Hate That I Love You von SocialDistortion ([OikawaxOC]) ================================================================================ Kapitel 19: okinawa - there's a bitch in each of us --------------------------------------------------- ● • . Asuna starrte gedankenverloren aus dem Fenster ihres Hotelzimmers, während sie auf dem Bett saß und mit den Spitzen ihrer frisch gewaschenen Haare spielte. Es war kurz vor 20 Uhr. Sie versuchte Zeit zu überbrücken. Nachdem sie also bereits alle Social Media Apps durch hatte und im Fernsehen auch nichts Interessantes gezeigt wurde, blieb ihr nur noch die Aussicht aufs Meer und... ihre Gedanken. Sie war abgedriftet. In eine Richtung, die ihr nicht gefiel oder die sie bis jetzt vermieden hatte. Wieso bin ich Janas Bitte überhaupt nachgekommen? Sie verfluchte sich selbst und kaute dabei auf ihrer Unterlippe herum. Sie war so bescheuert und auch mehr als nur selbst schuld, dass sie nun in dieser Situation war. Denken und dann reden. In dieser Reihenfolge sollte es eigentlich passieren, aber nein. Ihr gewaltiger synaptischer Aussetzer war verantwortlich, dass sie hier saß und es in den nächsten zwei Tagen auch noch tun würde. Wobei diese zwei Tage noch ihr geringstes Problem waren, wenn sie darüber nachdachte. Oikawa und sie hatten immerhin bereits viel Stunden miteinander verbracht. Verflucht intensive Stunden, um genau zu sein. Doch noch nie hatten sie in ein und demselben Bett geschlafen. Es mag zwar idiotisch klingen, aber das war eine verdammt große Sache. Zumindest für Asuna, die bei dem unangenehmen Gefühl in ihrem Inneren unruhig ihr Bein zu ihrem Körper zog. Sie wusste zum ersten Mal seit langen nicht, wie sie sich verhalten sollte. Bis jetzt hatte sie erfolgreich ein Gespräch mit dem Setter vermieden. Das lag allerdings auch nur daran, dass sie ihn kaum gesehen hatte. Wenn sie aber das Rauschen des Wassers im Bad hörte, dann würde sich das gleich ändern. Jana hatte vorhin gemeint, dass sie die Sache positiv sehen sollte, nur tat sie sich nach wie vor schwer, irgendetwas Positives daran zu sehen. Vielleicht würden viele Mädchen aus ihrer Schule dafür töten, mit Oikawa Tōru in einem Zimmer schlafen zu können, Asuna hingegen konnte sich Besseres vorstellen. Allen voran deshalb, da sie nach wie vor nicht wusste, was genau sie für diesen Idioten überhaupt empfand. Ja, sie benutzte bewusst dieses Wort, denn obwohl sie es am liebsten geleugnet hätte, konnte sie es nicht. Irgendetwas war da. War es körperliche Anziehung? Eindeutig. Unsicherheit? Absolut. Eifersucht, wenn er mit Hina sprach? Fuck, ja! Sie musste all das nicht im Internet nachschlagen, um zu wissen, für welche »Krankheit« diese Symptome standen. Vor ein paar Tagen war ihr der Gedanke gekommen, dass sie diese Gefühle, die sie damals in Oikawas Gegenwart wahrgenommen hatte und die sie einfach auslöschen wollte, vielleicht nie ganz weggegangen waren. In den letzten 24 Stunden war ihr dann langsam bewusst geworden, dass sie dieses Vielleicht mit einem Ziemlich sicher ersetzen konnte. Etwas war da und Asuna weigerte sich, diesem Etwas einen Namen zu geben. Noch. Wer weiß, wie lange sie sich noch dagegen sträuben konnte? Zum Glück wurde sie in diesem Moment durch das Öffnen einer Tür wieder ins Hier und Jetzt zurückbefördert. Sie riss sich von ihrem fixierten Punkt los und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Protagonisten ihrer Gedanken. Wie war das noch gleich mit den Symptomen? Statt etwas zu sagen, verfolgte sie seine Bewegungen. Sie versuchte es unauffällig zu gestalten, aber dafür war sie irgendwie zu...perplex. Er trug nur ein Handtuch um seine Hüften, weshalb sie gar nicht anders konnte, als zu starren. Wohl definierte Muskeln, die sich über seine Arme, seinen Oberkörper und die Beine zogen. Nicht zu viel, sodass es übertrieben wirkte. Genug an den richtigen Stellen, um die Fantasie anzuregen. Sie gab es nur ungern zu, aber bei Oikawa konnte sie nicht wegsehen. Vor allem nicht, wenn er kaum ein Kleidungsstück am Körper trug. So fiel ihr auch auf, dass er noch durchtrainierter aussah als früher. Sie würde es zumindest nicht überraschen, denn in letzter Zeit verbrachte er mehr Zeit im Fitnessraum der Schule als sonst jemand. Insgeheim fragte sie sich, wie er alles unter einen Hut bekam. Volleyballttraining, Kraftraining, Ausdauertraining und irgendwo dazwischen war auch noch Platz zum Lernen. Wenn sie so darüber nachdachte, dann gab es anscheinend nichts, was er nicht konnte. Und wieder einmal wunderte es sie nicht, dass so viele Mädchen aus ihrer Schule ihn in verknallt waren. Dabei wussten die meisten gar nicht, dass viel mehr hinter dem Volleyballkapitän steckte als nur ein attraktives Grinsen, gute Noten und ein sehr ansehnlicher Körper. »Unauffällig Starren war noch nie deine Stärke, Asuna«, ertönte es plötzlich von Oikawa und riss sie bereits zum zweiten Mal aus ihrer Starre. Sie blinzelte ein paar Mal und spürte die Hitze in ihren Wangen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie anscheinend bereits so lange abgedriftet war und Oikawas Oberkörper gemustert hatte. Dennoch versuchte sie den Moment zu überspielen, indem sie die Augenbrauen zusammenkniff und erwiderte: »Und du kannst dich nicht im Badezimmer anziehen, wie jeder normale Mensch, oder?« Zum wiederholten Male fragte sie sich, weshalb sie Janas Wunsch nachgekommen war, anstatt mit der Reue der Wette zu leben. Sie hatte ja gewusst, dass es speziell werden würde, mit Oikawa ein Zimmer zu teilen. Aber es machte sie tatsächlich verrückt. ER machte sie verrückt. Und dabei teilten sie sich erst seit wenigen Stunden ein Zimmer. Statt sich anzuziehen, griff er ganz beruhigt nach seinem Handy. »Asuna«, fing er fast schon belehrend an und irgendwie steigerte sich die Hitze im Gesicht, bei der Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, die Hitze ins Gesicht, »wenn du willst, dass ich mein Handtuch fallen lasse, musst du es nur sagen.« Unschwer zu erkennen, dass er anfing zu grinsen. Asuna holte tief Luft. Nur zwei Nächte. Das ist doch machbar, rief sie sich wie ein Mantra in Erinnerung. Nicht weil er sie nervte. Zumindest nicht nur und wenn sie ehrlich war, dann musste sie ein Lächeln bei diesen unverschämten Aussagen unterdrücken. Ihr kam es gerade vor, als hätten sie die körperliche Beziehung mit ihm nie beendet. Dieselben Sticheleien, dieselben Blicke, dieselbe Spannung. Nur fehlte das Wichtigste. Der Sex. Dass es aber nicht so einfach war, Körperliches von Emotionalem zu trennen, hatte sie wohl auf die unangenehme Tour gelernt. Diese Tatsache war mitunter der Grund, weshalb sie eigentlich nicht in einem Zimmer mit ihm schlafen wollte. In einem Zimmer UND in einem Bett. Alles erinnerte sie an damals und das wollte sie vermeiden, denn es fühlte sich einfach nicht richtig an. Vielleicht für manche unverständlich, doch da er anscheinend Hina näher gekommen war, als sie gehofft hatte, konnte sie nicht beruhigt einem Meter neben ihm liegen, ohne an die Zweitklässlerin zu denken. Selbst wenn sie Hina nicht ausstehen konnte, war sie kein Miststück. Jeder Blinde konnte sehen, dass Hina Oikawa mochte. Und er sie anscheinend auch, nachdem sie ja bei ihm übernachtet hatte. Asuna schüttelte den Kopf, um wieder Klarheit in ihrem Kopf zu schaffen. Sie richtete sich auf und sah Oikawa ernst an. »Okay, wir müssen ernsthaft Regeln aufstellen, damit das hier funktioniert.« Diesen Entschluss hatte sie innerhalb der letzten Sekunden gefasst, nachdem ihr Hinas Worte wieder eingefallen waren. Jedoch nicht, da sie dieser Nervensäge den Gefallen tun und sich von Oikawa fernhalten wollte. Es war eher zu ihrem eigenen Wohl. »Erstens: Keine Scherze und Anspielungen, die auf irgendeine Art und Weise Nacktheit beinhalten oder zumindest das Gespräch genau in diese Richtung lenkt. Zweitens:«, sie deutete mit einer einzigen Handbewegung auf seinen Oberkörper, »keine tatsächlich Nacktheit, selbst wenn es sich dabei nur um den Oberkörper handelt. Abgesehen am Strand natürlich. Und drittens: Abstand halten.« Der Körperkontakt am Strand hatte ihr gereicht. »Ist das dein Ernst?«, hakte Oikawa nach und hob tatsächlich überrascht über ihre Forderungen die Augenbrauen. Das Handy in seiner Hand längst vergessen. »Sehe ich aus, als würde ich scherzen?« Sie musste schwere Geschütze auffahren. Alles andere half nicht. Anstatt auf ihre rhetorische Frage einzugehen, schien er zu überlegen, woher diese plötzliche Wandlung kam. »Warte...Ist das wegen Hina?« Er verschränkte seine Arme und zog seine Augenbrauen nach oben. »Keine Ahnung, wie du darauf kommst«, erwiderte sie, nutzte dieselben Worte wie er, bevor sie in den Bus gestiegen waren und klang dabei mehr als nur ironisch. Wie war sie auf die Idee gekommen, dass Oikawa mit Hina in einer Beziehung sein konnte? Hm? Vielleicht weil sie an ihm hing wie eine Klette? Weil ihn das nicht zu stören schien? Weil sie bei ihm geschlafen hatte, obwohl Asuna und er das nie getan hatten? Er schien noch immer nicht ganz zu verstehen, woher diese Regeln kamen und was der Beweggrund hinter diesen war. »Hina und ich sind nicht zusammen. Das habe ich doch schon gesagt.« Da war es wieder. Die Aussage, die ihr Herz zugegeben für einen Bruchteil einer Sekunde höherschlagen ließ, sie aber zugleich auch auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. Asuna erhob sich und erwiderte seinen ernsten Blick. »Wie gut, dass deine Worte auch so sehr zu deinen Taten passen.« Sie wusste nicht, warum sie so bissig klang, aber sie wusste, warum sie es sofort bereute. Sie hatte kein Recht darauf, dass sie etwas daran störte. Verdammt, sie hatte wirklich kein Recht darauf. Zu abrupt unterbrach sie den Blickkontakt, den sie trotz aller Mühe nicht länger standhalten konnte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ das Zimmer. Je weiter sie sich von Oikawa entfernte, desto ruhiger wurde sie. Sie hätte nicht gedacht, dass sie so schnell...ihre Vorsätze über Bord werfen würde. Sie hatte sich echt vorgenommen, ohne Stress mit Oikawa das Zimmer zu teilen. Und im Endeffekt hatte sie es selbst ruiniert. Asuna holte tief Luft und öffnete die Tür zu Janas Zimmer, welches eigentlich auch ihr Zimmer war. Die Betonung lag auf eigentlich... Ihre gute Laune vergeblich suchend, betrat sie das Hotelzimmer. Jana hatte etwas davon erwähnt, noch die anderen Mädchen aus ihrer Klasse zu fragen. Mit vielen verstanden sie sich gut, weshalb Asuna sofort ja gesagt hatte. Deshalb sollte es auch keine Überraschung sein, dass sie von sechs Augenpaaren angestarrt wurde. »Wow, ihr seht ja motiviert aus.« Sie schmunzelte und warf einen Blick durchs Zimmer. Asuna scannte die anderen Mädchen, unter denen Lu und drei weitere aus ihrer Klasse waren. Langsam dämmerte es ihr, weshalb sie so angesehen wurde. »Wieso seid ihr so...angezogen?« Sie wusste nicht ganz, wie sie es formulieren sollte. Also ausnahmslos jede trug hohe Schuhe und auch der Rest des Outfits wirkte auf sie, als wären sie heute auf einer Mission. Eine Mission, die sie anscheinend verpasst hatte. Sie trug schlichte weiße Schuhe, die ihren flachen Sneakers ähnelten und auch sonst ein weniger auffälliges und vor allem weniger figurbetontes Outfit. Wenn sie sich mit den anderen verglich, dann würde sie sich fast schon als underdressed bezeichnen. Sie hatte sich keine Gedanken über ihre Kleidung gemacht, nachdem sie begonnen hatte, an Oikawa zu denken. »Die Frage ist eher, wieso du nicht so angezogen bist«, warf Suki, die eine hautenge Jeans und ein rückenfreies Oberteil trug, in den Raum. Suki ging in die Nebenklasse und wechselte ihre Haarfarbe öfters als alle Schüler der Aobajohsai zusammen. Sie war bekannt dafür, eine große Klappe zu haben. »Gebt der Armen doch mal etwas zu trinken. Sie sieht aus, als hätte sie es bitter nötig.« Mia reichte ihr mit einem Grinsen einen Becher, in dem bestimmt kein erfrischendes Wasser war. Sie zögerte kurz, da sie kein Fan von Alkohol war, doch ein Teil von ihr hatte das Bedürfnis, dieses bekannte Gefühl von Gleichgültigkeit selbst zu erfahren. Asuna griff nach dem Becher und setzte sich neben Jana, die bis jetzt geschwiegen hatte. Mia war eine Quasselstrippe und eigentlich fasst immer gut gelaunt. Sie erinnerte sie an Jana. »Wir haben schon auf dich gewartet.« Lu legte ihr Handy beiseite. »Alles klar?« Asuna wusste, dass es nur eine Floskel war, aber sie brachte nur ein Nicken zustande. Aus irgendeinem Grund drängte sich die Anspannung von vorhin wieder zurück an die Oberfläche. Um dieses wieder zu unterdrücken, nahm sie einen großen Schluck aus dem Becher. Wodka. Von dem Orangensaft schmeckte sie kaum etwas. Angewidert verzog sie das Gesicht. »Urgh! Wer ist hier für die Getränke zuständig?«, raunte sie und sah in die Runde. Suki hob belustigt die Hand und zuckte unbekümmert mit den Schultern. »Danke für nichts, Suki«, erwiderte sie schmunzelnd. »Du wirst mir gleich noch mehr danken, wenn ich dir etwas von mir zum Anziehen leihe.« Sie wackelte mit den Augenbrauen und wenn sie sich Suki so ansah, dann wusste sie nicht, ob sie sich darüber tatsächlich freuen sollte. Nicht, dass sie nicht hübsch und heiß aussah, aber dieses Grinsen bedeutete nichts Gutes. »Oh, ja. Da mache ich mit. Ich glaube, ich hätte Schuhe, die ich dir borgen kann!« Mia war euphorisch aufgesprungen und sofort zu ihrem Koffer gelaufen. Asuna sah skeptisch von einer Person zur anderen. Wollte sie das wirklich? »Wehe es verdeckt nicht 2/3 meiner Haut«, murmelte sie und setzte den Becher wieder an ihre Lippen. Wenn sie nicht auffallen wollte, sollte sie sich tatsächlich anders anziehen. Und da sie nichts mitgenommen hatte, was ausgehtauglich war, musste sie sich etwas leihen. Sie verfolgte das Geschehen mit Argusaugen und lehnte sich weiter zu Jana, einfach um ihr näher zu sein. Sie zeigte es nicht oft und für viele mochte es im ersten Moment merkwürdig erscheinen, aber Jana war ihr Ruhepol. Trotz ihrer aufgeweckten und offenen Art beruhigte es sie, wenn ihre beste Freundin bei ihr war. Und gerade jetzt tat es besonders gut. »Lass uns nachher reden, okay?«, versprach Jana und hielt ihr ihren eigenen Becher entgegen. Asuna nickte und stieß mit ihr an. Sie verstanden sich ohne Worte. »Okay, Asuna. Bist du bereit?«, fragte Suki plötzlich hibbelig. Die Angesprochene sah auf. Suki hielt ein Bündel Stoff in der Hand. »Sag ich dir danach«, erwiderte Asuna zweifelnd, erhob sich und nahm ihr die Kleidungsstücke und die Schuhe ab. Sie wurde ins Bad delegiert, mit der Begründung, sie musste es doch akzeptabel präsentieren. Sie hob ihre Augenbrauen, als sie den schwarzen Lederrock hochhob. Das hier war weit davon entfernt, zu ihrer üblichen Garderobe zu gehören. Dennoch zog sie ihn an. Genauso wie das Oberteil, welches dünne Träger und einen Ausschnitt mit Spitzen hatte. Einige Stellen waren transparent, aber absolut im Rahmen. »Okay«, murmelte sie, während sie sich im Spiegel betrachtete. Sie trug nie ausschließlich Schwarz, aber es sah...gut aus. Wie von selbst fuhr ihre Hand zu ihren Haaren. Um diese hatte sie sich selbst gekümmert, weshalb sie in leichten Wellen über ihren Rücken fielen. Auf Make-up hatte sie dieses Mal ebenfalls nicht verzichtet. Rouge, Mascara und andere Basics hatte sie verwendet. Nun fühlte sie sich nicht mehr underdressed. Zum Schluss griff sie nach den Schuhen, die sie von Mia hatte und die ihr mehr als nur gut gefielen. Sie musste unbedingt fragen, woher sie diese hatte. Sie waren nicht zu hoch, sodass sie höchstens ein wenig über 1,70 groß war. Außerdem war das Riemchen, mit denen sie geschlossen wurden, dünn, sodass sie nicht zu übertrieben wirkten. Sie zog ein letztes Mal an ihrem Oberteil und verließ wieder das Bad. Bevor sie etwas sagen konnte, rief Suki: »Holy Shit! Ich glaube, Asuna hat heute einiges vor!« Begeistert klatschte sie in die Hände, während die anderen über diese Aussage lachten. Asuna grinste. »Und mit einiges meinst du, dir die Haare aus dem Gesicht zu halten, wenn du dir die Seele aus dem Leib kotzt?« »Ohhhh, was für ein Comeback!« Mia kicherte und verschüttete beinahe etwas von ihrem Getränk. Anscheinend war das nicht ihr erster Becher. »Was meint ihr? Nachdem Asuna optisch endlich mit uns mithalten kann, sollten wir gehen.« Jana hatte ihre Sprache wieder gefunden und war urplötzlich aufgesprungen. Wenn sich Asuna die Mädels so ansah, dann hatte sie das Gefühl, als würde der Abend heute eskalieren. Zumindest deutete deren Vorfreude darauf hin. Diese Vorfreude war irgendwie ansteckend, obwohl sie selten Party machte. »Gute Idee. Lasst uns gehen.« Damit verließen sie das Zimmer und machten sich auf den Weg nach unten. Bereits auf den Weg in die Lobby lachten sie lautstark über die dümmsten Aussagen. Die Bar sah mit den ganzen bunten Lichtern wirklich einladend und beeindruckend aus. Allerdings war sie sich auch sicher, dass sie hier nur schwer Alkohol bekommen würden. Immerhin war in Japan Alkohol erst aber 21 erlaubt und davon waren sie weit entfernt. Laut Suki, die öfters hier in der Gegend Urlaub machte, wussten sie allerdings, dass es dort einfach war, hineinzukommen. Frauenquote und Umsatzziele ermöglichten anscheinend so einiges. Vermutlich war es in andere Präfekturen nicht anders. Obwohl es nicht ganz legal und dies eigentlich nicht so ihr Ding war, war gerade dieses Illegale irgendwie...aufregend. Und genau das, was sie nach all den Wochen brauchte. Sei es nun, um sich von Hina, Oikawa oder dem Lernen abzulenken. »Wow, ihr seht heute echt gut aus«, ertönte es plötzlich hinter ihnen, weshalb sie sich umdrehten. Hanamaki lächelte dezent. Bis jetzt hatte Asuna nicht viel mit ihm gesprochen, da er in ihre Nebenklasse ging, aber Suki war, so weit sie wusste, gut mit ihm befreundet. »Danke, Takahiro-kun.« Sie kicherte, woraufhin Asuna prompt ihre Augenbrauen nach oben zog. Bis jetzt hatte sie Suki noch nie kichern gehört. Außerdem überraschte es sie, dass sie ihn so ansprach. Fast so sehr wie die Tatsache, dass Hanamaki tatsächlich genug Anstand besaß, um nicht ihre Brüste anzustarren. Selbst Asuna hatte bereits einen Blick darauf geworfen. Da konnte man doch nicht anderes! In dem weinroten Oberteil sah sie aber auch verdammt heiß aus. Anders konnte man es nicht beschreiben. Während die beiden ein Gespräch begannen, sah Asuna zu Jana, Lu und Mia. Sie hatten allesamt die Bar, welche mit den ganzen bunten Lichtern und Flaschen wirklich beeindruckend aussah, in Beschlag genommen, weshalb Jana nun auch bei Iwaizumi war, der seine Hände nicht von ihr lassen konnte. Kein Wunder bei dem eng anliegenden Kleid. Es passte einfach perfekt zu ihr. Lu und Suki standen bei Matsukawa, der nicht ganz wusste, wo er hinsehen sollte. Das brachte Asuna zum Grinsen. Matsukawa war eigentlich eine ruhige Person und da gerade zwei Mädchen ohne Unterbrechung auf ihn einredeten, wusste er nicht ganz, was er tun sollte. Schmunzelnd über diese Tatsache begab sie sich ebenfalls zu der Gruppe. Dabei suchten ihre Augen nach einer bestimmten Person und sie verfluchte sich dafür. Es ärgerte sie ungemein, dass sein Fehlen sie nicht kalt ließ und sie sogar etwas enttäuscht darüber war. Asuna seufzte und bestellte sich etwas zu trinken. Etwas Alkoholfreies, denn sie hatte das Gefühl, als würde ihr der Wodka von vorhin bereits zu Kopf steigen. Vielleicht war der geringe Alkohol in ihrem Blut vielleicht schon ausschlaggebend für ihre wirren Gedanken. War es nicht sie gewesen, die vorhin noch groß von Abstand halten gesprochen hatte? Vermutlich sollte sie anstatt Wasser doch Alkohol trinken. Es wurde bestimmt nichts besser machen, aber wenigsten würde sie sich mit diesem Thema nicht so sehr stressen. Weil die anderen alle in ein Gespräch vertieft waren, lehnte sie sich an die Theke und holte ihr Handy aus ihrer kleinen Tasche. Sie kaute auf ihrem Strohhalm herum, während sie durch Social Media scrollte. Allerdings hätte sie es sich sparen konnte, denn bereits nach wenigen Bildern war ihr die gute Laune vergangen. Zum Glück war es kein Bild von Hina UND Oikawa, aber das Grinsen der Zweitklässlerin reichte aus, um den Strohhalm nahezu in zwei Teile zu beißen. Abgesehen davon hatte sie bereits nach wenigen Minuten ziemlich viele Likes und Kommentare. Es wäre ihr egal gewesen, wenn Hina in Wahrheit nicht so ein Miststück wäre und bei allen anderen, abgesehen von ihr das nette und unschuldige Mädchen von nebenan mimte. Wieso habe ich sie noch immer bei meinen Freunden dabei, dachte sich Asuna seufzend, kannte die Antwort aber genau. Irgendwie hatte es etwas Befriedigendes an sich, sich über Hina aufzuregen. Mag sein, dass es kindisch von ihr war, aber es tat gut. Auch wenn sie gerade ihren Strohhalm malträtierte. Ihr war Hina ja bereits zuvor schon auf die Nerven gegangen, aber nach ihrem Auftritt vor dem Bus machte sich etwas Ähnliches wie Hass in ihr breit. Und dabei war Hass so ein starkes Gefühl, welches Hina nicht mal ansatzweise wert war. »Asuna? Wir wollen ein Foto machen. Los, komm!« Sie sah auf und merkte erst jetzt, dass sie jeder ansah. Schon wieder. Wie lange hatte sie ihren Handybildschirm angestarrt? Jana deutete mit einer Handgeste an, zu ihr zu kommen, und erst da fiel ihr auf, dass Oikawa anscheinend auch zu ihnen gefunden hatte. Und er sah heiß aus. Die meiste Zeit sah sie ihn in Sportkleidung oder in der Schuluniform. Jetzt gerade trug er eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt. Mehr als nur schlicht, aber jemand wie er schaffte es, selbst in dem einfachsten Outfit auszusehen wie ein Model. Verdammt, Asuna! Nicht...schwach werden! Ohne ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken, widmete sie ihre Aufmerksamkeit ihrer besten Freundin. Sie wollte nicht, dass er glaubte, sie würde ihn anschmachten oder etwas dergleichen. Das ließ ihr Stolz nicht zu. Jana hatte sich indes einen armen Freiwilligen geschnappt, der ein Foto von der Gruppe machen musste. Er wirkte nicht gerade begeistert, während sich die Gruppe formatierte und Asuna auf die Seite geschoben wurde. Seufzend kratzte sie an dem Etikett ihrer Glasflasche. Sie stand ganz am Rand und obwohl sie nichts gegen Fotos hatte, war sie froh, wenn dieses vorbei war und sie endlich in den Klub gehen konnten. Aus welchem Grund auch immer hatte sie das dringende Bedürfnis, Alkohol zu trinken. Nicht ihre Art, aber man konnte doch ab und zu eine Ausnahme machen, oder nicht? »Ihr zwei steht ziemlich weit auseinander. Könntet ihr noch ein Stück zusammenrücken?« Der fremde Hotelgast deutete mit seinem Finger auf Asuna, was sie im ersten Moment verwirrte. Sie sah kurz zu ihrer Rechten und hätte sich an ihrem Getränk verschluckt, wenn sie gerade davon getrunken hätte. »Sorry, aber das ist gegen die Regeln«, antwortete Oikawa trocken und sorgte für Verwirrung. Dieses Mal allerdings nicht bei Asuna. Dieser wurde nämlich unangenehm heiß. »Gegen die...Regeln?«, hörte sie Iwaizumi konfus murmeln und wusste jetzt schon, dass Jana sie später nach dem Grund für diese Aussage fragen würde. Asuna biss sich auf die Unterlippe, weil sich Oikawa so anhörte, als würde er ihre Regeln ins Lächerliche ziehen. Und sie war sich ziemlich sicher, dass es sich nicht nur danach anhörte. Selbst wenn sie wusste, dass diese Regeln übertrieben waren, hatte sie diese mit gutem Grund aufgestellt. Und das sollte er wissen, anstatt so zu reden, als hätte Hina nie bei ihm, mit ihm oder wie auch immer geschlafen. Dieser Gedanke alleine machte sie so wütend, dass sie erstmal tief Luft holen musste. Fuck, sie hasste Hina und sie hasste Oikawa dafür, dass er die Sache mit Hina nicht einfach beendete! Aber Hina hasste sie eindeutig mehr und deshalb beschloss sie, aufs Ganze zu gehen. Was hatte sie schon zu verlieren? Sie wandte sich zu Oikawa. »Fotos zählen zur Ausnahme«, erwiderte sie mit einem zugegeben provokantem Lächeln, welches ihn kurz stutzig werden ließ. Er sah ihr in die Augen, als sie sich näher zu ihm stellte. Obwohl sie hohe Schuhe trug, war sie nach wie vor einen halben Kopf kleiner als er. Asuna drehte sich mit dem Oberkörper weiter zu ihm und legte ihre freie Hand auf seine Schulter. Sie dachte nicht wirklich nach und unter Umständen, die wirklich unrealistisch waren, hätte sie Oikawas Nähe genossen. Doch jetzt versuchte sie nur seinen Blick, der auf ihrer Haut brannte wie Feuer, zu ignorieren. Stattdessen lächelte Asuna vor sich hin, wusste aber, dass es alles andere als ungezwungen aussah. Sie versuchte dabei zusätzlich irgendwie die Tatsache zu bewerkstelligen, dass sie ihre Brüste an seinen Oberarm drückte und Oikawa dadurch einen Einblick erhielt, denn er wohl seit Monaten nicht mehr gehabt hatte. Bei ihr zumindest nicht. Das Geräusch, als der Fremde abdrückte und ein Foto machte, drang zu ihr durch. Genauso wie die Wärme seines Körpers, die zu ihrer Handfläche durchdrang. Das »Fertig« des Mannes war ausschlaggebend, um wieder die Finger von ihm abzulassen und zu Jana zu gehen. Sie sah nicht zurück, denn das hätte sie bestimmt bereut. »Du stellst das auf Instagram, oder?«, fragte sie ihre beste Freundin und tauschte ihre Wasserflasche mit dem Cocktailglas von Jana aus. »Klar.« Asuna nickte und zog an dem Strohhalm. Zucker, Minze und irgendein Alkohol. Sie kannte das Getränk nicht. »Gut. Vergiss nicht, alle zu verlinken. Je mehr es sehen, desto besser.« Der Alkohol schmeckte viel zu gut und vertrug sich nicht mit dem intriganten Verhalten, welches sie selbst schockierte. Verdammt...Seit wann war sie so ein Miststück? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)