Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Chapter 16 ~ Die Schlacht um Redcliffe -------------------------------------------------- Als wir zu unserer Truppe gestoßen waren, hatten wir nur bemerkt, wie sich die meisten zurückgezogen hatten, und versuchten etwas Schlaf zu bekommen. Immerhin war es ein langer Tag für sie alle gewesen, und bis zur Nacht, in der diese wandelnden Leichen auftauchen würden, dauerte es noch etwas. Alistair zum Beispiel, der gegen eine Wand gelehnt lag. Aidan hingegen hatte uns nur zugenickt, und daher suchten auch wir uns einen guten Platz. Leliana blieb, zu meiner Verwunderung, nahe bei mir, während ich mich auf den Boden legte und Fenrir als Kopfkissen benutzte. Meinem Stinker schien das nichts auszumachen. Es hatte schon seine Vorteile, wenn der eigene Hund so groß war. Allerdings bemerkte ich, ihn bald einmal baden zu müssen. „Nervös?“ Aidan hatte sich nach einer für mich unendlich lang wirkenden Zeit des Nachdenkens zu mir gesellt. Er setzte sich neben mich auf den Boden und meine Augen, die gen Himmel starrten, blickten nun zu meinem ehemaligen Spiegelbild. „Ja.“ Die kurze, knappe und ehrliche Antwort. „Kannst nicht schlafen?“ War dies nicht offensichtlich? Doch ich vermutete eher, dass er bemerkte, was in mir vorging. Mein langes Fortbleiben mit der Bardin. Ich, der einzige von uns beiden, der nervös war, während sie schräg hinter mir zu schlafen schien. Ich bezweifelte es allerdings. Die war doch stetig wachsam wie ein Luchs. Aidan wollte mich sicherlich einfach nur ablenken, um mir die Nervosität zu nehmen. „Nein. Würde am liebsten jetzt schon in den Kampf ziehen.“ In den Augen von Aidan vernahm ich Überraschung. „Du erschienst mir nicht so mordlüstern.“ „Darum geht es mir ja auch nicht.“ Ich seufzte. „Ich will den Scheiß nur so schnell wie möglich hinter mir haben.“ Mein Blick ging zurück gen Himmel. „So oder so.“ Wir beide schwiegen. Er wusste, was ich meinte. Entweder überlebte ich und hatte den Mist hinter mit, oder ich war tot. Von weltlichen Belangen nicht mehr betroffen. Ich setzte mich auf und just in diesem Moment wedelte er mit einer Hand vor seinem Gesicht herum, und einem Lächeln auf eben diesem. „Hast du getrunken?“ Ich war mir sicher, dass er die Antwort bereits kannte, doch wie ich es bereits vermutete: Er wollte mich in ein Gespräch verwickeln. „Ja.“ „Wieso?“ Ernst blickte ich ihm in die Augen. „Weil ich das brauche.“ „Du hast Angst.“ „Ja.“ Ich fühlte mich an das Gespräch mit Leliana erinnert, welche die gleiche Feststellung machte. „Wieso?“ Unsere Augen waren noch immer aufeinander gerichtet. Niemand blickte weg. „Der erste Kampf in meinem eigenen Körper. Andere Sichtweise.“ Ein Nicken seinerseits gab mir zu erkennen, dass er verstand. „Erst jetzt fühlt es sich real an“, sprach er selbstständig aus, was mir nun die absolute Gewissheit gab, dass er verstand, wie es mir ergehen musste. Ich nickte lediglich. „Verstehe. Kannst du trotzdem kämpfen? Zur Not schicken wir dich in die Kirche.“ „Es mag der erste richtige Kampf in meinem Körper sein, doch durch die Kampfpraxis in deinem Körper bin ich gewiss kein Anfänger mehr.“ „Es liegt keine Schande darin, sich auch einmal zurückzuziehen, wenn man sich seiner Sache nicht ganz sicher ist.“ Es waren wahre Worte. Nett gemeint. Und doch schüttelte ich verneinend mein Haupt. „Ich weiß. Doch ich wurde sicherlich nicht aus Sympathie in diese Welt geschickt, weswegen auch immer. Es gibt Dinge, denen muss man entgegentreten, wie gerne man ihnen auch aus dem Weg gehen würde. Heute Nacht … ich kann euch nicht im Stich lassen. Zudem will ich von euch lernen. Euch nicht beobachten. Und das kann ich nur durch solche Situationen, wo es um Leben oder Tod geht.“ Ein Lächeln zierte sein Gesicht, während er wie ein stolzer Bruder auf mich blickte. Beziehungsweise stellte ich es mir so vor, besaß ich keine Brüder, außer denen, die ich mir in meinem Freundeskreis ausgewählt hatte. Wobei … ich hatte Aidan. Ich lebte lange Zeit in seinem Körper. Er kannte mich wohl besser, als es bisher irgendjemand tat. Und wir hatten bei unserer Trennung behauptet, dass wir an und für sich wie Brüder wären. Er kam dieser Definition wohl am wahrscheinlichsten. Aidan Cousland. Mein Bruder. „Ich glaube an dich.“ Ich konnte es mir nicht erklären, doch dieser Satz, samt meiner Gedanken, ihn als vollwertigen Bruder zu sehen, fühlte sich irgendwie beruhigend an. „Aber auch ich bin aufgeregt.“ „Bitte?“ Nun lag Verwirrung in meinem Blick, während mein Alter Ego in den Himmel blickte. „Wie auf das Leben kann man unmöglich vollständig auf den Kampf vorbereitet sein. Vater sagte mir dies gerne, wenn wir über die Schlacht sprachen.“ Bryce Cousland. Ja. Es stimmte. In der Zeit, als er seine Truppen mobilisierte, um sie für den Kampf gegen die dunkle Brut zu sammeln, hatte er dies ab und an gesagt. Stets geschmückt mit einem tiefen Seufzer, der einem andeutete, dass er den stetigen Krieg leid war. Man konnte es ihm nicht verübeln, schließlich hatte er damals im Krieg gegen Orlais, als König Maric seinen Anspruch auf Ferelden erhob, gekämpft. Er hatte bereits die Monstrosität des Krieges erlebt. Doch vor seinen Mannen war er stets der aufrechte Anführer, der er sein musste. Eine hohe Bürde. Eine Bürde, die sich meines Kenntnisstandes auch König Cailan auferlegt hatte. Wohl das Schicksal eines jeden Anführers. Mein Blick glitt auf die verschiedenen Mitglieder unserer Truppe. Fenrir, der hinter mir döste. Skipper, der es meinem Hund neben Aidan gleichtat. Roland, der quer auf dem Boden lag und schlief. Sten, der wachsam wie eine Statue auf den See blickte und wohl jede Unregelmäßigkeit erkennen würde. Alistair, der an der Wand lag, allerdings die Augen offenhielt und in seinen eigenen Gedanken vertieft zu sein schien. Solona und Wynne unterhielten sich, während sie offenkundig ihre Ausrüstung überprüften. Von Morrigan war weit und breit nichts zu sehen, doch ich vermutete, dass sie in der Nähe, in der Gestalt eines Tieres, herumstreunen würde. Leliana war wie bereits erwähnt schräg hinter mir, ihr Haupt auf einer Tasche gebettet, so dass sie schlafen konnte, was sie vielleicht tat oder auch nicht. Meine eigene kleine Schrödingers Leliana. Und dann war da noch Aidan, der mich nun nur noch umso breiter anlächelte. Schließlich hatte er meinen Blick erkannt. „Offenbar willst du mir doch nicht so leicht das Zepter übergeben“, lachte er leicht, als ich ihn überrascht anblickte. „Ist schon okay. Es ist ohnehin besser, wenn ich mich mit dir austausche über unsere Mission. Müssen wir zwei halt stets eine Einigung erzielen, sonst zerreißen wir die Gruppe.“ Er lachte. Er war um so vieles lockerer, als ich ihn mir jemals hatte erträumen können. Vielleicht sagte ihm auch der Gedanke mehr zu, die Verantwortung zu teilen, anstelle selbstständig für jeden möglichen Fehler schuldig gemacht zu werden. Das konnte durchaus befreiend sein. Halbes Leid ist geteiltes Leid, hieß es doch so schön. „Offenkundig habe ich mein Ziel hier erreicht und dich auf andere Gedanken bringen können. Ich werde mich dann mal empfehlen.“ Aidan lächelte, als er aufstand, doch ich hielt ihn noch kurz an seiner Hand fest, weswegen er für den Moment überrascht wirkte. „Ziel auf ihre Köpfe. Und sag das auch den anderen.“ „Ist das ihre Schwachstelle?“, fragte er mich, als ich lediglich mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung. Aber man sagt bei Zombies soll man auf den Kopf zielen. Und das sind sowas wie Zombies, also wandelnde Leichen. Schaden kann es jedenfalls nicht.“ Er wirkte erneut amüsiert, doch er nickte nur, ehe er mit einem „Danke“ verschwand. Die Nacht brach an, und jeder von uns stand auf. Weder Aidan noch ich brauchten etwas an die anderen zu richten. Sie hatten schon das passende Gefühl für die Situation. Die verschollene Morrigan wartete bereits oben auf uns, abseits der Ritter, die sich auch langsam in Stellung begaben. Einige wenige schliffen noch ihr Schwert zurecht, allerdings waren auch sie darauf gefasst, jeden Augenblick ihre Tätigkeit zu unterbrechen und loszuschlagen. Die Ölfässer waren bereits ausgeleert worden, so dass sich vor uns ein Ölteppich erstreckte. Das Öl brauchte nur noch von den Bogenschützen angezündet werden. Alles war bereit und mir ging so langsam die Pumpe. „Ich werde auf Euch aufpassen.“ Die Stimme drang in meinen Gehörgang, ehe ich in das mir zugewandte blaue Paar Augen blickte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ähm … danke.“ Man, ich war wahrlich ein wortgewandter Mensch. „Gerne.“ Sie schenkte mir ein ermutigendes Lächeln, doch da bemerkte ich auch schon etwas Feuchtes an meiner linken Hand. „Wuff.“ Fenrir hatte ebenso wie Leliana meine Bedenken … meine Nervosität gespürt, und mir von daher gezeigt, dass er für mich da ist. „Ich glaube, da will noch jemand ausdrücken, dass er Euch beschützen wird.“ „Ja. Danke, Großer.“ Natürlich streichelte ich meinen Vierbeiner, der treu an meiner Seite war. „Wuff.“ „Fernkampf. Tank. Anfänger der Schurkenklasse. Klingt nach einem guten kleinen Trupp.“ Ich schmunzelte nun. „Tank? Schurkenklasse?“ Verlegen kratzte ich mir den Kopf, an einem Versuch arbeitend, es ihr zu erklären, ehe ich mein Haupt schüttelte. „Ja. Das mit den Klassen werde ich Euch ein anderes Mal erklären.“ „Gerne. Es gibt noch so vieles, dass ich über Euch wissen wollen würde.“ Weiterhin lag dieses ermutigende Lächeln in ihrem Gesicht, während sie mich mit freudigen Augen anblickte. „So interessant bin ich nicht.“ „Im Gespräch habt Ihr mir einen völlig anderen Eindruck vermittelt.“ „Habe ich.“ Sie nickte. „Und wie!“ „Dann weiß ich zumindest, dass Ihr dank Eures Wissensdurstes einen guten Grund habt, mich am Leben zu erhalten. Das ist erleichternd.“ Sie wollte etwas erwidern, doch dann erkannte sie mein Gesicht. Erkannte, dass es ein Witz war, den ich tätigte, da ich mal wieder überfordert war, auf die mir schmeichelnden Worte zu reagieren. „Sie kommen“, sagte ich zu mir selbst, als wir den aufkommenden Nebel sahen. Die trampelnden Schritte wahrnahmen. Schreckensschreie drangen vom Dorf zu uns hinauf, was mir aufzeigte, dass sie zeitgleich von beiden Seiten angriffen. Wie im Spiel, sie wollten uns in die Zange nehmen. Wir selbst hatten uns alle in Stellung begeben. Jeder hatte seine Waffen gezogen, und machte sich bereit für die Schlacht. Neben mir standen die Ritter, während Aidan, Alistair und Roland direkt vor mir standen. Sie hatten Schilde. Ich nicht. Daher waren sie dafür da, sie zunächst abzufangen und dann abzustechen. Ich selbst für das Hacken und Stechen, auch wenn meine Waffen nicht solch enorme Reichweite besaßen. Auch Fenrir war knurrend neben mir. Er blieb der Tatsache treu, mich beschützen zu wollen. Mit etwas Abstand standen die Magierinnen an der linken und die Bogenschützen an der rechten Seite von uns. Ich besaß keinerlei Zweifel daran, dass Leliana mich im Auge behielt. „ARHU!“ Ich schlug meine Waffen aneinander. Ließ ein kleines bisschen Zeit verstreichen. „ARHU!“ Erneut tat ich das. Ich musste mich motivieren und beruhigen. Und es half, mein Kurzschwert gegen meine Axt zu schlagen und den Klang des Metalls zu hören. Besäße ich ein Schild, hätte ich dagegen getrommelt, was besser gepasst hätte, während ich wie gerade den Schlachtruf der Spartaner benutzte. Aidan blickte mir fest in die Augen, als er über die Schulter schaute und dabei erkannte, wie es mich offenkundig zu beruhigen schien. Für einen Moment schien es mir, als hätte ich einen Aha-Effekt bei ihm erkannt. Und dann schlug er, synchron zu meinem Schlag auf die Waffen, auf sein Schild mit dem Knauf seines Schwertes. Nicht so schwer, dass es dem Schild schaden zufügte, sondern lediglich mit genug Kraft, so dass man den Schlag vernahm. „ARHU!“ Wir waren zu zweit. Dann zu dritt. Viert. Und auf einmal taten es alle Soldaten und unsere Krieger, die zwei Waffen oder über ein Schild verfügten. Selbst unsere Hunde bellten im Takt mit. Wieso sie es taten? Ich wusste es nicht. Doch sie waren ebenfalls nervös, und vielleicht griffen sie nach dem Strohhalm, den ich ihnen reichte, um mutiger in den Kampf zu ziehen. Mittlerweile sahen wir die Monstrositäten, die auf uns zukamen. Sie schlurften und gaben monströse, unnatürliche Töne von sich. Und auch ihr Verwesungsduft war ihnen eindeutig voraus. Wenn ich nicht so sehr auf sie konzentriert gewesen wäre, und meine Mut-mach-Methodik tätigen würde, hätte ich sicherlich mit Übelkeit kämpfen müssen. Oder hätte gezittert. Doch mein Gehirn war wie auf Leerlauf. Ich lebte im Hier und Jetzt und war tatsächlich im Kampfmodus. Lag es vielleicht auch daran, dass die Situation so unreal für mein Gehirn erschien, so dass ich es noch nicht realisierte und dies erst nach dem Kampf checken würde? Schließlich stolperten und röchelten hier gerade Zombies auf uns zu. Aidan hob seinen Schwertarm, während die Bogenschützen ihre brennenden Pfeile anspannten. Er besaß das Kommando, da er besser zu sehen war von seiner Position aus. Lediglich einer der Pfeile brauchte den Ölteppich treffen, alle anderen konnten diese Monster verbrennen, ich hätte nichts dagegen. „Haltet stand! Für Redcliff! Für Arl Eamon!“, rief Ser Perth seinen Rittern zu. Sie liefen weiter auf uns zu. Weiter trommelten wir. Wir waren eine angespannte und doch, so schien es, furchtlose Truppe. „JETZT!“ Aidan schwang seinen Arm herunter und der Pfeilhagel überströmte die Feinde wie eine kleine Flutwelle. Wir waren nicht so viele Männer, und doch effizient genug, so hofften wir. Sie besaßen die Quantität mit ihren schwerfälligen, fast auseinanderfallenden Körpern. Wir die Qualität aufgrund unserer Erfahrung und der besseren … nun ja, Qualität des Körpers eben. Und wir hofften sehr, dass die Qualität sich, wie zumeist, durchsetzen würde. Einige fielen den Pfeilen zum Opfer, andere den Flammen, die nun explosiv in die Höhe stiegen und die Nacht wie eine plötzlich auftauchende Sonne erhellten. Doch die Untoten ließen sich nur bedingt von dem Feuer aufhalten. Es war an der Zeit zu kämpfen. Unsere vorderste Frontreihe hob die Schilder und versetzten ihren Körper in einen besseren, festen Stand. Stabiler. Ein einzelner Zombie würde sie niemals umwerfen können, doch wenn ich eines aus Zombiefilmen gelernt hatte, dann war es die aneinanderreihenden Massen dieser untoten Mistviecher. Als die ersten Geister in den verfallenen Körpern gegen die Schilder prallten, kletterte ich irgendwie an Aidan vorbei, um den Kopf des Wesens zu treffen. Sogleich ein sauberer Schnitt. Ihre Körper waren weich. Man sollte sich von ihnen nicht erwischen lassen, doch erledigen konnte man sie gut. „Was täte ich nur für einen gescheiten Speer“, entkam es meinen Lippen. Als man mir die Taktik verriet, hatte ich sogleich auf Speere plädiert, doch offenbar besaßen sie diese oben im Schloss. Das, was diesen am nächsten kam, wäre eine Mistgaben gewesen, aber jetzt im Ernst: Ich würde nicht mit einer Mistgabel in den Kampf ziehen. So schnetzelten wir noch einige Zeit die Geister nieder, die den Berg herunter in die Stadt steigen wollten, bis sie endlich vertrieben waren. Doch es galt nun keine Verschnaufpause zu tätigen, sondern es gab noch Arbeit für uns. Die Dorfbewohner mussten gerettet werden. „Ihr bleibt hier, falls sie es noch einmal probieren! Wenn Ihr es für sicher erachtet, stoßt zu uns, denn wir werden Euch gebrauchen können. Wir gehen nach unten und helfen den Dorfbewohnern!“, kam es nun ungewohnt befehlerisch von mir an Ser Perth, der lediglich nickte und seine Männer dazu antrieb, wachsam zu bleiben sowie Stellung zu beziehen. „Ihr schlagt Euch gut, dafür dass Ihr Euch so viele Sorgen gemacht habt“, drang die Stimme des Rotschopfes an mein Ohr, während wir herunterrannten. „Das, was Ihr soeben tätigt, werte Leliana, ist das Schicksal wortwörtlich herauszufordern. Das ist immer unklug.“ Sie blickte mir für einen Augenblick, den ich sie angeschaut hatte, während sie neben mir herrannte, in die Augen. Erkannte wohlmöglich, wie ernst es mir in dieser Hinsicht war. Ich war abergläubig. Als mein Vater Trainer eines Fußballvereins war, einer Sportart meiner Welt, hatte ich an jedem Spieltag eine Bockwurst gegessen und wir gewannen. An den beiden Tagen, wo ich keine aß, spielten wir lediglich unentschieden. Und was das Schicksal herauszufordern betraf, da hatte ich genug Beispiele alleine aus fiktiven Werken, die mich vorsichtig machen ließen. Eine gesunde Arroganz, wenn man etwas gut kann? Gerne. Sätze sagen wie: „Was soll denn jetzt noch passieren?“ BLOSS NICHT! Wortlos liefen wir den kurzen Weg weiter hinunter, und sahen sie auch schon. Ich erkannte, dass Aidan den Tavernenbesitzer wohl dazu gebracht hatte mitzukämpfen, denn dieser lag bereits tot am Boden, während die übrigen Kämpfer umzingelt waren. Also gute Nachrichten: Bella besaß nun eine Taverne. Zumindest ein Toter, den ich mir nicht ankreiden konnte. Wobei … ich fand sicherlich eine Lösung, ihn auch mir anzuheften, selbst wenn es nur die Tatsache war, Aidan entscheiden zu lassen. Dwynn schlug sich gut samt seiner Schläger. Der Bürgermeister jedoch war bereits umzingelt. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie unsere Bardin bereits mehrere Pfeile aus dem Köcher zog und einen nach dem anderen auf dessen Feinde niederregnen ließ, so dass sie einfach umfielen. Zurück in ihrer Welt dem Nichts. Auch Morrigans Feuerball verfehlte seine Wirkung nicht, als er am Ufer exakt dort, wo die wandelnden Leichen auftauchten, explodierte. Oder Wynns Steinfaust und Solonas Blitze, die sie zerrissen oder zerbröseln ließen. Unsere Fernkämpfer überzeugten auf ganzer Linie. Also war es an der Zeit für uns Nahkämpfer, ebenfalls nachzulegen. Und wer wäre für den Startschuss begabter gewesen als unser Qunari? Mit seiner Streitaxt zerteilte er sie wie Stoffpuppen und sorgte für einen gewaltigen Lärm. Unsere Gegner wären durchaus beeindruckt gewesen, wenn sie menschlich wären und in Maßstäben, wie wir denken würden. Doch das waren Geister im Körper von Kadavern. Für sie wäre es auch logisch, wenn ein Taucher an der Decke hing, oder Alistair tatsächlich von fliegenden Hunden aufgezogen worden wäre. Apropos Alistair, dieser schlug mit seinem Schild über die Strenge. Und damit meine ich lediglich, dass er mit seinem Schild diese Ungetüme verprügelte. Aidan und Roland nutzten ihre Schilde als Rammböcke, und führten dann bei den taumelnden oder gerade aufstehenden Feinden den Gnadenstoß aus. Unsere Hunde rissen ihnen auch sämtliche Körperteile vom Körper, so dass sie sich nicht mehr bewegen konnten. Und ich? Ich trat, schlug, zerteilte und stach. Stets darauf bedacht, mich nicht umzingeln oder überrennen zu lassen. Kämpfen war anstrengend. Ermüdend. Wenn man dies mit hoher Konzentration auch noch mehrere Stunden tätigen musste, umso mehr. Ich wusste nicht, wie lange wir dies bereits alle taten, doch es kam wie eine Ewigkeit vor. Ich besaß die Hoffnung, dass es bald mal zu Ende ging. „So oder so“, kamen wieder einmal meine Gedanken durch, die mich innerlich seufzen ließen. Mein inneres Ich war wahrlich ein Optimist. Nicht. „JETZT REICHT ES MIR!“, hörte ich einen Aufschrei von Morrigan, der mich, als ich meinen nahegelegensten Gegner niederstreckte, zu der Schwarzhaarigen blicken ließ. Ich hatte mit allem gerechnet. Einem gewaltigen Feuersturm. Einem Blitzeinschlag, aber als sie unmenschlich weit hochsprang, und sich ihre Form verformte, weiteten sich meine Augen. Schweiß, der dieses Mal nichts mit der Anstrengung zu tun hatte, lief an mir herab. Mein Körper war wie paralysiert. Gelähmt. Morrigan war nun riesig. Schwarz am ganzen Körper. Hatte mehrere und lange Beine. Viele Augen. Und Zangen am Mund. Die wunderschöne Hexe der Wildnis war zu dem geworden, was ich in dieser Welt am meisten fürchtete. „Spinne“, drang es piepsig von mir. Mit dem Schrecken in den Augen beobachtete ich das riesige Insekt, wie es einen Gegner nach dem anderen zertrampelte, verschlang, zerteilte oder in einem Netz einsponn, um sich wenige Augenblicke später um ihn zu kümmern. Ich konnte meine Augen nicht von ihr ablassen, so sehr ich es auch versuchte. Viel zu groß war mein innerer Fluchtinstinkt, der wissen wollte, wo sich die riesige Spinne befand, um in die entgegengesetzte Richtung rennen zu können. Ich wusste, dass es sich um Morrigan handelte. Dass sie eine Freundin ist. Gar eine wunderschöne Erscheinung, mit der ich auch gerne … nun ja, ich war nun eben nicht blind bei dieser ungezähmten Schönheit. Doch eine Phobie ist eben eine Phobie. Und ich war Arachnophobiker. Bei kleineren Weberknechten kein Problem, die konnte ich töten. Bei Größeren und Dickeren jedoch gab es Probleme. Bei Handgroßen wäre ich bereits gerannt, fühlte ich mich ja schon im Zoo unwohl in ihrer Nähe. Konnte mir kaum Fotos von diesen anblicken, ohne einen kurzen Schock zu bekommen und zu realisieren, dass sie eben nur auf einem Foto und nicht wirklich vor mir waren. Aber Morrigan hier und jetzt … „Alexander!“ Ich spürte, wie ich eine Ohrfeige erhielt und aus meinem Schock befreit wurde. Leliana war bei mir. Aidan auch. Und Fenrir. Sorgenvoll blickten sie mich an, während ich im Hintergrund den Jubel der Männer vernahm. Alles brannte an diesem Platz, einige hatten ihr Leben verloren, allerdings kamen offenbar keine Leichen mehr aus dem See heraus. Die riesige Spinne kümmerte sich gerade um die letzten Reste und ich bemerkte auch schon wieder von meiner Phobie gefangen genommen zu werden, als Leliana mich am Körper rüttelte. „Was ist mit Euch?“ „I-ich.“ Toll, Alexander. Jetzt wissen sie natürlich sofort, was mit dir los ist. Nicht. Doch Aidan folgte meinem geschockten Blick, und als er Morrigan in Spinnengestalt in dieser Richtung wahrnahm, zählte er eins und eins zusammen. „Du hast Angst vor Spinnen.“ Leliana blickte Aidan kurz überrascht an, ehe ihr besorgter Blick wieder mir galt. „Stimmt dies?“ Ich nickte. Und als sich Morrigan nun wieder zurückverwandelte, winkte Aidan sie zu uns. Die Hexe kam auch sogleich verwirrt auf uns zu. „Was ist? Falls er einen Heiler braucht, solltet Ihr Euch eher an die anderen beiden Magierinnen wenden“ Ihr entging mein kreidebleiches Gesicht nicht, und ich erkannte in dem ihren eine fragende Augenbraue, die sie in die Höhe zog. „Arachnophobiker“, kam sie jedoch selbst auf den Gedankengang, was ich mit einem Nicken, wie zuvor bei den beiden anderen, bestätigte. „Verstehe. Dann können wir von Glück reden, bisher keiner Spinne begegnet zu sein.“ Danke, Morrigan. Wirklich. Ich habe ein paar Wunden am Körper, möge ihr jemand Salz reichen? „Versucht bitte diese Form in Zukunft außerhalb seiner Nähe zu benutzen, wenn überhaupt nötig. Verstanden?“ Augenrollend nickte die Hexe. „Wenn es denn sein muss. Ich bin noch immer der Meinung, dass man am ehesten eine Angst oder Phobie bekämpft, indem man sich dieser stellt. Was wäre denn gewesen, wenn der Dämon im Nichts diese Angst gegen ihn verwendet hätte?“ „Das war es aber nicht und darum geht es auch nicht. Es geht um das Verständnis, das wir einander aufbringen. Indem Ihr diese Form verwendet habt, war er so in Panik, dass er beinahe gestorben wäre, wenn ich kein Auge auf ihn gehabt hätte“, giftete Leliana die Schwarzhaarige an. Und tatsächlich. Erst jetzt vernahm ich die verwesten Körper, die zu meinen Füßen, mit Pfeil im Kopf, lagen. „Meinetwegen. Solltet Ihr Eure Panik jedoch an der Wurzel packen wollen, fragt nur.“ Sie wandte sich ein letztes Mal an mich, ehe sie auch schon davon schritt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)