Something To Remember von C3ph3us ================================================================================ Kapitel 4: This Fallen World, Give It Up ---------------------------------------- 6.54 Uhr Die beiden jungen Männer betraten das Hauptquartier und begaben sich geradewegs in Richtung Besprechungsraum. Daehyun stieß seinem Kameraden leicht in die Seite, als er auf die Couch zeigte, auf der sich ein schlafender Jongup befand und mit belustigtem Unterton meinte: „Wir sollten ihn wecken, die Besprechung findet gleich statt.“ „Ich übernehme das.“, antwortete Youngjae grinsend. Während der Ältere fragend eine Braue hob, kletterte er leichtfüßig auf die Couch und beugte sich über seinen Freund, bis sich seine Lippen an dessen linken Ohr befanden. Daehyun blickte ihn überrascht an, als er begann seine Zunge an das Ohr des Schlafenden zu halten. Seine Überraschung wechselte schnell zu Belustigung, als der Jüngste im Raum begann sich zu bewegen und unverständliche Geräusche von sich zu geben. Das war, als Daehyun etwas zurückwich und unnötig laut „Feuer!“ brüllte. Seine erhoffte Reaktion ließ nicht lange auf sich warten; Jongup schreckte aus seinem Halbschlaf und blickte sich panisch in dem Raum um. Nicht bedacht hatte Youngjae allerdings, dass ihm das Aufrichten des Jüngeren seine Balance rauben würde, wodurch er rücklings auf dem Boden fiel und bei seinem Kameraden für einen weiteren Schrecken sorgte. Daehyun, sichtlich von der Situation amüsiert, reichte seinem Freund eine Hand und half ihm zurück auf die Beine. Nachdem sich der Geweckte versichert hatte, dass keine Gefahr drohte wendete er sich den beiden anderen Jungen zu und setzte einen vorwurfsvollen Blick auf. Als sich Youngjae darüber beschwerte, dass ihm nun der Rücken schmerzte, schlich sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen und er kommentierte mit: „Geschieht dir recht.“ Gespielt beleidigt setzte Youngjae einen Schmollmund auf. „Wir wollten dir nur Ärger ersparen. Du hättest sonst verschlafen.“, kam es neckisch von Daehyun. Ein Blick auf die Uhr bestätigte diese Aussage. 6.57 Uhr. „Tut mir den Gefallen und überlegt euch für das nächste Mal eine andere Methode, um mich zu wecken.“ „Klar, nächstes Mal kippen wir dann einen Eimer eiskaltes Wasser über deinem Kopf aus.“, Daehyun grinste hämisch, als er sich den Blick des Jüngeren vorstellte, der völlig durchnässt und geschockt, auf der Couch paddelt, wie ein Fisch an Land. „Wo wir gerade schon bei Wasser sind.“, Jongup strich sich verwirrt über sein Ohr, „Warum ist mein Ohr nass.“ Fragend blickte er seine Freunde an. Daehyun schmunzelte lediglich während Youngjae mit mysteriösem Unterton Antwort gab: „Es gibt Dinge, die solltest du nicht hinterfragen.“ Jongup blieb ungläubig im Flur stehen: „Ihr seid so widerlich.“ „Da seid ihr ja. Eurem Lachen nach, verlief alles wie erhofft?“, ihr Anführer hob misstrauisch eine Braue, als drei seiner Kameraden den Raum betraten, zwei lauthals lachend, während der letzte nicht sonderlich amüsiert aussah. Eher... verstört und angeekelt. Insofern man es dem Mann mit dem unergründlichen Gesicht ansehen konnte. „Es sind keine Probleme aufgetreten.“, entgegnete Youngjae und reichte den Stick mit den Informationen an ihr jüngstes Mitglied weiter. „Ausgezeichnet.“, die Miene des Ältesten wurde von Sorge durchzogen als er fortfuhr, „Habt ihr etwas von Himchan gehört?“ Alle drei Männer schüttelten den Kopf und sahen sich verwundert um. Obwohl es typisch für Himchan war, seinen eigenen Kopf zu haben, so setzte er das Allgemeinwohl stets an erste Stelle und ein verspätetes Auftauchen zu ihren Treffen war äußerst untypisch für ihn. „Ich habe ihn losgeschickt, um die Bezahlung für Jongups Auftrag abzuholen.“, Yongguk blickte nervös auf die Uhr – 7.04 Uhr – , „Es muss etwas passiert sein.“ Gerade wollte der Älteste aufbrechen, um seinen besten Freund aus Kindheitstagen aufzuspüren, als ihn Junhong aufhielt: „Warte, sieh nur.“ Er deutete auf sein Tablet, das ihm eine der Kameras an ihrem Eingang zeigte, und hielt es so, dass Yongguk sehen konnte, was er zuvor gesehen hatte. Seine Augen weiteten sich bei dem Anblick; Himchan wie er gerade dabei war, den Türcode einzugeben, verletzt. Ohne auf die verwirrten Blicke der anderen zu reagieren stürmte er in Richtung Eingangstür. „Was ist los?“, meldete sich Daehyun besorgt zu Wort. Junhong, der sich ebenfalls auf den Weg zur Einganghalle gemacht hatte, wandte sich den anderen Mitgliedern zu und antwortete hastig: „Es ist Himchan, er scheint verletzt zu sein.“ Die drei Verbliebenen blickten sich geschockt an, ehe sie ebenfalls in Bewegung kamen. Ihr vermisster Kamerad hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen und bedachte den Rest mit hochgezogenen Augenbrauen: „Ich bin mir meiner Beliebtheit ja bewusst, aber solch ein Empfangskomitee ist doch etwas überzogen.“ Yongguk war neben der Tür stehengeblieben und drückte seine Sorge durch einen prüfenden Blick aus, während Daehyun auf den Verletzten zustürmte, ihn an den Oberarmen griff und mit weit aufgerissenen Augen begann auf ihn einzureden: „Wir haben uns Sorgen gemacht. Warum bist du verletzt? Ist alles in Ordnung? Was ist passiert? Wir brauchen einen Krankenwagen.“ „Tief durchatmen, sonst hyperventilierst du noch.“, Himchan versuchte sich an einem Lachen, das allerdings in einem Schmerzenslaut unterging, da sein Freund auf die Stelle an seinem Oberarm drückte, die einer seiner Angreifer mit dem Messer malträtiert hatte. „Wir können keinen Krankenwagen rufen, das weißt du.“, fügte Junhong hinzu. „Was ist, wenn er innere Verletzungen hat?“, steuerte Youngjae bei, dem aufgefallen war, dass sich der Ältere krampfhaft den Brustkorb hielt. „Verdammt, du wirst doch nicht sterben, oder? Himchan wird doch nicht sterben?“ „Ganz ruhig, Daehyun, niemand wird sterben.“, Yongguk deutete auf das Sofa, das wenige Minuten zuvor noch als Schlafplatz für eines der jüngsten Mitglieder gedient hatte, „Setzten wir uns alle erst mal und hören uns an, was er zu sagen hat.“ „Meine Beine sind begeistert von dieser Idee. Nur ein Glas Wasser und eine Schmerztablette könnten mich glücklicher machen.“ „Ich hole alles.“, schnell verschwand der Hacker in der Küche, um dem Wunsch seines verletzten Freundes nachkommen zu können. Währenddessen wurde Himchan, von Youngjae und Daehyun gestützt, zu dem Sofa geführt und mit größter Vorsicht hingesetzt. Da auch Hinsetzten ein stechendes Gefühl im Bereich seiner lebenswichtigen Organe auslöste, war Himchan gezwungen, fest die Augen zusammenzudrücken und seine Klagelaute durch tiefes Atmen zu unterdrücken. Die gleiche Atemmethode, die ihm Yongguk beigebracht hatte, als er mit seiner ersten Panikattacke konfrontiert wurde. Schau mich an und mach es mir nach. Dir wird es besser gehen. Genau so. Wir stehen das gemeinsam durch. Mit einem Glas Wasser in der einen Hand und einer Tablette in der anderen betrat Junhong den Raum etwas zu hastig, wodurch er einige Tropfen über Himchans Hose verschüttete. „Tut mir leid. Hier, dein Wasser und das Schmerzmittel.“, entschuldigend zog er sich seinen langen Ärmel über die Hand und versuche damit die Flecken wegzurubbeln. „Ist gut, die Hose war eh schon hinüber.“, lächelnd blickte er den Jüngeren an, „Danke für die Sachen.“ Mit einer Handbewegung landete die Tablette in seinem Mund und, mehr um der Drama Willen als dass er es wirklich bräuchte, trank er sehr langsam von der kühlen Flüssigkeit und hielt derweil intensiven Blickkontakt mit den anderen. Schließlich setzte er das Glas ab und begann zu erzählen; davon, wie er beinahe überfahren wurde, sich ständig beobachtet gefühlt hatte, wie er der attraktiven jungen Dame am Bahnhof begegnet war – an dieser Stelle verdrehten alle wie abgestimmt ihre Augen – „Hey, das war eine wichtige Begegnung!“ „Wieso wichtig, war sie Diejenige, die dich so zugerichtet hat?“ „Ach, sei still, damit ich weitererzählen kann.“ und schlussendlich in der dunklen Gasse überfallen wurde. Natürlich etwas zugespitzt. Das einzige Detail, das er ausließ war die Tatsache, dass er augenscheinlich nicht fähig war, die Zahlen 22 und 12 zu unterscheiden, weshalb er sich der Sachbeschädigung schuldig gemacht hatte; der geringsten Straftat, die er begangen hatte. Seine verletzten Knöchel verdankte er in seiner Version der Geschichte der intensiven Gegenwehr, die er leistete und die den Anführer der Bande zwei seiner Zähne kostete. Während Yongguk und Jongup ihn zweifelnd anblickten, hörte ihm der Rest der Truppe gespannt zu. Es war nicht schwer zu erkennen, dass es dem Verletzten wirklich schlecht ging und dass er die Dramatik benötigte, um das Geschehene zu verarbeiten. „Aber wenn sie dir die Tasche mit dem Geld gestohlen haben, warum bist du dann zurück, um die andere zu holen?“, fragend deutete Youngjae auf die Tasche an Himchans Seite, die bis zu diesem Moment niemand von ihnen wirklich beachtet hatte. „Gute Frage! Und sie lässt sich einfach beantworten. Siehe und staune.“ Stolz ließ er die Tasche auf den Tisch vor sich fallen und haute dabei beinahe sein Wasser um. Nachdem niemand reagierte oder Anstalten machte, die Tasche zu öffnen, seufzte Himchan fast schon enttäuscht und zog den Verschluss selbst auf. „Bitte, der gesamte Betrag.“ Erstaunt blickten die anderen Fünf in die Tasche. „Wie hast du das gemacht? Bist du ihnen hinterher und hast den Drecksäcken ordentlich den Hintern versohlt?“ Yongguk grinste schief als er anstelle Himchan antwortete: „Nein, dieser Fuchs ist mit einer leeren Tasche herumgelaufen. Auf deinen Instinkt ist also immer noch verlass.“ Obwohl er etwas enttäuscht war, dass er die heldenhafte Geschichte, die ihm Daehyun geliefert hatte, nicht aufnehmen konnte freute er sich dennoch, dass sein Anführer und bester Freund ihn besser kannte, als er sich selbst. So war es schon immer gewesen, Yongguk konnte er nichts vormachen, er kannte seine Tricks. „Genau. Nachdem ich zu mir gekommen bin, bin ich zurückgelaufen und habe die Tasche mit dem Geld geholt.“ „Du warst ohnmächtig? Das erklärt, warum du zu spät bist.“, sprach Youngjae seine Gedanken laut aus. „Also erstens habe ich mein Bestes gegeben, pünktlich wieder hier zu sein und hätte das auch problemlos geschafft. Dass irgendwelche Vollidioten meinen mich überfallen zu müssen, steht nicht in meiner Macht.“ „Das wollte ich dir auch nicht vorwerfen.“ „Gut. Und zweitens war ich nicht ohnmächtig sondern bewusstlos.“ „Da gibt es einen Unterschied?“, hakte Junhong verwirrt nach. „Durchaus,“, klinkte sich Jongup in das Gespräch ein, „Die Ohnmacht ist eine Form der Bewusstlosigkeit. Allerdings zählt sie als eine Bewusstseinsstörung und hält lediglich wenige Sekunden an, von einer Bewusstlosigkeit ist die Rede ab einer Minute ohne Besinnung.“ Überrascht besah Himchan den Jüngeren: „Exakt. Da ich ungefähr eine Stunde weggetreten sein muss, trifft der Begriff nicht zu.“ „Ah.“ Gedanklich machte Youngjae sich die Notizen, Jongups Wissen nie wieder zu unterschätzten – eben so wenig seine Kleinlichkeit, die wohl von Himchan abgefärbt hatte – und sich diesen Unterschied einzuprägen, damit ihn die anderen Mitglieder niemals damit aufziehen könnten. „Himchan,“, Yongguks tiefe Stimme unterbrach die sich ausbreitende Stille und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich, wie es immer war, wenn ihr Boss das Wort ergriff, „es war sehr gefährlich zurück zu gehen... Ich danke dir im Namen der ganzen Gruppe, dass du dieses Risiko auf dich genommen hast. Du verstehst, warum wir dich in kein Krankenhaus bringen können, allerdings werde ich dich auch nicht ohne medizinische Kontrolle weitermachen lassen.“ Er massierte seine Nasenwurzel, ehe er fortfuhr: „Wir werden ein Treffen mit JR organisieren. Einer seiner Männer hat eine ärztliche Ausbildung, er soll sich das noch heute ansehen.“ „Darum kann ich mich kümmern. Wenn ich schon dabei bin, werde ich direkt einen neuen Ort für die Übergabe ausmachen, für den Fall, dass diese Gruppe etwas in der Art erneut versuchen sollte.“, kam der Vorschlag von dem Jüngsten. Als Antwort erhielt er ein knappes Nicken. Obwohl er es nicht ausformulierte, wusste Himchan genau, wie besorgt sein bester Freund um ihn war. Nicht zuletzt, weil ihm durchaus aufgefallen war, dass er Derjenige war, der zuerst auf ihn zu gestürmt war, als er zurückgekehrt war, sondern auch, dass er eine seiner heiligen Regeln für ihn brach. Direkter Kontakt zu ihrem Auftraggeber. Auch wenn sie ihnen vertrauten und nichts zu befürchten hatten, ging von solch einem Treffen ein hohes Risiko aus; für beide Seiten. Bis zu diesem Tag hatten sie sich lediglich ein einziges Mal darauf eingelassen. Damals ging es um die Übergabe wichtiger Dokumente, die unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten durften, wodurch sich die beiden Parteien auf einen abgelegenen und gesicherten Ort eingelassen hatten. Rein, Aushändigung und anschließend ohne Worte wieder raus. So lief es damals, obwohl das Klima zwischen den Beteiligten nicht angespannt war, so war die Situation umso geladener. „Die Situation hat sich jetzt verschärft aber... lasst uns mit der Konferenz beginnen.“ Der Reihe nach erzählten sie von ihren jeweiligen Aufträgen. Jongups Zielperson wurde ohne Zwischenfälle ausgelöscht. Daehyun hatte zwar starke Übelkeit und Sehen viel ihm zunehmend schwer, allerdings waren diese Symptome ein kleines Übel und hatten ihn bei der Fahrt noch nicht gestört. Auch er hatte seine Zielperson ausgeschaltet und hoffentlich wertvolle Informationen beschafft, die Junhong später noch auswerten würde, der Junge schien nie zu schlafen. Zudem hatte er einen neuen Namen für den Lostopf möglicher Spuren; Kim Yu Hwan. Junhong berichtete, dass Ren nichts Auffälliges über Taeyang in der Polizeidatenbank herausfinden konnte und auch er selbst im Deep Web nicht ausfindig wurde. Er erklärte, dass er entweder ausgezeichnete Kontakte hatte, was er direkt für unglaubwürdig erklärte, da jeder Spuren hinterließ, egal wie klein sie auch waren, und es keinen Hacker gab, der daran etwas ändern konnte, oder aber dass er tatsächlich keinen kriminellen Machenschaften im Internet nachging. „Das ist gut, macht ihn allerdings nicht ungefährlich.“, sprach Himchan aus, was alle Anwesenden dachten. Anschließend berichtete Youngjae dass er die Autobombe, die einen korrupten Abgeordneten, der zugunsten verschiedener Waffenlobbys agiert, beseitigen soll, erfolgreich angebracht wurde und in exakt 36 Minuten und 58 Sekunden gezündet wird, sobald besagter Abgeordneter sich auf seinem Weg zu einer Versammlung auf einer wenig befahrenen Landstraße befand. Da Himchans letzter Auftrag bereits bis in fast jedes Detail durchgesprochen wurde, ergriff anschließend Yongguk das Wort und fasste zusammen, wie sie weiter vorgehen würden. Die nächsten zwei Tage waren für einen Großteil der Gruppe entspannter geplant, dafür gedacht, sich erholen und zu Kräften kommen zu können. „Da Himchan außer Gefecht ist, werden wir seine Aufgaben unter den Mitgliedern aufteilen müssen. Junhong, du wertest wie geplant die Dateien auf dem Stick aus und organisierst ein Treffen mit JR und seinen Männern. Der neue Übergabeort hat geringe Priorität. Kümmere dich darum nur, wenn es reinpasst. Jongup, du hast erst einmal Pause, das gleiche zählt für Daehyun, allerdings bitte ich euch beide darum, unsere Vorräte aufzustocken. In allerlei Hinsicht. Youngjae, du informierst dich darüber, ob dein Auftrag ohne Vorkommnisse abgeschlossen wird. Danach bist du freigestellt bis heute Abend, da möchte ich dich für unser Treffen auf Alarmbereitschaft wissen. Himchan und ich werden heute Abend allein zu dem Treffen mit JR gehen, woraufhin er freigestellt ist, bis er körperlich fit genug ist, wieder vollständig einzusteigen.“ „Vielen Dank, dass du dir so große Sorgen um mein hübsches Gesicht machst, aber wider Erwarten bin ich nicht aus Zucker.“ „Wenn dir langweilig wird, kannst du gerne Junhong unterstützten, indem du Informationen zu diesem Kim Yu Hwan sammelst.“ „Das klingt gleich viel besser.“ Himchan hielt dem jungen Techniker seine flache Hand hin, woraufhin dieser nach kurzer Verwirrung einschlug. „Also gut, an die Arbeit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)