Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 247: Einen Schritt mit Wut ---------------------------------- Ich pack das Glas, welches vor mir steht und werfe es mit aller Wucht an die nahe Wand, wo es zerspringt. Die Scherben fallen auf den Boden und der Saft macht ein klatschendes Geräusch, als er auf der Fliese auftrifft. Die Wut schwelt schon seit dem Morgen in mir und jetzt hab ich einfach ein Maß erreicht, an dem sie ein Ventil fordert und ich nichts anderes finde. Wütend blicke ich zu Seto, der mich unberührt mustert und meint, dass ich das nach dem Essen aufräumen werde. Diese förmliche Nicht-Reaktion schürt meine Wut erst recht. Warum... warum kann er mir nicht einfach antworten? Da legt Akito mir eine Hand auf die Schulter und mein Blick schwappt zu ihm. Er sieht erschöpft und blass aus, was meine Wut sofort etwas zurückdrängt und der Sorge um ihn Platz macht. Mit der Wut schwindet auch meine Selbstkontrolle und ich muss weinen. Meine Wut hat mich den ganzen Tag begleitet. Eigentlich schon seit letzter Woche. Da fingen die Nachrichten an. 'Liegt die Perversität in der Familie', 'Stehst auch du auf Sex-Rollenspiele', 'Hey, wie wär es, wenn du mir einen lutschst', 'Schwuchteln sollten alle vergast werden', 'Stirb Schwucki', 'Mokuba, die Tucke', 'Bück dich tief'... es waren unzählige dieser Nachrichten. Am Anfang hab ich noch zurück geschrieben. Gefragt, warum mir sowas geschrieben wird. Ich hab auf die Gegendarstellung am nächsten Tag verwiesen. Doch das hatte keine Wirkung. Es hat noch alles viel schlimmer gemacht. Heute Morgen waren es dann so viele Nachrichten auf einmal, dass ich mein Handy ausschalten musste. Davor hatte es sich drei Mal neugestartet, weil es mit der schieren Masse an Nachrichten nicht zurechtkam. Und in der Schule? Ich hab damit gerechnet, dass sie mich schneiden, beleidigen, anspucken... aber das sie meinen Spind in Brand setzen und der Hausmeister mir dafür die Schuld gibt... das war einfach genug. Ich will gar nicht wissen, was in der Klasse auf mich gewartet hätte. Ich hab versucht meine Wut zu lenken, in dem ich Setos altes Zimmer in der Villa ramponiert habe. Das Zimmer, in dem er so viel Leid ertragen musste. Eigentlich wollte ich in Gozaburos Schlafzimmer, aber das Regal war einfach zu schwer, als das ich es hätte verschieben können. War auch besser so, geht es mir im Nachhinein durch den Kopf. Hätte ich das Regal verschoben und einer der Polizisten hätte es gesehen... Akito fuhr, nachdem er mich dort fand, zurück zu meiner Schule. Auf dem Weg hat er mit jemand telefoniert und als wir ankamen stürmte der Direx direkt aus seinem Zimmer auf uns zu. Er war wütend und wollte mich packen, doch Akito schob sich schützend vor mich und hatte den Direktor nur mit seiner Ausstrahlung zurück gedrängt. Spöttisch hat er ihn gefragt, ob er schlechte Nachrichten erhalten habe. Der Direktor brüllte nur etwas von Versetzung, bevor er in sein Büro zurück stapfte und die Tür zuschlug. Dann hat Akito mich von dieser Schule abgemeldet. Ich weine dieser Schule keine Träne nach, wirklich nicht. Die zwei Jahre, die ich bislang auf dieser Mittelschule war, waren der Horror. Erst war ich meinen Mitschülern zu klug und hab sie schlecht aussehen lassen. Dann war ich ein Heuchler, weil ich mich ihrem Niveau angepasst habe. Schließlich habe ein paar sich mit mir angefreundet, aber immer Gegenleistungen erwartet: Geld, Geschenke, Privilegien durch meine Freundschaft. Aber das Akito mich vorher nicht gefragt hat, hat mich wütend gemacht. Dass er das einfach so über meinen Kopf hinweg entschieden hat. Dann hatte Akito zu mir gemeint, dass für einen endgültigen Schlussstrich auch eine neue Telefonnummer für mich notwendig wäre. Also fuhr er mit mir in die Stadt, schloss einen neuen Vertrag für mich ab, kündigte den alten und kaufte mir das neuste Smartphone, was auf dem Markt war. Dennoch... auch hier hat er mich nicht wirklich gefragt. Seto hat nach Gozaburos Tod auch über mich verfügt, wie es ihm gepasst hat. Hatte Entscheidungen getroffen, die mich betrafen, ohne vorher mit mir mal darüber zu sprechen. Dann begegnete Seto Yugi im Duel Monsters und wurde das erste Mal von ihm besiegt. Danach hatte sich etwas in ihm geändert und er nahm mehr Rücksicht auf mich, bezog mich mehr in alles ein und entschied nichts mehr über meinen Kopf hinweg. Und ich fand das gut. Fand es gut, dass ich mit einbezogen wurde. Deshalb macht mich dieser ganze Tag heute so wütend. Es wurden Entscheidungen getroffen, die mich betrafen, aber keiner hat vorher mal mit mir gesprochen. Akito nicht und Seto auch nicht. Ich komm zum Abendessen und es heißt: WIR haben beschlossen, dass du deinen Familiennamen ändern wirst. Dann wird sich an deiner neuen Schule das Mobbing nicht wiederholen, dass du wegen MIR an deiner alten Schule erdulden musstest. Großzügig. Wirklich sehr großzügig. Aber auch um den Namen Kaiba bin ich nicht traurig. Dieser Name hat nichts als Leid über meinen Bruder gebracht. Unsagbares Leid und Erniedrigung. Aber das Seto diesen Namen weiter behalten möchte, dass geht mir einfach nicht in den Kopf. Also hab ich nachgefragt. Doch da kamen nur lapidare Antworten, wie, dass er älter sei als ich und die Blicke und das Getuschel besser ertragen kann. Dass er eh nur noch dieses Schuljahr machen muss und dann seinen Abschluss in der Tasche hat. Dass ein Namenswechsel bei ihm die Meute der Reporter nicht die Fährte verlieren lässt, im Gegenteil: Wenn er seinen Namen auch ändern würde, würde das Theater um ihn mir wieder auf die Füße fallen. Schon da war ich an der Oberkante des Maßes meiner Wut. Ich verstand die Argumente und dennoch fand ich es ungerecht, dass ich mich mit einem Namenswechsel einfach so aus der Affäre ziehen konnte und er nicht. Hat Seto denn nicht schon genug gelitten? Warum musste er jetzt noch diesen Spießrutenlaufen mitmachen? Also fragte ich, ob ich dann wieder unseren ursprünglichen Familiennamen annehmen werde und von Seto kommt nur ein schlichtes Nein. Ich hab ihn verwundert angesehen und auf eine Erklärung gewartet. Doch da kam keine. Also hab ich eine gefordert. Er sah mich ruhig an und meinte, dass das nicht möglich ist. Danach war ich genauso schlau wie vorher auch. Gibt es da ein Gesetz, dass man einen Namen nur einmal im Leben tragen darf? Aber wenn das so ist, wie ist das bei all den Leuten, die sich scheiden lassen und wieder ihren Geburtsnamen annehmen? Seto hat darauf nicht reagiert. Also hab ich als dramatische Geste das Glas gegen die Wand geworfen... nicht sehr erwachsen, ich weiß, aber ich werde in ein paar Wochen ja auch 'erst' vierzehn. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt habe, die Wut in mir abgeklungen ist und die Tränen aufgehört haben mich bloß zu stellen spricht mich Akito vorsichtig an. Ich blicke zu ihm auf. Vorsichtig, fast als ob er Angst hat, fragt er mich, was ich davon halte, wenn er seinen Familiennamen mit mir teilen würde? Ungläubig blicke ich ihn an. Er ist Setos und mein Vormund, aber das er sogar bereit ist seinen Namen mit uns... mir zu teilen, dass verblüfft mich. Auf einmal ist die Wut verschwunden und ich fühle mich stolz und geehrt. Also fall ich ihm um den Hals. Allerdings werde ich mich an den Klang erst noch gewöhnen müssen: Isono Mokuba. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)