SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 27: Plagende Erinnering ------------------------------- Ein paar Tage später, kam ausnahmsweise Sousuke völlig fertig mit den Nerven von seiner Therapiestunde zurück, die er seit Längerem bei Dr. Kuznetsov absitzen durfte. Dieser liebte es, Patienten grundlos zu quälen, sollte er einen Funken Schwäche bei ihnen entdecken. Dann tat er sein Bestes, um seine Überlegenheit kund zu tun, doch wenn jemand – so wie Sousuke – es wagte, sich ihm zu widersetzen, wurde er richtig ungemütlich. Leider wusste der Arzt auch, dass der Halb-Russe um einiges stärker als er selbst war, erst recht wenn man ihn in Rage versetzte, was er nur zu gerne tat und das nebenbei auch die Anweisung von Dr. Masefield, seinem Vorgesetzten war. Er sollte Sousukes Toleranzgrenzen austesten und vor allem überprüfen, ob dieser wirklich so stark auf Rin reagierte. Diesen persönlich zu holen, war auch gar nicht nötig, denn bloße Andeutungen genügten tatsächlich schon, um den Dunkelhaarigen um den Verstand zu bringen. Daher musste der Arzt ihn auch immer fesseln, damit er nicht Gefahr lief, wie der Tisch vom Montag zu enden. Der war nämlich in der Mitte durchgebrochen und absolut irreparabel, sodass er schon die ganze Woche ohne Schreibunterlage auskommen musste. Dieses Ärgernis, das er im Grunde selbst verschuldet hatte, ließ er wiederum an seinem Patienten aus, den er am Montag so weit gebracht hatte, dass er gast wieder einen Raum demoliert hätte. An diesem Tag entschied er sich dafür, den jungen Mann an Händen, Füßen und um den Bauch zu fesseln, denn was er für ihn vorbereitet hatte, würde diesen garantiert zu Kopf steigen. So kam es dann auch, dass Sousuke gegen halb sechs am Abend mit Abdrücken seiner Lederfesseln an den Handgelenken, an den Knöcheln und am oberen Bauchbereich kaum noch etwas spürte, als er den weißen Flur der 3. Etage entlangging. Sein Körper hielt diesen Zustand nicht mehr lange durch, doch wenigstens bis zum Aufzug musste er es noch schaffen. In dessen Kabine angelangt, drückte er den Knopf mit der ‚2‘, doch dann gaben seine Beine nach und er ging in die Knie. Der Schmerz brach mit einem Mal über ihn herein, sodass er beinahe ohnmächtig wurde. Als der Fahrstuhl im 2. Stockwerk hielt, kämpfte sich Sousuke mit aller ihm noch verbliebender Kraft nach oben und humpelte den Gang entlang, immer mit dem Ziel vor Augen, Rin gleich wiedersehen zu können. Das Stechen in seinen Knöcheln konnte er kaum ignorieren, so sehr er es auch versuchte. Wie sehr wünschte sich der Dunkelhaarige gerade seinen gefühlslosen Zustand zurück, in der er kaum Kontrolle über sich hatte. In diesem spürte er wenigstens keine Schmerzen…hatte dafür aber auch kein Urteilsvermögen. Dieses benötigte er für den Weg zum Zimmer auch nicht, sagte er sich, doch so leicht gelangte er nicht in diesen Modus, schon gar nicht von alleine. Dazu war es nötig, dass mindestens ein anderer ihn so provozierte und die Fesseln seines Verstandes sich lösten, ihn praktisch unbesiegbar machten. Leider erinnerte Sousuke sich danach meist nicht mehr gut an die vergangenen Minuten, doch in diesem Augenblick war es anders: Jedes Wort, das Dr. Kuznetsov in seiner Muttersprache zu ihm gesagt hatte, war in sein Gedächtnis eingebrannt. So wunderte er sich auch nicht, dass er versucht hatte, das Leder mit aller Kraft zu sprengen. Das war ihm teilweise auch gelungen, weswegen seine Glieder auch so schrecklich schmerzten. Dem Arzt hatte er auch eine verpasst, was diesem nur recht geschah…wie konnte er es auch wagen, Rin als schwulen Stricher zu bezeichnen, der sich von jedem nächstbesten Kerl durchnehmen ließ? Auch wenn das Personal nicht wusste, dass sie ein Paar waren, konnte man sich anhand von Sousuke Reaktionen auf diesen denken, dass sie sich nahe standen. Wie nahe genau, war dabei vielleicht eher nebensächlich, die Ärzte interessierte nur das Ergebnis ihrer Tortur. Schwer atmend erreichte Sousuke 207, fühlte sich aber nicht in der Lage, das Schloss mit seiner Karte zu entriegeln, da er seine Finger kaum spürte und seine Hände sich anfühlten, als würden sie jeden Moment abfallen. Um sie nicht zu belasten, schlug er kurzerhand ein Mal mit dem Kopf gegen die Tür, aber nur so, dass man es hörte und er sich nicht wirklich dabei weh tat. Den erwünschten Effekt hatte diese Aktion auch, da ihm wenig später die Tür von einem unsicher dreischeuenden Rin geöffnet wurde, dessen Augen sich vor Schreck weiteten, als er seinen Freund in einem derartig jämmerlichen Zustand vorfand. „Ach du meine Güte, Sousuke! Was haben sie mit dir gemacht?“, zog der Kleinere ihn sofort zu sich ins Zimmer und nahm ihn in den Arm. „…das war ich größtenteils selber“, erwiderte Sousuke mit schwacher Stimme und lächelte dabei humorlos. „…setz dich erst mal hin!“, wies Rin ihn an und entließ ihn erst aus seinen Armen, als er ihn in Sicherheit wusste. Die Tür fiel zu, als der Kleinere den Zustand seines Freundes zu ermitteln suchte, indem er diesem erst einmal aus der leichten Jacke half, wodurch man die Handgelenke besser sehen konnte, da diese nun nicht mehr verdeckt wurden. „Das sieht übel aus…soll ich dir kalte Tücher machen?“, runzelte der Rothaarige die Stirn besorgt und streichelte vorsichtig über die geröteten Stellen. „Wenn es dir nichts ausmacht, gerne“, atmete Sousuke angestrengt aus. „Hast du sonst noch irgendwo Schmerzen?“, hakte Rin vorsichtshalber nach, bevor er ins Bad ging. „Ja…die Knöchel und mein Bauch müssten genauso aussehen“, gab der Größere mit schmerzverzerrtem Gesicht von sich und kniff ein Auge zusammen, als der andere sein T-Shirt hochschob. „Ach du Scheiße…“, flüsterte der Kleinere daraufhin und beeilte sich dann, Handtücher nass zu machen, dass er die wunden Stellen zumindest kühlen konnte. Sousuke kippte in der Zwischenzeit nach hinten auf die Matratze, da er kaum mehr Kraft hatte, sich aufrecht zu halten und sich diese einteilen musste, dass er nicht auf der Stelle in Ohnmacht fiel. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass man wegen körperlicher Schmerzen kollabierte, doch der heutige Tag sollte ihn eines Besseren belehren. Wäre Sousuke nicht so stur gewesen und wollte er Rin nicht zeigen, dass er stark war, hätte es ihn schon auf dem Flur umgehauen. Diese unmenschliche Durchsetzungskraft, dieser Wille, den er aus seiner tiefen Zuneigung zu diesem nahm, halfen ihm zumindest so lange wach zu bleiben, als dass ihm der Rothaarige aus den Klamotten half und ihn dann verarztete. „Das erinnert mich daran, als du mir damals geholfen hast, als ich diese Prellung im Gesicht hatte…“, klang Sousukes Stimme ungewohnt ausgelaugt und schwach, sodass Rin ihn überaus besorgt ansah. „Nicht reden…spar dir die Kraft für was anderes auf“, wies dieser ihn nun an, auch wenn er es süß fand, dass sein Freund sich gerade jetzt an etwas erinnerte, das vor einem halben Jahr geschehen war. „Okay…“, schloss dieser einwilligend die Augen. Zu gerne hätte Rin sofort erfahren, was geschehen war, dass Sousuke offenbar versucht hatte, seine Fesseln zu sprengen, dich diesen zu fragen, traute er sich momentan nicht. Vielleicht wurden dadurch unliebsame Erinnerungen wach…außerdem glaubte er nicht, dass der Größere die Kraft besaß, ihm zu antworten. Es wirkte immerhin gerade schon so, als würde er sich jeden Moment verabschieden. Ohne lange zu überlegen, zog sich Rin schnell seine Schlafklamotten an und legte sich dann zu seinem Freund ins Bett, darauf achtend, dass er diesen nicht berührte, um ihm nicht weh zu tun. Als er sich und Sousuke zugedeckt hatte, bewegte sich dieser auf einmal und drehte sich zu ihm. Die hellen Augen zur Hälfte geöffnet, da er zu mehr nicht fähig war, blickten diese Rin verzweifelt an. „Was hast du? Ist dir nicht wohl?“, streckte dieser seine Hand aus, um Sousukes Wange zu streicheln. „Kannst du…näher kommen?“, bat dieser ihn nun. „Aber deine Wunden…“, gab Rin zu bedenken. Gerne hätte er sich nun an seinen Freund gekuschelt, doch dieser besaß erstens nicht die Kraft dazu und zweitens würde jede Berührung diesmal physische Schmerzen auslösen. „…bitte“, war Sousukes Stimme nur noch ein leises Krächzen, das Rin dann doch erweichte. So rückte er näher an den Größeren heran, der sich daraufhin sofort auf ihn stürzte – wenn dies überhaupt so bezeichnen konnte. Sousuke legte einen Arm um Rins Oberkörper, hob den Kopf und bettete diesen dann darauf. Normalerweise fand dies immer umgekehrt statt, dass Rin den Größeren als Kopfkissen benutzte, doch heute nicht. Außerdem wirkte es mehr, als würde Sousuke bei ihm Schutz suchen, da er sich nun - soweit es sein Zustand zuließ - einkugelte und sein Gesicht an Rins Hals versteckte. Dieser begann nun sanft über den braunen Haarschopf zu streicheln und fragte sich einmal mehr, wie man so einem lieben, feinfühligen Menschen so schreckliche Dinge antun konnte. „Ich will kein Monster sein, Rin…“, flüsterte Sousuke kaum hörbar mit schwacher Stimme und kuschelte sich so eng es ihm möglich war an den Kleineren. „Du bist kein Monster“, stiegen Rin die Tränen in die Augen, als er die Worte des anderen vernahm. Wie konnte Sousuke nur so schlecht von sich denken? Daran war er nicht Schuld…nein, daran waren die kranken Schweine Schuld, die ihn dazu brachten, sich und andere zu verletzen. Im Grunde war Sousuke nichts anderes als ein Kind, dem man Schreckliches angetan hatte. Das kaum Liebe zu spüren bekommen hatte und wenn, dann war es eine falsche gewesen, die ihn so sehr geschädigt hatte, dass er kaum in der Lage war, tiefere Gefühle für andere zu entwickeln- „Du bleibst bei mir…nicht wahr?“, konnte Rin Sousukes Stimme kaum mehr hören, auch wenn dessen Mund sich so nah an seinem Ohr befand. „Natürlich tu ich das!“, versprach der Kleinere, auf dessen Wangen einmal mehr nasse Spuren erkennbar wurden. „Danke…“, schlief Sousuke endlich erschöpft ein, die liebevollen Worte und Gesten im Schlaf noch genießend. Rin hörte nicht auf, durch die Haare des Größeren zu streicheln und diesen dann mit seinen Armen zu umschließen, leise weinend. Ihm kam es vor, als hätte Sousuke der sein müssen, der weinte und das nicht nur zu diesem Zeitpunkt, sondern auch schon zuvor, als dessen Gefühle durch Rin zum Ausdruck gebracht wurden, der mit seinem Geliebten mitlitt. Er war dazu fähig zu weinen und ihn traf es immer schwer, wenn er mitbekam, was Sousuke alles durchmachen musste. So konnte er oft nicht anders, als dessen Leid nachzuempfinden und sich die Seele aus dem Leib zu weinen. Den ganzen Abend über hielt Rin seinen Freund in den Armen, der einen ruhigen, erschöpften Schlaf hatte und gegen elf Uhr nachts wieder erwachte, gerade als der andere dabei war einzuschlafen. „Rin…“, murmelte Sousuke leise und hob den Kopf. Er erinnerte sich im ersten Moment nicht, wie er in Rins Bett gelangt war und warum er nur noch seine Boxershorts trug, doch als er das verheulte Gesicht und die geröteten Augen erblickte, kamen die Bilder vom späten Nachmittag zurück. „Geht es dir besser?“, lächelte der Kleinere leicht und fühlte sich einfach schrecklich, da er glaubte in diesem Moment total grauenhaft auszusehen. Für Sousuke war dessen Anblick nur ein Zeichen dafür, wie sehr der andere an ihm hing und auch, dass dieser wegen ihm gelitten hatte. Das sollte eigentlich nicht sein, denn schließlich hatte er sich geschworen, Rin vor allem Leid zu beschützen und nun war er es, wegen dem dieser traurig war… „Ich spür den Schmerz kaum mehr“, wisperte Sousuke und hob den Kopf. Er musste bestimmt ziemlich schwer für den Kleineren sein, sodass er sich nun aufrichtete und diesen betrachtete. Hoffentlich hatte er ihm keine allzu großen Umstände bereitet, oder ihm gar Schmerzen zugefügt. „Wirklich?“, wollte Rin es gar nicht glauben. „Dabei sahst du so übel zugerichtet aus…“ Die Decke fiel nach hinten, als Sousuke sich vollends aufrichtete und man seinen nackten Oberkörper trotz der Lichtverhältnisse gut erkennen konnte. Auf seinem Bauch war kaum mehr eine Spur zu erkennen, sodass Rin seinen Augen nicht trauen wollte. In diesem Augenblick vergaß er auch den atemberaubenden Anblick von Sousukes fast vollkommen nacktem Körper, da er sich vergewissern musste, dass die andern Druckstellen auch besser aussahen. Somit nahm der die Hände des Größeren in seine und drehte diese dann, um die Handgelenke von allen Seite begutachten zu können. Tatsächlich wiesen diese kaum noch ein Anzeichen auf, dass vor kurzem gewaltiger Druck auf sie ausgeübt worden war. „Wow…wie machst du das?“, staunte Rin fasziniert, aber auch erschrocken zugleich. Nie zuvor hatte er gesehen, dass jemand so schnell heilte. „Ich weiß es nicht…vielleicht hat mir deine Nähe einfach gut getan“, murmelte Sousuke mit leicht geröteten Wangen vor sich hin, da es ihm außerdem unangenehm war, so entblößt vor Rin im Bett zu sitzen. Seit sie zusammen waren, oder besser seit er sich seiner Gefühle bewusst geworden war, fiel es Sousuke nicht mehr so leicht wie zu Anfang, als Rin noch neu in der Klinik gewesen war, sich so freizügig zu präsentieren. Das hing wahrscheinlich damit zusammen, dass er sich nun auch Gedanken darum machte, wie er auf den anderen wirkte. „Du bist süß“, lächelte Rin, nun vor Freunde ganz rot um die Nase. Völlig überfordert mit diesem Kompliment wusste Sousuke nichts zu erwidern, sondern presste die Lippen aufeinander, noch eine Spur röter im Gesicht als zuvor. Er wollte sich gerade seine Klamotten schnappen, die neben ihm auf dem Bett lagen, als Rin sich plötzlich aufrichtete und seinen Bauch umarmte, sodass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. „Zieh dich noch nicht an, okay?“, bat Rin ihn, noch während er sich an ihn schmiegte. „…okay“, willigte Sousuke ein, der sich vom Kleineren viel zu schnell weichklopfen ließ. So kam es, dass sie wenig später neben einander lagen, diesmal lag Rins Kopf wieder auf Sousukes Oberkörper. Er fuhr andächtig die definierte Bauchmuskulatur seines Freundes nach, der das ein wenig angespannt mit sich machen ließ. Rin fiel natürlich auf, dass dieser es nicht genießen konnte und stoppte. „Soll ich aufhören? Ich hör sofort auf, wenn es dir unangenehm ist“, wollte er wissen, da er immer im Hinterkopf behielt, dass Sousuke dank seines Traumas Schwierigkeiten damit hatte, sich berühren zu lassen. „Ich weiß nicht…“, erwiderte dieser unsicher, da ihm das Streicheln eigentlich gefiel, er nur Angst hatte, dass Rin weiter nach unten gehen würde. „Wenn du es nicht willst, verstehe ich das“, versichere ihm Rin, auch wenn er dabei schon ein wenig enttäuscht aussah. „Es ist okay, wenn du nicht zu weit runter gehst“, gab Sousuke ihm sozusagen die Erlaubnis fortzufahren. „Okay~“, reckte der Kleinere den Kopf, um ihn zu küssen, bevor seine Finger wieder über den muskulösen Oberkörper glitten. So verlockend es auch war, Rin versuchte sich zurück zu halten, sodass er Sousuke nur Gutes tat und ihn nicht an etwas erinnerte. Das war nur äußerst schwierig, wenn er nicht einmal wusste, wie weit er gehen konnte. Das sehr wage Gebot, nicht zu weit nach unten vorzustoßen, half dabei nicht sonderlich viel. Vielleicht sollte er einfach mal nachfragen, auch wenn das das Risiko enthielt, dass Sousuke gar nicht mehr bereit dazu war, sich anfassen zu lassen. Aber früher oder später mussten sie das ohnehin klären, warum also nicht sofort? „Du…willst du darüber reden, was sie dir angetan hat?“, hielt Rin in der Bewegung inne und löste sich nur schweren Herzens von dem erregenden Anblick Sousukes Unterbauchs, um diesem in die Augen sehen zu können. Völlig unvorbereitet auf diese Frage, blinzelte Sousuke seinen Freund an, bevor er erwiderte: „Ich weiß nicht…ich hab so genau noch nie mit jemandem darüber gesprochen.“ „Vielleicht hilft es ja, es zu verarbeiten…außerdem wüsste ich dann auch, was ich tun kann und was besser nicht“, redete Rin gut auf ihn ein und signalisierte ihm, dass alles in Ordnung war. „Das stimmt schon, aber ich will dich nicht damit belasten“, drückte sich der Dunkelhaarige darum, weil es ihm unglaublich unangenehm war, alleine daran denken zu müssen. „Hey…wir sind zusammen und wenn du es mir nicht sagst, wem dann?“, brachte Rin ein nicht zu verachtendes Argument hervor. „Weißt du, ich würde dir auch gerne so gut tun wie du mir…“ Das war eine schöne Umschreibung dafür, dass er Sousuke auch gerne mal einen runterholen würde, doch sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Denn nun dachte der Größere tatsächlich darüber nach, ob es nicht nur fair wäre, Rin darüber aufzuklären, war er mochte und was nicht, bzw. was bei ihm schlechte Erinnerungen hervorrief. „Wenn du es so sagst, weiß ich nicht, ob das überhaupt geht“, murmelte Sousuke leise, da er sich nun daran entsinnen musste welche Praktiken seine Mutter bei ihm angewandt hatte. „…was hat sie denn gemacht?“, schwanden Rins Hoffnungen schon, als er den Blick und Tonfall des anderen bemerkte. „Sie hat…im Prinzip das gemacht, was ich bei dir tue…also nicht alles, aber zumindest das untenrum“, umschrieb der Größere die Bestandteile seines Traumas so gut er konnte. Ihm lag es nicht, dabei detailliertere Beschreibungen abzuliefern, oder die Dinge beim Namen zu nennen, da er auch so nicht der Typ dazu war und durch seine Erfahrungen noch einmal mehr eingeschränkt worden war. „Nur mit den Händen…?“, fragte Rin vorsichtig nach, da er schon merkte, dass Sousuke sich nicht gut fühlte, weil er sich anspannte. „Ja“, nickte er und schluckte, da ein Gefühl des Ekels in ihm aufkam. „Sollen wir aufhören?“, zog Rin seine Hand schnell zurück und rückte ein wenig von Sousuke weg, der so aussah, als wäre ihm schlecht. „…geht gleich wieder“, atmete dieser tief durch und richtete seinen Oberkörper auf. Dabei griff er nach seinem Shirt und zog es sich über den Kopf, weil er diese ungeschützte Nacktheit gerade nicht mehr aushielt. Das hatte rein gar nichts mit Rin zu tun, doch er konnte selbst dessen Berührungen und Nähe momentan nicht ertragen. „Es ist besser, wenn du heute Nacht in deinem Bett schläfst, oder?“, schlug Rin vor, als er merkte, dass es Sousuke nicht besser ging. Es hatte alles keinen Sinn, wenn dieser sich nicht wohl fühlte und er nahm es dem Größeren auch nicht übel, dass er sich nun erhob und aufstand. Ein bisschen Abstand würde ihm sicher gut tun, auch wenn Rin sich sicher einsam fühlen würde. Doch so egoistisch wollte und konnte er nicht sein, Sousuke nur bei sich zu behalten, dass er besser schlafen konnte, wenn dieser Qualen erlitt. „Tut mir leid…es geht gerade einfach nicht“, entschuldigte sich Sousuke für etwas, für das er keinerlei Schuld trug. „Du kannst nichts dafür…mach dir wegen mir keine Gedanken“, wollte Rin auf jeden Fall verhindern, dass sein Freund nun auch noch wegen ihm ein schlechtes Gewissen bekam. „Versuch einfach zu schlafen und ruh dich aus…“ „Ich versuche es“, nickte Sousuke und warf dem Rothaarigen einen letzten Blick zu, bevor er sich in sein Bett begab. Nicht mal zu einem Gute-Nacht-Kuss war er in seiner derzeitigen Lage fähig und kuschelte sich sogar mit dem Blick zu Wand in seine Decke ein, damit er irgendwie zur Ruhe kam. Ein schlechtes Gewissen wegen Rin hatte er trotz dessen Verständnis‘ zusätzlich zu den Erinnerungen, die über ihn hereinbrachen, mit dem er auch zurechtkommen musste. Dieses war auch nicht erst kürzlich in ihm aufgekommen, sondern hauste schon länger in seinem Verstand, da er wusste, dass sein Freund ihn auch gerne berühren wollte. Es stimmte schon, dass es nicht fair war, wenn alles nur von ihm ausging und er sich – mit der heutigen Ausnahme – nicht einmal entkleidete, während Rin unter ihm stöhnte. Dessen Anliegen verstand Sousuke schon langsam, doch brachte alles Verständnis nichts, wenn er nicht erstmal seine eigenen Probleme anging, bevor er sich zu etwas zu zwingen versuchte, das dem anderen zuliebe geschah. Würde er es nur irgendwie schaffen, seine Erinnerungen abzuschalten… Doch wenn das so einfach ginge, hätte Sousuke schon lange keine Sorgen mehr. „Gute Nacht“, murmelte er nun leise, da er Rin zumindest dieses Ritual nicht verwehren wollte und sich danach auch gleich besser fühlte. „Gute Nacht…schlaf gut“, erwiderte dieser bald darauf, auch wenn seine Stimme eine Spur von Verzweiflung trug. Einfach fiel es Rin nicht, alleine einzuschlafen, doch war er sehr erschöpft, sodass ihm bald automatisch die Lieder zufielen. Sousuke hingegen, der den ganzen Abend über geschlafen hatte, benötigte längere Zeit, um zur Ruhe zu kommen, zumal er von seiner Vergangenheit heimgesucht wurde. Weswegen genau die Erinnerung an das erste Mal in ihm hochkam, als seine Mutter sich an ihm verging, konnte Sousuke nicht sagen, doch diese war nicht weniger schlimm als die folgenden. Damals hatte er nur nicht gewusst, was sie tat…und sich in Folge dessen auch sehr seltsam danach gefühlt. Dieses ungute Gefühl begleitete ihn in seinem Schlaf, ergriff Besitz von seinen Träumen bis er es endlich schaffte, dieses von sich zu stoßen. Im Alptraum durchschlug er die Manifestation der Erinnerung mit einem rot schimmernden Schwert, das beinahe am Ungeheuer zerbrach, das sich noch einige Sekunden wand, ehe es starb. Danach verfiel der Traum in tausend Stücke, sodass Sousuke endlich der erholsame Schlaf zuteil wurde, den er sich verdient hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)