Kusuri, der Dämonenarzt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 10: Vergangenheit ------------------------- Vergangenheit Wenige Tage später, konnte Tego uns einen Hinweis geben. Der Wächter, befand sich in einem Sumpf. Dieser wäre von dichten Bäumen umringt, in dem sich finstere Yokai befanden die einen abhalten würden zu passieren. Es schreckte mich zwar etwas ab, da ich kaum kämpfen konnte, aber ich würde meine Kraft zur not nicht heilend, sondern tötlich einsetzen. Ein fester Griff ums Herz würde reichen um dieses zum Stillstand zu bringen. Das würde ich vielleicht auch durch meine Augen schaffen. Yosuke, prahlte dagegen mit seiner Kampferfahrung. Natürlich war er erfahrener. Zudem hatte er einen robusteren und stärkeren Körperbau als ich. Allein seine Armmuskulatur war beeindruckend und fein definiert. So machten wir uns auf den Weg, nachdem wir Tego, sehr dankbar verabschiedet hatten. Er wollte unbedingt wieder von uns hören und einen Bericht von unserer Reise. Wir liefen einen ganzen Tag, als wir an einer Lichtung ankamen, die mir komisch vertraut vorkam. Visionen schlichen sich in mein Hirn und ich erkannte einige Dinge wieder. Zwei Steine die dort hinausragten, ein einsamer Apfelbaum in mitten von dichten Laubbäumen. Ganz automatisch blieb ich stehen und sah mich um. Yosuke, hielt einige Schritte weiter und musterte mich. „Was ist los, Kusuri?“, fragte er, doch mein Blick wendete sich in eine bestimmte Richtung, fixierte dort einen Punkt. Mein Herz schlug plötzlich pochender und stärker, meine Finger kribbelten und ich war wie erstarrt. Dies war die Lichtung, aus meiner Kindheit. Natürlicherweise war sie gewachsen und doch waren die Merkmale da und wenn ich nur einige Meter in die richtige Richtung laufen würde, dann würde ich an die Stelle kommen. An die Hütte meiner Kindheit. Oder würde ich endlich das Haus sehen, welches Okkoto-sama damals errichten lassen wollte? Würde ich Vater oder Mutter sehen. Ryochi? Würde er mir verzeihen? Yosuke, bemerkte meinen Blick und folgte ihm. Er sah jedoch nichts und wurde ungeduldig. Ich hörte seine Schritte auf mich zukommen und wie er nah bei mir stehen blieb, sich zu meinem Gesicht beugte und meinen starren Blick mit seinen Augen abriss. „Hallo? Antwortest du vielleicht mal?“, forderte er und ich verfiel in seinen braunen Augen. Meine Gedanken, waren nun ganz bei dem Weg den ich gehen müsste, um dorthin zu gelangen. Sollte ich es wagen? „Ich", stotterte ich zunächst und fing mich dann endlich. „Dies ist der Ort meiner Kindheit. Können wir einen Umweg einschlagen?“ Kurz sah sich Yosuke nochmal zu dem Punkt um, den ich betrachtet hatte, stellte sich dabei wieder zur vollen Größe auf. „Natürlich. Ist es weit?“ „Nein. Folge mir einfach“, bat ich und war froh, das er mitkam. Ich war aufgeregt und brauchte wahrlich einen Stoß, um in die Vergangenheit einzutauchen. „Nichts leichter als das, Kusuri", machte er einen Scherz und lockerte meine Gefühle auf, auch wenn es mich ärgern sollte. Ich lief los. Immerzu in die vertraute Richtung bis ich bald den kleinen Bach Plätschern hörte und genüsslich meine Augen schloss. Als würde er immer noch so klingen, wie damals. Mein Herz jedoch klopfte mir bis zum Hals. Nur noch wenige Meter und ich war dort. Yosuke, hielt natürlich Schritt, denn an seinen Witzen über mich, war meistens die Wahrheit dran. Einen letzten Schritt tat ich durch den Waldrand und blieb stehen. Doch es war nicht das, was ich erwartet hatte. Die Hütte, welche dort stand war zerfallen, das Dach lag im Inneren des restlichen Gebäudes. Sofort ließ ich meine Aura schweifen, suchte nach einer anderen und fand nur die von meinem Begleiter. Neben dem Haus war ein verwildertes, viel größeres Feld. Alle Pflanzen verbanden sich zu einem dicken Knäuel, welches aktuell unter dicken Schneemassen bedeckt war. Es war klar, das hier niemand mehr gelebt hatte und das für eine sehr lange Zeit. Yosuke, löste sich von meiner rechten und ging die Überreste begutachten. Dies brachte auch mich aus einer eisernen Starre und ich sah mich am Feld etwas um. Er hatte es erweitert und auch einige Bäume gepflanzt, welche Kahl und vereist am Rande standen. Ich kniete mich zur Stelle, an der ich ihn zuletzt gesehen hatte. „Verräter", schallte seine Stimme in meinen Gedanken und ich zog die Hand vom Boden weg, auf dem er gestanden hatte. „Kusuri", rief mich Yosuke und ich sah zu ihm. Er stand an der Hütte und dort war etwas aufgestellt, was ich nicht kannte. Somit stellte ich mich wieder auf und ging zu ihm, fing seinen fragenden Blick auf und hielt neben ihm. „Hast du etwas gefunden?“, fragte ich nebensächlich, denn was sollte er hier finden, was er erkannte? Er hatte keine Bindung zu alledem. Dennoch zeigte er auf die zwei Erhebungen, welche wie Grabsteine erschienen. Beide hatte er vom Schnee befreit und dies schien ihn zu verwirren. Ebenso auch mich. Denn dort, auf dem einen Stein, stand mein Name. Kusuri. Ich erstarrte, hielt die Luft an und war geschockt. Yosuke, musterte meine starre für einen Moment und fragte dann: „Weißt du, was das zu bedeuten haben könnte?“ Ich schüttelte monoton den Kopf. Hatte meine Familie mich etwa begraben? Mich ausgestoßen? Hatte Vater ihnen etwas anderes erzählt, als das, was wirklich passiert war? Hatte er Ryochi gesagt ich wäre auf unserer Reise gestorben? Und nicht, das er mich an einen reichen Herrn verkaufte? Hatte er diesen Verkauf, gar nicht akzeptiert und mich einfach zurückgelassen, weil ich ihn gedemütigt hatte? Was hatte Vater getan, damit hier jemand einen Stein errichtete, auf dem mein Name stand? Der Stein daneben war namenlos und ich würde nicht wissen, wer dort begraben war, dennoch kam es mir so vor, als hätte ich die Chance meinen Bruder noch einmal zu sehen, ihm zu zeigen, was aus mir geworden war, ihn glücklich machen zu können, versiegt. Ich würde ihn nie mehr wiedersehen. Yosuke, hatte ein feines Gespür für das Versinken von Gefühlen und legte seine Hand auf meine Schulter. Aber mein Körper reagierte ungewollt darauf. Ich wich aus und sah ihn geschockt an. „Erklär mir, was los ist, Kusuri. Du verhältst dich eigenartig", bat er und ich schluckte hart. Aus irgendeinem Grund, war dies etwas, was ich nicht preisgeben wollte. Jetzt nachdem ich diesen Abschluss bemerkt habe, wollte ich nicht mehr von meiner Vergangenheit an die Außenwelt lassen. „Nein", war meine knappe Antwort und Yosuke zog die Augenbrauen hoch. „Du bist ganz aufgewühlt. Erklär mir doch, woran es liegt und wir können darüber reden", versuchte er es nochmal und meine Gefühle schlugen aus. Ich machte dicht. „Ich sagte, nein! Lass mich damit in Ruhe!“, knurrte ich laut und wendete mich ab. Mit gleichmäßigen Schritten ging ich davon, ohne auf Yosuke zu warten. Er schien mir auch nicht zu folgen. Auch einige Meilen später, war er mir nicht gefolgt. Sicher war er mir sauer, weil ich ihn so angegangen war. Ich wusste selbst, schon in dem Moment als ich mich abwandte, das es falsch war ihn für meine Gefühle verantwortlich zu machen. Er hatte meinen Zorn, einfach an ihm ausgelassen. Doch ich würde nun nicht mehr zurückgehen, um mich zu entschuldigen. Spätestens in der Residenz würde ich ihn wiedersehen. Also ging ich Tego Hinweis nach und erreichte am Abend den Sumpf. Die Sonne breitete gerade, ihren roten Fächer über dem Horizont aus, als ich durch die letzten Büsche brach und an einen dümpelnden Sumpf trat. Das Wasser war trüb und jeder Schritt darin, würde den Dreck nur noch mehr aufwirbeln und die Flüssigkeit verderben. Der Geruch nach Moss und vergorenen Gehölz, lag schwer und übel in meiner Nase und kroch sogar in meinen Rachen, weswegen ich meinen Arm hob und mich mit verschlossenen Mund dem Ort widmete. Mir gegenüber ragte eine Felsformation empor, über und über mit Moos und kleinen weißen Blüten bewuchert. Ein dichter Vorhang aus Efeu, ragte an die Wasser Oberfläche. Auffällig, dachte ich und machte einen herausragende Steinreihe im Sumpf aus, auf der man gut hätte dort hineinkommen können. Ein kleines schmunzeln zog sich auf meine Lippen und ich nahm den ersten Schritt. Kurz verweilte ich, horchend darauf und beobachtete meine Umgebung. Nichts geschah und so ging ich weiter. Leider war diese Ruhe trügerisch und als ich, nah am Vorhang aus Efeu, den letzen Stein betrat, versank er schlagartig unter meinem Gewicht. Sofort sog ich in das Wasser und wurde hinabgerissen. Als würde jemand meinen Fuß packen, sank ich immer tiefer und tiefer hinab. Durch den japsenden, letzten Atemzug, den ich oberhalb der Oberfläche getan hatte, hatte ich nur mäßig viel davon in meine Lunge gebracht und bekam Probleme. Ich musste mich befreien. Aber wie? Ich sah hinab und grell Leuchtende Augen stachen mir entgegen. Es war ein anderer Yokai, welcher wohl der Wächter dieses Sumpfes war. Oder sogar der Wächter dieser Kugel, nach der ich suchte? Ich zog an meinem Fuß, strampelt und als das nichts brachte, beschloss ich, meinen ersten Angriff. Die Luft drängte sich in Bläschen aus meinem Mundwinkel. Mein Körper verwertete viel zu schnell, wie ich bemerkte. Ich musste mich beeilen. So schnappten meine Hände nach vorn und ergriffen den Übeltäter. Ich schloss angespannt die Augen und presste all meine Kraft hinein. Ein leuchten erstach meinen verschlossenen Blick, doch es genügte nicht. Erschrocken schlug ich die Lieder auf und blickte in einen Strahl aus purem Licht. Ich war verloren. Das erste was ich spürte, als mein Geist wieder auftauchte, was die schwere meines Körpers. Als würde ich noch im Wasser verweilen, sogen meine Glieder, wie an Ketten, an meinem restlichen Körper. War ich gefangen? Nein. Ich war nicht unter Wasser, denn ich bekam frische und geruchlose Luft in meine Lungen. Sofort pumpte ich sie tief ein und konnte dann meine Augen öffnen. Erschrocken riss ich sie auf und musterte sofort meine Umgebung. Mit Schwung stemmte ich meine Arme auf und griff an das kleine Messer, welches ich versteckt in meinem Gewand trug. Aber ich bemerkte, das ich allein war. Keine Aura war anzutreffen, als ich meinen Geist durch diese augenscheinliche Höhle gleiten ließ. Auch meine Augen erkannten niemanden und somit, zog ich das Messerchen heraus, stellte mich auf meine Beine. Ein Feuer brannte in meiner Nähe, eine Fackel ruhte daneben, unangezündet und ich sah dies als Anspielung. War der Wächter vielleicht doch zugegen und beobachtete was ich tat? Sollte ich es wagen seinem Willen zu folgen? War dies vielleicht schon Teil meiner Aufgabe, um den Wächter zu begegnen und somit eine Chance auf die Kugel zu erhaschen? Also entschied ich mich dazu, kniete mich zur Fackel und streckte sie in die lodernden Flammen. Langsam züngelten sich diese und erfassten bald, das trockene Holz, um es zu erleuchten. Somit stellte ich mich auf, wand mich herum und entdeckte einen Gang, welcher mir vorher nicht einmal aufgefallen war. Ein Luftzug signalisierte mir den nächsten Hinweis. Ich hatte also richtig gehandelt. Ich würde diese Kugel finden und ich würde sie bekommen. Mit diesem, neu aufgebrachten Willen schritt ich den dunkeln Gang entlang und kam an einen unterirdischen See. In der Mitte befand sich ein Schrein, welcher auf einem winzigen Flecken Rasen aufgebaut war. Der kleine, hölzerne Kasten wurde im inneren mit einem grünlichen Licht erhellt. Mein Herz schlug auf. Dort musste die Kugel sein. Aber wo war der nächste Hinweis? Sicher durfte man sich nicht von diesem wunderschönen und doch unheilvollen Glanz verleiten lassen. Wo war also- Mit schweifenden Blick hielt ich an einem hellen Punkt an der Decke. Dort befand sich die Unterseite einer Quelle. Klar konnte ich hindurch in den Himmel sehen, erkannte Baumwipfel und Farnwedel, die sich zur Wasseroberfläche neigen mussten. Einzelne Tropfen fielen hinab und speisten diesen kleinen See. Was hielt das Wasser dort oben? Fragte ich mich. Musste die Oberfläche nicht vereist sein? „Was sich dort oben wohl verbirgt, junger Arzt?“, fragte es direkt neben meinem Ohr und ich erschrak. Eilig, wie von Sinnen wich ich zurück, schlug die Fackel vor mir her und wollte sehen wer mir dort etwas zugeflüstert hatte. „Mutig“, entgegnete die Stimme und ich erkannte die kleine Gestalt. Sie glich einem weißen Taschentuch, welche die feinsten Damen in den hohen Häusern, bei sich trugen und nur selten benutzen, um sich den Schweiß in der Hitze des Sommers abzutupfen. Schwebend beäugte er mich und strich sich leicht über den langen, schneeweißen Bart, welcher ihm weiter unter den Körper reichte, als die Spitzen seiner Körperform. Seine großen Augen musterte mich und ich war gewahr, das er nun alles von mir wusste. Wenn er sogar meine Berufung erkannte. „Wer seid Ihr?“, fragte ich stotternd und schluckte hart. Mein Hals war dermaßen trocken. „Mein Name ist Saya. Ich bin der Hüter dieses Relikts und werde dir nun eine Frage stellen“, stellte er sich vor und kündigte im selben Atemzug an, was wohl für ihn am wichtigsten war. „Willst du den heiligen Kugelstab stehlen?“ Kurz hielt ich die Luft an. Wollte schnell, in übermut antworten, das dies der Wahrheit entsprach, aber aus irgendeinem Grund hielt ich inne, schluckte die Worte herunter und musterte das fast schon aufdringliche Gesicht des alten Greises, welcher ruhig und mühelos vor mir umherschwebte. Es war klüger ihm mit Respekt zu begegnen, denn ich wollte ja etwas von ihm. Also neigte ich meinen Kopf etwas und antwortete: „Ich will die Kugel, ihr habt recht. Doch ich will sie nicht stehlen.“ „Du willst sie dir also verdienen? Nicht viele, kamen hier her und gaben mir dies als Antwort.“ bemerkte er und rieb sich die Spitze des Bartes. Das er meine Worte so interpretierte, wunderte mich, aber er hatte vielleicht recht. Wenn ich so daran gelangen könnte, dann würde ich sie mir verdienen. „Sehr wohl“, gab ich also Zustimmung und Saya schwebte einige Meter von mir entfernt, hinab über den See und hob seine weißen Kimonoärmel, an die Tür des Schreins. „Nun dann zeige, wer du wirklich bist und verdiene dir den Kugelstab“, damit öffnete er die Schwingen der Tür und das grünliche Licht erfüllte augenblicklich den Raum. Ich wurde hinein gesogen und als ich den nächsten Wimpernschlag tat, befand ich mich in einem Raum, welcher mich mit dichtem Gestrüpp umfasste. „Dies ist ein Labyrinth, Untergebener des Okkoto. Finde hinaus, ohne nur einen Funken deiner Gabe einzusetzen. Finde deiner selbst. Nur dann wirst du würdig genug sein, die Macht der Kugel, dein eigen nennen zu dürfen.“, Hörte ich noch einmal die Stimme des Wächters und versank dann in die Dunkelheit, die einzig von der Fackel in meiner Hand erhellt wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)