Haikyu - Kagehina von Scharon (Zwischen Freundschaft und verwirrenden Gefühlen) ================================================================================ Kapitel 8: Einblick (Hinata) ---------------------------- Ich sehe auf die Uhr, als ich die Umkleidekabine betrete. Oh, ich bin zu früh. Das ist selten. Anscheinend hatte ich heute gut Schwung den Berg hinunter zur Schule. Ich stelle meine Tasche auf die Bank. Es sind schon zwei weitere Taschen dort. Wer ist denn noch zu früh? Bevor ich darüber nachdenken kann, knarrt das Parkett hinter mir und ich wende den Kopf zur Seite. Daichi und Suga betreten den Raum und grüßen mich. Ich lache und grüße zurück. Heute sind wir wohl alle früh dran. Gerade als ich diesen Gedanken beende, kommt Kageyama durch die Tür. „Hey“, sage ich beschwingt und grinse ihn an. Er kommt zu mir rüber, stellt seine Tasche neben meine. „Hey, Hinata.“ Er sieht sich um. „Wer ist denn auch schon da?“ Er deutet auf die herrenlosen Taschen. „Keine Ahnung.“ Ich lege den Kopf zur Seite. „Ich habe sie noch nicht gesehen.“ Er nickt überrascht. Wir ziehen uns um und gehen schon mal in die Halle. Je eher wir aufbauen, umso schneller können wir loslegen mit dem Training. Daichi und Suga beginnen das Netz aufzustellen, da kommen Tsukkishima und Yamaguchi in den Raum. Ich grinse. Es gefällt mir, dass heute wohl alle motiviert sind. Tsukkishima holt die Bälle aus dem Geräteraum und Yamaguchi beginnt damit die Stühle an der Seite aufzubauen. „Was ist denn das?“ Ich wende den Kopf und sehe wie Daichi in den Ballcontainer blickt. „Das sind aber nicht alle...“ „Sind welche raus gefallen?“, fragt Yamaguchi und neigt sich ebenfalls über die Bälle. „Hinata, Kageyama...“ Wir drehen uns zeitgleich zu Daichi um. „Geht bitte in den Geräteraum und sucht die fehlenden Bälle. Die sind bestimmt wieder mit dem Mattenwagen dagegen gestoßen und haben die überall verteilt“, grummelt Daichi und Suga legt beschwichtigend die Hand auf seine Schulter. „Okay!“, rufe ich und gehe mit Kageyama in den Geräteraum. Er drückt auf den Lichtschalter, doch nichts passiert. Ich zucke mit den Schultern und klettere zwischen den Stangen in die Dunkelheit. Es dauert nicht lange, da entdecke ich die fehlenden Bälle an der Rückwand der Tischtennisplatte, großflächig verteilt. Ich drehe mich um, um Kageyama Bescheid zu geben und erschrecke mich. Er steht direkt hinter mir, sieht aber in eine andere Richtung. „Ka-...“, setze ich an, da drückt er seine Hand über meinen Mund. Ich sehe ihn irritiert an, doch er starrt weiter nach links in die Dunkelheit. „Wa-...?“, dringt meine Stimme durch seine Hand, da drückt er fester zu. Ich schließe den Mund als er den Finger über seine Lippen legt. Ich soll still sein? Er lässt mich los und klettert tiefer in die Richtung, die seinen Blick gefangen hält. Was hat er denn? Ich ducke mich und klettere ihm hinterher, bedacht darauf leise zu sein. Plötzlich stoße ich gegen ihn. Warum hat der angehalten, geht es nicht weiter? Er greift nach hinten und manövriert mich neben sich ohne hinzusehen. Fragend sehe ich zu ihm hoch, doch er beachtet mich nicht. Was ist denn da? Ich drehe den Kopf und folge seinem Blick. Zwischen den Turngeräten lassen kleine Spalten den Blick in den Nachbarraum zu. Das ist der Geräteraum der Turnmannschaft, glaube ich. Auch dort ist es dunkel. Nur das Licht der Hallenbeleuchtung fällt durch die schmalen Schlitze direkt unter der Decke. Ich warte einen Moment, dann höre ich jemanden durch den Mund atmen. Erschrocken sehe ich zu Kageyama hoch, doch sein Mund ist geschlossen. Hier ist noch jemand? Ich wende den Kopf in seine Blickrichtung, ducke mich tiefer, um durch einen Spalt zu sehen. Ich entdecke Beine, da trägt jemand eine Jeans. Das Geräusch von Stoff der an Stoff reibt erklingt. Ich beuge mich vor. Da ist noch jemand. Die Jeans steht uns abgewandt, direkt davor erscheint ein Knie. Jemand keucht auf. Was ist da los? Ich kneife die Augen zusammen. Die andere Person trägt ein Trainingstrikot. Unser Trikot! Das ist einer von uns! Ich sehe zu Kageyama auf, der seine Finger um ein Reck geschlungen hat, um sich weiter vorbeugen zu können. Ein schweres Atmen dringt an mein Ohr und ich wende mich wieder den Unbekannten zu. Unser Teamkamerad streckt seine Hand aus und legt sie der Jeans auf den Hintern. Was...? Er greift zu, ein Stöhnen ertönt und ich werde rot. Wir sollten nicht hier sein! Wir sollten ganz sicher nicht hier sein! Ich drehe mich zu Kageyama und ziehe an seinem Shirt. Er drückt meine Hand weg, fokussiert weiter die anderen beiden. Hey! Ich ziehe fester. Er winkt ab. Was soll denn das? Das hätte ich nicht von ihm erwartet. Er ist ja pervers! Man guckt anderen nicht bei sowas zu! Das gehört sich nicht! Ich stehe auf und ziehe an seinem Arm. Jetzt endlich sieht er mich an. Ich gestikuliere wild, deute auf die Halle. Wir sollten gehen! Er schüttelt den Kopf und ich sehe ihn entgeistert an. Mit verschränkten Armen blicke ich zu ihm runter, ziehe ein Schnute. Er deutet mit dem Kopf auf die Anderen. Lautlos durchatmend zucke ich mit den Schultern, deute rüber, als wieder ein Seufzen erklingt. Meine Wangen dürften die Farbe einer Tomate erreicht haben. Meine Lippen formen ein `Wer` und er nickt. Ich blinzel. Weiß er etwa wer die beiden sind? Er sieht zu mir auf, legt eine Hand an seinen Hinterkopf und streicht mit der anderen über sein Kinn. Hä? Kinn? Ich lege den Kopf zur Seite. Er streift mit der Fingerspitze wiederholt über sein Kinn. Ein Kinn...Ein... Bart? Asahi? Ich zeige ihm drei Finger und er nickt. Mein Kopf dreht sich automatisch zum Nachbarraum und ich sehe durch einen anderen Spalt. Als ein Stöhnen erklingt, bin auch ich mir sicher. Der im Trikot ist Asahi. Aber wer ist der andere, die Jeans? Wer auch immer er ist, er ist gleichgroß und das schnürt mir die Brust zu. Wenn ich jemanden mit Asahi zusammen sehen wollen würde, dann ist es wohl Noya. Aber die Größe stimmt nicht. Ich beiße mir auf die Lippe, sehe zu Kageyama, der sie wieder beobachtet. Ich stupse ihn mit dem Fuß an, woraufhin er wieder zu mir aufsieht. Noch einmal formen meine Lippen ein ´Wer´und ich zeige ihm zwei Finger, bevor ich auf die Anderen deute. Er zuckt mit den Schultern. Verdammt. Im Nachbarraum werden die Atemzüge tiefer und mir schießt die Röte wieder auf die Wangen. Ich werde sicher nicht bleiben bis die da drüben fertig sind, mit was auch immer sie da tun! Ich wende mich ab und klettere zu den Bällen, beginne sie in Richtung Halle zu werfen. Als ich alle Bälle rüber geworfen habe, kommt Kageyama zu mir. Ich sehe ihn fragend an. Er sieht zur Seite mit geröteten Wangen. Aha. Ist es ihm also doch peinlich zugeguckt zu haben. Kopfschüttelnd gehe ich in die Halle und er folgt mir. „Alle gefunden?“ Daichi kommt zu uns und beginnt ein paar der umher rollenden Bälle aufzusammeln. „Ich denke schon“, sage ich zögerlich und sehe den verlegenen Kageyama an. Daichi zieht ein Augenbraue hoch. „Alles klar?“ „Ja!“, sagt Kageyama schnell und läuft los, zum Netz. Ich sehe ihm blinzelnd nach. „Man könnte ja meinen, er hat einen Geist gesehen“, lacht Daichi und ich sehe zu Boden. „Ja, so ähnlich“, sage ich verlegen lächelnd. „Hallo, Asahi.“ Sugas Stimme klingelt in meinen Ohren. Ruckartig drehe ich mich um und sehe, wie Asahi in den Raum getrottet kommt. Meine Augen folgen ihm, bis er bei Suga ankommt. Dann wende ich mich dem Eingang der Halle zu. Wo ist Noya? Er sollte durch diese Tür kommen. Jetzt! Stattdessen betreten Ennoshita und auch Tanaka den Raum. Ich sehe sie enttäuscht an, dann starre ich weiter auf den Eingangsbereich. „Hey, Hinata.“ Ich sehe auf, Tanaka steht vor mir. „Was ist denn los? Warum hilfst du nicht?“ „Hast du Noya gesehen?“, tritt es über meine Lippen bevor ich drüber nachgedacht habe. Er sieht mich irritiert an. Ich spüre, wie mir schwer ums Herz wird, als ich versuche seinem Blick stand zu halten. Ich presse die Lippen zusammen. „Ja.“ Ich horche auf, sehe ihn angespannt an. „Er ist in der Umkleidekabine, müsste jeden Moment kommen.“ Er dreht den Kopf und auch ich sehe zur Türe. Genau in diesem Moment tritt Noya grinsend über die Schwelle. „Hallo zusammen!“ Seine Stimme ist beschwingt, wie immer, wenn wir kurz vor dem Training stehen. Ich blinzele ihn an, folge seinem Weg durch die Halle mit den Augen. „Wieso meinst du?“, fragt Tanaka und reißt mich aus meiner Trance. Ich werde rot. „Ähm, also...“, setze ich unsicher an. Soll ich ihm das wirklich sagen? Ich meine, er und Noya sind die besten Freunde... Wenn ich es ihm sage, wird es auch Noya erfahren, da bin ich mir sicher. „Was hast du denn?“ Er legt den Kopf zur Seite, mustert mich skeptisch. Aber ist es meine Aufgabe, dass er es erfährt? Wenn... Wenn es Kageyama gewesen wäre, der mit einem anderen als mir in der Gerätekammer rummacht... Allein der Gedanke sorgt für ein Stechen im Magen... Aber... Ich würde es wissen wollen. Ja. Auf jeden Fall. „Sag mal, Tanaka...“ Er verschränkt die Arme und sieht mich fragend an. „Du und Noya, ihr seid doch super gut befreundet, stimmt?“ Er zieht ein Augenbraue hoch. „Ja, wieso?“ Ich merke, wie meine Wangen wärmer werden. „Weißt... Weißt du zufällig, ob er... er und Asahi ein Paar sind?“ Nervös knibbel ich an meinen Fingernägeln, während ich meine Schuhe anstarre. Eigentlich geht mich das gar nichts an, warum sollte er es mir sagen...? „Was?“, tritt es überrascht aus seinem Mund und ich sehe zu ihm auf. Er blickt nervös umher, sein Gesicht wird rot. „Wie-Wie kommst du denn darauf? Also ich meine....“ Er sieht mir in die Augen und senkt die Stimme zu einem Flüstern. „Was wäre, wenn ja?“ Ich blinzele ihn an. Ich denke, er weiß es, hat aber vielleicht versprochen nichts zu sagen. Das würde zu ihm passen. Ich lächle kurz, dann sehe ich ihn ernst an. „Ich... Ich habe etwas gesehen, dass nicht für meine Augen bestimmt war“, gebe ich zu, kralle die Finger fest in mein Shirt. „Du hast sie gesehen?!“, flüstert Tanaka angespannt und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich blinzle nervös. „Nein. Eben nicht.“, gebe ich zurück und er sieht mich verwirrt an. „Aber das hättest du gern?“ „Ja.“ Ich senke den Blick. Moment, was habe ich gerade bejaht? „Was? Nein!“ Ich bin schon ganz durcheinander. „Das habe ich nicht gesehen.“ „Was dann?“ Als ich ihn ansehe, wirkt er ernsthaft besorgt. Ich atme durch. „Ich habe Asahi gesehen... aber der da bei ihm war... das war nicht Noya.“ Ich brauche einen Moment ehe ich mich traue zu Tanaka aufzusehen. Er starrt mich fassungslos an. „Bist...du dir sicher?“, fragt er schließlich schwerfällig. „Ja.“ Ich nicke leicht. „Es war zwar ziemlich dunkel, aber da war Asahi. Asahi hat mit jemandem....“ Ich spüre wie ich rot werde. „Er hat mit jemandem rumge...macht. Und der andere der war... so groß wie er.“ Als ich aufsehe, schüttelt Tanaka mit dem Kopf. „Du musst dich irren, das kann nicht sein.“ Er sieht mich ernst an, ich blinzele nur. „Du musst dir echt sicher sein, wenn du sowas behauptest. Lauf nicht rum und erzähl irgendwelche Märchen, verstanden?“ Ich sehe ihn entgeistert an. „Solche Sachen plaudert man nicht rum, sonst entstehen ganz schnell Gerüchte. Verstehst du?“ Scharf durchbohrt mich sein Blick. Ich senke schüchtern den Kopf. „Ich... Ich habe nicht vor es jemandem zu erzählen. Ehrlich.“ „Und warum erzählst du es mir?“ „Weil...“, sage ich ehrlich. „Weil ich mir Sorgen um Noya mache.“ Ich sehe ihm in die Augen und er blickt tief zurück in meine, als wollte er prüfen, ob ich die Wahrheit sage. „Und ich denke, es ist vielleicht angenehmer für ihn, wenn er es von dir erfährt.“ Tanaka blinzelt überrascht. Dann lächelt er sanft. „Du bist einer von den Guten, Hinata“, klingt seine Stimme sanft in mein Ohr. Ich hebe den Kopf, sehe ihn überrascht an. Er legt die Hand auf meine Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Das klärt sich sicher auf.“ Ich nicke. Das hoffe ich auch. *** Nach dem Training machen wir uns auf den Weg zu Kageyama. Gedankenversunken trotte ich neben ihm her. Wir sind verabredet heute noch zusammen für die Englischprüfung morgen zu lernen. Wie ich mich darauf jetzt allerdings konzentrieren soll, weiß ich nicht. Ich muss immer an Asahi denken und hoffe sehr, das alles nur ein Missverständnis war. Wir haben uns schon ein ganzes Stück von der Schule entfernt, da höre ich plötzlich ein Rufen. Ich drehe mich um. Noya kommt auf uns zu gestürmt. „Hinata!“ Ich schrecke zusammen und nehme meine Tasche in beide Hände. Wenige Sekunden später kommt er keuchend vor mir zum Stehen und stützt sich mit den Hände an meinen Schultern ab. „Noya...“, sage ich perplex. Muss er nicht in die andere Richtung, um nach Hause zu kommen? Er schnappt schwerfällig nach Luft, dann sieht er mir ernst in die Augen. Ob Tanaka mit ihm gesprochen hat? Ich bin nervös, greife meine Tasche fester. „Was du gesehen hast...“ Tanaka hat mit ihm gesprochen. Er keucht, atmet nochmal durch. „Das, was du gesehen hast, das war...ich.“ Er haut mir lachend auf den Kopf und ich lasse vor Schreck meine Tasche fallen. „Was?!“ Ich schlage eine Hand vor den Mund, die Situation ist mir peinlich. „Du hast mich nur von hinten gesehen.“ Er greift runter und zieht an seinem Gürtel. „Aber...“ Ich sehe an ihm herab. Er trägt eine Jeans. Das ist doch...tatsächlich die Jeans , die ich gesehen habe!. „Aber du warst... ich meine... du warst so groß wie Asahi...“, protestiere ich. Er lacht. „Das stimmt.“ Ich sehe ihn irritiert an. Er klopft mir auf die Schulter und zwinkert. „Ich habe auf einer Kiste gestanden.“ Was?! „Ja. Ich wollte es ihm bequem machen, dass er sich nicht immer zu mir runter beugen muss.“ Er wird ein wenig rot, was ihn niedlich aussehen lässt. Ich seufze und lächle ihn dann kurz an, bevor ich meinen Blick tief senke. „Oh man. Tut mir echt leid. Also alles.... Das Missverständnis...und auch, dass ich es überhaupt gesehen habe...“ Schuldbewusst lasse ich den Kopf hängen. „Kein Ding.“ Noya lächelt breit. „Ich finde es echt cool von dir, dass du es Ryu gesagt hast.“ „Ehrlich?“ Ich sehe ihn unsicher an, doch er lacht. „Ja. Als er mich drauf angesprochen hat, wäre er fast im Erdboden versunken, so unangenehm war es ihm.“ Ich blinzle überrascht. „Du wärst bestimmt gestorben, ehe du ein Wort rausbekommen hättest.“ Er lacht nochmal, diesmal lauter. Da hat er wahrscheinlich Recht. Ich hätte es ihm nicht sagen können. „Also, Danke, dass du dich um mich sorgst.“ Er boxt mich auf die Schulter und ich kichere. „Gerne.“ Er nickt mir zu, dreht sich um und läuft wieder in die andere Richtung. „Also, was ihr da habt, da steig ich nicht durch.“ Erschrocken sehe ich rüber zu Kageyama, als seine Stimme in mein Ohr dringt. Ich hatte kurz komplett vergessen, dass er hinter mir steht. Ich beginne zu lachen. *** Ich liege auf Kageymas Bett und strecke das Englischbuch über mir in die Luft. Seit gefühlten Stunden versuche ich die Grammatikübung zu meistern, aber inzwischen bin ich einfach nur noch müde. Ich sehe rüber zu Kageyama, der tief über sein Buch gebeugt, am Schreibtisch sitzt. Gähnend wende ich mich wieder dem Buch zu, ich möchte ihn nicht stören. Meine Sicht trübt sich und ich reibe mir durch die Augen. Schwer schlägt meine Hand auf das Kissen und ich dämmere weg... Da... Da ist ein warmer, ganz leichter Druck auf meinem Bauch, als ich langsam wieder zu Sinnen komme. Ich spüre einen Kuss, lasse mein Augen genussvoll geschlossen. Ich bin wohl eingeschlafen... Und Kageyama scheint sich entschlossen zu haben mich zu wecken. Mit einem Kuss? So etwas romantisches hatte ich gar nicht von ihm erwartet. Ich bewege sanft meine Lippen, erwidere seine gefühlvolle Berührung. Er zieht Luft durch die Nase ein. Hat er sich erschrocken? Ich drücke mich etwas fester an seine Lippen „Mh...“ Er lehnt sich zurück und ich öffne meine Augen. Er sieht mich mit halboffenen Augen an. Ich lächle. „So sanft bin ich wohl noch nie geweckt worden.“ Er sieht zur Seite, dann lächelt er auch. „Du, Hinata...“ Er sieht mich verlegen an. „Darf ich was ausprobieren?“ Ich drehe den Kopf leicht. Wenn man bedenkt, dass ich... und ich glaube er auch... also, dass wir keinerlei Erfahrung haben, mit solchen Dingen, die man eben in einer Beziehung so macht, dann... dann ist wohl alles ein Ausprobieren. „Ja, klar.“ Ich lächle ihn an. Er nickt und beugt sich über mich. So zu ihm aufzusehen, gefällt mir sehr. Er wirkt wie ein großer Schirm, der sich schützend über meinem Kopf aufspannt. Ich fühle mich wohl. Er legt die Hand an meine Wange und küsst mich zärtlich. Ich schließe die Augen, genieße seine Nähe. Seine Finger wandern meinen Kiefer hinunter zu meinem Hals, wo sie sich im Nacken in meinen Haaren vergraben. Angetan öffne ich meinen Mund ein Stück weiter, presse meine Lippen fester gegen seine. Seine Hand schiebt sich in den Kragen meines Hemdes. Ich werde rot als mir klar wird, dass sich seine Hand nun unter meinen Klamotten befindet. Er bewegt die Finger, fährt mit sanftem Druck über meine Nackenmuskeln. „Aw...“, seufze ich genussvoll und lasse den Kopf nach hinten fallen. Das ist ja wie eine Massage und es tut sooo gut. „Das ist toll...“, hauche ich und genieße das Gefühl der Entspannung, was sich langsam in mir ausbreitet. Als mich etwas am Kinn kitzelt öffne ich die Augen. Es sind Kageyamas Haare, er hat sich runter gebeugt. Gerade will ich meine Augen wieder schließen, da spüre ich seinen Kuss an meinem Hals. Ein warmer Schauer durchfährt mich und ich bekomme Gänsehaut. Wow. Wie empfindlich diese Stelle ist. Während seine rechte Hand meinen Nacken massiert, legt er nun seine linke Hand auf meine Brust. Ich spüre die Wärme deutlich durch den Stoff meines Hemdes. Er fährt mit der Hand umher, bis schließlich zwei Knöpfe aus ihren Löchern rutschen. Ich spüre, wie meine Wangen wärmer werden, beobachte seine Hand, genieße dabei seine sanften Küsse an meinem Hals. Reizüberflutet schließe ich die Augen, da spüre ich auf meiner Brust, seine Haut an meiner. „Hah...“, tritt es ohne mein Zutun aus meinem Mund und ich werfe den Kopf in den Nacken. Seine Bewegungen frieren ein. Als ich dies bemerke, öffne ich wieder meine Augen und sehe ihn an. Sein Gesicht ist direkt vor meinem, die Wangen sind gerötet, er sieht zur Seite. Ich blinzele irritiert. Was hat er denn? „Hey...“, seufze ich und er wird noch röter. „Was ist? Warum hörst du auf?“ „Weil...“, beginnt er zögerlich, hält den Blick beharrlich von mir abgewandt. „Weil es funktioniert.“ „Das was du ausprobieren wolltest?“ Er nickt. „Was wolltest du denn testen?“ „Ob...“ Jetzt sieht er aus wie eine Tomate. Ich sehe ihn fragend an. „Ob du auch so ein Geräusch machst, wenn ich...“ Er hält inne. „Was?!“ Ich werde spürbar rot. „Du wolltest, dass ich....“ Meine Stimme wird wieder leiser. „Aufkeuche?“ Er blinzelt verlegen, duckt sich leicht. „Und was meinst du mit ´auch´?“ Er schweigt. Ich sehe ihn fragend an, überlege, worauf er hinaus will. „So wie...er“, sagt Kageyama schließlich und ich blinzele. „Meinst du etwa... wie im... wie im Geräteraum?“, schlussfolgere ich und er nickt. Ich sehe ihn verdutzt an. Hat er etwa in den Nachbarraum gespannt, weil er sich etwas abgucken wollte? Ich werde rot, sehe zur anderen Seite als er. Eine Weile verharren wir in dieser Position. Ich möchte irgendwas tun, um diese angespannte Situation aufzulockern. Bestimmt ist es ihm jetzt peinlich und er schafft es nicht über seinen Schatten zu springen und etwas zu tun oder zu sagen. Das sähe ihm ähnlich. Was kann ich also machen? Was will ich denn? Ich denke kurz nach, doch eigentlich ist es mir sofort klar. „Hast du...?“ Er sieht mich an, ich senke verlegen den Kopf, halte aber den Blickkontakt. „Hast du noch etwas anderes gelernt, dass du ausprobieren möchtest?“ Seine Augen werden groß, mit so einer Reaktion von mir hat er offensichtlich nicht gerechnet. Plötzlich bäumt er sich hoch, lässt sich auf mich fallen und küsst mich einnehmend. Kurz bin ich überrascht, doch ich lasse mich darauf ein. Sein Gewicht drückt auf meine Hüfte, als ich merke, dass er seine Knie zwischen meine manövriert. Ich hebe die Arme, lege meine Hände in seinen Nacken und ziehe seinen Kopf näher an meinen heran. Als sich unsere Zungen berühren, klingelt mein Handy. Erschrocken atme ich ein und er weicht zurück. Ich sehe ihn überfordert an. Er hebt den Kopf und sieht an die Wand hinter mir. „Wie spät ist es?“, meint er plötzlich und ich angele nach meinem Handy. Meine Mutter ruft mich an. „Kurz vor neun“, antworte ich ihm. Mit geröteten Wangen räuspere ich mich, dann gehe ich dran. Verständlicher Weise ist meine Mutter wütend, dass ich so spät noch nicht zu Hause bin. Ich erkläre ihr, dass ich mit Kageyama für Englisch gelernt habe und irgendwann beruhigt sie sich wieder. Ich lege auf und seufze. Kageyama sitzt mittlerweile neben mir auf dem Bett. „Meine Mutter sagt, morgen ist Schule und ich soll vernünftig schlafen...Ich soll nach Hause kommen.“ „Das dachte ich mir“, entgegnet Kageyama und sieht zur Decke rauf. „Soll ich dich bringen?“ Ich lächle ihn sanft an. „Das wäre schön.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)