Hate That I Love You von SocialDistortion ([OikawaxOC]) ================================================================================ Kapitel 9: best friends activities and philophobia -------------------------------------------------- ● • . Asuna gähnte, als sie gemeinsam mit Jana ins Freie trat, um in der Pause das schöne Wetter zu genießen. Sie war verdammt müde, denn in letzter Zeit gab es einfach zu viel, was sie wach hielt. Der Streit mit ihren Eltern lastete noch immer schwer auf ihren Schultern. Insbesondere, weil sie daraufhin schnell wieder abreisen mussten und die 18-Jährige nur eine kurze Gelegenheit gehabt hatte, in der sie das ganze klären hätte können. Natürlich war sie zu stur, um nachzugeben. Aber das wollte sie auch gar nicht. Es war ihr Leben, selbst wenn ihre Eltern ihr so viel ermöglicht hatten. Das sollten sie verstehen. Neben diesem Problem war da auch noch die Sache mit Hina und Oikawa, die sie mehr und mehr verzweifeln ließ. Sie konnte doch nicht eifersüchtig auf das Mädchen sein? Nur weil sie Zeit mit dem Setter verbrachte und da irgendetwas zwischen ihnen war, was nicht mal Oikawa definieren konnte. Das war doch lächerlich. Seufzend hievte sie sich auf die Steinmauer und stützte sich mit den Armen hinter ihr ab. Jana tat es ihr gleich. Als wären diese zwei Anliegen nicht genug, gab es noch Riku, der viel mehr von ihr wollte, als ihr lieb war und nicht davon scheute, seinen Standpunkt vor der gesamten Schülerschaft klarzumachen. Mit ihm hatte sie auch noch nicht geredet und sofort kam ihr in den Sinn, dass sie furchtbar gut darin war, Dinge aufzuschieben, die mit ihren Gefühlen zu tun haben. Asuna strich sich ihre Haare nach hinten und ließ ihren Blick über den Schulhof wandern. Auch viele andere nutzten die Pause, um die Sonne zu genießen. Zu ihrem Missfallen auch Problem eins und zwei. Während Oikawa mit Iwaizumi vor dem Eingang stand, kam Riku gerade mit Freunden aus dem Schulgebäude. Sie sollte vermutlich bald ihre Gedanken ordnen und ein Problem nach dem anderen klären. Wie sie das machen wollte, war ihr noch nicht so klar. »Jana? Wie sagt man einem Typen eigentlich, dass man nicht mehr als nur Freundschaft für ihn empfindet?«, fragte sie, ohne ihre Freundin anzusehen. Es kam allerdings keine Antwort, weshalb sie sich von Rikus Anblick losriss und sich ihrer besten Freundin widmete. »Jana?« Sie starrte jedoch schweigend auf irgendeinen Punkt, den sie nicht ausmachen konnte. Es war ihr heute bereits aufgefallen, dass sich ihre beste Freundin außerordentlich merkwürdig verhielt. Misstrauisch versuchte sie es noch mal mit ihrem Namen. Die Reaktion kam langsam und ungewöhnlich träge über ihre Lippen. »Hm? Was hast du gesagt?« Skeptisch beäugt die Blondhaarige ihre beste Freundin. Dass Jana nicht immer zuhörte, war nichts Neues und nicht beunruhigen, aber dass sie so lustlos war und wenig sprach, war eigentlich ein schlechtes Anzeichen. »Unwichtig«, erwiderte sie deshalb wachsam. »Alles in Ordnung bei dir?« Jana kaute auf ihrer Unterlippe herum und mied den Blick ihrer besten Freundin. »Ich...weiß nicht.« Sie knetete ihre Finger und warf immer wieder einen Blick auf den Punkt von vorhin. Asuna versuchte, diesen Punkt auszumachen und runzelte die Stirn. Sie sah doch nicht Iwaizumi ständig so zweifelnd an? »Du hast dich doch nicht mit Iwaizumi gestritten, oder?« Bei dieser Vermutung wurde sie leicht panisch, weshalb sie nervös am Etikett ihrer Flasche nestelte. Jana schüttelte aber den Kopf. »Nein. Wir haben uns nicht gestritten. Im Gegenteil.« »Dann sag mir, weshalb du den ganzen Tag noch keinen Spruch über mein derzeit nicht vorhandenes Sexleben gerissen hast und du es tunlichst vermeidest, über Iwa zu reden.« Als Antwort bekam sie ein Seufzen. Wie als müsste sie über ihre Worte nachdenken (was sie ebenfalls in Panik versetzte), starrte sie vehement auf den Boden. »Jana!«, zischte Asuna eindringlich und griff nach ihrem Handgelenk, damit sie mit der nervösen Spielerei aufhören musste. »Sag mir endlich, was lost ist.« Endlich hob sie ihren Kopf und die 18-Jährige stockte. »Jana«, hauchte sie betroffen, als sie die Tränen in den Augen ihrer besten Freundin wahrnahm. »Was...Was ist passiert?« Jana schluckte und holte tief Luft. Es fiel ihr sichtlich schwer, mit der Wahrheit rauszurücken. »Ich,« fing sie zaghaft an und rieb ihren Oberarm, »ich bin vielleicht schwanger.« Die Bombe war geplatzt. Und was für eine. Asunas riss ihre Augen auf und öffnete den Mund, doch mehr als ein heißeres »Was?« kam ihr zuerst nicht über die Lippen. Erst als die Information langsam zu ihr gesickert war, konnte sie langsam wieder einen sinnvollen Satz bilden. »Du bist vielleicht schwanger? Was heißt vielleicht? Hast du...Hast du einen Test gemacht?« Sie wollte nicht mitleidig klingen, denn Asuna wusste, wie sehr Jana dies hasste. Dennoch litt sie gerade furchtbar mit ihrer besten Freundin mit. »Nein, noch nicht. Aber alles deutet darauf hin. Ich bin überfällig, mir ist übel und ich...ich habe einfach das Gefühl, dass da«, sie zeigte auf ihren Bauch, »etwas ist.« Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Asuna schluckte. Sie hatte Jana noch nie so niedergeschlagen und überfordert gesehen. Das Schlimmste daran war aber, dass sie absolut nichts tun konnte. Außer an ihrer Seite zu sein und ihr Mut zuzusprechen. »Verdammt«, murmelte sie und überlegte fieberhaft, was sie nun sagen sollte. »Wir sollten uns nach der Schule einen Test holen. Du musst wissen, ob du schwanger bist oder nicht.« Eindringlich sah sie ihre Freundin von der Seite an. Diese lachte kurz freudlos auf. »Brauchst du nicht. Hab einen im Rucksack. Seit zwei Tagen.« »Seit zwei Tagen?«, rief Asuna und verstummte, als ihr die Lautstärke ihrer Worte bewusst wurde und sich ein paar Köpfe zu ihnen drehten. »Worauf warten wir dann noch? Los, komm.« Sie sprang von der Mauer und griff abermals nach dem Handgelenk der anderen Schülerin. Dieses Mal war sie aber euphorischer. Jana rutschte prompt ebenfalls von der Mauer. »Spinnst du? Ich mach den Test doch nicht in der Schule! Das ist doch echt absurd.« »Doch. Wirst du«, erwiderte sie herrisch und stoppte in ihrer Bewegung, weil sie noch nicht fertig war, aber ihrer Freundin dabei in die Augen sehen wollte. Mit einer unterstreichenden Handbewegung meinte sie: »Und wehe du verheimlichst mir jemals wieder zwei Tage so etwas Wichtiges.« Dann setzte sie ihren Weg fort, wieder mit ihrer besten Freundin, die sie hinter sich herzog. Dass sie dabei einige Blicke auf sich zogen, war nebensächlich. Asuna betrat die erste Toilette und checkte sofort, ob jemand außer ihnen hier war. »Los. Test raus und rein da.« Sie deutete ernst auf die zweite Tür und verschränkte schließlich ihre Arme. »Wenn du so herrisch bist, machst du mir angst«, murmelte Jana und kramte nach der Verpackung in ihrer Tasche. »Gut so.« Sie schmunzelte, denn langsam war ihre Freundin wieder sie selbst. Auch wenn die Nervosität ihr ins Gesicht geschrieben war. Aber wer konnte es ihr auch verübeln? Es gab für eine 18-jährige Schülerin kaum etwas Schlimmeres, als ungeplant schwanger zu werden. Zumindest war es für Asuna so. Jana hatte wenigstens ein Freund, aber wenn sie jetzt in der Situation ihrer besten Freundin wäre... Jana drehte die Verpackung jedoch zögerlich in ihren Händen herum. »Ich hab echt Schiss, Asu«, kam es ehrlich und mit zittriger Stimme von ihr. »Ich weiß.« Asuna machte einen Schritt auf ihre Freundin zu und schlang ihre Arme um sie. Obwohl sie beide kein großer Fan von Umarmungen waren, tat es gerade mehr als nur gut. Für Asuna, weil sie so ihre beste Freundin unterstützen und Halt geben konnte und für Jana, weil sie so wusste, dass sie in dieser beschissenen Situation nicht alleine war. Als sie sich trennten, meinte die Dunkelblonde: »Weißt du was? Ich mach mit.« Überzeugt nickte sie trotz des irritierten Blickes der anderen Schülerin. »Hä? Willst du auch einen Test machen? Ich hab aber nur zwei und die wollte ich eigentlich verwenden.« »Nein. Das nicht, aber ich muss gerade auf die Toilette und so stehe ich dir bei. Irgendwie.« Also ausgesprochen hörte es sich eindeutig merkwürdiger an. Dennoch öffnete sie die Tür und deutete Jana, endlich den Test zu machen. Nur eben in der anderen Kabine. »Du bist echt bescheuert«, brummte Jana, musste aber dennoch schmunzeln. Sie wüsste nicht, was sie ohne Asuna machen würde. Es war wie in einem dieser amerikanischen Teenagerfilme. Grotesk und ein wenig unangenehm, als sie beide schweigend auf der Toilette saßen. Gerade jetzt wünschte sich Asuna dieses Wasserplätschern, welches in den unzähligen Einkaufszentren auf den Toiletten abgespielt wurde. Andererseits handelte es sich hierbei um Jana und somit beste Freundin. Es gab Schlimmeres. »Bist du fertig? Hast du auf das Teil gepinkelt, auf das man...draufpinkeln muss?« Sie kniff ihre Augenbrauen zusammen über ihre Unfähigkeit, einen Satz zu bilden. »Hör auf, mich so unter Druck zu setzen.« »Wieso?« »Weil ich nicht pinkeln kann, wenn du mich so unter Druck setzt«, grummelte Jana. Asuna verdrehte die Augen. »Sorry, aber wir haben noch genau fünf Minuten, bis der Unterricht beginnt. Und ich glaube nicht, dass der Test binnen weniger Sekunden das Ergebnis anzeigt.« Natürlich war sie zuerst fertig, weshalb sie die Kabine verließ und sich die Hände wusch. Anschließend klopfte sie gegen die Tür, hinter der sich Jana befand. Prompt wurde sie geöffnet. »Weißt du, wie lange wir auf das Ergebnis warten müssen?« Sie lehnte sich gegen die Wand, nachdem sie die Kabine wieder verschlossen hatte. Ihre Freundin saß auf dem mittlerweile geschlossenen Klodeckel und hielt den Test abwartend in ihrer Hand. »Nein. Ich weiß nur wann ich ihn am besten machen soll. Ich war wohl zu panisch, um mir die Infos durchzulesen.« »Okay. Gib mir mal den Beipackzettel.« Noch zwei Minuten, bis der Unterricht begann. Jana überreichte ihr nur zu gern die Verpackung mit dem Zettel, sodass Asuna ihn überfliegen konnte. »Hier steht, dass das Ergebnis in zehn Minuten angezeigt werden soll. Das dauert zu lange. Wir werden definitiv zu spät kommen.« Im Grunde war das kein Grund, um nicht hier zu warten. Jedoch schrieben sie einen Test in Japanischer Geschichte, der zur Mitarbeit zählen würde. »Lass uns in die Klasse gehen. Vielleicht ist es gut, wenn ich das Ergebnis erst nach dem Test sehe«, meinte sie und erhob sich. »Sicher?« »Ja.« Sie schulterte die Tasche und schmiss den Test einfach zum restlichen Schulzeug. »Hast du gerade deinen benutzten Test da rein geworfen?«, hakte Asuna mit hochgezogenen Augenbrauen nach, während sie die Kabinentür öffnete. »Wo soll ich ihn den sonst hintun? Willst du ihn nehmen?« Mit ernstem Blick hielt sie ihrer besten Freundin die Tasche hin. Etwas angeekelt verzog diese ihr Gesicht. »Nein, danke.« Jana wollte etwas erwidern, als plötzlich die Tür aufging. Die zwei Schülerinnen drehten sich erschrocken zum Eingang. Ein Mädchen, das Asuna nur vom Sehen kannte, musterte die beiden skeptisch, ehe sie langsam zum Waschbecken ging und ihre Hände wusch. Dabei warf sie immer wieder einen Blick durch den Spiegel. Dies nutzten die Freundinnen, um von hier zu verschwinden. Eilig verstaute Asuna noch die Verpackung in der Tasche, ehe sie sich zum Klassenzimmer begaben. »In ungefähr fünf Minuten sollte das Ergebnis erscheinen«, murmelte Asuna ihrer Freundin zu, noch bevor sie den Raum 3-5 betraten. Von Jana bekam sie nur ein angestrengtes Ausstoßen der Luft. Während die Prüfungszettel ausgeteilt wurden, kaute Asuna nervös auf ihren Fingernägeln herum und wippte ungeduldig mit dem Fuß. Ihre Lehrerin warf ihr einen überraschten Blick zu, da diese ihre Unruhe anscheinend mit dem Test assoziierte. Wobei sie gar nicht mal so falschlag. Es war echt unglaublich, wie sehr sie mit ihrer Freundin mitlitt. Es fühlte sich fast so an, als wäre sie selbst in Janas Situation. Das Ticken der Uhr machte es nicht besser und als die fünf Minuten vorüber war, hatte sie noch immer nichts auf ihrem Zettel stehen. Ihre Konzentration lag ganz allein bei ihrer besten Freundin, die ihre Stirn auf dem Tisch abgelegt hatte und genau so wenig die Prüfungsfragen beachtete. Asuna sah kurz zu ihrer Lehrerin, die gerade auf der anderen Seite der Klasse ging. Schnell nahm sie einen Stift und warf ihn auf die Dunkelhaarige. Diese zuckte zusammen, war dafür aber hellwach. »Was?«, formte diese mit ihren Lippen, ohne einen Ton zu sagen. Asuna deutete nach unten. Natürlich verstand Jana sofort und tippte an ihre Schläfe. Das sollte wohl so viel heißen wie »Bist du bescheuert? Jetzt?« Energisch nickte sie als Antwort und nach und nach bemerkte sie, wie Jana nach langem Überlegen nachgab. Ebenfalls mit einem kurzen Blick zur Lehrerin griff sie in ihre Tasche. Asuna beugte sich nach vorne, um das Ergebnis ablesen zu können. Die meisten ihrer Mitschüler waren in die Prüfung vertieft, um zu bemerken, wie sehr Asuna und Jana gerade neben der Spur waren. Zuerst spiegelte die Anzeige, doch plötzlich erkannte man etwas. Zwei Streifen? Was bedeutete das nochmal? Sie kramte fieberhaft in ihren Gedanken nach den Infos des Beipackzettels. Zwei Streifen. Zwei Streifen. »Oh mein Gott«, rief Asuna bei der Erkenntnis und schlug sich prompt die Hand vor den Mund. Peinlich berührt sah sie sich um. Sponsor werden und Werbung komplett deaktivieren »Kurasaki-san. Das Gebet kommt ja reichlich spät.« Ihre Lehrerin deutete auf ihren noch immer leeren Zettel, musste aber schmunzeln. Sie wusste, dass die Dunkelblonde zu ihren besten Schülern gehörte, weshalb sie sich auch keine Sorgen machte. Sie murmelte nur eine Entschuldigung und lehnte sich zurück. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte. Jana warf einen verzweifelten Blick nach hinten und Asuna brauchte einen Moment, bis sie verstand, warum sie so angesehen wurde. Innerlich schlug sie sich gegen die Stirn, ehe sie ein »Du bist nicht schwanger, du Idiot« mit ihren Lippen formte. Die Reaktion war eindeutig. Ihre Augen wurden groß und die Erleichterung war ihr ins Gesicht geschrieben, als sie hibbelig auf ihrem Sessel herumhüpfte. Wie sie zuvor presste sie ihre Hand auf den Mund, allerdings schaffte sie es, die Klappe zu halten. Und das war eine Premiere. Völlig fertig mit den Nerven nach diesen anstrengenden letzten Minuten, lehnte sich die Klassensprecherin nach hinten und legte ihren Kopf in den Nacken. Sie schloss die Augen und lächelte. Ihr fiel eine große Last von den Schultern und sie konnte nur erahnen, wie es Jana jetzt ergehen musste. Kopfschüttelnd setzte sie sich wieder aufrecht hin und straffte die Schultern. Mit einem nun freien Kopf griff sie nach ihrem Stift und begann, die Fragen zu beantworten. Wow. Was für ein Vormittag. ♛♚ Nach der Schule war Jana wieder die Alte. So gut wie. Es hatte ein wenig gedauert, aber nun redete sie wieder ohne Unterbrechung. Weil Asuna aber so erleichtert war, genoss sie den Redeschwall mehr als sonst. »Und weiß du, was mir die ganze Zeit durch den Kopf gegangen ist? Wie zum Teufel soll man mit einem riesigen Bauch eigentlich Sex haben?« Sie gestikulierte mit den Händen, achtete aber penibel darauf, dass ihr Kaffee, den sie sich nach Schulschluss geholt hatten, im Becher blieb. Immerhin kostete der Kaffee bei Starbucks ein halbes Vermögen. Asuna starrte sie indes ungläubig an. »Von all den Gedanken ist dir ausgerechnet dieser durch den Kopf gegangen?« Sie seufzte erleichtert. »Gott sei Dank war der Test negativ.« Ihr Mundwinkel zuckte verdächtig und schon musste sie lachend dem folgenden Hieb ausweichen. »Jetzt mal im ernst. Was würdest du ohne Sex tun, Jana?« Als sie aber den Blick sah, fügte sie schnell hinzu: »Warte! Nein. Sag es einfach nicht.« »Auf jeden Fall mehr als du.« Jana wackelte mit den Augenbrauen, woraufhin Asuna nur mit den Augen rollte. Dieses Thema hatten sie bereits oft genug. »Aber bevor ich es vergesse. Du hast mich heute irgendetwas gefragt. Was war das noch schnell?« Für einen Moment war sie verwirrt, was sie nun meinte, aber dann fiel es ihr wieder ein. Es war eines ihrer drei Probleme, welche ihr derzeit den letzten Nerv raubten. »Ach ja. Ich wollte dich fragen, wie man einem Jungen sagt, dass man nur Freundschaft für ihn empfindet.« Dass sie dabei Rat bei Jana suchte, sagte doch sowieso schon alles, denn ihre beste Freundin hatte genauso wenig Erfahrung in solchen Angelegenheiten wie sie. Dennoch wollte sie eine zweite Meinung hören. »Wegen Riku? Hm. Ich würde da ganz klassisch vorgehen und die Ich mag dich wirklich gerne, aber mehr als Freundschaft empfinde ich nicht-Karte ausspielen.« Schulterzuckend zog sie an ihrem Strohhalm und auch Asuna widmete sich ihrem Iced Cappuccino. So einfach wie es die Dunkelhaarige darstellte, war es nun auch wieder nicht. Leider. Sie war sich nämlich sicher, dass Riku definitiv anderer Meinung war. »Ahhhh!« Sie stöhnte genervt auf. »Das wird eine Katastrophe.« Sie war richtig schlecht in so etwas. Wie sollte sie ihm gegenübertreten, wenn sie ihm das sagte? Und wie sollte sie ihm gegenübertreten, nachdem sie ihm das gesagt hatte? Immerhin würden sie sich ständig bei irgendwelchen Treffen in der Schule über den Weg laufen. Jana ließ von ihrem Milkshake ab und runzelte die Stirn. »Hast du das bei Oikawa nicht auch irgendwie durchgezogen? Dann hast du ja schon Übung darin.« In ihrer Stimme schwang eine Spur Provokation mit, aber das drang irgendwie nicht ganz zu Asuna durch. »Ja, aber das war etwas völlig anderes«, seufzte sie und spielte mit dem Strohhalm. »Inwiefern?« Neugierig sah die Kleinere sie an. Tja, weshalb? »Weil es Oikawa Tōru war und nicht Watanabe Riku. Ganz einfach.« Das Gespräch mit Oikawa konnte sie einfach nicht mit dem bevorstehenden Gespräch mit Riku vergleichen. Das änderte aber nichts daran, dass beides für sie eine große Überwindung darstellte. Asuna wusste eigentlich viel. Sie wusste, wie man sich perfekt auf einen Test vorbereitete. Sie wusste, wie man Rechnungen bezahlte. Sie wusste, wie man im Schulrat jeden auf seine Seite zog. Wenn es aber um ihre Emotionen ging, dann hatte sie keine Ahnung. Keine Ahnung wie sie diese vermitteln sollte und keine Ahnung, ob sie diese überhaupt zulassen wollte. Absurd, denn immerhin waren es ihre Gefühle. Vielleicht war dies einer der Gründe, weshalb sie ihre Gefühle verschloss und lieber auf Distanz. Jana betrachtete ihre Freundin skeptisch, hakte aber nicht nach. Es war fast unmöglich, in dieser Angelegenheit zu der Blondhaarigen durchzudringen. Da war sie viel zu stur. »Tu es einfach. Schnell und ohne zu zögern. Wie bei einem Pflaster, das du abziehst.« »Aber das ist verdammt schmerzhaft«, zweifelte die Angesprochene, kam aber zum Entschluss, dass sie es wirklich schnell hinter sich bringen musste. Asuna seufzte tief und griff nach ihrem Handy, welches gerade in ihrer Jackentasche merklich vibriert hatte. Als sie die Benachrichtigung auf ihrem Bildschirm las, kam ihr der Gedanke, dass sie diese Funktion dringend ausstellen musste. Es interessierte sie nicht wirklich, ob Hina nach langer Zeit wieder ein Bild auf Instagram gepostet hatte. Dennoch klickte sie auf den Balken. Sie hatte sich nicht viel erwartet. Vielleicht ein Selfie oder irgendetwas anderes Unnötiges. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet. Sie blieb stehen und starrte fassungslos auf das Bild, welches Hina gepostet hatte. Ihr Blick flog über die Beschreibung. Was zum...? »Wieso bleibst du stehen, Asuna? Und wieso zerdrückst du deinen armen Kaffeebecher?« Jana sah sie zweifelnd an und beugte sich schließlich zu ihr, um ebenfalls einen Blick auf das Bild erhaschen zu können. »Ach du scheiße«, rief sie laut und sorgte dafür, dass sich einige Passanten empört zu ihr drehten. »Sind die beiden zusammen, oder was?« Asuna presste ihre Kiefer fest aufeinander und schluckte den unangenehmen Kloß in ihrem Hals hinunter. Dieses Bild von Hina gefiel ihr ganz und gar und das, obwohl sie kein Recht dazu zu haben. Die Feststellung von vor einigen Tagen kam ihr wieder in den Sinn. Eifersucht...war ein grässliches Gefühl. Und in Asunas Fall auch irritierend, denn sie konnte sich diese Eifersucht noch immer nicht zur Gänze erklären. Sie stand nicht mal auf Oikawa. Nicht im geringsten! Schnaubend schloss sie die App und verstaute ihr Handy wieder in ihre Jackentasche. Sie setzten ihren Weg fort. »Was stand da unter dem Bild? Happy to have him in my life? «, fragte Jana, während sie Asuna akribisch musterte. Zumindest den Griff um den Becher hatte sie gelockert. »Ja. Ungefähr.« Sie wollte nicht wirklich über das Bild reden. Wenn sie ehrlich war, dann würde sie es sogar gerne vergessen. Unmöglich. Irgendwie hatte es sich in ihr Gehirn gebrannt. Sie verfluchte Instagram dafür, dass sie diese bescheuerte Benachrichtigung bekommen hatte, und sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie überhaupt nachgesehen hatte. Also ob sie dieses Foto von Oikawa und Hina, auf dem sie beide so übertrieben glücklich grinsten, sehen wollte. Und kitschiger ging die Bildbeschreibung auch nicht mehr. »Ich hoffe, ich bereue diese Frage nicht, aber alles klar bei dir?« Asuna holte tief Luft, denn eigentlich wusste sie die Antwort auf diese Frage nicht wirklich. Es war alles okay bei ihr und irgendwie auch nicht. Es lag nicht nur an dem Bild, welches sie überraschend stark störte. »Keine Ahnung. Ich denke nicht. Sonst könnte ich diese einfache Frage beantworten. Weißt du? Es ist nicht nur die Sache mit meinen Eltern und Riku, die mich seit Längerem beschäftigt. Es ist auch Oikawa, der mir Kopfschmerzen bereitet. Wieder. Es ist wirklich hart, mir das einzugestehen, Jana.« Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte auf den Asphalt, anstatt den einfühlsamen Blick ihrer besten Freundin zu erwidern. »Es stört mich, dass er so viel Zeit mit Hina verbringt. Es stört mich, dass er Fotos mit ihr macht. Es stört mich einfach alles. Ich...Ich weiß nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß nur, dass ich dieses Gefühl hasse. Genauso hasse ich es, das zuzugeben.« »Ich denke, dass du lernen musst, dieses Gefühl zu akzeptieren. Du kannst daran nichts ändern und es wird nicht besser, wenn du es verleugnest. Das hört sich vielleicht hart an, aber versuche, damit zu leben«, fing Jana. Asuna wusste, dass ihre Freundin recht hatte. Und dennoch fiel ihr die Umsetzung ihrer Worte mehr als nur schwer. Sie sollte diese Eifersucht akzeptieren? Einfach so? Wie? Sollte sie einfach vor sich hinlächeln, wenn sich Oikawa und Hina vor ihren Augen küssten, obwohl sie den nächstbesten Gegenstand nach ihnen werfen wollte? »Weißt du, was ich mich schon immer gefragt habe? Wieso hast du das mit Oikawa damals beendet? Wir wissen beide, dass es für dich nicht einfach nur Sex war. Nicht ausschließlich.« Die Ampel vor ihnen wurde grün, doch beide blieben einfach stehen. Asuna sah auf ihren Becher, weil sie den eindringlichen Blick ihrer Freundin sowieso auf ihr spürte. »Ich habe seine Nähe genossen. Seine Nähe, seine Berührungen und seine bloße Anwesenheit. Der Gedanke, dass ich ausnahmsweise nicht alleine war, hat mir gefallen. So sehr, dass er mir gefehlt hat, wenn er nicht geblieben ist. Aber...genau das hat mir auch Angst gemacht.« Sie erinnerte sich so gut an die Nächte, in denen sie in ihrem Bett gelegen hatte und an Oikawa denken musste. Überrumpelt von dem Gefühl der Einsamkeit in der viel zu großen Wohnung und dem Wunsch nach seiner Gesellschaft. »Beziehungen sind fragil, Jana. Sie brechen so verdammt leicht und ehe man sich versieht, verschwindet die Person wieder aus deinem Leben. Wie soll ich mein Herz in jemandes Hände legen, wenn dieser jemand im nächsten Augenblick verschwinden sein könnte? Ich will nicht mehr von einem auf den anderen Moment wieder alleine sein, denn dieses Gefühl habe ich bereits mein ganzes Leben. Den Gedanken ertrage ich einfach nicht.« Noch nie hatte Asuna so offen über ihre Ängste geredet wie jetzt und doch fühlte sie sich dadurch nicht besser. Janas überwältigter Blick machte es auch nicht besser. Sie musste es hinnehmen, dass sie ein hoffnungsloser Fall war. Dass ihre Ängste sie davor hinderten, Gefühle zuzulassen, die bereits seit Langem tief in ihr vorhanden waren. Wie aber kämpfte man gegen Ängste, die einen seit Kindheitstagen verfolgten? Hosted by Animexx e.V. 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