Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 67: It´s no good ------------------------ 067) It´s no good „Sag mal, hat ... John ...“, begann Sam unsicher. Dean drehte sich zu seinem Bruder um und lehnte sich an die Küchenzeile. „Du kannst ruhig weiter Dad sagen, Sam. Wegen mir musst du nicht ...“ „Es ist nicht wegen dir!“, wehrte Sam vehementer ab, als er wollte. „Es ist sein Verhalten. Dieser Befehl hier hat das Fass für mich zum Überlaufen gebracht. Ich meine, du hast dich ja schon länger von ihm als Vater distanziert und jetzt reicht es mir auch endgültig. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder versucht ihn zu verstehen, ihn so zu akzeptieren, ja auch weil ich mich schuldig fühlte, wie ich ihn früher behandelt habe, aber jetzt ist es endgültig genug! Er hat nicht wirklich wie ein Vater gehandelt, warum soll ich ihn dann noch als solchen sehen? Es ist nur irgendwie schwer, Gewohnheiten zu ändern. Selbst so eine.“ Er schnaufte frustriert und fuhr sich durch die Haare. „Hat … John je von einer Elisabeth gesprochen?“ „Nein, warum?“ Sam hielt seinem Bruder den Brief hin. „Sie ist oder war seine Tante und sie hatte ihn gebeten, mit ihr Kontakt aufzunehmen.“ Dean überlegte während er zu Sam ging. „Nein. Er hat immer nur gesagt, dass er aus einer Familie von Mechanikern stammte. Sein Vater ist verschwunden, als er Kind war und seine Mutter?“ Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Er überflog den Brief. „Steht auf dem Umschlag, woher der kommt?“ Sam wendete den Umschlag, kein Absender, dann versuchte er auf der Briefmarke etwas zu erkennen, doch: „Nein. Nichts.“ „Wir wissen woher John kommt, also Geburtstag und Geburtsort. Wir könnten, in deinen Ferien, und nur, wenn es uns brennend interessieren würde und wir Zeit hätten ..., ja mal nach Normal, Illinois fahren und im Geburtsregister suchen. Vielleicht würden wir da mehr über ihn finden“, überlegte Dean. „Oder du versuchst es online.“ „Vielleicht. Mal abgesehen davon. Der Brief ist fast sechs Jahre alt. Meinst du, sie lebt noch?“ „Möglich wäre es“, nickte Dean. „Wir könnten auch einfach diesen Seamus anrufen. Seine Nummer steht ja hier“, erklärte Sam leise. „Wenn du unbedingt willst …?“ Sam nickte wieder. „Interessieren tut es mich schon.“ „Sag doch einfach, dass du neugierig auf etwas mehr Familie bist“, grinste Dean und zuckte mit den Schultern. „Meinen Segen hast du“, erklärte er und ging wieder in die Küche. Er holte den Salat aus dem Kühlschrank und machte sich daran, ihr Essen weiter vorzubereiten. Sam holte sein Handy hervor und wählte die Nummer, die in dem Brief stand. Nach ein paar Mal klingeln, meldete sich ein, der Stimme nach, älterer Herr und Sam erklärte woher er diese Nummer hatte und dass sein Vater, John Winchester, vor fast sechs Jahren verstorben sei. „Hm“, grummelte der Mann. „Mrs. Elisabeth hat etwas für Ihren Vater hinterlegt. Würde es Ihnen etwas ausmachen, herzukommen, um es zu holen? Und planen Sie etwas Zeit ein.“ „Okay?“, erklärte Sam unsicher. Dean, der bis dato in aller Ruhe Tomaten geschnitten hatte, drehte sich wieder zu Sam um. Das Messer mit der Spitze nach oben zeigend in der Hand. „Und wann?“ „Wie wäre es morgen?“ „Nein, tut mir leid. Morgen passt es uns nicht. Mal abgesehen davon, dass wir nicht wissen, wo wir Sie treffen sollten!“ „In Bloomington, Indiana.“ „Wo?“, platzte Sam ungläubig hervor. „In Bloomington, Indiana“, erklärte Seamus O´Flannagáin genervt. „Okay“, dehnte Sam und ging zur Tür, an der sein Stundenplan und Deans Einsatzplan und ab nächster Woche auch der Stundenplan für den Firmengründerlehrgang hingen. „Wir können Montagnachmittag da sein, so gegen 14.30, 15 Uhr“, erklärte Sam etwas heiser. „Gut, dann sehen wir uns Montagnachmittag“, antwortete Seamus und gab Sam eine Adresse. „Was ist am Montag?“, wollte Dean jetzt wissen. „Dieser Seamus hat etwas für John von einer Mrs. Elisabeth. Ich denke mal, dass das diese ominöse Tante sein wird. Wir sollen uns am Montag mit ihm treffen.“ Sam machte eine bedeutungsschwere Pause. „Hier in Bloomington!“ „Hier? Wieso treiben sich alle, die etwas von John wollen in Indiana rum und wieso verschlägt es uns gerade hierher?“ „Keine Ahnung“, Sam zuckte mit den Schultern. „Zufall? Eine höhere Macht? Mysteriös ist es schon.“ „Also wenn es diese Macht ist, würde mich schon interessieren, ob die uns freundlich gesinnt ist, oder ob wir schnellstens hier verschwinden sollten?“ „Jetzt male mal nicht den Teufel an die Wand. Bislang hat sich alles zum Guten gewendet, also …?“ „Du bist und bleibst ein hoffnungsloser Optimist!“, bestimmte Dean. „Aber mal zurück zu dem ETWAS. Wer weiß was das sein wird.“ Dean zuckte mit den Schultern. „Ein paar tausend Dollar wären schön.“ Er wehrte Sams noch nicht ausgesprochenen Einwand mit einer kurzen Handbewegung ab. „Ja ich weiß, wir haben noch genug Geld bei Bobby. Aber vielleicht willst du ja mal eine Kanzlei eröffnen oder wir gründen Familien. Der Ausbau des Hauses wird einiges kosten und niemand weiß, wie gut der Schrottplatz laufen wird. Ich muss mir erst einen Namen machen. Also ja. Ein paar Dollar wären sicher willkommen.“ „Du entwickelst dich zu einem Materialisten!“, lachte Sam. „Naja, als normale Bürger brauchen wir wohl oder übel Geld und sollten das auch ohne Kreditkartenbetrug in die Kasse bekommen. Das Leben als normaler Bürger ist verdammt teuer.“ „Und dabei haben wir bestimmt noch nicht alle Belastungen, die ein Mensch so haben kann.“ „Na zum Glück.“ Sam ging zur Tür und trug den Termin für Montag ein, während Dean sich wieder dem Essen zuwandte. Große Erwartungen hatten weder er noch sein Bruder an diesen Termin. Am Montag holte Dean Sam von der Uni ab und fuhr mit ihm zum Büro dieses Mr. O´Flannagáin. Es war ein einziges Zimmer, ziemlich versteckt, nur über einen Hinterhof zu erreichen. „Gut, dass du dir das über Google angeschaut hast. So hätten wir das wohl nie gefunden“, grummelte Dean, dem dieser Termin irgendwie Bauchschmerzen bereitete. Er konnte nicht mal sagen warum, aber er fühlte sich schon den ganzen Tag unwohl. Vielleicht bekam er aber auch nur eine Erkältung. Er hatte den ganzen Samstag in einer zugigen Halle gestanden und an Joshs Wagen geschraubt. So ganz abwegig war das nicht. Sam klopfte an die Tür. Sie schwang auf und Dean prallte gegen ihn, weil der, im Gegensatz zu ihm selbst, sofort losgelaufen war, während er noch ungläubig auf den Mann starrte, der hinter der Tür zum Vorschein kam. Er war ziemlich klein und drahtig, hatte rote Haare und einen roten Vollbart. Sah also genau so aus, wie Sam sich immer einen Kobold vorgestellt hatte, nur dass er weder leuchtend grüne Hosen noch eine solche Jacke trug. Hastig machte Sam einen Schritt in den Raum und nun war es Dean, der kurz erstarrte, bevor er sein Pokerface aufsetzte. „Mr. O´Flannagáin?“ bemüht ruhig musterte er sein Gegenüber. „Der bin ich! Nehmen sie doch Platz“, schnarrte O´Flannagáin und deutete auf die Stühle vor dem Schreibtisch. Er selbst wuselte um den wuchtigen Tisch herum und setzte sich. Jetzt sah er doch gleich um einiges größer aus, stellte Sam erstaunt fest. „Können sie sich ausweisen?“ Die Brüder holten ihre Ausweise heraus und Dean legte noch zusätzlich seinen Führerschein auf den Tisch. Hoffentlich war das kein Fehler. „Was wissen sie über Mrs. Elisabeth?“, fragte Seamus, während er die Dokumente an sich nahm und einen Blick darauf warf. „Nur das was in dem Brief steht“, erwiderte Sam. „Bis vor ein paar Tagen wussten wir nicht einmal, dass sie existierte.“ „Und ihr Vater starb?“ Sam nickte. „Vor fast sechs Jahren an den Folgen eines Autounfalls. Sie sagten, Mrs. Elisabeth hat unserem Vater etwas hinterlassen?“ „Ja, dazu müssen wir kurz vor die Tore der Stadt, sozusagen,“ Er gab die Papiere zurück. „Können sie mich mitnehmen?“ „Wenn Sie das wollen“, erklärte Dean äußerlich ruhig. Was wollten sie da draußen? Liefen sie hier in eine Falle? So ganz geheuer war ihm diese Angelegenheit noch immer nicht, aber ihm fiel auch kein offensichtlicher Grund ein, warum er ablehnen sollte. Hoffentlich bereute er das nicht gleich. Das ungute Gefühl verstärkte sich weiter. Er warf Sam einen fragenden, warnenden Blick zu. Doch auch dem fiel so schnell nichts ein, um ablehnen zu können. Naja. In ihrem Wagen waren sie vorerst sicher und sonst hatte er seinen Colt dabei, neben Weihwasser. Außerdem trug Sam seine Beretta. Sofort sprang O´Flannagáin auf und wuselte zur Tür. Die Brüder folgten ihm langsam. Gemeinsam gingen sie zu dem Wagen. „Sie fahren den Impala?“, stellte O´Flannagáin fest und lief einmal um den Wagen herum. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er die etwas dilettantisch eingekratzten Buchstaben DW und SW sah. Elisabeth hatte ihm dieses kleine Erkennungsmerkmal genannt, genau wie die Legosteine, die in der Lüftung leise klapperten. Die Suche nach diesen kleinen Merkmalen waren auch der Grund, warum er mit diesen Winchesters mitfahren wollte. Mrs. Elisabeth hatte ihm einmal davon erzählt, und später auch verlauten lassen, dass John den Wagen an seinen Sohn weitergegeben hatte. Seamus war sich sicher, dass jemand der so einen alten Wagen liebte und pflegte, das Haus genauso behandeln würde. Während der Fahrt saß O´Flannagáin zwar auf der Rückbank, hing aber mehr oder weniger mit seinem Oberkörper über der Rückenlehne der Vordersitze und lotste sie so immer weiter Richtung Norden, genau den Weg, den Dean zum Schrottplatz nahm und Dean fragte sich gerade, was Stan mit dieser Mrs. Elisabeth zu tun haben könnte, als sie nach Osten abbogen. „Hier, hier gleich rechts“, rief Seamus und wedelte mit der Hand vor Deans Nase herum. „Wenn Sie Ihre Hand nicht sofort aus meinem Gesicht nehmen, wird mein Bruder Sie auf der Stelle erschießen!“, knurrte Dean. „Wird er?“, fragte O´Flannagáin spöttisch. „Wird er“, erwiderte Sam ruhig, bevor er seinen Kopf zu ihrem Passagier drehte und ihm ernst in die Auge sah. „Okay, okay“, knurrte der, ließ sich gegen seine Rückenlehne fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. 'Doch ein Kobold', war sich Dean fast sicher während er einen Blick in den Rückspiegel warf. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Also ich wäre hier rechts abgebogen!“, erklärte der Kobold schnippisch. Dean trat auf die Bremse, fuhr rückwärts und erst, als er den Vorwärtsgang wieder einlegte, sah er den fast komplett überwucherten Briefkasten und daneben die Schneise, die durch den Wald führte. Er setzte den Blinker und fuhr in den Wald, der sich als mehr als 50 Meter breiter Streifen mit Bäumen und Gestrüpp entpuppte, der ein riesiges Grundstück umschloss. Vielleicht 20 bis 30 Meter hinter dem Waldstreifen stand ein Häuschen, etwas kleiner als Bobbys. Automatisch trat Dean auf die Bremse. „Das ist es nicht, Sie müssen schon weiterfahren“, erklärte O´Flannagáin gelangweilt und deutete den Hügel vor ihnen hinauf, der hinter einer Baumkrone hervor lugte. Dean warf ihm im Rückspiegel einen kurzen Blick zu und gab wieder Gas. Er lenkte den Impala den S-förmig geschwungenen Weg entlang, nur um ein paar Meter weiter schon wieder auf die Bremse zu treten. Der ehemals gepflegte Rasen war mit Löwenzahn übersät und überall wuchsen Sträucher und Büsche zwischen den wenigen großen Bäumen. Hier war schon lange niemand mehr tätig gewesen. Dazu passte auch der Eindruck, den das riesige, düstere Herrenhaus vermittelte, dass immer mehr hinter der Baumkrone hervorkam. Überall hing toter Efeu an den Wänden. Die meisten Fensterscheiben waren eingeschlagen worden. Die Fassade bestand aus riesigen Steinen und wirkte als würden einige von ihnen bald herausfallen. Alles in Allem sah es hier aus, als sollte das die Kulisse für den nächsten Stephen King Film werden. Deans Nackenhaare stellten sich auf. Er warf Sam einen fragenden Blick zu. Auch der fühlte sich bei dem Anblick alles andere als wohl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)