Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 313: Einen Schritt der Erlösung --------------------------------------- Ich sitze auf dem Bänkchen weiter vorne in unserem Garten. Dem Bänkchen, auf dem ich sonst mit Noa sitze, wenn er uns hier besuchen kommt. Das hat er die letzten drei Tage getan und ich hab Hoffnung, dass er auch heute wieder kommt, sobald er bei seinem Onkel fertig ist. Die sommerlichen Temperaturen sind selbst am Vormittag schon echt heftig. Doch die Meeresbrise lässt die Hitze erträglich sein. Dazu der Duft der See und das Kreischen der Möwen, die weiter vorne an der Promenade Ausschau nach Leckerbissen halten. So kann man den Sommer aushalten. Vor allem, wenn man die eigenen Füße nackt durch das leicht feuchte Gras streichen lässt. Auf meinen Beinen ruht ein aufgeschlagenes Buch. Die letzte Seite hab ich vor etwas mehr als fünf Minuten umgeblättert. Liegt wohl auch daran, dass ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren kann. Denn eigentlich sitz ich hier nicht zum Vergnügen. Ich warte. Auf Seto. Als ich vor etwas mehr als einer Stunde aufgestanden bin, hatte ich nicht nur das Frühstück verpasst, nein, sondern auch keinen Seto im Haus gefunden. In der Küche hab ich dann Katsuya gefunden. Der hatte gerade mit seinem Dad am Mittagessen gekocht. Katsuya weiß immer, wo sich mein Bruder rumtreibt. Doch als ich ihn fragte, meinte der Blonde nur, er habe keine Ahnung. Wer's glaubt. Aber gut, soll er es für sich behalten. Gerade als ich mich abwenden und wegstapfen wollte reichte mir Katsuya plötzlich eine abgedeckte Schale. Als ich den Deckel wegnahm sah ich etwas Reis, darüber ein Ei, welches langsam stockte, sowie frisches, kleingeschnittenes Gemüse. Wie hätte ich denn so böse auf Katsuya bleiben können? Und als ob er meine Frage gehört hätte, schenkte er mir ein Lächeln. Jetzt so im Rückblick stell ich fest, dass sein Lächeln nicht mehr dieses blumige Gefühl in mir auslöst. Irgendwas hat sich in mir verändert. Ich hab Katsuya immer noch lieb, aber... ich glaube, diese Verliebtheit ist abgeebbt oder... verschwunden? Keine Ahnung, wann das geschehen ist. Mir ist es gerade einfach bewusst geworden, als hätte jemand das Licht in einem dunklen Raum angemacht. Merkwürdig. Soll ich darüber jetzt traurig sein oder mich freuen? Es macht das Zusammenleben auf jeden Fall wieder einfacher. Immerhin sollte ich jetzt nicht mehr ständig meinem Bruder neidische Blicke zuwerfen, wenn er mit Katsuya rumschmust oder ich mitbekomme, wie sie intim werden. Und manchmal ist das kaum zu überhören. Wie gestern Nacht. Ich hab mit Noa noch ein wenig hier auf dem Bänkchen gesessen und geredet. Plötzlich blickte Noa an mir vorbei und etwas nach oben. Als ich seinem Blick gefolgt bin hab ich Seto und Katsuya im Fenster stehen sehen. Seto mit strengem Blick, der auf uns gerichtet war. Katsuya hat ihn dann weggezogen und dann... Meine Wangen haben wie Feuer gebrannt, als ein paar Minuten danach die beiden durch das leicht geöffnete Fenster deutlich zu hören waren. Und auch jetzt muss ich mir die Hand vor das Gesicht legen, denn ich kann spüren, dass es mir erneut die Verlegenheit ins Gesicht treibt. Ich gönn Seto ein aktives Sexleben, aber Himmel, kann er nicht vorher das Fenster schließen? Das Gartentörchen quietscht leise und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich blickte auf und sehe, wie Seto mich überrascht mustert. Er hat mich wohl nicht hier um diese Uhrzeit auf der Bank erwartet. In einer seiner Hände trägt er eine Thermo-Tasche, oder wie man die Dinger nennt, die dafür sorgen sollen, dass TK-Ware auf dem Heimweg nicht ganz auftauen. Ich klappe mein Buch zusammen und leg es neben mich auf die Bank. Dann deute ich auf die freie Fläche neben mich und gebe Seto zu verstehen, dass er sich setzen soll. Doch er meint, dass er kurz das Eis reinbringen möchte. Eis? Was für Eis? Woher? Mein Bruder seufzt und öffnet die Tüte, die starrer ist, als ich gedacht habe. Langsam hebt er einen Becher mit meinem Lieblingseis hervor. Schon am Papier, in den der Becher eingewickelt ist, erkenne ich, wo Seto gewesen ist: Bei Noas Onkel in der Eisdiele. Nein! Bei Noa in der Eisdiele, der vormittags seinem Onkel hilft. Seto drückt mir den Becher in die Hand und geht dann ins Haus. Durch die Terrassentür kann ich sehen, wie er die verschiedenen Eisbecher verteilt. Katsuya küsst er kurz, als er diesem seinen Becher gibt. Dann kommt Seto mit dem letzten Becher wieder zu mir zurück. Er reicht mir einen Löffel und setzt sich dann neben mich, bevor er einen Löffel von seinem Eis nimmt. Scheinbar schmeckt ihm das Eis. Als er merkt, dass ich mein Eis nicht anrühre, fragt er mich, was los ist. Ich frag ihn - obwohl ich die Antwort ja schon weiß - woher er das Eis hat. Mein Bruder antwortet mir, dass es ein Stück den Weg hinunter an der Promenade eine Eisdiele gibt. Okay, er macht also keinen Hehl daraus, wo er das Eis her hat. Noch ehe ich was erwidern kann, meint er zu mir, er solle mir einen Gruß von 'DIESEM' Noa ausrichten. DIESEM Noa? Ja, wie viele Noas kennen wir denn, dass er ihn immer mit 'DIESEM' bezeichnen muss? Perplex schaut mich Seto an und mir wird klar, dass diese Frage gerade aus mir raus geplatzt ist. Dann senkt er seinen Blick auf seinen Eisbecher. Langsam seufzte ich und rück etwas zu ihm auf. Noa ist Noa. Nicht 'DIESER' Noa. Einfach nur Noa. Mein Bruder nickt nur seicht. Dann sprech ich das an, weswegen ich eigentlich hier auf ihn gewartet habe: Behutsamer bitte ich Seto Noa nicht immer so anzustarren oder uns immerzu zu beobachten. Leise erwidert Seto, dass er mir das nicht versprechen kann, immerhin sei er ja mein großer Bruder. Große Brüder passen auf jüngere Geschwister eben auf. Ein Schmunzeln schleicht sich auf mein Gesicht und ich lehn mich an seine Schulter. Danke ihm dafür, dass er auf mich Acht gibt. Aber ich bin mir sicher, dass Noa keine Bedrohung für mich, uns oder sonst jemand ist. Klar, ich kenn ihn erst drei Tage, aber ich hab da einfach so ein Bauchgefühl, dass er wirklich ein ganz Netter ist. Niemand, den man ununterbrochen belauern oder anfauchen muss. Auf das Anfauchen schnappt Setos Kopf sofort wieder nach oben und er pocht darauf, dass er nicht fauchen würde. Ich muss kichern und rate ihm, dass er mal seinen Streuner fragen soll. Immerhin nennt er ihn Drache und manchmal vergleicht der Blonde Drachen mit Katzen. Perplex schaut mich Seto wieder an, bevor er schmunzelt und seinen Arm um mich legt, so dass ich nun an seiner Brust lehne. Er drückt mir einen Kuss auf mein Haar und meint dann, ich soll endlich das Eis essen. Es sei nämlich verdammt gut und viel zu schade, um es einfach schmelzen zu lassen. . Hosted by Animexx e.V. 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