Undiclosed Desires von King_of_Sharks (KuroFye) ================================================================================ Kapitel 27: Numb Encore ----------------------- Die ersten Tage ohne Yui waren schlimm für Fye gewesen. Er konnte die erste Nacht, in der sein Bruder so weit weg von ihm war, überhaupt nicht schlafen und bat dann schließlich Kurogane, dass er bei diesem schlafen könnte, oder dass dieser zu ihm kam. Das tat dieser natürlich, da er Fye erstens nichts abschlagen konnte – auch wenn er ihm das niemals sagen würde – und weil er nachvollziehen konnte, wie dieser sich fühlen musste. Getrennt von jemandem zu sein, der einen schon das ganze Leben begleitete, war nicht einfach. Er selbst wüsste auch nicht was er tun würde, wenn Fye auf einmal weiter weg von ihm leben und sie sich nicht fast jeden Tag sehen könnten. Ihm würde es wahrscheinlich ähnlich gehen und so tat er dem Blonden gerne diesen Gefallen. Die Zwillinge telefonierten auch viel und Fye wollte schon mehr als ein Mal zu seinem Bruder fahren und dann einfach dort bleiben, doch der Ältere hielt ihn davon ab. Yui war der Meinung, dass sie sich einfach daran gewöhnen mussten und jetzt vor allem in der Anfangszeit nicht nachgeben durften. Dabei ließ er nicht verlauten, dass es auch ihm schwer fiel und er Probleme beim Einschlafen hatte, da Fye dann erst recht zu ihm gekommen wäre. Er hatte Miyuki gebeten, wenigstens für die Ferien bei ihm zu schlafen, was sie dann auch tat. Yui hatte auch das Gefühl, als ginge es ihm so schlecht, weil er Fye nicht mehr wahrnehmen konnte und nicht wusste, was dieser empfand. Ihre Verbindung war unterbrochen und damit kam er nicht zurecht. Der Jüngere musste das wohl auch spüren, weil er sonst nicht so aufgelöst am Telefon geklungen hätte. Als Miyuki dann jedoch für ein paar Tage bei ihm einzog, ging es Yui schon wesentlich besser und er sagte sich, dass er wahrscheinlich einfach nur nicht alleine leben konnte und einfach jemanden brauchte, der für ihn da war. Vielleicht hatte er sich das auch einfach nur eingebildet und konnte gar nicht wirklich spüren, was sein Bruder empfand und wie es diesem ging. Dass das nicht wahr war, wusste Yui tief in seinem Innersten, wollte es aber nicht zugeben, weil er ein normales Leben führen wollte, ohne dauernd an seinem Bruder zu hängen. Dieser brauchte auch seinen Freiraum und vielleicht würde das mit Kurogane und ihm nun auch endlich klappten. Vielleicht hatte Yui die beiden einfach nur gestört und Fye hatte sich zu sehr auf ihn konzentriert, als dass er alles hätte geben können, um Kurogane für sich zu gewinnen. Es wäre schön, wenn die beiden endlich zueinander finden würde, das würde auch ihn beruhigen. Dann hätten sie beide einen Partner und alles wäre gut. Dass diese utopische Vorstellung nicht so ganz eintreffen würde und auch nicht alles gut werden würde, wenn sie beide einen Partner hätten, davon wollte der ältere Zwilling nichts wissen. Als die Schule dann wieder anfing, hatte sich Fye beruhigt, auch wenn er noch immer nicht so fit aussah. Sein Fuß tat auch nicht mehr sonderlich weh, sodass er normal laufen konnte. Nur im Sportunterricht musste er ein paar Wochen aussetzen, was jetzt aber auch kein so großer Verlust für ihn war. Für Kurogane wäre es fatal gewesen, wenn er sich nicht mehr hätte bewegen können wie er wollte, da er fast jeden Tag Sport machte und es gern tat. Touya und Yukito waren dieses Jahr sogar mit den anderen beiden in eine Klasse gekommen und auch Kendappa hatte man zu ihnen gesteckt. Primera hatte kein Glück dabei, zu Fye zu kommen, doch man hörte in letzter Zeit ohnehin Gerüchte, dass sie mit einem etwas älteren Typen namens Shougo gehen würde. Das kam Fye nur recht, denn ihm war alles lieber als von diesem Mädchen belästigt zu werden. Als es zur Wahl der Klassensprecher kam, gab es ein kleines Problem in ihrer Klasse, da sowohl Touya, als auch Yukito und Ashura zur Wahl standen und alle drei beliebt in diesem Amt waren. Nachdem es eine Abstimmung gegeben hatte, diese aber zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt hatte, erhob sich Yukito und ließ verlauten, dass er sich dieses Jahr nicht auf so ein Amt konzentrieren würde können, da er sich ganz darauf konzentrieren wollte, einen guten Abschluss zu machen. Touya sagte auch ab, mit der Begründung, dass er schon im Baseballteam viel um die Ohren hätte und eine weitere Aufgabe zu viel für ihn sein würde. Also blieb nun alles an Ashura hängen, der nach einer erneuten Abstimmung auch die eindeutige Mehrheit für sich gewann und das Amt wieder dankend annahm. Fye fragte sich immer wenn er den Gelbäugigen sah, warum es keine Probleme gab, da dieser schon sehr lange Haare hatte. Oder war der Schwarzhaarige am Ende vielleicht doch ein Mädchen? Wer wusste das schon… Ein weiteres, besonderes Merkmal waren die hellen Augen dieser schillernden Persönlichkeit, die eine ähnlich seltene Farbe wie die von Kurogane hatten, auch wenn es mehr Menschen mit gelblich-braunen Augen gab und er noch keinen mit roten gesehen hatte. Allerdings waren Ashuras Augen von einem sehr stechenden Gelb, das sich von den anderen dieser Farbe abhob. Er kam sich da schon richtig langweilig mit seinen blauen Augen vor, auch wenn es in Japan nicht viele gab, die diese Farbe hatten, dennoch war sie nicht so außergewöhnlich wie rot oder gelb. Yasha beglückwünschte gerade seinen Freund, was Fye wieder auf den Gedanken brachte, dass dieser ganz eindeutig Probleme mit der Schulordnung haben musste, da seine Haare auch viel zu lang für die eines Jungen waren. Auch wenn ihm auffiel, dass er sie wohl geschnitten haben musste, da sie ‚nur‘ noch bis über die Mitte seines Rückens fielen. Aber immerhin hatte er sie zusammengebunden und vielleicht sagten die Lehrer deswegen nichts…wer wusste das schon? Fye fand es sowieso blöd, dass sich Jungs die Haare nicht wachsen lassen konnten wie sie wollten, die Mädchen aber schon. Das mit dem Schmuck bei beiden Geschlechtern konnte er da schon eher nachvollziehen, auch wenn er seine Kette mit dem Mondanhänger trotzdem unter dem Hemd trug. Solange es keiner sah, würde er auch keine Probleme bekommen. Aber er wollte die Kette immer bei sich haben, weil er sie von Kurogane geschenkt bekommen hatte und ihm viel bedeutete. Kurogane interessierte es im Gegensatz zu Fye herzlich wenig, was andere taten oder wie sie aussahen. Er hatte immerhin schon jemanden, den er gerne hatte und sagte sich, dass er sich dann auch gar nicht erst nach anderen umschauen brauchte…auch wenn er nicht mit Fye zusammen war. Für ihn war das eben schon zu viel, wenn man sich nach anderen umdrehte, wenn man in jemanden verliebt war. Kurogane war sehr eigen und konnte schwierig im Umgang sein, doch er war in jedem Falle treu und loyal. Das wusste Fye auch und daher kümmerten ihn dessen Eigenheiten schon lange nicht mehr. Sie hatten ihm auch nie etwas ausgemacht, da er nur Vorteile aus ihnen gewann…gut, wenn man davon absah, dass der Größere ab und an sehr mürrisch und es schwierig war mit ihm zu reden. In der Mittagspause trafen sie sich wie immer mit den anderen auf dem Dach. Yukito brachte dann auch das Thema auf, das sie alle beschäftigen durfte, da ihr Abschluss auch nicht mehr so weit weg war. „Habt ihr euch schon überlegt, was ihr nach der Schule machen wollt?“, wollte der Brillenträger wissen, von dem alle ausgingen, dass er schon eine sehr genau Vorstellung haben dürfte, da der Grauhaarige immer gewissenhaft und vorausschauend wirkte. „Hmm…ich weiß noch nicht genau“, zuckte Fye mit den Schultern. „Vielleicht irgendwas mit Kindern oder Jugendlichen.“ „Würde gut zu dir passen“, erwiderte Yukito, der Fye als einfühlsame, wenn auch etwas kindische Person einschätzte. „Und du, Kurogane?“ „Irgendwas mit Sport“, erwiderte dieser, ohne lange nachzudenken und biss ein Stück von seinem Reisbällchen ab. „Wie nicht anders zu erwarten“, lachte Touya und erntet dafür einen grimmigen Blick von seinem Kumpel. „Und was ist mit dir?“, wollte der Schwarzhaarige wissen, nachdem er schon seine Ziele preisgegeben hatte, auch wenn diese nicht sehr präzise waren. „Ich weiß nicht“, überlegte Touya nun. Er spielte schon seit fast zehn Jahren Geige und liebte die Musik mehr als den Sport, weswegen er sich vorstellen könnte, etwas in die Richtung zu machen. „Vielleicht bewerbe ich mich beim Theaterhaus hier in der Nähe.“ „Wirklich?“, kam es überrascht von Kendappa, die sich bisher eher zurückgehalten hatte, nun aber doch neugierig wurde, da sie den Brünetten gar nicht so eingeschätzt hätte. „Ja, aber ich will jetzt kein Schauspieler oder sowas werden. Ich dachte eher daran, in die Verwaltung oder zum Orchester zu gehen“, nickte Touya. „Hört sich gut an“, lächelte sie. Die Schwarzhaarige hatte bisher gar nicht gewusst, dass Touya so musikalisch war, doch wenn sie jetzt genauer darüber nachdachte, konnte sie es sich doch vorstellen. Der Große war auch eher ruhig und machte den Eindruck, als könne er auf Instrumenten schöne Töne entlocken…von diesen geschickten Fingern profitierte bestimmt auch Yukito. Sie musste kurz grinsen, riss sich dann aber wieder zusammen. „Ich glaube, ich werde in die Politik gehen“, äußerte Kendappa nun ihre Vorsätze für ihren Berufsweg. Ihr ging ziemlich vieles gegen den Strich und sie würde sich wohl vor allem für die Akzeptanz gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren einsetzen, sowie dass diese vielleicht auch heiraten dürften, wobei sie hoffte, dass ihre Ziele nicht zu hoch gesteckt waren. „In welche Richtung dann?“, fragte Yukito nach, da er das interessant fand. „Familienpolitik“, erwidert Kendappa nach kurzem Überlegen. „Ich will mich dafür einsetzen, dass das Recht aller Menschen dieses Landes, eine Familie zu gründen und heiraten zu können, auch endlich durchgesetzt wird, egal welches Geschlecht ihr Partner hat.“ Fyes Augen wurden bei ihren edlen Überzeugungen groß und auch, weil er sich so erhoffte, vielleicht doch einmal heiraten, oder wenigstens eine eigetragene Partnerschaft haben zu können, so wie es in vielen Ländern auch der Fall war. Kurogane hatte sich darüber noch nie Gedanken gemacht, aber er fand sowieso, dass es egal war, wen man liebte, solange es jetzt nichts mit Pädophilie oder Sodomie zutun hatte, weil er das abartig fand. Bei Touya und Yukito trafen Kendappas Worte natürlich auf Begeisterung, da sie sich eigentlich auch nicht erhofft hatten, irgendwann mal heiraten zu können, das aber schon gerne tun würden, wenn auch erst in ein paar Jahren, weil sie sich jetzt noch für zu jung hielten. „Es wäre toll, wenn du dich damit durchsetzen könntest“, lächelte Yukito und gab dann auch endlich seine Berufswünsche preis. „Ich wollte schon immer Arzt werden…ich weiß auch nicht warum genau ich das als Kind schon werden wollte, aber inzwischen gefällt mir der Gedanke, anderen Menschen helfen zu können“, meinte der Brillenträger. Kurogane und Fye fragten sich, warum alle schon so genaue Vorstellungen hatten, sie aber noch immer mehr oder weniger im Dunkeln tappten. Es war auch nicht mehr viel Zeit, bis sie sich an einer Uni bewerben sollten. Fye beschloss, sich in nächster Zeit mal genauer über Berufe zu informieren, die ihm zusagen könnten und nahm dazu sein Handy heraus, um sich eine Notiz zu machen. Kurogane schaute ihm über die Schulter und meinte dann als er gelesen hatte: „Das ist eine gute Idee.“ Fye machte es nichts aus, wenn sein bester Freund mitlas, immerhin hatte er keine Geheimnisse vor ihm zu verbergen, außer dass er in ihn verliebt war, aber das würde er ganz bestimmt nirgends aufschreiben und die, die es wissen sollten, wussten es ja. Yukito wusste es schon seit sie sich kennen gelernt hatten und Yui wohl schon viel länger, da er seinen Bruder wie ein offenes Buch lesen konnte – jedenfalls wenn sie nah beieinander waren. „Wie geht es eigentlich beidem Bruder?“, erkundigte sich Kendappa nun und überraschte Fye mit dieser Frage, da er heute noch gar nicht daran gedacht hatte, wie sehr er doch seinen Bruder vermisste. Es waren auch schon drei Wochen vergangen seit Yui ausgezogen war, trotzdem dachte Fye jeden Tag an ihn und dass er sich wünschte, dass er doch wieder zurückkommen würde. Allmählich verblassten diese Gedanken jedoch, was ihm Angst bereitete. Er wollte nicht, dass sich seine Beziehung zu Yui änderte und sie sich entfremdeten! Dass das aber geschehen würde, war ihm klar…und trotzdem wollte er es verhindern. „Er kommt ganz gut zurecht und meint, dass die Uni gut ist. Die Leute sind anscheinend ganz nett dort und er kommt auch gut zurecht“, entgegnete Fye ein bisschen traurig, was einen komischen Eindruck erwecken dürfte, da doch alles in Ordnung war. Das war es ja auch irgendwie und trotzdem wünschte er sich, Yui wäre bei ihm. Und da gab es auch noch eine ‚Kleinigkeit‘, die ihm nicht behagte. Yui wollte nämlich doch schon nächstes Jahr heiraten, das hatte er ihm letzte Woche gesagt. Miyuki wohnte anscheinend auch schon halb bei ihm. Fye freute sich natürlich für seinen Bruder, aber er wollte nicht, dass ihm irgendjemand dessen wegnahm. Miyuki war sehr nett und er mochte sie, aber er mochte nicht, dass se Yui so beanspruchte, Das war ähnlich wie damals bei Kurogane und Kendappa gewesen, auch wenn sie nichts voneinander wollten, worüber er immer noch unglaublich dankbar war. „Ist noch was passiert?“, wollte Yukito nun wissen, weil ihm nicht entgangen war, dass Fye ganz und gar nicht begeistert war. „Ja. Yui meinte, er wolle nächstes Jahr heiraten“, seufzte Fye nun und war froh, dass es endlich aus war. Kurogane wusste davon natürlich auch schon, hatte aber nicht viel dazu gesagt und der Blonde hatte das Bedürfnis, mit irgendjemandem darüber zu reden. „Heiraten?“, kam es fast gleichzeitig von den anderen drei. „Ja, sieht ganz danach aus“, nickte Fye nochmal, um zu bestätigen, dass sie sich auch nicht verhört hatten. „Wow…“, war das einzige, das Kendappa dazu zu sagen hatte, da sie noch so überrascht von der Botschaft war, dass sie sie erstmal verarbeiten musste. Sie hätte nicht gedacht, dass der ältere Zwilling eine Freundin hatte und dann auch noch heiraten wollte. Sie wusste ja nicht, dass dieser vor ihrer Zeit als Casanova bekannt gewesen war. Sie hätte ihn jetzt eher so eingeschätzt, als würde er sich wie sein Bruder, einen Mann suchen. Gut, Yui wirkte nicht so schwul wie Fye und war es offensichtlich auch nicht, dennoch fand sie es komisch, dass er sich mit einer Frau niederlassen wollte. Ein Abenteuer mit einer, das hätte sie ihm zugetraut, aber eher vermutet, dass er sich doch eher an sein eigenes Geschlecht halten würde, wenn es etwas Ernstes war. „Ist er noch immer mit Miyuki zusammen?“, wollte Touya nun wissen und Kurogane übernahm das Nicken für Fye. „Hab sie diese Ferien mal kennen gelernt“, meinte der Schwarzhaarige, der dieses Jahr noch ein paar Zentimeter größer geworden war. „Sie ist ganz nett und sieht gut aus.“ „…dann hoffen wir mal, dass es hält, wenn er sich schon mal auf jemanden einlässt“, meinte Yukito es nur höflich und gut, aber dennoch zog sich Fyes Magen bei diesen Worten zusammen und die Gedanken, die unweigerlich daraufhin folgten. Er wollte nicht, dass Yui sein ganzes Leben mit Miyuki verbrachte! Dann würde er nur eine Familie gründen und ihn vergessen… Dass das nicht ganz so stimmte, wusste er ja. Yui würde ihn nie vergessen. Und trotzdem wünschte er sich, dass die beiden sich trennen würden. Das war sehr egoistisch von ihm und das wusste er auch und trotzdem wollte er nicht, dass Yui heiratete. Zumindest mal nicht sie, weil der Blonde ahnte, dass sie nicht so ganz zusammen passten. Miyuki war nett und intelligent, man konnte gut mit ihr reden, doch Fye hatte das Gefühl, dass sie Yui nicht so ganz das gab, was er brauchte. Vielleicht war sie auch nur so eine Art Übergangslösung und vielleicht musste er auch noch nicht was er wollte. Ja, das musste es sein! Fye war zu dem Schluss gelangt, dass Yui momentan einfach nur einen Durchhänger hatte und deswegen so brav ihren Eltern gehorchte. Vielleicht wollte er wirklich bei ihnen ins Geschäft einsteigen – was nicht schlimm wäre – aber Miyuki heiraten wollte er ganz bestimmt noch immer nicht. So sehr wie Yui sich am Anfang dagegen gewehrt hatte, konnte er ihm jetzt unmöglich weißmachen, dass er sich sogar freiwillig in sein Unglück begab – jedenfalls sah Fye das so, weil es für ihn nichts schlimmeres gab, als mit jemandem zusammen sein zu müssen, den andere für ihn ausgesucht hatten. Kurogane hatte man gewissermaßen auch für ihn ausgesucht, doch nicht mit dem Zweck sie zu verheiraten. Seine Eltern hatten Kuroganes auf einer Betriebsfeier kennengelernt, da Kuroganes Vater in einer Partnerfirma der Flourites angestellt und somit eingeladen gewesen war. Als sie erfahren hatten, dass sie Kinder im gleichen Alter hatten, hatte Elda gewittert, dass sie endlich einen Freund und Spielkameraden für ihren kränklichen, zurückgezogenen Jüngsten ergattern könnte und ein Treffen arrangiert. Ihre Eltern hatten sich früher oft zum Kaffee trinken und Kuchen essen getroffen und dabei ihre Kinder mitgebracht, sodass sie sich anfreunden hatten können. Im Laufe der Jahre waren diese Treffen aber seltener geworden, auch wenn sie sich immer noch gut verstanden. Dafür hatten sich dann ihre Kinder oft getroffen und Elda war zufrieden mit sich. Dass sich der Junge, den sie damals für Fye als Spielkameraden und Beschäftigung beschafft hatte, einmal als der Mann entpuppen würde, für den ihre beiden Söhne Feuer und Flamme sein würden, hatte sie nicht geahnt und ahnte es wahrscheinlich noch immer nicht, weil sie ja nie zu Hause war und im Grunde nicht die leiseste Ahnung hatte, was sich im Leben ihrer Kinder abspielte, geschweige denn in deren Gefühlswelt. Fest stand nur, dass sie auf einen Fall begeistert sein würde, wenn sie erfahren würde, dass eins ihrer Kinder schwul war und das andere bi. Immerhin war sie russisch-orthodox aufgezogen worden und man wusste ja, wie Homosexuelle in Russland behandelt wurden. Sie war zwar nicht ganz so extrem eingestellt, fand aber, dass Sex und Liebe alleine Mann und Frau vorbehalten sein sollte. Ihr Mann war da liberaler eingestellt, da er offener erzogen worden war. Ihm war es im Grunde egal, wollte aber natürlich nicht, dass sein Ansehen in Verruf geriet, nur weil einer seiner Söhne schwul war. Würde dieser aber nichts davon an die Öffentlichkeit tragen, würde er es durchgehen lassen. Fye wusste über die genauen Gedanken und Überzeugungen seiner Eltern recht wenig, doch ahnte er, dass sie beide nicht begeistert sein würden, falls sie jemals herausfinden würden, dass er vom anderen Ufer war. Er würde es ihnen ganz bestimmt nicht selbst beichten, erst recht nicht wenn er noch bei ihnen wohnte! Er sah es schon kommen, dass sie ihn vor die Tür setzen würden…immerhin hatten sie ja noch Yui, der alles tat, was sie von ihm verlangten und ein Vorzeigekind war. Als die Pause vorbei war, war Fye noch immer in Gedanken versunken. Er hatte nicht einmal sein Essen gegessen, auch wenn er in den letzten Monaten eigentlich normal viel aß und nicht mehr zu dünn war. Doch wenn ihn etwas bedrückte, konnte er einfach nichts hinunterschlucken, da ihm sonst schlecht werden würde. Er hatte mal versucht zu essen als es ihm nicht gut ging und dann alles wieder von sich gegeben. Er mochte es nicht, sich zu übergeben und hatte damals das Gefühl gehabt, sein Körperwegen würde der Anstrengung nachgeben. Daher aß er seit diesem Tag nichts mehr wenn er wusste, dass er dazu nicht in der Verfassung war und das war er momentan überhaupt nicht, was Kurogane nicht verborgen blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)