zieht wohl - zum vierten Mal auf dieser Fahrt - in Erwägung, von der Autobahn runter und in die entgegengesetzte Richtung wieder raufzufahren, um zurück zum Strandhaus zu fahren. Doch ich sehe Jous Hand, die sich sanft auf Setos legt, die sich angespannt um dessen Knie gekrallt hat. Wie schon die drei Mal zuvor reicht genau diese sanfte Berührung, damit Seto an der Ausfahrt vorbei fährt und unsere Heimreise fortsetzt. Jou ist der reinste Kaiba-Flüsterer. Ich muss kurz kichern, denn in dem Familiennamen des anderen Brünetten ist auch das Kanji für Pferd enthalten. Also ist Jou so gesehen ein Pferdeflüsterer... sofort erstirbt mein Kichern, als ich den kritischen Blick von Seto über den Rückspiegel bemerke. Ich sagte ja schon: Angespannte Stimmung. Zum anderen ist da Ryuji, der nicht weniger angespannt wirkt als sein bester Freund. Auch er krallt seine Finger um seine Knie oder in den Stoff seiner Hose. Vorsichtig lege ich meine Hand auf die mir nächste Hand und spüre, wie er leicht zusammenzuckt. Er schaut mich mit diesem fragenden Ausdruck an, bevor er seine Hand von seinem Knie löst und sich unsere Finger verschränken können. Doch ein Lächeln kann ich ihm nicht entlocken. In den letzten Tagen im Strandhaus war er noch etwas entspannter. Vermutlich, weil er wusste, dass sein Vater ihn dort niemals finden könnte. Das gab ihm sicherlich eine gewisse Sicherheit. Doch jetzt, auf der Heimfahrt, scheint er zu befürchten, dass sein Vater plötzlich aufkreuzt. Und wer weiß: Vielleicht tut er das wirklich. Aber dazu muss er auch erst einmal rausfinden, wo sein Sohn wohnt. Ruyji hat sich mit Setos Hilfe rechtlich gut abgesichert. Sein Vater kann selbst jetzt, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, keine Vormundschaft für ihn beantragen oder sonstige väterliche Rechte einfordern. Er hat den Mistkerl sogar voll ausbezahlt, damit er keinen Anspruch auf die Firma erheben kann und das war nicht gerade eine unerhebliche Summe. Mit dem, was Ryuji ihm gezahlt hat, könnte sich der Alte ein schönes Leben machen. Weit, weit weg von uns. Von Ryuji. In mir keimt erneut die Hoffnung, dass es genau so laufen könnte. Das der Alte das Geld nimmt und geht. Nie wieder kommt. Uns in Ruhe lässt. Doch mein Kopf befürchtet das Schlimmste. Nach allem, was Ryuji erzählt hat, erwarte ich, dass er versuchen wird, uns auf die Pelle zu rücken. Wieder Einfluss auf Ryuji zu nehmen. Ihn unter Druck setzen wird. Als Seto das nächste Mal Anstalten macht eine Ausfahrt zu nehmen hält ihn Jou nicht auf. Erst verwirrt mich das, doch dann sehe ich, dass es sich dabei um unsere Zielausfahrt handelt. Der Wagen wird zielsicher von der Autobahn in den städtischen Straßenverkehr gelenkt. Dabei wirkt der Brünette auf mich, als ob er schon dreißig Jahre Auto fahren würde: Absolut routiniert und sicher. Zuerst setzen wir Ryou und Yugi ab. Scheinbar wird Ryou die letzte Ferienwoche bei Yugi verbringen, da er keine Lust hat, alleine in der großen Wohnung seines Vaters zu bleiben. Seto scheint das nur recht zu sein, dass er nur einmal anhalten muss. Die beiden laden ihre Taschen - in Ryous Fall die beiden Koffer - aus dem Heck und verabschieden sich von uns. Yugi dankt Seto noch einmal für die letzten zwei Wochen. Dieser nickt nur. Erst als die beiden im Haus von Yugis Großvater, der im Erdgeschoss seinen kleinen, beschaulichen Game Shop beherbergt, verschwinden, fährt Seto erneut an. Scheinbar war es ihm wichtig zu sehen, dass die beiden wirklich gut drinnen ankamen. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie fürsorglich Seto uns gegenüber geworden ist. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Schön, dass der Drache endlich zu uns gehört. Schließlich lenkt er das Auto in die Hügel der Stadt und lässt ihn vor Ryujis Grundstück halten. Doch mein Freund bewegt sich nicht. Er schaut aus dem Fenster der Schiebetür auf sein Haus. Sein Blick scheint was zu suchen und nicht zu finden. Doch was es ist, will sich mir nicht entschließen. Gerade als ich ihn ansprechen möchte, fährt Seto erneut an. Fragend blick ich zu ihm, der über den Rückspiegel wieder kurz nach hinten - dieses Mal aber zu Ryuji - geblickt hat. Scheinbar fällt gerade eine schwere Last von Ryuji. Die Angst nach Hause zu gehen, scheint größer zu sein, als ich geahnt habe. Bei Setos Grundstück sitzt der Wärter in seinem kleinen, aber komfortablem Wachhäuschen und nickt dem Brünetten kurz zu, als er ihn erkennt. Sofort betätigt er einen Knopf, so dass das Tor sich langsam öffnet. Seto fährt in Schritttempo auf das Grundstück und um den natürlichen Sichtschutz herum, bevor er den Van parkt. Er dreht sich um und sagt bestimmend, dass wir unsere Taschen in unser Zimmer bringen und die Schmutzwäsche in den Korb werfen sollen. Dann steigt er aus, als wäre es das Selbstverständlichste, dass er uns einfach kurzerhand bei sich einquartiert. Ich kann sehen, wie Jou grinsen muss, bevor er zu mir schaut und mit einer Schulter zuckt. Dann steigt auch er aus. Ryuji lehnt sich plötzlich an meine Schulter. Die Anspannung ist aus ihm gewichen. Er wirkt auf einmal wieder furchtbar müde und erschöpft. Sanft streiche ich ihm mit meiner Hand über die Wange und lehne meinen Kopf gegen sein schwarzes Haar. Jou und Seto sind bereits zur Haustür unterwegs und haben darauf verzichtet, ihre Taschen aus dem Auto zu holen. Sicher, um uns kurz einen Moment zu geben. Aber wie soll das weitergehen? Ryuji kann hier doch nicht fix einziehen. Er hat ein eigenes Haus, gerade mal ein paar Minuten die Straße runter. Ein Smart Home mit ausgeklügeltem Sicherheitssystem. Er hat ein Dienstmädchen und Setos Köchin, die bei ihm wohnen. Ich bin fast jeden Tag, oft sogar über Nacht bei ihm. An mir wird sein Vater nicht vorbei kommen. Hm, belassen wir es erst einmal dabei, dass wir hier bei Seto bleiben. Vielleicht regelt sich ja alles irgendwie. Wer weiß, vielleicht findet die Polizei ja doch endlich mal Beweise und kann diesem Monster den Mord an diesem armen Jungen anhängen. Dann würden sie ihn sicher für den Rest seines Lebens einbuchten und Ryuji müsste ihn nie mehr fürchten. . Hosted by Animexx e.V. 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