Hate That I Love You von SocialDistortion ([OikawaxOC]) ================================================================================ Kapitel 10: a little hit never killed nobody. thank god. -------------------------------------------------------- ● • . [one year ago] Asuna drängte sich durch die Menge und versuchte dabei, keinen Ellbogen ins Gesicht oder in die Seite gerammt zu bekommen. Jana hatte hinter ihr weitaus größere Probleme damit, hielt aber gekonnt Schritt. Trotz des Gedränges musste sie gut gelaunt grinsen, als sie endlich ihr Ziel erreicht hatten und den feiernden Schülern entkommen waren. Zumindest größtenteils, denn auch hier in der Küche, wo die Getränke standen, war einiges los. »Ich liebe Hauspartys, aber dieses Gedränge ist eine Nummer für sich«, seufzte ihre beste Freundin, während sich Asuna ein äußerst schwaches Gin Wildberry mixte und ihrer Freundin ein Wodka Lemon reichte. Sie trank so gut wie nie Alkohol und würde nach diesem Getränk auch wieder zu Cola greifen. Nachdem sie einen kleinen Schluck genommen hatte, antwortete sie schmunzelnd: »Also ich mag es irgendwie. Wenn ich zu Hause bin, bringt mich die Stille beinahe um. Da sind die Menschenmenge und der Lärm eine willkommene Abwechslung.« »Verständlich, aber fremde Haare ins Gesicht zu bekommen, ist trotzdem nicht meine Lieblingsbeschäftigung.« Asuna lachte leise über die missmutigen Worte und sah sich um. Einige bekannte Leute konnte sie sofort ausmachen und je länger sie die feiernden Gäste beobachtete, desto eher fiel ihr auf, dass nahezu die gesamte zweite und dritte Klasse hier sein musste. »Oh, sieh mal. Die Elite lässt sich die Feier auch nicht entgehen.« Jana wackelte demonstrativ mit den Augenbrauen. Die 17-Jährige folgte ihrem Blick und setzte den Becher an ihre Lippen. Der Wildberry-Geschmack breitete sich sofort in ihrem Mund aus, während sie die Gruppe beobachtete. Damit war sie anscheinend nicht die Einzige. Mehrere hatten die Gespräche unterbrochen oder führten dieses noch euphorischer weiter. Sie hätte nicht gedacht, dass das Volleyballteam ihrer Schule auch hier sein würde. Andererseits hatten sie ihr heutiges Spiel gewonnen. Das hatte ihr zumindest Jana gesagt, denn sie selbst war kein großer Fan dieser Sportart. Und das, obwohl ihre Schule für die gute Mannschaft berühmt und unheimlich viele Bewunderer hatte. »Wobei, ein bisschen wundert es mich schon, dass sie hier sind. Das Team trainiert jeden Tag. Ob Sieg oder nicht. Da passen Partys nicht in den Zeitplan und Alkohol schon gar nicht. Als Sportler trinkt man doch nichts, oder?« Jana wandte sich mit verschränkten Armen zu ihr und legte den Kopf schief. »Naja, vermutlich sind sie nur hier, um mit den Mädchen zu flirten und sich ausnahmsweise mal nicht in der Sporthalle rumzutreiben.« Da sie mit Matsukawa in die Klasse ging, wusste sie, dass sie sich, wenn kein Unterricht war, hauptsächlich für irgendwelche Turniere vorbereiteten. Ihr kam es so vor, als würden sie nichts anderes in der Freizeit tun. Deshalb hatte sie keine Ahnung, wie es manche im Team schafften, trotzdem gute Noten zu schreiben. Wie zum Beispiel Oikawa Tōru. Obwohl Asuna mehr als andere lernte und sich bemühte, in allen Fächern zumindest unten den besten drei zu sein, schaffte er es ebenso. Scheinbar ohne viel Aufwand. »Gut so. Also das mit der Sporthalle. Dadurch haben wir mehr abzuchecken.« Sie lachte leise und kippte ihr Gin Tonic in einem Schwung hinunter. »Sag nicht, du hast schon jemanden im Blick?« Misstrauisch sah sie zu ihrer besten Freundin, deren schwarze Locken wie immer perfekt ihr Gesicht umrahmten. »Vielleicht?« Sie zog ihre Mundwinkel nach oben. Asuna ließ diese Gegenfrage offen im Raum stehen und so mischten sich die beiden ebenfalls unter die Leute. So kam es, dass sie einmal mit Matsukawa sprach, einmal mit Reika und schließlich bei irgendeinem Typen aus der dritten Klasse hängen blieb, der bereits offensichtlich betrunken war. Sie wollte nur auf die Toilette, als er sie angesprochen hatte. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, länger von ihm aufgehalten zu werden. Jedoch hörte er einfach nicht zu reden. Mühsam nickte sie lächelnd, als er etwas von seinem Hobby erzählte. Basketball. Noch so eine Sportart, die ihr Interesse nicht wecken konnte. Innerlich seufzte sie und sah sich unauffällig um, ob ihr nicht irgendjemand zu Hilfe kommen könnte. Vergebens. In dem 1. Stock trieben sich nur rummachende und betrunkene Leute herum. Wieder machte sie einen Schritt zurück, nur damit er wieder den Abstand verringern konnte. »Ja, also ich -«, fing sie an, um eine Ausrede zu finden, wurde aber von ihm unterbrochen. »Und dann hab ich ihm eine verpasst. So richtig, verstehst du?« Sie hatte Mühe, ihn aufgrund des Lallens zu verstehen, aber es war ihr ziemlich egal, denn sonderlich tiefgründig war das Gespräch ohnehin nicht. Sie seufzte offensichtlich laut, aber nicht mal das schien er zu bemerken. Plötzlich schlug jemand dem Jungen vor ihr fest auf die Schulter, sodass dieser beinahe stolperte. Sicherheitshalber ging sie etwas zurück und während die beiden irgendeinen Blödsinn redeten, sah sie in diesem kurzen Moment ihre Chance. Sie öffnete die Tür zu ihrer Rechten und schlüpfte durch den Spalt. Hastig, aber dennoch vorsichtig schloss Asuna sie wieder. Erleichtert lehnte sie sich gegen die Tür, atmete aber erst wieder, als ein paar Sekunden verstrichen waren. Der Bass der Musik drang klar und deutlich durch das Holz und ließ es beinahe vibrieren. Mit diesen Klängen in den Ohren starrte sie an die Decke. Der Raum war dunkel, doch die Umrisse waren gut sichtbar. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hier war und vermutlich sollte sie auch nicht hier sein. Da sie aber noch die zwei Stimmen von draußen hören konnte, wollte sie nicht von hier weg. »Und? Vor wem bist du geflüchtet?«, ertönte es auf einmal zu ihrer Linken, sodass die 17-Jährige erschrocken zusammenzuckte und dabei den gemischten Gin auf ihrem Oberteil verschüttete. »Fuck!«, fluchte sie untypisch für sie. »Musst du mich so erschrecken?« Sie wischte sich provisorisch über den Stoff. Die Person tippte auf dem Handy herum und beachtete sie nicht großartig. Als er nicht antwortete, seufzte sie genervt. Sie kniff ihre Augen zusammen und betrachtete den Jungen genauer. Obwohl es recht dunkel war, erkannte sie ihn sofort. Wer würde das nicht? Oikawa Tōru saß mit dem Rücken zur Lehne auf dem Bett, als wäre es sein eigenes. »Die bessere Frage ist, wieso du hier bist, Oikawa-san.« Sie hob ihre Augenbrauen und gab es auf, ihr Shirt sauber zu bekommen. Stattdessen stieß sie sich von der Tür ab und widmete ihre Aufmerksamkeit den Bildern, die an der Wand hingen. Den Fotos nach musste es das Zimmer von Kimiko, der Gastgeberin, sein. »Es überrascht mich, dass du meinen Namen kennst, Kurasaki-san.« Asuna runzelte bei dieser Aussage die Stirn. »Tu nicht so, als wüsstest du nicht, dass jeder in der Schule weiß, wie du heißt«, erwiderte sie abwertend. »Kura-chan,« fing er plötzlich tadelnd an und erntete deshalb von der Angesprochenen einen skeptischen Blick, »sei doch nicht gleich so hart zu mir.« Asuna hatte in den zweieinhalb Jahren, in denen sie nun an die Seijoh ging, kein einziges Mal mit Oikawa gesprochen. Sie gingen weder in dieselbe Klasse, noch teilten sie ihre Interessen. »Bin ich nicht. Ich spreche nur das Offensichtliche an.« Sie hatte schon viel von dem Sportler gehört. Vieles davon handelte über seine Beliebtheit bei den Mädchen. Die Gerüchte machten es schwer, keine Vorurteile zu hegen. Dennoch musste sie zugeben, dass sie ihn des Öfteren von der Ferne beobachtet hatte. Wer hatte das nicht bereits getan? Oikawa sah verboten gut aus und das wusste jeder. »Dann bist du offensichtlich gemein.« Er schmollte weiterhin und legte sein Handy auf die Seite. Sie ignorierte seine Aussage. »Vor wem versteckst du dich eigentlich?« Sie hätte ihn eher als jemanden eingeschätzt, der gerne unter Leute war und die Aufmerksamkeit genoss. »Puh, vor einigen. Da wäre Hikari, Saki, Aoi, Miyu, natürlich auch Kimiko selbst, Akira. Ein bisschen auch Iwa-chan, aber das bin ich ja gewohnt. Yuna war heute auch wieder richtig nervig und -« »Okay!!«, unterbrach ihn Asuna, während ihre Mundwinkel verräterisch zuckten. »Ich hab es verstanden. Du bist vor einigen geflüchtet.« Sie lehnte sich gegen ein Regal und führte den Becher an ihre Lippen. »Kura-chan! Ist das etwa Alkohol?« Er zog seine Augenbrauen gespielt empört nach oben, während er sich aufrichtete und sich mit seinen Armen hinter sich abstützte. Asuna schluckte die Flüssigkeit hinunter und genoss den Geschmack des blassrosa Getränks. »Ja. Den brauch ich auch dringend, wenn du mich weiterhin so nennst.« Diese Abkürzung war schon schlimm genug, aber die Anrede toppte alles. »Und ich dachte, du bist eine verantwortungsvolle Schülerin.« »Falsch gedacht.« Asuna schmunzelte, obwohl sie durchaus verantwortungsvoll war. Im Grunde trank sie so gut wie nie Alkohol und der zweite Gin, den sie endgültig leerte, war ebenfalls eine Seltenheit. Sie stellte den Becher auf die Kommode hinter ihr und ging auf das Bett zu, auf dem Oikawa nach wie vor saß. »Rück' mal ein Stück«, forderte sie und ließ sich prompt auf den weichen Untergrund fallen, nachdem er ihrer Bitte nachgekommen war. Er sah sie von der Seite an. »Wieso habe ich dich eigentlich noch nie bei einem unserer Spiele gesehen?« Asuna hätte bei dieser Frage beinahe gelacht, wenn er sie nicht so neugierig ansehen würde. »Ist diese Frage dein Ernst?«, fragte sie ihn deshalb. »Ja?« »Wieso sollte ich zu einem eurer Spiele kommen?« »Ich weiß nicht. Weil wir gut sind? Weil Volleyball der beste Sport ist, den es gibt? Weil ich mitspiele und der weltbeste Setter bin?« Zum Schluss grinste er schelmisch. Schelmisch und überheblich. »Wow«, meinte die Blondhaarige baff über so viel Selbstbewusstsein. »Das Letzte wäre eher einer der Gründe, um die Sporthalle nicht zu betreten.« Als hätte sie es geahnt, entgleisten ihm die Gesichtszüge. Anscheinend war er es nicht gewohnt, dass man so mit ihm sprach. »Autsch. Das hat mich gerade wirklich getroffen.« Er fing sich schnell wieder, griff sich theatralisch an die Brust und wischte sich eine imaginäre Träne aus den Augen. Anscheinend war er auch der weltbeste Übertreiber. »Wenn du so gut spielst wie du schauspielerst, musst du echt scheiße sein.« Sie grinste, doch kaum hatte sie das letzte Wort gesprochen, traf sie etwas Weiches mit voller Wucht im Gesicht. »Spinnst du?« Fassungslos sah sie zu Oikawa und strich sich die Strähnen nach hinten, die dank des Kissens nicht mehr an Ort und Stelle waren. Er zuckte mit den Schultern. Dieses Mal war es er, der grinste. Das Kissen hielt er nach wie vor in seiner Hand. »Ich würde mich ja entschuldigen, aber du hast das verdient.« »Das wirst du so was von zurückbekommen«, versicherte sie ihm verschwörerisch und ließ sich nach hinten fallen, nachdem sie ihn mit ihren Blicken getötet hatte. »Sollten das gerade böse Blicke gewesen sein? Süß.« Spöttisch zog er seine Mundwinkel nach oben und brachte Asuna dazu, mit ihrer Hand auszuholen. Sie berührte ihn gerade mal mit den Fingerspitzen, da sie im Liegen nicht mehr ausrichten konnte. »Weißt du? Keine schlechte Idee, dass du dich hier in diesem Zimmer verschanzt. So kannst du niemandem zu Tode nerven«, brummte sie und zupfte den Stoff ihres schwarzen Tops zurecht. »Außer dich, Kura-chan.« Er lachte leise, weil er wusste, wie sehr ihr dieser Spitzname missfiel. »Ja, ich frage mich sowieso, weshalb ich noch hier bin.« Möglicherweise war es die schreckliche Musik, die noch immer durch die Wände drang und die Tür vibrieren ließ. Oder die betrunkenen und feierwütigen Leute, die sie anrempeln würden, sobald sie den Raum verlassen würde. Oikawa betrachtete die hübsche Schülerin, die gedankenverloren an die Decke starrte. »Vielleicht genießt du meine Gesellschaft mehr, als dir bewusst ist.« Bei dieser Vermutung sah sie ihn irritiert an und bat: »Sag das noch mal.« »Du genießt meine Gesellschaft. Deshalb bist du noch hier.« Sie erwiderte nichts, sondern wollte sehen, ob er scherzte. Doch als er ihren Blick einfach nur ruhig erwiderte, musste sie ungläubig lachen. »Tut mir leid, die Blase deiner Wunschvorstellung platzen lassen zu müssen, aber nein. Echt nicht.« Sie schüttelte belustigt den Kopf. Vielleicht würde ihm ein anderes Mädchen in ihrer Situation zustimmen, aber nur weil er gut aussah, hieß das nicht, dass sie automatisch gerne Zeit mit ihm verbrachte. »Du bist wirklich gut darin, Hoffnungen zu zerstören, Kura-chan.« Er seufzte und ließ sich ebenfalls nach hinten fallen. Ihre Schultern berührten sich beinahe. Asuna starrte ihn für einen Moment ungeniert an, während sie auf ihrer Unterlippe herumkaute. Gut aussehen war eventuell untertrieben gewesen. »Gefällt dir der Anblick?«, kam es plötzlich von ihm, ohne dass er sie ansah. Asuna stieg die Hitze in den Kopf, doch zum Glück war es hier dunkel genug, um diese Tatsache zu verschleiern. Sie überspielte den Moment, indem sie schmunzelte, wieder an die Decke sah und nichts erwiderte. Sollte er sich die Antwort doch selbst zusammenreimen. Für einen Moment war es auch still, bis Oikawa sich entschied, wieder Oikawa zu sein und dumme Fragen zu stellen. »Hast du eigentlich einen Freund?« Die Blondhaarige runzelte die Stirn. »Wie kommst du denn jetzt darauf?« »Neugierde.« »Nein. Nein, hab ich nicht. Ich habe auch keine Zeit dafür. Das Lernen geht vor.« Wenn sie an die Universität wollte, musste sie ihre Freizeit für das Lernen von Prüfungen aufwenden, um gute Noten zu erzielen. Natürlich hatte sie auch Phasen während der Schulzeit, in denen sie weniger tun musste, aber nichtsdestotrotz musste sie sich auf den Unterricht fokussieren. »Wie langweilig.« Obwohl es ihr unangenehm war, musste sie zugeben, dass er recht hatte. Dennoch sagte sie: »Musst du gerade sagen. Hast du nicht mit Nayoko schlussgemacht, weil du dank Volleyball keine Zeit für sie hattest?« Davon wusste sie nur, weil Nayoko mit ihr in die Klasse ging und ständig geheult hatte, nachdem die kurze Beziehung zu Ende gegangen war. »Um ehrlich zu sein, war es anders rum. Sie hat mit mir schlussgemacht«, gestand er und klang dabei keinesfalls peinlich berührt. Asuna hob überrascht ihre Augenbrauen, doch wenn sie darüber nachdachte, schockierte sie diese Nachricht nicht so sehr. Es war vermutlich anstrengend, wenn der Freund mehr Zeit in der Sporthalle als mit der Freundin verbrachte. »Irgendwie überrascht mich das gar nicht«, antwortete sie deshalb trocken. »Ich wusste, dass du das sagst.« Er lachte leise. Es war das erste Mal, seit sie diesen Raum betreten hatte, dass sie ihn lachen gehört hatte. Sie hätte nie gedacht, dass sie das mal denken würde, aber sein Lachen war echt...attraktiv. Sie konnte zumindest annähernd verstehen, weshalb stets so viele Schülerinnen vor seinem Klassenraum warteten und mit irgendwelchen Geschenken seine Aufmerksamkeit erlangen wollten. »Aber es ist ja nicht so, als gäbe es nicht genug andere Kandidatinnen«, meinte sie mit einem gewissen Unterton. Darum musste er sich wohl keine Sorgen machen. »Also Qualität geht ja bekanntlich vor Quantität«, erwiderte er. »Wieso gehörst du eigentlich nicht zu diesen Kandidatinnen?« Asuna setzte sich auf und lachte. Diese Frage war doch nicht sein Ernst, oder? »Vielleicht, weil ich meine Zeit nicht damit verschwenden will, irgendeinem Typen hinterherzurennen?« »Hey! Ich bin doch nicht einfach irgendein Typ!«, beschwerte er sich, doch Asuna ignorierte ihn einfach. »Es gibt noch unzählige andere Gründe, um nicht eines deiner Fangirls zu sein. Glaub mir.« Sie seufzte und erhob sich. Währenddessen griff sie nach ihrem Handy. Es war bereits nach Mitternacht. Jana schien auf jeden Fall ihren Spaß zu haben, denn eine Nachricht hatte sie noch nicht. Vielleicht sollte sie mal nach ihr - »Hey!«, beschwerte sie sich, als Oikawa ihr das Handy wegnahm. Sie drehte sich um und zuckte zusammen, als sie bemerkte, wie nah er ihr war. Hastig machte sie einen Schritt nach hinten, fast so wie auf dem Flur. Einziger Unterschied war, dass Oikawa nicht betrunken und sie von seiner Nähe nicht so abgeneigt war. Stattdessen vernahm sie überall dieses Kribbeln. Nicht dieses verliebte Kribbeln, sondern jenes, welches man verspürte, wenn jemand gut aussah und sich nicht jugendfreie Bilder im Kopf formten. Wieso zum Teufel dachte sie überhaupt an so etwas Unpassendes? Das war ganz und gar nicht ihre Art. »Kurasaki-san«, fing Oikawa unheilvoll an und schmiss ihr Handy achtlos zurück aufs Bett. Er grinste und erinnerte Asuna gerade an ein Raubtier, welches seine Beute anvisierte. »Oikawa-san.« Sie versuchte, nicht wie jemand zu klingen, dem das Herz bis zum Hals schlug. Seit wann war sie in der Gegenwart eines Jungen so unruhig und...aufgeregt? Liegt vielleicht daran, dass ihr euch in einem dunklen Schlafzimmer befindet? Alleine? Die kleine Stimme in ihrem Kopf sprach das Offensichtliche an, machte die Situation aber nicht besser. Okay. Sie musste hier raus und zwar schnell. »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.« Innerlich klopfte sie sich auf die Schulter. »Glaubst du, oder weißt du?« Oikawa verringerte den Abstand zwischen ihnen. »Ich weiß es.« Sie holte tief Luft und wollte abhauen. Die Betonung lag auf wollte. Der Setter griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zurück. Beinahe wäre sie gestolpert, wenn da nicht das Regal hinter ihr gewesen wäre. »Was tust du da?«, murmelte sie, als er sich links und recht von ihr mit seinem Armen abstützte und ihr somit auf unverschämte Art und Weise den Fluchtweg nahm. Ihre Augen fixierten seine Lippen, sie sich zu einem einladenden Grinsen verzogen haben. Wieso fühlte sie sich so hingezogen zu ihm? Wieso wollte sie ihn küssen, ihn berühren? »Dich überreden, zu bleiben.« Oikawa nahm den Träger ihres Tops zwischen seine Finger und fuhr diesen entlang. Ernst fuhr er fort: »Ich weiß, dass du nie eine meiner...Verehrerinnen sein wirst. Kurasaki Asuna rennt keinem Typen hinterher. Das ist mir bewusst, aber ich weiß, dass du ebenfalls Bedürfnisse hast und ich weiß, dass du auch dieses Verlangen nach mehr verspürst. Hab ich nicht recht?« Asuna entspannte ihre Schultern, denn sie genoss seine Nähe mehr, als gut für sie war. Diese Anspannung im Raum war unerträglich und wenn sie ehrlich war, dann herrschte diese bereits seit dem Zeitpunkt, als sie das Zimmer betreten hatte. Das Schlimmste an der Sache war aber, dass Oikawa Recht mit seinen Worten hatte. Sie würde ihm nie verzweifelt hinterherrennen und um seine Aufmerksamkeit buhlen, aber sie wollte mehr von ihm. Körperlich. »Angenommen ich stimme deiner Vermutung zu; was genau willst du von mir, Oikawa?« Er stoppte sein Tun, was Asuna kurz enttäuschte. »Du willst wirklich, dass ich diese Worte sage, hm?«, murmelte er. Diese raue Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Es war offensichtlich, dass er wusste, welch Wirkung er auf Frauen hatte. Immerhin war er Oikawa Tōru. Jetzt erfuhr auch sie, was dieser Name bedeutete. »Es ist eigentlich merkwürdig. Ich habe nur ein paar Worte mit dir gewechselt, ich habe nicht viel Zeit mit dir verbracht, ich habe dich immer nur auf dem Schulflur gesehen und dennoch will ich dich. Ich will dich küssen, berühren und all die Dinge tun, die vermutlich auch dir gerade durch den Kopf gehen, Asuna.« Asunas Atmung stockte. Seine Worte trieben ihr die Hitze ins Gesicht. Mit dieser Direktheit hatte sie nicht gerechnet und wenn sie ehrlich war, machte es sie nervös. Sie hatte keinerlei Erfahrung, wenn es um Jungs ging. Schon gar nicht konnte sie Erfahrungen vorweisen, die über Küssen hinausgingen. Bei Oikawa hingegen sah diese Sache vermutlich anders aus. Deshalb wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie hatte Bedenken, weil sie hier auf einer Hausparty war. In einem fremden Zimmer. Mit Oikawa Tōru. Alles davon sprach gegen einen normalen Abend in Asunas Leben. »Überzeug mich. Gib mir einen Grund, warum ich nicht gehen soll«, bat sie und traf mit dieser Forderung bereits eine Entscheidung. Es stimmte. Sie hatte keinerlei Erfahrungen und vielleicht gab es über Oikawa Tōru mehr Gerüchte, als sie zählen konnte. Sagte man aber nicht auch, dass wertvolle Erfahrungen von riskanten und manchmal sogar schlechten Entscheidungen resultierten? Und was die Gerüchte betraf – denen sollte man ohnehin nie Glauben schenken und sich selbst eine Meinung dazu bilden. Oikawa grinste und legte seine Hand auf ihre Hüfte. »Du weißt, dass ich ziemlich gut im Überzeugen bin?« Asuna griff nach ihrer Halskette und spielte mit dem runden Symbol, weil sie kaum ruhig stehen konnte. Nicht, wenn Oikawa ihr so nahe war. Selbst bei seinem eindringlichen Blick wurde ihr furchtbar heiß, obwohl sie nicht mehr trug als eine Jeans und ein luftiges Top. Seine bloße Nähe wirkte sich maßgeblich auf ihren Körper aus. War das normal? War es normal, dass sie sich zu ihm so hingezogen fühlte? Ohne weiter darüber nachzudenken, erwiderte sie: »Tatsächlich? Zeig mir, wie gut du darin bist.« Er grinste schief bei ihren Worten und zog sie zu sich, sodass sie die Hitze seines Körpers an ihrem spüren konnte. »Immer diese Forderungen«, murmelte er und beugte sich nach vorne. Ihre Blicke trafen sich, was Asuna dazu veranlasste, tief Luft zu holen. Mit jedem Millimeter, der er ihr näher kam, erhöhte sich ihr Puls. Das Knistern in der Luft war beinahe mit den Augen sichtbar und als er seine Lippen auf ihre legte, konnte sie förmlich spüren, wie die Anspannung verschwand. Der Kuss war für einen kurzen Moment überraschend vorsichtig, fast schon unschuldig. Wie als wollte er die Bestätigung, dass es okay war. In Asuna löste dieser aber hauptsächlich eines aus: Das Verlangen nach mehr. Sie wollte mehr von diesem Gefühl des Nervenkitzels und der Lust, die in ihr aufloderte. Sie überließ ihren Instinkten die Kontrolle über ihren Körper, hob ihren Arm und legte ihre Hand in seinen Nacken. Mit der anderen krallte sie sich förmlich in sein Shirt. Es war eindeutig, dass der Kuss für sie in Ordnung ging und dass sie mehr wollte. Viel mehr. Sie spürte, wie sein Mundwinkel kurz zuckte und Asuna musste ein Seufzen unterdrücken, als sich seine Zunge zwischen ihre Lippen schob. Asuna drückte sich enger an ihn und war selbst überrascht über ihr Verhalten. Was mache ich hier eigentlich?, dachte sie sich, hatte aber nicht vor, aufzuhören. Asuna versuchte, sich diese kleine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Immerhin war sie nicht irgendjemand. Sie war Kurasaki Asuna und beliebt genug, dass Oikawa Tōru ihren Namen kannte. Dennoch löste sie sich von ihm. Doch anstatt zu verschwinden, so wie Oikawa anscheinend vermutete, schob sie Oikawa mit ihrer Hand auf seinem Oberkörper nach hinten. Sie wusste nicht woher das Selbstbewusstsein, welches sie so sehr in die Offensive gehen ließ, kam, aber es gefiel ihr. Es fühlte sich richtig an. »Scheint so, als müsste ich dich nicht mehr überreden zu bleiben«, kam es von Oikawa mit rauer Stimme und einem Schmunzeln. Er ließ sich aufs Bett nieder und legte sofort seine Hände auf ihre Hüften, als sich Asuna auf seinen Schoß setzte. Asuna fixierte seine Lippen und erwiderte leise, aber dreist: »Reines Mitleid.« Sie ließ ihm keine Chance, darauf zu antworten. Bestimmend legte sie ihre Lippen auf seine und presste ihren Oberkörper näher an seinen. Er grinste in den Kuss hinein und schob mit seinen Händen ihr Oberteil weiter nach oben. Durch ihren Körper schossen unzählige Stromstöße, als sich ihre Zungen berührten. In diesem Raum hatte es gefühlte 100 Grad und es wurde nicht besser. Sie hatte keine Ahnung, ob das hier eine gute Idee war, aber es fühlte sich zumindest an wie eine gute Idee. Wie eine verdammt gute Idee. Über alles andere konnte sie sich später Gedanken machen. Jetzt wusste sie, dass sie von seinen Berührungen nicht genug bekommen konnte. Als er federleichte Küsse auf ihrem Dekolleté verteilte und ihr Becken näher an seines drückte, schloss sie genießerisch ihre Augen. Plötzlich hob er sie hoch und drehte sie in einer einzigen flüssigen Bewegung um, sodass sie mit dem Rücken auf dem Bett lag. Dabei flog ihr Handy krachend auf den Boden, doch das konnte sie gerade nicht weniger interessieren. Stattdessen konnten sie die Finger nicht voneinander lassen. Während Asuna ihre Hände unter sein Shirt schob und mit ihren Nägeln über seinen Rücken kratzte, verwickelte Oikawa sie wieder in einen Kuss, der ihr sprichwörtlich den Atem raubte und das Ziehen zwischen ihren Beinen nur unerträglicher machte. Als sie heute diese Party betreten hatte, hätte sie nie gedacht, in einem Bett mit Oikawa Tōru zu landen. Küssend. Mit Lust auf mehr. Es entsprach absolut nicht ihrem Charakter, mit jemanden, den sie kaum kannte, rumzumachen. Und trotzdem war sie jetzt hier und ging abermals in die Offensive, indem sie den Kuss unterbrach, um ihm das schwarze Shirt über den Kopf zu zog. Er starrte sie etwas atemlos an und trotz der Dunkelheit konnte sie das begierige Funkeln erkennen. Asunas Augen sahen nach unten und begutachtete den durchtrainierten Oberkörper. Bei dem einladenden Anblick biss sie sich auf die Lippen und konnte nicht anders, als mit ihren Fingern über die definierten Muskeln zu streichen. »Genug gestarrt?«, ertönte es heiser und belustigt über ihr. Sie unterdrückte ein Grinsen und riss sich schließlich von dem überaus attraktiven Anblick los. »Was denn? Ich muss doch wissen, ob es sich gelohnt hat, hierzubleiben.« »Und? Hat es?« »Absolut.« Mehr sagte sie nicht, sondern ließ Taten sprechen. Ohne weiter nachzudenken, zog sie ihn wieder zu sich. Es war ihr nicht genug und vielleicht stiegen ihr die zwei Gin-Getränkte zu Kopf, aber sie wollte ihn. Hier und jetzt auf dieser Party, zu der sie nie gehen wollte. Oikawa schien zumindest ansatzweise dasselbe zu denken, denn seine Hand schob ihr Top gefährlich langsam nach oben. Währenddessen löste er sich von ihren Lippen und widmete sich ihrem Hals. Mit seiner Zunge hinterließ er eine feuchte Spur und brachte die Blondhaarige um den Verstand. Jede einzelne seiner Berührungen verursachte kleine Stromstöße, die sich allesamt an einer Stelle sammelten und ihre Ungeduld ins Unermessliche steigerten. Oikawa schien ihre Ungeduld zu bemerken, denn er schob ihr Oberteil weiter nach oben und entfernte es mit Asunas Hilfe zur Gänze. Als sie vor ihm lang und er sie eingehend musterte, war sie noch nie so froh, einen ansehnlichen BH mit Spitzen ausgewählt zu haben. »Wow«, murmelte er ernsthaft fasziniert und vermutlich hätte sich bei diesem Kompliment die Hitze in ihren Wangen gesammelt, wenn in diesem Moment nicht ihr Handy geläutet hätte. Der penetrante Ton ihres Iphones erfüllte den Raum und hatte nicht vor, wieder zu verschwinden. Jemand wollte anscheinend unbedingt, dass sie abhob. »Einfach ignorieren«, kam es von ihr bestimmend. Vermutlich war es nur Jana, die wissen wollte, wo sie war. »Gute Idee.« Er beugte sich zu ihr und legte abermals seine Lippen auf ihre, doch irgendjemand schien etwas dagegen zu haben. Wieder läutete es, aber dieses Mal war es nicht ihr Handy. So weit, so gut. Auch das wurde ignoriert. Als jedoch beide Handys gleichzeitig klingelten, war es dann doch unmöglich, es zu ignorieren. Oikawa zischte genervt, griff in seine hintere Hosentasche und betrachtete den Bildschirm. Mit einer Spur Aggression betätigte er den grünen Kopf. »Was?« Er klang gereizt, was man ihm nicht verübeln konnte. Asuna richtete sich auf und stützte sich mit den Unterarmen ab. Frustriert legte sie ihren Kopf in den Nacken. »Nein, ich – Was? Wieso?« Stille und Augenverdrehen. »Klärt das selbst. Ich hab keine Zeit dafür.« Sein Mundwinkel zuckte verräterisch. »Du mich auch, Iwa-chan.« Asuna setzte sich zur Gänze auf und griff ebenfalls nach ihrem Handy auf dem Boden. Natürlich hatte Jana sie angerufen. Sie wollte nicht wissen, wie betrunken ihre Freundin mittlerweile war. Im Gegensatz zu ihr war Jana dem Alkohol nämlich nicht abgeneigt. Neben zwei Anrufen war da aber noch eine Nachricht, die sie nicht sehr beruhigte. Ntfsll!?' »Was soll das denn heißen?«, murmelte sie und legte den Kopf schief, als sie versuchte, die Hieroglyphen zu entziffern. Notfall? Oh, oh. Jana schaffte es nicht selten, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Deshalb schrieb sie ein »Wo bist du?« und steckte das Smartphone in ihre hintere Hosentasche. Sie stand auf und fuhr sich durch ihre zerzausten Haare. Oikawa, der anscheinend auch das Gespräch mit Iwa-chan beendet hatte, hatte die Arme verschränkt und betrachtete sie eingehend. »Was?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, als sie nach ihrem Shirt suchte. »Nichts. Meiner Meinung nach hast du aber noch zu viel an.« Minder überrascht über diese direkte Aussage, lachte sie leise. »Zu schade, dass sich heute daran nichts ändern wird.« Anscheinend schien tatsächlich jemand etwas dagegen zu haben, dass sie hier mit Oikawa weiterging. Allerdings hatte ihre beste Freundin Priorität, auch wenn ihr Körper förmlich darum flehte, die angefangene Sache zu beenden. »Heute?«, hakte er belustigt, aber durchaus interessiert nach. Asuna sagte dazu nichts und konzentrierte sich darauf, ihr Oberteil anzuziehen. Außerdem war es schwerer als gedacht, nicht auf seinen nackten Oberkörper zu starren und diesen erkunden zu wollen. »Also falls du Lust nach Mehr bekommen hast, lässt sich das bestimmt einrichten. Immerhin war ich mir ziemlich sicher, dass es dir gefallen hat.« Das eingebildete Grinsen erkannte sie trotz der Tatsache, dass er ihr den Rücken zugewandt hatte. Sie nahm das Kissen, welches auf dem Schreibtischstuhl lag, holte aus und schlug damit Oikawa fest auf den Rücken. Nicht übermäßig stark, denn sonderlich viel Kraft besaß sie nicht. Aber sie hätte nicht damit gerechnet, dass der Schlag ihn aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Er hätte sich abgefangen, aber da er gerade nach seinem Shirt hinter dem Nachttisch greifen wollte, konnte er dies gar nicht. Ein dumpfes Geräusch und ein Stöhnen ertönten. Asuna riss die Augen auf und ließ das Kissen fallen. »Fuck! Das wollte ich nicht.« Hastig machte sie einen Schritt auf ihn zu, als er sich zwar ein wenig aufgerichtet hatte, aber nicht aufstand. Sie beugte sich zu ihm und berührte vorsichtig seine Schulter. Entsetzt sah sie auf seine Hand, die er an die Stirn gedrückt hatte. Dennoch sickerte Blut hervor. »Oh, verdammt«, kam es schockiert von ihr. Damit hatte sie nicht gerechnet. Oh Gott. Was, wenn er eine Gehirnerschütterung hat? Was, wenn die Wunde genäht werden muss? Asuna bekam Panik und schluckte den dicken Kloß hinunter. »Könntest du bitte etwas sagen?« Die Stille machte sie nervös und beinahe wäre sie aufgestanden und hinausgestürmt. Beinahe. »Mir...geht es gut«, kam es leise und gepresst von ihm. Sie zweifelte an seiner Aussage und sah ihm dabei zu, wie er sich auf den Boden setzte und sich ans Bett lehnte. »Nicht bewegen«, befahl sie unsicher. Sie versuchte zwar, gefasst zu klingen, aber so ganz gelang es ihr nicht. Zudem erdrückten sie die Schuldgefühle, denn wenn sie nicht so bescheuert gewesen wäre, hätte er jetzt keine Wunde auf der Stirn. Ruhig atmete sie ein und aus, überlegte indes, was sie in solchen Situationen tun musste. Blutung stoppen, desinfizieren, Kompresse anlegen, fixieren. Kurzerhand zog sie ihr Oberteil wieder aus und drückte es ihm an die Stirn. Anschließend nahm sie seine Hand und platzierte sie so, dass er Druck ausüben konnte. »Drück dagegen, okay?« Eilig stand sie auf, hielt aber kurz inne, um sich zu sammeln. Sie durfte jetzt nicht durchdrehen. Vermutlich war es nur halb so schlimm, aber mit Wunden an der Stirn war nicht zu spaßen. Asuna zielte das angrenzende Bad an und dankte Kimiko für den Luxus, den sie hier hatte. So schnell wie möglich suchte sie nach Desinfektionsmittel und wurde fündig. Zurück bei Oikawa stellte sie erleichtert fest, dass er auf sie gehört hatte. »Welcher Tag ist heute und was ist gerade passiert?«, fragte sie ihn, während sie den Stoff wegnahm und die Wunde laienhaft behandelte. »Es ist der 3. September und wir sind...Autsch....Du weißt hoffentlich, dass du übertreibst?« Er sah sie mit halb geöffneten Augen an, doch die Blondhaarige konzentrierte sich auf die Wunde, die sie nun mit der Handykamera beleuchtete. Dabei kniete sie vor ihm und war so nur eine halbe Armlänge von ihm entfernt. »Beantworte einfach die Fragen«, murmelte sie fordernd. Er seufzte. »Wir sind zu zweit in einem dunklen Schlafzimmer und haben es leider nicht hemmungslos miteinander getrieben. Stattdessen habe ich deinetwegen eine Platzwunde an der Stirn. Das einzig Gute an der Sache ist, dass ich deine halbnackten und wirklich perfekten Brüste vor m-« »Schon gut!«, unterbrach sie ihn peinlich berührt. »Du bist okay. Ich hab es verstanden.« Sie seufzte ebenfalls und drückte ihm den Stoff wieder an die Wunde. Zumindest ein wenig erleichtert kniete sie sich zur Gänze hin. »Es tut mir wirklich unheimlich Leid. Ich wollte nicht, dass das passiert.« Am liebsten hätte sie sich in ein Loch vergraben, als sie sich wieder entschuldigte. »Hör auf, dich zu entschuldigen. Ich weiß, dass das nicht Absicht war. Im Grunde ist es peinlich, dass du ich mit so einem federleichten Schlag umgehauen hast.« Er grinste schief und schaffte es, dass sie sich ein klein wenig besser fühlte. »Ich kann aber nicht damit aufhören, weil es mir echt leid tut.« Sie biss sich auf die Lippen. Verflucht! Wie konnte diese Situation so schnell eskalieren? Plötzlich vibrierte ihr Handy. Irritiert sah sie auf den Bildschirm und musste kurz die Augen zusammenkneifen. Es war eine weitere Nachricht von Jana. Diese hatte sie aufgrund des Zwischenfalls beinahe vergessen. Sie sprang auf und stellte fest, dass sie oberhalb nichts trug, außer einen BH. Bei dieser Erkenntnis strich sie sich genervt durch die Haare. So konnte sie schlecht nach unten gehen. Nicht, wenn sie weiterhin ernstgenommen werden wollte. Außerdem konnte sie Oikawa doch nicht einfach hier alleine lassen. »Du kannst ruhig gehen. Ich schaff das schon alleine«, meinte Oikawa, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Langsam setzte er sich aufs Bett und legte ihr Shirt beiseite. Anschließend griff er nach seinem, welches unbeachtet auf dem Nachttisch gelegen war. Auffordern hielt er es ihr entgegen. »Hier.« »Was tust du da?«, fragte sie perplex. »Nach was sieht es denn aus? Ich geb dir mein Shirt, damit du nicht halbnackt rumrennen musst.« Mit diesen Worten schmiss er ihr das Oberteil zu, welches sie ungeschickt fing. »Aber dann hast du nichts zum Anziehen.« Zweifelnd sah sie das dunkle Stück Stoff an. »Wenn man mich oben ohne sieht, ist auch nichts dabei. Das kommt beim Spielen häufiger vor. Bei dir hingegen ist das was anderes.« Das machte Sinn. »Danke«, murmelte sie und zog es an. Sofort umhüllte sie der einladende und männliche Duft von Oikawa. Dass ihr das Shirt zudem viel zu groß war, musste sie nicht erwähnen. »Bevor du gehst, gib mir dein Handy.« Er streckte seinen Arm aus, den Asuna skeptisch betrachtete. »Wieso?« »Tu es einfach.« Er verdrehte die Augen, musste aber schmunzeln. Sie gab nach und beobachtete, wie er seine Nummer einspeicherte. Anscheinend bemerkte er ihren fragenden Blick, weshalb er mit einem eindeutigen Grinsen meinte: »Damit du mir mein Shirt wieder geben kannst.« Oh. Natürlich. Sie nickte verstehend und nahm es ihm wieder ab. Für einen Augenblick zögerte sie, ehe sie zur Tür ging. »Bist du sicher, dass ich gehen soll?« »Nein, aber diese Antwort hat nichts mit der Wunde zu tun.« Er sah sie so eindringlich an, dass sie den Blick abwenden musste. Sie durchquerte den Raum, wurde aber kurz vor der Tür noch mal aufgehalten. »Kurasaki-san?« Asuna sah zu ihm. »Hm?« »Schreib mir nicht nur wegen des Shirts. Schreib mir, wenn du wissen willst, wie das heute Nacht weitergegangen wäre«, sagte er ernst und mit einem einnehmenden Blick, der ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Sie musste lächeln. »Man sieht sich, Oikawa.« Mit diesen Worten ließ sie ihn zurück und machte sich auf die Suche nach Jana. Sie fand sie schneller als gedacht. Ihre beste Freundin lag halb schlafend auf der Couch und sah absolut beschissen aus. Als sie Jana irgendwie nach draußen gebracht hatte, fragte sie nach der merkwürdigen SMS. Ihre Freundin fing an zu kichern. Dabei stolperte sie über ihre eigenen Füße und riss Asuna dabei fast mit sich. »Ich hab jemanden aus dem Volleyballteam vor die Füße gekotzt«, lallte sie. Überrascht hob die Blondhaarige ihre Augenbrauen und ekelte sich ein wenig bei dieser Vorstellung. »Was? Wem?« Jana überlegte. »Iwa...Iwaizumi Hajime.« Sie bekam Schluckauf. »Was hast du so getan?« »Naja«, fing sie an und erinnerte sich an die letzte und wirklich ungewöhnliche Stunde zurück. »Ich hätte beinahe mit Oikawa Tōru geschlafen und ihn danach beinahe bewusstlos geschlagen.« Jana nickte ehrfürchtig. »Ah. Cool«, brachte sie gerade so heraus, ehe sie sich nach links drehte und in die Wiese des Nachbarhauses kotzte. Ja. Sehr cool. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)