Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz von SainzDeRouse (Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins") ================================================================================ Kapitel 48: Liebe und Zorn -------------------------- Kapitel 48 – Liebe und Zorn „Was,wie....“, Froschlippes Atem stockte als er mit der Fähigkeit im Dunkeln zu sehen, den Inhalt des Glases erblickte. Aline konnte erkennen wie sehr sein Körper beim Anblick des toten Babys erschauerte. „Das ist dein Sohn.“ „Das … das haben sie nicht gemacht.... DAS HABEN SIE NICHT GEMACHT“, schrie er wütend und brach auf den Boden zusammen. Seine Hände krallten sich in den Boden und Tränen tropften in die Erde. Seine Wut war spürbar und elektrisierte die Luft. Aline befürchtete er könnte sich wieder in einen Drachen verwandeln. „ICH WERDE IHNEN IHRE GEDÄRME AUS DEM BÄUCHEN REIßEN. ICH WERDE IHRE STEINHÄUSER NIEDERREIßEN.“ „Er ist nicht tot, Froschlippe, nur...“ „BIST DU VON SINNEN? SIEHST DU IHN DENN NICHT?“ „HÖR MIR ZU“, schrie Aline und kniete sich zu ihm. „Sieh in seine Augen, bitte. Ich weiß das es absurd klingt, doch sieh hin.“ Froschlippe hob langsam den Kopf und blickte noch einmal in das Behältnis hinein. Aline schmerzte es ihn so zu sehen, noch nie hatte sie so viele Emotionen in seinem Gesicht gesehen, geschweige denn Tränen die über seine Wange rinnen. „Blau und gelb sind sie“, flüsterte er und seine Worte gingen in ein Gurgeln über. Die Tränen überwältigten ihn. „Dragonar, komm her.“ „Was soll ich jetzt mit dem Vieh“, zischte Froschlippe, legte seinen Kopf auf die Erde und weinte weiter. „Sieh ihm in die Augen.“ „WARUM SOLL ICH DAS TUN? WAS HAT DIESES UNTIER MIT MEINEM ….“, Froschlippe stockte der Atem. „Bl...blau und... gelb“, stotterte er. Langsam erhob er sich und seine Knie waren ihm wohl so weich geworden, das er mehrere Anläufe brauchte und stolperte. „Als er gestorben ist hat seine Seele wohl in das Ei gefunden. Ich träumte manchmal von ihm. Wie er nach der Geburt von mir weggebracht wurde und … die Augen schloss. Ich konnte mir das ganze nur zu dem Zeitpunkt noch nicht verstehen und wollte dir nichts davon erzählen, weil... nun ja du weißt ja.“ „Ich weiß. Wenn ihr beide schlaft und träumt. Dann träumt ihr gemeinsam. Ich habe schon als er noch klein war vermutet das ihr eine Verbindung zueinander habt.“ Froschlippe trat mit tränennassem Gesicht auf Dragonar zu und dieser wirkte ängstlich, verwirrt und versuchte zurückzuweichen, hatte er doch immer nur Ablehnung von Froschlippe erfahren. „Weich nicht vor mir zurück, mein Sohn.“ Froschlippe nahm den langen, schuppigen Kopf zwischen seine Hände und hielt ihn fest. „Wenn ich gewusst hätte das du es bist... ich hätte niemals so mit dir gesprochen.“ Froschlippe ging auf die Knie und hielt den Kopf seines Sohnen weiter zwischen seine Hände. „Verzeih deinem dummen Groblin-Vater“, umarmte den riesigen Drachenkopf und legte seine Stirn an die des Kindes. Aline weinte vor Freude und Trauer. Sie fühlte sich leicht wie eine Feder, denn gefühlt fielen drei Berge von ihren Schultern. Und gleichzeitig tief traurig, denn ihr Kind war als Drache dazu verdammt einsam zu sterben und konnte weder einen Partner finden, noch ein Kind zeugen. „Wir müssen seinen Körper vergraben, Froschlippe. Sein Körper soll nicht länger zum ewigen Leben verdammt in diesem Glas schwimmen.“ So gingen sie hinauf auf die Spitze des Berges. Froschlippe war kurz ins Schloss zurückgekehrt um seine Eltern zu holen. Niemanden sonst wollte er dabei haben. Seine persönlichen familiären Angelegenheiten ging niemanden etwas an. Hannelore hatte sich vor Schock die Hand vor dem Mund gehalten und ihre Augen sprachen Bände. So groß ihr Maulwerk sonst war, so ungewöhnlich still war sie jetzt. Vielsagend blickte sie zu Aline und ihr Blick schien auszusagen, das es ihr mehr als leid täte. Helmut erging es ähnlich, doch konnte er die Tränen nicht zurückhalten. Alle Beteiligten wussten das er diesen Schmerz ein zweites Mal durchlebte. „Mein Ring und Dragonar hatten mich zu ihm geführt. Ich fand ihm im Studierzimmer meines Vaters“, Aline musste mehrmals Luft holen um die Kraft zu finden ihre Worte nicht durch Tränen ersticken zu lassen. „Sie haben ihn kurz nach der Geburt getötet und seine Seele fand den Weg in das versteinerte Drachenei.“ „Drachenei?“, hatte Hannelore ihre Stimme gefunden. Alle blickten zu Dragonar, dessen Kopf in den Lichtschein der Fackel ragte. „Die Augen“, sagte Hannelore und schien zu verstehen. „Er ist also so magisch begabt wie du, mein Kind“, schluchzte Helmut. „Dragonar hatte gespürt das im Schloss etwas ist und war deswegen tagelang verschwunden und teilweise ungehorsam. Er ist aber nie dort heran gekommen ohne sich in den Krieg einzumischen.“ „Das erklärt einiges“, überlegte Helmut. „Noch etwas“, begann Aline und es fiel ihr schwer. „Mein Vater erwischte mich und wir sprachen miteinander.“ „WAS?“, riefen alle aus. „Ich sprach ihn auf Sharon an und...“, der dicke Kloß in Alines Hals brach ihr die Stimme. Helmut hatte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust gefasst und wendete sich ab. Hannelore blickte ihm nach und versank in ihren eigenen Gedanken. „Er wird brennen. Er wird brennen dafür“, knurrte Froschlippe und streichelte Dragonar, der aufgeregt gurrte. „Dein Sohn kommt offensichtlich nach dir, denn er hat versucht meinen Vater durchs Fenster zu schnappen.“ „Wirklich?“, fragte Froschlippe begeistert. „Ja, du bist wirklich mein Sohn“, freute er sich und klopfte Dragonar an den Hals. „Ja. Doch sein Hals war nicht lang genug gewesen, es hatte nur sehr wenig gefehlt. Er hat den Turm aber gut beschädigt.“ „Ich bin stolz auf dich, mein Junge.“ Aline achtete nicht weiter auf Froschlippe und blickte auf das Glas hinunter. Sie hatte viel Kraft aufwenden müssen um es zu öffnen und griff in die dickflüssige, streng riechende Flüssigkeit hinein um das kleine Wesen heraus zu holen. Es fühlte sich leicht, klein, zerbrechlich und kalt an. Während sie es im Arm hielt schossen wieder die Geschehnisse der Geburt auf sie ein und Tränen liefen wie Bäche über ihre Wangen. „Du warst so schön“, flüsterte sie und es wurde still um sie herum. „Ein perfekter kleiner Groblin. Nun musst du nicht mehr an diesem schrecklichen Ort sein, nun bist du hier bei uns. Ich liebe dich, Ailean.“ Der Schmerz in ihrem Inneren war weder in Worte zu fassen, und die Verwirrung kaum zu verstehen. Sie hatte das Gefühl sich ihrem Kind abzuwenden, obgleich sie es doch im Arme trug. Niemand unterbrach sie, niemand trat ihr zu nahe während sie mit dem Kind an ihrer Brust sprach. Nachdem sie in Tränen verstummt war, traten die anderen näher und betrachteten das Kind noch einmal genauer. Dragonar hatte sich derweil abgewendet und an der Klippe, welche zum Meer ragte, an dem schöne Edelweiß blühten, begann er zu graben. Aline, nachdem sie sich zusammenreißen konnte, blickte sich nach ihm um und folgte ihm. Sie verstand was er tat und begutachtete den hübschen Ort den Dragonar sich erwählt hatte. „Möchtest du hier ruhen?“, fragte sie. Ein sanftes gurgeln war die Antwort und war ihr als solche genug. Sie kniete sich zu dem kleinen Grab, legte sich den Säugling auf den Schoß und legte den Fellumhang ab, den sie über den Schultern getragen hatte. Sie legte es vorsichtig darauf, wickelte es ein und legte es da nieder. Froschlippe kniete sich zu ihr, schob die Erde darüber und klopfte es fest. „Geht es dir gut, Liebes?“, fragte Helmut. „Ich habe einen Körper begraben, aber nicht meinen Sohn.“ In der Nacht hatte Aline lange keinen Schlaf finden können. Immerzu drängte sich das kleine Gesicht des Säuglings in ihre Erinnerung und immer mehr floss der Hass durch ihre Adern. Kopfschmerzen plagte sie, denn sie konnte nicht begreifen was an diesem Abend geschehen war. Sie kannte ihren Vater nicht. Als Kind hatte sie ihre kindliche, verschleierte Meinung über ihren Vater, wie es nur ein unschuldiges, verwöhntes Kind haben konnte. Doch jetzt spürte sie nichts als Hass und es war als wäre er ein Fremder. Schon damals hatte er den Bergleuten nicht glauben wollen, wenn sie über die Groblins klagten. Doch nachdem sie ihm von diesen erzählt hatte, schenkte er ihr glauben. Sicherlich hatte er gelogen. Seine Vorfahren hatten die Groblins fast ausgerottet, er musste von ihnen gewusst haben, nur waren ihm die Belange der Bergleute und Bauern unwichtig gewesen. Obgleich sie durch Curdie die Groblins wieder aus dem Schloss verbannen konnten, hatte er ihm als Dank nur angeboten als Knecht eines Ritters arbeiten zu können. Seine eigene verschwenderischen Bedürfnisse waren ihm wichtiger gewesen als die hungernden Bürger. Den Tod seiner geliebten Frau betrauerte er heftig und erholte sich niemals wieder davon, sodas er sich in Spielschulden und der gleichen gestürzt hatte. Doch seine Schwester ließ er töten als sie die Frucht der Liebe zu einem Groblin in sich grub. Kaum waren die Groblins wieder soweit ihm eine Frau in seinem Leben zu stehlen heiratete er ein junges Ding, kaum älter als sie, nicht aus Liebe, sondern mit dem Ziel einen Erben zu zeugen, den er ihr vorziehen konnte. Aline hatte in seinen Augen den falschen Mann geheiratet und wurde von ihm nicht einmal mehr angehört. So schnell war die Liebe zu einem Kind wohl erloschen. Wie die sieben Siegel eines Buches hatte er sich ihr geöffnet und enttäuschte sie auf eine Art, von der sie wusste, das sie es niemals verzeihen konnte. Stumme tränen rannen ihr die Wange hinunter, bei dem Wissen, das sie den Mann, den sie ihr ganzes Leben lang so geliebt, nie wirklich gekannt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)