Haikyu - Kagehina von Scharon (Zwischen Freundschaft und verwirrenden Gefühlen) ================================================================================ Kapitel 15: Einhalt (Hinata) ---------------------------- Ich atme ein, halte die Luft kurz an, dann atme ich aus und sehe den Ball in meinen Händen an. „Los, Hinata. Knall ihn rein!“, ruft Tanaka und wirft die Faust in die Luft. Ich spüre die Schwere des Volleyballs, doch brauche ich kaum Kraft ihn über mich in die Luft zu werfen. In der Schrittbewegung trifft meine Hand den Ball am höchsten Punkt vor meinem Körper. Taumelnd fliegt er nach oben und senkt sich dann wieder, auf der anderen Spielfeldseite. „Yeah!“, brüllt Tanaka bestätigend und ein breites Grinsen zieht sich über mein Gesicht. Natürlich hat Daichi auf der anderen Seite des Feldes kein Problem damit meinen Aufschlag anzunehmen, aber er kam übers Netz und noch dazu auch dort hin, wo ich ihn hinspielen wollte. „Das hast du gut gemacht, Hinata.“, lobt mich Coach Ukai von der Außenlinie. Grinsend laufe ich aufs Feld und wir spielen den Ball aus. Mein Team macht den Punkt. „Sehr gut.“ Ich sehe runter zu Kageyamas Hand, welche er mir auf Hüfthöhe entgegen streckt. Erst bin ich überrascht, dann hole ich aus und schlage mit ihm ein. „Ihr wisst ja...“ Alle wenden den Kopf zur Seite als Coach Ukai das Wort ergreift. „Heute Nachmittag starten die Nationalmeisterschafen.“ Sofort schlägt mein Herz ein paar Takte schneller. Ich bin so aufgeregt, ich kann kaum weiter zuhören. „Unser Spiel ist erst übermorgen. Dennoch werden wir unsere potentiellen Gegner schon morgen sehen.“ Ich nicke eifrig. „Lasst uns heute nochmal alles geben.“ „Hey.“, höre ich Kageyama flüstern und spüre plötzlich seine Hand im Rücken. Überrascht sehe ich auf in sein entspanntes Gesicht. „Nicht ausflippen.“, haucht er leise und ich werde rot. Ich kann die Wärme seiner Hand durch mein T-Shirt fühlen. „O-Okay...“, stammel ich und er nickt mir zu. Kurz darauf führen wir unser Trainingsmatch fort. Ein hitziger Ballwechsel entsteht. Motiviert durch Coach Ukais Worte, strengen sich heute alle besonders an. Sogar ich muss ein paar mal nach dem Ball tauchen und schaffe es ihn noch so gerade im Spiel zu halten. Dann ergibt sich die Chance auf einen Schnellangriff. Ich laufe im weiten Bogen an, umgehe so den Block. Gerade als ich abspringen will, sehe ich wie Kageyamas Fuß wegrutscht als er den Ball zuspielt. Anscheinend war der Boden unter ihm feucht, jedenfalls gelingt ihm kein sauberes Zuspiel. Der Ball kommt deutlich weiter zur Seitenlinie hin als Kageyama ihn normalerweise gestellt hätte. Unterbewusst bemerke ich dies anscheinend, denn ich korrigiere meinen Absprung ohne darüber nachzudenken. Tatsächlich erwische ich den Ball überraschend gut, denn ich kann ihn schlagen. Seinen Aufprall auf der gegnerischen Spielfeldseite bekomme ich jedoch nicht mit, denn mein schwungvoller Sprung wird unangenehm plötzlich gestoppt, als meine linke Schulter samt Oberarm hart gegen die Stange, welche das Netz hält, schlagen. Die Wucht des Aufpralls drückt die Luft aus meiner Lunge. Ich keuche auf und gleite an der Stange hinunter bis ich am Boden liege. Ich habe die Stange weder in meinem Umfeld registriert noch habe ich im geringsten damit gerechnet gegen sie zu stoßen. Geschockt rühre ich mich nicht. Bestimmt vergehen einige Sekunden, ehe ich den Moment realisiere und mein Körper wieder auf meine Befehle reagiert. Ich setze mich auf und sehe die Stange mit großen Augen an. Sie wackelt immer noch leicht, doch steht hoch und massiv vor mir. Woa. Da hab ich echt Glück gehabt, dass ich nicht mit dem Kopf dagegen gerasselt bin, sonst hätte ich jetzt sicher Kopfschmerzen. Ein wenig überrascht tätschel ich meine Schulter, doch der erwartete Schmerz bleibt aus. Anscheinend hat mein restlicher Körper so gut nachgegeben, dass ich die Stelle des Zusammenpralls ausreichend entlastet habe, um mich nicht zu verletzen. „Hinata!“ Ich fahre herum, als Kageyamas Stimme durch den Raum hallt. Er fällt vor mir auf die Knie und sieht mich aufgebracht an, hält die Hände zu mir ausgestreckt als wollte er mich auffangen, falls ich umkippe. „Was ist mit dir?“ Ich lege die Hand an meinen Hinterkopf und lächle entschuldigend. „Alles gut, es ist nichts passiert.“ Plötzlich schnellen Kageyamas Hände nach vorne und er packt mich unsanft am Kragen. „Du Idiot!“ Seine Stimme ist so laut, dass sie in meinen Ohren klingelt. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, schreit er mir ins Gesicht. Ich bin so überrumpelt, dass ich ihn nur mit großen Augen anblinzeln kann. „Deine Aktion gerade war verdammt dämlich!“ Wutentbrannt zieht er mich am Kragen zu sich. Ich öffne meinen Mund, doch es kommt kein Ton heraus. Ich bin vollkommen von der Situation überwältigt. Kageyamas Atem geht schwer, seine Fäuste zittern vor Wut. „Hast du eine Ahnung, wie verdammt gefährlich das gerade war?“ Seine Stimme wird langsam leiser, doch ist nicht minder angespannt. Ich schlucke. „Hättest du die Stange etwas anders oder sogar mit dem Kopf getroffen...“ Er schnappt nach Luft. Ich kann nicht anders als ihn perplex anzustarren. „Du hättest dich schwer verletzten können. Du hast verdammt Glück gehabt.“ Allmählich klingt seine Stimme mehr wie ein Zischen, wird immer leiser, bis er in normaler Lautstärke spricht. Ich senke blinzelnd den Blick, mir fehlen die Worte. „Das hätte böse ausgehen können...“ Das Zittern in seiner Stimme, lässt mich wieder aufsehen. In seinen Augen ist ein mir bisher von ihm unbekannter Glanz. Ich sehe ihn beunruhigt an als er stockend durchatmet und seine Hände beginnen stärker zu zittern. Sein ganzer Körper ist angespannt. Dann... kullert eine Träne über seine Wange. „Das kannst du doch nicht bringen...“ „Kageyama...“, tritt es erstaunt über meine Lippen. „Scheiße...“, zischt er und senkt den Kopf. Ich hebe meine Hände. Weint er? Oh nein, das ist meine Schuld. „Wir brauchen dich doch jetzt, mehr den je. Das kannst du uns nicht antun.“ Kageyama. Ich werfe mich nach vorne und lege die Arme um seine Schultern. Er bewegt sich nicht, atmet nur unruhig. Dann legt er die Hände auf meinen Rücken. „Das kannst du mir nicht antun.“ Ich drücke ihn an mich und bemerke, dass er seinen Kopf gegen meine Brust lehnt. Er ist total durch den Wind. Ich muss ihn furchtbar erschreckt haben. „Kageyama... Es tut mir leid.“ Er krallt die Finger in mein Shirt. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Sein Körper zuckt, anscheinend kämpft er gegen seine Emotionen an. „Ist ja gut. Es ist nichts passiert.“ Ich streichel ihm über sein Haar und sein Griff festigt sich noch mehr. „Ich bin hier. Es geht mir gut.“, rede ich beruhigend auf ihn ein bis sich seine Haltung ein wenig entspannt. Er lehnt sich zurück und zieht die Nase hoch. Ich sehe ihn mit mitleidig zusammengezogenen Augenbrauen an. Sein Blick haftet am Boden, er sieht immer noch wütend aus. Ich strecke meinen Arm zu ihm hoch, lege meine Hand an seine Wange und streiche ihm eine Träne vom Gesicht. „Es tut mir wirklich leid, dass ich so unaufmerksam gewesen bin.“, gebe ich ehrlich zu. Er dreht den Kopf weg und schlägt meine Hand zur Seite. „Mach das nie wieder!“, faucht er mich an. „Ist gut.“, sage ich leise und lächle ihn ermutigend an. „Idiot...“ murmelt er vor sich hin während er aufsteht. „Alles ok?“, dringt Daichis Stimme nun in mein Ohr während ich Kageyama nachsehe, der auf seinen Position zustapft. Ich nicke. „Sicher? Das sah heftig aus.“ „Echt?“, mache ich unangenehm überrascht und sehe Daichi an, der eine Augenbraue hoch zieht. „Ja, es hat laut gescheppert und dann bist du am Boden liegen geblieben. Ich hab auch kurz gedacht du wärest bewusstlos.“ Ich erschrecke. So hat das von außen ausgesehen? Ich hab es nicht halb so schlimm wahrgenommen. Mein Blick wandert zu Kageyama, der stur zur anderen Seite starrt ohne wirklich etwas zu fokussieren. Er hat sich so große Sorgen um mich gemacht, dass ihm die Tränen gekommen sind... Kein Wunder, dass er sauer ist. Wie soll ich das wieder gut machen? *** Nach dem Training gehe ich mit zu Kageyama. Wir hatten verabredet, dass ich bei ihm übernachte, da er näher an der Schule wohnt und der Bus uns morgen sehr früh abholt, um uns nach Tokio zu fahren. Auf dem Heimweg sagt er kein Wort, weicht sogar meinen Blicken aus. Ich spreche ihn an, berühre seine Hand, doch er ignoriert mich. Traurig sehe ich zu ihm rüber. Er ist immer noch böse auf mich. Es dauert nicht lange, bis wir bei seinem Haus ankommen. Da das Abendessen noch nicht fertig ist, gehen wir hoch in sein Zimmer. Er stellt seine Tasche neben dem Schreibtisch ab und beginnt in seinem Schrank den Futon für Gäste zu suchen. Ich bleibe direkt hinter der Türe stehen und beobachte ihn still. Ob er mich jetzt den ganzen Abend anschweigt? Ich beiße mir auf die Lippe. Warum fällt mir nichts ein, dass ich tun könnte? Ich will, dass er mich wieder gern hat... Bevor ich es richtig bemerke, bewegt sich mein Körper von alleine. Ich gehe rüber zu Kageyama und umarme ihn von hinten. Er stellt seine Bewegung ein als würde er abwarten, dass ich ihn wieder loslasse. Ich schmiege meine Wange an seinen Rücken und drücke mich an ihn. Es dauert einen Moment, dann seufzt er. Seine Ablehnung schnürt mir die Brut zu. „Es tut mir leid, dass ich so lästig bin...“, murmel ich in seinen Rücken. Er bewegt sich, dreht den Kopf zur Seite. „Bitte... sei nicht mehr böse...“ Ich kuschel mich an ihn, versuche so viel seiner Wärme an mir zu spüren, wie er es zulässt. Ich kann fühlen, wie er atmet, seine Brust hebt und senkt sich. Dann dreht er sich zu mir um. Mit gesenktem Kopf sehe ich zu ihm auf. „Du hast mir ne scheiß Angst eingejagt. Rasselst gegen die Stange und bleibst dann am Boden liegen...“ Seine Stimme ist leise. „Tut mir leid...“ Reumütig sehe ich zu Boden. Er atmet durch und schließt seine Arme um meine Schultern. Überrascht weiten sich meine Augen. „Ich bin wirklich froh, dass dir nichts passiert ist.“ Sein warmer Atem kitzelt die Haut an meinem Hals. Seine Umarmung erleichtert mein Herz um 100 Kilo. „Ich auch.“, erwidere ich. „Ich will nämlich auch mit dir auf dem Spielfeld stehen.“ Ich schlinge die Arme um seinen Oberkörper und drücke mein Gesicht an seine Schulter. „Das ist mein größter Traum.“ Er lehnt sich zurück und sieht mir tief in die Augen. Ich werde rot, kann den Blick nicht von seinen dunklen blauen Augen abwenden. Mein Herz schlägt schneller als er sich zu mir beugt und mich küsst. Seine weichen Lippen schmiegen sich an meine und eine wohlige Wärme breitet sich in mir aus. Ich öffne meinen Mund, erwidere seinen Kuss leidenschaftlich. Als ich seine Zunge an meiner spüre, wird mir heiß. Ich merke, wie sich mein Atem beschleunigt, seine Nähe berauscht mich. Ja. Das ist genau das, was ich will. Ich will ihn. Ich seufze genussvoll in den Kuss hinein, lege meine Hand in seinen Nacken und bringe meinen Kopf dichter an seinen heran. Er kann gar nicht nah genug sein. Kühl fährt seine Hand unter mein Shirt und legt sich mit Druck an meinen Rücken, um mich zu ihm zu ziehen. Er keucht auf, küsst mich so intensiv, wie nie zuvor. Ich spüre die Wärme auf meine Wangen schießen. Mir gefällt was er tut, was wir tun... sogar sehr. Widerwillig löst er sich von mir, um keuchend durchzuatmen. Mein Herz schlägt angenehm schnell. Ich lege die Hände an seine Wangen und sehe ihm fest in die Augen. „Ich will mit dir schlafen.“ Er hält den Atem an und starrt mir in die Augen, doch mein Blick bleibt fest. „Denkst du, das wird gehen?“, frage ich obwohl ich davon überzeugt bin. Er blinzelt, versucht etwas zu sagen, doch es kommt kein fertiges Wort über seine Lippen. „Ich brauche auch gar nicht viel Platz.“, versuche ich ihn zu überzeugen und lächle ihn an. „Was...?“ Verwirrt legt er den Kopf zur Seite. „Ich möchte gerne nah bei dir sein... heute Nacht.“, lenke ich ein und senke den Kopf ein wenig ohne seinem Blick auszuweichen. „Du...“, setzt er an und blinzelt etwas zu schnell. „Du willst in meinem Bett schlafen. Mit mir.“, wiederholt er meine Worte zusammengefasst. „Ja.“ Ich verstehe nicht, warum er das nicht versteht. Er lässt den Kopf hängen und seufzt lautstark. Was hat er denn jetzt auf einmal? Er murmelt etwas unverständliches vor sich hin. „Ist das ein Ja?“, hake ich nach, ducke mich runter, um sein Gesicht zu sehen. „Kein Futon für Gäste?“ „Ja, klar.“, haucht er erschöpft, dreht sich um und schließt die Schranktür. Ich grinse ihn an, freue mich darauf mit ihm zu kuscheln. „Du machst mich fertig...“, höre ich ihn hauchen. Hm? Hosted by Animexx e.V. 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