Hate That I Love You von SocialDistortion ([OikawaxOC]) ================================================================================ Kapitel 24: okinawa - a hug, a kiss and...what else? ---------------------------------------------------- ● • . Oikawa sah sie für eine kurze Zeit einfach nur schweigend an. Als ob in ihrem Gesicht die Antwort zu all den Unklarheiten geschrieben wären. »Nein., also....ich weiß auch nicht, in welche Richtung das alles geht und wie das alles enden wird. Und dazu zählt auch das mit Hina. Es ist verwirrend und in vielen Dingen mache ich mir selbst etwas vor. Aber...zumindest weiß ich jetzt ungefähr, was wir tun müssen.« Wie zuvor auch hob er plötzlich seinen Arm. Dieses Mal legte er seine Hand allerdings in ihren Nacken. Aufgrund der Erfahrungen von früher rechnete sie damit, dass er sie näher zu sich ziehen würde, jedoch tat er es nicht. Natürlich tat er das nicht... Ihre Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie die Wärme, die von seiner Hand ausging, spürte. Ernsthaft perplex über diese Berührung und seinen letzten Satz schluckte sie schwer. Sie ignorierte die Nervosität in ihrem Inneren. »T-Tatsächlich?« »Ja«, murmelte er, während sich sein Blick auf ihre Lippen richtete, »wir müssen nur herausfinden, was wir möchten.« Nur...was? »Hey! Raus da! Sofort! Nachts im Meer zu schwimmen ist verboten!«, ertönte es plötzlich lautstark vom Strand und sorgte dafür, dass alle Anwesenden die Gespräche unterbrachen. Auch Asuna und Tōru überhörten die aufgebrachte Stimme nicht und sprangen nahezu erschrocken auseinander, auch wenn sie nicht mehr getan hatten, als sich anzustarren. Beide sahen zum Strand. Eine Person fuchtelte wild mit seiner Taschenlampe herum und mit einem kurzen Blick auf den Setter beschloss sie, dass es wohl das Beste war, von hier abzuhauen. Gemeinsam verließen sie das Wasser. In dem ganzen Tumult sprachen sie kein Wort miteinander. Ab und zu sah sie zu ihm, doch weder sie noch er wagten es, nochmal das Gespräch von vorhin aufzugreifen. Es endete damit, dass die Partystimmung zunichtegemacht wurde und alle in ihre Zimmer gingen. Asuna würde also auch die letzte Nacht mit Oikawa verbringen. Es war nach wie vor merkwürdig. Verdammt merkwürdig, um ehrlich zu sein. Vor allem nach dem Moment im Meer. Außerdem war sie vollkommen nüchtern. Sie würde sich demnach an jedes einzelne Wort und an jede einzelne Tat erinnern. Nicht, dass sie etwas vorhatte, aber in Oikawas Gegenwart war es schwer, sich wie immer zu verhalten. Jetzt stand sie allerdings auf dem kleinen Balkon, welcher in Richtung des Meeres lag und somit den besten Ausblick bot. Sie hatte sich nach einer längeren Zeit unter der Dusche entschlossen, noch nicht sofort unter die Decke zu kriechen. Aus diesem Grund genoss sie den dezenten Nachtwind, wobei sie dieses Mal ihren eigenen Pyjama, welcher aus einer kurzen Shorts und einem Shirt mit dünnen Trägern bestand, trug. Asuna drehte sich um und starrte deshalb direkt auf das...Bett. Sie wollte nicht so dramatisch klingen, aber es behagte ihr nicht. Sie wusste nicht warum. Immerhin war sie alt genug, um damit klar zu kommen. Es war ja nur ein bescheuertes Doppelbett. Platz genug, um beim Schlafen nicht eng aneinanderzukleben. Und es war ja nicht so, als hätten sie es noch nie für weitaus intimere Dinge genutzt. Vielleicht war es aber auch gerade dieser Gedanke, der das Unbehagen auslöste... Asuna riss sich von dem Möbelstück los, als sie hörte, dass die Badezimmertür geöffnet wurde. Oikawa erschien in ihrem Blickfeld. Zudem war er dieses Mal vernünftig genug, um Kleidung zu tragen. Dennoch sah sie schnell auf den unspektakulären Holzboden im Zimmer, da ihr sein intensiver Blick von vorhin abermals durch den Kopf ging. Um sich selbst abzulenken, verließ sie den Balkon und schmiss sich auf ihre Seite des Bettes. Während sie nach ihrem Handy griff, fragte sie: »Ihr habt noch ungefähr vier Wochen bis zu den Playoffs, oder?« Es war eine weniger aufregende Feststellung, doch sie wollte diese Stille brechen, die sich unangenehm breitgemacht hatte. Oikawa schien fast genauso überrascht über die Tatsache, dass sie diejenige war, die die Stille brach, wie über ihr Wissen, wie viele Wochen sie noch bis zu den Spielen hatten. »25 Tage, um genau zu sein, aber woher weißt ausgerechnet du das?«, antwortete er, während er ein paar Kleidungsstücke in seiner Tasche verschwinden ließ.   »Deine Volleyballfreunde posten zu viel Zeug auf Instagram«, erwiderte sie schulterzuckend und dachte den einen Jungen aus der Zweiten, der gefühlt sein gesamtes Leben auf der Plattform veröffentlichte. »Ach ja? Vielleicht sollte ich von jetzt an auch mehr Bilder posten, damit meine Schönheit deinen Tag versüßen kann.« Er lachte leise bei ihrem angewiderten Gesichtsausdruck und griff nach seinem Handy. »Hast du gerade Instagram geöffnet? Warte!« Asuna sah ihm dabei zu, wie er seinen Arm ausstreckte und dem Smartphone entgegen grinste. Nach dem typischen Fotogeräusch tippte er kurz auf dem Bildschirm herum und schmiss das Gerät schließlich mit einem »Gern geschehen« auf das Bett. Skeptisch aktualisierte sie den Feed. Als ob das Selfie tatsächlich etwas geworden ist, ging ihr durch Kopf, musste ihre Worte jedoch sofort zurücknehmen. Fast schon fassungslos sah sie von ihrem Handy zu dem Setter. »Wie zum Teufel schaffst du es mit einem Versuch, ein gutes Foto von dir zu machen? Bei diesem Licht?« »Wozu mehr Versuche, wenn ich aussehe wie ich...naja aussehe?« Er grinste, da es seine Art war zu sagen, dass niemand so gut aussah wie er. Wenn sie ehrlich war, konnte sie nichts dagegen sagen. Immerhin lag er damit nicht so falsch. Statt zu antworten, warf sie nochmal einen Blick auf seinen Post. Er hatte bereits nach zwei Minuten einige Likes und Kommentare, als hätten viele auf ein Bild von Oikawa Tōru gewartet. Seine Beschreibung war hingegen indirekt an sie gerichtet. Um deinen Tag zu versüßen. Es folgten Emojis wie eine Palme, Sonne und ein Volleyball.   Sie schenkte dem Bild kein Herz, sondern legte das Handy auf die Seite, ehe sie nach unten rutschte und die Decke weiter nach oben zog. Erst jetzt merkte sie, wie müde sie eigentlich war. Sie hatte zwar den gesamten Tag nicht viel gemacht, aber wie es scheint, war das Nichtstun nur noch schlimmer. Deshalb gähnte sie erst mal ausgiebig. Oikawa nahm dies als Anlass, sich mit Wucht aufs Bett zu schmeißen, sodass Asuna kurz befürchtete, es würde unter der Last zusammenbrechen. Grund genug, um ihm einen irritierten Blick zuzuwerfen, den er gekonnt ignorierte. Asuna verdrehte die Augen und starrte anschließend an die Decke. Ihr war warm, obwohl die Temperatur im Zimmer dank der Klimaanlage recht angenehm war. Dennoch konnte sie sich langsam mit der Tatsache anfreunden, dass Oikawa keinen Meter von ihr entfernt lag. Sie holte tief Luft und schloss ihre Lider. Dabei vernahm sie ein leises Klicken. Das kleine Nachtlicht war aus und somit war der Mond die einzige Lichtquelle. Unweigerlich schweiften ihre Gedanken wieder zu dem Moment, bevor sie so..abrupt voneinander losgerissen wurden. Noch nie hatten sie so ehrlich über die Situation zwischen ihnen gesprochen und doch hatte sich nicht viel zwischen ihnen geändert. War das möglich? Sie öffnete wieder ihre Augen und drehte ihren Kopf nach links. Oikawa lag auf der Seite in ihre Richtung. Sie wusste nicht, ob er schlief. Zumindest atmete er gleichmäßig. Anstatt ihn länger anzustarren, wandte sie ihm den Rücken zu. Herausfinden, was wir möchten, kam ihr wieder in den Sinn. Schön und gut, aber was war nun dieses Wie? Mehr Zeit miteinander verbringen? Das taten sie bereits. Also wie zum Teufel sollten sie das tun? Asuna hätte beinahe frustriert geseufzt, änderte stattdessen die Position. Und das sollte nicht das letzte Mal sein. Ständig war sie mit der Art und Weise, wie sie lag, unzufrieden. Als sie wieder herumrutschte und ihren Oberkörper aufrichtete, drückte sie plötzlich jemand wieder zurück auf die Matratze. »Könntest du mir einen Gefallen tun und einfach ruhig bleiben?«, murmelte Oikawa müde. Asuna verharrte in ihrer Position. »Sorry. Es ist merkwürdig...dass jemand neben mir liegt.« Er seufzte. »Ich weiß, aber du machst mich echt verrückt damit.« Sie erwiderte darauf nichts und bemühte sich nun, in einer Position zu verweilen. Es war schwierig und die ruhige Atmung von Oikawa neben ihr trug nicht dazu bei, dass es ihr leichter fiel. Dennoch verharrte sie in den nächsten Minuten auf ihrem Rücken, wohl wissend, dass sie noch länger wachliegen würde. Sie hatte öfters Schwierigkeiten mit dem Einschlafen, deshalb störte sie der Gedanke an wenige Stunden Schlaf nicht. Es waren vielmehr die folgenden Gedanken, die sie nervös machten. Es war auch nicht das nicht das erste Mal, dass sie ein Thema für eine Weile unter den Tisch kehrten und sich Asuna jedoch darüber den Kopf zerbrach. Wenig überraschend, dass sie erst nach mehr als einer Stunde einschlief. ♛♔ Asuna erwachte am nächsten Morgen nichtsdestotrotz ausgeruht und von einer angenehmen Wärme umgeben. Sie drückte ihr Gesicht tiefer in das Kissen und rutschte ein Stück nach hinten. Die regelmäßige Atmung hinter ihr war Grund dafür, dass sie einige Male blinzelte. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnte und ihr auffiel, woher diese Wärmequelle kam. Die Wärmequelle und diese geringe Last auf ihrer Hüfte... Aus ihren Augen, die sie bis jetzt noch nicht zur Gänze geöffnet hatte, war plötzlich die übliche Morgenmüdigkeit verschwunden. Langsam wanderte ihr Blick nah unten, während sie versuchte, den Lufthauch in ihrem Nacken zu ignorieren. Sie hatte die Bettdecke nachts wohl nach unten getreten, denn sie war nur zur Hälfte bedeckt. Das war jedoch nicht das, was sie...überraschte. Vorsichtig griff sie nach dem Arm, der sie daran hinderte, aufzustehen. Sie schob ihn von sich und entfernte sich von dem warmen Körper. Dabei versuchte sie keinen Lärm zu machen, denn sie wollte Oikawa nicht wecken. Dennoch atmete sie erleichtert auf, als sie das Bett verlassen hatte und in Richtung Badezimmer ging. Einen verstohlenen Blick zu dem Setter konnte sie sich nicht verkneifen. Sein Arm war unverändert ausgestreckt auf jener Seite, auf der sie bis vor kurzem noch gelegen hatte. Wie lange hatten sie die Nacht in dieser Position verbracht? Asuna schüttelte den Kopf und verschwand mit neuer Kleidung im Bad. Obwohl sie erst gestern Abend geduscht hatte, ließ sie es sich nicht nehmen, nochmal unter den kalten Wasserstrahl zu springen. Es befreite ihren Kopf von all den wirren Gedanken und kühlte auch ihren erhitzten Körper. Dass sie so dicht an Oikawa geschlafen hatte, hatte nicht zu einer Besserung ihres Befindens beigetragen. Als sie in ihrem weißen Sommerkleid das Bad wieder verließ, konnte sie nicht anders, als in der Tür stehen zu bleiben und einen belustigten Blick auf Oikawa zu werfen. Er war mittlerweile wach und hatte sich aufgesetzt. Seine sonst so perfekten Haare waren zerzaust und seine Augen hatte er aufgrund der Helligkeit zusammengekniffen. Er sah richtig niedlich aus und irgendwie bereute sie es gerade, dass sie bis jetzt nie eine gesamte Nacht miteinander verbracht hatten. Dieser Anblick war definitiv viel wert. »Du siehst aus, als könntest du noch ein paar Minuten Schlaf benötigen«, kommentiere sie belustigt und schritt durchs Zimmer, um ihr Handy zu holen. »Ich habe aber Hunger«, erwiderte er mit rauer Stimme und verlieh seinem Erscheinungsbild die Attraktivität, für die er so bekannt war. Verschwunden war die Niedlichkeit, die Asuna doch irgendwie genossen hatte.   »Dann...steh auf? Soweit ich weiß, sind Jana und Iwa bereits frühstücken.« Sie checkte kurz die Uhrzeit. So spät stand sie normalerweise selten auf. Sie musste wirklich gut geschlafen haben… »Hilf mir!« Oikawa streckte seine Arme aus und wartete darauf, dass sie seiner Aufforderung nachkam. Sie sah ihn allerdings konfus an und machte keine Anstalten, auf ihn zu hören. »Bestimmt nicht.« »Bitte?«, fügte er mit einem seichten Grinsen hinzu. Asuna wusste nicht wieso, aber sie seufzte genervt und umrundete das Bett. Sie hielt ihm ihre Hand entgegen, damit sie ihn mit einem Ruck dabei helfen konnte, aufzustehen. Es war schwerer als gedacht. Vor allem als er meinte, sie ärgern zu müssen und einmal überraschenderweise anzuziehen. Beinahe wäre sie aufs Bett gefallen, wenn sie sich nicht reflexartig abgefangen hätte. Sie warf ihm einen genervten Blick zu, woraufhin er leise lachte und meinte: »Sorry. Alte Angewohnheit.« »Du bist manchmal wirklich unausstehlich«, murmelte sie und verließ das Zimmer, ohne nochmal nach hinten zu sehen. Unten im Speisesaal fand sie Jana und Iwa ziemlich schnell. »Wie hältst du es eigentlich aus, so viel Zeit mit Oikawa zu verbringen?« Asuna fragte den Volleyballspieler direkt, nachdem sie beim Kellner eine Tasse Kaffee bestellt hatte. Iwa lachte über ihren Gesichtsausdruck, der ihre Begeisterung wohl deutlich machte. »Jahrelange Übung und eine sehr hohe Toleranzgrenze.« Daraufhin blies Asuna unzufrieden ihre Backen auf und holte sich kommentarlos ihr Frühstück beim Buffet. Als sie zurück war, hatte auch Oikawa zu ihnen gefunden. »...bewegt sich ständig und braucht echt viel Platz. Einmal hätte sie mir sogar beinahe ins Gesicht geschlagen«, beendete er gerade seine Erzählung und sie wusste natürlich sofort, worum es hier ging. Deshalb setzte sie sich mit hochgezogenen Augenbrauen neben ihn. Ihre Miene zeigte, dass sie wenig beeindruckt davon war, dass er von ihren Schlafgewohnheiten erzählte. Jana grinste und erwiderte: »Asuna teilt nicht gerne. Merk dir das.« »So schlimm ist es nicht«, begann Asuna, die nicht länger einfach nur zuhören konnte. »Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass jemand neben mir schläft. Das ist alles.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich auch nicht, aber habe ich mich ständig hin und her bewegt? Nein, denn ich bin in derselben Position aufgewacht wie ich eingeschlafen bin.« Er klopfte sich stolz auf seine Schultern, als wäre dies der ultimative Erfolg. Asuna schnaubte. »Stimmt doch gar nicht. Du hast mehr als die Hälfte des Bettes eingenommen und hast heute Morgen an mir geklebt wie Kaugummi«, erwiderte sie, bevor sie über ihre Worte nachdenken konnte.   »Tatsächlich? Dann habe ich dich wohl mit einem Kissen verwechselt. Das erklärt auch, warum ich so gut geschlafen habe.« Er grinste und war kurz davor, ihr zuzuzwinkern. Iwa hob bei den Aussagen seine Augenbrauen. »Anscheinend war die gemeinsame Nacht doch nicht so schlimm wie anfangs gedacht.« »Es war ganz okay. Immerhin habe ich die meiste Zeit geschlafen«, grummelte Asuna, während sie sich eine Tomate in den Mund schob. »Ich habe mich schon immer gefragt, wie sich ein Ganz okay aus Kura-chans Mund so anhört. Schmerzt dem Ego ganz schön.« Er griff sich theatralisch an die Brust. Jana lachte leise und meinte: »Angenommen wir denken gerade in dieselbe Richtung, enttäusche ich dich nur ungern, Oikawa-san. Frauen sprechen so etwas nicht einfach aus, sie erzählen es nur ihren besten Freundinnen.« Asuna verschluckte sich an ihrem Orangensaft, während Iwa laut auflachte. »Jana! Du darfst doch nicht einfach so Frauengeheimnisse ausplaudern«, antwortete sie empört. »Warte!«, Iwa schien sich wieder erholt zu haben, »Frauen tun das wirklich?«   »Ihr etwa nicht?«, antwortete Jana ernsthaft überrascht. »Nie im Leben war ich einfach...nur okay,« grummelte Oikawa neben ihr und war offensichtlich einer Existenzkrise nahe, »oder?« Fragend sah er sie an und erwartete sich eine ernsthafte Antwort. Asuna hob langsam die Schultern. Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen, seine Frage unbeantwortet zu lassen und so seinem Ego zumindest einen kleinen Dämpfer zu geben. Manchmal schadete es nicht, ihm nicht das zu geben, was er wollte. Wenn sie ehrlich war, dann machte es sogar Spaß. Vor allem, wenn er sie so perplex ansah. Das tat er viel zu selten. Als sie Janas Blick begegnete, formte diese sofort mit ihren Lippen »Lügnerin«, woraufhin Asuna dann doch grinsen musste. Natürlich log sie. Wenn das jemand wusste, dann ihre beste Freundin. Damit war das Gespräch darüber auch beendet, wenn man das Gejammer seitens Oikawa ignorierte. Demnach wurde über die heutigen Pläne des letzten Tages hier in Okinawa gesprochen. Der Flug würde erst um 18 Uhr starteten, weshalb sie noch einen Großteil des Tages nutzen konnten. Jana und Asuna hatten vor, in die Stadt zu gehen und einige Dinge zu kaufen, während die Jungs noch ein letztes Mal am Strand Volleyball spielen wollten. Die beiden Schülerinnen schlossen sich Mia, Lu und Suki an und verbrachten so die letzten Stunden hier in Okinawa. Ehe sie sich versahen, saßen sie im Flugzeug auf den Weg zurück nach Miyagi. Es stimmte Asuna wehmütig, denn sie würde den Strand und vor allem die Zeit, in der sie nichts lernen musste, vermissen. Zurück in den Alltag bedeutete zudem auch, dass sie Hina wieder täglich begegnen würde und darauf hatte sie absolut keine Lust. Am liebsten würde sie der jüngeren Schülerin vor allen Leuten die Meinung sagen, damit jeder die wahre Hina kennenlernte. Allerdings wollte sie sich nicht auf ihr Niveau herablassen. Stattdessen würde Asuna mit Freundlichkeit zurückschlagen. Immerhin war dieses Verhalten frustrierender. Zumindest würde sie es so empfinden. Wenn sie ehrlich war, dann war sie fast schon neugierig darauf, wie sich die Zweitklässlerin nun verhalten würde. Immerhin hatte Asuna die Worte der jüngeren nicht vergessen. In Gedanken an das Gespräch vor der Abfahrt versunken sah sie aus dem kleinen Fenster. Das Zeichen für den Gurt hatte aufgehört zu leuchten, da das Flugzeug erfolgreich und ohne Turbulenzen abgehoben war. Asuna blieb jedoch angeschnallt, während sie die Aussicht bestaunte. Es war nicht das erste Mal, dass sie flog. Dank ihrer Eltern konnte sie die Flüge, die sie erlebt hatte, nicht an ihren Händen abzählen. Dennoch behagte es ihr nicht völlig. Sicherstes Verkehrsmittel hin oder her. Deshalb erhöhte sie die Lautstärke ihres Handys, damit die Musik die Geräusche um sie herum übertönte. Allerdings dauerte es genau eine halbe Stunde, bis sie kurz davor war, einzuschlafen. Und es dauerte genau eine halbe Stunde, bis ihr jemand vorsichtig einen Kopfhörer entfernte. Asuna öffnete verwirrt ihre Augen und sah zu dem Übeltäter. »Ich habe nachgedacht und ich glaube, dass ich die ideale Lösung für unser kleines...Problem habe«, meinte Oikawa und war sich keine Schuld bewusst. »Hm?«, murmelte sie heiser, während sie sich aufrichtete. »Was es auch ist, kann das nicht bis später warten?« Sie war wirklich kurz davor, einzuschlafen. Was tat er eigentlich hier? Saß er nicht ein paar Reihen hinter ihr? »Nein...also theoretisch ja...aber wir haben jetzt mehr als zwei Stunden bis wir wieder landen. Wer weiß, ob wir zu Hause wieder so viel Zeit haben, um zu reden.« Asuna sah ihn forschend an. Sie war zugegeben neugierig, welchen Plan er sich ausgedacht hatte. Außerdem fragte sie sich, weshalb er eine Serviette in seiner Hand hielt. »Okay, dann leg los.« »Naja...Sex ist keine Lösung«, begann er und erntete hochgezogenen Augenbrauen von Asuna. »Was ich damit sagen möchte: Wir wissen beide, dass wir irgendetwas tun müssen, damit uns klar wird, was genau wir wollen. Darüber haben wir gestern bereits gesprochen. Also habe ich diese Liste erstellt.« Er wedelte mit dem mysteriösen Stück Stoff vor ihrem Gesicht herum. »Eine...Liste?«, hakte sie skeptisch nach. Wie zum Teufel sollte eine Liste dafür sorgen, dass sie dieses Rätsel zwischen ihnen lösten? »Ja. Sie ist eigentlich nichts Besonderes. Es sind schlichte Dinge, die wir irgendwie übersprungen haben, uns aber helfen könnten, dieses Wir besser zu verstehen. Hier.« Er drückte ihr das ominöse Stück Stoff in die Hand. Mit einem letzten Blick zu Oikawa, las sie sich die einzelnen Punkte durch. Es waren nicht viele, aber es reichte aus, damit ihre Atmung ins Stocken geriet.   »Eine Umarmung, ein Date, ein Kuss und,« sie stoppte und hielt die Serviette näher, um auch den letzten und durchgestrichenen Punkt lesen zu können, »eine Nacht?« Sie war verwirrt. »Ja, also wie gesagt...es ist nichts Besonderes.« Er mied ihren Blick, als wäre ihm die Liste nun doch unangenehm. »Aber haben wir die Hälfte davon nicht schon getan?« Oikawa runzelte die Stirn. »Nicht wirklich. Also ja, wir haben uns geküsst, aber irgendwie auch nicht. Zumindest kann ich mich nur an ein einziges Mal erinnern und das ist nicht sonderlich gut verlaufen. Und ein Date hatten wir auch noch nie. Nur zufällige Treffen oder ein gemeinsames Nachhausegehen.« »Was ist mit der Umarmung? Wieso hast du das aufgeschrieben?«, fragte sie ernsthaft nach. Eine Umarmung war so banal, dass es sie auf seiner Liste überraschte. »Ich weiß, dass es sich bescheuert anhört, aber mir ist aufgefallen, dass wir uns noch nie umarmt haben.« Er seufzte und starrte auf seine Hände. »Und ich weiß auch, dass all die Punkte komisch und auf den ersten Moment nichtssagend erscheinen. Und mir ist klar, dass eine Umarmung nichts Außergewöhnliches ist, aber ich denke, dass wir genau diese gewöhnlichen Dinge brauchen, um unsere Gefühle einschätzen zu können. Wir müssen bei Null anfangen. Bei mehr Zeit alleine, Dates, einfache Umarmungen und vielleicht einem Kuss.« Asuna sah ihn zugegeben sprachlos an. Sie hatte nicht mit solchen Worten gerechnet. Er war ernst und verdammt ehrlich. Beides Eigenschaften, die sie faszinierten und um die sie ihn beneidet, aber je länger sie über seine Worte nachdachte, desto klarer wurden sie. Er hatte recht. Sie mussten klein anfangen und sich irgendwie nach oben arbeiten. So schwer sie sich auch tun würde. Obwohl sie ernste Gespräche nach wie vor nicht leiden konnte, antwortete sie: »Du hast recht. Mit allem. Wir haben all die kleinen Schritte ausgelassen und konnten diese eindeutigen Gefühle nie wirklich aufbauen. Wir sollten ein paar Gänge zurückschrauben und langsam anfangen uns...kennenzulernen.« Sie schluckte den Klos hinunter und kratzte ihren Nagellack, denn es war merkwürdig, ihre Gedanken auszusprechen. Noch schlimmer war es, da sie sich in einem vollen Flugzeug befanden. Kein Ort, von dem sie einfach flüchten konnte. »Also willst du dich darauf einlassen? Ich meine, was haben wir schon zu verlieren, oder?« Sie erwiderte zuerst nichts, sondern fixierte ihre Hände. Ja, was hatten sie schon zu verlieren? Jetzt gerade standen sie im...Nichts, um es dramatisch auszudrücken. Während Oikawa aufgrund ihrer Stille unruhig wurde, begann sie, das Stück Stoff zusammenzufalten. Sie sah zu Oikawa, der bei ihrem Zögern die Stirn gerunzelt hatte. Asuna kaute kurz auf ihrer Unterlippe herum, ehe sie sagte: »Ich...kann dem aber nicht zustimmen,« begann sie und Oikawa wollte bereits dazwischenreden, als sie ihm zuvorkam, »nicht bevor du mir etwas versprochen hast.« »Alles klar. Werde ich. Was ist es?«, erwiderte er, ohne zu zögern. Asuna hob kurz belustigt ihre Augenbrauen darüber, ehe sie wieder ernst wurde. »Wir wissen beide, dass Hina mehr als nur verknallt in dich ist. Du...solltest das zwischen euch klären. Was auch immer das ist. Ich kann sie zwar nicht ausstehen, aber es wäre ihr gegenüber nicht fair, sie...naja... « Sie beendete den Satz nicht, da sie nicht konnte. Immerhin wusste sie nicht, was zwischen Oikawa und der Schülerin eigentlich lief. Sie nahm allerdings an, dass Oikawa keine Absichten hatte, die Beziehung zu Hina zu intensivieren. Zumindest hätte er ihr dann nicht diese Liste präsentiert. Also war ihre Forderung doch okay, oder? Sie wollte nicht für ihn entscheiden. Das würde sie nie wollen. Wenn er sich also doch nicht sicher war, ob er… »Keine Sorge. Das hatte ich ohnehin vor«, unterbrach er ihre Gedanken. »Ich werde mit ihr reden, sobald ich sie sehe.« Bei diesen Worten fiel ihr ungemein ein großer Stein vom Herzen. Erleichtert stieß sie die Luft aus und nickte langsam. »Okay.« Sie faltete die Serviette zusammen und schloss ihre Finger fest um den Stoff. »Und jetzt sag mir, was das durchgestrichene Eine Nacht bedeutet.« Auffordernd sah sie wieder zu ihm. »Ich bin überrascht, dass du erst jetzt fragst«, fing er grinsend an. Die Ernsthaftigkeit des Gesprächs war vorerst überstanden. »Aber keine Sorge, ich hatte dabei keine Hintergedanken. Allerdings habe ich es wieder durchgestrichen, nachdem ich Nächte nur mit schlafen verbinde. Macht für unser Vorhaben logischerweise keinen Sinn.« »Ach ja? Du verbindest Nächte nur mit schlafen? Seit wann?«, hakte Asuna skeptisch nach. »Natürlich nicht nur, aber weder das eine noch das andere wären für diese Liste geeignet. Auch wenn man nachts natürlich viele andere Dinge tun könnte.« Er sah sie an, als würden ihm gerade viele dieser Dinge durch den Kopf gehen. »Hm.« Asuna legte ihren Kopf schief und drehte die Serviette zwischen ihren Fingern hin und her. »Dann fügen wir den Punkt doch einfach wieder hinzu. Wie du bereits sagtest, man kann nachts viele andere Dinge tun. Das könnte doch interessant werden, findest du nicht?« Als sie wieder dem Blick von Oikawa begegnete, war es kurz still zwischen ihnen und nur das Surren der Turbinen des Flugzeugs waren zu hören. »Okay. Dann bin ich schon gespannt, wie diese Nacht aussehen wird. Zumindest weiß ich, dass Nächte mit dir nie langweilig werden. Au!« Asuna hatte ihm mit dem Ellbogen einen Seitenhieb gegeben, da er wieder in alte Muster verfiel. Dennoch musste sie dezent schmunzeln, als sie sein Schmollen sah. Sie selbst hatte nicht verhindern können, dass in ihren vorherigen Worten die Zweideutigkeit ein wenig zu hören gewesen war. Seine Idee klang indes tatsächlich nach einem Plan und egal wie dieser ausgehen sollte – sie hatten es zumindest versucht und genau das war es, was sie brauchte. Sie wollte nicht bereuen, dass sie all das einfach an ihr vorbeiziehen ließ. Während sie darüber nachdachte, steckte sie das Headset wieder zurück in ihr Ohr. »Tu' mir einen Gefallen und wecke mich, kurz bevor wir landen.« Das leise Surren der Flugzeugturbinen und die dezenten Farben der Beleuchtung machten sie noch müder als ohnehin schon. Und da sie das Gespräch mit Oikawa nun beendet hatte, konnte sie beruhigt ihre Augen schließen. Sie würde Okinawa vermissen, aber sie war auch gespannt darauf, was Miyagi in den nächsten Monaten für sie bereit hielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)