Hate That I Love You von SocialDistortion ([OikawaxOC]) ================================================================================ Kapitel 18: okinawa - stupidity ------------------------------- ● • . Es war eine dumme Idee gewesen. Eine sehr dumme Idee, um genau zu sein. Oikawa und Iwaizumi lagen weit hinten, was nicht nur Asuna überraschte, sondern alle anderen und vor allem Jana nervös machte. Sie konnte kaum ruhig stehen. Asuna musste zugeben, dass sie bereits ein schlechtes Gefühl bei der Sache bekommen hatte, als es hieß, dass sie nur zwei gegen zwei spielen würden. Ungewöhnlich, aber beim Volleyball auf Sand anscheinend Gang und Gäbe. Jetzt stand sie neben dem Spielfeld und erwischte sich selbst dabei, wie sie völlig ins Spiel versunken an ihren Fingernägel kaute. Indes hatten Iwa und Oikawa, die natürlich diesen kleinen Wettkampf bestritten, ganz schön zu kämpfen. »Wenn sie das verlieren, bring ich dich um«, murmelte Jana neben ihr. Asuna stoppte mit einer ihrer wohl schlechtesten Angewohnheiten, während sie beobachtete, wie der Ball der Gegner auf die blaue Linie fiel. Glück. Wieder einmal. Sie konnte Jana diese Aussage nicht verübeln. »Sie werden schon nicht verlieren. Etwas mehr Vertrauen in deinen Freund, okay?« Sie versuchte euphorisch und zuversichtlich zu klingen, hatte diese Aufgabe aber schon mal überzeugender bewerkstelligt. Plötzlich lehnte sich einer der unbekannten Jungs zu ihr, welcher schon die ganze Zeit neben ihr gestanden und anscheinend dem kurzen Wortaustausch gelauscht hatte. »An eurer Stelle würde ich mir schon mal überlegen, was ich heute Nacht tragen werde. Wobei ihr natürlich auch im Bikini auftauchen könnt. Ich hätte nichts dagegen.« Er grinste schelmisch. Asuna schnaubte. Sie hatte gerade keine Nerven für Sticheleien. »Keine Sorge. Wir werde etwas Nettes tragen. Oder vielleicht auch gar nichts. Wer weiß? Ist aber auch egal, nachdem du uns nach dem Spiel nie wieder zu Gesicht bekommen wirst.« »Werden wir ja noch sehen. Noch sieht es schlecht für euch aus.« Er lachte leise und sorgte dafür, dass sie sich wieder auf das Spiel konzentrierte. Ganz unrecht hatte er zumindest nicht und das brachte ihre Nervosität auf ein ganz neues Level. Und irgendwie bekam sie auch ein schlechtes Gewissen gegenüber Jana, die sie in das Ganze hineingezogen hatte. »Sieh‘ mal, Asuna«, ertönte es von Jana, die ihr mit dem Ellbogen sachte in die Seite stieß. »Die beiden sehen richtig wütend aus. So habe ich sie das letzte Mal gesehen, als sie gegen Shiratorizawa verloren haben.« Jana hatte recht. Sie schienen irgendwie ratlos, aber auch wütend darüber zu sein, dass es ihnen so schwerfiel, Punkte zu machen. Natürlich war Beachvolleyball nicht gleich Hallenvolleyball, aber es war noch immer Volleyball. Das größte Problem, so weit sie es mit ihrem laienhaften Wissen erkennen konnte, war das Timing. Sie waren immer eine Spur zu langsam. Deshalb waren sie auch einen ganzen Satz im Rückstand. Einen noch und sie musste ihren Wetteinsatz einlösen. »Du hast recht und wir können nicht wirklich etwas dagegen tun.« Asuna musste an Oikawas Worte denken. Sie konnte nicht leugnen, dass es sie tief in ihrem Inneren aufgewühlt hatte, als er sie so ernst angesehen hatte und ihr das Versprechen gegeben hatte, auf sie aufzupassen. Sie sah nicht oft diese ernste und sanfte Seite an ihm, aber jedes Mal löste es etwas in ihr aus, dass sie nicht beschreiben konnte und zu einem bestimmten Grad auch nicht wollte. Es verwirrte sie. Beinahe so sehr wie der Kuss in ihrem Zimmer, welcher beinahe ein halbes Jahr her war. Asuna beobachtete Iwa und Oikawa, wie sie eng zusammenstanden und über etwas diskutierten. Sie konnte nichts verstehen oder auch nicht erahnen, um was es gehen könnte. Oikawa hob seinen Kopf, hatte dabei nachdenklich seine Stirn gerunzelt. Ihre Blicke trafen sich. Sie überlegte, ob sie ihm aufmunternd zulächeln sollte, entschied sich aber schnell dagegen. Es würde nur einer verkrampften und zwanghaften Grimasse ähneln. Deshalb ließ sie es bleiben und erwiderte nur stumm den Blick. Iwa redete auf ihn währenddessen ein, doch er nahm seine Augen nicht von ihr, als würde er eine Antwort in ihrem Ausdruck suchen. Es war merkwürdig, dass sie dabei jeden einzelnen Schlag ihres Herzens deutlich spürte. Wieder. Wieso? Als hätte er sich in diesem Moment dasselbe gefragt, unterbrach er den Blickkontakt. Seine Haltung entspannte sich kaum merklich, als er Iwa etwas sagte. Oikawas Mundwinkel zuckte, bevor er erkennbar grinste. Iwa wirkte nicht wirklich überzeugt. Im Gegenteil. Er sah seinen besten Freund an, als hätte er ihm in dieser Situation gerade die Grundregeln von Volleyball erklärt. »Das war alles?«, erwiderte Iwa gut hörbar. Asuna hätte zu gerne gewusst, was er gesagt hatte. Eine Lösung für das Spiel konnte es nicht gewesen sein. Dann hätte Iwa vermutlich anders reagiert. Allerdings überraschte sie das plötzliche Grinsen des Asses ungemein.  Niemand kannte Oikawa so gut wie Iwaizumi, weshalb diese Reaktion einen Grund haben musste. Dennoch begann sie, wieder auf ihren Nägeln zu kauen. Sie hätte nie gedacht, dass sie bei einem Volleyballspiel jemals so nervös sein würde. Gut, sie hätte auch nicht gedacht, dass sie so viel Vertrauen in Iwa und Oikawa haben würde, um so eine bescheuerte Wette einzugehen. Also ja, sie bereute es ein klein wenig, aber auch ihr Vertrauen war nach wir vor vorhanden. Immerhin kannte sie die beiden mittlerweile gut genug, um deren unerbittlichen Ehrgeiz zu kennen. Und das Wort aufgeben existierte in deren Wortschatz ohnehin nicht. Sie würden eine Lösung finden. Und wenn sie sich die beiden so ansah, dann hatten sie tatsächlich eine gefunden. Zumindest hatte sich nicht nur deren Haltung verändert, sondern auch, so ungläubig es sich anhörte, deren Aura. Wachsam beobachte sie Oikawa, wie er nach hinten ging, um aufzuschlagen. Für sie war Oikawa oftmals ein Mysterium, dessen Gedanken sie wohl nie zur Gänze herausfinden konnte. Wenn sie aber ungefähr erahnen konnte, was er dachte, dann war es wohl beim Volleyballspielen. Als er seine Kopf hob und seine Gegner mit den Blicken durchbohrte, konnte sie es wieder. Wir werden gewinnen. Etwas anderes würde nicht in Frage kommen und das bewies er auch mit seinem Aufschlag, mit dessen Wucht wohl niemand gerechnet hatte. Auch nicht die zwei Jungs, deren Namen sie mittlerweile kannte. Eiji und Hiro. »Woah«, hauchte Jana neben ihr beeindruckt, als der Ball perfekt auf der blauen Linie landete. Asuna seufzte leise vor Erleichterung. Obwohl es nur ein freier Punkt gewesen war, beeindruckte der Schlag jeden Zuschauer. Auch ein paar Kinder, die neugierig stehengeblieben waren und das Spiel verfolgten, staunten mit großen Augen. In den nächsten Minuten wurde auch Asuna wieder einmal bewusst, dass Oikawa nicht nur wegen seines Aussehens in den Ausgaben der Monthly Volleyball vorgestellt wurde. Und auch Iwa hatte allen Grund, sich als Ass des Teams zu bezeichnen. Sie sollte ebenfalls recht behalten, dass sich etwas geändert hatte. Mit besserem Timing, größerer Leichtigkeit und Geschick verringerten Oikawa und Iwa den Abstand der Punkte drastisch und brachten die Gegner zum Kochen. Eiji und Hiro warfen sich einen eindringlichen Blick zu, was Asuna mit Argusaugen beobachtete.   Die anderen hatten Aufschlag und so kam es zu einem längeren Ballwechsel. Alle fieberten mit, konnten sich ein Luftholen bei einem knapp erreichten Ball nicht zurückhalten. Es war packend. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. »Netz!«, ertönte es plötzlich mitten im Ballwechsel und riss Asuna aus ihrer verkrampften Haltung, mit der sie jede Bewegung verfolgt hatte. Alle Augen richteten sich auf Hiro, der in der Bewegung gestoppt hatte und mit schnell senkendem Brustkorb auf das Netz deutete, unter dem der Ball zum Liegen kam. Sie kniff verärgert die Augenbrauen zusammen. »Schwachsinn!«, hörte sie sich selbst eisig sagen, woraufhin sich eine Köpfe zu ihr drehten. Eigentlich hatte sie sich nach ihrem vorgeschlagenen Wetteinsatz geschworen, von jetzt an die Klappe zu halten, aber nicht, wenn jemand mit dreisten Mitteln versuchte, zu gewinnen. »Niemand hat das Netz berührt.« Völlig überzeugt lieferte sie sich mit Hiro ein Blickduell. Sie starrte ihn förmlich nieder. »Klar hat er das Netz berührt. Deshalb auch Punkt für uns. Schade.« Eiji grinste hämisch hinter Hiro hervor, während er den Ball aufhob und ihn in seinen Händen drehte. »Ich habe das Netz nicht mal ansatzweise berührt«, mischte sich Iwa ein und machte aufgebracht einen Schritt nach vorne. »Doch. Jeder hat das gesehen, oder?« Hiro sah sich kurz um und erhielt Zustimmung von seinen Freunden. »Und mit jeden meinst du alle außer uns«, zischte Iwaizumi, während Asuna ihre Arme verschränkte. Sie bekräftigte seine Aussage, indem sie hinzufügte: »Ich sage es nochmal: Niemand hat das Netz berührt. Also versucht erst gar nicht, mit miesen Tricks zu gewinnen.« Sie stand genau neben dem Pfosten und hätte gesehen, wenn Iwa oder Oikawa beim Blocken das Netz berührt hätten. »Miese Tricks?«, wiederholte er lachend, stoppte allerdings schnell wieder, um seine Mundwinkel belustigt nach oben zu ziehen. Belustigt und herablassend. »Ganz schön große Worte für jemanden, der sich selbst als Wetteinsatz zur Verfügung gestellt hat, findest du nicht auch?« »Hey!« Jana neben ihr hatte die Augenbrauen wütend zusammengekniffen. Sie war aber nicht die einzige, die diese Aussage zu stören schien. Oikawa stellte sich neben Iwa. »Pass auf, was du sagst!«, raunte er, während er seine Arme verschränkte hatte und den Jungen nicht aus den Augen ließ. Asuna hatte nur für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit auf Oikawa gerichtet. Indes verriet ihre Mimik, dass Hiros Grinsen und seine Worte alles andere als nichts in ihr auslösten, aber sie schluckte die Wut hinunter und sagte stattdessen trocken: »Naja, nachdem ich außer eurem Ego nichts Großes ausmachen konnte...« Sie ließ den Satz offen und hob ihre Schultern. Es war vielleicht nicht ihr bester Konter und vielleicht war es etwas gemein, deren Männlichkeit so schamlos zu attackieren, aber sie hatten es nicht anders verdient, nachdem die beiden Jana und sie als einsetzbare Objekte betrachtet hatten. Sie konnte genau sehen, wie sein Hirn zu rattern begann und ihre Aussage verarbeitete. Sein anfängliches Grinsen verschwand. Stattdessen tauchte eine tiefe Furche auf Hiros Stirn auf. Es erinnerte sie an Riku, weshalb sie instinktiv einen halben Schritt zurückging. Von ihrer anfänglichen Aufmüpfigkeit war schnell nichts mehr übrig. Sie biss sich auf die Lippen und wandte den Blick ab. Es war lächerlich, dass sich ihre Reaktion so drastisch änderte, aber sie hatte Riku damals auch furchtbar unterschätzt und das wollte sie nicht wieder erleben. Fuck! Wieso konnte sie einfach nicht die Klappe halten? »Wow. Eigentlich sollten mich deine Worte richtig wütend machen, aber irgendwie bezwecken sie so richtig das Gegenteil.« Er schnaubte und kam ihr ein paar Schritte näher. Jana neben rückte automatisch näher an sie heran, wobei ihr Verhalten Iwa unruhig werden. Hiro hingegen lachte darüber. »Ich mag es, wenn Frauen nicht leicht zu haben sind, wisst ihr?« Er ließ seinen Blick von Asuna zu Jana und wieder zurück gleiten. »Das reicht.« Die eisige Stimme von Oikawa durchschnitt selbst bei dieser Hitze die Luft und wenn sie ihn nicht so gut kennen würde, hätte sie vermutlich das Weite gesucht. Es war eine andere Wut als vorhin während des Spiels, aber sie reichte aus, um Asuna an damals zu erinnern. Bei Riku hatte er beinahe denselben Gesichtsausdruck gehabt. »Wir sollten an dieser Stelle abbrechen.« Seine Stimme machte deutlich, dass er keine Widerrede erduldete. Wut war alles, was Asuna aus seinem Gesicht ablesen konnte. Das war eine der wenigen Eigenschaften, die mehr über ihn verriet. »Ach! Gerade wo es so lustig wird.« Hiro seufzte theatralisch, doch das hinderte ihn nicht daran, seinen Weg zu Asuna und Jana fortzusetzen. »Außerdem müssen wir doch noch gewinnen, um endlich unseren Wette zu gewinnen und...uns unseren Gewinn zu holen.« Er wollte seine Hand nach Asuna ausstrecken, um absolut klischeehaft eine Haarsträhne nach hinten zu streichen. Fast berührte er ihre Wange, wenn nicht Oikawa gewesen wäre, der Hiros Handgelenk packte und ihn so davon abhielt, sie anzufassen. Er schob sich zwischen Asuna und Hiro und schob sie mit seiner Hand etwas weiter nach hinten, um sicherzugehen, dass genug Abstand zwischen ihnen war. Asuna wurde dadurch völlig durch Oikawa abgeschirmt. »Ich sagte: Es reicht! Also halt dich gefälligst fern und lass die Finger von Asuna.« Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber das brauchte sie auch nicht. Alleine die Worte vermittelten ihr, dass Oikawas Geduldsgrenze erreicht war und er genug von dem Verhalten der fremden Jungs und besonders von Hiru  hatte. Asuna spürte, wie ihr Herz heftig in ihrer Brust schlug. Es war bereits das zweite Mal, dass sie in einer Situation war, in der Oikawa ihr zu Hilfe kam. Und dabei war sie selbst Schuld. Ähnlich war es bei Riku gewesen. Sie hatte ein Talent dafür, sich in brenzlige Situationen zu bringen und schuld daran war, weil sie einfach nicht die Klappe halten konnte. Aber würde sie ihre Worte zurücknehmen wollen? Nein.   »Ziemlich besitzergreifend.« Hiro hob seine Augenbrauen und musterte Oikawa eindringlich. »Ich wusste nicht, dass dich...euch das so sehr stört. Eigentlich motiviert uns das nur noch mehr, oder Eiji?« Er lachte leise und machte ein paar Schritte nach hinten. »Also lasst uns weiterspielen. Wir sind gnädig. Der Punkt geht an euch.« Eiji schmiss Oikawa den Ball zu, der diesen gekonnt auffing, obwohl er nach wie vor Hiro mit seinen Augen fixierte. Erst nachdem die beiden wieder auf ihre Seite des Feldes Position einnahmen, lockerte sich Oikawas angespannte Haltung. Langsam drehte er sich zu Asuna, die auf ihrer Unterlippe kaute und am liebsten weggesehen hätte. Es war schwer, seinem Blick standzuhalten, wenn er sie so verdammt ernst ansah. »Wenn das so weitergeht, muss ich wirklich ständig an deiner Seite sein, um auf dich aufzupassen«, meinte er plötzlich und überrumpelte sie damit. Asuna seufzte und murmelte ein kleinlautes »Danke.« Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie sich in letzter Zeit bei ihm bedankt hat. Es wurde zur Gewohnheit, obwohl sie es nach dem Besuch auf der Krankenstation eigentlich nicht mehr dazu kommen lassen wollte. Lange hatte ihr Vorhaben nicht gehalten. Mittlerweile schuldete sie ihm eine Menge, wenn sie so darüber nachdachte. »Lass das Entschuldigen. Du weißt, dass ich-« Er stoppte von selbst und seufzte. »Am besten wäre es, wenn du dich nur in meiner Gegenwart in Schwierigkeiten bringt, okay? So weiß ich zumindest, dass dir nichts passiert.« Mit diesen Worten wandte er sich zu Iwa, der ungeduldig auf dem Spielfeld wartete. Asuna sah auf den Boden und ignorierte dabei Janas Blick, der sie forschend musterte. Wie auch das letzte Mal wusste sie nicht, wie sie auf diese Worte reagieren sollte. Es brachte sie aus dem Konzept, verursachte alles, nur keine Klarheit. Alles, was er in letzter Zeit tat, trug nicht dazu bei, ihr Vorhaben einzuhalten. Dass sie sich eigentlich von ihm fernhalten wollte, hatte sie mittlerweile bereits vergessen. Er machte es so schwierig, ihn zu ignorieren. Sie seufzte und rieb sich ihren Nacken. Dem Spiel folgte sie erst wieder, als sie hörte, wie der Ball geschlagen wurde. Sie brauchte wenige Minuten, um das Geschehen zu verarbeiten und sich voll und ganz auf die Ballwechsel zu konzentrieren. Es dauerte aber auch nicht lange, bis sie wieder völlig im Spiel gefangen war. Wie zuvor auch konnte sie kaum ruhig stehen. Der Junge neben ihr lachte bereits über sie, verstummte aber nach einem mörderischen Blick ihrerseits. Zwischendurch musste sie Jana nach dem Punktestand fragen, da sie völlig durch den Wind war. 12:11 im dritten Satz. Drei Punkte noch und Oikawa und Iwa hätten gewonnen. Sie kämpfen. Das sah man ihnen an. Beide waren, obwohl sie mehr als nur trainiert waren, völlig außer Atem. Kein Wunder. Es hatte mehr als 30°Grad und aufgrund des Sandes war jeder Schritt doppelt so anstrengend. Aber auch die anderen beiden hatten ihre Probleme. Die anfängliche Leichtigkeit, Punkte zu holen, war verschwunden. Zu Asunas Glück. 15:14. Hiro hatte seinen Aufschlag ins Netz geschlagen. Sie hielt die Luft an und verfolgte Oikawa, wie er mit dem Ball nach hinten ging. Er würde keinen Fehler machen. Nicht in einer Situation wie dieser. Akribisch drehte er den Ball in seinen Händen, was er immer vor seinem Aufschlag tat. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, aber sie zerplatzte nahezu vor Nervosität und Anspannung. Wie zuvor auch verfolgte sie jede einzelne Bewegung. Es hatte sich nicht viel zu vorhin geändert. Er hatte dieselbe selbstsichere Ausstrahlung und genau das war der Grund, weshalb die meisten Gegner anfingen, an sich selbst zu zweifeln, wenn sie gegen Oikawa spielten. Oder zumindest einer der unzähligen Gründe. Asuna holte tief Luft, als sich ihre Blicke kreuzten. Dieses Mal war er derjenige, der seine Mundwinkel anhob und dafür sorgte, dass sich ihre verkrampften Muskeln entspannten. Er fokussierte wieder den Ball, warf diesen nach oben und machte vermutlich den besten Aufschlag des gesamten Spiels. Sie hatte keine Ahnung von der Technik in Volleyball, aber der Treffpunkt, die Geschwindigkeit und der Winkel des Aufschlags mussten perfekt sein. Der Ball drehte sich, änderte seine Richtung in einem steilen Winkel und wurde von Eiji, der zum Ball hechtete, nicht mal ansatzweise berührt. Gewonnen. Asuna spürte, wie ihr ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Erleichtert legte sie ihren Kopf in den Nacken und nahm nur gedämpft wahr, wie Jana neben ihr aufgeregt aufschrie. Sie brauchte nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie auf der Stelle auf und ab hüpfte und sofort zu Iwa rannte, um ihm um den Hals zu fallen. »Schade«, seufzte der Junge neben ihr, doch das ignorierte sie gekonnt. Sie sah zu Matsukawa und den anderen, die anscheinend bereits das Spiel analysierten. Indes unterhielt sich Jana mit Iwa und Oikawa, nachdem sich diese bei den anderen für das Spiel bedankt hatten. Dass es nur reine Höflichkeit war und sie es nicht völlig ernst meinten, war offensichtlich. Aber es beruhte auf Gegenseitigkeit. Bevor Asuna jedoch zu ihnen ging, richtete sie ihre Worte nochmal an Eiji und Hiro, die nicht glauben konnte, dass sie verloren hatten: »Gut gespielt, aber das nächste Mal solltet ihr darauf verzichten, mit unfairen Mitteln zu spielen. Das habt ihr nicht nötig.« Sie spielte auf die Aktion mit dem Netz an, woraufhin sie nur ein frustriertes Nicken erhielt. Mit einem Lächeln ging sie zu den drei. »Ich wusste doch, dass ihr gegen diese Idioten gewinnt«, sagte sie nonchalant und konnte sich bei den Blicken, die ihr zugeworfen wurden, ein leises Lachen nicht verkneifen. Abwehrend hob sie ihre Hände. »Schon gut! Ich weiß, dass das nicht gerade meine beste Idee war, aber ist doch alles gut ausgegangen, oder?« Jana verschränkte die Arme, während sie ihre Augenbrauen zusammenkniff. »Dank dir bin ich in den letzten Minuten um 20 Jahre gealtert! Ernsthaft, Asuna! Sei froh, dass die beiden hier so verdammt gut sind.« »Also hatte durchgehend vollstes Vertrauen«, erwiderte sie und log dabei nicht zur Gänze. Nach dem Satzrückstand war sie zugegeben ziemlich pessimistisch gewesen. Oikawa hob seine Augenbrauen. Weniger belustigt, denn nach wie vor schien es ihn zu ärgern, dass sie sich auf diese Wette eingelassen hatte. »Ach! Und deshalb hast du die ganze Zeit so unruhig herumgezappelt. Interessante Definition von vollstes Vertrauen.« »Es war nun mal ziemlich spannend«, rechtfertigte sie sich kleinlaut. Eigentlich war sie niemand, der so zurückhaltend antwortete, aber in diesem Fall konnte sie nicht anders. Immerhin war sie zu einem großen Teil für diese Situation verantwortlich gewesen. Und wenn Oikawa und Iwa nicht gewesen wären, wäre die Sache völlig anders ausgegangen. Sie schuldete den beiden etwas. Und auch Jana, nachdem sie ihre beste Freundin in das Schlamassel mit hinein gezogen hatte. »Wenn ich ehrlich bin, dann hat Asuna irgendeine Rache verdient, meinst ihr nicht auch?« Iwa legte seinen Arm um Jana, als er dies sagte und Asuna nachdenklich musterte. »Ganz deiner Meinung, aber können wir zuerst ins Wasser gehen? Ich brauche dringend eine Abkühlung nach der ganzen Aufregung.« Jana fächerte sich provisorisch Luft zu, woraufhin sie zustimmendes Nicken erhielt. Asunas Proteste bezüglich dieser Aussage wurde eiskalt ignoriert. Etwas zweifelnd folgte sie den anderen. Sie hatte sich die Haare gerade wieder zu einem Zopf gebunden, nachdem sie kurz davor war, wieder das Wasser zu betreten. Während Jana und Iwa sich ohne zu zögern ins Meer warfen, zögerte Asuna etwas. Sie hatte vergessen, wie kalt es gewesen war. Bis zu ihrer Hüfte hatte sie es geschafft, aber weiter kostete es ziemliche Überwindung. »Ich muss mich gerade wirklich zusammenreißen, um dir nicht einen Schubs zu geben«, ertönte es plötzlich hinter ihr. Ohne sich umzudrehen, erwiderte sie: »Wenn du das tust, rede ich nie wieder ein Wort mit dir.« »Als ob du das schaffen würdest.« Sie sah zur Seite und versuchte aus Oikawas Gesicht herauszulesen, ob er sein Vorhaben in die Tat umsetzten würde. Jedoch wirkte er nicht, als wollte er das Risiko einer wütenden Asuna eingehen. »Hast du nicht Lust, ein paar Kilometer aufs offene Meer zu treiben und auf einer einsamen Insel zu stranden?«, fragte sie mit einer Spur Hoffnung. »Nur damit du eine Suchaktion starten kannst, weil du mich bereits nach wenig Stunden so sehr vermisst?« Er hob spöttisch seine Augenbrauen. »Ich würde eine Party nicht als Suchaktion bezeichnen, aber wenn du meinst.« Sie schmunzelte, denn sie war froh, dass er nicht mehr so wütend auf sie war. Obwohl er vor dem Spiel noch gescherzt hatte, war ihr klar, dass ihm ihre Entscheidung und ihr Einmischen nicht gefallen hatte. Auch seine Aussage, dass er nicht zulassen würde, dass Hiro ihr zu nahe kam, hatte seine Ernsthaftigkeit gezeigt. Nach wie vor konnte sie aber nicht deuten, wieso er sich so verhalten hatte. Klar, sie waren so etwas wie Freunde, aber...erklärte das sein Verhalten? Und dann war da noch Hina, die nicht nur die Nacht mit Oikawa verbracht hatte, sondern ihn auch offensichtlich als Eigentum betrachtete. Nach wie vor wusste sie nicht, wie es zu Ersterem gekommen war und was sie davon halten sollte. Dass es sie störte, war ihr bewusst. Hina war einfach ein Miststück, welches nach außen hin die perfekte Schwiegertochter mimte. Das konnte sie nicht leiden. Warum zum Teufel sah Oikawa das nicht und wieso hatte sie bei ihm geschlafen? Oder auch mit ihm? Urgh. Nein. Daran wollte sie echt nicht denken. Allerdings interessierte sie der Grund für deren Übernachtungsparty brennend. »Wegen heute früh,« fing sie langsam an, »ich war irgendwie überrascht, dass du mit-« »Asuna! Ich habe eine wichtige Frage!«, rief Jana plötzlich von weitem und kam auf sie zu. Ja, die habe ich auch, dachte sie sich. Sie war so kurz davor gewesen, ihn nach dem Grund zu fragen. »Jana wichtig, oder wichtig wichtig?«, hakte Asuna nach, da man bei ihrer besten Freundin nie wusste. »Wichtig wichtig natürlich. Ich wollte dich ja vorhin schon etwas fragen«, begann sie und sprach für ihre Verhältnisse ziemlich langsam. »Und irgendwie betrifft das Oikawa ja auch, oder nicht, Hajime?« Skeptisch runzelte sie die Stirn. »Ah, ja.« Sie sah von Oikawa zu Iwa, der hinter Jana stand und nickte. Sie sah auf den Boden, wo das Wasser gerade mal bis zu ihren Knöcheln reichte. »Okay, dass Wasser ist hier nicht tief genug, um mich zu ertränken«, murmelte sie und brachte Asuna dazu, die Augen über diese Theatralik zu verdrehen. Seufzend verschränkte sie die Arme. »Komm zum Punkt und sag endlich, was du von mir...uns willst. Mehr als ein Nein kann nicht passieren.« Jana druckste selten so lange um etwas herum. Umso kurioser war die ganze Sache. »Okay«, begann sie und holte tief Luft. »Hajime und ich, also der Freund deiner besten Freundin und deiner beste Freundin, die wie eine Schwester für dich ist, haben uns gefragt, ob du nicht all deine Nettigkeit und Nächstenliebe zusammenkratzen kannst und bereit dazu wärst, mit Hajime Zimmer zu tauschen? Du weißt schon, also damit wir zwei zusammen in einem Zimmer schlafen könnten. So als...unsterblich verliebtes Pärchen. Du weißt schon...was ich meine.« Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Um das zusammenzufassen: Du willst, dass ich mit Iwa Zimmer tausche, sodass ich dann mit Oikawa in einem Zimmer schlafen muss? Und das nur, damit ihr zwei euren Trieben freien Lauf lassen könnt?«, schlussfolgerte sie beängstigend ruhig. Jana zögerte, nickte aber schließlich langsam mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen. Asuna machte einen Schritt auf ihre Freundin zu, hob ihre Hand und legte diese auf Janas Stirn. »Geht es dir gut? Hast du einen Hitzeschlag? Soll ich dich zum Arzt bringen?« Sie ließ ihren Arm wieder sinken und fügte ungläubig hinzu: »Oder bist du einfach nur bescheuert?« Das konnte doch nicht ihr ernst sein, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)