Life in the [Un]known World: Band Eins ~ Im Verborgenen von abgemeldet (Chapter 00 ~ Alles begann mit einem Disput) ================================================================================ Kapitel 21: Chapter 21 ~ Medusas Entscheidung --------------------------------------------- 07.02.2006 – Chaos Island – Chaos Hütte Ich spürte wärme. Etwas Weiches lag auf meiner Haut. Samt? Mit den Fingerspitzen fühlte ich nach. Ja. Samt. Es fühlte sich an wie meine Bettdecke. Sie war es, wie ich recht schnell bemerkte, meinen Körper völlig, bis auf den Kopf, verbarg. An meinem Leib bemerkte ich das ich nichts weiter trug als Unterwäsche, und doch vernahm ich, beim stetigen weiteren erwachen, stimmen in meiner Unmittelbaren Umgebung. „Sind deine Töchter gut angekommen?“ hörte ich die gefühllose, Monotone Stimme meiner Beraterin, Hekate. „Ja. Hylla wurde von den Amazonen gut aufgenommen, gerade da sie meine Tochter ist, und Reyna wurde ins Wolfshaus gebracht. Auch ohne die Informationen über die Zukunft, die du mir im Namen des Zwergs nanntest, hätte ich daran geglaubt, dass sie es problemlos schafft. Wir glauben an unsere Kinder, da sind wir uns doch alle einig. Jede Mutter.“ Es war Bellona, und ich hatte zwar noch immer meine Augen geschlossen, doch ich konnte mir schon denken das die Hexe nickte. „Drei Tage ist er jetzt schon ohnmächtig. Für einen Sterblichen sehr stark, doch für seine Ziele und eigenen Anforderungen, viel zu schwach. Wäre ich nicht nachsichtig gewesen, hätte ich gewonnen, doch ich will nicht lamentieren, er nutzte dies geschickt aus und ich habe verloren. Keine Ausflüchte.“ „Er hat sich schon ganz gut entwickelt. Er sollte vielleicht noch mehr die Effektivität der Elemente trainieren, wie auch seine Ausdauer.“ „Und beim Kampftraining kann ich helfen. Er hat zwar, wie es mich Odr zu genüge wissen ließ, diese Schmutzigen tricks von ihm gelernt, aber er hat bewusst den Nahkampf vermieden. Ich sorge dafür das er auch diesen, ohne schmutzige Tricks, gegen Götter gewinnen kann. Auch wenn meine Töchter ihm durchaus Talent zugesprochen haben.“ „Wie lang willst du eigentlich noch den Damen lauschen?“ drang plötzlich eine Stimme an mein Ohr, was mich die Augen aufreißen und kurz erschrocken aufschreien ließ. An meiner rechten Seite stand ein Stuhl, auf welchem Hekate saß. Wollte sie über mich wachen? Wenn ja, war das mehr als nur süß. Vor ihr stand, wie ich die ganze Zeit mitbekommen hatte, die Römische Göttin und links von mir, mich schmierig anlächelnd, stand der Nordische Gott des Bösen. Sie alle hatten ihren Blick nun auf mir ruhen. „Ich sollte, bevor ich dich aus deiner Höhle befreie, deinen Mund zunähen lassen.“ Ein herzhaftes Lachen erfüllte den Raum in welchem ich stets nächtigte. „Du scheinst wieder Fit zu sein, nach solch Kreativen Vorschlägen. Doch zu deinem Leidwesen wurde dies schon einst getan, durch die Zwerge Sindri und Brokkr. Hat nicht besonders lange gehalten.“ „Sie hatten meine magischen Schnüre nicht zur Verfügung. Ich würde ihnen gerne helfen.“ Erklang die kalte Stimme der Hexe an Loki gerichtet, und ich wollte wieder einmal liebend gerne erfahren was zwischen ihnen beiden vorgefallen war, aber vermutlich würden sie weiterhin schweigen. Doch nun galt ihre Aufmerksamkeit wieder mir. „Gut das du erwacht bist. Es gibt einiges das wir besprechen müssen. Doch nun das dringlichste, schon seit dem Tag deines Duells mit unserer neuen Verbündeten, Bellona, wartet jemand auf dich, um das Gespräch mit dir führen zu können. Sie selbst hat den Kampf ebenfalls erblickt.“ „Wer?“ „Medusa.“ Ich weitete lächelnd meine Augen. „Die Versteinerin ist also tatsächlich gekommen? Auf Kelly ist verlass und ein großes Risiko, das sie eingegangen ist. Wenn dir etwas einfällt wie ich deine Tochter belohnen könnte, gib mir bitte Bescheid.“ Ein mildes Lächeln legte sich auf die einstige Lehrmeisterin der Persephone, als sie nickte. Ihre Stimmung verbesserte sich scheinbar stetig, wenn man Lobend über ihre Kinder sprach. „Medusa wartet im Wohnzimmer. Wir sollten uns wieder an die Arbeit machen. Sobald es die Zeit erübrigt, komm bei mir vorbei, ich setz dich ins Bilde was du versäumt hast.“ Nun war es an mir, zu nicken, ehe mein Augenwerk auf die Mutter der zwei verbündeten Puerto-Ricanerinnen gerichtet wurde. „Ich hoffe du nimmst es mir nicht krumm wie ich unseren Kampf gewonnen habe.“ Wie schon während unseres Kampfes musterte sie mich, ehe sich nun tatsächlich auch ein lächeln auf ihr Gesicht stahl, und sie ihr Haupt schüttelte. „Nein. Keine Ausreden, du warst der bessere. Du hast, innerhalb der Regeln, gegen mich gewonnen. Du hast bewiesen das du es für einen Sterblichen drauf hast, aber denk nicht, dass ich dich noch einmal gewinnen lasse.“ Und mit diesen Worten verschwand sie auch schon aus dem Raum, gefolgt von den beiden anderen Göttern. Als ich mich in meinem, an meinem Schlafzimmer integrierten Badezimmer, gesäubert habe, und meine Kleidung, was aus einem schwarzes Muskelshirt wie auch einer kurzen, in Tarnfarben gehaltenen Hose samt schwarzer Adidas Sportschuhe, ausgewählt hatte, war ich bereit meinen Besuch zu empfangen. Meine Schritte trugen mich ins Wohnzimmer, und dort erblickte ich sie. Sie selbst, hinter einer verspiegelten Sonnenbrille, wie auch ihre Schlangen, blickten mir aufmerksam entgegen. Sie trug einfache, schlichte Kleidung, die die offenen Stellen an ihrem Körper, die nicht in ein Monster verwandelt hatten, offenbarten, und andere wiederum verdeckten. Ihre kaffeebraune Haut suchte ihresgleichen, während ihre eleganten Hände zu einer Kaffeetasse auf dem Tisch glitten, die mit langen, schwarzen und krallenähnlichen Fingernägeln, bestückt waren. Wie ich wusste, konnte sie aus ihnen tatsächlich Klauen machen. Ich verstand nicht, weswegen sich jeder in die Hose machte, wenn man die Gestalt der Medusa als solch Monstrosität betitelte. Angst ihr in die Augen zu blicken, verstand ich, aber der Rest in all der Geschichtlichen Überlieferung? Maßlose Übertreibung. Ich lächelte nur, als ich erfreut in die Hände klatschte und mich ihr gegenüber hinsetzte. „Medusa, freut mich dich endlich kennenzulernen.“ „Mich auch, Maximilian.“ Nun, sie hatte sicherlich in den Tagen ihrer Anwesenheit wo sie auf mich warten musste, einiges über mich in Erfahrung gebracht. „Ach bitte, nenn mich Max.“ schenkte ich ihr noch einmal ein lächeln, ehe ich ernster wurde. „Ich vermute nicht das dies eintrifft, doch damit wir uns beide verstehen, darf ich in meiner Position keinerlei Risiko eingehen, sollte ich einmal mitbekommen das du Planst deine Sonnenbrille herunterzuziehen, werde ich dich töten. Endgültig.“ „Mit der Göttertötenden Waffe.“ Meine Brauen wanderten in die Höhe, was sie vermutlich erkannte, da sie weiterredete. „Meine unfreiwillige Verwandlung in ein Monster hat mir auch ein gutes Gehör geschenkt. Ich habe deinen Kampf gegen diese Römische Göttin gesehen. Euch zugehört. Im ersten Moment war ich verwundert, als mir Kelly offenbarte das dieses Kämpfende Kind mein Wohltäter wäre, doch als ich euch weiter zuhörte, Sohn des Chaos, war mir alles bewusst. Deine Ziele hörte. Deine Kraft erblickte. Und dann gab es noch Sachen, die ich während der Wartezeit Erfahren konnte. Aus einer anderen Welt stammend, und eigentlich schon 24 Jahre alt.“ Ich blickte sie überrascht an, während ich zu applaudieren begann. „Respekt, du machst deine Hausaufgaben hervorragend.“ Sie lächelte. „Ich wurde in meinem Leben so oft schon benutzt, dass ich mir blindes Vertrauen nicht leisten kann.“ Ich nickte nur. „Verständlich. Und genau deswegen bist du hier, damit der Ungerechtigkeit Einhalt geboten werden kann.“ Leicht neben meinem Kopf beschwor ich zwei Portale. Ich merkte gleich das nicht alles innerhalb dieser drei Tage erholt war, spürte ich die Anstrengung, die mich diese zwei Portale schon kostete, doch ich würde es schon überleben. Aus den Portalen holte ich zwei Schriftrollen, die ich auf den Tisch legte. Ich brauchte ihre Augen nicht erblicken, um zu wissen das sie Neugierig auf diese beiden Rollen linste. „Ich lass dir die Wahl, Medusa. Es ist dein Leben, und ich möchte dir zum ersten Mal die Chance geben, über dieses selbstständig entscheiden zu dürfen.“ Ich hob die von mir aus gesehen linke Schriftrolle in die Hand, und legte sie unmittelbar vor der Schlangenfrau ab. „Hekate entwarf diese beiden Schriftrollen, in meinem Auftrag. Wenn du die Rolle vor dir öffnest, wirst du deinen Fluch los. Jetzt, und für immer. Du kannst ein normales Leben beginnen. Die liebe finden. Dein altes, leidendes Leben weit hinter dir lassen. Die Welt kennenlernen, Menschen in die Augen blicken. Du erhältst die einstige Schönheit zurück, in die sich selbst der Mächtige Meeresgott Poseidon auf den ersten Blick verliebte, was bedeuten muss das du mega die Granate warst. Männer sind in der heutigen Zeit leichter herumzubekommen, von mir aus erkläre ich es dir noch vorher, und gebe dir auf den Weg jede Menge Geld mit, das bis zum Ende deines Sterblichen Lebens reichen dürfte, um nach all den Äonen einen schönen Abschluss zu haben. Doch sei dir bewusst, wenn du dich hierfür entscheidest, solltest du sterben, war es das für dich. Du erwachst nicht im Tartarus, sondern es ist wirklich Game Over und du kommst runter, zum Gericht dieser Totenrichter.“ Ihre Finger zuckten, je mehr ich von der Macht der Schriftrolle sprach. Das, wonach es sie schon immer sehnte. Ein normales Leben. „Ich könnte sogar arrangieren, dass selbst deine Schwestern befreit werden würden, dann könntet ihr drei zusammen in Frieden leben.“ Sie atmete tief ein. Es fiel ihr sichtlich schwer nicht schon jetzt die Schriftrolle vom Tisch zu reißen und die Wirkung des Zaubers seinen Lauf zu lassen. „Und was bewirkt diese?“ sie deutete auf die andere Schriftrolle vor mir, die ich lächelnd in die Hand nahm, und neben die andere legte. „Rache.“ Sie setzte sich aufrechter hin, was sie ohnehin schon tat wie ich feststellte, war ihre Körperhaltung und das Verhalten von ihr wahrlich Ladylike. Nach außen das Monster, doch innerlich stets die feine Dame. Personen die sie wie ein Monster behandelten, bekamen jenes zu spüren, und das waren vermutlich fast alle. „In wie fern?“ „Diese Schriftrolle ermöglicht dir, zwischen dieser, und deiner einstigen Form zu wechseln. Als …“ ich deutete auf sie, „… schlangen-Medusa, wird es dir nie möglich sein anderen in die Augen zu blicken, jedoch in der anderen Form ist es keinerlei Problem. Welche Medusa du für den Moment auch sein möchtest, es wird dir gelingen. Ich stelle dir in Aussicht als meine Verbündete ein wichtiger Teil zu sein. Geplant habe ich, falls du es eben willst, dich als die Kommandantin aller griechischen Monster einzusetzen. Du bist berühmt. Eine Legende. Monster fürchten dich, sie würden auf dich hören. Du hilfst dabei, Athene auszulöschen, ist diese schließlich auf meiner Abschussliste. Jedoch, und das ist nicht verhandelbar, werde ich auch Kinder von ihr zu meinen Verbündeten machen, möchte also erwarten das du Intelligent genug bist die Fehler der Eltern nicht auf ihre Kinder abzuwälzen. Ob Poseidon vernichtet oder ein Verbündeter wird, ist ebenfalls noch nicht entschieden, genauso wie dessen Sohn. Sollte sich die Möglichkeit ergeben Poseidon zu rekrutieren, würde ich darauf bestehen das er vor dir zuvor Rechenschaft ablegt.“ Ich seufzte, als ich von der Rolle hinauf zu ihr blickte. „Es wäre also Krieg. Krieg oder Frieden, das ist es was ich dir bieten kann. Und ganz ehrlich? Natürlich würde ich mir dich als Verbündete wünschen, wäre durch dich nicht nur Erfahrung und Respekt in dieser jetzigen Form vorhanden, sondern sicherlich auch in deiner Menschlichen Form eine wahre Moralische Stütze für alle Männer unserer Truppe.“ Ich lächelte einen Moment anzüglich, was sie kichern lies. „Doch du hast schon lange genug gelitten. Ich gönn dir deinen Frieden, wenn nicht dir wem dann nach so viel Jahrtausenden der Pain und des Schmerzes, von ganzem Herzen. Also entscheide dich schon für das richtige.“ Ich nickte in die Richtung, in welcher die Friedensschriftrolle lag. Und ich meinte meine Worte auch so. Medusa war für mich die Ärmste oder eine der ärmsten Schweine der gesamten griechischen Geschichte. So eine richtige goldene Arschkarte, die man ihr zugesteckt hatte. Und alles, weil Poseidon unbedingt in Athenes Tempel mit ihr Unzucht treiben wollte und sie im Stich ließ, als diese sie erwischte. Ich erkannte wie ihre rechte Hand die Schriftrolle hochhob, die ihr ein friedliches Leben bescherte. Sie wiegte sie ab, und schien sie Neugierig zu betrachten. „Was versprichst du dir davon, mich von meinem Fluch zu befreien?“ „Ich kann dein Misstrauen verstehen, doch ich verspreche mir gar nichts. Außer, einer armen Seele endlich geholfen zu haben ihren Frieden zu finden. Nicht mehr, nicht weniger. Ach, eine Forderung hätte ich dann doch tatsächlich.“ Ihre Körperhaltung versteifte sich. „Und die wäre?“ kam mir auch schon ihre eisige Stimme entgegen, was mich innerlich auflachen ließ. „Ich wäre gerne die erste Person der du, sobald ich deine einstige Schönheit bewundern durfte, in die Augen blickst. Das wäre alles.“ Ihre noch so eben ernste Miene, war nun undefinierbar. Sie wirkte, als wüsste sie nicht was sie sagen sollte. Sagen konnte. „Einverstanden?“ zaghaft nickte sie. „J-ja.“ Ich beugte mich auf meinem Sitzplatz weiter nach vorne, während ich sie weiter anlächelte, und meinen Kopf auf meinem linken arm Stützte. „Nun mach es nicht so spannend. Lass mich dein erster Bewunderer nach all den Äonen sein.“ Sie warf die Schriftrolle in ihren Händen neben sich, und nahm sich, blitzschnell, schneller als ich vermutlich hätte reagieren können von der plötzlichen Überrumpelung ihrer Reaktion, die zweite Schriftrolle, die sie auch augenblicklich aufriss. Ein helles Leuchten blendete mich, weswegen ich auch sogleich meinen Blick abwandte. Ich spürte, wie sich die Magie im Raum ausbreitete, bis sie sich an einem bestimmten Platz, an dem ich die Präsenz der Legendären Gorgone wahrnahm, manifestierte. Augenblicke, die sich wie Minuten anfühlten, später, erblich das so plötzlich aufkommende Licht und ich blickte zu der Stelle, an der noch vor wenigen Augenblicken die Schlangenhafte gesessen hatte. „Wow.“ Entwisch es mir, als ich sie mit ehrlich aufgerissenen Augen anstarrte. Ihr Körper besaß zwar noch immer diese perfekte Kaffeebräune, doch die schlangenhaare wichen gewellten, perfekt sitzenden weinroten Haaren. Ihre Kleidung war ebenfalls ausgewechselt worden, denn es war ein dunkelvioletter Chiton, den sie nun am Leibe trug, während freie Sicht auf ihre, in Zehensandalen steckenden, Füße war. Sie sah aus, wie Anfang zwanzig, keinen Tag älter. Sie blickte auf sich herunter und das Erstaunen war deutlich erkennbar, trotz der noch vorhanden Brille in ihrem Gesicht. „Da-Das ist die Kleidung!“ ihre Stimme, die schon recht schön klang, war nun noch heller. Femininer. Wie Musik, der man gerne Lauschte. Sie fühlte mit ihren Händen, die nichts mehr mit einer Klaue gemein hatte von den Nägeln her, sondern vielmehr so glänzten als hätte sie frisch Nagellackentferner aufgetragen gehabt, und noch immer elegant, recht klein und feminin wirkte, an ihrem Kleid herum. Sie fühlte sichtlich den Stoff unter ihren Fingern, und eine Träne glitt ihre Wange hinab. Sie schaute zu mir. „Das ist das Kleid, das ich am Tag meiner Verwandlung trug!“ nun blickte ich erstaunt zwischen der neugewordenen Schönheit, und dem Kleid hin und her. Ich wollte nicht den Moment zerstören mit einer Bemerkung wie, dass es nach so vielen Äonen sicherlich einiges auf Ebay einbringen würde, zumal sie das Internetportal sicherlich nicht kannte, also ließ ich diesen schrägen Gedanken in meinem Kopf versauern, und freute mich einfach für sie. Ich wusste zwar nicht genau weshalb sie die andere Schriftrolle nahm, aber es war ihre eigene Entscheidung gewesen. Doch mit einem Mal hörte sie auf sich selbst zu Mustern, und blickte auf mich. Sie errötete etwas, als sie, vorsichtig wie ein Hund der etwas falsches tat, sich schritt für schritt mir näherte. Sie blickte sich um und schien zu überlegen, ob sie sich nun links oder rechts von mir setzen sollte, doch ich nahm ihr die Entscheidung ab, indem ich sie bei der Hand nahm, und ihr zu verstehen gab, dass sie sich auch auf den Tisch setzen konnte. „So kann ich dich besser bestaunen.“ Verließ es meine Lippen, was sie weiterhin rotbleiben ließ, und ich feststellte das ich meiner Grundschulgröße tatsächlich mal dankbar war, da ich sie so tatsächlich besser im Blick besaß. „Bereit?“ sie nickte zaghaft, als sich ihre Hände an ihre Brille legten. Und dann war der entscheidende Moment gekommen. Die Brille war unten, und sie hielt ihre Augen geschlossen. Vorsichtig griff ich nach ihren Händen, um ihr Mut zu geben. Um ihr zu zeigen, dass ich da war. „Zeig mir schon deine Seelenspiegel. Dein … wie nanntest du mich vorhin? Wohltäter? Schöner Name übrigens. Dein Wohltäter ist neugierig.“ Und es geschah. Zaghaft öffnete sie ihre Augen, und unsere Blicke trafen sich. Ein wohltuendes Blau-Orange schien mir entgegen und mein Blick war wie versteinert. Ich konnte mich einfach nicht von ihren Augen lösen. Sie waren so atemberaubend. Traumhaft. „Das sind mit Abstand die schönsten Augen, die ich jemals gesehen habe.“ Kam es verblüfft aus mir heraus. Und das war die absolute Wahrheit. Ich hatte Mutter, also der Schöpferin in die Augen geblickt. Ich habe Gottheiten in diese geblickt, Monstern, mein gesamtes Leben lang in die von so vielen Unterschiedlichen Menschen, aber keine Iriden glichen der, dieser Frau. Es war ein absolutes Verbrechen, das Athene diese unglaublichen Augen so viele Äonen lang hat der Öffentlichkeit vorenthielt. Ich erkannte wie sich ihre Augen mit Flüssigkeit füllten, bis diese zu viel wurden und, wie die vereinzelte Träne Momente zuvor, ihren Wangen herunterliefen. Und mit einem Mal wurde mir anders. Der Duft von Lilien wanderte in meine Nase, und in meinem Gesicht spürte ich Feuchtigkeit. Diese wundervollen Iriden, die einen an einen Sonnenaufgang am Meer erinnerten, dank der Intensiven Mischung in ihnen, war verschwunden, und stattdessen erblickte ich ihre geschlossenen Augenlieder. Auch an meinen Lippen bemerkte ich etwas, bis ich es Realisierte. Sie küsste mich. Augenblicklich, wie es für mich im Unterbewusstsein natürlich war, erwiderte ich ihn, bis wir uns nach kurzer Zeit voneinander lösten und sie, rot im Gesicht, auf mich blickte. „V-Verzeih. Ich wollte nicht …“ ihre Stimme versagte. War die große und unheilvolle Medusa etwa schüchtern wegen eines Kusses? Nun, man durfte auch nicht vergessen das sie in einer Zeit geboren war und aufwuchs, in der nicht alles so natürlich war wie heute. In einer Zeit, in der es einem Heiratsantrag glich, wenn man jemanden mit einem roten Apfel bewarf. Kein scheiß, es war wirklich so in der Antike. Und sie war noch älter. Genüsslich leckte ich mir über die Lippen, und grinste sie schelmisch an, wie sie vor mir, so beschämt, auf dem Tisch dasaß. „Das war zu Gefühlsintensiv für meinen kleinen Körper.“ Fasste ich mir theatralisch ans Herz, ehe ich lachte und mir wieder eine ihrer Hände schnappte. „Bitte nicht um Verzeihung, weil du deine Freude an den Tag bringst. Weil dich Gefühle überwältigen, die du lange nicht mehr haben durftest. Ich mag zwar nicht verstehen weswegen du dich gegen ein friedliches Leben entschieden hast, aber ich bin froh dich an meiner Seite zu wissen. Und zudem fühle ich mich geehrt, dein erster Kuss seit Äonen sein zu dürfen, zudem warst du der meine in dieser Welt. Hätten dir Leute einst in die Augen blicken können, hätte man sie sicherlich zu den Weltwundern dazugezählt und an diesen …“ ich berührte einen ihrer Finger nach dem anderen, „… hättest du schon lange nicht mehr deine Verehrer abzählen können.“ „D-danke.“ Ich lachte leicht, als ich aufstand und sie an der Hand mit mir um die Couch zog. „Bedank dich nicht dafür, dass ich lediglich die Wahrheit ausspreche. Lass mich dir nun die anderen, offiziell, Vorstellen. Später können wir noch herausfinden wie das mit deiner Verwandlung nun funktioniert. Und dann können wir auch gleich über unsere Zusammenarbeit sprechen. Zudem kann ich, oder die anderen, dir helfen über die neue Welt bescheid zu wissen, kann ich mir vorstellen das du von dieser in deiner Isolation und deinem Laden nicht so viel mitbekommen hast.“ Und gemeinsam liefen wir aus meinem Häuschen heraus, um Medusa unserem Camp zu offenbaren. Ja, das war ein verrückter Tag. Kaum aus dem Koma erwacht, schon eine lebende Legende der Monster kennengelernt und eine gute Tat vollbracht. Auch meinen ersten Kuss ergaunert, was mir wirklich eine Freude war, gefiel mir die Menschliche Medusa schließlich absolut. Medusa hatte mir im Übrigen erklärt das sie, aus Dankbarkeit und auch ein bisschen der Rache heraus, meine Verbündete sein wollte und das akzeptierte ich voll und ganz. Ich ernannte Medusa zur Anführerin der griechischen Monster, und Kelly zu ihrem Vizeanführer, was an sich eine gute Belohnung war, wenn immerhin noch weitere starke Monster kamen und Kelly in solch einer Position stand. Hekate hatte Medusa auch erklärt wie das mit ihrer Verwandlung ablief und ich? Ich selbst hatte erst einmal genug von dem Rekrutieren, hatte ich in den letzten Tagen ordentlich was geschafft, ohne Pause, abgesehen von meiner unfreiwilligen Bettruhe, und nun war es an der Zeit einmal so richtig auszuruhen und mich zu entspannen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)