Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz von SainzDeRouse (Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins") ================================================================================ Kapitel 45: Die Schattenseiten des Regierens -------------------------------------------- Kapitel 45 – Die Schattenseiten des Regierens Die Schiffe sanken auf den Grund des Meeres, die Überreste schwammen auf der Wasseroberfläche und dunkler Rauch stieg auf, welcher sich wie ein Nebel um den Berg legte. Aline lenkte Dragonar zurück zu der Bergspitze, wo Froschlippe, Curdie und die anderen auf sie warteten. Ihr Sohn versuchte sich klein zu machen und streckte den Flügel nur ein wenig aus, wodurch Falten im Flügel entstanden, welche ihr den Abstieg erleichterten. „Tu das niemals wieder“, hatte Froschlippe sie sogleich an sich gezogen und gab ihr kaum die Möglichkeit nach Luft zu schnappen. Der Rauch nahm ihr den Atem und brannte in ihren Augen. Hustend schob sie sich von ihm und klopfte sich auf die Brust. „Lasst uns wieder reingehen“, riet Curdie und gemeinsam mit den anderen Groblins ging er voraus. Froschlippe hielt Aline davon ab den anderen zu folgen. Er wollte allein mit ihr sprechen. „Ich meine es ernst, steig nicht auf dieses Tier“, sagte er und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. „Weshalb? Er tut mir doch nichts.“ „Sieh genau hin, er ist ein Drache. Kein Haustier. Er wird noch wer weiß wie groß werden, ehe du es dich versiehst verspeist er dich, wenn er sich provoziert fühlt.“ „Er mag ein Drache sein, aber ich habe ihn ausgebrütet, ich bin seine Mutter. Er würde mir nie etwas tun.“ Zur Bekräftigung ihrer Worte erschien Dragonars Kopf neben ihrem, gurrte und stupste sie an um zu erreichen das sie ihm streichelte und Aline tat ihm gern den Gefallen. „Er mag dich für seine Mutter halten, aber wie lange wird das anhalten? Mit jedem Kilo das er schwerer wird, wird er wilder und unberechenbarer. Er ist ein großes Biest, das irgendwann die Hand das es gefüttert hat, abbeißen wird.“ Wie unzählige Male davor trat Dragonar vor um auch von Froschlippe gestreichelt zu werden, doch stieß dieser seinen Kopf von sich. „Komm mir nicht zu nahe. Mich frisst du nicht.“ Dragonars Blick veränderte sich, ein leises quieken war zu hören. Er wendete sich ab, nahm Anlauf und stürzte sich von der Klippe um davon zu fliegen. „Du hast ihn verletzt.“ „Er versteht doch nicht was ich sage.“ Aline ging der Diskussion aus dem Weg indem sie nicht darauf reagierte, sie wollte es nicht zum tausendsten Mal durchkauen. Sie hatten ohnehin noch andere Probleme. Zurück im Groblinschloss ergaben sich neue Probleme. Die Königinnen und Könige der anderen Reiche diskutierten wild und waren kurz davor sich an die Gurgel zu gehen. „Das ist Wahnsinn, wir sollten wieder unter die Erde gehen. Wenn die Menschen es wieder auf uns abgesehen haben, dann rotten sie uns dieses Mal vielleicht gänzlich aus.“ „Aber damals haben Menschen und Groblins nicht zusammen gekämpft und sie hatten keinen Drachen. Ich sage dir, wir sollten für unsere Freiheit kämpfen.“ „So seh' ich's auch, jetzt oder nie.“ „Also ich bin nicht bereit mit den Menschen zusammen zu kämpfen. Denkt doch nur, vielleicht ist das nur ein Trick. Da stehen wir Reih und Glied auf dem Kriegsfeld und starrem dem Feind entgegen und plötzlich durchbohrt uns von hinten ein Messer.“ „Menschen kann man nicht trauen.“ „Es heißt es gibt eine Gruppe hier in der Stadt, die sich dem König abwenden und ihm die Treue abschwören, weil er nur noch die verrückten Ideen eines Menschen ausführt.“ „Was? Ich dachte das sind Gerüchte?“ „Es braut sich etwas zusammen, das sage ich dir. Das Volk wird sich spalten.“ „Ja es gibt tatsächlich eine organisierte Gruppe welche sich abspalten wollen um ein neues Reich zu gründen und versuchen immer mehr aus der Stadt für sich zu gewinnen“, beantwortete Aline deren Frage und die diskutierende Gruppe sprang erschrocken auseinander. „Du weißt davon?“, fragte Ayakata, die Groblinkönigin aus dem Süden. Sie hatte eine dunklere grüne Färbung als Alines heimische Groblins. Sie trug rote Symbole, welche mit Farbe auf ihrer Haut gemalt worden sind, auch rote Streifen im Gesicht und trug Federn in ihrer Kleidung und Haar. „Ich mag ein Mensch sein und nicht so gut hören können wir ihr, doch habe ich dennoch meine Ohren überall.“ „Kennst du die Groblins, die dahinterstecken?“ Alle Augen waren auf Aline gerichtet und sie wusste dass das, was sie nun sagte auf eine Goldwaage gelegt werden würde. Wenn sie nicht dem groblischen Codex entsprach konnte sie wertvolle Anhänger verlieren oder sogar ein Völkerkrieg auslösen. Froschlippe konnte dabei seine Stelle als König verlieren. Lebend dabei herauszukommen, war beinah unmöglich und selbst wenn man es schaffte, gab es kein Platz im Reich, in dem man nicht von Groblins oder Menschen gefunden werden konnte. Es wäre ein einsames Leben, welches auch das Überleben nicht garantieren konnte. Ein jeder der einem begegnete konnte einen erkennen und verraten. „Die Anführer sind mir bekannt und die Festnahme ist bereits in Arbeit.“ „Was hast du mit ihnen vor?“ Ayakata sah Aline eindringlich an und konnte ahnen das Aline als Mensch nicht wusste damit umzugehen. „Ich selbst in meinem Reich pflege dazu die Verräter zum Tode zu verurteilen“, spielte sie dem Menschen den Ball zu. „Auch bei uns wird das so gehandhabt“, mischte Froschlippe sich ein. Er wusste das die anderen Königinnen und Könige Aline im Auge behielten und diese stark im Auge. Weshalb Froschlippe sich nicht zu stark in den Vordergrund stellen konnte und das eine oder andere Mal war ihm das Herz bis zum Hals geschlagen, da er nicht sicher war, was seine Gattin antworten würde. Doch bis jetzt hatte sie sich wacker geschlagen und die kleineren Vergehen waren schnell verziehen worden. Plötzlich öffnete sich die Flügeltür zum Thronsaal und einer der Wächter trat ein. Er trat zu Froschlippe und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Der Anführer ist ergriffen“, gab Froschlippe die Nachricht weiter. „Zur rechten Zeit. Lass ihn kommen, Aline wird ihn sich vorknöpfen wollen“, mischte sich Katargo mit seiner tiefen Bassstimme ein. Er stammt aus den Bergen im Norden, trug in seinem Reich, in Gegensatz zu den anderen, Kleidung welche den Körper vollständig bekleideten. Meisten bestehend aus Fell. Auch jetzt trug er Fell, doch nur in Form eines längeren Lendenschurz. Er war wie der Rest seines Volkes großgewachsen, hatten zwei markante Reißzähne, welche aus dem Unterkiefer wuchsen und meist zwischen den Lippen herausragten. Aline hatte inzwischen mitbekommen, desto größer die Zähne, so attraktiver galt der Groblin. Froschlippe blickte entschuldigend zu Aline, doch konnte er ihr in diesem Fall zum wiederholten Male nicht helfen. „Bringt den Verräter hierher, ich erwarte ihn“, befahl Aline dem Wächter, welcher sogleich hinaus eilte und die Stufen zu ihrem, noch immer nicht vorhandenen Thron hinauf um sich dort aufzustellen. Froschlippe gesellte sich zu ihr und strich ihr kurz über den Rücken, versteckt vor den Augen der anderen, um ihr Mut zu machen. Alines Schwiegereltern und die anderen Königinnen und Könige stellten sich links und rechts vor dem Thron um in der ersten Reihe zu stehen und das ganze Schauspiel zu genießen. Wieder wurde die Flügeltür aufgestoßen und der Wächter brachte mit Hilfe von zwei Weiteren den Groblin hinein, welcher in letzter Zeit für Unruhen gesorgt hatte. „Wie ist dein Name?“, begann Aline und trug wieder ihre kalte Maske auf dem Gesicht. „Erdwurm.“ „Wie ich höre möchtest du mir Groblins abspenstig machen und dir ein eigenes Reich gründen.“ „Ich tue nur was meine Pflicht ist.“ „Dein Pflicht?“ „Ihr stürzt das Volk ins Unglück. Die Reise hierher haben die Groblins nur um haaresbreite Überlebt, viele unserer Viehcher haben sterben müssen, um niemanden verhungern zu lassen. Nun leben wir hier im Licht der Sonne, wo wir leichter von den Menschen entdeckt werden können und nun wollt ihr Krieg führen. Ich traue den Menschen nicht. Am Ende müssen wir alle sterben. Ich kann die Falle riechen, auf dem Kriegsfeld werden die Menschen, von denen ihr wollt das sie mit uns Kämpfen abschlachten und auf unsere Leichen pissen.“ „Solange dein König mir vertraut, kannst auch du den Menschen vertrauen. Sie leiden ebenso unter dem derzeitigen Sonnenmenschen und ich möchte das ihr ein besseres Leben habt.“ „Schwachsinn. Wie könnt ihr das garantieren, wenn es selbst unter uns viele Zweifler gibt. Nur aus Angst machen viele ihren Mund nicht auf, doch ich habe keine Angst. Vor was auch. Du bist nur ein zu kurz geratenes Menschenweib. Du bist nicht dort draußen und weißt nicht was die Menschen dir gegenüber denken.“ Nein das konnte sie tatsächlich nicht. Aline wurde es schwindlich und die Hände schweißig. Doch sie musste sich zusammenreißen und musste in ihrer Rolle bleiben. „Du wirst sehen das ich siegen werde....“ Froschlippe stieß sie kurz an, darauf bedacht das es niemand sah. Er würde sterben müssen, da war doch was, dachte Aline sich bekümmert. Sie wollte das nicht, doch sie wusste das sie ein Zeichen setzen musste, damit wieder Ruhe einkehrte. „Du wirst es sehen sofern du das Knie beugst und deine verräterischen Pläne beendest.“ „Von einem Menschen war nichts anderes zu erwarten“, lachte er dreckig. „PASS AUF WAS DU SAGST“, schrie Froschlippe ihn an und wollte schon zu ihm gehen um auf diesen Füße einzutreten, das ihm hören und sehen vergehen würde. Aline trat zu ihm hinunter und spürte Froschlippes Blick. Sie wusste das sie gerade ein Risiko einging, doch musste sie ihren Fehler wieder begleichen. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Nur wenige Schritte trennte sie noch von Erdwurm. Die Wächter an seiner Seite schalteten sogleich und zogen die Ketten an, was Erdwurm zu absoluten stillstand zwang. „Damit hast du deine Wahl getroffen....“, Alines Herz pochte und drohte durch ihren Brustkorb zu springen und ein heißkalter Schauer überlief ihren Rücken. Sie atmete tief ein und war bemüt Erdwurm fest in die Augen zu sehen. „Ich, Aline, Tochter der Sonnenmenschen, Anwärterin auf den Thron von Kilmarnock, Königin der Groblins, Mutter des Drachen und Schlichterin der Völker, verurteile dich zum Tode. Genieße die Stunden bis dahin, heute Nacht wird es geschehen.“ „Und deine Familie wird dabei zusehen und die ganze Stadt“, setzte Froschlippe einen drauf und raubte Aline damit den Atem. Nachdem Erdwurm wieder in seine Zelle befördert wurde, empfahl sich Aline ihren Gästen und flüchtete in ihre geliebten Wohnräume. Froschlippe kam ihr bald nach und fand sie weinend auf dem Bett wieder. „Weinst du etwa um den Verräter?“ „Ja... also nein. Nicht so ganz. Ich verstehe das er bestraft werden muss. Aber warum muss seine Familie dabei zusehen?“ „Das Ziel ist es das die Gruppe von Verrätern gestoppt und aufgelöst wird. Und am Besten funktioniert es wenn du den Anführer ausschaltest. Sie werden sehen was die Konsequenzen für Verrat sind und keine Motivation mehr haben weiter zu machen.“ „Ich weiß.“ „Da gibt es noch eine Sache.“ „Was denn noch?“ „Du wirst es selbst tun müssen.“ „Was? Wie meinst du das?“ „Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber bei uns Groblin richtet der König oder die Königin selbst hin.“ „Ist das so?“, krächzte Aline und Froschlippe konnte zusehen wir ihr Gesicht immer mehr an Farbe verlor und sich ihre roten Haare im starken Kontrast abhoben. „Ja. Nur durch deine Hand darf er sterben, selbst Dragonar kannst du nicht verwenden.“ „Ihn hätte ich ohnehin ungern verwendet, aber ich dachte das es erwartet würde.“ „In diesem Fall nicht, wobei eine hitzige Diskussion entstanden ist. Zu gerne würden die anderen ihn in Aktion sehen.“ „Ich will ihn nicht zwingen zu Töten, wer will so etwas schon ertragen.“ „Das hat er doch schon gemacht.“ „Ja schon, aber immer nur weil ich sonst befürchtete das einer von uns stirbt. Aber ihn zum Töten zu zwingen, das erscheint mir falsch. Ich will ihm nichts antun was seine Seele beschmutzt.“ Froschlippe verdrehte die Augen und stöhnte genervt, doch sagte er nichts dazu. Er wollte sie in der furchtbaren Situation aufbauen und kein Streit vom Zaun brechen. Um sich abzulenken lud Aline Curdie in ihre Räumlichkeiten ein. Im Wohnraum saßen sie gemeinsam an einem Tisch und tranken Wein. „Wie geht es dir?“, fragte Aline. „Ähm... gut. Das weißt du, wir sehen uns doch jeden Tag.“ „Aber nicht wenn du dich mit Silki triffst.“ „Ja, aber.... Moment was?“ „Tu nicht so, du hast beim Fürsten zugegeben das du dich in sie verliebt hast oder hast du von einer anderen gesprochen? Oder war es gar eine Lüge?“ „Ach stimmt, da war ja was. Du hattest mich niemals darauf angesprochen und so hab ich es irgendwann vergessen.“ „Also?“ „Ja es ist schön. Mit ihr. Also sie. Also die Zeit mit ihr. Natürlich ist sie auch schön für eine Groblin.“ „Weiß sie was du fühlst?“ „Schon. Schon. Also, sie weiß es bestimmt“, stammelte Curdie weiter. Das Thema war offensichtlich unangenehm für ihn. „Das tut sie nicht.“ „Wie? Woher? Hat sie was gesagt?“ „Nachdem sie beim Wechseln der Bettwäsche fast das Bett zerkratzt hatte war ich mir nicht sicher und entschied einmal genauer nachzufragen und was soll ich sagen. Sie brach in Tränen aus.“ „Sie hat geweint? Aber es war doch bisher alles in Ordnung.“ „Vielleicht für dich.“ „Aber was mach ich denn falsch?“ „Du bist seit einem Jahr bei uns. Ihr wart zusammen in einer Zelle und Tambelina hatte mir erzählt das sie dich oft besucht hat während dein Arm verheilte.“ „Ja und da haben wir uns näher kennengelernt.“ „Warum hast du es ihr nicht gesagt?“ „Wir gehören verschiedenen Spezies an.“ Ungläubig und verständnislos blickte Aline ihn an. „Bei dir und Froschlippe ist das was anderes.“ Alines Blick sagte alles und Curdie hatte das Gefühl sich in etwas hinein zu manövrieren, was ihm der Kopf kosten konnte. „Ich meine, ihr habt ja auch … ähm... ich meine, du warst bereits drei Jahre fort gewesen und warst schwanger mit dem ersten Kind. Was ich sagen will ist.... es scheint ja auch bei euch...“ „Froschlippe und ich hatten geheiratet als ich praktisch noch ein Kind war und er kaum ein Erwachsener“, unterbrach Aline mit gestählter Ruhe das Gestammel ihres Freundes. „Kaum das wir verheiratet waren ist er losgezogen um das hier aufzubauen. Er war das ganze Jahr weg und kam immer nur für wenige Wochen zurück. Wir waren uns also sehr lange fremd und ich hatte Probleme mich unter den Groblins einzuleben. Du aber hattest durch mich einen leichteren Stark und ich habe dir bereits zu Anfang einiges erklärt und es scheint zu wirken.“ „Das siehst nur du so, ich sehe noch immer abschätzigen Blicke und bekomme hier und da einen dummen Spruch zugeraunt.“ „Natürlich, im ersten Moment bist du noch ein Gefangener, der Entführer der Königin, im nächsten bist du ihr Freund und wirst ihr Botschafter und rechte Hand. Und dennoch bist du ein Mensch. Um nicht zu große Unruhen auszulösen hat Froschlippe deshalb Silki zur seiner Botschafterin gemacht um einen Ausgleich zu schaffen.“ „Es ist schwierig Menschen und Groblins ihre Jahrhunderte alten Gewohnheiten ablegen zu lassen.“ „Lenk nicht ab. Was ich dir sagen möchte ist, die Groblins sind für gewöhnlich schneller mit ihren Gefühlen und folgen nicht so strengen Etiketten wie wir Menschen. Ich weiß nicht wie lange euch beiden bewusst ist das ihr euch liebt, aber Groblins sind manchmal nicht so empfänglich für menschliche, subtile Andeutungen. Und da spreche ich aus Erfahrung. Sie sagen nicht Danke, Entschuldigung oder sagen das sie dich lieben. Sie zeigen es dir viel mehr. Wenn sie sich deinen Gewohnheiten anpasst, sich alles merkt was du ihr erzählst und sie dir Dinge schenkt die du magst oder dir dein Lieblingsessen serviert und versucht dir körperlich nahe zu sein, dann wartet sie nur darauf von dir einen Wink zu bekommen. Es gehört sich nicht die Gefühle einer Freundin deren Liebsten zu erzählen, doch halte ich sie in dem Zustand nicht mehr aus. Sie weiß um deinen wackligen Status unter den Groblins und sie wird sich hüten dir ihre Liebe preiszugeben, wenn sie Gefahr laufen könnte das du sie ablehnst und jemand davon erfährt. Die Peinlichkeit und den Spott, die unweigerlich auf diese Schwäche folgen würden, könnten ihren Status gefährden. Du weißt das Groblins niemals Schwäche zeigen. Froschlippe mag vor euch allen herumprotzen und überheblich und größenwahnsinnig wirken, doch kann er sich nur fallen lassen wenn wir alleine sind. Auch wenn du es nicht glauben magst, aber es gibt auch eine andere Seite an ihm. Stärke ist alles. Das ist ein Satz, den du dir gut einprägen solltest.“ „Ich werde mein Bestes geben. Aber ehrlich gesagt hat es noch einen anderen Grund weshalb es so lange dauert.“ „Welcher?“ „Sie ist eine Groblin. Das klingt jetzt so abwertend, aber ehrlich gesagt, habe ich lange so empfunden. Ich hab sie immer gemocht, vor allem nachdem sie mir in der Zelle das Leben gerettet hatte. Aber es hat lange gedauert ehe ich warm geworden war, obgleich ich wusste das ich nie wieder einen Fuß in die Sonne bewegen würde. Es hat gedauert das Leben zu akzeptieren und... ich hatte jahrelang immer angenommen das mein Leben eine andere Wendung nehmen würde. Ich hatte immer geglaubt ich würde in den Berg kommen und dich retten. Dann fanden wir dich plötzlich und du warst nicht so wie ich mir immer vorgestellt hatte. Dann sah ich dich mit Froschlippe und musste erkennen das ich lange einer Traumblase nachgejagt war. Irgendwann erkannte ich das meine anfängliche Eifersucht Froschlippe gegenüber nicht aus Liebe zu dir bestand, sondern aus gekränktem Stolz, weil er ein Groblin war. Mit jedem anderen Menschen hätte ich wohl leben können. Nachdem ich Silki gut kennengelernt hatte habe ich lange Zeit bedauert das sie so aussieht wie sie aussieht, wenn ich ehrlich bin. Doch irgendwann schwand es. Ich sah nicht mehr nur die erdfarbene Haut, die gelben Haare und Augen und vor allem die großen Ohren und die Füße. Irgendwann hatte ich mich an das Aussehen der Groblins gewöhnt und sah nur noch wie klein ihre Ohren und wie zierlich ihr Körper, im Vergleich zu den anderen war. Und inzwischen flüchte ich vor ihren Versuchen mir köperlich nahe zu sein, da es …. nun ja... du weißt schon.“ „Nein weiß ich nicht“, lächelte Aline schelmisch. „Sobald sie sich an mich schmiegt, weil sie friert. Sie ist ein verfrorener Typ, dann erzeugt das männliche Gefühle in mir.“ Aline musste innerlich darüber lachen, denn sie wusste das Silki wie alle anderen kein verfrorener Typ ist. So manches Mal war ihr selbst die Kälte durch die Glieder gekrochen wenn sie gesehen hatte wie wenig Silki in den kalten Schatten der Tunnel trug. Der weitere Nachmittag war angenehm, doch das was Aline am Abend erwartete hing wie ein dunkler Schatten hinter ihr und sie konnte trotz der erfreulichen Gesellschaft kaum von den Gedanken ablassen was sie tun musste. Zu ihrem Leidwesen verging die Zeit dennoch schneller als es ihr lieb gewesen wäre, so das sie sich alsbald auf der Bergspitze wiederfand, wo sie noch vor Stunden gegen menschliche Feinde gekämpft hatte. Allmählich wurde es ihr zu viel. Wenn das alles doch nur schon vorbei wäre. Aline und Froschlippe platzierten sich auf einen Hügel um von der Masse gesehen zu werden. Es fanden sich alle oberen Schichten der Gesellschaft wieder und weit hintein ein paar des einfachen Volks. Allen voran aber auch die Frau und die älteren Kinder von Erdwurm. Die Frau hatte gerötete Augen und ihre Augen waren gläsern, wie es nur ein tränenreicher Tag erreichen konnte. Es zerbrach Aline das Herz und am liebsten hätte sie sich selbst heulend ins Bett geworfen um sich vor der Welt zu verstecken, doch war es nicht möglich. Möglich war es, doch würde sich ihr Leben vollständig verändern und auch das von vielen anderen. Also durfte sie sich keine Schwäche erlauben. Dragonar hatte sich hinter ihr eingefunden, jedoch mit etwas abstand. Nachdem aber die Groblins leicht zurückgewichen waren und wusste sie das Dragonar den Hals gestreckt hatte und sich über ihr im Lichtschein befinden musste. „Ich, Aline, Tochter der Sonnenmenschen, Anwärterin auf den Thron von Kilmarnock, Königin der Groblins, Mutter des Drachen und Schlichterin der Völker verurteile dich zum Tode wegen Verrat an der Königsfamilie und den Versuch das Volk zu spalten und ein eigenes Reich zu gründen. Hast du letzte Worte zu verrichten?“ „Fick dich. Selbst wenn die Gruppe zerschlagen wird, werden sie es am Ende bereuen. Vor allem das Schwein das mich verraten hat.“ Die Wachen drückten ihn zu Boden, legten seinen Kopf auf einen großen Stein und legte Aline somit seinen Nacken frei. Aline zog mit schweißnassen Händen ihr Froschlippes Schwert aus der Scheide. Am Ende des Griffs prangte der Kopf eines Groblins und die lange, schwere Klinge spiegelte das schwache Licht des Feuers wieder. Mit beiden Händen umgriff sie fest den Griff, schloss kurz die Augen, holte tief Luft dachte sich, für das größere Wohl und ließ das Schwert mit aller Kraft niedersausen, wie Froschlippe es ihr an Holzscheiten gezeigt hatte. Der Kopf rollte den Hügel hinunter, das Blut lief in großen Mengen aus dem Körper, welcher gänzlich in sich niedergesunken war. Die Frau von Erdwurm schrie ihren Schmerz heraus und Aline wusste das es sie noch lange verfolgen würde. Am liebsten wäre sie zu ihr gerannt und hätte sie getröstet oder hätte ihr gerne ein wertvolles Geschenk überreicht, das ihr erlaubte auch ohne ihren Mann gut zu Leben, doch wusste sie das sie nichts für sie tun durfte. Ihre Hände und Arme zitterten und sie glaubte die Nerven zu verlieren, doch vermied sie den Blick auf den Kopf oder den Körper und starte an einem Punkt im Grase, welches auf dem Hügel wuchs. Mechanisch wischte sie das Blut von ihrem Schwert ab und steckte es, wobei es mehrere Anläufe benötigte in die Scheide zurück. Sie änderte ihren Punkt und blickte über die Groblins hinweg um niemanden in die Augen sehen zu müssen. „Nehmt es als Zeichen für alle verräterischen Handlungen in meinem Reich. Wer meine Herrschaft anzweifelt wird durch meine Hand den Tod finden. Alle haben die Wahl gehabt, ehe wir ins neue Reich eingezogen sind. Und hier und heute fällt die Entscheidung. Beugt das Knie und akzeptiert mich als eure aller Königin und nach mir meine Kinder und Kindes Kinder. Ich werde den Thron meines Vaters besteigen und über alles herrschen was die Sonne berührt. Und tue ich es nicht werde ich auf dem Kriegsfeld neben euch sterben bei dem Versuch euch die Freiheit zu schenken, die euch seit Jahrhunderten geraubt wurde“, rief Aline ihr Schwert. Das hatte alle kalt erwischt, denn von den anderen Groblinkönigen und Königinnen hat niemand damit gerechnet. Viele Groblins gingen sofort in die Knie, auch die Frau und Kinder von Erdwurm. Die Herrscher der anderen Reiche taten sich schwer, da sie nicht wussten ob es ihre Reiche betraf oder nicht. Das Zögern spürte Dragonar und ein lautes Brüllen drang aus seinem weit gefletschtem Maul, welches alle seiner Zähne preis gab. Erschrocken waren die restlichen Groblins auch in die Knie gegangen und Froschlippe und seine Eltern blickten erstaunt, denn auch wenn es aus dem Schreck heraus geschehen war, war es nicht mehr zu leugnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)