SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 25: Herkunft und Familie -------------------------------- Als die Osterferien vorüber waren und der normale Klinikalltag wieder losging, konnte Rin selbst im Unterricht an nichts anderes mehr als an Sex mit Sousuke denken. Natürlich war er komplett unerfahren in diesem Gebiet, doch die alleine Vorstellung daran, ließ ihn erschaudern. Wie er nur von einem eingeschüchterten, verängstigten, falsch behandelten Patienten wieder zu einem notgeilen Teenager werden konnte, war ihm selbst unbegreiflich. Immerhin sah er Dr. Masefield fast jeden Tag und hatte noch gehörig Respekt, bzw. eher Angst vor diesem, da er die Folter, die dieser ihn durchlaufen hatte lassen, seinen Lebtag wohl nicht mehr vergessen würde, doch war er seit Wochen von seinen Triebe bestimmt. Diese übernahmen sein Denken und schafften es sogar, die unliebsamen Erinnerungen, die er mit dem sterilen Behandlungszimmer verband, zu verdrängen. 215 war inzwischen wieder hergerichtet worden, nachdem Sousuke es samt dem Pfleger demoliert hatte, sodass Rins Therapie wieder wie gewohnt in diesem stattfinden konnte. Trotz der gegebenen Möglichkeit der Folter auf dem Stuhl, ließ der Doktor noch immer davon ab, diesen zu benutzen. Rin behagte die Gesprächstherapie zwar auch nicht, doch diese war um Längen angenehmer als mit Elektroschocks belohnt zu werden, sofern er es nicht absolut grauenhaft fand, zwei sich küssende Männer zu sehen. Wäre der Rothaarige nicht so damit beschäftig, an seinen Freund zu denken, wäre ihm schon früher aufgefallen, dass sich Dr. Masefields Fragen inzwischen kaum mehr um seine Sexualität drehten. Stattdessen gingen diese in eine andere Richtung und er wollte wissen, wie seine familiäre Situation war, ob er sich noch gut an seinen Vater erinnere und wie sein bisheriges Leben im Allgemeinen verlaufen war. Hellhörig wurde Rin aber erst, als es darum ging, wie er sich im Wasser verhielt. Zunächst hielt er die Frage für nicht weiter ungewöhnlich, da sie es von seinem ehemaligen Schwimmteam hatten, doch je weiter sie sich in die Materie vorarbeiteten, umso komischer wurde es. Woher sollte Rin bitte wissen, wie lange er die Luft unter Wasser anhalten konnte? Er war doch immerhin kein Profitaucher! Ein wenig verwirrt, aber sehr nachdenklich ging Rin aus dieser Sitzung, ausnahmsweise mal nicht an Sex denkend. Auf dem Weg in den 6. Stock ging er das Gespräch der letzten halben Stunde noch einmal durch. So wie sich der Arzt angehört hatte, konnte man meinen, er hätte versucht eine Fischart zu bestimmen, indem er seinen Patienten über dessen Merkmale ausgefragt hatte. Aber Rin war eindeutig ein Mensch und kein Tier…das alles ergab einfach keinen Sinn. Mit diesem Abschluss des Gedankenganges, ging der Rothaarige dazu über, seine Zeit lieber damit zu verbringen, an Sousuke zu denken. Bisher saß nur Chigusa an einem der Tische an der Seite, als er im Aufenthaltsraum ankam, doch sein Freund und Kisumi würden bestimmt nicht lange auf sich warten lassen. Das Mädchen beschäftigte sich wie so oft mit ihren Aufzeichnungen, während Rin sich alte Bilder auf seinem Handy anschaute. Darunter befanden sich vor allem Party-Schnappschüsse mit seinen Freunden, aber auch ein Haufen Selfies. Trotz seiner Unsicherheit, was seine Haarfarbe anging, war Rin sehr eitel und mochte es, Bilder von sich zu schießen. Aiichirou hatte ihm bei seinen halb besoffenen Shootings auch ab und an geholfen…ach ja. Was der Kleine jetzt wohl ohne ihn machte? Immerhin war er doch so an ihm gehangen. Als dessen Senpai hatte Rin sich dazu verpflichtet gefühlt, ihn unter seine Fittiche zu nehmen, vor allem als er herausgefunden hatte, dass der Kleinere auch auf Männer stand. Sonderlich viele Tipps hatte er ihm zwar nicht geben können, doch es war nett gewesen, zumindest ein wenig Beistand zu haben. Irgendwie vermisste Rin die Idioten aus seinem Schwimmteam schon, auch wenn sie ihm ziemlich auf die Nerven gegangen waren. Er hoffte nur, die Mikoshiba-Brüder hielten sich von seiner Schwester fern, solange er nicht da war, um sie zu beschützen. Dass Gou stark war und sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte, wollte ihr großer Bruder nicht so ganz einsehen. Vielleicht auch nicht, dass sie mental viel stabiler als er war, vor allem nach dem Tod ihres Vaters… Da Rin gerade beim Thema Familie war, fiel ihm ein, dass er Sousuke zwei Tage zuvor eigentlich auch nach dessen Familie hatte fragen wollen. Dazu war es dann aber nicht gekommen, weil dieser ihn abgelenkt und sie dann doch wieder rumgemacht hatten. Dafür nah er sich vor, das Thema an diesem Abend noch einmal anzusprechen. Ihn interessierte es schon, weswegen sein Freund so gut Russisch sprach und auch nicht ganz Japanisch aussah. Über dessen Familie wusste er auch nicht wirklich etwas, nur das mit dessen Mutter und dass er seinen Vater nicht kannte. Die genauen Umstände waren ihm noch verborgen. Etwa zwanzig Minuten nachdem Rin sich niedergelassen hatte, stürmte Kisumi aus dem Aufzug. Wenn dieser einen Raum betrat, bekam man das auch in den meisten Fällen mit, sodass man quasi vorgewarnt wurde, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. „Chi-chan! Rin-chan!“, begrüßte er seine Freunde lächelnd. „Wie geht’s euch? Ich fühl mich super!“ „Lass mich raten, du hattest Sex?“, hob die Brünette den Blick abschätzend und veranlasste Rin dazu, sie ungläubig anzustarren. „Du bist viel zu gut~“, ließ er sich neben seiner besten Freundin nieder. „Du solltest das echt auch mal ausprobieren…Frauen können einem wirklich ein gutes Gefühl geben, dass man sich viel besser fühlt, egal wie schlecht es einem ging.“ „…Shigi“, war ihr das schon ein wenig unangenehm, so auf ihre Orientierung angesprochen zu werden. „Du weißt, dass das nicht geht.“ „Aber glaub mir: Mit einer Frau ist es vollkommen anders als mit einem Mann“, meinte er es eigentlich nur gut und wollte ihr Mut machen, bedachte aber nicht, dass es anderen Menschen peinlich sein konnte, im Beisein eines Dritten über das eigene Sexleben zu sprechen. „Probier es doch einfach mal~“ „…nicht hier“, schüttelte Chigusa entschieden den Kopf. Wenn, dann wollte sie es mit jemandem tun, den sie liebte…und schon gar nicht an so einem Ort. „Moment, heißt das, du…“, schaltete sich Rin nun dazwischen, dem soeben ein Licht aufgegangen war. Zwar hatte er schon mit Chigusa über deren Leidensweg gesprochen, doch dabei hatten sie dieses Thema nicht angeschnitten. Wie schlimm musste es für eine Lesbe sein, von einem Mann genötigt zu werden? Andererseits konnte sie danach trotzdem noch unbeschwert mit Frauen schlafen, sofern man diesen Zustand als ‚unbeschwert‘ bezeichnen konnte… Sousuke hatte da wohl mehr zu kämpfen gehabt…auch wenn er es nicht zugab, oder selbst wusste, war Rin der festen Überzeugung, dass dieser hetero war. Diese Annahme stützte er auch darauf, dass sein Freund ihn bisher nicht anfassen wollte, obwohl dies auch andere Ursachen haben konnte. „Ja, bin ich“, bestätigte Chigusa kleinlaut. „Es spielt aber sowieso keine große Rolle…ich sitze eh hier fest und bin nicht so wie Shigi, oder hab einen Sousuke, so wie du.“ „Es wird sich bestimmt jemand für meine beste Freundin finden lassen!“, war Kisumi der festen Überzeugung und nahm sie in den Arm. So gerne Chigusa auch zugestimmt hätte, sie wusste, dass es niemanden für sie gegeben konnte, weil sie noch immer in eine alte Freundin verliebt war. Diese hatte sie seit Jahren nicht gesehen, doch die Gefühle waren noch immer so präsent wie damals. Niemand konnte sich auf eine neue Beziehung einlassen, oder sich wahrhaftig neu verlieben, wenn man über eine vergangene Liebe nicht hinweg war. Als sich Sousuke einige Minuten später zu ihnen gesellte, was das Quartett komplett du Kisumi konnte mit seinem Tratsch und Klatsch der letzten Wochen auspacken. Dabei ließ er wirklich nichts aus und plauderte munter über die Affären des Personals mit den Patienten, oder untereinander, sowie den neusten Einlieferungen. Außerdem waren ein paar Zwischenfälle dabei, die ihm zu Ohren gekommen waren. „Hast du schon gehört: jemand hat Ryan ein paar Zähne ausgeschlagen und ihm das halbe Gesicht zermatscht“, wandte er sich an Chigusa, da diese das besonders interessieren könnte. Stattdessen antwortete jedoch Sousuke gelassen: „Das war ich.“ „Oh man…“, blies Chigusa eine ihrer längeren Strähnen aus dem Gesicht und sah den Dunkelhaarigen dann an, der jedoch keine Mine verzog. Rin machte daraufhin einen bedröppelten Gesichtsausdruck und spielte nervös mit seinen Fingern. So kam ihr die Vermutung, dass Rin vor einigen Wochen, als er ihr und Kisumi gestanden hatte, weswegen Sousuke verlegt worden war, Ryan gemeint hatte, als er von dem Pfleger gesprochen hatte, der ihn beinahe vergewaltig hätte. Das ergab alles erschreckend viel Sinn und auf einmal war sie ihrem besten Freund noch einmal viel dankbarer, dass er sie vor Ryans Flirterei gerettet hatte. Der Typ war ihr zurecht suspekt gewesen und irgendwie tat es ihr auch nicht leid, was mit diesem geschehen war. Er hatte von Sousuke seine verdiente Abreibung bekommen… „Schade, er kommt demnächst wohl nicht mehr her…dabei war er gar nicht schlecht~“, wirkte Kisumi trotz der Bedeutung seiner Worte wenig mitgenommen vom Schicksal seines OneNightStands. „…du hast mit dem Kerl freiwillig geschlafen?“, zog der Größte der vier seine Augenbraue skeptisch hoch und besah den Kleineren mit einem abwertenden Blick. Chigusa nuschelte „…mehr oder weniger“ vor sich hin, da sie ahnte, dass ihr bester Freund nicht wirklich aus freien Stücken, sondern vor allem um ihr zu helfen, mit Ryan geschlafen hatte. „Hey, ich hab doch gesagt, dass es in Ordnung ist“, sagte Kisumi etwas leiser in ungewohnt sanftem Tonfall und legte seinen Arm um die Brünette. Sousuke wusste diese Szenen nicht zu deuten und blickte fragend zu seinem Freund, der neben ihm saß. Vielleicht wusste dieser mehr und würde ihn aufklären, denn einen der beiden anderen wollte der Dunkelhaarige nicht fragen. „Vor ein paar Wochen hat mir Chigusa erzählt, dass der Typ sie belästigt und Kisumi sie vor ihm gerettet hat“, begann der Rothaarige aus seiner Erinnerung zu berichten. „So genau weiß ich aber auch nicht, was vorgefallen ist.“ „Okay“, nickte Sousuke und sah dann zu den anderen beiden, wobei sein Blick verriet, was er noch immer von Kisumi dachte. Chigusa, die gut darin war, das Verhalten anderer zu deuten, meinte daraufhin: „Er ist nicht so, wie du denkst. Shigi hat einige Fehler im Leben begangen, aber das heißt nicht, dass er ein schlechter Mensch ist.“ „Hm…mag sein. Aber ich vertrau ihm immer noch nicht“, entgegnete der Größere wenig verwundert darüber, dass das Mädchen ihn so gut lesen konnte. Er fühlte sich ihr auf eine Weise verbunden, die nur Leidensgenossen verstanden. Dabei spielten Gefühle, oder gar sexuelle Anziehung keinerlei Rolle. Sie befanden sich einfach auf einem Level der gegenseitigen Akzeptanz, des Verständnisses und wussten mit Sicherheit, dass auf den anderen Verlass war, auch ohne diese Worte jemals ausgesprochen zu haben. „Sou-chaaaaaaan…“, quengelte Kisumi nun und sah aus, als wäre er wirklich sehr bestürzt darüber, dass sich der andere ihm so misstrauisch gegenüber verhielt. Rin musste ob der komischen Szene leise lachen und drückte Sousukes Hand daraufhin leicht: „Gib ihm doch einfach eine Chance. So schlimm ist er wirklich nicht.“ Zurück auf ihrem Zimmer, hatte Rin endlich die Gelegenheit mit Sousuke über dessen Familie zu sprechen, genauer genommen deren Herkunft. Man traf immerhin nicht jeden Tag einen Menschen, der sowohl Japanisch, als auch Russisch beherrschte. „Was ich dich schon länger mal fragen wollte: Du bist ja nicht ganz Japanisch, oder?“, sprach Rin das Thema, das ihn beschäftigte, sofort an, nachdem sie sich aufs Bett gesetzt hatten. Sousuke schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, meine Mutter ist zur Hälfe Russin gewesen.“ „Und dein Vater?“, hakte der Kleinere weiter nach, auch wenn er froh war, dass sich das Geheimnis um die Nationalität des anderen langsam zu lüften begann. „Ich bin mir nicht sicher, aber das wir früher oft nach Japan in den Urlaub geflogen sind und sie dort wahrscheinlich Ausschau nach ihm gehalten hat, geh ich davon aus, dass er Japaner ist…oder war. Ich weiß ja nicht, ob er noch lebt“, gab Sousuke alle Informationen, die er zu seinem Vater hatte, offen preis. „Hm…du weißt auch nicht, wie er heißt, oder?“, schlussfolgerte Rin daraus, dass sein Freund selbst nicht viel über seinen Vater wusste. „Nein, sonst hätte ich schon nach ihm gesucht“, bestätigte Sousuke. „Müsste das nicht eigentlich auf der Geburtsurkunde stehen?“, fiel dem Rothaarigen ein. „Hast du mal nachgeschaut?“ „Daran hab ich auch schon gedacht, aber meine Mutter hatte sie gut versteckt, sodass ich sie nicht finden konnte“, seufzte der Dunkelhaarige. „Du tust mir leid“, rückte Rin an den Größeren heran und lehnte sich an ihn. „Warum?“, war sich Sousuke nicht ganz sicher, weswegen er das Mitleid des anderen verdiente. „Na es ist bestimmt nicht schön, wenn man nicht einmal weiß, wer sein Vater ist“, erklärte dieser sich. „Ich kenne meinen Vater auch nicht gut, aber meine Mutter hat wenigstens nie versucht, ihn aus meinem Leben zu löschen.“ „Hm…“, war sich der Größere nicht ganz sicher, welche Meinung er zu diesem Thema vertrat. Natürlich hatte ihn die Herkunft, der Aufenthalt und die Identität seines Vater des Öfteren in seiner Kindheit beschäftigt, doch er hatte sich einfach seiner Mutter gefügt und aufgegeben, nach diesem zu fragen. Sie war immer furchtbar wütend geworden, wenn er etwas zu seinem Vater hatte wissen wollen… „Deine Mutter hat nicht neu geheiratet, richtig?“, erkundigte sich Sousuke nach einer stillen Weile. Ihn interessierte Rins Familie ebenfalls und er wusste schon, dass dieser eine Schwester hatte, die genau wie seine Mutter rotes Haar besaß. Viel mehr war ihm noch nicht geläufig, doch das konnte man bald ändern. „Nein…ich glaube, sie liebt meinen Vater immer noch“, seufzte Rin. „Ich weiß auch nicht, ob es so gut gewesen wäre, wenn sie sich wieder auf jemanden eingelassen hätte…sie hatte mit Gou und mir genug um die Ohren.“ „Es muss schwierig sein, alleine zwei Kinder groß zu ziehen“, merkte Sousuke an, der sich bewusst war, dass seine Mutter schon mit einem Kind nicht zurecht gekommen war. Aber er war auch nicht geplant gewesen – zumindest glaubte er das. Immerhin hatte Ilona ihm immer die Schuld dafür gegeben, dass sein Vater gegangen war. Das ließ stark vermuten, dass er ein ‚Unfall‘ gewesen war, zumal seine Mutter auch erst Anfang 20 gewesen war, als sie ihn bekommen hatte. „Das auf jeden Fall, aber dafür hat sie’s ganz gut hinbekommen“, lächelte Rin. „Ich hab sie schon immer dafür bewundert, wie stark sie ist. Es ist in Japan nicht gerade einfach, sich als alleinerziehende Mutter durchzuschlagen.“ „Kann ich mir vorstellen“, nickte Sousuke. „Meine Großmutter hat ihr zwar oft geholfen und auf uns aufgepasst als wir noch klein waren, aber den Großteil hat meine Mutter alleine geregelt“, erzählte Rin noch ein bisschen, dem es gut tat, über seine Familie zu sprechen, da er diese doch vermisste. „Hast du eigentlich noch männliche Verwandte?“, fiel es dem Größeren auf, dass sein Freund immer nur von den Frauen in seiner Familie sprach. „Die Eltern von meiner Mutter leben noch, aber sie wohnen weiter weg von uns, sodass wir sie nicht wirklich oft sehen“, erklärte Rin. „Meine Eltern sind beide Einzelkinder und mein anderer Opa ist schon tot.“ „Soweit ich weiß, ist meine Großmutter nach der Geburt von meiner Mutter gestorben und ihr Vater kurz nach meiner“, wunderte Sousuke das herzlich wenig, da es kein Wunder war jung zu sterben, wenn man bei der Mafia mitmischte. Außerdem gab das auch eine gute Erklärung dafür ab, weswegen seine Mutter so überfordert und völlig am Ende mit den Nerven gewesen war, als sie ihn großgezogen hatte. Die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben hatten sie in kurzer Abfolge verlassen und stattdessen war er in ihr Leben getreten. Er, der seinem Vater so ähnelte und sie jedes Mal ihren Verlust neu durchleben ließ, wenn sie ihn ansah. So war es Sousuke jedenfalls oft vorgekommen, als er älter geworden war und sie oft gesagt hatte, wie sehr er doch nach seinem Vater kam. Das machte ihn neugierig, diesen kennen zu lernen, doch die Chancen darauf standen denkbar schlecht. Nicht nur, dass er dessen Namen nicht kannte, nein, er saß auch mitten in Sibirien in einer Anstalt fest, die meilenweit entfernt von jeglicher Zivilisation lag… „Es muss schwer sein, sich alleine durchzuschlagen…“, murmelte Rin, dem Sousuke unendlich leid tat. Ohne Familie durchs Leben zu schreiten, von der einzigen, die er gekannt hatte, gebrandmarkt… Ohne es zu merken, schlichen sich Tränen in seine Augen. Aber er wollte nicht schon wieder vor Sousuke weinen, auch wenn diese Tränen alleine ihm galten… „Ich bin nicht alleine“, legte der Größere seine Hand nun auf Rins Oberschenkel. „Ich hab dich.“ „Du hast Recht“, schniefte der Kleinere und wandte seinen Kopf zu Sousuke um, nachdem er sich über die Augen gewischt hatte. „…warum weinst du?“, weiteten sich die türkisenen Augen überrascht. „Hab ich was gesagt, das du nicht mochtest?“ „Nein…“, setzte Rin entschieden dagegen und krabbelte aus Sousukes Schoß, auf dem er sich breitbeinig niederließ. „Ich weine für dich…du Idiot.“ Unfähig noch etwas zu erwidern, da der Kleinere ihn schon küsste, verharrte Sousuke einige Sekunden regungslos, bevor er seine Hände um den Körper des anderen schlang, der sich an ihn schmiegte. Rin schaffte es wirklich, dass er sich besser fühlte und abgelenkt wurde. Sonst fiel es Sousuke immer unglaublich schwer, wieder aus einem Tief hochzukommen, doch seit er mit Rin zusammen war, ging es immer leichter. Dieser bewegte seine Lippen leidenschaftlich gegen seine, schob seine Zunge dazwischen und schaltete den Verstand des Größeren kurzzeitig auf Sparflamme. So gut hatte Sousuke sich selten gefühlt…sich keine Sorgen mehr um seine Vergangenheit zu machen und den Moment zu genießen, half dabei, dass er sicherer in seinem Tun wurde und es sogar zuließ, dass Rin sich nun an seinen Schritt presste. Die Hüften des Kleineren begannen sich langsam rhythmisch zu bewegen, zogen ihn in seinen Bann. „Sousuke…“, keuchte Rin, als sie sich kurz voneinander lösten. „Bitte…ich halt es nicht mehr aus…“ Worum genau es sich bei dieser Bitte handelte, konnte Sousuke nur vermuten, doch war er sich in jedem Falle nicht sicher, ob er diese erfüllen würde können. Da war immer noch diese Blockade, die Angst, Rin zu verletzen wenn er sich bedrängt fühlte und sich nicht mehr unter Korntolle hatte. Für einige Sekunden sahen sie sich in die Augen, bevor Rin seine wieder schloss und den anderen fordernder, aber noch immer sanft küsste. So sehr er es auch versuchte, er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Schon seit über einem Monat geschah nichts zwischen ihnen, als dass sie sich küssten und dabei kuschelten. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, doch Rin hatte einfach andere Bedürfnisse, die er selbst nicht mehr zu stillen vermochte. „Ich kann das nicht“, ging Sousukes Atem schnell, als er bemerkte, wie Rin härter wurde und sich stärker an ihn presste. „Warum?“, standen Rin die Tränen noch immer in den Augen, diesmal jedoch aus einem anderen Grund. „…ich will dir nicht weh tun“, erwiderte der Größere leise und sah dabei verzweifelt aus. „Du tust mir doch nicht weh“, entgegnete der Kleiner nicht minder verzweifelt. „Aber ich will nicht wie meine Mutter sein“, biss Sousuke die Zähne aufeinander, da sich sein Körper anspannte. Rin öffnete die Augen daraufhin weiter, da er langsam begriff, dass sein Freund nicht nur ein Problem damit hatte, berührt zu werden, sondern auch selber sexuelle Handlungen bei anderen auszuführen. Dem musste man aber irgendwie entgegenwirken können… „Wenn ich etwas nicht will, bekommst du das schon mit“, versicherte er dem Größeren daher leicht lächelnd und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Tu, was immer du möchtest…wenn es mir zu weit geht, stoppe ich dich. Versprochen!“ Dass er diese Worte jemals benutzen würde, hätte Rin auch nie für möglich gehalten. Als ob er seinen Freund, der sein Traumtyp schlecht hin darstellte, jemals stoppen würde ihn anzufassen! Dass er nicht ganz so sicher war, wie sein Verlangen es ihm vorspielte, wollte der Rothaarige dabei nicht wissen. Er unterschlug die Tatsache auch völlig, dass er sich noch nie ganz vor jemandem ausgezogen hatte, jegliche sexuellen Handlungen ebenfalls ausgeschlossen. Wie weit bei Rin zu weit sein würde, wusste er also selber noch nicht, was die Situation zusätzlich erschwerte, doch er war in diesem Moment so von sich überzeugt, dass er sich auf die Seite fallen ließ, sodass er nun auf der Matratze ausgestreckt lag und seine Arme ausbreitete, Sousuke einladend. Dieser blinzelte überrascht, ließ sich aber von der Stimmung mitreißen und begab sich zwischen Rins Beine, die dieser bereitwillig öffnete, dass man sich dazwischen niederlassen konnte. Sie küssten sich leidenschaftlich und wesentlich ungehemmter als zuvor, während Rin sich nebenher die Sweatshirtjacke öffnete. Ihm wurde ziemlich warm, als Sousuke ihn zu streicheln begann, auch wenn dies noch mit seinem T-Shirt dazwischen stattfand. „Warte kurz“, wies Rin seinen Freund an, der daraufhin perplex in der Bewegung inne hielt, bevor der Kleinere sich aufrichtete und das Shirt über den Kopf zog. Ein Glück, dass der Abend schon vorgeschritten war, sonst hätte er sich das nicht getraut. Aber da das Licht noch ausgeschaltet und die Sonne untergegangen war, fiel es Rin etwas leichter, sich oberkörperfrei unter Sousuke zu präsentieren. Diesem schien der Anblick zu gefallen, da er diesen für einige Augenblickte einfach stillschweigend genoss, bevor er begann, mit den Fingern über die helle Haut zu fahren. Rin wurde dabei sehr rot im Gesicht, da er den Effekt unterschätzt hatte, den Sousukes Berührung bei ihm auslöste. Außerdem begann bereits jetzt seine Sicherheit zu schwinden, dass er diese Aktion bis zum Ende durchziehen konnte – wo auch immer das Ende lag. Immerhin hatten sie nicht darüber gesprochen, was Sousuke mit ihm tun würde. Von unschuldigem Streicheln, wie es jetzt gerade der Fall war, bis zum Sex war wirklich alles drin. Wenn man ihren Erfahrungsstand mit Rins Unsicherheit und Sousukes Trauma in Verbindung setzte, würde aber sicher nicht viel mehr geschehen… Doch da sollte Rin sich täuschen, denn Sousuke kam gerade erst in Fahrt, als er sich zu ihm nach unten beugte und ihn lange küsste, ehe er an seinem Hals fortfuhr. Eine Hand steuerte dabei zielsicher über den Bauch weiter nach oben auf den Brustbereich des Kleineren zu. Die Küsse an seinem Hals, lösten ein Kribbeln bei Rin aus, das sich über seinen ganzen Körper erstreckte und sich vor allem auf seine Körpermitte auswirkte. Als Sousuke dann auch noch über die Haut zu lecken, sich festzusaugen begann, keuchte Rin verhalten auf, von der Erregung überwältigt, die seinen Körper durchströmte. Die warme Hand war inzwischen an seiner Brustwarze angelangt, die nun neugierig umspielt wurde, sodass sie hart wurde. Wie empfindlich Rin an dieser Stelle war, hatte er bis zu diesem Zeitpunkt selbst nicht gewusst, da er beim Masturbieren diese Stelle doch ausließ…dafür hatte er in letzter Zeit etwas anderes für sich entdeckt. Zeit darüber nachzudenken wurde ihm allerdings nicht gelassen, weil Sousuke sich nun auch mit dem Mund weiter nach unten vorarbeitete und an seiner anderen Brustwarze festsaugte, sie mit der Zunge stimulierte. Rin war seine eigene Stimme wirklich sehr peinlich, da er sich selbst noch nie so stöhnen gehört hatte, doch wusste er jetzt schon, dass das alles noch nicht genug war. So tastete er mit verklärten Augen nach Sousukes Hand, pflückte sich von seinem Brustkorb weg und bewegte sie weiter nach unten, zu seinem Hosenbund. Für einen Moment hatte der Größere schon gedacht, er hätte etwas falsch gemacht, doch Rins Blick und seine Geste deuteten darauf hin, dass er nun woanders mit seiner Behandlung fortfahren sollte. „Ist das wirklich okay?“, fragte Sousuke sicherheitshalber noch einmal nach, bevor er seine Hand unter den Stoff von Rins Hose gleiten ließ. „Nun mach schon“, war es diesem peinlich noch darum bitten zu müssen, doch er wurde bald abgelenkt, als er eine Hand durch den Stoff seiner Shorts spürte, die ihn aufkeuchen ließ. Selbst die indirekte Berührung seiner Erektion veranlasste Rin schon dazu, die Augen zusammen zu kneifen, da er spürte, dass bereits nicht mehr viel fehlte, dass er kam. Die Wochen der unzureichenden Selbstbefriedigung und die Tatsache, dass ihn dort noch nie jemand berührt hatte, trugen dazu bei, dass sich das alles noch viel besser anfühlte. „Sousuke…“, stöhnte er leise bittend und zog sich seine Shorts nun selbstständig herunter, dass man ihn endlich direkt anfassen würde. Sousuke schluckte leicht, bevor er seinen Mund wieder an Rins Hals ansetzte und ihn dort liebkoste, bevor er dessen Glied mit seiner Hand umschloss und es zu reiben begann. Der Kleinere warf den Kopf zurück und keuchte mit vorgehaltener Hand auf, als ihm diese unbekannte Sensation zuteilwurde. Sousukes Zunge arbeitete sich weiter nach unten vor, bis er wieder auf Höhe der Brustwarzen angelangte und sich an einer festsaugte. Diese Stimulation in Kombination mit den unerwartet geschickten Bewegungen seiner Hand, ließen Rins Herz schneller schlagen, bevor er sich in die Hand biss, als er seinen Höhepunkt erreichte. Mit rasendem Herzschlag, traute sich Rin kaum die Augen zu öffnen, weil er nie im Leben erwartet hätte, dass es sich so gut anfühlen würde, wenn ein anderer das bei ihm tun würde. Doch er hegte die Vermutung, dass das so war, weil er in Sousuke verliebt war und dieser wirklich gute Arbeit geleistet hatte. „Sousuke…“, nuschelte Rin leise mit noch nicht völlig beruhigter Atmung, als er die Augen öffnete. „Komm her…“ Dieser blinzelte seinen Freund ertappt an, da er gerade dabei war, sich dessen Samen von den Finger zu lecken. Nicht nur die Neugier hatte ihn dazu gebracht, diesen probieren zu wollen. Eine Art Ur-Instinkt trieb ihn dazu… Rin traute seinen Augen kaum, als er diesen Anblick zu Gesicht bekam. Vielleicht täuschte er sich doch und Sousuke stand zumindest ein bisschen auf Männer? Wie dem auch war, er wollte jetzt kuscheln! „Nun komm schon…“, schmollte der Rothaarige und zog sich die Hose wieder richtig an, bevor sich der Größere endlich dazu bequemte, in die Reichweite seiner Arme zu kommen. „War es okay für dich?“, wollte Sousuke dann leise wissen, als sie aneinander gekuschelt im Bett lagen. „Musst du das wirklich fragen?“, murmelte der Kleinere mit roten Wangen. „Ich glaub, so gut hab ich mich noch nie gefühlt.“ „Wirklich?“, konnte der Dunkelhaarige diese Worte kaum glauben, hatte er doch zu Beginn Angst gehabt, er wäre zu grob. „Aber klar doch“, schmollte Rin leicht und gab seinem Freund einen Kuss. „Ich hätte nur auch gerne was für sich getan…“ „Mir reicht es schon, dass du zufrieden bist“, wehrte Sousuke die Bedenken des anderen schnell ab und lächelte dabei milde und ehrlich. „Na schön…“, nahm der Kleine ihm diese Worte nicht ganz ab und wollte sich auch nicht eingestehen, dass er dem anderen auch etwas Gutes tun wollte, oder zumindest mal gerne dessen untere Körperhälfte gesehen, oder gespürt hätte. Vielleicht war es dafür aber auch noch zu früh… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)