Eine Chance für Ranma von MariLuna ================================================================================ Kapitel 15: Liebe ----------------- 15. Kapitel Liebe   Draußen ist es Nacht geworden und der Mond versteckt sich hinter dunklen Wolken. Durch das leicht geöffnete Fenster dringt das Konzert der letzten Zikaden dieses Jahres herein und irgend etwas plätschert im großen Gartenteich. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Kodachis Krokodil. Ranma will gar nicht erst genauer darüber nachdenken. Denn dieses monströse Vieh passt zur Black Rose, aber nicht zu der netten, charmanten Kodachi, die er kennenlernen durfte und die heute Nachmittag mit ihm und Tatewaki im Garten ein bisschen Judo trainiert hat. Es war eine seltsame Art des Trainings, bei der es eher um ein „miteinander“ anstatt „gegeneinander“ ging und erstaunlicherweise hat es Ranma wirklich Spaß gemacht. Es war ein seltsamer Nachmittag. Nein, eigentlich war es ein merkwürdiger Tag, der sich nahtlos in den gestrigen, ebenfalls merkwürdigen Tag einreiht. Alles ist merkwürdig seit vorgestern, aber auf eine gute Art. Sogar die letzten drei Stunden waren gut. Müde reibt er sich die Augen und räumt das Buch, den Notizblock und die Stifte zurück in seine Schultasche. „Ich kann nicht mehr. Heute Nacht träume ich bestimmt nur noch von Algebra.“ Sein Kopf fühlt sich so vollgestopft an. Langsam schlurft er zurück zu Tatewaki aufs Bett. „Dafür kannst du es jetzt“, lächelt dieser stolz auf ihn, denn immerhin hat Ranma die letzten drei Stunden ohne Pause gelernt. „Nun brauchst du dir wegen der Prüfungen keine Sorgen mehr zu machen.“ „Bei diesem guten Lehrer ist das kein Wunder. Ich hätte dich schon früher um Nachhilfe bitten sollen. Damals in Kalligraphie habe ich Dank dir auch eine Bestnote erhalten. Habe ich dir dafür eigentlich jemals angemessen gedankt?“ „Hm... lass mich überlegen. Nein, ich glaube nicht.“ „Oh. Dann lass mich das nachholen.“ Mit einem vorfreudigen Grinsen packt Ranma seinen Freund am T-Shirt-Kragen und zieht ihn mit sich hinunter auf die Matratze. Sobald er liegt, hascht er nach Tatewakis Lippen und verwickelt ihn in einen langen, süßen Kuß, während er ihm gleichzeitig hilft, bequem auf ihm zu liegen zu kommen. Unwillkürlich seufzt Ranma in ihren Kuß hinein. So viel Druck an genau den richtigen Stellen! Und dann weht abermals sein tiefer Seufzer durch den Raum, als Tatewakis Lippen von seinem Mund weiterwandern und sich an seinem Hals festsaugen. Oh, das wird einen Knutschfleck geben, aber Ranma kann sich nicht dazu überwinden, ihm deswegen böse zu sein. Seine Welt versinkt in einer Mischung aus Wärme, Verlangen und Liebe, und Ranma lässt sich nur zu gerne von all diesen neuen, aufregenden Gefühlen davon tragen. Das ist besser als all seine Träume zusammen, weil das hier echt ist. Tatewaki ist wirklich da, hier bei ihm. Und er liebt ihn. „Ich liebe dich so sehr...“ Tatewakis Stimme direkt an seinem linken Ohr jagt Ranma einen fast noch größeren Schauder über den Rücken als dessen Worte. Und sie fährt ihm direkt in den Unterleib. „Ich dich auch“, wispert Ranma zurück und schlingt Arme und Beine so fest um ihn, als wolle er ihn nie wieder loslassen. Und genau das will er auch nicht. Sekundenlang tauschen sie einfach nur einen langen, tiefen Blick, dann prallen ihre Lippen diesmal zu einem wilden, stürmischen Kuss zusammen und sie plündern sich gegenseitig ihre Münder als gäbe es kein Morgen mehr.       Irgendwann, irgendwie haben sie die Position getauscht und jetzt liegt Tatewaki unten und Ranma sitzt auf seinen Hüften. Das ist eine sehr delikate Stelle, und er geht jede Wette ein, dass Ranma jetzt genau weiß, wie es um ihn bestellt ist, aber das schert ihn wenig. Viel zu sehr nimmt ihn dieser entrückte Ausdruck in Ranmas schönem Gesicht gefangen, die Art, wie sich diese aparte Röte in seine Wangen geschlichen hat und dann diese sinnlichen, leicht geöffneten Lippen. Diese küssenswerten Lippen... Seine Augen... Nur ganz am Rande nimmt er die warmen Finger wahr, die sich unter sein T-Shirt geschlichen haben und sich über seinen Oberkörper streicheln. All die Wärme, all das erwartungsvolle Zittern und die sehnsüchtige Spannung, die das in ihm auslöst, ist schon längst in den Hintergrund getreten. Da ist ein sonderbares Gefühl in seiner Brust, schwer und leicht zugleich, und ihm stockt tatsächlich kurzfristig der Atem, als Ranma bemerkt, wie er ihn anstarrt. Er hält damit inne, seine Hände über Tatewakis Brustkorb wandern zu lassen. Ihre Blicke begegnen sich, halten einander fest. Und dann löst sich aus Tatewakis Kehle ein leises Wimmern, als er in diesen ausdrucksstarken, dunkelblauen Augen versinkt. Geradezu verzaubert hebt er seine rechte Hand und streicht all diese frechen schwarzen Haare aus Ranmas Gesicht, damit er dieses Strahlen in ihnen noch besser erkennen kann. Das wieder zu sehen, ist so schön! Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr. So sehr. Er kann sich gar nicht daran sattsehen. Plötzlich ändert sich Ranmas Miene, wird mit einem Mal todernst, und da erscheint sogar eine Falte zwischen seinen Augenbrauen, als er sich zu Tatewaki herunterbeugt und ihn besorgt mustert. Seine Finger berühren seinen linken Augenwinkel, seine Schläfe, streicheln über die erhitzte Haut, wischen zärtlich die vereinzelte Träne fort. „Tacchi? Warum weinst du?“ Uh? Verständnislos starrt er zu ihm hoch. Es dauert eine Weile, bis er begreift, und dann ist es nur noch furchtbar peinlich. „Ist schon in Ordnung“, flüstert Tatewaki und zieht ihn am Kragen tiefer zu sich herunter, um ihm einen beruhigenden Kuß zu geben. „Ich bin einfach nur glücklich.“ Das „dass du noch lebst und hier bei mir bist“, spart er sich, denn sie haben ja abgemacht, nie wieder darüber zu sprechen. Er versteht ihn sicher auch so. Es wird ein langer, süßer Kuß und Tatewaki legt all seine Gefühle für ihn, sein ganzes Herz, ja, auch seine Seele, hinein und verliert sich nur zu gerne in Ranmas süchtig machendem Geschmack. Tacchi... Ranma entgegnet den Kuss voller Hingabe und stürzt sich nicht minder sehnsüchtig hinein wie Tatewaki. Er tastet nach Tatewakis Händen und verschlingt zärtlich ihre Finger miteinander, während er den Kuss noch mehr vertieft. Er spürt, wie sich ihm Tatewakis gesamter Körper vertrauensvoll entgegenschmiegt und verspürt einen Hauch von Melancholie in sich aufsteigen, gefolgt von wilder Entschlossenheit. Es ist ihm egal, ob das eine Träne des Glücks war – er will ihn nie wieder weinen sehen! Aber das eben hat ihn auch wieder daran erinnert, wie sensibel und sentimental sein Liebster im Grunde doch ist. Er ist ein hoffnungsloser Romantiker, der viel gibt ohne je etwas dafür zu verlangen. Jedenfalls, wenn man ihm die Chance dazu gibt. Schweratmend löst er ihren Kuss, und brummt unwillkürlich zufrieden bei dem Anblick, der sich ihm hier bietet: gerötete Wangen, zerzauste Haare und einen absolut verklärten Glanz in den wunderschönen Augen. „Es tut mir leid“, flüstert Ranma gegen die Lippen seines Angebeteten und zieht sich dann wieder etwas zurück, um noch besser in seiner Miene lesen zu können. Im Moment erkennt er aber nur grenzenlose Verwirrung. „Ich war immer so gemein zu dir.“ Ranma weiß, er war in der Vergangenheit aus den verschiedensten Gründen selten nett zu ihm, und das tut ihm nicht nur leid, sondern beschämt ihn auch. Auch wenn Tatewaki sich seine Rolle als arroganter, ignoranter und penetranter Schnösel mit einem Hang zur Aggressivität selbst ausgesucht hatte und als solcher einfach nur unausstehlich war – er hatte nicht jede Beleidigung, Tritt oder Hieb, den er von Ranma (oder Ranko) kassierte, verdient. Wie schmerzhaft es wirklich für ihn gewesen sein musste, von dem Menschen, den er über alles liebt, derart behandelt worden zu sein, kann sich Ranma nicht einmal ansatzweise vorstellen. „Das tut mir leid.“ Und er wird es tausendfach wieder gut machen. Er wird ihn mit all seiner Liebe überschütten und an sich arbeiten, damit er mindestens genauso aufmerksam für die Wünsche seines Liebsten wird wie dieser es schon für Ranmas ist. „Ab sofort werde ich dich auf Händen tragen.“ Verdutzt blinzelt Tatewaki zu ihm hoch und schnauft dann einmal amüsiert. „Ist das nicht eher mein Spruch?“ „Nicht heute“, kommt es leise, aber bestimmt zurück. „Ich bin nämlich viel stärker als du.“ Um seine Worte zu unterstreichen, verstärkt er nicht nur seinen Griff um Tatewakis Hände, sondern verlagert auch sein Gewicht etwas und drückt ihn nachdrücklich tiefer in die Matratze. „Ja“, ächzt Tatewaki, versucht aber gar nicht erst, sich dagegen zu wehren. „Aber ich bin immer noch größer.“ Verschmitzt lächelnd beugt sich Ranma ganz tief zu ihm herab. „Ich wachse noch.“ „Hm. Aber ich werde immer ein Jahr älter sein als d-“ „Baka.“ Ranma ist diese Diskussion leid und bringt ihn einfach mit einem Kuss zum Schweigen.       Zufrieden kuschelt sich Ranma fester in Tatewakis Umarmung, atmet den Duft von Seife, Shampoo und darunter einfach nur Kunō Tatewaki ganz tief ein. Frisch geduscht, mit geputzten Zähnen und in Tatewakis Jinbei – hah, den gibt er nie wieder her – fühlt er sich rundum wohl. Und sehr schläfrig. „Ich liebe dich“, murmelt er und drückt seine Nase dabei so fest gegen Tatewakis Halsbeuge, wie es nur geht. Er ist so schön warm. Und er fühlt sich so sicher und geborgen bei ihm. Er wird ihn nie, nie wieder hergeben. „Ich dich auch. Und jetzt schlaf, Ranma. Wir müssen morgen zur Schule. Und ich habe morgen eine Prüfung und habe nicht gelernt.“ „Was?“ erschrocken rückt Ranma etwas ab und hebt den Kopf, um ein Blick in das Gesicht seines Geliebten zu erhaschen. Er hat sich doch hoffentlich nur verhört? Tatewaki lächelt beruhigend und gibt ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Keine Sorge, alles gut.“ Zuerst runzelt Ranma die Stirn, doch dann kommt ihm eine fabelhafte Idee. „Ach, wenn du durchfällst, wiederholst du eben das Jahr und machst mit mir zusammen den Abschluß.“ „Das würde dir gefallen, was?“ Ranma grinst bis über beide Ohren. „Sehr sogar.“ Tatewaki legt nur eine Hand in Ranmas Nacken und drückt dessen Kopf wieder in die vorherige Position. Er liebt es, ihn dort zu spüren. Ja, Ranma ist stärker als er, aber gleichzeitig kann er so anschmiegsam sein wie ein kleines Kätzchen. „Jetzt schlaf endlich, du Nervensäge.“ Um Ranmas Mundwinkel zuckt ein kleines, diabolisches Lächeln, als er seine Hände unter Tatewakis Oberteil schummelt und dessen Rücken zu streicheln beginnt. So warm, so samtig, so breit und stark. Einer kleinen, gemeinen Anwandlung folgend, hebt er eine seiner Hände noch etwas höher und krault durch Tatewakis Haaransatz am Nacken. Als Tatewaki daraufhin erwartungsgemäß erschauert, fühlt er so etwas wie Triumph in sich aufsteigen. „Ich sollte dich wachhalten, damit du morgen auf alle Fälle durchfällst.“ Vielsagend rutscht er dabei mit seinem Unterkörper ganz eng an Tatewakis und schiebt lasziv ein Bein über dessen Hüfte. Tatewaki gibt einen seltsamen Laut von sich und dann landet seine Hand auf Ranmas Hinterteil. Doch seine Stimme klingt sehr ruhig. „Selbst wenn, ändert das nichts daran, dass ich immer noch der beste meines Jahrgangs bin. Außerdem -“ bedeutungsschwanger hält er inne. „Ja?“ hakt Ranma schließlich atemlos nach, nachdem er gute zehn Sekunden geduldig gewartet hat, dass sein Liebster weiterspricht. Oder seine gottverdammte Hand bewegt. Tatewaki schweigt noch einen Moment, um die Spannung zu erhöhen. „Du wohnst jetzt hier“, meint er schließlich und lässt zu Ranmas großer Enttäuschend seine Hand von Ranmas Allerwertesten nach oben in dessen Kreuz wandern. Wo sie dann auch verbleibt. „Auch wenn wir nicht mehr auf dieselbe Schule gehen, sehen wir uns jeden Tag. Und jede Nacht.“ Er zögert und fügt dann leise und liebevoll hinzu, nachdem er ihm einen Kuss auf den Haarschopf gegeben hat: „Baka.“ „Selber Baka“, kichert Ranma nur und schmiegt sich - grenzenlos zufrieden und trotz seiner vorherigen Worte sehr, sehr müde - glücklich an ihn. Zwei Minuten später verraten ihre tiefen Atemzüge, dass sie endlich eingeschlafen sind. Auf eine Art und Weise aneinander gekuschelt und miteinander verschlungen, wie es vor drei Tagen noch völlig undenkbar war.       So findet sie Sasuke, als er, seiner Neugier folgend, noch eine in ihr Zimmer wirft, bevor er noch ein letztes Mal seine Fallen auf dem Gang überprüft, und während er dies tut, liegt ein kleines, glückliches Lächeln auf seinen Zügen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)