Kusuri, der Dämonenarzt von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 5: Lehre ---------------- Lehre Vater verließ uns, nachdem er sich knapp und mit einem merkwürdigen Blick, verabschiedet hatte. Ob er spürte, das es mir recht war, hier zu bleiben? Ich würde viel lernen und könnte meiner Familie alleine, mit diesem Verkauf, meines selbst, Unterstützung bringen. Okkoto-sama bat mich noch einmal zu sich. Ich sollte ihn, in einen Teil des Gartens treffen und kniete mich vor ihm auf den Boden. „Steh auf, Junge. Als Arzt, solltest du so etwas nicht tun. Außerdem verdanke ich es dir, das ich endlich wieder hier hinauskann, um die herrlichen, farbigen Blätter zu bewundern. Wenn du wüsstest, wie lange das schon her ist", begrüßte er mich und breitete die Arme gen Garten aus. Tief sog er die Luft in seine Lungen ein und entließ sie in einem langen Atemzug. „Herrlich", seufzte er und sah dann zu mir. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir nun, endlich aufzustehen und ich tat es. „Wie heißt du, Junge?“ „Mein Name ist, Kusuri", antwortete ich und wollte mich so gut es ging verhalten. Ich hatte nie wirklich gelernt, wie man sich in angesichts eines Lords, beziehungsweise seines Besitzers, verhielt. Also hoffte ich, das es reichte, wenn ich nur antwortete, wenn ich gefragt wurde und tat was man mir sagte. „Kusuri, also. Ein passender Name für den Sohn von Matsuta und um diesen Beruf zu erlernen“, erfasste er seine Gedanken und hielt sich eine Hand ans Kinn, an dem ein kleines Bärtchen endete. Das Ende zwirbelte er etwas zwischen seinen Fingern umher. „Du erscheinst mir, recht jung. Aber du wirst dich schnell an die anderen gewöhnen. Deine Fähigkeiten sind enorm und wenn du fleißig lernst, wirst du mal einem hohen Lord dienen können", verkündete er und stellte gleichzeitig seine Ansprüche an mich. Wenn er nur wüsste, wie ernst es mir selbst damit war. Ich würde Okkoto-sama nicht enttäuschen, denn ich wollte selbst mit aller Kraft Arzt werden. Irgendetwas in mir drängte mich zu diesem Wunsch und ich würde es schaffen. „Nun komm", bat Okkoto-sama und ging an mir vorbei. Schnell folgte ich ihm, durch den langen Gang. Ein jeder der uns entgegenkam, verbeugte sich tief vor ihm, bis er denjenigen hinter sich gelassen hatte. Ich wurde nur mit großen Augen beäugt und geradezu abgetastet. Ich gehörte hier nicht her, war etwas Neues, eine Attraktion sozusagen. Vielleicht lag es auch an der Heilung des Lordes, das sie sehen wollten, wer dies vollbracht hatte. Stolz wuchs in meinem inneren, aber darauf konnte ich mich nicht ausruhen. „Da wären wir, Kusuri“, riss Okkoto-sama mich aus meinen Beobachtungen. Einige Sekunden zuvor, waren wir an einer Tür angelangt, die aus Leinen und holzrahmen bestand. Sorgfältig waren Keilrahmen bespannt worden, damit kein Wind hindurch konnte. Die Sonne schien durch den dahinterliegenden Raum, also musste dort ebensolch eine Tür sein, welche vielleicht offenstand und somit viel Licht hineinließ. Okkoto-sama ergriff die Tür, lächelte mir zu und öffnete sie in einem geschmeidigen Zug. „Okkoto-sama, seid gegrüßt!“, erschallte es im Chor und ich sah zu der kleinen Truppe, welche ich am Vortag erblickt hatte. Die blauen Augen, inmitten der fassetenreichesten Augenfarben, die man erblicken konnte, stachen heraus und fixierten mich. Ich schluckte hart, als ich das zarte, porzellanfarbende Gesicht dazu betrachtete und wie rosig die Lippen, ein Stück weit aufstanden. Nicht übertrieben oder vor Schock, sondern nur um den Atem hinein und hinaus zu lassen. Die Aura dieser Frau ließ mich erkennen, das sie meiner Gattung angehörte. Sie war eine Inochichi, ein Wildschweinyokai. „Ich bringe euch einen neuen Schüler! Wie ihr mir heute morgen bestätigt habt, bin ich geheilt und spüre keinerlei Beschwerden mehr. Dies ist der Yokai, welches dies bewirkte! Bitte nehmt ihn freudig und ohne Hass, in eurer Mitte auf! Lehrt ihm, was ihr wisst und zeigt ihm alles, was er wissen muss. In einer Woche wird es eine erneute Schlacht geben und bis dahin möchte ich, das ihr ihm alles gezeigt habt! Meint ihr, ihr könnt diesen Gefallen für mich tun?“, machte Okkoto-sama eine Ankündigung, erlegte der Gruppe eine schwierige Aufgabe auf und ließ mich neugierig werden. Was sollten wir mit einer Schlacht zu tun haben? „Jawohl, Okkoto-sama!“, erklang der Chor und der Lord nickte freudig und sah dann zu mir. „Geh hinein! Dies werden nun deine engsten Vertrauten und Lehrer sein. Behandele sie mit Respekt, Kusuri", sagte er und ich verbeugte mich. „Das werde ich! Vielen Dank, Okkoto-sama!“, dankte ich und erblickte sein schmunzeln, als ich mich wieder erhob. Somit verließ er uns und ich ging in den Raum, schob hinter mir die Tür zu und sah mich um. Jeder ging augenblicklich seinem Tun nach, welches er für Okkoto-sama unterbrochen hatte. So hatte ich Zeit, den Raum zu betrachten. Durch den Strahl der Sonne taumelten Tausende, winzige Staubpartikel durch den Raum, welcher komplett mit Regalen umringt war. Kleine Schubfächer beherbergen allerhand Kräuter, Gewürze und auch Dinge, dessen Natur ich selbst durch meine gute Nase, nicht herausfinden konnte. Pergamentrollen zierten ein riesiges Abteil, auf Augenhöhe, an dem einer der Gruppe, ein hochgewachsener kräftiger mit rotem Haar, gerade eine entfernte und aufrollte, um etwas zu lesen. Lesen lernen würde sicher schwierig werden, dachte ich in diesem Moment und sah zu dem Tisch am Boden, an dem zwei mit kerzengraden Rücken saßen. Einer schrieb, er hatte grünliches Haar und der andere, mit ebenso grünem Haar, zeichnete das Bild einer Pflanze. Schreiben würde wohl auch nicht leicht werden. Meine Hoffnung schwand, doch die Frau seufzte, womit ich meine Augen zu ihr lenkte und erkannte das sie zu mir kam. „Du heißt also, Kusuri. Bist du der Sohn, des ehrenwerten Matsuta?“, sprach sie mich an und ich räusperte mich. Ihre Augen waren wie der Grund eines klaren Sees. Dunkelblau und alles durchschauend. „Ja, das bin ich", stammelte ich und verbeugte mich leicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Diese Yokai machte mich nervös. Doch sie lächelte, packte mich am Arm und ließ mich zu ihr sehen. Mit sanftem Druck zog sie mich mit sich. „Ich werde dir zeigen, wie alles funktioniert.“, bot sie an und sah dann in die Runde der Gruppe. „Die anderen, sind ja gerade ZU beschäftigt", nörgelte sie laut und zog so die Aufmerksamkeit der drei Männer auf sich. „Erzähl nicht so etwas, Toki! Du bist eben besser in diesen Dingen!", schimpften sie im Chor und ich musste mich wundern. Sie schienen wie einstudiert. Toki, hieß sie also und wie es schien, hatte sie alle im Griff. „Ihr seid mir ein paar Männer! Ihr solltet doch am wenigsten Angst, vor eures gleichen haben. Außerdem hat dieser Bursche, eurem Herrn die Genesung geschenkt. Ihr solltet lieber wissen wollen, wie er das gemacht hat! Anstatt euch so dermaßen beschäftigt zu tun", schimpfte sie weiter und ich hob die Hände. „Stoppt bitte, Toki-sama! Ich habe nichts getan, was ich erklären könnte", versuchte ich sie zu stoppen. Alle Augen lagen auf mir und ich hatte mit dieser Gegenwehr, wohl die Neugier der anderen geschürt. „Wie kannst du so etwas sagen? Schließlich musst du ja etwas getan haben. Wir haben seine absolute Genesung festgestellt", fragte der Mann, welcher zuvor gelesen hatte. Toki sah mich an und schmunzelte. „Bitte, erzähl uns von der Behandlung!“, bat sie. Verzweifelt schluckte ich und sah zu den beiden am Tisch. Ich saß in der Falle. Wenn ich lernen wollte, musste ich mich vorstellen und dazu gehörte diese Geschichte. Toki zog mich zum Tisch und auch der lesende Yokai kam zu uns. Zu fünft saßen wir da und alle vier Augenpaare erstachen mich. Sie waren wohl noch neugieriger, als ich es immer gewesen war. Kurz musste ich an Ryochi denken, wie er mich >kleiner Denker< nannte. Mein Herz stach heftig. „Ich weiß nicht wie ich Okkoto-sama half. Aber es scheint an meiner Gabe zu liegen", erklärte ich knapp. Einer der grünhaarigen Yokai, er hatte lilafarbende Augen, sprach sofort los. “Welche Gabe ist es?”, wollte er wissen und ich blinzelte und schob meine Hände dichter an meinen Schoß, den ich zu einem Schneidersitz geschlungen hatte. “Keine Angst”, schubste Toki mich lieb an und schien mir die Angst nehmen zu wollen. “Sicher blufft er nur und ist bestimmt super schlau, so wie Kishu und Kokoro”, brummte der rothaarige Yokai. Die beiden Grünhaarigen bäumten sich auf und schlugen zeitgleich, ihre schmalen Hände, auf den Tisch. “Wir sind nicht superschlau, Yosuke!”, schrien sie ihn an und Yosuke kratze sich mit der Kralle am Ohr, schloss dafür seine Augen und tat, sehr genervt. “Ihr seid wirklich schlimme Zwillinge!”, schnaubte er und öffnete dann seine braunen Augen zu mir. Toki hob die Hand an ihre Stirn und murmelte etwas, von wegen Fremdscham und ein roter Schimmer, zierte ihre Wange. Dieser Trupp schien wirklich ausgelassen und unbändig zu sein, dachte ich und hob meine Hände, nun auf die Tischplatte. Ich betrachtete meine Handflächen und versuchte, etwas darin aufleuchten zu lassen. Leicht begannen sie zu schimmern und die anderen erfassten dieses Ereignis sofort. Tokis Augen weiteten sich, ebenso wie die der anderen und ich fixierte doch nur Tokis Blick. “Okkoto-sama, sagte etwas von heilenden Kräften. Ich selbst weiß nichts darüber und außer ein paar Kräuterlehren, welche ich selbst erlernte, bin ich recht unwissend. Vater lehrte weder mich, noch meine Geschwister, in Lesen oder schreiben. Geschweige denn der Medizin. Okkoto-sama war der erste Patient zu dem er mich mitnahm und nun bin ich hier”, ratterte ich meine Geschichte hinunter. Das leuchten verschwand und sofort wurden meine Hände von einem der Zwillinge ergriffen. Es war der Lilaäugige, welcher mit seinen rauen Fingern, die einzelnen Linien auf meiner Handfläche nachzog. “Erstaunlich. Kishu, sieh mal”, bat er seinen Bruder, welcher im Gegensatz zu ihm, rote Augen trug. Sie stachen wie Schlangenaugen hervor und er wirkte bedrohlich. Kishu kam meinen Händen näher und beäugte sie aus der Nähe, berührte meine Haut und wendete die Hand einmal rundherum. “Wirklich erstaunlich. So viel Macht”, flüsterte Kishu, seinem Bruder Kororo zu und jemand anderes meldete sich zu Wort. “Es sind nur Hände! Nun dreht mal nicht ab!”, schimpfte Yosuke und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Zwillinge rissen sich von mir los und es entbrannte ein kurzes Wortgefecht. Die beiden waren wohl davon überzeugt, das es eine außergewöhnliche Gabe war und ich seufzte nur. Was brachte diese Gabe schon, wenn ich sie nicht einzusetzen wusste? Sanft berührte mich Toki an der Schulter und ich sah zu ihr. Sie lächelte. “Das ist wirklich eine seltene Macht, die du da Besitz. Wir werden schon einen Weg finden, wie du sie einsetzen kannst. Nun sollten wir uns aber erstmal, dir vorstellen”, erklärte sie am Ende und nun war meine Neugierde geweckt. Ob die anderen, auch irgendwelche Kräfte hatten? Toki räusperte sich kurz und die anderen hörten ebenso auf, zu Zanken. “Mein Name ist Toki, ich gehöre der Inochichigemeinde an und bin hier, für die Wunden zuständig und mische uns Medizin und Cremes. Außerdem sorge ich für die außreichende Menge an Verbandsmaterial. Wenn du irgendwelche Fragen hast, frag lieber mich, denn du siehst ja, wie die anderen sich verhalten. Wie Kinder.” “HEY!”, schimpfte der kleine Chor und brachte Toki zu einem schelmischen Grinsen. “Nun du, Yosuke”, bat Toki und dieser Knurrte kurz. “Ich heiße Yosuke und gehöre der Wolfsfamilie an. Meine Aufgabe in dieser Gruppe von Wichtigtuern, ist die Versorgung von Knochenbrüchen, Ausrenkungen und anderen Dingen die mit Knochen zu tun haben”, erklärte der rothaarige mit den braunen Augen. Seine kräftige Statur ließ wirklich darauf schließen, das er für solche Dinge genügend Kraft besaß. “Er ist der Rüpel, unter uns”, schüttelte Kishu den Kopf und bekam gleich wieder ein bedrohliches Knurren zu hören. “Ich zeig dir gleich, Rüpel. Mal sehen, ob du das so toll findest!”, drohte Yosuke und ballte bereits seine ausgestreckte Hand zur Faust. Daran erkannte ich zwei lange, schwarze Yokaimale. “Also ich heiße, Kokoro”, wandte sich der erste Zwilling an mich, denn Kishu war mit Yosuke zu einem kleinen Gefecht zusammengekommen. Toki rollte genervt die Augen. “zusammen mit Kishu mache ich die Aufzeichnungen, zu unseren neuesten Erkenntnissen. Ich kenne jede Pflanze des Waldes mit Namen und Aussehen und kann dir dazu, alle Wirkungen und Nebenwirkungen erklären.”, bot Kororo sofort an und ich nickte schnell. “KISHU, nun du noch!”, schimpfte Kokoro seinen Zwilling zu und dieser hob seinen Blick, als er versuchte Yosuke in den Muskulösen Unterarm zu beißen. “Ich heiße Kishu”, murmelte er und bleckte kurz seine spitzen Zähne. Yosuke funkelte ihm zu und zog seinen Arm zurück. Beleidigt wendete er sich wieder seiner Schriftrolle zu. “Kokoro und ich gehören zu den Echsenyokai und ich schreibe die Berichte und neuesten Erkenntnisse auf. Ebenso fertigen Kokoro und ich eine Medizinische Hilfe für alle kommenden Ärzte an. Ein Handbuch sozusagen”, sinnierte er und Kokoro nickte ihm zupflichtend zu. “Nun kennst du also alle und siehst, wie gut wir doch zusammenpassen.”, sagte Toki ironisch und die Jungs schnaubten. “Wir helfen dir gerne, alles zu erfassen. Auch wenn Okkoto-sama uns nicht wirklich viel Zeit, dafür geben konnte. Dennoch freue ich mich, nun jemanden zu haben, der sich dem Inneren eines Patienten widmen kann”, nahm Toki mich also offiziell im Kreis auf. “Gibt es etwas, was du als erstes wissen willst?”, fragte sie. Oh, wenn ich nur wüsste, wo ich anfangen sollte. Es gab so vieles, was ich wissen wollte und auch musste, um überhaupt helfen zu können. Also begann ich mit dem ersten, wobei mir die Zwillinge sicher helfen würden. “Ich möchte lesen und schreiben lernen, danach kann ich mir die Schriften selbst aneignen”, antwortete ich also und die Zwillinge grinsten finster. “Das ist dann also unsere Aufgabe”, drohten sie mir unterschwellig und ich schluckte hart. “Sie sind nicht so, wie sie manchmal vorgeben”, wollte mich Toki beruhigen und so begann meine Ausbildung. In nur zwei Tagen, brachte mit Kokoro das schreiben und Kishu das lesen bei. Beide waren fokussierte und auch strenge Lehrer. Sie erzählten mir, das sie schon immer sehr schnell lernten. Sie konnten reden, da bekamen andere in ihrer Sippe, gerademal ihre ersten Zähne. Ebenso erging es ihnen mit Lesen, Schreiben und Zeichnen. Das letztere lag besonders Kokoro sehr. Geradezu haargenau, konnte er eine Pflanze nachbilden. Als würde er sie in voller Gänze, einfach auf Papier bringen und einsperren. Doch sie erzählten auch, das sie genau deswegen, fehl in ihrer Sippe waren. Sie Echsen, bildeten den Schutzwall für den Drachenkönig. Allesamt waren sie starke Kämpfer und ließen sich leicht entbehren, weil sie, Kishu nannte es selbst so, einfach Dumm waren. Sie stellten sich der größten Gefahr in den Weg, ohne auch nur darüber nachzudenken, das sie sterben würden. Kishu und Kokoro wurden verstoßen und irrten als Kleinkinder durch die Wälder, versorgten sich nur Sperlich und kamen fast ausgehungert und völlig ausgemergelt, an einem Haus an, indem ein Yokai mit silbernem Haar lebte. Er gab ihnen zu essen und kümmerte sich für einige Tage um sie. Doch am Ende verkaufte er sie an Okkoto-sama, welcher ebenso wie bei mir, potenzial in ihnen erkannte. Somit wuchsen die beiden hier in diesem Palast auf und waren schon so lange hier, das sie Okkoto-samas leiden miterlebten. Er kam eines Tages aus einem Kampf zurück. Sein Körper war völlig verbrannt gewesen und die selbstheilung hatte kaum kraft gehabt, ihn am Leben zu erhalten. Sofort hatten sich die Zwillinge daran gemacht, ihr Wissen zu erweitern und hatten somit einen Weg gefunden, ihn zu unterstützen. So schaffte es Okkoto-sama, sich zu heilen und doch hatte er fort weg damit zu kämpfen, das seine Haut anfing zu verbrennen. Nichts was die Zwillinge und später auch die anderen versuchten, half ihm. Erst meine Kraft, hatte dies geschafft. Nach den zwei Tagen schickte Toki mich, zu Yosuke. Dieser tat genervt und doch führte er mich aus dem Schloss heraus. Er wies mich an, einen riesigen Koffer, auf dem Rücken zu tragen. Dort wären seine Instrumente verstaut. Doch ich schaffte es nicht einmal, diesen Koffer vom Boden zu heben und so lachte er mich kurz aus und trug ihn selbst. Er kümmerte sich um ein Lazarett in der Nähe, welches Okkoto-sama errichtet hatte, um die schwerverletzten Menschen zu versorgen. Yosuke erklärte mir als erster, was es mit diesem Krieg auf sich hatte. Viele Yokai und auch Menschen, litten unter dem führenden Drachenkönig. Überall gab es kleinere Aufstände, bis sich ein Inuyokai diesen Kampf annahm und nun den Krieg anführte. Yosuke bewunderte ihn, denn er war stark und schlachtete viele Drachen ab. Dennoch blieb der Kampf Jahre und es war noch kein Ende in Sicht. Wir kamen darauf, als ich ihn fragte, woher die Wölfe stammten. Ich hatte auf meiner kleinen Reise und dem östlichen Teil des Landes, indem ich aufgewachsen war, nur harmlose Wölfe gesehen. Nie einen Yokai dieser Tierfamilie. Yosuke stammte aus dem Wolfsstamm, hoch im Norden. Dort war es sehr kalt im Winter und alle hatten ein schneeweißes, tarnendes Fell. Nur er nicht, denn seine Mutter bandelte mit einem fremden Yokai, aus dem Westen an und er bekam die rötliche Farbe derer Familie ab. Der Stamm setze seine Mutter immer weiter unter Druck, nachdem sein Vater sich unehrentlich aus dem Staub gemacht hatte. Am Ende schaffte es seine Mutter nicht, weiter zu leben und überließ Yosuke seinem Schicksal. Er wurde verstoßen und als heranwachsender Mann, wandelte er von Dorf zu Dorf. Dort erkannte er seine Kenntnisse für Knochen. Er konnte diese mit seinen Augen erfassen und somit immer schnell die Knochen richten oder eben dafür sorgen, das sie gerade zusammenwuchsen. Dieses Wissen demonstrierte er mir, an einem seiner Patienten im Lazarett. Zitternd weinte die Frau, welche durch mehrere Drachenyokai übel zugerichtet worden war. Sie hatte angst und aus einer Kurzreaktion heraus, stach sie Yosuke mit einem kleinen Messer in den Unterarm. Dieser verzog jedoch keine Miene und nahm ihren völlig zertrümmerten Unterschenkel, sanft in die Hände. Seine Augen weiteten sich und ein leuchtender Rand, legte sich um seine dünne Pupille. Gebannt beobachtete ich ihn und bemerkte das Leuchten in dem Bein der Frau. Er brachte den weißen Knochen zum Reflektieren. Ob nur ich dies sehen konnte, fragte ich ihn später und er wunderte sich, das ich ihn darauf ansprach. Zuvor hatte noch niemand seine Fähigkeit durchschaut und so präzise erfasst. Ich bat ihn, mir die Stichwunde zu zeigen und wollte versuchen meine Kräfte zu aktivieren, doch es klappte nicht. Yosuke legte mir grinsend die kräftige Hand auf meinen Kopf. “Mach dir nichts draus. Das wird schon bald klappen”, munterte er mich auf und versetze mir einen harten Stich ins Herz. Yosuke erinnerte mich an Ryochi, welchen ich sehr vermisste. Toki zeigte mir, den Rest des Tages, wenn ich nicht mit Yosuke im Lazarett oder mit den Zwillingen Pflanzen und Heilkunde übte, was wir alles auf dem Schlachtfeld benötigten. Sie hatte mehrere Koffer aus festen Bambusfasern geflochten und jeder beherbergte die gleiche Menge an Material. Sie erklärte alles akribisch. Verbände, große, heilende Blätter und Kräuter, welche schmerzen linderten und die selbstheilenden Kräfte der Yokai verstärkte. Wie ein Schwamm sog ich jede Information auf und bestand jede Wiederholung, die sie mir als Aufgabe auferlegte. Und diese tat sie in allen möglichen Situationen. Die “Klasse der Mediziner”, wie wir genannt wurden, besaß das Privileg einen ganzen kleinen Trakt der Residenz, für sich zu haben. Am ersten Abend, nachdem sie sich alle vorgestellt hatten, hatte Toki mir ein Zimmer zugewiesen. Es war untypisch für mich, das jeder sein eigenes kleines Reich besaß und als ich in den Raum kam, blieb mir die Luft weg. Er war so groß, wie die Hütte in der ich einst gelebt hatte. All dieser Platz, gehörte nun mir alleine. Ob meine Familie mit dem neuen Haus auch so viel Platz bekommen würde? Toki legte mir einen Futon zurecht und erzählte dabei, wie sie zu Okkoto-sama kam. Ihre Eltern hatten damals all ihr hab und gut verloren, waren arm und hungerten oft viele Tage. Immerzu suchte Toki nach Nahrung und oft schaffte sie es morgens kaum, die Augen offen zu halten, so geschwächt war sie. Dennoch brachen ihre Eltern mit ihr auf und gingen zu Okkoto-sama. Sie flehten ihn an, Toki zu kaufen, so wie er es zuvor mit den Zwillingen getan hatte. Alle sprachen davon das der Lord Kinder kaufte und so erhofften sie sich, ihr eigenes überleben, mit dem Verkauf ihrer Tochter. So auch Tokis Eltern und dennoch war sie froh, das sie es getan hatten. Toki hatte keinen einzigen Tag mehr Hunger gelitten, auch wenn sie sich anfangs fürchtete, als Hure zu enden. Auch wenn sie jung war, so hatte sie schon immer ein außergewöhnlich schönes Aussehen gehabt. Okkoto-sama eröffnete ihr allerdings eines Tages, das er eine bestimmte Aufgabe für sie hatte und dieser nahm Toki sich an. Sie lernte zusammen mit den Zwillingen alles über Pflanzen. Sie wanderten durch die Wälder und fingen sich sogar kleinere Tiere, um die pflanzen an ihnen zu testen. Alle Wirkungen und auch fatalere Fehler schrieben sie auf. Yosuke war ein ausgezeichneter Jäger und somit kam immer wieder Nachschub, für die Versuche zusammen. Das Fleisch derer, die man noch essen konnte, gaben sie der Küche und somit hatten alle einen Nutzen aus diesen Opfern. Die Welt dieser Zeit, war eben töten oder getötet werden. Wissen musste erst noch erlangt werden. Auch wenn Toki oft leiden musste, wie sie erzählte. Ihr taten die Tiere eben auch leid. Als sie an diesem Abend hinaus ging und ich allein in diesem riesigen Zimmer war, dachte ich darüber nach, wie sich mein Leben, nur mit dieser Begegnung schon geändert hatte. Ich hob meine Hände Richtung Decke und ließ dieses ungewohnte, neue Gefühl hindurchströmen. Leicht leuchteten meine Finger auf und ich ließ es erlöschen. Wie weit, würde ich noch kommen, um meine Kraft zu meistern und endlich der zu werden, zu dem ich anscheinend bestimmt war. Ein Arzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)