Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 275: Einen Schritt voran -------------------------------- Vorsichtig schließe ich hinter mir die Zimmertür der Jungs. Neben mir steht Mokuba, dem ich väterlich die Hand auf die Schulter lege. Er blickt zu mir auf und sein Blick zerreißt mich förmlich. Ihm war bewusst, dass sein Bruder von ihrem Adoptivvater und dessen Vorstand missbraucht worden war. Doch das dieser Kreis sich jetzt noch um ein vielfaches erweitert hat, dass trifft ihn unvorbereitet. Dann kommt die Frage, vor der ich bislang immer am meisten Angst hatte: Mokuba will wissen, ob es da noch mehr gibt. Noch mehr, dass er nicht weiß. Noch mehr Schrecken und Schmerz, der nun aufgedeckt werden könnte. Was soll ich ihm darauf antworten? Eigentlich liegt es nicht an mir, ihm zu antworten. Wenn ich antworte entreiße ich Seto noch mehr Kontrolle und er befindet sich schon jetzt hart an der Grenze des Erträglichen. Doch dann demonstriert Mokuba einmal mehr, wie erwachsen und reif er schon ist, denn er winkt ab. Entschuldigt sich bei mir für die Frage, denn diese würde mich in eine dumme Situation bringen. Ich drück ihm sanft einen Kuss auf die Stirn. Weiter vorne sehe ich den mehrfarbigen Schopf von Mutou Yugi auftauchen, der vorsichtig zu uns lugt, als wäre er auf geheimer Mission. Ich mache Mokuba auf ihn aufmerksam, der dann zu ihm läuft. Ich schaue noch einmal zu der Tür hinter mir. Wie gerne würde ich Seto all diese Last abnehmen, die dieses Monster und dessen 'Freunde' und 'Geschäftspartner' ihm aufgebürdet haben. Warum hab ich ihn dessen Schlafzimmer verstecken lassen? Warum hab ich es nicht ausgeräumt und all diesen Mist vernichtet? Was nicht da ist, kann nicht gefunden werden. Warum? Doch bevor ich mich das weiter fragen kann erregt mein Handy meine Aufmerksamkeit. Es hat vibriert und signalisiert mir somit den Eingang einer Textnachricht. Also hol ich es hervor und schau auf das Display. Als ich sehe wer mich angeschrieben hat muss ich schmunzeln. Mit einem Touch öffne ich die Nachricht und lese, wie Yuki sich nach Setos Befinden erkundigt. Ich rechne ihr hoch an, dass sie nach diesem Gespräch sich erkundigt, wie es Seto geht. Das ist nicht selbstverständlich. Also schreib ich ihr, dass es ihm den Umständen entsprechend geht. Daraus entsteht ein Chat, in dessen Verlauf ich den Flur entlang zu meinem eigenen Schlafzimmer gehe. Dort leg ich meine legere Kleidung ab und schlüpfe in einen Alltags-Anzug. Gerade als ich fertig bin erinnert mich mein Smartphone daran, dass ich noch einen Termin habe. Daher schreib ich Yuki kurz, dass Antworten jetzt etwas dauern könnten. Schließlich verlasse ich mein Schlafzimmer wieder, steige die Treppe hinunter ins Erdgeschoss und geh kurz zum Wohnzimmer, wo Mokuba es sich mit seinen Besucher bequem gemacht hat und mit ihnen einen Film schaut. Ich wink ihm kurz und er kommt sofort zu mir. Leise sag ich ihm, dass ich noch einmal weg muss und er mich jederzeit über das Handy erreichen kann. Er nickt und umarmt mich noch einmal, was mich kurz überrascht. Doch dann erwiderte ich die Umarmung. Als ich das Haus verlasse spüre ich, wie mir Mokuba besorgt hinterher schaut. Er weiß, dass ich einen Arzttermin habe. Das ist momentan keine Seltenheit. So einen Termin hab ich wöchentlich zur Kontrolle, bis einige Werte besser sind. Danach monatlich und ich hoffe, dass ich dann nur noch quartalsweise hin muss. Aber ich sollte mich nicht darüber beklagen... immerhin kann ich froh sein, noch am Leben zu sein. Doch was Mokuba nicht weiß, ist, dass ich nach meiner Routineuntersuchung noch in die Firma muss. Ich muss schauen, was liegen geblieben ist und was sich in den letzten Wochen so getan hat. Zwar hat mich Fuguta täglich auf den neusten Stand gebracht, dennoch sollte ich langsam schauen wieder rein zu kommen. Ich werde über den Sommer auf jeden Fall noch kürzer treten. Auch wenn mir das persönlich nicht schmecken mag. Aber ich bin jetzt ganz offiziell Vormund der beiden Brüder und ihnen schulde ich mehr auf mich zu achten. Doch wenn Mokuba im Herbst auf die neue Schule kommt, dann werde ich wieder in die Vollen gehen und dafür muss ich in Übung bleiben. Den Umgang mit unserer Software immer wieder auffrischen. Die Zahlen kennen. Wissen, wo es hapert. Probleme lösen, bevor sie entstehen. Die Routineuntersuchung dauert - wie immer - knapp eine Stunde. Danach erklärt mir der Arzt, dass ich weiterhin meine Tabletten nehmen und mir Ruhe gönnen soll. Ruhe... selbst wenn ich jetzt nicht im Anschluss in die Firma fahren würde, dann wäre Ruhe das Letzte, was ich mir gönnen könnte. Nicht jetzt. Nicht, wenn mein Ältester kurz vor dem Nervenzusammenbruch oder eine schweren Depression steht. Nicht, wenn mein Jüngster kurz vor dem Verzweifeln, ob der ganzen Wahrheit, die sich plötzlich vor ihm auftut, ist. Dann mach ich mich auf den Weg in die Firma. Dort grüß ich den Pförtner mit seinem Namen. Mir ist wichtig jeden in der Firma mit dem Namen ansprechen zu können. Jeder ist wichtig und egal in welcher Funktion er hier tätig ist, er gehört zur Firmenfamilie. Schließlich fahr ich mit dem Aufzug in die oberste Etage und suche mein Büro auf. Die meisten Büros sind bereits verlassen und eine merkwürdige Stille liegt über der Firma. Ich weiß, dass es noch ein paar wenige gibt, die jetzt noch bis 19 oder 20 Uhr da sein werden und dann noch auf ein Feierabendbier eine Bar aufsuchen, bevor sie dann nach Hause fahren. Doch hier oben sind die meisten bereits im Feierabend, vor allem weil es Freitag ist. Ich schalte meinen Rechner an und während er hochfährt gehe ich in die Büroküche und mach mir einen Tee. Dabei schau ich durch die Glaswand den Gang hinunter zu den Aufzügen. Man könnte meinen, dass diese Stille für mich gruselig oder unangenehm ist, aber tatsächlich bin ich sie gewöhnt. Als Seto noch gearbeitet hat kam es nicht selten vor, dass er bis in die Nacht hinein gearbeitet hat und wir die letzten im Haus waren. Daher hat diese Atmosphäre etwas Vertrautes... Schließlich kehre ich zurück ins Büro, nehme in meinem Sessel Platz und stell meine Tasse ab. Dann nehm ich mir die erste Akte, ruf mir im System entsprechende Daten auf und entscheide dann, ob das was man möchte genehmigt oder abgelehnt wird. Manche Entscheidungen fallen leicht. Andere erfordern die Prüfung mehrerer Zahlen... Seiten voller Zahlen... Als ich auf die Uhr blicke stelle ich überrascht fest, dass es fast 22.00 Uhr ist. Also schlage ich die letzte Akte zu und leg sie auf den Stapel, der sich von einer Seite meines Schreibtisches - dem Eingang - zur anderen Seite - dem Ausgang - bewegt hat. Dann fahr ich meinen Rechner runter, bring meine Tasse in die Küche, wo ich sie kurz ausspüle und in den Schrank zurück stelle. Dann verlass ich das Firmengebäude, steig in meinen Wagen und fahr los. Doch mein Ziel ist nicht unser Haus in den Hills. Ich fahre eigentlich in die entgegengesetzte Richtung. Nach einigen Minuten erreiche ich ein mittelgroßes Appartementgebäude, parke und steig aus. Dann geh ich zu der linken der drei Haustüren und drücke dort auf eine Klingel. Fast augenblicklich wird mir die Tür geöffnet und ich fahre mit dem Aufzug in den obersten Stock. Dort wende ich mich nach links und gehe den Gang bis ganz zum Ende, wo die Tür mich angelehnt zum Eintreten einlädt. Kaum bin ich in die Wohnung geschlüpft umfängt mich ein Wohlgeruch eines selbstgemachten Abendessens. . Hosted by Animexx e.V. 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