Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Chapter 07 ~ Alte Bekannte und neue Freunde in Lothering ------------------------------------------------------------------- Zu meinem Leidwesen hatte ich nicht mehr allzu viel Schlaf bekommen, als ich schlussendlich zu den frühen Morgenstunden von Morrigan geweckt wurde. Es waren Momente wie diese, die mich über die Tatsache des fehlenden Kaffees innerlich fluchen ließen. Doch es hatte alles nichts geholfen, denn wir hatten recht schnell unser Lager abgebaut und waren auch schon wieder auf dem Weg nach Lothering. Während ich mich mit meinen Gedanken beschäftigte und über den fehlenden Kaffee klagte, war Alistair wieder in seiner Trauer gefangen und Morrigan blickte auch wieder griesgrämig aus der Wäsche. Der Einzige, der gute Laune zu haben schien, war Skipper. Vermutlich gefiel es ihm, die Natur hier zu erblicken, die er im Schloss in Highever nie bekommen hätte, und der Spaziergang erfreute sicherlich sein Hundeherz. Ich achtete kaum auf den Weg. Viel zu sehr steckte ich derzeit in meinen Gedanken, je näher wir Lothering kamen. Was auf uns zukam. Wem wir alles begegneten und wie ich was regeln musste. Wie wir weiter vorgehen sollten und ich mich eben zu verhalten hatte, um nicht allzu auffällig zu sein. Nicht dass jemand auf den abwegigen Gedanken kam, dass ich wüsste, was geschehen würde, was eben einer Tatsache entsprach. Doch mit einem Male wurde ich aus meinen vielen Gedanken herausgerissen. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich verspürte etwas, wie eine finstere, böswillige Aura. Als wüsste ich, dass Feinde in der Nähe waren, die mich attackieren wollten. Und ich wusste, was dies war. Dunkle Brut. Viel zu oft hatte ich meiner Meinung nach am gestrigen Tag dieses Gefühl verspürt. „Dunkle Brut!“, bestätigte Alistair, der erfahrenere Graue Wächter, meinen Verdacht. Doch da kam aus heiterem Himmel ein vierbeiniges Wesen auf uns zu gerannt. Als es näherkam, identifizierte ich es als Hund. Ein Mabari. Und direkt hinter ihm ein kleiner Trupp der Dunklen Brut, der ihn verfolgte. Verwirrt blickte ich zwischen dem Mabari und meinem Skipper hin und her. Ja, ich hatte bereits einen Mabari. Ja, ich hatte im Gegensatz zum Spiel, trotz des Besitzes eines eigenen Mabaris, dem Zwingermeister helfen können, einem Mabari einen Maulkorb anzulegen und besagtem Zwingermeister schließlich auch die Blume der Wildnis überreicht. Doch konnte das sein? War dies ebenfalls dieser Hund? Und wenn ja, wieso war er dann hier? Man hatte doch immer nur einen Hund. Doch länger konnte ich über diese Thematik nicht philosophieren und Wurzeln schlagen, nein, denn viel zu sehr hing ich an meinem Leben. Und schädigend für selbiges wäre es gewesen, nicht zu meinem Schild zu greifen, das den nahenden Pfeil abfing. „Drecksviecher“, entwich es meinen Lippen, als ich, nun auch mit gezogenem Schwert, den verderbten Wesen entgegentrat. Die beiden Mabari hatten sich zielorientiert, unabhängig voneinander, einen dieser Brut geschnappt. Auch Alistair bearbeitete bereits einen und der Blitz, der haarscharf an mir vorbeiflog, signalisierte mir, dass auch Morrigan sich bereits einen Feind ausgeguckt hatte. Ich lief auf den letzten freien Feind und machte mit diesem recht schnell kurzen Prozess, als ich meinen Schild zum Abwehren verwendete und mit meinem Schwert darüber hinweg schnelle Stechbewegungen machte, die seinen verderbten Körper aufstießen und ein schrecklicher Schrei von eben jenem Wesen erklang. Ein Todesschrei. Als auch schlussendlich jeder mit seinem Feind fertig war, näherten sie sich mir, nachdem ich mich auch von diesem verderbten Wesen abgewandt hatte und ich blickte auf den fremden Vierbeiner. Ohne Zweifel. Das war der, dem ich einen Maulkorb verpasst hatte. Er besaß die gleichen Muster auf dem Fell. Dieselbe kleine Narbe über der Stupsnase. Treudoof saß er nun vor mir, mich abwartend aus seinen Hundeaugen erblickend, während Skipper nur neben ihm saß und zwischen ihm und mir hin und her schaute, die Zeichen richtig deutend. „Du bist doch mein Freund aus Ostagar, oder?“ Ein Bellen war die Antwort, womit sich meine Vermutung nun in Gewissheit wandelte. „Scheinbar will er sich uns anschließen“, sprach Alistair das Offensichtliche aus, was Morrigan schnauben ließ. „Noch ein Hund, ich dachte, wir wollten die Verderbnis aufhalten und keine Zucht eröffnen“, beschwerte sie sich lediglich. „Ich kann nichts dafür. Skipper gehört zu mir und ihn hier konnte ich nicht sterben lassen. Ich weiß nicht, wie ihr beiden das seht, aber ein Mabari mehr oder weniger kann wirklich nicht schaden bei unserem Trupp. Jedoch habe ich noch nie davon gehört, dass zwei Mabari sich auf einen Mann geprägt haben.“ „In dir leben auch zwei Seelen“, drang sich der Gedanke in meinem Kopf auf. „Ich auch nicht, Ihr wärt gewiss etwas Besonderes“, offenbarte Alistair seine Meinung, was mich nicken ließ. Ja, das wäre ich gewiss. Schließlich ergab ein Mabari alleine für eine Person enormes Ansehen in Ferelden, was dann wohl zwei für einen Eindruck schinden würden? „Aber nicht ich habe zu entscheiden, ob unser Neuankömmling bei uns bleibt.“ Verwirrt blickten mich sowohl meine beiden menschlichen wie auch die beiden tierischen Mitstreiter an. Doch ich blickte lediglich zu Skipper und kniete mich zu ihm herunter, um ihm besser in die Augen schauen zu können. „Du warst zuerst da. Du bist mein treuer Freund. Ich möchte nicht, dass du dich irgendwie übergangen fühlst. Es liegt an dir. Willst du einen Mabarikollegen in der Gruppe haben oder sollst du der einzige Vierbeiner bleiben?“ Für einen Moment legte Skipper, offensichtlich nachdenkend, den Kopf schief, ehe er mich vergnügt anbellte und auf den Neuen schwanzwedelnd blickte. Auch der neue Mabari wedelte mit dem Schwanz und bellte glücklich. „Offenbar haben sie sich beide geeinigt.“ Ich musste nicht zu Alistair blicken, um sein Schmunzeln aus seiner Aussage herauszuhören. „Dann brauchst du noch einen Namen.“ Nun blickte mir der Ostagar-Mabari entgegen. „Wie gefällt dir Fenrir?“ Erfreut bellte der Hund und drehte sich glücklich im Kreis. So wurde es also entschieden. Fenrir gehörte nun zur Gruppe. Dass Fenrir nun ein Teil der Gruppe wurde, war eine Anomalie in der Geschichte. Etwas, das nicht hätte stattfinden können, unter normalen Umständen, schließlich besaß ich ja schon einen Mabari. Doch ich war ja bisher schon so mancherlei Änderung in der Geschichte gewohnt, blieb mir zu diesem Zeitpunkt am besten das Kennenlernen mit Morrigan in Erinnerung. Ich war nur gespannt, was sich noch so ändern würde. Fenrir hatte ich übrigens nach einer der berühmtesten Sagengestalten einer heidnischen Religion aus meiner Welt benannt. Fenrir war dort ein legendärer, mächtiger Wolf, also gab es durchaus schlechtere Namensgebungen. Und während die beiden Mabaris auf unserem Weg miteinander spielten und sich näherkamen, Morrigan und ich uns hin und wieder unterhielten und Alistair wieder angefangen hatte zu schweigen, näherten wir uns Schritt für Schritt unserem Ziel, bis wir auf dem kaiserlichen Hochweg kurz vor Lothering ankamen. „Da kommen wieder welche!“ Seelenruhig liefen wir auf die Gruppe von Plünderern zu, die sich hinter ihrem Anführer aufstellten und uns bereits aus der Ferne anlächelten. „Wir …“ „Ihr seid Räuber“, unterbrach ich den Anführer rüde, der mich nur leicht wütend anblickte. „Es ist nicht sehr nett, jemanden zu unterbrechen.“ „Jemanden ausrauben zu wollen, ist noch unhöflicher, werter Freund.“ „Boss, da hat er nicht ganz unrecht“, mischte sich nun auch sein idiotischer Gefährte ein, doch der Anführer drehte sich nur zu ihm um und zischte leicht, ehe sich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich lenkte. „Nun gut, dann spielen wir mit offenen Karten. Entweder ihr gebt uns augenblicklich all eure Wertsachen oder wir töten euch und plündern eure Leichen. Wofür entscheidet ihr euch?“ „Wisst ihr eigentlich, mit wem ihr es zu tun habt?“ „Mit wem denn?“, kam nun höhnisch grinsend die Frage des Mannes. „Ich bin ein Grauer Wächter. Der Mann hinter mir ebenfalls. Die junge Frau ist eine Magierin und falls ihr nicht blind seid, habe ich hier zwei Mabari an meiner Seite, die keinerlei Hemmung haben, bei einem einzigen Wort meinerseits Euch und Eure Kumpanen zu zerfleischen.“ Ich erkannte, wie seine Augen von mir zu jedem meiner Gefährten wanderte. Seine Bande tat es ihm gleich. Und um meine Drohung zu bestätigen, hörte ich das gleichmäßige Knurren der beiden Mabari hinter mir. Synchronität konnten sie schon einmal. „Graue Wächter? Heißt es nicht, sie haben den König ermordet?“ „Und auf ihnen ruht ein hohes Kopfgeld.“ Ich bemerkte, wie der Mann vor mir abwägte, ob es das Risiko wert war, als ich ihm noch näherkam, so dass sich unsere Gesichter beinahe berührten. Eine Offensive meinerseits, um seine Gedanken zu beeinflussen, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, die er sich gerade durch den Kopf gehen ließ. „Versucht es, aber bereut es hinterher nicht.“ Ich war mir um die bedrohliche Wirkung, die dieser Körper – Aidans Körper – besaß, durchaus bewusst. Er war recht muskulös und mit 1,83 Metern war er auch nicht gerade klein, im Gegensatz zu meinem tatsächlichen Körper, der gerade einmal eine Größe von 1.70 Metern betrug. Für einen Mann recht klein und momentan, abgesehen von den beiden Hunden, wäre ich mit meiner wahren Gestalt der Kleinste in unserer Gruppe. „Graue Wächter sind gut, ich meine … so richtig gut, wenn sie sogar Könige ermorden können“, wendete sein Gefährte wieder ein, wodurch ihr Chef einen Schritt zurückging, um erneut für einen gewissen Abstand zwischen uns beiden zu sorgen. „Du hast recht. Ähm, verzeiht die rüde Begrüßung, werte Wächter. Ihr dürft passieren.“ Der Anführer lachte nervös. Meine Einschüchterung hatte tatsächlich funktioniert. „Moment, was habt Ihr da gesagt, über die Wächter?“, fragte Alistair gefährlich ruhig, auf das vorherige Gesprächsthema eingehend. Der Anführer der Banditen wandte sich an meinen Gefährten. „Der Teyrn ließ verkünden, dass die Wächter den König ermordet haben. Ein Komplott, in welchem sie ihm eine Falle stellten und für seinen Tod sorgten. Loghain schaffte es noch so gerade, die Pläne zu durchschauen und mit seinem Trupp zu entkommen.“ Ich suchte den Blick von Alistair, doch dieser ließ sich nicht in die Karten schauen. Keinerlei Gefühlsregung konnte man erkennen. Ich konnte nur erahnen, was in ihm vorgehen musste. Doch Gedanken machen darüber würde ich mir in den nächsten Minuten, hier und jetzt hatte ich jedenfalls etwas anderes vor. Lächelnd drehte ich mich zu meiner Informationsquelle, in Form des Banditenanführers, um. „Wisst Ihr, die Grauen Wächter könnten eine Spende gebrauchen.“ „Was Ihr nicht sagt“, erklang seine drohende Stimme, versucht sich gegen uns zu wehren, ehe sich wieder die Stimme der Vernunft der Räuberbande meldete. „Die sind wirklich gut, Boss! Vergiss das nicht!“ Das schien seinen Boss überzeugt zu haben, weswegen er mir einen Beutel reichte. „Das ist alles, was wir … heute gesammelt haben.“ Ich nahm ihn sogleich entgegen und verstaute ihn in einer meiner Gürteltaschen. „Das ist eine großzügige Spende. Und nun verschwindet von hier, ehe ich noch den Auftrag annehmen muss, mich um Euch zu kümmern.“ Der letzte Teil kam ernst, fast schon knurrend, von mir. Mein Gegenüber biss sich auf die Zähne und nach kurzen, endlos wirkenden Sekunden nickte er schließlich. „Wie Ihr wollt.“ Eilig trollte sich die Gruppe in Richtung Süden und ich war zufrieden. Geld gewonnen und für Ordnung gesorgt. Es gab gewiss schlechtere Ausbeuten. Mit den Augen bemerkte ich, dass die Plünderer ihre Beute zurückgelassen hatten, weswegen ich ein bisschen in den Waren herumschaute und tatsächlich Nützliches fand, in Form von Waffen und Wundumschläge, aber auch anderen Plunder, den ich entweder verschenken konnte oder verkaufen. Doch nun war ein Schlüsselmoment gekommen. Wir liefen gerade den Weg hinunter, der nach Lothering führte, als ich mich auch schon ans Geländer der letzten Treppenstufen lehnte und meine Gruppe anblickte. Alistair war bereits dabei, seinen Mund zu öffnen, als ich ihn erwartungsvoll anstarrte. „Wir sind ganz in der Nähe des Dorfes. Ein guter Zeitpunkt, innezuhalten und uns zu unterhalten.“ Ich nickte nur. Gab Alistair zu verstehen, dass ich ebenso dachte. „Ah, Ihr habt also doch beschlossen, wieder zu uns zu stoßen, Euch aus Trauer in Eure Klinge zu stürzen, war wohl zu viel verlangt?“, erklang auch schon die Stimme der Hexe, was mich leicht die Augen verdrehen lies. „Wie wäre es …“, mischte ich mich nun ein, ehe Alistair etwas erwidern konnte, „… wir nehmen für einen Moment unsere Aufgabe tatsächlich ernst, unterhalten uns über unser weiteres Vorgehen, wie es Alistair soeben vorgeschlagen hat und lassen diesen ewigen Templer-Magier Konflikt mal außen vor? Nur so eine Idee meinerseits.“ Morrigan schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust. Ich jedoch blickte sie nur an, gab ihr zu verstehen, mich mit ihrer Geste nicht zufrieden zu geben, was ihr schlussendlich ein genervtes „meinetwegen“ entlockte. Auch Alistair nickte, als ich ihn anblickte, womit ich mich gerne zufriedengab, schließlich hatte er dieses kindliche Gezanke nicht angefangen. „Gut. Da wir dies nun geklärt haben, sollte jeder seine Gedanken frei aussprechen. Alistair, fangt bitte an.“ „Diese Verträge, habt Ihr mal einen Blick auf sie geworfen?“ Ich nickte. Tatsächlich hatte mir Alistair, bevor wir das Lager aufgeschlagen hatten, die Verträge in die Hand gedrückt, falls ich mal schauen wollen würde. Und sie hatten mich durchaus interessiert, schließlich hatte man in den Spielen zwar von ihrer Existenz erfahren und dass man sie angeblich mit sich trug, doch einen Blick darauf konnte man nie werfen. Und genau das hatte ich dann, neugierig wie ich nun einmal war, getan. Es waren alte Papiere. So alt, dass ich sie nicht mehr als notwendig bewegte, aus Angst, Risse zu hinterlassen. Auch die Schrift aus Tinte war sichtlich erkennbar zu längst vergangener Zeit darauf hinterlassen worden, und, wie ich es zumindest vermutete, mit Magie am Leben gehalten worden, sonst wäre sie sicherlich schon längst ausgeblichen. „Wir haben ein Bündnis mit den Zwergen, den Dalish und den Magiern des Zirkels.“ „Vergesst Arl Eamon nicht. Er ist der Onkel von König Cailan und ein guter Mann. Er wird uns zuhören, da bin ich mir sicher. Ich wäre dafür, dass wir dorthin als erstes reisen und uns dann an die Verträge halten. Doch das ist Eure Entscheidung, ich folge, wohin wir auch immer gehen.“ „Wieso überrascht mich das nicht?“, warf Morrigan sarkastisch die Frage in den Raum, was den Blonden gereizt zu ihr blicken ließ. „Und was sollten wir Eurer Meinung nach tun?“ „Schlagt der Schlange den Kopf ab! Folgt dem Feind! Findet Loghain und tötet ihn! Dann könnt Ihr die Sache mit den Verträgen sicher in Angriff nehmen.“ „Genau, damit rechnet er ganz bestimmt nicht. Er hat ja auch den Vorteil nicht auf seiner Seite. Keine Armee, keine Erfahrung…“ Dieses Mal revanchierte sich der von Morrigan stets als Kirchenknabe Bezeichnete mit seiner Art des Sarkasmus, was ihm einen genervten Blick aus einem paar gelber Augen bescherte. „Ich wurde nach meiner Meinung gefragt und habe sie geäußert. Wenn Ihr ständig Gründe finden wollt, etwas nicht zu tun, stehen wir noch hier, wenn die Dunkle Brut uns verspeist.“ Ich stieß mich von den Steinen, auf denen ich saß, ab, drehte mich um und blickte auf das kleine Dorf Lothering. Schon aus der Entfernung konnte man die vielen Flüchtlinge erkennen, die um Schutz vor der Dunklen Brut baten. Sich hier Hilfe versprachen, da sie zuhause alles verloren hatten. Ich sog die Luft ein und tat vor meinen Verbündeten so, als würde ich darüber nachdenken, wohin wir als nächstes gehen würden, doch die Wahrheit bestand darin, dass ich schon vor Ewigkeiten meine Wahl getroffen hatte. Sie zwar stetig wieder kontrollierte, alle Pros und Kontras abwägte, aber wieder am Schluss zur selben Entscheidung kam. Es würde meinen beiden Reisegefährten zwar nicht gefallen, aber sicherlich waren sie dann froh, dass sie es hinter sich hatten. Doch im Moment konnte ich ihnen noch nicht erzählen, weswegen ich meine Entscheidung so traf, also musste ich im Dorf Gründe finden, zumindest so tun, als hätte ich Gerüchte gehört. Und genau deshalb musste ich nun meine Entscheidung verkünden. „Gut. Ich stimme Euch zu, Alistair. Wenn wir im Dorf keine Hinweise dazu finden, dass wir andernorts dringlicher gebraucht werden, führt unser erster Weg zu Arl Eamon.“ Alistair wirkte zufrieden, als er lächelnd nickte. Und selbst Morrigan hatte nichts zu meckern, denn sie schwieg und nahm diese Entscheidung wortlos hin. Und so machten wir uns auf ins Innere von Lothering. Im Inneren von Lothering war es noch schlimmer, als wir es aus der Entfernung erblicken konnten. Leute wuselten von einem Ort zum anderen. Sie alle schienen in Hektik und wussten offensichtlich nicht, was für sie die bessere Entscheidung wäre. Fliehen und somit mehr Abstand zwischen sich und der Horde bringen oder vor Ort bleiben und auf Hilfe hoffen. Die Hoffnung weiterhin besitzen, dass jemand sich ihrer armen Seelen annahm und ein Stückchen Menschlichkeit in Form von Essen, Unterkunft oder Geld aufwies, doch das grenzte schon an ein Wunder, wenn jemand dies tat. Es brach einem das Herz, so viel Elend direkt vor Ort zu erblicken. Es war ein Unterschied, so etwas in einem Spiel anzuschauen oder nur davon zu hören, doch die Wirklichkeit war schlussendlich was vollkommen anderes. Es mit eigenen Augen zu erblicken. Familien, die ihre Kinder ernähren wollten. Menschen und Elfen, die verwundet waren und sich offenbar nicht selbst helfen konnten. Es war einfach furchtbar. Doch während wir so vor uns hinschlenderten, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, wie Skipper scheinbar erschrocken mit seinem Kopf besonders aufmerksam hochschrak. Er roch noch einmal in der Luft, ehe er, besonders heftig schwanzwedelnd, in meine Augen blickte. „Wuff!“, erklang es aus seiner Schnauze, ehe er noch einmal die Witterung aufnahm und in eine bestimmte Richtung davoneilte. Scheinbar war er fest davon überzeugt, dass ich verstand, dass ich ihm folgen sollte, was beides auch der Fall war. Ich verstand, was er mir sagen wollte und folgte ihm aufgrund dessen. Nur um kurze Zeit später vor der Kirche zum Stehen zu kommen. Skipper hatte angehalten und sein Blick fixierte eine bestimmte Person, die vor der Anschlagtafel stand und die verschiedenen Bitten zu lesen schien. Ich tat es meinem Mabari gleich und musterte die Person. Kräftiges rotes Haar und eine große, muskulöse Statur, die mir überraschend bekannt vorkam. Auch die Rüstung an seinem Leib drückte in meinem Hinterkopf Erinnerungen wach und voller Unglaube weiteten sich meine Augen. „Ser Gilmore?“ Die Person, die sich an der Anschlagtafel befand, ließ von selbiger ab und drehte sich nach meinem Ruf zu mir um. Grüne Augen blickten mir entgegen in meine graublauen Iriden. „Lord Cousland?“, entwich es ungläubig den Lippen des Rotschopfs, der nun ebenso wie ich die Augen weit aufriss. Und mit einem Mal konnte ich nicht anders. Mein Körper bewegte sich schon von alleine und überbrückte die geringe Distanz zwischen uns, ehe ich den Krieger in einer Umarmung begrub. Anfang zögerlich, doch nach einem kurzen Moment doch fest entschlossen erwiderte er die Geste, ehe wir uns wieder voneinander trennten, doch nicht völlig. Ich blieb, freudestrahlend vor ihm stehen und hielt ihn an den Schultern fest. „Ich war der festen Überzeugung, dass wir uns nie wiedersehen würden. Wie konntet Ihr überleben?“ „Ich war derselben Überzeugung, mein Lord. Als ich bemerkte, dass der Kampf aussichtslos wäre, ging ich ebenfalls zu den Gesindegängen, wo ich auf die Leichen Eurer Eltern gestoßen bin. Ich hatte vermutet, dass sie auch Euch umgebracht haben, doch dem Erbauer sei Dank ist dem nicht der Fall.“ Für einen Moment unterbrach er seine Erzählung und musterte mich von Kopf bis Fuß. Holte Atem, um seine Geschichte weiterhin erzählen zu können. „Ich kam den Weg hinunter nach Ostagar, um Eurem Bruder die Kunde zu überbringen, von Howes Verrat. Mich vielleicht den Grauen Wächtern anzuschließen, doch als ich hier in Lothering ankam, erreichte mich die Kunde, dass die Schlacht verloren ging. Die Wächter den König verraten hatten, was ich mir wahrlich nur schwer vorstellen kann.“ „Ser Gilmore. Mein Freund hinter mir und ich sind Graue Wächter.“ „Dann ist es ein weiterer Grund, diesen Lügen kein Gehör zu schenken.“ Er lächelte mich nur an, was auch dafür sorgte, dass sich auf meinem Gesicht ein Lächeln ausbreitete. „Dürfte ich mich Euch anschließen, mein Lord?“ Ich nickte bloß. „Ser Gilmore, es wäre mir eine Freude, Euch an meiner Seite zu wissen.“ Ich reichte ihm die Hand, die er auch sogleich ergriff. „Bitte nennt mich doch Roland.“ „Dann nennt mich Aidan. Ich bin kein Lord mehr.“ Für einen Moment konnte ich den aufkeimenden Protest in ihm erkennen, schließlich war er doch mit Aidan Cousland als seinen Lord aufgewachsen, doch dann gab er sich geschlagen. Er nickte lediglich. „Lord?“, war die erste Frage, als ich mich meinen Verbündeten wieder zuwendete. „Ich war einer, korrekt. In einem anderen Leben, zumindest kommt es mir nun so vor. Ich bin gewillt, Euch davon zu erzählen, sobald wir lagern, Ihr müsst mich nur fragen. Ihr wisst doch, Ihr könnt mich fragen und ich antworte.“ Ich zwinkerte kurz der Hexe zu, die mich jedoch einfach nur zu mustern schien. Doch dem schenkte ich nicht länger Beachtung, denn ich wandte mich wieder an meinen neuen Gefährten. „Skipper kennt Ihr ja sicher noch, oder?“ Der Mabari, der sich die ganze Zeit sichtlich zurückgehalten hatte, Roland nicht anzuspringen, kam nun glücklich bellend auf den Ritter zu und umrundete diesen, was auch den Rotschopf glücklich auflachen ließ. „Der andere Vierbeiner ist Fenrir. Ebenfalls der meine.“ Das Auflachen des Ritters erstarb und an dessen Position drang nun völlige Überraschung und ich bildete mir ein, eine gewisse Ehrfurcht zu erkennen. „Zwei Mabari, die Euch gehören? So etwas habe ich ja noch nie gehört. Erstaunlich!“ „Das Gleiche habe ich auch gesagt“, meldete sich nun auch der ehemalige Templer zu Wort und kam auf Roland zu, ihm die Hand reichend. „Alistair.“ „Roland.“ Respektvoll nickten sie sich zu, ehe die grünen Augen des Ritters auf der bisher einzigen Frau der Gruppe lagen. Er musterte sie von Kopf bis Fuß und wie mir schien, wurde er aufgrund des gewagten Outfits unserer Hexe etwas rot, was mich laut auflachen ließ. „Morrigan“, sprach die Frau, die in der Wildnis aufgewachsen war, lediglich aus, damit Roland sie nicht weiterhin anstarrte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Roland sie etwas an Alistair erinnerte und sie deshalb eine grundlegende Abneigung gegen ihn besaß. „Nun gut. Da dies geklärt wäre, wie wäre es, wenn wir uns etwas Informationen aneignen? Oder zumindest ein Getränk?“ Die Aufmerksamkeit der Truppe lag wieder auf mir. „Auf in die Taverne!“ Was Ser Gilmore betraf, dankte ich innerlich dem Erbauer. Normalerweise hätte ich diesen Mann nie wiedergesehen, doch er überlebte. So, wie ich es gehofft hatte. Es war zwar eine Anomalie der Ereignisse, doch eine, die ich gebraucht hatte. Eine, die mich so sehr erfreute und beruhigte, hatte ich mich doch im vergangenen Jahr, seit ich in dieser Welt war, mit dem jungen Mann angefreundet. Und wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er mich schon längst mit Vornamen ansprechen können, und ich ihn, doch er behauptete stehts, dass es sich nicht ziemte, da ich doch höher gestellt wäre als er. Und nun, wo ich diesen Titel nicht mehr besaß, war es scheinbar in Ordnung für ihn. Ich war über alle Maße glücklich über dieses Ereignis. Doch nun waren wir auf dem Weg in die Taverne. Dort, wo wir noch einem Gruppenmitglied der legendären Truppe von Helden von Ferelden begegneten. Leliana, die legendäre Bardin. Die Person, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Doch zeitgleich auch die Begegnung, vor der ich am ehesten aufgeregt war. Sie war nicht nur in Dragon Age, sondern in sämtlichen Videospielen mein liebster Charakter. Man konnte sogar so weit gehen, dass ich sie fangirle, wobei es bei mir wohl eher fanboye genannt werden sollte, obwohl ich von diesem Wort noch nie gehört hatte, falls es das überhaupt gab. Ja, ich war ein verdammt großer Fan von ihr. Ich wusste um ihre Vergangenheit und wie einfach sie andere Personen lesen konnte, also besaß ich auch eine große Angst. Eine Angst, dass sie mein Geheimnis, bevor es notwendig war, herausfinden würde. Schließlich wusste ich doch, dass ein Geheimnis niemals lange sicher war, wenn Leliana in der Nähe war. In der Taverne angekommen schluckten wir. Auch hier sah es nicht sonderlich anders aus als innerorts. Die Menschen und Elfen schliefen auf dem Boden oder tranken einfach nur mit ernsten Mienen. Freude war hier ein Fremdwort, war die Verzweiflung der Einzelnen deutlich zu spüren. So machte trinken gewiss keinen Spaß, doch ich brauchte ja auch einen Grund, um hier hineinzugelangen. Schließlich befand sich hier eine Person, die ich auf keinen Fall verpassen wollte, in meine Gruppe zu bringen. „Setzt euch, ich bring uns Bier.“ Ich nickte an einen Tisch, der tatsächlich noch frei zu sein schien, und ging an die Theke, wo der Tavernenbesitzer ein paar seiner Krüge putzte. Die typische und klischeehafte Tätigkeit, sobald man auf das Personal hinter der Theke trifft. „Vier Bier und wenn es geht, auch noch zwei Wasserschalen für meine Hunde.“ Der Mann nickte nur und nannte mir seinen Preis, den ich auch sogleich auf die Theke legte und er die Münzen in seinen Geldsack wandern ließ. Während ich auf das Bier wartete, ließ ich erneut meinen Blick durch die Taverne schweifen, auf der Suche nach einem bestimmten Gesicht. Und es dauerte auch nicht lange und meine Iriden trafen ein Neugieriges und entgegenblickendes wunderschönes paar blauer Augen. Leliana, drang der Name der Person auch sogleich in meinen Kopf, während besagter Rotschopf nahe der Feuerstelle mit einem Krug in Händen stand und sich mit einer jungen Frau unterhielt. Sie waren die Einzigen, die scheinbar etwas Spaß hatten, an diesem Ort. Doch während ihre kurz- und dunkelhaarige Begleitung scheinbar weiterredete, lagen die Augen des Rotschopfs weiterhin unbeirrt auf mir. Ich erkannte die Kirchenrobe an ihrem Körper und musste gestehen, dass dieser Stoff zwar viel Freiraum für Fantasie offenließ, da man kaum etwas erkannte, doch auf eine gewisse Art und Weise stand ihr diese Robe. Auch war ich irgendwie froh, dass sie nicht wie im Spiel leicht orange-rotes Haar besaß, sondern dass es wie im Trailer von Origins feuerrot war. Wie eine Rosenblüte, kam mir sogleich der Gedankengang zum Vergleich, der mich innerlich auflachen ließ. Lächelnd und aus einem Impuls heraus zwinkerte ich der Orlaisianerin zu, was sicherlich später für Fragen sorgen würde, ehe ich mich dem Barkeeper wieder zuwendete, der soeben den vierten Krug vor mir platzierte. „Die Schalen für die Hunde bring ich dann gleich an den Tisch.“ „Seid bedankt“, entwich es meinen Lippen und schon hob ich die Krüge in bester Dirnenmanier des Oktoberfestes meiner Welt in die Höhe. Nur mit dem feinem Unterschied, dass die Dirnen auf dem Oktoberfest mehr als zehn Krüge anhoben und ich hier lächerliche vier in Händen hielt. „Habt ihr Durst?“, begrüßte ich auch schon meine Kameraden und stellte jeweils einen Krug vor ihren Nasen ab. „Können wir einfach trinken und dann so schnell wie möglich verschwinden?“ Verwundert blickte ich die Hexe an, die meine unausgesprochene Frage zu erahnen schien. „Die Leute schauen schon zu mir, als würden sie damit rechnen, dass ich mich jeden Augenblick in eine Abscheulichkeit verwandle. Besäßen sie nicht selbst allerhand von Problemen, wäre ich ohne jeden Zweifel bereits auf halbem Weg zum Zirkel.“ „Ihr seid aber auch nicht besonders vorteilhaft angezogen, ohne einen Verdacht zu erwecken“, entwich es nun Roland, der auch gleich einen Blick erntete, der einer Erdolchung glich. „Wunderbar. Kaum ist unsere Reise gestartet, haben wir nicht nur einen Köter in doppelter Ausführung, sondern auch den Kirchenjungen.“ Für einen Moment entwich meinen Lippen ein Auflachen, da sich besagte Kirchenjungen nur verwundert gegenseitig anblickten, ehe ich wieder zu Morrigan schaute und versuchte einen beruhigenden Gesichtsausdruck auszudrücken. Sie wusste zum Glück nicht, dass es mich indirekt ebenfalls doppelt gab. Zumindest, was die Seelenanzahl in dem Körper, in welchem ich mich befand, betraf. „Morrigan, macht Euch darüber keinerlei Sorgen. Wir Grauen Wächter sind, dank Loghain, nun ebenso vogelfrei, wie es ein Abtrünniger für gewöhnlich ist. Wir sitzen im selben Boot. Zudem sind wir Gefährten. Ihr gehört zu unserer Gruppe, da besteht kein Zweifel. Wenn Euch jemand zum Zirkel zerren möchte, muss er sich mit uns allen anlegen. Selbst die Kirchenjungen werden mir doch recht geben, oder Jungs?“ „Wenn es sein muss.“ „Natürlich Lord Cousland … Aidan.“ Ich lachte kurz, ehe ich einen kräftigen Schluck des Biers nahm. Es war zwar noch immer für mich erstaunlich, was man für eine Pisse in dieser Welt als Bier verkaufte, wenn man deutsches Qualitätsbier aus meiner Welt gewohnt war und schließlich aus DEM Bierland meiner Welt abstammte, doch man gewöhnte sich daran. Eine Weile sprachen wir weiter und setzten Roland ins Bilde, wobei sich Morrigan wieder einmal zur stillen Zuhörerin mit der einen oder anderen sarkastischen Bemerkung degradierte. Doch mit einem Mal verstummten wir wie auch die restlichen Gäste, als sich die Tür öffnete. Ein Trupp aus gut und gerne acht Männern betrat das kleine Etablissement und schaute sich aufmerksam um, bis ihre Blicke auf uns ruhten. Ein erfreutes Lächeln drang auf die Gesichter der Männer, die auch sogleich ihrem Anführer an unseren Tisch folgten. „Loghains Männer, gar nicht gut“, flüsterte Alistair, dessen Aussage ich lediglich zustimmen konnte, doch wusste, dass dies notwendig war. „Soso, wen haben wir denn hier, Männer, ich würde sagen, wir sind gesegnet“, rief der Hauptmann an seine Männer gewandt, die nur umso schmieriger lächelten, als ihr Hauptmann ihren Verdacht bestätigte, dass es sich bei uns um die gesuchten Personen handelte. „Haben wir nicht den ganzen Morgen damit verbracht, nach einem Mann zu suchen, der genau so aussieht? Und haben nicht alle gesagt, sie wüssten niemanden, auf den diese Beschreibung passt?“ Sein Leutnant wandte sich nun an den Hauptmann, der zustimmend nickte. „Es scheint, als hätte man uns belogen“, folgerte der Hauptmann daraus. Aus dem Augenwinkel erkannte ich Roland und Alistair, die bereits ihre Hände an ihren Schwertknauf legten, und die Mabari, die mit den Zähnen fletschten und sich angriffsbereit in Stellung brachten. Auch Morrigan hatte vorsichtig ihren Stab bereits zur Hand genommen, ohne dass es einer der Männer bemerkte. Doch ehe es zum Kampf kam, traten zwei Frauen an unsere Seite und mischten sich ins Gespräch ein. Zum einen der Rotschopf, mit welchem ich bereits Blickkontakt gehalten hatte, und zum anderen die Schwarzhaarige. „Meine Herren, es besteht doch sicher kein Grund für Streitigkeiten“, sagte die Rothaarige an Loghains Männer gewandt mit sanfter Stimme, aus welcher man den feinen orlaisianischen Akzent heraushören konnte, was in meiner Welt einem französischen Akzent glich. „Das hier sind ohne Zweifel nur ein paar weitere arme Seelen auf der Suche nach Schutz.“ Es war niedlich, wie sie versuchte, die Situation zu beschwichtigen. Die Männer zu täuschen. Doch selbst ein Blinder konnte erkennen, dass wir keine armen Seelen waren, die auf der Suche nach Schutz waren. Dafür waren wir zu gut ausgerüstet und unsere beiden Kriegsmaschinen in Form von Mabari waren ebenfalls ein klares Indiz für ein gegenteiliges Argument. „Sie sind mehr als das, Schwester“, entgegnete der Hauptmann mürrisch. „Jetzt geht uns aus dem Weg, wenn ihr nicht das Schicksal dieser Verräter teilen wollt.“ „Moment, Hauptmann.“ Sein Leutnant wandte sich wieder in das Gespräch und blickte diesen verschwörerisch an, was ich eher aus dem Augenwinkel mitbekam. „Schaut nur, wie der Wächter die Schwester anstarrt.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Augen offenbar die ganze Zeit auf Leliana geruht hatten, während ich im Gedanken versunken war und nun ertappt zum Leutnant blickte. „Der hat sich offenbar in die Schwester verliebt.“ „Sollen wir sie zum Anreiz mit ihm gefangen nehmen, um ihn etwas kooperativer zu machen?“, erklang nun die Aussage eines weiteren Mannes. „Gute Idee. Nehmt die Wächter samt der Schwester in Gewahrsam! Tötet jeden, der euch in die Quere kommt!“ Und so begann es. Ein riesiges Chaos, auf geringstem Raum. Der Hauptmann hatte mich bereits anvisiert, während er sein Schwert zückte und auszuholen schien, und da ich bemerkte, niemals rechtzeitig noch meine Klinge zücken zu können, nahm ich meinen Krug zur Hand und schleuderte ihm diesen ins Gesicht, so dass dieser zerbrach, nur noch den Griff in Händen haltend. Er taumelte etwas zurück, wodurch ich genug Zeit besaß, mein Schwert aus der Scheide und mein Schild vom Rücken zu holen. Meine beiden Mabari waren schon längst auf jemanden gesprungen. Leliana hatte, wie auch immer sie so schnell gegenüber dem Leutnant reagieren konnte, diesem einen Dolch in seinen Schwertarm gerammt, so dass dieser höllisch aufschrie. Die Schwarzhaarige an Lelianas Seite hatte ebenfalls zwei Klingen gezückt und war – es meinen Mabari gleichtuend – auf einen der Soldaten gesprungen und hatte nicht gezögert, ihre Dolche in dessen Brustpanzer zu rammen. Alistair und Roland hetzten bereits um den Tisch und schienen sich ebenfalls ihre Feinde auszugucken, während Morrigan wütend mit ihren Blitzen um sich warf. Ich hielt meinen Schild direkt vor mich und nutzte diesen als eine Art Rammbock, während ich auf den Hauptmann zu gerannt kam und ihn nun zu Boden brachte. Sein Schwert segelte durch den gesamten Raum. Auf dem Weg zum Hauptmann rammte ich noch einem seiner Soldaten meinen Schild ins Gesicht, der nicht wirklich auf mich geachtet zu haben schien, und dann hielt ich dem Hauptmann meine Klinge an den Hals. „Wenn ich Euch einen Rat geben darf, kapituliert und wählt Eure Feinde das nächste Mal mit mehr Bedacht.“ „Das reicht! Wir ergeben uns!“, rief er nur, hatte ich ihm ja genug Abstand zu meiner Klinge gegeben, so dass er dies rufen konnte. Seine Männer hielten in der Bewegung inne und steckten ihre Waffen weg. Zumindest hatte er seine Truppe im Griff. Mein Blick schweifte über die Kämpfenden. Aus meiner Truppe, samt Leliana und der fremden Frau, war niemand zu Schaden gekommen. Die Gegenseite jedoch hatte zwei Tote zu verbuchen, samt der verschiedensten Verletzungen. „Gut“, sagte Leliana mit beruhigender Stimme, während sie sich neben mich gesellte und dem Hauptmann dabei zuschaute, wie er sich langsam vor mir erhob. „Sie haben ihre Lektion gelernt und wir alle können aufhören zu kämpfen.“ Ihre Augen ruhten auf mir. Sie hatte schon längst bemerkt, dass ich der Anführer unserer Gruppe sein musste. „Auch wenn Ihr es anders seht, wir Wächter sind keine Verräter. Die Gerüchte sind eine Lüge, doch weder werdet Ihr meinen Worten Gehör schenken, noch bin ich gewillt, jemandem wie Euch von meiner Unschuld überzeugen zu wollen. Überbringt Loghain eine Nachricht.“ Grimmig und stumm, sich das Gesicht haltend, nickte der Hauptmann. „Wir kennen die Wahrheit und werden ihn zur Rechenschaft ziehen.“ „Ich werde es ihm mitteilen. Kommt Männer.“ Sie folgten ihm auf dem Fuße, doch nicht ohne ihre verstorbenen Kameraden aufzusammeln und uns hasserfüllte Blicke zuzuwerfen. Als die Männer verschwunden waren, kam wieder Leben in die Taverne. Die Stille, die geherrscht hatte, war wieder mit den verschiedensten Gesprächen befüllt und selbst unsere Truppe, auch meine Wenigkeit, packten nun wieder ihre Waffen ein. Der orlaisianische Rotschopf wollte gerade das Wort an mich richten, als ich sie mit einer Handbewegung zum Stoppen brachte. Ich zückte meine Geldbörse, nahm ein paar wenige Münzen in die Hand und näherte mich der Theke, wo ich besagte Münzen hinauflegte. „Für die Umstände, guter Mann.“ Ich nickte ihm noch zu und lief dann an meinen Kameraden vorbei hinaus ins Freie. Draußen angekommen lehnte ich mich an den nahestehenden Zaun und erblickte meine Kampfgefährten, die mir gefolgt waren und sich nun im Halbkreis um mich herumgestellt hatten. „Ich hoffe, Ihr verzeiht meine Einmischung, aber ich konnte einfach nicht tatenlos zusehen.“ „Es gibt nichts zu verzeihen, wenn man die gute Absicht dahinter bereits erkannt hat.“ Ich lächelte die vermeintliche Schwester an. „Und ich kann bei Ungerechtigkeiten auch nicht tatenlos zusehen.“ Die Schwarzhaarige lenkte nun die Aufmerksamkeit aller auf sich, was meine Mundwinkel weiter nach oben schnellen ließ. „Sehr edel, junge Dame. Nun, mein Name lautet Aidan. Ein Grauer Wächter, wie Ihr es sicher mitbekommen habt. Mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Ich bin Leliana. Eine der Laienschwestern der Kirche hier in Lothering. Das heißt, ich war es.“ „Und ich bin Marian Hawke.“ Innerlich nickte ich erfreut. Hatte ich es mir doch bereits gedacht, dass es sich hierbei um Hawke handeln musste, besaß sie solch eine Ähnlichkeit mit der vorgefertigten Hawke aus den Spielen und zudem lebten sie ja in Lothering. „Hawke? Seid ihr nicht ein entfernter Zweig der Amell-Familie, die aus Kirkwall entstammt?“ Überraschung lag in Hawkes Blick, als ihre Augenbrauen in die Höhe schnellten. „Hawke stammt von meinem Vater, meine Mutter kam als Amell auf die Welt, aber woher wisst Ihr das?“ „In meinem alten Leben, bevor ich Wächter wurde, war ich aufgrund meiner Stellung gut informiert in der Politik und im Adel. Zumindest akzeptabel. Auch außerhalb der Grenzen von Ferelden. Doch das sind vergangene Tage. Nun heißt es, das Land zu einen, in einer neuen, ungewohnten Stellung.“ Um meinen Worten einen künstlerischen Nachdruck zu verleihen, blickten meine Augen für einen Moment in die Ferne, ehe ich bemerkte, wie Leliana das Wort an mich richten wollte. „Ihr seid ein Grauer Wächter. Dann werdet ihr sicher die Verderbnis bekämpfen. Das machen Graue Wächter doch?“ „Das ist zumindest der Plan von mir und meinen munteren Gesellen.“ Skipper bellte zustimmend. „Er hat‘s verstanden. Warum bekomme ich von euch eigentlich nie so viel Zustimmung?“ Ich wandte mich abwechselnd zu Alistair und Morrigan, während ein Grinsen meine Lippen zierte. „Da der Köter auf Essen hofft, bei uns muss ich mich darum kümmern“, hörte ich die bissige Erwiderung von Morrigan, was mich auflachen ließ. Ich lachte ungewöhnlich viel heute, was vermutlich an meiner guten Stimmung lag, da wir neue Begleiter – zu erwartende genauso wie mit Roland unerwartete – bekamen oder zu diesem Zeitpunkt noch bekommen würden. Wie mir das Gespräch vor mir mit Leliana nun aufweisen würde. „Wohl wahr.“ „Bei dieser schweren Aufgabe braucht ihr sicher jede Hilfe, die ihr kriegen könnt, deshalb komme ich mit Euch“, wandte sich Leliana an mich, sobald ich ihr wieder in die Augen geblickt hatte. „Na wunderbar. Eine Laienschwester möchte mit Gesang und Lobpreisungen an den Erbauer ihren Teil zur Rettung der Welt beitragen.“ Überraschung lag in meinem Blick, als ich Flemeths Tochter anblickte. Der Protestspruch war mir neu, entkam er nicht ihrem Mundwerk im Spiel. „Morrigan, habt Ihr sie in der Taverne kämpfen sehen? Mit einem Dolch in der Hand hat sie schon, schneller als jeder von uns reagieren konnte, bei diesem Leutnant gestanden und ihm besagten Dolch in den Arm gestochen. Ich kann Eure Abneigung gegen die Kirche im gewissen Maße nachvollziehen, doch die Frau würde uns großartig verstärken durch ihr Kampfgeschick.“ Meine Augen wanderten wieder zu Leliana und ich musterte sie von Kopf bis Fuß, bis ich ihr wieder in die Augen blickte und mit dem Zeigefinger meiner linken Hand an ihr herauf und herunter deutete. „Lediglich an Eurer Montur müssten wir arbeiten“ Die Ex-Schwester begann zu lächeln. „In der Kirche liegt noch immer mein Hab und Gut. Selbstverständlich auch eine geeignetere Habe. Ich würde sie holen, wenn Ihr erlaubt.“ „Nur zu. Nehmt Roland und Alistair mit und zeigt ihnen einen Platz, wo wir uns mit Zelten und weiterer Ausrüstung eindecken könnten. Alistair, du weißt was wir brauchen.“ Ich überreichte ihm meinen Geldbeutel und nahm sein Nicken wahr. „Morrigan, unsere werte Frau Hawke und ich gucken uns mal an, wer da hinten im Käfig sitzt.“ Mit meinem Kopf deutete ich in die Richtung, aus welcher man schon den großen Käfig erkennen konnte, in welchem unser weiteres Mitglied saß. „Und mit wem ihr zwei Fellnasen mitgeht, bleibt euch überlassen.“ Die beiden bellten lediglich. Und so geschah es dann auch. Wir gingen jeder seiner Tätigkeit nach und Hawke führte uns an den Käfig. Das Innenleben des Käfigs belebte eine große, kräftige Gestalt mit bronzefarbenem Teint, die etwas wie ein Gebet in einer fremden Sprache rezitierte. Qunlat, offenbarte sich mir mein eigenes Wissen darüber, wie die Sprache hieß, die in mein Ohr drang. Bei der großen und kräftigen Gestalt handelte es sich, wie ich wusste, um einen Qunari. Dies erkannte man eindeutig, auch wenn das prägendste aller Erkennungszeichen diesem Geschöpf seiner Rasse fehlte: die Hörner. Sten, drang sich nun der Name, besser gesagt der Titel des Qunari, bei dem er gerufen wurde, in mein Gedächtnis. Im Gegensatz zum Spiel, in welchem er lediglich eine Bauernkleidung besaß, trug er hier eine typische Qunarirüstung, die seine imposante Gestalt, die sich mir selbst offenbarte, während er vor mir saß, zur Geltung brachte. Durch und durch ein Krieger eben. „Ihr gehört nicht zu denjenigen, die mich gefangen genommen haben. Ich werde Euch nicht mehr Unterhaltung bieten als den anderen. Lasst mich in Frieden.“ Dies waren die ersten Worte, die er an mich richtete, als er unsere Anwesenheit bemerkte. „Was ist das für eine Kreatur?“, stellte Morrigan die Frage, weswegen ich sie anblickte. „Dies ist ein Qunari. Zwar fehlen ihm die für seine Rasse typischen Hörner, doch das schmälert nicht seine Kampfkraft. Oder seinen Wert für das Qun. Im Gegenteil, Qunari ohne Hörner werden als besonders angesehen.“ Ich erklärte ihr dies nur zu gerne, weswegen sie am Ende meiner Aussage wissentlich nickte. Meine Augen blickten wieder auf den Qunari. „Mein Name lautet Aidan. Sagt mir, Qunari, wie betitelt man Euch?“ „Wozu?“, fragte er misstrauisch, was ich nur zu verständlich fand. Er wollte noch immer herausfinden, ob ich ihn verspotte. „Um herauszufinden, welchem Zweig des Qun Ihr angehört. Dem Antaam, also dem Körper, was ich für am wahrscheinlichsten halte, unter der Befehlsgewalt des Arishok. Ob Ihr dem Heer der Arigena, Eures Geistes, angehört oder doch ein Ben-Hassrath seid, dem Herzen des Triumvirat, unter der Leitung Eures Ariqun.“ „Erstaunlich. Ihr wisst unüblich viel über unser Volk.“ Und nun hörte ich das erste Mal eine gewisse Art von Gefühl, Überraschung wie mir schien, aus seiner sonst so recht monotonen Stimme. „Ich respektiere Euer Volk. Bewundere bestimmte Aspekte sogar, wenn ich ehrlich bin. Daher habe ich nachgeforscht.“ Er nickte bloß. Für einige Momente blieb es still, ehe er mit einem „Sten“ besagte Stille unterbrach. „Ein guter Rang. Ihr könntet für unsere Mission, das Land vor der Verderbnis aufzuhalten, einen idealen Kameraden abgeben.“ „Die Verderbnis? Dann seid Ihr ein Grauer Wächter?“ „Ja, das bin ich“, antwortete ich wahrheitsgetreu. „Überraschend“, sagte Sten. „Mein Volk kennt die Legenden über die Stärke der Grauen Wächter. Aber vermutlich sind nicht alle Legenden wahr.“ Charmant wie eh und je, dieser Qunari. Doch ich wusste ja, wie er war. Weshalb ich von Anfang an dieses Gespräch anders geführt hatte, als es sonst der Verlauf gewesen wäre. Vielleicht würde man sogar denken, dass ich meine Worte nur gewählt hatte, wie ich sie eben gewählt hatte, um in seiner Gunst zu steigen, doch das war nur zur Hälfte wahr. Tatsächlich versuchte ich mit meinem Wissen Gespräche zu meinen Gunsten zu verändern, um das Bestmöglichste aus diesen herauszuholen, dabei aber auch ehrlich zu bleiben. Jedoch war es gerade hier im Fall mit Sten auch so, dass ich die Wahrheit sprach. Die Qunari interessierten und faszinierten mich. Wie ein gesamtes Volk so geradlinig ihrer Religion treu bleiben konnte und sie den für sie zugedachten Platz in ihrer Gesellschaft einfach so akzeptierten. Zumindest die meisten. Auch ihre Disziplin der militärischen Ordnung, die mich an das alte Volk der Römer zu ihren glorreichsten Zeiten erinnerten, ein Volk von Eroberern, die weite Strecken meiner Welt erobert hatten, konnte man einfach nur bewundern und respektieren. Eine Disziplin, zu der ich selbst wohl kaum imstande wäre. Dafür war ich wohl zu sehr Rebell im Inneren. „Weshalb seid Ihr hier drin?“ Ich deutete auf den Käfig. „Ich habe eine Familie erschlagen“, sprach er nüchtern, in dieser gewissen monotonen Stimme, als würde er über Belangloses sprechen. Andere wären nun sehr verunsichert gewesen, hätten sich vielleicht von dem Qunari abgewandt, doch ich wusste ja, weswegen er tat, was er tat, und Morrigan selbst war von so etwas auch nicht einzuschüchtern. Sie würde keine Probleme haben, dass wir ihn freilassen und sogar zu einem Gefährten machten. „Es muss schwierig gewesen sein, Euch gefangen zu nehmen.“ „Es ist nicht schwierig, eine Beute zu fangen, die sich ergibt.“ „Ihr habt Euch nicht widersetzt?“, fragte nun Hawke, sich in das Gespräch einmischend, verwundert. „Ich habe mehrere Tage auf die Ankunft der Ritter gewartet“, erklärte der Riese. „Warum?“, fragte ich. „Weil ich es so wollte.“ Morrigan und ich tauschten für einen Moment wissende Blicke, ehe ich zu nicken begann. „Wer hat Euch hier eingesperrt?“ „Eingesperrt wurde ich von der Kirche.“ „Würdet Ihr auf dem Schlachtfeld Buße tun, indem Ihr an meiner Seite gegen die Dunkle Brut kämpft?“ „Möglich. Doch dafür müsste ich hier heraus.“ „Würde die Ehrwürdige Mutter Euch freilassen?“ „Vielleicht“, sagte er. „Wenn Ihr ihr sagt, dass die Grauen Wächter meine Hilfe benötigen. Dabei könnte ich ebenso leicht den Tod finden wie hier.“ „Ein reumütiger Mann soll einfach dem Tod überlassen werden? Das ist ein perfektes Beispiel für die Barmherzigkeit der Kirche, findet Ihr nicht auch?“, kommentierte Morrigan die gesamte Situation, weswegen ich nickte. „Manchmal sind sie nicht ganz so barmherzig, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen. Und damit untertreibe ich maßlos.“ Ich wandte mich mit meiner Antwort an Morrigan, die nur nickte. „Jedenfalls werde ich zur Kirche gehen und die Mutter um seine Freilassung bitten. Ihr, werte Morrigan, wie auch Ihr, Hawke, falls Ihr nichts Besseres zu tun habt …“ Ich lächelte die Kurzhaarige an. „… Wartet bitte hier auf mich. Die anderen schicke ich ebenfalls hierher. Es bringt ja nichts, wenn unsere ganze Truppe ständig von A nach B läuft.“ Die beiden Frauen nickten nur, weswegen ich mich von ihnen abwandte und mich meine Schritte in die Richtung der Kirche führten. Auf dem Weg waren mir tatsächlich meine Gefährten entgegengekommen, die ich, wie angekündigt, zu Morrigan schickte. Doch als ich den Rotschopf Leliana erblickte, die mir entgegenkam, als ich vor der Kirche stand, lief ich kerzengerade auf sie zu. „Werte Leliana, ich habe mich mit dem Qunari im Käfig darauf verständigt, dass er Buße darin tut, uns im Kampf gegen die Verderbnis zu helfen. Ich könnte Eure Hilfe dabei brauchen, die Ehrwürdige Mutter von seiner Freilassung zu überzeugen.“ „Natürlich. Geht voran.“ Und so kam es dann auch. Leliana hatte die Ehrwürdige Mutter recht schnell von unserem Vorhaben überzeugt und ich hatte um ihren Segen gebeten, was Leliana nur lächeln ließ, da sie erkannte, dass ich offenbar ein gläubiger Mensch war, was ich ja auch schließlich war. Als wir aus der Kirche heraustraten, konnte ich es mir nicht verkneifen, mit dem Kantor zu sprechen und ihn auszutricksen, indem ich einfach sagte: „Ein Kantor sagt was.“ Und schon hatte er besagtes Wort gesagt, ohne sein Singsang Rezitieren der heiligen Schriften. Leliana wollte mich tadelnd anblicken, doch sie schaffte es nicht, ihr Lächeln komplett zu unterdrücken. Vielleicht ist das auch nur geschauspielert, drang sich mir der Gedanke auf. Schließlich wusste ich um ihre reichliche Bardenvergangenheit. Wusste, dass ihre größte Stärke darin lag, ihr Gegenüber zu verführen, zu manipulieren und es denken zu lassen, dass sie absolut seiner Meinung war. Ihre größte Stärke bestand darin, Emotionen vorzugaukeln, die sie nicht wahrlich verspürte. Gedanken, die ich mir vornahm, im Hinterkopf zu behalten, und mich nicht von ihren wunderschönen blauen Augen einlullen zu lassen. Oder meiner, scheinbar genetischen und in meine eigene Seele eingebrannten Schwäche für Rotschöpfe nachzugeben. Ich musste objektiv bleiben. Auch wenn ich Leliana kannte, sie mochte, als meine liebste Videospielfigur und mir ihre Vergangenheit nicht unbekannt war … es war meine Pflicht, sie alle gänzlich im Auge zu behalten. Es hatte sich mittlerweile schon so vieles verändert, hier am besten schon wieder durch das Auftauchen von Hawke erkennend, weshalb sollte sich nicht auch in der Vergangenheit oder in der zukünftigen Denkweise meiner Gefährten etwas geändert haben? Doch darüber konnte ich mir ein anderes Mal Gedanken machen, nahm ich mir zumindest vor. Schlussendlich hatten wir uns wieder mit unserer Gruppe getroffen, als ich lächelnd den Schlüssel in die Käfigtür steckte und Sten befreite. Als wir mit dem Hünen abgeklärt haben, dass er nun ein Teil von unserer Abenteuergruppe ist, wandte ich mich an Hawke. Ich reichte ihr die Hand und sie nahm sie auch sogleich entgegen. „Habt Dank für Eure Hilfe, schöne Frau. Ich habe das Gefühl, dass ich Euch wiedersehen werde, sobald ich mich um die Verderbnis gekümmert habe.“ Ich meinte meine Worte ernst. Ich wusste, dass ich sie wiedersehen würde. Dass ich nach der Verderbnis, vielleicht mit dem einen oder anderen Monat Unterschied, nach Kirkwall reisen würde, wo sie ab dann lebte. „Wir werden sehen. Es hat mich jedenfalls sehr gefreut. Und passt mir auf Schwester Leliana auf, sie hat das Herz am rechten Fleck.“ Mein Blick richtete sich auf genannte Dame, die nun in ihrer Lederrüstung neben mir stand und ich lächelte selbiger zu. „Keine Sorge. Ich denke, das bekomme ich schon hin.“ Sie verabschiedete sich noch von Leliana und nur kurze Zeit darauf hatten wir uns dazu entschieden, nachdem Ser Gilmore wohl mitgedacht hatte und bereits für Sten ebenso ein Zelt und einen Schlafsack besorgt hatte, dass es nun an der Zeit war, Lothering zu verlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)