Life in the [Un]known World: Band Eins ~ Im Verborgenen von abgemeldet (Chapter 00 ~ Alles begann mit einem Disput) ================================================================================ Kapitel 10: Chapter 10 ~ Die erste Rekrutierung ----------------------------------------------- Nun, aus den paar Tierformen, die ich üben wollte, wurden deutlich mehr als gedacht. Ich hatte solch ein Gefallen an der Situation gefunden, diese Fähigkeit beherrschen zu können, dass ich die Zeit völlig vergaß und bevor ich es richtig realisiert hatte, war es auch schon dunkel geworden. Meine Entscheidung war, am nächsten Tag meine kleine Reise außerhalb dieser Insel zu beginnen. Am Abend hatte ich mich noch mit Odr und Hekate getroffen, mit ihnen geredet und Hekate überrascht, als ich ihr meinen Entschluss mitteilte, dass, sobald ich ein Gott wäre, ich das Meerschweinchen zu einem meiner heiligen Tiere ernannte. Vielleicht hatte ich es mir eingebildet, doch im Schein des Lagerfeuers in Odrs Fischerhütte sah es so aus, als hätte sich ein Lächeln in ihrem Gesicht gebildet. 24.01.2006 Sanft umhüllte mich der Wind. Immer mehr, desto höher ich stieg, nur um Sekunden später diesen intensiver auf meinem Gefieder, im Gleitmodus zu spüren. Mit Freude und Faszination nahm ich die Landschaft wahr, die sich unter mir ausgebreitet hatte. Zum ersten Mal erblickte ich sie. Zum ersten Mal war ich nach einem halben Jahr in diesem Universum, außerhalb dieser Insel. Zum ersten Mal, selbst in meiner Welt, erblickte ich die Vereinigten Staaten von Amerika mit eigenen Augen. Wobei, mittlerweile befand ich mich bereits in Kanada. Besser gesagt sogar in Fredericton, eine Kleinstadt, die von unserer Insel nicht einmal all zu weit entfernt war. Meine Portalfähigkeit war zwar großartig, aber um diese nutzen zu können, musste ich die Orte tatsächlich schon einmal vorher mit meinen Augen persönlich gesehen haben. Natürlich musste auch meine Ausdauer in Form von der Tragweite meiner Portale dazu passen, ohne die es schließlich so oder so zum Scheitern verurteilt wäre. Also flog ich dorthin. Und nach Fredericton zog es mich in der Form eines Kolibris. Ich war recht erstaunt wie schnell und zeitgleich manövrierfähig diese kleinen Vögel waren. Die Form hatte bei mir gefallen gefunden. Was ich in Fredericton zu tun besaß? Nun, hier sollte sich, dass erste Kind der Hekate befinden. Besagte Göttin hatte mir eine kleine Schriftrolle mitgegeben mit dem Aufenthalt ihrer Kinder. Mit der Bitte, zwei der Kinder als Erstes zu verpflichten. Sie hatten es laut ihr am schwersten. Und natürlich erfüllte ich ihr diese Bitte, immerhin war die Reihenfolge ohnehin egal. Selbstverständlich hatte ich meine Aura und meinen Duft abgeschaltet. Sonst wäre meine ach so tolle Verwandtschaft und viele andere mystischen Wesen hinter mir her. Stress, den ich gewiss nicht gebrauchen konnte. Zumindest noch nicht. Mein Blick richtete sich nach unten. Das Rathaus meines Zielortes befand sich unter mir. Im Sturzflug begab ich mich hinunter in eine kleine Ecke, die von niemandem beobachtet wurde, und verwandelte mich in einen Menschen zurück. Der Vorteil, alleine die Form zu wechseln, anstelle von jemand anderem gezwungen zu werden, war der, dass man die Kleidung in tierischer Form als Fell am Körper trug. Einen Rucksack im Übrigen auch. Und besagten, der auf meinem Rücken geschultert war, zog ich herunter, nur um die Rolle herauszunehmen. „Alexis Moon, Fredericton, Kanada“, las ich von dieser ab, ehe ich zusammenzuckte und die Rolle erschrocken auf den Boden warf. Das Papier hatte urplötzlich an einer Ecke zu brennen angefangen. Doch das Feuer breitete sich nicht aus. Es schien ein kleines Viereck zu bilden und verschwand stattdessen. An dieser zuvor brennenden Stelle war hingegen jeglicher logischen Erwartung kein Loch oder ein Zeichen einer Verbrennung, nein, sondern etwas anderes hatte sich dort gebildet. Etwas… das aussah wie ein Foto. Langsam und vorsichtig nahmen meine Hände die Rolle wieder auf, und ich beäugte diese Karte noch immer misstrauisch. An der Position, die gebrannt hatte, tauchte tatsächlich ein Foto auf. Das Abbild einer wunderschönen jungen Blondine mit eisblauen Augen zierte dieses. Vermutlich besagte Alexis Moon. Hekate hätte ja mal eine Vorwarnung aussprechen können, aber natürlich tat sie dies nicht. Zumindest wusste ich nun auf welche Person ich achten musste, was mir meine Suche deutlich vereinfachte. Wieder meinen Rucksack geschultert, trugen mich meine Beine vor das Rathaus. Klar wusste ich, wie Hekates Tochter aussah, doch nun kam ich zu dem eigentlichen Problem: Wo sollte ich anfangen zu suchen? Fredericton war zwar kleiner als manch andere Stadt, aber es gab hier noch immer um die 50.000 Einwohner. Gab es hier coole Locations, wo sich die Kids trafen? Vielleicht ein BIZ? Ein Jugendzentrum? Einen Parkplatz, wo man einem Penner ein paar Mücken in die Hand drückte und von diesem Alkohol bekam oder was die Kids sonst so trieben. Pardon, ich vergaß, dass ich mich in Kanada und nicht mehr in Amerika befand. Hier waren sie ja anständiger. Eine der Tatsachen, die ich an diesem Land mochte. Meine Gedanken gingen zu allen möglichen Orten, wo ein junges Mädchen gerne hinging, das sich zwischen Erwachsenwerden und Kindheit befand. Wenn diese junge Frau wie ihre Mutter war, dann hätte ich bessere Chancen, wenn ich in einer Bibliothek nachschaute. Eher ruhigere Orte oder nach einem Klingelschild, auf dem ihr Nachname stand. Hekate war nicht gerade als der typische Partygänger bekannt. Ich fand es nicht falsch. Meine eigene Partyzeit endete mit dem Beginn meines zweiten Jahrzehntes. Seitdem war ich ein Genießer. Ich bevorzugte kleine Sit-ins in einer Wohnung oder einer Gartenhütte. Mit den richtigen Leuten, im kleineren Kreis und mit etwas Alkohol. Auch wenn ich eine richtige Party nicht verkehrt fand. Man lernte neue Leute kennen und mit den richtigen Bekannten machte es eine Menge Spaß. Ein Mann lief an mir vorbei, doch irgendetwas schien mir an ihm seltsam. Nun eine Frau, auch sie erschien mir komisch zu wirken. Wieso das? Noch mehr Personen liefen in meiner Umgebung herum, jeder erschien mir etwas anders. Es fühlte sich an, als wären sie alle gleich. Und als ich mich auf dieses Gefühl konzentrierte, bemerkte ich wie in meiner Nähe, vielleicht eine Straße weiter, etwas anderes war. Etwas, das stetig näherkam. Und nach ein paar Minuten konnte ich dieses andere erkennen, als sie um die Ecke bog, direkt auf das Rathaus zu. Es handelte sich hierbei doch tatsächlich um meine Zielperson. Was war das für ein Gefühl? Für einen Moment überlegte ich, als ich meine Augen schloss und mich auf dieses Gefühl weiterhin konzentrierte. Es war, als konnte ich… nein, es war scheinbar wirklich so, dass ich die Präsenz anderer etwas spürte. War es das, was Hekate meinte, als sie sagte, ich würde sie schon aufspüren, als ich sie fragte, wie ich ihre Kinder finden sollte? Vermutlich. Sie wusste scheinbar, dass dies passieren würde, wenn ich das erste Mal seit über einem halben Jahr nicht mit Göttern oder deren unsterblichen Begleitern unterwegs war, sondern mit schwächlichen Sterblichen. Dass ich bemerkte, dass etwas anderes war. Dass ich dieses Mythologische spürte. Und so war es auch. Die Sterblichen waren, wie ich es vernahm, an jeglicher Struktur identisch, während diese Alexis mir auffiel, wie eine Wunderkerze in einer dunklen Nacht. War das auch die Sichtweise, welche Monster besaßen? Konnte ich es vielleicht gerade deswegen spüren, da ich selbst in der Lage war, meine eigene Aura und Präsenz zu unterdrücken, und daher etwas vertrauter mit diesem Thema war? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich Hekates Tochter gefunden habe und nun mit meinem ersten Halbgott Kontakt haben würde. Wobei… technisch gesehen war sie eher ein Halbtitan. Der Blondschopf hatte sich derweil, während ich mit mir selbst beschäftigt war, auf eine Parkbank hier in der Nähe des Rathauses gesetzt und ein Buch aus ihrem Rucksack genommen. Kam sie gerade aus der Schule? Schließlich sah dies aus wie eine Schultasche. Meine Augen ruhten nun etwas genauer auf ihr. Ein weißes Top zierte ihren Oberkörper, während eine schwarze Jeans samt der farblich gleichen schwarzen Ballerinas ihre untere Seite bedeckten. Nannte man dies einen französischen Zopf, was sie mit ihren Haaren getan hatte? Ich vermutete dies, war ich selbst alles andere als ein Modeberater, doch hatte ich genug Serien in meinem vorherigen Leben geschaut, in welchem selbst solch Belangloses mal besprochen wurde. Vermutlich war von diesen das eine oder andere, was Modedesign anging, bei mir hängen geblieben. Langsam näherte ich mich ihr und setzte mich neben sie. Sie blieb ruhig, blickte nicht einmal zu mir oder schaute vom Buch auf. Als besäße sie nichts zu befürchten, und kein Monster würde ihr jemals etwas antun. Sollte sie nicht etwas auf der Hut sein? Immerhin war sie die Tochter von Hekate, einer sehr mächtigen Göttin. Zum anderen war sie in einem Alter, indem ein Halbblut für Monster noch mehr zur Delikatesse wurden. „Alexis Moon?“ Mit erhobenen Augenbrauen schaute sie von ihrem Buch auf, und musterte mich. Nun, so nah und ihr ins Gesicht blickend, konnte ich es besser beurteilen. Sie schien mindestens fünfzehn zu sein und wie auf dem Bild zu erkennen, stellte ich fest, dass es sich bei ihr, um eine echte Schönheit handelte. In meiner Teenagerzeit hätte ich sicherlich die eine oder andere wilde Fantasie über sie gehabt, da war ich mir sicher. Wieso war es Hekate so wichtig, dass ich sie schon so früh aufsuchte? Lag es an den Monstern, die stets Jagd nach ihr machten, oder gab es andere Gründe? Dass mit den Monstern konnte ich zwar verstehen, aber sie schien eher die Ruhe selbst zu sein, während sie hier ihr Buch las. Sie erinnerte mich, um ehrlich zu sein, ungemein an ihre Mutter. „Ein Monster? Das wäre ungewöhnlich. Keine Aura. Keine Präsenz. Tarnmechanik? Nein. Verzauberter Gegenstand? Nein. Merkmale eines Monsters? Nicht wirklich. Normaler Mensch? Negativ, sonst wüsste er sicherlich meinen Namen nicht und zu Jung dafür, um die Geheimnisse des Nebels zu erkunden und andere zu erkennen. Halbgott? Vermutlich. Vielleicht mein Bruder? Möglich. Erkläre dich.“ Ich war verwirrt. Noch nie wurde ich auf solch eine Art analysiert. Generell wurde ich selten analysiert. „Ich bin keine Bedrohung für dich.“ „Positiv. Ich weiß.“ Meine Augenbrauen hoben sich nun so richtig in die Höhe. Hatte sie mir damit gerade zu verstehen gegeben, dass ich kein Gegner für sie wäre? Ein kleines bisschen arrogant die Gute. Ich hoffte, sie konnte ihren Worten Taten folgen lassen, dass sie so zuversichtlich war, denn dann konnte sie wahrlich eine Zierde meiner kleinen, wachsenden Gemeinschaft sein. „Deine Mutter schickt mich.“ Alexis wiegte ihren Kopf von links nach rechts und betrachtete mich aufmerksam. „Mutter? Hekate?“ Ich nickte. „Meine Annahme war schlussendlich korrekt. Natürlich.“ Sie erinnerte mich ein bisschen an einen verrückten Wissenschaftler. Sollten Hekatekinder so sein? MUSSTEN die so sein? Würde die anderen auch so sein? Das wenige, dass man in den Büchern von Lou Ellen und diesem Alabaster las, ließen sie weniger als solche Geeks wirken wie es nun einmal Alexis zu sein schien. Sie sprach seltsam und sehr schnell, während sich ihre Stimme fast überschlug. Zudem schien sie mehrere Gedanken auf einmal zu verarbeiten. Irgendwie kam sie mir vor, wie ein Hamster auf Koffeinschock. „Wie kamst du denn zu dieser Annahme?“ Mit einem Fingerschnippen verschwand ihr Buch, und der Rucksack auf dem Boden hatte sich geschlossen. „Griechische Monster jagen mich. Ich beherrsche die Kunst der Magie. Meine Zauber sind in der Nacht stärker, als am Tag. Nachtsicht, fast, als wäre es Tag. Gegenstände lassen sich telekinetisch bewegen. Von wem sollte ich sonst abstammen?“ Ich lächelte. Sie war wirklich gut im Analysieren. Natürlich war Hekate bei manchen Sachen, die sie aufgezählt hat, nicht die einzige Gottheit, die so etwas bewerkstelligen konnte, doch mein Tipp wäre vermutlich auch die Zaubergöttin gewesen. „Hast du mehrere Wertgegenstände oder brauchst du noch etwas von zuhause?“ Sie schüttelte ihr Haupt. „Alles, was ich besitze, befindet sich in meinem Rucksack. Verzaubert.“ Ah, ich verstand. Ihr Rucksack war wie die Tasche von Hermine Granger. Leicht im Tragen und doch jede Menge Sachen, die sich dort befanden. Bei Bedarf konnte sie mir auch mal so eine Zaubern, klang nützlich. Wobei, wenn ich so drüber nachdachte, besaß Leo Valdez auch später so eine nur in Form eines Werkzeuggürtels. Ja, es war gewiss nützlich. Doch länger wollte ich mich damit nicht beschäftigen, sondern legte diesen Gedanken auf meine „Haben will“-Liste. Mit einem Schnippen meinerseits, ließ ich ein Portal erscheinen, was sie fasziniert beobachtete. „Nun dann, bereit deine Mutter kennenzulernen?“ Sie nickte. Innerhalb eines Moments sprang sie von der Bank und schritt wortlos durch das Portal, was mich ihr fassungslos hinterherschauen ließ. Was war nur los mit dieser jungen Frau? Hatte sie denn überhaupt kein Misstrauen? Amüsiert schüttelte ich meinen Kopf. Dies war deutlich einfacher gewesen als ich erwartet hatte. Sie war mutig, da sie so bereitwillig einfach durch das Portal schritt oder einfach nur dämlich dem vertraute, was daher quatschten. Ich schloss es hinter ihr. Zum Einen damit sie ihr erstes Gespräch mit ihrem göttlichen Elternteil allein besaß und zum Anderen, da mein Weg nicht direkt zurück ins Camp führte, denn ich musste noch ein paar weitere Kinder der Hekate ausfindig machen. Erneut packte ich die Rolle aus, die mich zum zweiten Fall führen würde, um den ich mich laut Hekate so dringlich kümmern sollte. Mein Blick glitt auf die Rolle, die mir auch schon die Details gab, die ich benötigte. „Louie Marsh. Lincoln, Maine, USA.“ Ich begann zu nicken. Nun würde ich mich auf den Weg machen, das zweite Kind von Hekate zu verpflichten. Das zweite Halbblut, das sich mir anschließen würde, denn so wie Alexis sich bereitwillig dazu entschlossen hatte, durch das Portal zu treten, bezweifelte ich stark, dass sie sich uns nicht anschloss. Wie ich später von Hekate mitgeteilt bekam, war der Fall rund um Alexis so dringlich, da sie durch ihr Alter und ihre Kraft viele Monster anlockte, und Hekate durch die eigenartige Art wie sie sich benahm, besorgt war. Besorgt aufgrund der fehlenden Sicherheit und der fehlenden Sozialkontakte. Die Sorgen einer Mutter, die mir wieder einmal klar versicherten, dass sie eine liebevolle Mutter war. Dass manche Gottheiten eben doch menschlicher waren, als sie zugeben wollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)