Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Chapter 05 ~ Gefallen und Auferstanden ------------------------------------------------- Nun, ich kann Euch zwar keine Einzelheiten verraten, doch ich hatte mich Flemeth anvertraut. Ihr werdet mich nach dieser Zeile sicherlich für wahnsinnig halten, doch ich versichere Euch, dass es gut war, wie ich in diesem Moment entschieden hatte. Es hatte und wird auch keinerlei negative Folgen bringen. Das garantiere ich. Jedenfalls, um in meiner Geschichte fortzufahren: Morrigan hatte meine Wächterkollegen gesucht, während ich im Gespräch mit der legendären Hexe der Wildnis, Flemeth, war. Da Morrigan auch genaustens wusste, wo sie zu suchen hatte, dauerte es auch nicht allzu lange, bis meine werten Kollegen mich schlussendlich bei der alten Hexe abholten und wir mit den Verträgen zurückkehrten zu Duncan. Nun. Ich muss um Verzeihung bitten, denn alleine aus Respekt dem Orden der Grauen Wächter gegenüber kann ich Euch keinerlei Details zum Ritual benennen, nur, dass es schlimm war. Schließlich hatte ich als einziger Rekrut, von uns drei hoffnungsvollen Neuzugängen, den Beitritt überlebt. „Wach auf.“ Entsetzt und überrascht stellte ich fest, dass ich bereits stand. Was war hier los? Wie war das möglich? Ich vernahm Hitze und laute Geräusche. Es klang wie Trommeln, tausende von ihnen, die im gleichen Takt stetig geschlagen wurden. Ein lautes Gebrüll ließ mich zusammenzucken und sogleich panisch an den Ort blicken, von dem dieses Gebrüll ursprünglich stammte. Ein Drache! Doch es war kein normaler, wie ich trotz der Entfernung klar und deutlich erkennen konnte. Er besaß Haut, die mit lila, teils verwesten und mit trockenem Blut umhüllten Schuppen bedeckt war. „Der Erzdämon!“, sprach ich wissentlich mit einer gewissen Panik für mich selbst aus. Es musste ausgesprochen werden, damit ich realisierte, was ich dort vor mir erblickte. Und doch wollte ich es nicht wahrhaben. Ich war noch nicht bereit für ihn. Würde ich dies jemals werden? Ich wusste es nicht, doch für hier und jetzt war ich zu grün. Zu schwach. Zu … allein. „Dies muss ein Traum sein. Sonst würden wir uns nicht gegenüberstehen. Dem Vieh und seinen Freunden erst recht nicht.“ Erneut hatte mich der Schreck heimgesucht, als ich mich umdrehte und in meine eigenen Augen blickte. Wobei nein. Es waren nicht die meinen. Es waren ähnliche Iriden, doch es waren nicht die meinen, obwohl ich diese tatsächlich nun seit einem Jahr für mich beanspruchte, unfreiwillig versteht sich. „Aidan“, flüsterte ich nur, doch der Mann musste mich gehört haben, denn er nickte. „Richtig. Und du bist der Hausbesetzer?“ Ich fühlte mich schuldig. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Seit einem Jahr besaß ich nun seinen Körper unter meiner Kontrolle und wusste nicht wieso. Wie diese surreale Situation zustande kam und wie ich aus seinem Körper herauskommen sollte. Ein Grund mehr, wieso ich mich an Flemeth gewandt hatte, denn wenn jemand dafür eine Lösung finden konnte, dann die Frau, die mehr Jahre auf dem Buckel hatte, als ich mir jemals vorstellen könnte. Mit einem Mal spürte ich zwei Hände auf meinen Schultern, was mich aus meinen Gedanken herausholte. Aidan war mir nähergekommen und ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Das klang gröber, als ich es meinte. Ich bekomme alles mit. Du bist genauso ein Opfer der Situation wie ich, auch wenn ich vielleicht etwas mehr bestraft bin.“ Vermutlich hatte er mir meine Schuldgefühle vom Gesicht ablesen können. „Nein, du hast doch recht! Kannst du nicht die Kontrolle übernehmen? Es wäre nur fair, es ist dein Körper. Ich bin nur der Fremde!“ Sein Lächeln wurde umso breiter. „Nett gesagt, doch in unserer Situation gibt es für niemanden ein Fair, sondern nur Verlierer. Und ich glaube an den Erbauer, auch wenn ich dies nicht so häufig zeige, wie es zum Beispiel Mallol gerne gehabt hätte. Es muss einen Grund geben, wieso er gerade dich in diese Welt führte und dann ausgerechnet meinen Körper dafür ausgesucht hat, dich zu beheimaten. Bisher machst du doch gute Arbeit.“ Meine Augen weiteten sich. Er vertraute so sehr auf den Erbauer und dessen Wirken, was meine Person betrifft, dass er sich seinen eigenen Körper gerne wegnehmen ließ? Sollte das ein Witz sein? „Wir können doch gemeinsam …“ Ich erkannte seine freundliche, jedoch ablehnende Haltung, also brach ich meinen Vorschlag ab. „Wenigstens miteinander kommunizieren?“ Sein Haupt schüttelte sich nun, als ich meinen zweiten Vorschlag vortrug, doch es kam auf dasselbe hinaus. „Ich sage etwas, wenn ich etwas zu sagen habe. Bis dahin pass mir auf meinen Körper auf, ich habe nur den einen.“ Er lächelte schief, ehe er ernster wurde. Sein Körper trug ihn einige Meter weiter, an die Kante des Ortes, an dem wir uns gerade befanden. „Und nun schau mal hinunter. Es ist wichtig, dass du realisierst, um was es bei dem ganzen wirklich geht.“ Ich befolgte seine Anweisung und was ich dort unten erblickte, erschütterte mich bis ins Mark. Das, was ich zuvor für das Schlagen auf tausenden von Trommeln vermutete, waren unzählige dieser verderbten Kreaturen, die sich im Gleichschritt bewegten. Deren Füße wie ein gleichmäßiger Donnerhall auf dem verderbten Boden widerhallte. Die Dunkle Brut, die sich auf den Weg zur Oberfläche machte, um die Welt in Unheil zu stürzen. Erneut vernahm ich das gewaltige Gebrüll des Erzdämons. Seine mächtigen Schwingen trugen ihn in die Luft, während er sich von dem verlassenen Gebäude, auf dem er noch so eben gestanden hatte, abstieß und es unter dem Druck zerbrach. Trotz all der Entfernung zwischen ihm und uns – samt seiner enormen Größe und des damit verbundenen Gewichts – hatte es nur wenige Sekunden gedauert, bis er an unserer Position vorbeigeflogen war. „Nun kennst du die Gefahr. In echt, nicht nur durch irgendein fiktionales Werk. Es ist an der Zeit für dich aufzuwachen und dich an die Arbeit zu machen.“ Hörte ich ein letztes Mal die Stimme, die ich seit einem Jahr als meine eigene ausgab und schon wurde um mich herum wieder alles schwarz. Ich spürte Schmerz. Ein nerviger und penetranter Schmerz in meinem Kopf und einen widerlichen Geschmack im Mund. Ich stöhnte genervt auf, ehe ich Schritte an meiner Seite vernahm. „Er erwacht.“ Eine Frau. Wer war sie? Wieso war ich bei einer Frau? Mehr und mehr Fragen stellten sich mir, während ich gerade im völligen Aufwachprozess war und langsam wie auch vorsichtig die Augen aufschlug. Zu meinem Glück war es nicht mehr ganz so hell, war es schließlich schon dunkel geworden, doch einige Fackeln ließen durch ihre Flammen den Ort beleuchten. „Ihr seid wach.“ Eine männliche Stimme hatte diese Worte an mich gerichtet und mein Augenwerk legte sich auf den Dunkelblonden. Alistair. Er bemerkte sicherlich meine langsamen Bewegungen und meine leicht verzogene Miene, als er mir auch schon eine Feldflasche reichte, die ich dankbar nickend annahm. Ein paar kräftige Schlucke des Wassers und mir ging es zumindest wieder etwas besser. Auch der Mundgulli hatte dadurch einiges an Territorium in meinem Mundinneren verloren, doch um ihn vollständig zu entfernen, musste ich mir doch noch einmal die Zähne putzen. „Ich lass Euch alleine. Es gibt hier noch viel zutun, bevor …“ Die Frau, die zuvor noch mein Erwachen verkündet hatte, erkannte ich nun als eine Schwester. Vermutlich eine Kräuterkundige. Sie musste ihren Satz nicht beenden, wussten wir doch genau, was sie meinte. „Habt Dank.“ Sie nickte mir freundlich zu, ehe sie verschwand. „Nun. Willkommen bei den Wächtern. Ihr seid der Einzige, der das Ritual überlebte. Normalerweise würden wir Euren Beitritt feiern, doch …“ „Ich spüre sie. Ich verstehe die Lage.“ Er nickte nur. Wusste, was ich meinte, denn er spürte sie auch. Ich konnte die verderbten Wesen spüren, genauso sehr wie sie mich. Es lag daran, dass ich nun ein vollwertiger Wächter geworden war. „Also wissen wir, was uns tötet, bevor wir tot sind?“, hatte Daveth sarkastisch in die Runde gefragt, als Alistair uns von dieser Fähigkeit der Wächter erzählt hatte, und auf makabrere Art und Weise sollte er in so vielen Fällen der Wächter mit diesem Satz rechtbehalten. Ob es Aidan auch irgendwann so gehen würde, bevor ihn die Verderbnis … Nein. Ich schüttelte den Kopf. Darüber wollte ich mir jetzt noch keine Gedanken machen. „Wie ist die Lage?“ Ich richtete nun meine Aufmerksamkeit auf den Dienstälteren, um meine Gedanken nun abzulenken. „Wie soll sie schon sein? Der König möchte unbedingt mit den Grauen Wächtern an der Front stehen und Loghain hält es noch immer für das Klügste, auf die Unterstützung aus Redcliff zu warten, doch dafür ist es nun zu spät. Zum einen da das Schlachtfeld auf beiden Seiten bereitsteht, zum anderen da sich der König in seinem Vorhaben nicht umlenken lässt.“ Aus Anstand nickte ich, obwohl ich dies bereits wusste. Ja, so war es ja auch im Spiel. „Wir beide haben die undankbare Aufgabe im Turm …“ Er deutete auf die andere Seite der Brücke, wo man den Turm trotz des im dortigen Bereich spärlichen Lichts deutlich erkennen konnte. „… an dessen Spitze das Signalfeuer zu erleuchten. Ich sollte nur noch auf Euer Erwachen warten, wussten wir ja, dass es nicht mehr wirklich lange dauern würde.“ „Also keine Schlacht für uns?“ Verneinend schüttelte er, mit deutlicher Missbilligung im Gesicht, sein Haupt. „Nein. Sind wohl noch zu grün.“ Ich war überrascht. Normalerweise war der Held von Ferelden doch direkt nach seinem Erwachen bei der Schlachtbesprechung dabei und erhielt erst im Nachtrag durch Duncan die Aufgabe, das Feuer zu entzünden. „Dann mal auf ans Werk. Wir wollen ja niemanden enttäuschen.“ Ich erhob mich in eine sitzende Position und mein Gefährte half mir, eine Hand mir entgegenstreckend, beim Aufstehen. Er zeigte mir noch schnell auf, wo sich mein Schwert und Schild befanden, meine Rüstung hatten sie mir am Leibe gelassen, da sie sich ja, wie Alistair eben gesagt hatte, sicher waren, dass ich nicht allzu lange schlief, und schon machten wir uns auf den Weg. Der Turm von Ishal jedoch war bereits voll von Dunkler Brut. Unbemerkt hatten sie unterirdisch einen Tunnel gegraben und die dort stationierten Soldaten überrumpelt. Nur ein paar wenige Überlebende kamen dort hinaus, die uns vor dem Turm warnten. Ein Magier und ein Bogenschütze hatten sich uns angeschlossen. Aber auch mein Mabari war nun bei uns, der an der Brücke auch schon auf mich gewartet hatte. Stürmisch hatte er mich begrüßt, sobald er mich erblickt hatte und zeigte mir, wie wichtig ich ihm war. Ich mochte die Fellnase. Jedenfalls hatte man in diesem Turm nun umso mehr, sogar deutlicher als in der Korcari-Wildnis, die Grausamkeit der verderbten Wesen erblicken können. Wir mussten uns die gesamten Etagen hochkämpfen und besaßen sogar noch die Unterstützung einer kleinen Truppe von Mabaris, die wir befreiten und sogleich wussten, wer der Feind war. Doch oben an unserem Zielort, wie es so üblich war, befand sich natürlich der mächtigste Feind. „WOAH!“ Wir hatten es nicht geübt, doch synchron entkam Alistair und mir dieser Ruf der Überraschung, als wir den gewaltigen Hünen eines Ogers erblickten. Nun, bei Alistair war die Überraschung vielmehr daraus resultierend, dass er nicht mit einem Oger an diesem Ort rechnete, und bei mir einfach, weil das Vieh so enorm war. Es war, wie es mir nun schon so oft bewiesen wurde, etwas anderes, es in echt zu erleben als lediglich in einem Spiel. Und doch ist der Große nichts im Vergleich zu seinem Big Boss, kam mir der Gedanke an den Erzdämon zurückdenkend. Doch das sollte nicht bedeuten, dass der Oger nicht schon beeindruckend genug war oder dass ich ihn auf die leichte Schulter nahm. Auf keinen Fall. Sein muskelbepackter, blauer und gleichzeitig gigantischer Körper machte es einem auch nicht sonderlich schwer, sich vorstellen zu können, dass er einen umbringen konnte. Die gewaltigen Hörner auf seinem Kopf, die an einen Stier erinnerten, und der finstere und diabolische Blick in seiner hässlichen Fratze unterstützten diesen Gedanken. Er hatte uns noch nicht entdeckt, was bedeutete, dass wir das Überraschungselement auf unserer Seite besaßen. „Was macht der hier?“ „Fünf Silber, wenn du ihn fragst.“ Mir war zwar das Du herausgerutscht, doch ich konnte mir vorstellen, dass dies im Moment nicht Alistairs größtes Problem war. Er blickte mich aus einem Gemisch aus leichtem Schmunzeln und Generve, beides bedingt durch meinen idiotischen Humor, an. „Bereit?“, stellte ich ihm als nächstes die Frage, mein Schwert und Schild fester in Händen haltend, während er mir nur zunickte. Und da ich wusste, dass er ein Tank war, konnte ich davon ausgehen, dass Alistair frontal auf den Oger zulief, dicht gefolgt von Skipper. Doch das kam mir nicht gerade klug vor. Also umlief ich den Großen, während Alistair den Oger mit seinem Geschrei und Skipper mit seinem Gebell zu überraschen schien. Der Große schlug nach seinen, in seinen Augen, mickrigen Feinden, doch der Blonde wich mit einer Seitwärtsrolle geschickt aus, während der Vierbeiner es irgendwie schaffte, schneller zu rennen. Und auch ich ließ mich nicht lumpen, ergriff ich doch die Chance seiner Unachtsamkeit und stieß mein Schwert in den Fuß des Giganten. Ein gewaltiger Schrei erklang aus der Kehle des Ungetüms und auch ich musste mich wegrollen, ehe mich sein Tritt erwischt hätte. Der Kampf streckte sich etwas. Der Oger wusste sichtlich nicht, wie er mit uns dreien, kleinen und zudem flinken Gegnern umzugehen hatte. Kaum hatte er sich auf mich konzentriert, war da auch schon Alistair, der ihn von der anderen Seite aus attackierte, und umgekehrt. Oder Skipper, der ihn biss und mit seinem Gebell abzulenken schien. Und auch wenn es nicht durch so einen coolen Spezialangriff wie im Spiel geschah, hatten wir es tatsächlich geschafft, nach langem hin und her, diesen Hünen niederzuringen. „Schnell, das Feuer!“ Eine Fackel in die Hand nehmend rannte ich, so schnell ich konnte, an meinen Zielort und entzündete das Leuchtfeuer. Während Alistair nun erleichtert aufatmete und auch mein Mabari glücklich über unseren Erfolg bellte und vor sich hin hechelte, wusste ich leider, was in diesem Augenblick geschah. Loghain, in seinem Gedanken festgebissen, das Richtige zu tun – und vor lauter Paranoia vor Orlais, was seiner Vergangenheit mit besagtem Königreich verschuldet war – verriet seinen König und schickte die Truppen, die als Kavallerie gedacht waren, einfach nach Hause. Wissentlich nahm er den Tod des Königs in Kauf und ihm folgten so viele tapfere Soldaten und Soldatinnen, die an diese Sache glaubten. An ihren König glaubten. An ihn als Taktiker des Königs. Mein Blick lag auf Alistair, der zum toten Oger blickte und mir etwas stolz auf unseren Erfolg in dieser Sekunde vorkam. Man besiegte auch nicht einfach so einen Oger und sicherlich wollte er Duncan diesen Erfolg gegenüber erwähnen, doch es sollte leider niemals zu diesem Gespräch kommen. Sein Mentor, Duncan, wäre einer der Menschen, die in der Schlacht ihr Leben verloren. Ein Mann, den ich in den letzten Tagen ebenfalls sehr zu schätzen gelernt hatte. Der mir vieles Wissenswertes einbläute und ohne den ich es niemals geschafft hätte, mit all den Leuten aus Highever zu fliehen. Ich verdankte ihm viel. Und doch konnte ich nichts machen. Mich nicht einmal verabschieden, wie ich es bei Eleanor und Bryce hatte wenigstens machen können. Mein Herz schmerzte für einen Augenblick, als ich an den Tod meiner – in dieser Welt – Eltern zurückdachte. Ich hatte noch nicht getrauert und ich wusste, wie wichtig so etwas war. Dass man seine Gefühle rechtzeitig herauslassen musste, sonst würden sie einen, zumeist in den schlimmsten Augenblicken, übermannen. Doch das konnte ich nicht. Noch nicht. Erst musste ich … Schritte. Alistair blickte lächelnd und abwartend zur Treppe, doch ich wusste es besser. Ich hielt mein Schild in Händen und schaffte es gerade noch so, es rechtzeitig hochzuheben, als mehrere Pfeile auch schon auf dieses niederregneten. „AHHHHH!“ Ich hörte den Schmerzensschrei und er ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Alistair hatte es wohl voll erwischt und er hatte nicht so schnell reagieren können und auch das Gejaule meines Vierbeiners ließ mein Herz für einen Moment in die Hose rutschen. Doch ich traute mich nicht, zu ihnen zu blicken, denn ich wusste, gerade durch das stetig ansteigende Gewicht auf meinen Schild, dass ich noch nicht aus dem Schneider war. Doch mit einem Mal wurde das Glas hinter mir mit einem lauten Knall zerbrochen. Ich drehte mich augenblicklich um und erkannte sie. Zumindest wusste ich, dass es sie war, die nun in der Form eines riesigen Drachen unsere Hintern rettete. Hatte ich es doch gewusst, dass sie nicht, wie Morrigan dem Helden sagte, in der Form eines riesigen Vogels den Helden rettete. Vermutlich wollte sie den Helden nicht beunruhigen und für den Spieler sorgte es später für eine besondere Überraschung, sollte man sich dafür entscheiden, gegen Flemeth zu kämpfen. Sie spie gewaltiges Feuer auf die verderbten Feinde, was ich für einen kurzen Augenblick erkennen konnte, als ich unachtsam und überwältigt mein Schild sinken ließ, und schon vernahm ich einen Pfeil in meiner Brust. Das kurzzeitige Lächeln, das sich auf meine Lippen durch Flemeths Erscheinen gebildet hatte, wich augenblicklich. „Ich Idiot“, flüsterte ich noch zu mir selbst, schmerzvoll, ehe dem Pfeil noch der ein oder andere folgte und ich meinen beiden Gefährten vor lauter Schmerz ins Koma folgte. Zumindest wusste ich sicher, dass ich aufwachen würde. Schmerz machte sich in meinem Kopf breit, während ich meine Augen öffnete und Stoff hinter meinem Kopf und an meinen Beinen spürte, während mein Oberkörper scheinbar offenliegen musste. Das passierte mir in meinen Augen zu oft, dass ich mit schmerzendem Kopf aufwachte. Dabei war es erst das zweite Mal. Einmal ist keinmal und zweimal ist einmal zu viel, hieß es doch so schön und in dieser Situation musste ich diesem Spruch absolutes Recht geben. Das sollte ich mir dringlichst nicht zur Gewohnheit werden lassen. „Ihr seid wach.“ Morrigan. Ihre gelben Augen lagen auf mir, während sie an einem Verband an meiner Brust herumhantierte. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Es war motivationshelfend, eine schöne Frau nach dem Aufwachen zu erblicken, selbst wenn diese ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog. „Ich hätte Euch lieber unter angenehmeren Umständen wiedergesehen, doch leider ist das Leben kein Wunschkonzert.“ Ihre Brauen hoben sich, während sie nun ihren Oberkörper erhob, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen. „Ihr wundert Euch nicht, hier zu sein?“ „Ich wundere mich eher, noch am Leben zu sein“, lachte ich nur auf ihre Frage hin. Ich konnte ihr ja wohl kaum verraten, dass ich all das bereits erwartet hatte. „Wer sagt, dass Ihr noch am Leben seid?“ „Der Schmerz. Er zeigt mir, dass ich lebe und in gewisser Weise bin ich darüber auch froh.“ Ich quittierte ihre Frage mit der wohl sinnvollsten Antwort. „Wie schwer ist es?“ Mit den Augen deutete ich auf meine Verbände. Sie verstand, als sie mit ihren Iriden meinem Ziel gefolgt war. „Nicht wirklich schwer. An sich könnt Ihr bereits wieder aufstehen, habt Ihr lediglich kleinere Blessuren davongetragen. Euren Kameraden und den Hund hat es nicht so leicht erwischt wie Euch, doch sie sollten auch bald wieder vollkommen genesen sein. Ihr müsst gute Reflexe haben.“ „Mein Hund hat die besseren Reflexe, nur keinen Schild so wie ich.“ Dieses Mal musste sogar die Hexe ein wenig schmunzeln. „Mutter wollte Euch sprechen, sobald Ihr erwacht seid.“ Ich nickte. Natürlich wollte sie das. Flemeth war sicherlich neugierig in Erfahrung zu bringen, was ich nun gedenken würde zu tun. Zumal sie mich sicherlich auch auf den neuesten Kenntnisstand bringen wollte, was sie getan hatte oder nicht, denn mein Gehirn sprudelte nur so voller Gedankengänge und Erinnerungen, bestehend aus Neu und Alt, über. „Morrigan?“ „Ja?“ „Ich danke Euch“, kam es ehrlich von mir. „Bei mir müsst Ihr Euch nicht bedanken, habe ich kaum etwas gemacht. Mutter tat das meiste.“ „Und doch tue ich es, weil ich es so will und Euren Part nicht schmälern will, was Ihr bereits für mich tatet. Das Heilen. Die Suche nach meinen Gefährten und schließlich die Hilfe in der Wildnis.“ „Für Letzteres habt Ihr Euch bereits bedankt.“ Sie vernahm mein Lächeln mit Skepsis. „Ich weiß. Doch lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Aber ich sollte die Geduld Eurer Mutter nicht auf die Probe stellen.“ „Nein, das solltet Ihr wohl nicht“, kommentierte die jüngere der beiden Hexen meine Aussage. Meine Augen wanderten auf das Nebenbett, als ich plötzlich ein unruhiges Gemurmel von diesem vernahm und eine hektische Bewegung eines Körpers, der sich anders positionierte. Alistair hatte es tatsächlich schwer erwischt, wie ich an den Verbänden erkannte. Und von Skipper fehlte jegliche Spur. Ich erhob mich und zog mir meine Kleidung samt Rüstung, die feinsäuberlich auf einem Stuhl neben dem Bett hingelegt wurde, an. „Sorgt bitte dafür, dass er fit wird. Es gibt vermutlich nur noch uns zwei Wächter und irgendjemand muss schließlich die Welt retten.“ Skeptisch blickte sie zu Alistair und dann wieder zu mir. „Ich versuche mein Möglichstes.“ Diese Aussage genügte mir. Ich wusste, dass sie sich anstrengen würde, wenn nicht aus eigenem Antrieb, dann weil es ihr Flemeth befohlen hatte. Meine Schritte trugen mich nach draußen, geradewegs auf leicht schlammigen Untergrund, wo auch schon Flemeth, auf den kleinen See blickend, zu warten schien. Als sie meine Schritte hörte, blickte sie zu mir herüber. Erst jetzt bemerkte ich, durch sein glückliches Bellen, dass sich nicht unweit von ihr entfernt mein Vierbeiner befand, der auch sogleich auf mich zukam. Voller Freude sprang er leicht in die Höhe, und ich war froh, dass dieses Kriegstier nicht auf mich springen wollte vor lauter Freude, wie es Hunde nun einmal so gerne taten, denn das hätte mich durchaus von den Füßen gerissen. Ich streichelte den Mabari nur und lächelte ihn freundlich an, um ihm aufzuzeigen, dass ich seine Freude teilte. Skipper war klasse. Er war mir immer treu und auch er gehörte zu meiner neugewonnenen Familie. „Ihr seid wach.“ Ich nickte der Hexe zu. „Ja. Und das habe ich Euch zu verdanken. Ich danke Euch.“ „Ihr wisst, dass ich Euch nicht hätte sterben lassen können. Selbst wenn ich gewollt hätte.“ Sie blickte mich einen Augenblick weiterhin stumm an, ehe sie sich wieder zum See umdrehte. „Weltenwandler. Verratet mir, was habt Ihr als nächstes vor?“ „Weltenwandler, hm, gefällt mir“, kam es schmunzelnd von meinen Lippen, ehe ich es der lebenden, fereldischen Legende gleichtat und ebenfalls auf den See blickte. „Zunächst einmal warte ich darauf, dass es meinem Kameraden wieder gut geht. Danach werden wir zu viert in das nahegelegene Dorf reisen. Lothering sein Name. Eure Tochter wird uns schon den richtigen Weg weisen.“ „Meine Tochter?“ Das Schmunzeln auf meinen Lippen wurde breiter. „Tut nicht so, als hättet Ihr nicht vorgehabt, sie uns mitzugeben. Alleine des Rituals wegen. Und damit meine ich nicht einmal unbedingt das, was mich und Aidan Cousland voneinander trennen soll, falls Ihr so eines mittlerweile anzubieten habt, sondern das rund um die Seele des Erzdämons.“ „Ihr wisst auch wirklich alles, was?“ „Ich weiß nur, was ich weiß. Nicht mehr, nicht weniger. Ihr seid mir bei weitem überlegen. In allen Belangen.“ „Bescheidenheit. Eine Tugend, die ich nicht mit Euch in Verbindung gebracht hätte.“ Ein Lachen entwich meiner Kehle. „Ihr habt übrigens meine Bitte erhört“, sprach ich nach einem Moment auf elfisch aus, als ich meine Gedanken gesammelt und diese Worte gefunden hatte. Ich konnte die Sprache dieses Volkes. „Ich habe Eure Worte noch einmal überdacht und war mir sicher, dass Ihr recht habt. Selbst wenn es Euch nun in der Rolle des Wächters nicht helfen mag, so in Eurem weiteren Werdegang. Schließlich wisst Ihr ebenso wie ich, wo es für die Welt wichtig wird. Wo die großen Ereignisse geschehen. Und ich mag diese Welt recht gerne, auch wenn ich mich von ihr selbst meist abkapsle.“ Sie hatte mir also nicht nur geholfen, nein, sie verriet mir durch ihre Worte auch sogleich, dass sie sich sicher war, dass ich in der Welt für Gutes versuchen würde zu sorgen. Sie deutete mir, versteckt hinter ihren Worten, an, dass sie mir in dieser Hinsicht vertraute. Das, oder ich interpretierte zu viel in diese Geste, was unmöglich war, denn Flemeth tat nie etwas ohne Hintergedanken. Wenn ich es so betrachtete, fast wie ich. Nur mit dem Unterschied, dass es bei mir tatsächlich wenige einzelne Momente gab, in denen ich nichts geplant hatte, und ein gegenteiliges Verhalten nicht mit meinem Gewissen hätte vereinbaren können. „Eine weitere Frage hätte ich dann doch noch an Euch, Flemeth.“ Nun wandte sie sich wieder mir zu und schaute mir interessiert mit ihren gelben Drachenaugen in meine Iriden. „Wieso kann ich mich plötzlich an jedes Lied, das ich jemals gehört habe, zumindest scheint es so, erinnern?“ Ein breites Lächeln lag auf ihrem alten faltigen Gesicht, was mir somit verdeutlichte, dass die Ergraute damit zu tun hatte. „Ich habe in Euren Erinnerungen gestöbert, während ich Euch elfisch beibrachte. Eure Lieder sind wunderschön. Sobald Ihr Euren Körper habt und Eure Reise mit dem Wächter endet, könnt Ihr Euch etwas dazuverdienen, so dachte ich mir.“ „Das … ich bin kein Sänger“, ließ ich Flemeth wissen, die mich mit ihrer Neutralität bedachte. „Das habe ich auch nicht behauptet, doch bei vielen Eurer Lieder muss man auch kein besonderer Sänger sein, sondern Gefühl bringen und der Text alleine regt zum Nachdenken an. Vielleicht wurdet Ihr auch deshalb in diese Welt geschickt, um sie mit Euren Liedern zum Strahlen zu bringen.“ Ich war stolz auf mich, dass ich mir mein Lachen verkneifen konnte, als ich die nächsten Worte aussprach. „Ist es Ironie, dass mich eine Elfengöttin zur nächsten männlichen Andraste machen möchte, obwohl ich keinerlei Talent zum Singen besitze? Aber ja, ich mach den Dieter Bohlen. Kann nicht singen, aber Hits schreiben bzw. aufschreiben und etwas abwandeln. Wunderbar.“ Noch einige Stunden sollten sich Flemeth und ich über alle möglichen Themen unterhalten, wie auch Morrigan, die sich nach einer gewissen Weile unserem Gespräch anschloss, wenn auch eher als stille Zuhörerin, bis schließlich Alistair erwachte. Er kam schwermütig aus der Hütte heraus und die Erinnerungen über das, was auf dem Turm geschehen war, lagen ihm im Gesicht. Er wusste, was unser Auftauchen in diesem Sumpf bedeuten musste. Die Schlacht war verloren und sie alle waren tot. Loghain hatte uns verraten. Hatte König Cailan, den Sohn seines besten Freundes König Marics, verraten. Die Wächter waren tot, außer Alistair und mir. Was unter anderem auch für ihn eine Tatsache resultieren ließ: Duncan war tot. „Ihr lebt?“ Als hätte er einen Geist gesehen, blieb er vor mir wie angewurzelt stehen und musterte mich von Kopf bis Fuß. In seinen Augen lagen Tränen. Im Spiel war Alistair stets vor dem Wächter aufgewacht und hatte Zeit gehabt, alles in Ruhe zu verdauen, doch hier und jetzt, in der Wirklichkeit, besaß er diese Zeit nicht. War ich es, der schneller erwachte. Ohne auch nur dem Hauch einer Chance reagieren zu können, hatte der Wächter die kurze Distanz überbrückt und mich in eine herzhafte Umarmung gezwungen. Er drückte mich fest an sich. Er wollte wissen, ob dies real war oder nicht. Sich an dieses letzte Fünkchen Hoffnung, dass er nicht alleine war, klammern. Ich verstand ihn, weshalb ich diese Umarmung auch recht schnell erwiderte. Mir ging es doch für den Moment genauso, auch wenn ich wusste, was passieren würde. Dass wir schneller als gedacht Gefährten erhalten würden. Und doch überkam einen dieses Gefühl der Einsamkeit, wenn man an seine Verluste dachte. Meine Verluste. Für einen Moment schüttelte ich gedanklich den Kopf. Nein. Noch nicht. Ich war noch nicht soweit zu weinen. Zu trauern. Erst wenn mich niemand sah und ich einen Moment der Ruhe besaß, würde ich mich meiner Trauer hingeben, doch hier und jetzt, in diesem Moment, musste ich stark sein. Für unser aller Wohl. „Ist schon gut, Großer. Ich verstehe. Ich fühle ebenso. Lass es raus.“ Ich streichelte dem künftigen König über den Rücken, der sich auch wieder nach einem kurzen Moment von mir löste. Es befanden sich noch immer Tränen in seinem Gesicht, doch recht schnell versuchte er diese wegzuwischen und murmelte kurz etwas, das verdächtig nach „danke“ klang. „Wie herzallerliebst, wollen wir dann mal zum wichtigen Teil kommen wie dem vermeintlichem Ende der Welt, wenn ihr nichts unternehmt?“, erklang die Stimme der jüngeren Hexe, die mal wieder in bester Manier ihr Einfühlungsvermögen bewies, dass sie nicht besaß. Alistair warf ihr einen scharfen Blick zu, als ich mich an die Hexe wandte. „Ich verstehe, dass Ihr gewiss besseres erblicken könntet als zwei trauernde Wächter, doch bitte versteht, dass mein Gefährte etwas Zeit braucht, mit der Situation umzugehen. Ich selbst kann dies anders verkraften, auch wenn ich natürlich ebenfalls trauere, doch ich kannte sie alle nur wenige bis hin zu einem Tag.“ Sie wollte gerade etwas erwidern, als ich noch ein „ABER …“ hinterherwarf, und sie somit zum Schweigen brachte. „… ich gebe Euch natürlich recht. Die Verderbnis duldet keinerlei Aufschub. Und Alistair, wir wären gestorben, wenn uns Flemeth nicht vom Turm gerettet hätte. Wir sind ihr zu Dank verpflichtet. Und das machen wir am besten, indem wir die Welt retten.“ „Besser hätte ich dies nicht ausdrücken können, Wächter.“ Mich lächelte die alte Frau an, als Alistair nach Atem rang. „DIE Flemeth aus den alten Legenden?“, entwich es seinen Lippen. „Daveth hatte also Recht, Ihr seid eine Hexe der Wildnis!“ Die Drachenaugen ruhten nun auf Marics Sohn. „Ja, DIE Flemeth. Aber ist das von Bedeutung? Legenden neigen ohnehin zur Übertreibung und meine Magie hat euch schließlich nicht geschadet, nicht wahr?“ Sie lächelte zufrieden, als der Knabe zu nicken begann. „Doch dies ist nun unwichtig. Wichtiger hingegen ist eure Aufgabe als Wächter, vereint gegen die Verderbnis vorzugehen, wie es Morrigan soeben angedeutet hatte.“ „Dank Loghain ist das Land sicherlich alles andere als vereint“, entwich es erneut dem Blonden, was mir auch sogleich aufzeigte, dass er eben kein Dummkopf war, auch wenn Morrigan später gerne das Gegenteil behauptete, da er sogleich die richtigen Schlüsse daraus folgerte. Loghain hatte den König und sein Land verraten. „Alistair, ich habe die letzten Stunden das Vergnügen gehabt, mit Flemeth zu sprechen.“ Morrigan sah so aus, als würde sie gerne Gegenteiliges behaupten, als es ein Vergnügen zu nennen, doch sie schwieg und ich erhielt die Aufmerksamkeit meines Kollegen. „Wir müssen das Land einen, den Erzdämon vernichten und dabei Loghain aufhalten. Es hört sich wie eine Herkulesaufgabe an, doch zusammen schaffen wir das. Wir sind die letzten Wächter und wir dürfen nicht aufgeben, sonst ist alles verloren.“ Erst jetzt bemerkte ich, in meinem Sprachgebrauch Herkules erwähnt zu haben und war mir sicher, dass es ihn sowie allerlei Wortspiele in seinem Zusammenhang hier nicht gab. „Ihr wollt weitermachen? Einfach so?“ „Warum denn nicht? Wollt Ihr die Welt ihrem Schicksal überlassen? Wir sind es den anderen schuldig. DUNCAN schuldig. Ohne uns ist der Tod so vieler und derer, die noch kommen mögen, völlig umsonst.“ Seine braunen Augen weiteten sich, als ich den Namen seines Mentors erwähnte. „Euch steht mehr Hilfe zur Verfügung, als ihr glaubt“, unterstützte mich nun Flemeth in meinem Bezwecken, den Dienstälteren zu motivieren. Bei ihm fiel der Groschen beinahe sofort, als er sich unter den Brustpanzer seiner Rüstung griff, wo er einen kleinen Stapel Papier herausholte. „Die Verträge!“, rief er erleichtert, als er sie vor uns offenbarte. „Natürlich! Die hatte ich völlig vergessen!“ Er lächelte. „Duncan gab sie vor der Schlacht an mich weiter, damit ich sie verwahre. Jetzt sind sie uns von Nutzen. Wir können die Unterzeichner aufsuchen und sie bitten uns zu helfen!“ „Ich mag zwar etwas alt sein, aber das klingt für mich nach dem Aufbau einer Armee.“, ließ Flemeth die Flamme der Hoffnung in Alistair weiter aufsteigen. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um gegen die Verderbnis und diesen Verräter vorzugehen. Das schwöre ich bei meiner Klinge! Für alle Unschuldigen, die es zu schützen gilt und für Duncan, der mich alles lehrte!“ „Auch ich schwöre feierlich, dass ich alles in meiner Macht stehende tue, dieses Land zu retten, oder bei dem Versuch untergehe.“ Ergriffen wie auch eine Spur von Dankbarkeit erkannte ich im Gesicht des Dunkelblonden, als er meine Worte vernommen hatte. „Ihr seid wahrlich bereit, Graue Wächter zu sein!“, sagte Flemeth. „Ich glaube, die Helden eures Ordens wären stolz auf euch gewesen.“ Sie wurde wieder ernst. „Ich bin euch nun ebenso zu Dank verpflichtet. Die Verderbnis bedroht schließlich auch mich. Was mich im Übrigen zu einem weiterem Entschluss bringt.“ Gelb traf auf gelb, als sich Mutter und Tochter in die Augen blickten. „Morrigan, du wirst sie begleiten.“ Kurz herrschte Stille, als Morrigan sie überrascht anblickte. „Was?“ „Du hast mich gehört, du hast schließlich Ohren. Ich bin ganz sicher.“ „Aber Mutter …“, wollte sie protestieren, als die Ältere nur ihr Haupt schüttelte. „Du willst doch schon seit einer ganzen Weile aus diesem Sumpf hinaus und wissen, was außerhalb dieser Wildnis liegt. Hier ist deine Gelegenheit dazu.“ Flemeth blickte wieder zu mir. „Ich gebe Euch das mit, was mir am Wichtigsten ist, Wächter. Seht Ihr, wie wichtig mir die Situation ist?“ Sie hatte bewusst das Wort nur an mich gewandt, doch nicht ich war es, der sich zu Wort meldete, sondern derjenige, der später viele unschöne Worte mit Morrigan wechseln würde. „Ich will ja … dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, aber bringt uns das nicht neue Probleme? Außerhalb der Wildnis ist sie eine Abtrünnige.“ Er sprach offen seine Bedenken aus und dies schien Flemeth zu erzürnen, denn nun sah sie gewiss wie ein Drache aus, ein wütender dazu, während sie ihr Augenwerk auf den anderen männlichen Part dieser Viererkonstellation warf. „Wenn Ihr von uns unrechtmäßigen Magiern keine Hilfe wollt, hätte ich Euch wohl besser auf dem Turm gelassen.“ „Zurechtweisung angekommen“, gab er sich geschlagen. „Mutter, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich bin gar nicht bereit dafür.“ Nun zweifelte auch Morrigan und ich konnte ungefähr erahnen, wie genervt die Ältere sein musste, sich die Worte der beiden anhörend, während ich mich schön ruhig aus der Affäre zog. „Du musst bereit sein! Diese beiden sind alleine und müssen Ferelden gegen die Dunkle Brut einen. Sie brauchen dich, Morrigan. Ohne dich werden sie versagen und die Verderbnis wird alle hinwegraffen. Auch mich.“ „Ich … verstehe.“ Sie waren so grundverschieden, und doch gaben sich Alistair und Morrigan den Argumentationen Flemeths auf ähnliche Weise geschlagen. Wundervoll. „Nun gut. Morrigan, bitte holt Eure Sachen, damit wir losreisen können.“ Die Abtrünnige nickte bloß und betrat dann die Hütte. „Auch wenn sie selbst stark ist und auf sich aufpassen kann, habt bitte ein Auge auf sie, ja?“ „Natürlich. Das bin ich Euch schuldig. Doch auch ohne Schuld würde ich es machen, schließlich versuch ich, auf meine Gefährten achtzugeben.“ „Gute Worte. Ich vertraue Euch. Ich wünsche Euch Glück und viel Erfolg.“ Zum Abschied nickte ich Ihr noch zu und Alistair tat es mir gleich. Vielleicht mochten diese Worte von ihr nur so daher gesagt worden sein, doch ich fühlte mich nach diesen Worten unglaublich glücklich, schließlich kam dieses Vertrauen von keiner geringeren als einer Legende und Göttin. Flemeth ging ebenfalls zur Hütte, vermutlich um noch ein paar Worte mit Morrigan zu wechseln, als Alistair an mich trat. „Äh … Seid Ihr Euch sicher, können wir ihr vertrauen?“, fragte er mich. „Wir kennen sie schließlich nicht“, fügte er schnell hinzu, als ich mich belustigt an ihn wandte. „Alistair. Sie hat geholfen, unsere Leben zu retten, zudem sind wir nicht im Zirkel oder sonst wo. Wir können auch nicht gerade wählerisch sein, was unsere Gefährten betrifft. Gebt Euch einen Ruck.“ „Ihr habt ja recht, tut mir leid“, lenkte er leicht beschämt ein. Morrigan kam recht schnell wieder heraus und blickte mich erwartungsvoll an. „Nun denn. Wir sollten los.“ „Bevor wir losgehen, müsste ich noch etwas mit Euch besprechen.“ Ihre Braue fuhr in die Höhe. „Verzeiht, ich will dies nicht fragen, um Euch in eine klischeehafte Frauenrolle zu stopfen, aber könntet Ihr vielleicht die erste Zeit kochen? Wenn Alistair dies tut, wird vermutlich alles mit Käse gekocht und so lange umgerührt, bis nur noch eine graue Paste übrig ist, und ich selbst habe leider auch zu wenig Zeit bisher in der Küche verbracht. Wenn Ihr mir dies beibringt, könnte ich Euch ebenfalls von dieser Tätigkeit entlasten." Vor Überraschung folgte ihr nun die zweite. „Das ist unerwartet freundlich mit der Arbeitsteilung und gut durchdacht, was Ihr da von Euch gebt.“ Diese Worte hatte ich nun nicht von ihr erwartet, aber ich freute mich darüber, dass sie meinen Wissensdurst, auch vielleicht etwas kochen zu können in der Wildnis und sie dadurch zu entlasten, positiv entgegennahm. „Nicht wahr? Ihr wisst es zwar noch nicht, aber ich denke, wir werden durchaus gute Freunde werden.“ Ich zwinkerte ihr nur zu, ehe ich mich von ihr abwandte und in unsere Zielrichtung trat, die ich zumindest für die richtige hielt. Wie Morrigan auf meine Geste hin reagierte, hatte ich nicht mitbekommen. Doch was ich mitbekam war, wie Alistair neben mich trat und mich leicht beleidigt anblickte. „Wieso denkt Ihr, dass ich so schlecht kochen kann, ich bin schon lange unterwegs“, wollte er wissen, während uns Morrigan überholte, die Führung übernehmend, um uns nach Lothering zu lotsen. „Man munkelt, ich kenne Euch vermutlich besser, als Ihr es Euch jemals vorstellen könntet.“ „Was?“ Lachend wandte ich mich an meinen Kollegen. „Es kann aber auch daran liegen, dass ich eine gute Menschenkenntnis besitze. Oder habe ich den Unrecht? Könnt Ihr denn richtig kochen, außer dem, was ich soeben erwähnt hatte, mein Freund?“ „Nein“, kam es peinlich berührt von ihm, was mich ihm freundlich auf die Schulter schlagen ließ. „Beweisführung abgeschlossen.“ Unter Morrigans Führung kamen wir relativ sicher durch die Wildnis und nur hin und wieder trafen wir auf ein paar kleinere Trupps der Dunklen Brut. Wir marschierten noch eine ganze Zeit lang, bis es schlussendlich zu dunkel war, um etwas zu sehen, und uns dann dafür entschieden, ein Lager zu errichten. Mein Abenteuer hatte zu diesem Zeitpunkt erst so richtig begonnen und ich war aufgeregt, wie viel sich ändern würde oder mir bekannt vorkam, aber in der Realität so surreal sein würde. *Notiz an mich selbst. Die Notizen abändern, indem verraten wird, dass Flemeth eine Göttin ist. Es könnte katastrophal werden, wenn die Göttliche dies erfährt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)