Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Chapter 10 ~ Im Zirkel sind die Dämonen los ------------------------------------------------------- Als wir am Calenhad-See ankamen, machte uns erst einmal ein Templer den Weg streitig. Er wollte uns weder hinüber zum Turm bringen noch unsere Papiere, die uns einwandfrei als Graue Wächter identifizieren, anerkennen. Er war im echten Leben noch deutlich nerviger als im Spiel und bevor ich ihn zur Sau machen konnte, dass es seinem Vorgesetzten nicht gefallen würde, wenn er Graue Wächter nicht passieren ließ, oder Drohungen aussprach, zog Sten seine Kekse aus seiner Tasche, als der Templer berichtete, Hunger zu haben. Ich wusste zwar, dass dies eine der Möglichkeiten war, mit dem Templer fertig zu werden, aber diesen muskelbepackten Hünen plötzlich eine Kekspackung aus seiner Tasche zücken zu sehen, war einfach so surreal, wenn man es selbst erlebte. Natürlich passten wir nicht alle in Ser Carrolls Boot hinein, also überzeugte ich den Templer dazu auch, die restliche Truppe hinüber zum Turm zu bringen. Zunächst war er skeptisch, doch als ich ihn fragte, was eine Truppe Abenteurer gegen die geballte Macht der Templer schon ausrichten konnte, war er dann doch recht schnell überredet. Der Turm war aus der Ferne bereits beeindruckend, doch vor ihm zu sein, direkt auf ihn zuzusteuern, war dann wieder etwas vollkommen anderes. Ich war von ihm, trotz seiner Ähnlichkeit mit einem gewissen Merkmal der männlichen Geschlechtergruppe, absolut fasziniert. Schließlich war es der Sitz, in dem Magier schon seit Ewigkeiten lebten und ausgebildet wurden. Zudem so hohe Bauten anzufertigen in dieser Zeit, die ganz klar dem Mittelalter meiner Welt entsprach, da musste man schon Respekt für zollen. Und dieser Turm stand ja schon weitaus länger da. Doch bei allem Respekt, was sich der Architekt bei der Form wohl dachte? Schließlich kann man Türme auf viele Arten bauen, doch dass es so auffällt … verwunderlich. „Mir ist eine Sache nicht so ganz klar …“, riss mich Alistair aus meinen recht sinnlosen Gedanken. „Nur eine? Ich bin mir sicher, Ihr könntet Listen füllen.“ Morrigan hatte ihre Chance gewittert und rühmte sich mit ihrem Lohn: einem giftigen Blick seitens ihres Kirchenjungen. Doch auch mich hatte dieser Einwand zum Schmunzeln gebracht. „Ser Carroll meinte, dass er niemandem Auskunft geben dürfte, was im Turm passierte. Woher habt Ihr dann davon gehört?“ Alistair durchlöcherte mich mit seinen fragenden Augen, während auch meine zwei mitwissenden Damen zu mir blickten, wohl gespannt, welche Ausrede ich aus dem Ärmel ziehen würde. „Er sagte lediglich, dass er nicht sagen dürfte, was dort geschieht, und ich weiß ja auch nicht, was dort vor sich geht. Lediglich das Gerücht kam mir zu Ohren. Und dieses kann ganz einfach in die Welt getragen werden. Der Erste, der zum Zirkel wollte, um jemanden zu besuchen oder seinen Geschäften nachzugehen, und von unserem Kompetenten Ser Carroll hier weggeschickt wurde ohne genannten Grund, wird das Gerücht in die Welt getragen haben, dass sich im Turm etwas zusammenbraut. Und Gerüchte reisen bekanntlich schneller, als es jeglicher Trupp könnte, so sagt man. Und in solcher Form drang es nicht nur in meine, sondern auch in die Ohren unserer bezaubernden Leliana hier.“ Ich nickte zum Rotschopf, die es nur bestätigte, mein Alibi somit weiterhin bekräftigte. „Weitere Fragen? Irgendjemand? Ich bin gerade in Fahrt.“ Zur Antwort bekam ich ein dreifaches Schütteln von Häuptern, was mich lediglich mit den Schultern zucken ließ und ich mich zurücklehnte. „Wenn Ihr Zweifel daran gehegt habt, dass wir zunächst hierher statt nach Redcliff gingen, hättet Ihr ruhig mit mir vorher noch einmal sprechen können, Alistair. Dafür hätte es keinerlei Verdächtigung gebraucht.“ Ich zwinkerte noch kurz dem Templer zu, der mich für den Moment nur schweigend anblickte und dann nickte. Er schien sich wirklich um den Arl von Redcliff zu sorgen, doch hier und jetzt brauchte ich ihn konzentriert. Das war für unser aller Wohl am besten. Doch da keine weiteren Gespräche begonnen wurden, driftete auch ich ab und blickte in den See. Das Wasser des Sees war recht trüb und ich nahm mir vor, wohlmöglich niemals in diesem schwimmen zu gehen. Schließlich war es sehr gut möglich, dass die Magier dort einfach ihre Abfälle endsorgten, trotz der unterirdischen Höhlenabteile, die sie ja besaßen, wie ich durch die Magier-Origin aus dem Spiel wusste. Nicht auszudenken, wie schädlich dieses Wasser für die Haut sein konnte. Der indische Fluss Ganges hier in Thedas exklusiv, nur als See. Zumindest dürfte er genauso giftig sein. Und wie sich wohl die Tierwelt in diesem durch solche magischen Abfälle entwickelt haben mag. Da konnte man gleich den neuen „Magische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ drehen. „So, dann können wir los.“ Es war eine gefühlte Ewigkeit, die ins Land zog, ehe alle Mitglieder unserer Gruppe auch endlich beisammen waren. Wie lange es wohl mit einem weiteren Mitglied dauern würde? Schließlich wusste ich, dass sich uns Wynne anschloss, sobald wir das Problem des Turms gelöst hatten. Und wenn ich nach dem Spiel gehen würde, hätte ich den meisten unserer Gruppe frei geben können, schließlich kam man ja mit lediglich drei Gruppenmitgliedern hierher. Doch wenn man solch schlagkräftige Gruppe besaß, wieso darauf verzichten? Immerhin würden unsere Feinde aus Dämonen aller Art bestehen. Mächtige Feinde. Da war es taktisch vom Vorteil, wenn man solch einen Trupp an seiner Seite hatte, der jegliche Spezialisierung abdeckte, in Form von Fernkampf, Nahkampf und die Gebiete innerhalb dieser Kampfrichtungen. Die noch fehlende Heilerin bekamen wir innerhalb des Turms noch, aber dann konnte unser Siegeszug bis hoch zur Turmspitze beginnen. Außerdem war dieser Turm der optimale Ernstfall, um unsere bisherige Truppendynamik zu testen. Etwas, dass wir schließlich im ausdauernden Kampf gegen die Zombies in Redcliff mehr als nur dringend gebrauchen konnten. Doch bisher vermittelten wir lediglich den Eindruck, wild zusammengewürfelt zu sein, was wir ja schließlich auch waren. Doch dieser Eindruck bekräftigte sich, als wir wie wild, ohne jegliche Disziplin, in den Turm hineinliefen, mit mir an der Spitze. Vertrauenserweckend? Nicht wirklich. Und hier wurde mir wieder deutlich, wie sehr der Unterschied zwischen wahrem Leben und Spiel dann doch war. Im Spiel hatte man, vermutlich aufgrund der geringen technischen Möglichkeiten, nur wenige Templer erblickt, die sich in der Eingangshalle befanden. Hier jedoch ging es aufgeregt hin und her. Ausrüstung und Schwerter lagen wie wild verstreut herum, während die Templer von einem Fleck zum nächsten wuselten und sich dabei stetig in die Quere liefen. Sie alle befanden sich in hellem Aufruhr und wenn man wusste weswegen, war das gewiss kein Wunder. „So habe ich die Templer noch nie erlebt. Es muss wirklich etwas Großes vorgefallen sein.“ Alistair trat an meine Seite, während er ebenso wie ich das Treiben der Kerkermeister des Zirkels beobachtete. In einiger Entfernung erblickte ich einen Mann, der an einem Tisch über mehreren Dokumenten stehend gelehnt war. Sein Haar wie auch Bart waren bereits vollkommen ergraut. Dies musste Greagoir sein, was auch dadurch zu vermuten war, dass er den zwei Templern an seiner Seite Befehle zu geben schien und sie salutierend von seiner Seite wichen, während er dortblieb. Weiter die Dokumente beachtend, während er müde wirkte. Natürlich, immerhin waren sie schon seit einigen Tagen die Torwächter, die verhinderten, dass Ferelden neben der Verderbnis auch noch Dämonen bekämpfen musste. Wir traten weiter in die Eingangshalle hinein und mit einem Mal war es still. Die Templer blieben allesamt stehen und auch Greagoir blickte überrascht von der aufkeimenden Stille auf und wie bei dem Rest seiner Soldaten legte sich seine Aufmerksamkeit auf uns. Schon aus der Entfernung konnte man die Zornesader auf der Stirn des Templerkommandanten pochen sehen, während er schnellen Schrittes um seinen Tisch herumlief, direkt auf uns zu. „Ich habe Carroll ausdrücklich zu verstehen gegeben, niemanden in den Turm zu lassen, und doch ist hier ein ganzer Trupp von Männern. Was hat das zu bedeuten? Erklärt Euch!“ In den müden Augen loderte augenblicklich ein Feuer und sein von Alter gezeichnetes Gesicht strahlte eine Autorität aus, die sogleich klarstellte, warum es sich bei diesem Mann um den Kommandanten dieses heiligen Ordens handelte. „Kommandant Greagoir, verzeiht die Störung, die nicht unglücklicher sein könnte, doch wir sind Graue Wächter. Die Verderbnis steht vor der Tür.“ „Es tut mir leid, das sagen zu müssen, Grauer Wächter, doch Ihr werdet hier keinen Verbündeten finden. Ich kann keinen meiner Männer entbehren und die Magier sind … indisponiert. Offen gestanden, der Turm ist nicht unter unserer Kontrolle. Abscheulichkeiten und Dämonen machen die Hallen des Turms unsicher. Ihr habt Eure Verderbnis vor der Tür, und die unsere halten wir hinter ihr.“ Er holte Luft uns sprach den Satz aus, der bei Templern und Magiern gleichermaßen für Schrecken sorgte: „Der Zirkel ist verloren. Der Turm ist gefallen.“ Bei meinen Kameraden breitete sich der Schock aus, außer bei Sten und Morrigan, die öffentlich ihrer Scheißegal-Haltung treu blieben. Leliana wusste zwar durch mich, dass etwas im Turm nicht stimmte, doch dass es gleich solch ein Extremfall war, damit hätte sie wohlmöglich nie gerechnet. „Wie ist dies geschehen?“ Alistair war es, der Greagoir die Frage stellte. „Das wissen wir nicht. Wir haben lediglich Dämonen und Abscheulichkeiten gesehen, wie sie sowohl Magier wie Templer jagten. Ich erkannte, dass wir keinerlei Chance besaßen, völlig überrumpelt von diesem Angriff, also befahl ich den Rückzug.“ Er versuchte stark zu wirken, seinen Männern zuliebe, um deren Moral nicht noch gänzlich weiter auf den Tiefpunkt zu bringen, doch selbst bei all der Mühe, die er sich gab, erkannte man sein sorgenvolles Gesicht. „Wir werden dort hineingehen und den Zirkel retten.“ Der Templerkommandant sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Meint Ihr das ernst? Ihr wisst nicht, worauf Ihr Euch da einlasst, Wächter.“ „Wenn es eine Chance darauf gibt, Unschuldige zu retten und eine Katastrophe zu verhindern, sind wir dabei. Gebt uns lediglich Euer Wort, wenn wir uns um Euer Problem gekümmert haben, dass Ihr uns unterstützt, wie es die Verträge verlangen.“ „Wenn Ihr es irgendwie schaffen solltet, den Turm zurückzuerobern, sag ich Euch alle Hilfe zu, die ich imstande anzubieten bin, doch das ist verschwendete Mühe. Wir haben bereits einen Boten nach Denerim geschickt, um das Recht der Auflösung zu beantragen.“ Alistair neben mir zog scharf die Luft ein, als Roland nach vorne trat. „Das Recht der Auflösung? Was bedeutet dies?“ „Das Recht der Auflösung …“, begann Alistair zu erzählen und wandte sich an Roland, „… ist für den seltenen, aber möglichen Fall, dass ein Zirkel nicht mehr unter der Kontrolle der Templer steht. Sie beantragen das Recht der Auflösung bei einer obersten Klerikerin und sollte dem zugestimmt werden, stürmen die Templer den Zirkel und löschen ihn komplett aus.“ „Im Klartext …“, mischte ich mich nun ein, während ich mich meinen Kameraden zuwandte, „… alles was sich dort bewegt, ob Freund oder Feind, wird hingerichtet.“ Das blanke Entsetzen hatte in den Gesichtern meiner Kameraden ein Zuhause gefunden, außer natürlich bei den gewohnten zwei Eissäulen, was Empathie betraf. „Ich habe Euer Wort und meinen Willen, Unschuldigen das Leben zu retten. Macht schon das Tor auf, jede einzelne Sekunde zählt!“ Greagoir schien überrascht, wie entschlossen ich wirkte. Ehrlich gestanden? Ich hatte keinen Bock auf das, was uns erwartete, doch jegliches Klagen würde auch nicht helfen. Es war nun einmal meine Pflicht. Der Grund, weswegen mir diese Truppe folgte. Der Grund, weswegen Flemeth mir vertraute. „Nun gut, aber sobald hinter Euch das Tor zu ist, gibt es kein Zurück. Ihr seid auf Euch alleine gestellt. Ich öffne erst das Tor, sobald mir der erste Verzauberer Irving persönlich von der Sicherheit des Zirkels berichtet.“ Mein Nicken genügte zur Antwort und er gab seinen Männern den Befehl, das Tor zu öffnen. „Unnötiger Ballast hier in der Ecke abstellen. Wir brauchen jeden Vorteil für den Kampf, den wir haben können, unsere Geschwindigkeit zählt dazu.“ Ich mahnte meine Gefährten, die es mir gleichtaten. Und nachdem sie ihre Rüstung und Waffen, wie auch anderes Nützliches für den Kampf vorbereitet hatten, durchschritten wir besagtes Tor, das hinter uns mit einem lauten Knall zuflog. Nun gab es kein Zurück mehr. Und dem Geruch nach wäre ich lieber wieder zurückgegangen. Es stank. Verbranntes Fleisch, Verwesung und selbst der metallische Geruch von Blut lag in der Luft. Eine Tinktur an übelkeitserregenden Gerüchen, die einen sogleich attackierte. Während die meisten meiner Kameraden ihrem Ekel mit Worten eine Bühne boten, waren es meine beiden Mabaris, die lediglich, so schien es, die Nase rümpften und dann aufmerksam nach vorne schritten. Beneidenswert, wie leicht sie dies abtaten, war der Gestank für sie doch um so vieles unerträglicher als für uns. Beneidete man Tiere doch sonst so gerne um ihren Geruchssinn, war dieser Neid, im Hier und Jetzt, gänzlich verflogen. „Waffen bereithalten!“, bellte ich den Befehl an meine Gefährten, die diesem nachgingen. Ich wusste zwar, dass uns hier noch nichts erwarten würde, doch war es so unrealistisch, dass sich das vielleicht auch verändert hatte, nach bereits so vielen Änderungen? Ich schritt voran, dicht gefolgt von meinen Gefährten, und nur nach wenigen Metern erkannte ich auch schon den ersten Leichnam auf unserem Weg. Ein junger Elf, leblos in seiner eigenen Blutlache liegend, während sein Brustkorb weit offen stand, seine Gedärme offenbarend. „Das sieht aus, als wäre er von einem wilden Tier aufgeschlitzt worden!“, teilte uns Leliana ihren Eindruck für diese Szenerie mit, ob man diesen hören wollte oder nicht. Und sie lag mit dieser Beurteilung nicht einmal so sehr daneben, wie man vermuten mochte. Abscheulichkeiten waren doch im Endeffekt mutierte Körper der Menschen, von Dämonen beherbergt, und der Mensch war ja auch bekanntlich ein Säugetier. Auch wenn dieser alles daransetzte, sich soweit wie möglich vom Tier zu entfernen, was eigene Charakteristiken betraf, doch das war unmöglich. Offiziell würden auch wir stetig als Tier gesehen werden und das zu vollem Recht. Wenn man Sten fragte, würde er meine Gedankengänge sicherlich mit voller Zustimmung bestätigen. In Mass Effect war es Javik, der stets übelgelaunt war und einen Primitivling nannte, hier war es der große Qunari der diese Meinung teilte. Wie es wohl wäre, in der Mass Effect Welt gelandet zu sein? Nein, ich musste mich auf diese Mission konzentrieren, sonst wäre ich verloren. „Nun erkennt Ihr den Ernst der Lage.“ Eindringlich blickte ich sie alle an, bedacht darauf, tatsächlich zu erkennen, dass sie es verstanden. Es schien so. Noch einmal blickte ich auf den Toten, ehe ich mich erhob, hatte ich mich scheinbar aus reinem Instinkt neben die Leiche hingekniet. „Vielleicht sollten wir mal dorthinein blicken.“ Mit meinen Kopf nickte ich zur ersten nahenden Tür, auf die ich auch sogleich zuschritt. „Das Quartier der Schüler, oder?“, stellte ich die Frage an Alistair, der sich ja als beinahe Templer auskennen sollte, obwohl ich die Antwort bereits wusste. Er nickte nur, fassungslos von der Szenerie, die sich uns allen darbot, als wir die Türschwelle überschritten. Betten waren umgeschmissen und zertrümmert worden. Kissen in Fetzen gerissen. Blutflecken waren rund herum auf sämtlichen Gegenständen verteilt, was nur eines bedeuten konnte: Die Opfer der Abscheulichkeiten wurden restlos ausgelöscht, anders als unser toter Elf vor der Tür. „Lasst uns gehen. Irgendwie habe ich den Eindruck, das wird nicht das Schlimmste sein, das wir heute noch in diesem Turm erblicken.“ Alistair nickte nur, als wir uns umdrehten und auch die restliche Truppe Platz machte, damit wir den Raum verlassen konnten. In den Gesichtern meiner Gruppe war die Anspannung, die dieser Ort verbreitete, erkennbar. Scheinbar hatte ich mein Ziel erreicht, ihnen, bevor wir in die Schlacht gingen, den Ernst der Lage mit diesem Raum noch ein Stückchen intensiver in die Köpfe zu bringen. Das war gut. So wären sie nicht „so“ sehr überrascht, wenn sie diesen Kreaturen gegenübertraten, wie sie es dann waren. Denn dass man überrascht war, wenn man Abscheulichkeiten das erste Mal gegenübertrat, wäre nur verständlich. Denn selbst mich würden sie beim ersten Anblick sicherlich erschrecken und ich wusste, was für Gefahren in diesem verdammten Turm hausten. Also schritten wir weiter durch die Gemäuer des Turms, bis wir zu einer großen Halle kamen, in der die restlichen Überlebenden Unterschlupf gesucht hatten. Doch im Gegensatz zum Spiel waren es hier nicht nur eine Handvoll, nein, es waren über dreißig Magier und Magierinnen, vielleicht sogar mehr. „Wer ist da?“ Kaum hatten wir die Halle betreten, war eine ältere, ergraute Frau auf uns aufmerksam geworden. Die Menge der Magier teilte sich auf und machte ihr somit Platz, sodass sie auf uns zuschreiten konnte. Ich erkannte sie natürlich sogleich. Nicht nur durch mein Wissen, sondern da ich auch schon das Vergnügen ihrer Bekanntschaft hatte. „Werte Wynne, ich bin es, Aidan, der Wächter-Rekrut aus Ostagar.“ „Aidan? Was macht Ihr denn hier?“ Aus der Nähe konnte ich erkennen, wie ihr in Ostagar für ihr Alter noch recht junges Gesicht gealtert war. Dank der Verantwortung, die sie auf sich nahm, diese ganzen Magier zu beschützen. Ich bemerkte auch, wie eine für mich unbekannte Magierin neben ihr ebenfalls zum Stehen kam. Sie besaß offenkundig langes, blondes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, während eine grüne Robe ihren schlanken Körper zierte. Ihre smaragdgrünen Augen musterten mich und meine Truppe neugierig, was auch absolut verständlich war. Schließlich waren wir ja aus der Außenwelt. Der Welt außerhalb dieser Mauern, die diesen Magiern oftmals verwehrt wurde. Und in unserer Truppe gab es ja auch noch einen Qunari und zwei Mabari. Vertreter ihrer jeweiligen Art, die wohl noch nie in diesem Zirkel anzutreffen waren. „Mein Wächterkollege hier …“, ich schlug Alistair auf den Rücken, der mich aufgrund dieser Geste nur verwundert anblickte, „… und ich sammeln Verbündete für unseren Kampf gegen die Dunkle Brut. Ein paar haben wir schon gefunden, wie Ihr an unserer Gruppe erkennen könnt, doch unsere Mission hier war es, die Zirkelmagier zur Unterstützung zu bewegen. Doch offensichtlich gibt es hier eigene Probleme, bei denen wir bereit sind, unsere Hilfe anzubieten.“ „Ihr wollt uns helfen? Wir hatten vermutet, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Greagoir das Recht der Auflösung beantragen würde.“ „Tatsächlich …“, die Bedrückung war nun Gast in meinem Gesicht, als ich ihr nun die schlechte Kunde übermittelte, „… hat er dies schon. Vor Tagen.“ „Dann steht es noch schlechter um uns, als ich dachte. Feinde vor uns und wohlmöglich bald hinter uns.“ „Nicht, wenn ich das verhindern kann!“, kam es mit solch Überzeugung aus meiner Kehle, die die ältere Zauberin zu überraschen schien. „Wir sind nicht ohne Grund hierhergekommen. Wenn wir den Zirkel vor der Bedrohung erlösen und Greagoir den ersten Verzauberer bringen, ist der Zirkel gerettet. Doch dafür müssen wir uns sputen.“ Wynne nickte. „Ich verstehe. Ich werde euch begleiten und unterwegs alles erklären, doch lasst mich vorher mit meinen Leuten reden.“ Nun war es an mir zu nicken. „Ich werde auch helfen!“, beschloss urplötzlich die Blonde neben der älteren Magierin, als diese ihre junge Kollegin anblickte. „Seid Ihr Euch sicher, Solona? Ihr seid gewiss eine talentierte Magierin, doch …“ „JA, DAS BIN ICH!“, schrie sie, die Magierin unterbrechend, weswegen Wynne schwieg. „Ich möchte für meine Heimat kämpfen und mich beweisen. So wie es diese Fremden tun.“ Die Dienstältere blickte mich an und mit einem Nicken meinerseits hatte ich ihre stumme Frage beantwortet. „Nun gut, du darfst mit“, seufzte sie nur, ehe sie zu ihren Magierkollegen trat und uns alleine ließ mit der Jüngeren. Diese lächelte mich an, während ihre smaragdfabenen Iriden freundlich auf mir lagen, und trat auch näher. „Solona Amell, erfreut Euch kennenzulernen.“ Sie reichte mir die Hand, die ich auch sogleich ergriff. „Aidan Cousland, gleichfalls, werte Magierin.“ Von außen her war ich die Ruhe selbst, doch innerlich spielte ich verrückt. Solona Amell. Sie war die Wächterin, wenn man die Magierorigin spielen würde. Das war … unerwartet. Lag es daran, dass ich schneller hier ankam, da man im Spiel ja schließlich drei Tage verschlief, wenn ich mich richtig erinnerte, und ich scheinbar, wie auch Alistair, nur einen Tag verschlafen hatte? Also besaßen wir Zeit, die wir sonst nicht gehabt hätten. War das nicht die Zeit, in der diese junge Magierin dann vorangeschritten war, um alleine im Turm für Ordnung zu sorgen? Hieß es im Spiel nicht, dass diese Magierin vor Kurzem losgegangen wäre, ohne dass man einen Namen nannte im Spiel, oder hatte ich schon wieder etwas verwechselt? Das Spiel war ewig her und ich konnte mich ja nicht mehr an alles erinnern. Wenigstens an die wichtigsten Dinge konnte ich mich erinnern und das war notwendig, um in dieser Welt zu überstehen bzw. um einen besseren Verlauf zu haben, als man ihn normal haben würde. Weniger Verluste. War die Zeit tatsächlich mein Freund? Wenn man die Tatsache, dass die Magier-Wächterin noch lebte sowie auch so viele Magier hier vor Ort als Überlebende waren, in Betracht nahm … konnte man tatsächlich davon ausgehen. Doch was war mit Wynne? War diese schon diesem Dämon im Kampf begegnet, der sie tötete, wodurch sie erst diesem gutherzigen Geist begegnete, der sie am Leben hielt? Oder war ich auch hier der Zeit voraus. Ich hoffte nicht, denn das wäre tatsächlich problematisch. Bei Möglichkeit sollte ich sie fragen, diskret versteht sich. „Was ist mit Euch?“, drang es in meine Ohren, als ich Lelianas Stimme vernahm, die sich neben mich gestellt hatte. Meine Gefährten hatten sich mittlerweile alle etwas verstreut und auch die junge Amell-Magierin war erneut an Wynnes Seite gerückt. Meine blaugrauen wanderten zu den blauen Iriden des Rotschopfs. „Dies ist die entfernte Verwandte Eurer Freundin Hawke. Amell. Wie ihre Familie in Kirkwall heißt.“ Ich nickte in die Richtung, in welche der Blondschopf scheinbar verschwunden war, während sich meine Gedanken überschlagen hatten. „Und das verwirrt Euch so sehr?“ „Nein.“ „Was ist es dann?“, wollte sie neugierig wissen. „Wisst Ihr noch, wie ich Euch erzählte, dass man am Anfang des Spiels seinen eigenen Wächter samt Herkunftsgeschichte erstellen kann?“ „Natürlich, so etwas Absurdes und doch offenkundig Wahres kann man nicht so einfach vergessen“, kam es schmunzelnd über ihre Lippen, was ich gekonnt ignorierte, da die Situation für mich zu ernst war aufgrund meiner verschiedenen Gedankengänge. „Sie …“, erneut nickte ich zu der jungen Amell-Magierin herüber, „… wäre nun eure Anführerin, wenn der Graue Wächter Duncan anstelle nach Highever hierhergekommen wäre. Normalerweise trifft man keinen der anderen Charaktere, die sonst die Gruppe anführen würden, da sie sonst tot sind.“ „Das ist doch gut, dass sie überlebt hat, oder?“, stellte sie mir lächelnd die Frage. „Ja. Da ich weiß, dass sie eine große Hilfe sein wird. Doch wieder hat sich etwas verändert.“ „Ins Positive.“ Sie wollte die Stimmung etwas bessern, da sie so bedrückend war, dank der Kämpfe, die uns noch bevorstanden. „Das bleibt abzuwarten. Wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann dass man das Schicksal nicht herausfordern sollte. Desto besser unsere Zufälle, desto mächtiger bekommen wir später einen Schlag ins Gesicht.“ „Müsst Ihr es so schwarz sehen?“ Sie schien etwas genervt von dieser Sichtweise, die ich ihr offenbarte. „In dieser Hinsicht, ja. Denn es gibt durch ihr Überleben so viele Sachen, über die ich nachdenken muss und das Gesetz der Kausalität lässt sich nicht betrügen.“ In ihren Augen lag Verwirrung, die ich erkannte und daher wusste, was sie als nächstes fragen würde, noch bevor sie ihre Frage ausgesprochen hatte. „Das Gesetz der Kausalität? Was besagt dieses?“ „Ein bekannter Begriff aus meiner Welt. Kausalität beschreibt Ursache und Wirkung. Wenn A etwas tat, durch das B entstanden ist. In unserem Fall könnte es bedeuten, dass A, diese junge Magierin überlebt hat, und B, wir dafür ordentlich was zu tun bekommen.“ Ich erläuterte ihr gegenüber meine Sichtweise. „Oder …“ Sie lächelte nun wieder, während sie auf mich deutete. „… A, Ihr seid in diese Welt gekommen und dadurch entstand B, sie überlebt.“ Lächelnd verdrehte ich nun die Augen. Dass sie so schnell meine Worte gegen mich verwenden würde. Typisch Frau. „Ich lass Euch mal Eure Theorie, mal davon abgesehen, dass ich es mir wünschen würde, dass Ihr recht behaltet.“ Ich schritt näher an die Barriere, die die Haupthalle von dem Rest des Turms abschnitt, als sich plötzlich eine Magierin in meinen Weg stellte. Feuerrotes, langes Haar, das sie zusammengebunden trug und mich aus ernsten Augen heraus anblickte. „Darf ich Euch für einen Moment sprechen, Wächter?“ „Ihr? Immer!“ Verwunderung legte sich für einen Moment auf ihr Gesicht, als sie sich dann einfach umdrehte und einige Schritte weiter wegtrat, wo wir uns ungestört unterhalten können würden. Verdammte Vorliebe für Rotschöpfe und schöne Frauen. „Wie darf ich Euch helfen?“, stellte ich meine Frage, als ich auch bei der jungen Frau angekommen war. „Mein Name lautet Petra und ich wollte Euch um etwas bitten. Ich weiß nicht, wie ich es Euch sagen soll, aber …“ „Ich soll auf Wynne aufpassen?“ Mir fiel nun wieder die Person ein, mit der ich es zu tun hatte. Sie nickte. „Ja. Wynne ist durchaus in der Lage, alleine für sich zu sorgen, doch erst vor Kurzem trug sie einen Kampf mit einem Dämon aus, der mich angriff. Sie beschützte mich, aber der Dämon erwischte sie. Sie lag leblos am Boden und ich dachte schon, es wäre um sie geschehen, doch dann stand sie zum Glück wieder auf.“ Meine Frage hatte sich somit von selbst beantwortet: Wynne trug schon den Geist in sich. Ein Glück. „Ich bitte Euch, habt ein Auge auf sie.“ „Das werde ich, versprochen.“ Sie lächelte aufgrund meiner Worte und ich freute mich, einer jungen Frau eine Sorge abgenommen zu haben. Eine von zahllosen, gemessen an der derzeitigen Lage. „Habt Dank.“ Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich von der hübschen Magierin ab, nur um mich zu meiner Gruppe zu begeben, die an der Barriere auf mich wartete. „Seid Ihr bereit?“, sprach mich Wynne an, doch ich wendete mich direkt an meine Truppe. „Zieht eure Waffen! Nahkämpfer nach vorne, Fernkämpfer dahinter!“, bellte ich erneut meine Befehle, was der Trupp auch gleich einhielt, so dass ich mich nun direkt neben Sten und Alistair befand, während Wynne die Barriere fallen ließ und sich hinten einreihte in unsere Frauenfront, befüllt mit Leliana und Morrigan. Also … Sonne und Mond, wenn man sie derzeitig etwas vom Charakter verglich. Ich schüttelte den Kopf. Bloß nicht ablenken lassen, hier wurde es schließlich gleich ernst. Und das wurde es. Sehr ernst sogar. Besonders bemerkbar, als wir die ersten Schritte in die Bibliothek tätigten. War dieser Ort sonst für seine Ruhe und seinen Frieden bekannt – vermutete ich jedenfalls mal, da es sich um eine Bibliothek handelte – erfüllten seine Hallen nun jede Menge Lärm, der nur zu einem bedingten Anteil aus dem Klappern unserer Rüstungen bestand. Vielmehr waren es die wildgewordenen Abscheulichkeiten samt des feurigen Dämons, der auf uns zutrat. Während die Abscheulichkeiten mit ihren gezückten Krallen und lautem Geschrei auf uns zu rannten, den ein oder anderen von uns als ihre Beute bestimmend, glitt der Feurige über den Boden, einer Schlange in der Bewegung in nichts nachstehend. Seine Haut schien aus Lava zu bestehen und in seinen, nicht zum Rest des Körpers passenden, Knopfaugen loderte der Hass der gesamten Menschheitsgeschichte. Ein Dämon des Zorns, der es auf mich abgesehen zu haben schien. Je näher die Kreatur kam, desto mehr konnte man die Hitze wahrnehmen, die sie ausstrahlte. Doch nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene. Als würde sie nicht nur dafür sorgen, dass ich mir am liebsten vor lauter Wärme die schützende Kleidung vom Körper riss, sondern auch meinen Zorn anspornen, blindlings anzugreifen. Ohne Vorsicht. Ohne Taktik. „Morrigan!“ Die Gerufene hatte scheinbar verstanden, dass sie mir helfen sollte, denn kaum hatte ich mich von einem feurigen Schlag dieser Bestie weggeduckt, war besagte im Eis gefangen. Natürlich wusste ich, dass sie nicht lange in diesem gefangen bleiben würde, gerade durch die selbst ausgestoßene Hitze, die diese aussonderte, doch das musste sie ja auch nicht. Sie musste mir nur eine bessere Angriffsfläche bieten. Mit meinem Schwert schlug ich auf das Vieh ein, das Eis dabei etwas zertrümmernd, doch effektiv, wie ich am Schmerzensschrei bemerkte. Sie war zum Teil wieder frei, also rannte ich so schnell ich konnte auf die andere, noch vom Eis bedeckte Seite und wiederholte meine Tätigkeit. Erneut ein Schrei, doch es war nun wieder frei. Wütend drehte es sich zu mir um, doch kaum wollte es mich angreifen, war es erneut mit Eis bedeckt. Morrigan war spitze. So fiel es mir natürlich besonders leicht, diesen Dämonen so schnell wie möglich wieder ins Nichts zu befördern und wie ich nach meinem kleinen Kampf bemerkte, hatten meine Gefährten auch alles andere als Schwierigkeiten. „Diese Monster sind …“ Alistair blickte angewidert auf das nun untote Geschöpf zu seinen Füßen. „Abscheulich? Ja, das könnte am Namen liegen. Oder der Name kommt davon. Ihr wisst doch, die Henne und das Ei.“ Verwundert lagen die Blicke auf Solona Amell. War sie doch zuvor noch Feuer und Flamme gewesen, ihre Heimat zu verteidigen, war es nun an ihr, Witze zu reißen. Sie war eindeutig mit einer sarkastischen Hawke verwandt. „Wie könnt Ihr nur in solch einer Situation Witze reißen? Nach denen da?“, fragte Alistair die Magierin, die lediglich mit den Schultern zuckte. „Ich mag sie.“ Für einen Moment war es nun an Solona, die mich verwundert anblickte. Vielleicht hatte sie vom Anführer dieser Truppe nicht mit so etwas gerechnet. Viel eher mit einer Rüge, wie es doch soeben Alistair an ihr Ohr trat. Doch nur für einen Augenblick, ehe sich ein schurkisches Lächeln auf ihre Lippen legte. „Meine Witze oder mich?“ „Suchs dir aus, Blondie.“ Es war nun an mir zu witzeln, ehe ich mit einem Kopfnicken in die Richtung, die vor uns lag, nickte. „Aber genug jetzt. Wir müssen weiter.“ Und ohne eine weitere Reaktion abwartend schritt ich voran. Der Turm barg noch die eine oder andere Gefahr für uns und ob ich wollte oder nicht, wir mussten sie ja hinter uns bringen. Und wenn ich die Chance bekam zu entscheiden, ob ich etwas Unangenehmes sofort erledigte oder es nach hinten verschob, erledigte ich es lieber so schnell wie möglich. Im Nachhinein konnte ich dann mal den Faulen schieben. Wobei dies in unserer derzeitigen Lage auch sehr zum Nachteil für uns und die Welt wäre. Wächter sein war ein Gott verdammter Fulltime-Job. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)