Undiclosed Desires von King_of_Sharks (KuroFye) ================================================================================ Kapitel 6: He is my Sin ----------------------- Auch diese Schulwoche verging ohne negative Zwischenfälle, wenn man davon absah, dass Primera einen Narren an Fye gefressen hatte und ihn auf Schritt und Tritt verfolgte, sodass er sich irgendwann gezwungen sah, in den Pausen für längere Zeit auf die Jungentoilette zu verschwinden oder schnell aus dem Saal zu eilen, damit sie nicht wusste in welche Richtung er gegangen war. Wegen Primera hatte Fye die Woche doch ein wenig stressig gefunden und war noch glücklicher als sonst als am Freitag die Schule aus war. Er musste diesmal gleich zu sich nach Hause, da seine Eltern seit dem Tag, an dem sie zurückgekommen waren, also seit Dienstag, darauf bestanden, dass ihre Söhne sofort nach der Schule nach Hause kamen, damit sie zusammen essen konnten. Das fand nicht nur Fye ziemlich nervig - weil er viel lieber Kurogane mitgebracht oder bei diesem gegessen hätte, doch das erlauben sie nicht - sondern auch Yui, dem es ähnlich ging, nur dass er ein bisschen auf seine Freundin und auf Sex verzichten musste. Elda und Ethan mochten die Freundinnen von Yui einfach aus Prinzip schon nicht, da sie – so altmodisch es auch klingen mochte – schon eine Partnerin für ihn ausgesucht hatten, die die Tochter eines einflussreichen Unternehmers war, der zufälligerweise mit der Firma von Yuis und Fyes Vaters zu tun hatte. Davon wollte der Betroffene aber nichts wissen und es kam Fye manchmal so vor, als würde dieser absichtlich viele Freundinnen mit nach Hause bringen, sozusagen als stummer Protest gegen die Entscheidung, die über seinen Kopf hinweg gefällt worden war. Für Fye hatten sie keine passende Ehefrau ausgesucht, da dieser ‚nur‘ der Zweitgeborene war und sie immer noch der Ansicht waren, dass der Erstgeborene das Vorrecht auf das Erbe und all den Scheiß hatte. Allerdings war Fye noch nie sauer oder neidisch deswegen auf seinen älteren Bruder gewesen, schließlich konnte dieser nichts dafür, dass ihre Eltern diesen Sprung in der Schüssel hatten. Außerdem war Fye auch ganz froh, dass er nicht gezwungen wurde, eine Frau zu heiraten, aus verständlichen Gründen, die allerdings auch jeder heterosexuelle Mann gehabt hätte, nur dass bei ihm der Faktor dazu kam, dass er nicht mal auf Frauen stand. Es gab aber schon einiges, um das Fye seinen Bruder beneidete, aber nicht so dass er böse deswegen auch ihn war. Zum Beispiel sah dieser besser aus als er, da er nicht so dünn war und ein paar definierte Muskeln aufzuweisen hatte, auch wenn er kein beladenes Muskelpaket war und nicht mal ansatzweise an Kurogane herankam. Des Weiteren bewunderte Fye Yuis Fähigkeit, einfach jeden mit einem Lächeln und einem charmant klingenden Spruch für sich zu gewinnen. Es war einfach solche Dinge, die er auch gerne könnte, doch sein Körper war nicht für sportliche Aktivitäten ausgelegt und sein Wesen war eher antisozial, wobei er glaubte, dass er eigentlich gerne Kontakt zu Menschen hatte, aber von seiner eigenen Unsicherheit und seinem mangelnden Selbstwertgefühl verhindert wurde. „Habt ihr schon Pläne für das Wochenende?“, wollte Elda Flourite nun wissen als sie alle am Essentisch saßen. Es gab Soljanka, typisch für sie wenn sie kochte, dann musste es natürlich russisch sein. „Fye geht am Samstag mit Kurogane-kun ins Kino und ich treffe mich mit Freunden in der Stadt“, antwortete Yui für sie beide, wobei es sich in Fyes Ohren seltsam anhörte, wenn jemand anderes sagte, dass er mit seinem besten Freund ins Kino ging. Das klang so Date-mäßig. Das brachte in ihm gleich wieder die Angst auf, seine Eltern könnten etwas merken. Sie könnten merken, dass etwas mit ihm ‚nicht stimmte‘, immerhin hatte er keine Freundin und noch nie eine gehabt. Elda nickte und wandte sich an ihren Mann: „Wir könnten auch mal wieder etwas zusammen unternehmen.“ Zuhause sprachen sie so gut wie immer Englisch, da ihr Vater Japanisch nicht so gut konnte, Russisch war auch nicht seine Stärke. Es war manchmal lustig zu beobachten, wie er dreinschaute wenn seine Frau auf Russisch vor sich hin schimpfte. Er verstand dann manche Schimpfwörter, aber der genaue Sinn ihrer Worte blieb ihm verborgen. Oder wenn Yui und Fye sich aus Gewohnheit auf Japanisch unterhielten und er nachfragen musste, was überhaupt los war. Ansonsten ging es humorfrei in diesem Haushalt zu, da ihre Eltern schon sehr spießig waren und mehr Wert darauf legten, was andere von ihnen hielten und nach außen ein perfektes Familienleben zu präsentieren, als dass sie sich um ihre Kinder kümmerten und zu Hause nach dem Rechten sahen. „Können wir machen“, willigte Ethan ein und löffelte seine Suppe aus. Er wirkte nicht begeistert aber auch nicht abgeneigt und manchmal war sich Yui nicht sicher, ob sich seine Eltern gut verstanden oder einfach nur aneinander gewöhnt hatten. Im Grunde war das aber auch egal, da er fast nichts von ihrem Leben mitbekam, genau wie umgekehrt. „Hast du inzwischen eigentlich auch eine Freundin, Fye?“, wollte der blonde Mann in den Vierzigern, der schon langsam ergraute, von seinem jüngeren Sohn wissen. Dieser sah aus als hätte man ihn gefragt, ob er auf BDSM stand, und sah hilfesuchend zu seinem Bruder und dann auch zu seiner Mutter. Diese schien ihn sogar mal zu verstehen und wies ihren Mann auf Englisch mit ihrem russischen Akzent auf folgendes hin: „Er war doch längere Zeit krank und hat sich erst vor kurzem wieder erholt, da wird er jetzt noch kein Mädchen gut genug kennen gelernt haben, dass er mit ihr zusammen kommt.“ Ethan legte den Kopf schief, nickte dann aber verstehend: „Das ist wohl war.“ Kurz darauf fügte er noch hinzu: „Aber lass dir nicht zu lange Zeit. Ehe du dich versiehst hast du kaum noch Auswahl und musst in ein fremdes Land reisen, um die eine zu finden.“ Das sollte wohl eine kleine humorvolle Anspielung auf den Umstand sein, der ihn zu seiner Frau gebracht hatte, doch irgendwie fand das niemand lustig, besonders Elda nicht, die ihn nun aus ihren hellbraunen Augen ganz und gar nicht amüsiert anblickte. Yui wurde es nun zu ungemütlich am Tisch und Fye erst recht, weswegen er sein Geschirr zusammenräume und in die Spülmaschine stellte, ehe er in sein Zimmer flüchtete. Fye tat es ihm gleich, war aber nicht schnell genug, da seine Mutter ihn noch mit einer Frage aufhielt: „Hat Kurogane inzwischen eine Freundin? Er war ja schon immer beliebt bei den Mädchen und sowieso sieht er gut aus.“ Fye fühlte sich nicht ganz wohl dabei über das Privatleben anderen zu sprechen wenn diese nicht anwesend waren, doch seine Mutter würde erst Ruhe geben wenn sie ihre Antwort hatte. Daher erwiderte er knapp: „Nein, hat er nicht.“ Mehr wollte der Blonde dazu eigentlich auch nicht sagen und ging schnell aus der Küche, wobei ihm seine Mutter hinterherrief, dass sie ihm das nicht glaube, doch das beachtete er nicht. Ihm war es ziemlich egal ob sie ihm glaubte oder nicht, es war nun einmal die Wahrheit und wenn ihr die nicht gefiel, war das ihr Problem. Ziemlich fertig vom Essen mit der Familie, warf sich Fye auf sein großes Himmelbett und kuschelte sich in der Decke ein, die ihm Schutz bot. Wie gerne hätte er jetzt Kurogane bei sich, der seinen Arm um ihn legte und die Decke ersetzen würde. Doch das würde garantiert nie passieren, jedenfalls nicht auf die Weise wie er es sich wünschte. Dafür konnte sich Fye auf den folgenden Tag freuen, da er mit Kurogane unteranderem ins Kino gehen würde, wobei er immer noch bezweifelte, dass die Filmwahl so gut war, aber darum ging es ihm gar nicht. Der Blonde wollte einfach nur Zeit mit seinem besten Freund verbringen, wobei ihm auffiel, dass er ganz schön viel von dessen Zeit für sich beanspruchte und dieser kaum noch was mit anderen unternahm. Aber solange sich der Große nicht beschweren würde, würde Fye auch nichts dagegen tun, schließlich genoss und brauchte er die Zeit mit Kurogane. So wie man einen Grundbedarf an Nahrungsmitteln hatte, hatte Fye einen Grundbedarf an Zuneigung und Körperkontakt, wobei sich das Letzte eher selten zu genüge erfüllte. Nichtsdestotrotz versuchte er sich mit seiner momentan Situation anzufreunden und das Beste aus ihr zu machen, wobei es ihm schwer viel, nicht nach mehr zu verlangen und sein Verlangen zu stillen. Sowieso wusste er nicht wie er das anstellen sollte? Kurogane verführen? Wie sollte er das denn bitte hinbekommen? Er hatte ja noch nicht mal eine Ahnung davon, wie man mit jemandem flirtete! Sich für seine eigenen Gedanken verfluchten, vergrub Fye das Gesicht im Kissen, ehe im einfiel, dass er sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, was er anziehen würde. Das war wichtig, schließlich ließen sie sich zusammen in der Öffentlichkeit blicken, da wollte er auch gut aussehen! Kurogane sah sowieso gut in allem aus was er trug, weswegen Fye davon ausging, dass er sich nie groß Gedanken darum machen brauchte was er anzog. So ungefähr stimmte das auch, auch wenn Kurogane schon ein Auge auf sein Outfit hatte und nicht einfach irgendetwas aus dem Schrank zog und es mit der Hose, die gerade noch vom Vortag draußen lag, kombinierte. Den restlichen Tag verbrachte Fye damit, sich ein Outfit für das ‚Date‘, das Yui organisiert hatte, herauszusuchen, dann zeichnete er und sah abends noch ein wenig fern ehe es ihm zu blöd wurde und er ins Bett ging. Früh aufstehen musste er nicht, da sie sich erst nachmittags treffen würden und der Film aus bestimmten Gründen nur abends gezeigt werden durfte, trotzdem ging er gerne früh ins Bett und schlief viel. Kurogane zockte noch bis circa drei Uhr nachts, ehe er beinahe währenddessen eingepennt wäre und entschied, dass er sich nun besser schlafen legte. Einschlafen fiel ihm zurzeit nur leider sehr schwer, da er immer an Fye denken musste und ihn das nicht zur Ruhe kommen ließ, daher hatte er sich eine Strategie ausgedacht: Er zockte einfach so lange, bis er von selbst nach ein paar Sekunden einschlief. Das funktionierte auch tatsächlich, aber es war unter der Woche schwer umzusetzen, da er ja früh aufstehen musste. Am Wochenende funktionierte es hingegen ganz gut, da er so oder so erst gegen zehn oder elf Uhr aufgestanden wäre. Sehr viele Gedanken um das ‚Date‘ machte er sich aber nicht, da sie schon oft zusammen in die Stadt und ins Kino gegangen waren, es war einfach ein gewöhnlicher Punkt der Wochenendplanung. Das redete er sich jedenfalls ein, wobei es bei Yuis Filmwahl schwer war, nicht auf andere Gedanken zu kommen. Was hatte der sich auch dabei gedacht? Vielleicht konnten sie die Karten ja umtauschen und in einen Actionfilm oder sowas gehen. Auf jeden Fall keinen Liebesfilm! Horrorfilme waren auch nicht die beste Wahl, da Fye sich da immer halb in die Hose machte und sich an ihm festklammerte. Das machte er dann so schnell und unerwartet, dass Kurogane sich auch erschreckte und sie das gesamte restliche Publikum störten. Wie es bei ‚Fifty Shades of Grey‘ aussehen würde, wusste er noch nicht. Er kannte den ungefähren Handlungsverlauf des Buch/Films und musste sagen, dass es ihn eigentlich überhaupt nicht anmachte. Nun gut, vielleicht war er gar nicht so schlecht, versuchte er sich Mut für den kommenden Abend zu machen und mit keiner ganz so negativen Einstellung reingehen. Fye zuliebe und dass Yui Ruhe gab. So kam es dann, dass Kurogane um kurz nach vier an der Haustür der Flourites stand und klingelte, wobei ihm eigentlich viel zu schnell die Tür geöffnet wurde, aber natürlich nicht von Fye. Yui grinste ihn breit an und auch Elda kam herbeigeeilt. Der Blonde grinste weil sein Plan schon halb aufgegangen war und dessen Mutter war so schnell da, weil sie den Großen nun persönlich über dessen Liebesleben ausfragen wollte. Ethan interessierte das alles recht wenig und so blieb er im Wohnzimmer sitzen. „Hey, Kurogane“, wurde er von Yui begrüßt, dem jedoch das Wort von seiner Mutter abgeschnitten wurde. „Stimmt es wirklich, dass du keine Freundin hast?“, sprudelte es erstmal auf Englisch aus ihr heraus, da das die Sprach war, die sie momentan am meisten sprach, woraufhin Kurogane die Augen hochzog, da er verstand was sie meinte, aber nicht wusste wie er antworten sollte. So gut war sein Englisch nicht, also versuchte er es auf Japanisch, da ihm einfiel, dass Elda ja schon seit ihrer Geburt in Japan lebte und das kein Problem sein sollte. „Nein, hab ich nicht“, bestätigte er und Yui fühlte sich ein bisschen ausgeschlossen. Er sah seine Mutter beleidigt an und drehte sich um, um die Treppe hinaufzusteigen. Dann holte er eben Fye, der würde sowieso noch Hilfe benötigen, da er sich wahrscheinlich wieder viel zu viele Kombinationsmöglichkeiten ausgesucht hatte und sich nun nicht entscheiden konnte, was er anziehen sollte. Ohne zu klopfen betrat er das Zimmer seines jüngeren Bruders und sah diesen genau mit dem vorausgesagten Problem vor dem Schrank stehen. Eine Hose trug er bereits, obenrum jedoch nichts. Instinktiv schützte Fye seinen Oberkörper mit den Armen als er die sich öffnende Tür hörte, was lustig aussah, da er so wie ein Mädchen wirkte, die versuchte ihre Brüste zu schützen, die er natürlich nicht hatte. „Klopf wenigstens an!“, warf er dem Älteren an den Kopf, der abwinkte. „Behandelt man so seinen Retter in Not?“, konterte er und zog die Tür hinter sich zu. „Na, wo drückt der Schuh?“ „Der Schuh noch nicht, aber ich weiß nicht, welches Oberteil am besten zu Kette und zur Hose passt“, formulierte Fye sein Problem aus. Kurz ließ Yui seinen Blick über die Auswahl an Shirts schweifen, die Fye herausgelegt hatte, und traf dann eine Wahl: „Das da. Das ist nicht zu warm und nicht zu kalt und es betont deine Taille.“ Überrascht sah Fye auf das hellblaue Shirt mit dreiviertel langen Ärmeln, das ihm eigentlich schon fast ein bisschen zu klein war, aber dich noch passte und sich schön an seinen Körper schmiegte. „Hm, okay“, nahm er es in die Hände, betrachtete es und zog es schließlich über. Dann betrachtete er sich im Spiegel der Schiebetür und drehte sich zufrieden um die eigene Achse. „Danke!“, lächelte er seinen Bruder an und richtete noch schnell die Kette, sodass der Verschluss auch hinten am Hals und sich nicht sonst wo befand. „Nichts zu danken“, zwinkerte Yui ihm zu. „Jetzt aber schnell, bevor dein Date noch von Mama zu Tode gequatscht wird.“ „Du hast ihn alleine mit ihr gelassen?“, wollte Fye fassungslos wissen und beeilte sich nun, aus dem Zimmer zu kommen und die Treppe hinunter, zu Kuroganes Rettung, zu eilen. Yui rief ihm noch „Viel Spaß!“ hinterher, das er aber ignorierte, da es wichtigeres zu tun gab als darauf zu antworten. Am Ziel angekommen, sah Kurogane so aus, als hätte er resigniert und würde das alles über sich ergehen lassen. „Mama, wir müssen jetzt dann gehen“, unterbrach Fye Eldas Redeschwall und sie verdrehte die Augen. „Meinetwegen, aber bring ihn später nochmal mit. Ich bin noch nicht fertig mit ihm“, meinte sie streng, zwinkerte aber dann und machte eine Geste mit der Hand, die andeutete, dass sie gehen konnten. „Oh man“, atmete Kurogane erstmal schwer aus als sie das Haus verlassen hatten und die Tür ins Schloss gefallen war. „Sie ist viel zu neugierig.“ „Ja, war sie schon immer“, stimmte Fye zu. „Wenn sie mal da ist, will sie alles über dich wissen.“ Warum genau, das war dem Blonden nicht so ganz klar, aber er vermutete, dass sie ihn einfach nur toll fand, da er schon eine faszinierende Erscheinung war. Groß, sportlich, breite Schultern, eine seltene Augenfarbe und einen guten Charakter – letzteres hauptsächlich laut Fye, andere kamen mit der mürrischen Art nicht so gut zurecht. „Gehen wir spät zurück?“, wollte Kurogane wissen, was den Zweck hatte, dass er hoffte dass Elda bei ihrer Rückkehr schon schlafen und keine Gelegenheit mehr zum durchlöchern haben würde. „Müssen wir ohnehin. Der Film fängt erst um neun an“, erwiderte Fye aufmunternd lächelnd, da er wusste worauf der andere hinaus wollte. „Gut“, kam es erleichtert von Kurogane, der es nicht mochte, wenn man ihm so penetrant Fragen stellte. Er hatte nichts gegen Fyes Mutter, aber manchmal kam er mit ihrem Temperament einfach nicht klar. Fye hatte schon ein bisschen was von ihrer heiteren Art, doch war er nicht so aufdringlich und anstrengend. Gut, manchmal hatte er seine ‚Fünf-Minuten‘, doch das war zu ertragen. Yui war nur leider fast konstant wie seine Mutter, auch wenn er ihn nicht ausfragte. Er hatte wohl den Geschäftssinn und die damit verbundene Fähigkeit, andere von sich (und seinem Produkt) zu überzeugen, geerbt, die in Kombination mit der aufdringlich freundlichen Art seiner Mutter eine keine zu schlechte Kombination ergab, doch nicht so ganz sein Fall war. Kurogane kam gut mit Yui zurecht, wenn er ihm nicht gerade auf die Nerven ging, so wie Anfang dieser Woche als er ihnen die Karten aufgequatscht hatte, oder seinen ‚Großer-Bruder-Instinkt` raushängen ließ. Wenn er so drauf war, erweckte er den Eindruck als sei er ein komplett anderer Mensch. Als wäre Yui innerhalb von Sekunden erwachsen geworden und hätte jegliche Freundlichkeit gegen einen strafenden Blick und eine herrische Stimme eingetauscht. Ab und zu fragte sich Kurogane, welcher Yui nun der ‚Echte‘ war, da er sich absolut nicht sicher war, ob er dieses Lächeln nur aufsetzte oder wirklich so freundlich und charmant war. Er ging inzwischen aber davon aus, dass das alles nur Scharade war und er in Wirklichkeit eine andere Persönlichkeit hatte. Solange er ihm damit nicht zu nahe kam, war es ihm auch egal. Er wollte nur bei Fye sein, da konnte er auch mit einem problematischen großen Bruder mit Komplex gegenüber dem kleineren Bruder ertragen. Wobei ‚ertragen‘ das falsche Wort war, da er sich 80% der Zeit ganz gut mit Yui verstand. Es wurde nur komisch, wenn es um Fye ging oder diesem etwas passiert war, wobei Yui manchmal der Ansicht war, dass es Kuroganes Schuld war, was dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollte und es dann zu kleineren Auseinandersetzungen kam. Sie stritten sich dann nie direkt, sondern machten Schlagabtausch, der nie über das hinausging. Wenn es Fye dann wieder gut ging, war auch Yui normal. So als wäre nie etwas geschehen. Das war inzwischen schon so normal geworden, dass es der Schwarzhaarige schon fast nicht mehr merkte. Es dauerte nicht lange bis sie in der Stadt angekommen waren, wo sei ein bisschen bummelten und sich dann in ein Manga-Café setzten, in dem Fye den Büchern viel mehr Aufmerksamkeit schenkte als der heißen Milch, die er sich bestellte hatte. Kurogane hatte dasselbe und ein Stück Kuchen, damit er etwas zu tun hatte während Fye las. Dabei beobachtete er den Blonden und stellte mal wieder fest, wie hübsch er dessen Gesicht fand. Es hörte sich selbst in seinen Gedanken kitschig an, es als ‚engelsgleich‘ zu bezeichnen, doch das war eben das perfekte Wort um Fyes Gesicht zu betiteln. Ebenmäßige, weiche Züge, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, blaue Augen mit weißlichen Spuren und die hellblonden, leicht gewellten Haare, die seine Züge umspielten. Yui sah Fye natürlich sehr ähnlich, da sie eineiige Zwillinge waren, doch waren dessen Züge etwas kantiger und härter, sowie dessen Körperbau etwas breiter und er insgesamt ein wenig größer war. Das konnte davon kommen, dass Fyes Körper während des Wachstums dauerhaft geschwächt war und er sich nicht ganz so entwickelt hatte wie vorgesehen, oder er hatte einfach ein paar andere Gene abbekommen. In jedem Fall gefiel Fye Kurogane wesentlich besser und das nicht nur vom Aussehen her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)