Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz von SainzDeRouse (Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins") ================================================================================ Kapitel 36: Ein neues Leben --------------------------- Kapitel 36 – Ein neues Leben   Aus Stein geschliffene Speere bohrten sich in Curdies Rücken und trieben ihn an. Erschöpft und Schweißgebadet stolperte er voran und trotz der großen Schmerzen seines verbrannten Arms, konnte er Aline nicht aus den Augen lassen. Jahrelang hatte er sie nicht mehr gesehen, aber es war kein Tag in seinem Leben vergangen an dem er nicht an sie gedacht hätte. Seit dem Tag seines Versagens, seit dem Tag an dem die Groblins sie entführt hatten, hatte sich sein Leben verändert. In einem Schlag war er erwachsen geworden, nachdem ihm seine kleine Freundin gestohlen worden war. Auf die eigene Bitte hin war er Soldat geworden und der König hatte es ihm aus Dank, da er sie vor den Groblins gewarnt und gegen sie gekämpft hatte, gewährt. Jahrelang hatte er trainiert im rauen Alltag der Kaserne und war eine Zeitlang der Knappe eines herrischen Ritters gewesen. Doch egal wie hart es war und egal wie sehr er für seine niedere Geburt verlacht worden war, niemals hatte er aufgegeben oder ist zu seinen Eltern zurückgekehrt. Der Glaube Aline eines Tages aus den Fängen der Groblins retten zu können hatte ihn die Kraft gegeben, weiter zu machen. Oft hatte er davon geträumt wie er sich hier in den Tunneln durchschlagen würde, im Rücken eine selbst auserwählte Armee, in einer glänzenden Rüstung und einem langen Schwert, welches einen angst einflößenden Namen haben sollte. Und nun lief er schmutzig, in kaputter Kleidung, ohne Waffen und Rüstung durch die Tunnel, Speere und wachsame Augen in seinem Rücken während Aline mit einem breiten lächeln, nur ein kurzes Stück von ihm entfernt ein heißes, glühendes Ei in den Händen trug. Wenn er sie unter den Groblins erblicken würde, hatte Curdie immer geglaubt das sie ängstlich wäre und froh um ihre Rettung sein würde. Doch schien es umgekehrt der Fall zu sein. Sie wirkte sehr zufrieden. Nie hatte er es ausgesprochen, doch hatte er immer geglaubt das er sie retten und der König ihm erlauben würde sie zu heiraten. Er sollte ihr Ritter sein, doch verlief es nun ganz anders. „Aus dem Weg, AUS DEM WEG!“, schrie eine keuchende, knurrende Stimme, welche immer näher trat. Ein ihm bekanntes Gesicht erschien, welches er jahrelang in seinen Träumen gejagt hatte. Froschlippe. Zu Curdies erstaunen war er nackt, ebenso schweißgebadet wie er selbst und hatte zahlreiche Schnittverletzungen. Die Schamesröte stieg Curdie ins Gesicht, doch außer ihm schien davon keiner Notiz zu nehmen. „Aline, geht es dir gut?“, fragte Froschlippe voller Sorge und drückte sie an seiner Brust. Und zu Curdies großem Erstaunen erwiderte sie die Umarmung. Eine ihrer Hände hielt das Ei, doch die andere Hand krallte sich in Froschlippes Nacken und zog diesen somit zu ihr hinunter, um ihn dann zu küssen. Curdie blieb die Luft weg und verschluckte sich an seinem eigenen Speichel, was ihn husten ließ, doch das störte die Liebenden nicht. „Ich hatte solche Angst, tu mir das nie wieder an“, keuchte Froschlippe und seine krallenbesetzten Finger fuhren durch die langen roten Locken. „Ich wollte nur etwas über die Wiese spazieren und war dann so müde das ich eingeschlafen war. Dann haben sie mich gefunden und mitgenommen.“ „Hauptsache dir geht es gut und du bist wieder hier.“ „Wie konntest du dich in einen Drachen verwandeln?“ „Das war ich nicht, das warst du.“ „Ich? Aber nein das.... das versteh ich nicht.“ „Dein Großmutter sagte sie gäbe mir ihre restliche Zauberkraft, aber du würdest sie aktivieren müssen.“ „Großmutter? Du hast mit ihr gesprochen? Wie?“ „Ich habe deinen Ring benutzt“, sagte Froschlippe und hatte zur Verdeutlichung seine Hand gehoben, doch war kein Ring zu sehen. „Verflucht, er muss bei der Verwandlung kaputt gegangen sein.“ „Ich glaube dir. Aber heißt das.... sie...“ „Sie hat keine Kräfte mehr.“ Tränen bildeten sich in Alines Augen. „Aber sie sagte, du hättest deine Zauberkraft gefunden, so wie sie es dir damals gesagt hätte.“ „Welche Zauberkraft? Ich habe nichts gemacht“, schluchzte sie. „Du hast mich in einen feuerspeienden Drachen verwandelt und obwohl das Ei dir dein Kleid versenkt, spürst du keinen Schmerz oder erleidest Verletzungen.“ Aline blickte an sich hinunter und große Brandlöcher hatten sich in ihr Kleid gebohrt, wodurch ihr Bauch frei zu sehen war. Ein Bauch der nicht mehr so rund war, wie noch vor ein paar Tagen. „Aline, wo ist das Kind?“, fragte Froschlippe erstaunt, nachdem es ihm aufgefallen war. „Kind?“, fragte Aline und wischte sich verwirrt die Tränen aus dem Gesicht. „Unser Kind. Du hast es vor Tagen noch in dir gehabt. Wo ist es, Aline. WO IST MEIN SOHN?!“, rief Froschlippe wütend aus. Aline blickte ihn unverständlich an und blickte in ihre Hände, in dem das Ei lag. „Ja siehst du es denn nicht?“ „Aline“, sagte Froschlippe völlig verzweifelt und sah ihr bittend entgegen, „was haben sie mit dir gemacht? Der Schmerz in Froschlippes Stimme ließ sogar Curdie Mitleid empfinden. „Ich...ich weiß nicht. Ich wollte dir einen Brief zukommen lassen, aber sie haben Lottie getötet.“ „Lottie ist tot?“, rief Curdie überrascht aus und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Ehe er es sich versah waren mehrere Speere auf sein Gesicht gerichtet und Froschlippe knurrte ihn an. „WAS HABT IHR GEMACHT?“ „Ich weiß nicht.... ich bin nur Soldat.“ „DU LÜGST! Sprich Sonnenknabe, oder …“ „Froschlippe! Curdie hat nichts damit zu tun“, mischte sich Aline ein. „Mein Vater hat wieder geheiratet. Seine Frau hat Lottie töten lassen, weil sie gedacht hatte, ich hätte Verrat begangen. Weil ich versucht habe mit dir Kontakt aufzunehmen.“ „Er hat geheiratet? Wann hat er sie geheiratet? Haben sie Kinder?“, fragte sie Froschlippe aus. „Nein, bisher hat es nicht geklappt. Sie haben vor einem Jahr geheiratet.“ „Ich werde sie töten. Allesamt“, redete Froschlippe wie zu sich selbst und starrte dabei ins Nichts. „Froschlippe“, versuchte Aline zu ihm zu dringen. „VERSCHLIEßT DEN TUNNEL. SIE DÜRFEN UNS NICHT FOLGEN! Der Sonnenknabe wird diese Tunnel nie mehr verlassen“, rief Froschlippe plötzlich aus, packte Aline und trug sie den Tunnel entlang. Curdie verstand die Welt nicht mehr. Plötzlich fand er Aline hochschwanger vor sich, brachte sie zu ihrem Vater und glaubte die Welt wäre in Ordnung. Doch Lottie wurde ermordet, Aline hatte einen Groblin in einen Drachen verwandelt und glaubte nun das Ei wäre ihr Kind, welches aus ihrem Leib verschwunden war. Und zu allem Übel hatte sie diesen langohrigen, grünlichen Wilden geküsst. Der Schmerz in seinen linken Rippen signalisierten ihm das ein Sperr ihn zum Weiterlaufen antrieb. In der Koboldstadt angekommen hatte man ihn in eine kleine Höhle mit nichts weiter als einem leuchtenden Kristall, einem Eimer für seine Ausscheidungen und einem Krug Wasser, gesperrt. Nach einer schmerzenden Nacht und steigendem Fieber hatte man ihn herausgezerrt und zum Thronsaal gebracht, wo Froschlippe, seine Eltern und andere Groblins auf ihn warteten. Er glaubte das so sogleich sterben würde, doch dem war nicht so. Er schien nicht Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein. Etwas stimmte mit Aline nicht. Die Groblins waren unruhig, flüsterten und tuschelten miteinander. Froschlippe lief unruhig hin und her, nahe bei seinen Eltern und sprach mit ihnen. Das Getuschel der Menge war laut und Curdie war nicht nah dran, doch wenn er sich konzentrierte konnte er dem Gespräch folgen, das der Groblinkönig führte. „Wo ist sie?“, fragte der alte Vater, der nicht wie früher diesen großen runden Steinrad auf dem Kopf trug. „Sitzt sie immer noch in der Höhle?“, fragte auch die Mutter, mit der eindringenden, lauten, kratzigen Stimme. „Ja“, knurrte Froschlippe und rieb sich die Schläfen. „Sie hat die ganze Höhle Entbrannt, überall ist Feuer, dicke Rauchschwaden kommen daraus, ich kann kaum zu ihr, die Hitze versenkt mir die Haut. Ich rief immer wieder nach ihr, aber sie ruft nur ich solle verschwinden. Sie ist wie ausgewechselt, sie hatte nur noch Augen für dieses verdammte Ei. In unser Schlafgemach war es nicht warm genug, sie wollte dort ein Feuer entzünden, wickelte das Ei in Decken ein, um es warm zu halten. Als ich es ihr nicht erlaubte, brüllte sie mich an und verschwand.“ „Sie wird nicht mehr leben“, sagte der alte Groblin traurig. „Sag das nicht!“, zischte Froschlippe. „Ich habe Bewegungen gesehen, ich weiß das sie noch lebt. Es wird immer wieder nach geschürrt, die Holzscheite vor der Höhle werden kleiner.“ „Die neue Königin muss eine Hexe sein. Dunkle Magie ist hier im Spiel, das sag ich euch“, krächzte die Königin Mutter. „Los mein Sohn, die Groblins warten. Du musst etwas sagen.“   Gram gebeugt richtete sich Froschlippe zu den Groblins und holte tief Luft. „RUHE!“, donnerte es durch den Saal. „Unsere Königin haben wir wieder zurück erobert. Doch der Sonnenkönig hat neu geheiratet und spielt nun ein übles Spiel. Mein Sohn hat er gestohlen, weil er selbst keinen zeugen kann. Doch niemand bestiehlt uns Groblins. Wir werden bald noch stärker, noch zahlreicher zurückschlagen, Männer, Frauen und Kinder aus ihren Betten reißen und ihre steinernen Häuser niederbrennen. Kein Stein soll mehr auf dem anderen liegen. Wir rächen uns für das was sie uns angetan haben.“ Die Menge jubelte und ein rhythmisches Donnern hallte durch den Saal, weil sie alle im Takt ihre Speere, Keulen und andere Waffen auf den Boden stießen.   „Und wenn sie glauben das es vorbei ist, dann......“ Das Wort blieb in Froschlippes Hals stecken. Denn am Ende des Saals, auf der Treppe, stiegen kleine, menschliche Füße die Stufen hinunter. Die Groblins folgten seinem Blick und mit einem mal breitete sich die Stille im Saal aus. Jeder im Raum blickte erstaunt auf Aline, welche nackt, mit Ruß beschmutzt und offenem Haar die Treppe hinunterstieg. Die Groblins in ihrer Nähe spürten die Hitze des Feuers an ihr und Rauch stieg noch immer aus ihren Haaren. Auf dem Arm ein kleiner schwarzer Drache, dessen Rückenkamm und ledernen Membranhaut seiner Flügel rot gefärbt war. Ein Auge blau, das andere golden.   „Ein Drache....“ „Nen Drache...“ „Aus dem Ei ist etwas geschlüpft.“ „Wie ist das möglich?“   Curdie wollte seinen Augen nicht trauen und blickte auf das lebendige kleine Wesen, das er erst in voller Größe am gestrigen Tag im Innenhof des Schlosses erblickt hatte. Aus dem glühenden Ei, das Aline so verbissen im Arm gehalten hatte, war ein Drache geworden.   „Verzeiht das ich mich erst jetzt blicken lasse. Ich war in schwierigen Umständen, die meine volle Aufmerksamkeit benötigt haben. Doch nun bin ich hier und möchte mich im Namen meines Sohnes für eure Rettung bedanken und für alle Familien die Opfer zu beklagen haben, spreche ich mein Beileid aus und ein jeder der gekämpft hat wird eine Belohnung empfangen.“   Und als würde die kleine geflügelte Echse in ihren Armen ihre Worte bestärken wollen, richtete diese sich in voller Größe auf, breitete die Flügel aus und brüllte, was die Menge erst erschreckte, jedoch dann bejubelte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)