Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz von SainzDeRouse (Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins") ================================================================================ Kapitel 15: König und Königin ----------------------------- Kapitel 15 – König und Königin   Wie verabredet saßen Froschlippe und ich eine Stunde später in einer einfachen Holzkonstruktion einer offenen Kutsche. Die Wände nur mit Seilen aneinander gebunden und große, klobige Räder. Gegen die Kutschen in die ich bisher in meinem Leben mitgefahren war, sahen prunkvoller aus, reich verziert, im Inneren mit Samt bezogen und man saß auf weichen Kissen. Nun saßen wir auf einer einfachen Holzbank und wurden gezogen von einem Pferde ähnlichen, gruselig aussehenden Wesen. Die Hufe gespalten wie bei einem Wildschwein, der Körper schwarz und knochig, die Rippen standen hervor, die Augen weiß, eingesunken in schwarzen Höhlen, einen spitzen langen Teufelsschwanz. So musste das berittene Tier von Gevatter Tod höchstpersönlich aussehen. Ein mir unbekannter Kobold saß vor uns auf dem Kutschbock und lenkte das Gefährt. Zunächst hatte Froschlippe so weit Abstand von mir gehalten wie es nur möglich war, doch als wir uns der Stadt näherten und unser Ankommen durch das Blasen eines großen Horns angekündigt worden war, zog er mich besitzergreifend an sich. Ich gab mir größte Mühe normal auszusehen, als wäre es das natürlichste der Welt. Doch es war ein komisches Gefühl. Unsere Erscheinung musste noch merkwürdiger aussehen. Ich in meinem rosa Kleid, geschmückt mit Ringen und Ketten, die Haare zu einer Hochsteckfrisur gekleidet. Er indes in seinem blauen Lendenschurz, seinem schwarzen Umhang und seinen abstehenden Haaren... nun ja. Das wars. Als hätte ich einen Wilden geheiratet und doch war ich die befremdliche Gestalt von uns. Alle Kobolde waren aus den Türen ihrer Häuser getreten, sammelten sich am Rand der Wege und jubelten als sie ihren König sahen. Das sie nur ihm zujubelten erkannte ich daran das sie ihn bewundernd ansahen und für mich nichts weiter als einen verwunderten, verwirrten Blick übrig hatten. Schließlich hatte mich die große Masse von Ihnen noch nie zu Gesicht bekommen. Wie er lächelte ich und winkte ihnen zu, ob sie mich ignorierten oder nicht. Zwischenzeitlich hielten wir hier und da kurz an und manche waren so mutig und traten heran um ihn zu berühren. Das erinnerte mich an meinen Vater, er hatte mir einmal erzählt das es wichtig war sich jedes Jahr in seinem Reich sehen zu lassen. Er hatte mir von Feldarbeiterinnen erzählt die so mutig waren zu ihm zu rennen, ihm zu grüßen und kurz den Saum seines Umhangs zu berühren. Wer den Saum des Königs berührte, dem soll Glück beschert sein. Hier schien es ähnlich. Hier und da war eine Mutter die ihr kleines Baby zu Froschlippe hochhielt, damit er es in Augenschein nehmen und streicheln konnte. Ich wusste nicht was, aber irgendetwas rührte mich an dieser Szene. Da sich alle auf Froschlippe konzentrierten blickte ich mich in den Straßen um. Die Stadt der Kobolde befand sich in einer riesigen unterirdischen Höhle. In den natürlichen Steinsäulen der Höhle und an manchen Wänden hatten sie ihre Wohnungen hineingebaut. Auf der einen Seite der Stadt befand sich ein großer See und spiegelte die Farben der Lichter wieder. Über den Türen war in Stein jeweils etwas hinein geritzt das ich nicht lesen konnte, sie hatten wohl ihre eigene Schrift. Müsste ich das nicht längst wissen? Doch das einzige Schriftstück das ich gesehen hatte war meine eigene Hochzeitsurkunde und ganz dunkel glaubte ich mich zu erinnern das ich Froschlippes Name auf dieser nicht habe lesen können. Hier und da hatte man Groblin-Gesichter in die Wände gehauen, die Augen aus den Leuchtkristallen, damit sie die Wege beleuchteten. Es gab Wohnungen, welche weit aus der Felswand hinausragten und durch Baumstämme unter sich gestützt wurden. Erstaunt stellte ich fest das sie auch ein Rohrsystem hatten, jedoch wusste ich nicht welchen nutzen dieser hatte. Schließlich regnete es hier unten nicht. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Eine Groblin-Frau hatte mir in einer angedeuteten Verbeugung eine Schüssel mit Insekten gereicht. Schnell spürte ich wie alle Augen auf mich ruhten und unangenehm bemerkte ich wie die Menge um ich herum verstummt war. Wie Froschlippe mir geraten hatte, nahm ich mir einen Käfer und glücklicherweise war sein Lieblingskäfer, oder sollte ich unser sagen, auch dabei. So schnappte ich ihn mir und steckte ihn mir schnell in den Mund. Froh darüber diesen entdeckt zu haben begann ich zu lächeln und stellte verwundert fest das es nun gar nicht so widerlich war ihn zu essen. Das Kauen ging mir leicht von der Hand, ebenso das Schlucken. Die Koboldin lächelte mich an und ich spürte den brennenden Blick von Froschlippe in meinem Nacken. Ich beugte mich weiter lächelnd zu ihr und fragte: „Darf ich?“ Verwundert blickte sie mich an und Röte stieg ihr vor Freude ins Gesicht. „Natürlich Majestät“, sagte sie und streckte mir die Schüssel noch einmal zu mir. Verschmitzt lächelnd grapschte ich etwas ungeschickt nach einen weiteren Lieblingskäfer, den hatte ich eben erspähen können. Wenn man Pluspunkte sammeln konnte, dann sollte man nicht geizen. Schon fast genüsslich schob ich mir den Käfer zwischen die Lippen, kaute, schluckte und blickte zu Froschlippe. Den Blick den er auf mich richtete war unbeschreiblich. Überraschung und Stolz sprühten aus seinen großen gelben Augen und ein schiefes Lächeln zierte sein Gesicht. Wieder legte er seinen Arm um mich und ich ließ es bereitwillig geschehen. Froschlippe gab Zeichen das es weiter gehen solle und so setzte sich die Kutsche in Bewegung. Die Fahrt durch die Stadt ging weiter und ich kam nicht umhin die Baukunst zu bewundern. Es mochte merkwürdig klingen, denn schließlich hatte ich zuvor auf einem Schloss gelebt. Doch das Schloss wurde aus vielen Steinen zusammengebaut, doch vollständige Räume in eine Felswand zu hauen, wo es mal sehr steinig oder sehr erdig ist, das fand ich bewundernswert. Hier und da hatten wir Halt gemacht und das Schauspiel der herantretenden Kobolden wiederholte sich. Weiterhin hatten sie mich teilweise ignoriert oder waren sehr vorsichtig und zurückhaltend. Doch was mir auch gereicht oder angeboten wurde, ich nahm ein Stück davon. Es schmeckte nicht immer gut, aber ich konnte mich zusammenreißen und die positive Auswirkung, die ich dann erhielt gaben mir mehr Motivation. Als wir aus der Stadt fuhren und ich meine wenigen kleinen Gaben, die ich von meinem Volk bekommen hatte, lächelte ich und freute mich ehrlich darüber. Als mir bewusst wurde das ich das erste mal von den Kobolden als „mein Volk“ gedacht habe, schmunzelte ich. „Schön zu sehen das du dich nicht so verstellen musstest, wie befürchtet“, flüsterte Froschlippes Stimme in mein Ohr. Sein Atem in meinem Ohr und meinem Nacken ließ mich auflachen, denn es kitzelte sehr. Verwirrt blickte er mich an und schien zu denken das ich mich über ihn lustig machte. „Dein Atem hat gekitzelt“, erklärte ich und strich mir über Ohr und Nacken um das Prickeln auf meiner Haut zu beruhigen. Plötzlich spürte ich seine Hand die um mich gelegt war und die sich nun flink an meiner Schulter vorbei strich. Ehe ich merkte was er tat spürte ich sanft eine Kralle unterhalb meiner Achsel. „HAHAHAHA“, lachte ich laut heraus und drückte mich mehr zu ihm hin um der Kralle zu entkommen. Das gelang mir natürlich nicht, schließlich räumte ich seiner Hand mehr Freiheiten ein. Gemein wie er war arbeitete er sich zu meiner Taille hinunter und erwischte meine empfindlichste Stelle. Bei dem unwillkürlichen Hüpfer den ich auf der Bank vollzogen hatte, fielen meine kleinen Geschenke zu Boden der Kutsche und ich sah im Augenwinkel wie eines gänzlich verloren ging. „Stop!“, rief ich geschockt aus und sprang aus der Kutsche, kaum das sie zum Stehen kam. Glücklicherweise glimmten die Blume und die zwei Steinchen in der Dunkelheit des Tunnels und so fand ich sie leicht. Schnell kehrte ich zur Kutsche zurück und sammelte die restlichen Gaben vom Boden auf. Behutsam legte ich sie zwischen mir und Froschlippe und hoffte das sie nicht noch einmal hinunter fielen. Den merkwürdigen Blick mit dem Froschlippe auf mich warf konnte ich deutlich auf meiner Haut spüren. Als würde er fasziniert einem Käfer beobachten und sich fragen was dieser wohl trieb. Während der restlichen Fahrt sprachen wir beide kein Wort miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und ließ den heutigen Tag revue passieren. Kaum das wir zurückgekehrt waren führte Froschlippe mich in unser Schlafgemach, wo ich meine wenigen Gaben der Stadtbewohner in eine Schale geben konnte. Doch kaum hatte ich mich aufs Bett gesetzt um zu ruhen kam Silki herbei und rief uns zum Abendessen. Der auffordernde Blick seitens Froschlippe ließ mich nicht so mutig sein abzulehnen. Also gingen wir in den Speisesaal in dem ich schon sehr sehr lange nicht mehr gewesen war und traf auf meine Schwiegereltern. Froschlippe wurde überschwänglich begrüßt von seiner Mutter indessen sie mich ignorierte. Wie gewohnt wollte ich mich schon am anderen Ende des Tisches setzen, wie es sonst immer mein Platz gewesen war, doch zog Froschlippe mich mit, sodass ich an seiner Seite sitzen konnte. Der Blick von Hannelore verriet nur allzu deutlich das es ihr nicht recht war. „Wie hat es dir in der Stadt gefallen“, fragte Helmut mich freundlich. „Mir hat es gut gefallen. Die Kobolde waren sehr freundlich und ich hab ein paar Geschenke bekommen“, erzählte ich stolz. „Sicherlich ist unsere Stadt nicht so prachtvoll wie die eure über der Erde“, sagte Hannelore im Plauderton. „Das nicht, aber ich muss schon sagen....“ Oh nein. Zu spät hatte ich ihre Finte bemerkt und konnte mit einem Schauer über meinen Rücken beobachten wie sich ihr Gesicht zu einer grässlich lächelnden Fratze formte. Deutlich konnte ich spüren wie Froschlippe sich anspannte. „Ich meine, ich war sehr erstaunt über die Baukunst. Wie ihr aus dem Felsen heraus Wohnungen und Häuser erbauen konntet“, versuchte ich mich zu berichtigen, doch hatte ich das Gefühl in Treibsand geraten zu sein. „Du warst erstaunt darüber das wir in der Lage sind große Löcher in die Erde zu buddeln?“, fragte Hannelore in ihrem süßesten Ton, der mir Angst einjagte. „Ja... äh nein, natürlich nicht. Ich bewunderte nur die hohen Türme, Balkone und nicht zu vergessen die Groblin-Gesichter mit den leuchtenden Augen.“ „Gegen eure Bildhauerkunst muss es geradezu primitiv aussehen für dich.“ Tränen bildeten sich in meinen Augen. Sie wollte mich in die Falle locken. Sie wollte nicht das Froschlippe mich mit seinen Augen anders sehen könnte, als durch ihre. „Entschuldigt mich, ich bin bereits gesättigt und fühle mich etwas unwohl. Ich wünsche eine Gute Nacht“, sprach ich, stand auf und floh in mein Schlafgemach. In Froschlippes Schlafgemach. Ich wollte der Boden täte sich auf und verschlünge mich. Früher als mir lieb war kam Froschlippe dazu. „Was sollte das?“, rief er wütend aus. „Deine Mutter wollte mich schlecht dastehen lassen und ich wusste nicht....“ „Du hast uns schlecht dastehen lassen.“ „Ich wollte keinen Streit provozieren, mir hat die Stadt wirklich gefallen.“ „Warum passt du dann nicht auf was du sagst?“ „Deine Mutter hat es mit Absicht so dastehen lassen.“ „Meine Mutter ist eine sehr stolze Groblin-Frau und verteidigt nur ihr Volk.“ „Und deswegen musste sie das Gespräch so manipulieren?“ „Dann lass dir das nicht gefallen.“ „Was hätte ich denn sagen sollen?“ „DU BIST DIE KÖNIGIN!“ „Was? Aber sie regiert doch. Sie lässt mich nicht regieren“, rief ich verwirrt aus und Tränen flossen unaufhörlich meine Wangen hinunter. „Sie ist Königinmutter und Regentin, doch steht dein Wort über ihres.“ „Aber du hast doch damals selbst gesagt das sie für dich regieren sollten.“ „Weil ich nicht wusste ob du dazu in der Lage wärst, außerdem kennst du unsere Art und unsere Gebräuche nicht.“ „WIE KANN ICH SIE WISSEN WENN SIE MIR NIEMAND ERKLÄRT.“ „WARUM SOLLTE JEMAND SEINE ZEIT VERSCHWENDEN WENN DU NICHT FRAGST?“ Schluchzend drückte ich mein Gesicht ins Kissen. „Warum müsst ihr Menschen so weich und empfindlich sein“, sprach er genervt und verließ den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)