Kill this Killing Man (III) von Kalea (Ein neuer Anfang) ================================================================================ Kapitel 26: Ghosts ------------------ 026 Ghosts Dean legte den Kopf schief. „Du denkst also, dass ein Wildenfels die Villa schützt und Fremde verjagt? Dann müssten wir nur alle Knochen verbrennen und es wäre Ruhe.“ „Es könnte auch der Butler sein oder Alma, vielleicht auch einer der Söhne?“, gab Sam zu bedenken. „Du willst es dir also auf jeden Fall anschauen“, überlegte Dean ruhig. Sam nickte. „Wann willst du los?“, fragte Dean nun. „Lass uns essen fahren und dann schauen wir uns das heute Nacht an. Oder musst du morgen früh arbeiten?“ „Ich muss erst zur Nachtschicht“, erklärte Dean leise. Ein trauriger Zug huschte über sein Gesicht und Sam hoffte, dass sich ja vielleicht heute eine Chance ergab, Dean zu fragen was los war. „Lass uns los“, sagte Dean und nahm seine Jacke. Sie holten die Schrotflinten aus dem hintersten Winkel der Kommode, packten die mit einer Packung Munition in den Rucksack und verließen ihre Wohnung. Langsam lenkte Dean den Wagen in die Auffahrt, die leicht geschwungen zum Haus führte. Sie hatten noch nicht einmal die Hälfte zurückgelegt, als ein kleines Häuschen im Licht der Scheinwerfer auftauchte. „Das hier?“, wollte Dean irritiert wissen. Ein wenig größer hätte er sich eine Villa dann aber doch vorgestellt. „Ich denke, das ist das Kutscherhaus“, erklärte Sam. „Kutscherhaus?“ „Gärtner, Kutscher oder Chauffeur, Mädchen für alles, was es ums Haus zu tun gab. Damals hatten reiche Menschen so etwas. Damals, als es noch keine Autos gab und man sich noch um die Pferde kümmern musste.“ „Okay“, überlegte Dean. „Ich glaube, dann würde ich lieber hinter Kühen her rennen, als einem Snob Haus und Hof instand zu halten.“ „Es war auch eine interessante Tätigkeit mit viele unterschiedlichen Bereichen.“ „Ist es das Leben als Cowboy auch und du bist freier.“ Sam nickte. Damit hatte sein Bruder Erfahrungen und er hatte es geliebt. Er warf einen kurzen Blick zu Dean, doch ihm blieb keine Zeit zu einer längeren Analyse. Dean ließ den Impala vor der breiten Treppe des Hauses ausrollen. „Das Ding ist … riesig.“ Dean starrte auf das Gebäude. „Was hast du dir denn vorgestellt?“, wollte Sam schmunzelnd wissen. „Keine Ahnung. Ein Haus das etwas größer ist als Bobbys? Jedenfalls kein Haus, das den Rockefellers gehört haben könnte. Hier kannst du die Waltons zweimal reinpacken und sie hätten noch Platz übrig.“ Sam nickte grinsend. „Lass uns mal nach den Geistern schauen.“ Dean nickte. Er stieg, gemeinsam mit Sam, aus und starrte auf die vom Mond beleuchtete Fassade. Die Hälfte der Fenster waren zerschlagen und überall gab es Risse und bröckelnden Putz. „Dafür, dass es nur ein paar Jahre leer stehen soll, ist es ganz schön runtergekommen“, stellte er fest. „Da hilft doch nur noch abreißen und dann hätte sich das Problem auch erledigt, oder auch nicht.“ Sam nickte. „Oder auch nicht“, wiederholte er ruhig. Langsam umrundeten sie das Haus. Auf der Rückseite gab es eine große Terrasse, die links und rechts von den Seitenflügeln eingefasst war. Aus einigen Fugen wuchsen schon Birken. Alles in Allem machte das ganze Anwesen einen verwahrlosten Eindruck. Nein, hier würde er nicht leben wollen, überlegte Sam und musste lachen, als Dean ein leises: „Da ist mir unsere kleine Wohnung aber hundertmal lieber!“, brummelte. „Das habe ich auch gerade gedacht!“ Sie beendeten ihre Runde. Problemlos knackte Sam das Schloss der Eingangstür. Wieso gab es das überhaupt noch? Und sie betraten das Haus. Im Erdgeschoss gab es zwei große Räume mit Kaminen und außerdem noch zwei große Räume, von denen einer eine fast leere Bibliothek war. Der andere ließ keinen Schluss auf seine Bestimmung zu. Vielleicht ein Esszimmer oder das Herrenzimmer? In den uralten Filmen, die sie als Kinder oft gesehen hatten, gab es sowas und die alten Männer zogen sich nach dem Essen immer dahin zurück. Durch die zerschlagenen, teils blinden Fenster konnte man in den Garten schauen. Sie gingen zurück in den Eingangsbereich. Eine geschwungene Treppe führten links auf eine Galerie im Obergeschoss, in dessen Räumen überall noch vergessene, verschlissene Möbel standen. Es roch nach Urin und Staub. „Fast wie bei ‚Im Winde verweht‘“, stellte Sam fest. „Meinst du, dass es da auch so gestunken hat?“ Dean grinste. „Das hoffe ich mal nicht!“, entgegnete Sam ein wenig angewidert. „Ganz ehrlich?“, begann Dean ruhig. „Lass uns das Ding mitsamt seinen Geistern anzünden. Das wird so eh niemand mehr aufbauen. Die Geister scheinen an das Haus gebunden zu sein und wenn es das Haus nicht mehr gibt, wird auch niemanden mehr hier wohnen wollen und sie werden verschwinden.“ „Und wenn das nicht so ist? Wenn die Geister bleiben? Wenn sie an das Grundstück gebunden sind?“ „Es gibt genügend Bauplätze in diesem Land!“ „Und wenn sie nicht mit dem Haus verschwinden? Sie werden uralt und unheimlich böse sein. Oder es ist nicht das Haus? Was wenn hier etwas anderes Böses haust?“ „Wenn es das ist, bringt uns eine Geistervernichtung auch nichts. Aber ich verstehe dich.“ Dean hob beschwichtigend seine Hände. „Wir gehen es wie einen echten Fall an. Wir werden das Haus untersuchen und vernichten die Geister und was immer sonst noch hier sein sollte. Nur nicht heute Nacht, denn ich bezweifle, dass wir das schaffen werden.“ Sam nickte. Er hatte das nicht nur so dahingesagt. Er wollte wenigstens einen Blick auf die Geister werfen, um feststellen zu können, wer sie waren und das Haus untersuchen. Und er wollte mit Dean reden. Der holte inzwischen sein EMF hervor, schaltete es ein und dann begannen sie eine weitere Tour durch das Haus. Lediglich im Erdgeschoss gab es Hinweise auf übernatürliche Aktivitäten, obwohl sich die Obdachlosen im ganzen Haus ausgebreitet hatten. Sam zuckte mit den Schultern, als Dean ihm das EMF zeigte. „Vielleicht sind die Geister nur unten, weil sie ja alle im Erdgeschoss starben?“ „Wäre eine Erklärung.“ Sie beendeten ihre Besichtigungstour, gingen zurück ins Erdgeschoss und machten es sich unter der Treppe so gemütlich wie es nur ging. „Den Gestank aus dem Keller habe ich immer noch in der Nase“, maulte Dean. Er schaute in die Dunkelheit. „Ob es den Geistern da unten auch zu sehr gestunken hat?“ Sam schnaubte amüsiert. „Wir werden unsere Kleidung wohl mehrfach waschen müssen, um das wieder rauszubekommen.“ Er atmete tief ein, schnaubte angewidert und ließ sich neben seinem Bruder nieder. Immer wieder strich der Wind durch die zerschlagenen Fenster. Es klang hohl und klagend. „Würdest du in so einem Haus wohnen wollen?“, fragte Sam in die Stille. Dean schaltete die Taschenlampe ein und musterte seinen Bruder in deren Schein. Wie kam der denn auf so eine Frage? „In so einem Haus, nein, ich glaube nicht.“ „Warum nicht?“ „Zu groß, zu weit ab vom Schuss“, erwiderte der Ältere und schnaubte angewidert. Es war viel zu dicht an der verhassten Wache. „Hmhm“, machte Sam und schwieg. „Darf ich dich was fragen?“, begann Sam leise und musterte seinen Bruder. Er hatte keine Ahnung, wie der reagieren würde. Dean schnaufte. Er ahnte was Sam wissen wollte und er hatte sich schon lange gefragt, wann Sam nachhaken würde. Blieb nur die Frage, ob er antworten oder ob er mit der Lüge weiterleben wollte. Aber vielleicht war es ja auch was ganz anderes? Er zuckte mit den Schultern und schaute zu Sam. „Was ist das mit deiner Wache?“, stellte Sam genau diese Frage. „Bitte erzähle mir nicht alles wäre in Ordnung. Ich kenne dich und ich merke dir an, wenn was nicht stimmt. Zuerst habe ich gedacht, dass du vielleicht gemerkt hast, dass das doch nicht das richtige für dich ist. Aber das kann es einfach nicht sein. Du warst während deines Lehrganges Feuer und Flamme. Du wusstest was auf dich zu kommt und hast dich auf die Arbeit gefreut. Aber seit du auf der Wache bist, erzählst du kaum ein Wort. Du wirkst so bedrückt. Ich weiß, es klingt kitschig, aber das Leuchten in deinen Augen, wenn es um die Feuerwehr ging, um deine Arbeit bei der Feuerwehr ist verschwunden. Manchmal hast du, wenn du zur Schicht musst einen Gesichtsausdruck als würde man dich zum Schafott führen. Das abstruse ist allerdings, dass seit du Extraschichten machst, du irgendwie ein klein bisschen weniger schlecht drauf zu sein scheinst. Schon seit Tagen grüble ich was der Grund dafür sein kann. Ich mache mir Sorgen um dich, Dean. Also bitte rede mit mir.“ „Ich ...“ begann Dean und brach ab. Er wollte Sam eine Abfuhr erteilen, aber warum? Warum sollte er noch länger lügen? Er trug sich doch schon so lange mit dem Gedanken, ihn von seiner Misere zu erzählen und er hatte ihn gebeten, zu fragen, wenn er meinte, etwas stimmte nicht und er nicht von selbst redete. Er schaute kurz zu Sam, dann starrte er wieder an die Wand gegenüber. „Diese Wache ist das Letzte! Der Batallion Chief hasst mich. Er wollte einen anderen Anwärter. Den hat ihm der neue First Chief aber nicht zugeteilt und ich bin jetzt ...“ Er atmete tief durch. „Grady, Miller, Coon und Web überbieten sich damit mich zu schikanieren und mich so dazu zu bringen aufzugeben.“ Wieder atmete er durch. „Ich habe keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalte. Ich meine, ich erwarte ja nicht, dass sie mich mögen und … Naja, beim Lehrgang hatten sie auch schon angedeutet, dass wir mit anfänglichen Schikanen und Streichen rechnen sollten, wenn wir als Neuling auf eine Wache kämen und am ersten Tag habe ich das auch noch geglaubt aber mittlerweile fühlt es sich wie Psychoterror an. Die wollen nur noch, dass ich aufgebe.“ „ Aber die auf der anderen Schicht behandeln dich besser. Oder?“, überlegte Sam laut. Dean nickte. „Da so ist wie ich es mir vorgestellt habe“, sein Blick suchte Sams, doch er konnte ihm nicht in die Augen schauen. Wie sehr musste der jetzt von ihm enttäuscht sein! Jetzt war es an Sam tief durchzuatmen. Mitleid würde Dean nicht wollen. Ach verdammt! „Kannst du auf eine andere Wache wechseln?“, fragte er ruhig. „Nur mit Gradys Erlaubnis.“ „Aber wenn er doch einen anderen Anwärter will, dann könnte er dich doch gegen ihn austauschen.“ Sam verdrehte die Augen. „Wie das klingt.“ „Wenn er das so wollte, hätte er es schon getan“, warf Dean ein und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ob auch der First Chief zustimmen muss ... Ich bin mir fast sicher, dass der will, dass ich aufgebe.“ „Und zum First Chief kannst du auch nicht gehen?“ „Der hat mich der Wache zugeteilt. Ich bin Anwärter. Das allerletzte Licht. Meinst du, der hört mir zu? Grady ist so eine Art Heiligtum der Feuerwehr hier.“ „Chris ist auch nur Anwärter. Der wird auch nicht helfen können, oder?“ „Nein.“ „Das war der Grund, warum du nach deiner Wache gefragt hast, als Chris vom Umbau der Wache gesprochen hatte?“ „Naja, vielleicht lösen sie die 39 ja auf?“ Sam schnaubte. „Wenn ich den Studienplatz hier nicht angenommen hätte … Wenn ich weiter nach einem anderen Platz gesucht hätte ...“ „Hör auf, Sammy. Das ist der Grund, warum ich nichts gesagt habe.“ Eine Weile musterte Sam seinen Bruder schweigend. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, wollte er dann wissen. „Keine Ahnung. Lenk mich ab, mach mich müde, sei glücklich!“ „Was hat das mit ...“, Sam schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. Dean definierte sich noch immer über sein Glück. „Ich kann´s versuchen“, erklärte er leise. Vielleicht fiel ihm ja noch etwas anderes ein. Außerdem nahm er sich vor mit Prof. Davenport zu sprechen. Dean drehte die Taschenlampe gegen sein Bein. Ganz ausmachen wollte er sich nicht. So saßen sie eine ganze Weile im Dunkeln, bis Dean plötzlich aufstand. „Hast du was bemerkt?“, wollte Sam leise wissen. „Nein, aber wenn ich noch lange hier sitze ...“, grummelte er und stampfte ein paar Mal mit dem linken Fuß auf. Sein Bein war eingeschlafen und kribbelte inzwischen unangenehm bis zu seinem Hintern. Er humpelte ein paar Mal hin und her, bis sich das Bein wieder normal anfühlte. Er wollte gerade fragen, ob sie nicht abbrechen und in den nächsten Tagen nochmal wiederkommen sollten, als ein eisiger Windhauch durch das Haus strich. Fast gleichzeitig griffen die Brüder nach ihren Gewehren und schauten sich suchend um. Aus dem Nichts tauchten zwei Geister vor ihnen auf. „Ihr verfluchten Einbrecher!“, schrie der kleinere Geist und zielte mit einem Gewehr auf die Brüder. Auch sein Begleiter hielt eine Waffe in der Hand, mit der er in ihre Richtung zielte. Wie ein einzelner Schuss krachten die Schüsse aus den Schrotflinten der Brüder und die Geister zerstoben. Ein kurzer Blick genügte. Sam griff sich den Rucksack, kramte kurz darin herum und warf seinem Bruder eine Dose mit Steinsalz zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)