Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 113: Ein konfrontierendes Frühstück ------------------------------------------- Ich wurde am nächsten Morgen durch ein Knabbern an meinem Ohrläppchen wach. Murrend schlug ich die Augen auf und starrte einem grinsenden Joey entgegen, der widerlich fröhlich war. Ein Blick auf meinen digitalen Wecker im Würfelformat zeigte an, dass es kurz vor 9 Uhr war. Welcher normale Mensch stand schon so früh auf? Katastrophe. „Guten Morgen“, trällerte Joey und verpasste mir einen Kuss. „Leck mich“, grummelte ich, was von einem lauten Lachen meines Freundes begleitet wurde. Wir waren gar nicht mehr aus dem Zimmer gekommen. Ich hatte das Dienstmädchen angewiesen uns etwas zu Essen zu bringen. Eine kurze Nahrungsaufnahme bevor wir wieder in die Federn gestiegen waren. Versöhnungssex war wirklich eine der schönsten Arten überhaupt. Ich hatte davon mal im Netz gelesen und es stimmte. Joey war zwar mein Erster, aber er war so zärtlich und liebevoll, vor allem gestern gewesen, dass ich mir nichts Besseres vorstellen konnte, zumindest in sexueller Hinsicht. „Gestern warst du noch ganz anders drauf“, neckte mich Joey und fuhr die Maserungen meiner Bauchmuskeln nach. Knapp über dem Nabel hielt er inne und sah mich verführerisch an. „Übertreibs nicht mit deinem Glück, Joseph Wheeler“, schnaubte ich amüsiert und biss mir auf die Unterlippen. Das gestern war zu schön gewesen und ich hätte es gerne wiederholt, aber wir hatten dafür keine Zeit. Heute würden wir uns zum Finale treffen. Wir waren dafür sogar zusätzlich zum normalen Turnier von der Schule freigestellt worden, und ja ich weiß, ich habe mich vorhin noch über die frühe Uhrzeit beschwert. Der Blondschopf zog eine Schnute um sich gleich darauf ins Bad zu verdrücken. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken ihm zu folgen, entschied mich dann aber dafür, die Sauerei, die wir hinterlassen hatten, zu beseitigen. Nicht, dass ich nicht drauf Acht gegeben hätte, mein Bett nicht zu verunstalten, es ging mehr um die Gummis und das Gleitgel. Die Haushälterinnen würden zwar kein Wort sagen, denn Diskretion wurde im Hause Kaiba großgeschrieben, aber mir war das einfach peinlich. Es ging niemanden etwas an. Natürlich wussten alle warum wir nicht mehr aus dem Zimmer gekommen waren, trotzdem kam es mir entwürdigend vor. Joey sah das wohl ein wenig anders, denn er hatte die Dinger alle sauberst neben meinem Bett verteilt. Wenigstens war er so intelligent gewesen sie zu verknoten. „Was machst du da?“, fragte er mich und kam, in frischen Boxershorts (er hatte vorsorglich immer Wechselsachen bei mir deponiert), aus der Dusche und rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch ab. „Die Sauerei beseitigen, die du hinterlassen hast“, maulte ich und drängte mich an ihm vorbei ins Badezimmer. Nur nicht starren, David, sonst würdest du ihm doch verfallen. Ganz sicher. Drinnen schnappte ich mir eine Rolle Toilettenpapier und begann, unter dem verwirrten Blick Joeys, die Kondome einzuwickeln. „Machst du das immer?“, wollte er neugierig wissen. „Natürlich.“ „Warum?“ „Weil es entwürdigend ist, wenn das Hauspersonal das machen muss. Ich weiß nicht, wie du es bei dir zuhause oder bei Yugi hältst, Joey, aber ich finde es peinlich, wenn Fremde die Körperflüssigkeiten meines Freundes, gut verpackt, wegräumen.“ Kurz schaute mein Freund betreten drein, dann grinste er breit: „Als ob die nicht alle wüssten, was wir hier getrieben haben. Du warst gestern nicht gerade leise.“ „Halt die Schnauze“, schmunzelte ich und sammelte die Teile auf. Ich zählte vier Stück. Joey war gar nicht zu bremsen gewesen gestern. Mittlerweile bestand ich auf Gummis, einfach, weil es einem viel Sauerei ersparte. Es ekelte mich vor Joey nicht, war mehr eine Sache der Bequemlichkeit. „Das klang aber noch ganz anders? Wie war das?“, neckte er mich weiter. „Joey, fester, genau da, hör bloß nicht auf“, imitierte er meine Stimme. „Meine Güte, bist du ein selbstverliebter Pfau. Narzissten könnten von dir noch was lernen. Was willst du hören? Eine Lobeshymne auf deine Fähigkeiten im Bett?“, rollte ich mit den Augen und musste ein Seufzen unterdrücken, als er mir die Haare zerstrubbelte. „Wäre angebracht, denke ich.“ „Spinner.“ Nachdem ich sicher war, dass die Dinger nicht mehr als Verhütungsmittel identifiziert werden konnten, warf ich sie in den Mülleimer. Der war bereits befüllt mit ähnlichen Papierkugeln, die meine eigene Sauerei enthielten. Im Gegensatz zu meinem Freund war ich ja in der Lage sowas alsbald zu erledigen und nicht danach einzupennen wie ein Hochleistungssportler nach einem Marathon. Ein prüfender Blick auf die Matratze verriet mir, dass wir keine sichtbaren Flecken hinterlassen hatten. Damit ging ich selbst ins Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Ich wusste gar nicht warum ich mich so anstellte. Wahrscheinlich lag es daran, dass Mokuba und Kaiba keinen Damenbesuch mitbrachten. Der Kleine war sowieso noch zu jung dafür, und hatte außerdem Serenity, und der werte CEO hatte für so gefühlsmäßige Bindungen eh keine Zeit. Nachdem ich mich frisch gemacht und mir ein Outfit für heute ausgesucht hatte (bestehend aus meinem anthrazitfarbenen Pulli, einem weißen T-Shirt, einer hellbraunen Hose sowie meinen üblichen Sneakers), gingen wir ins Esszimmer, wo Kaiba bereits über seiner morgendlichen Zeitung brütete. Von Mokuba war weit und breit nichts zu sehen, genauso wie von unseren Freunden. „Morgen, Pinkel“, begrüßte Joey den Gastgeber. „Guten Morgen, David“, ignorierte Kaiba meinen Freund gekonnt und nippte geistesgegenwärtig an seinem Tee. „Morgen, Kaiba“, murmelte ich und setzte mich. Joey tat es mir gleich. Ich griff nach einem Teller und belud ihn mit bereits bestrichenem Vollkorntoast mit Honig. Dazu gab es eine Tasse lauwarmen Kakaos und eine Schüssel mit Granatapfelkernen. Joey griff ungeniert zu und häufte auf seinem Teller einen kleinen Berg an Fressalien auf. „Wie ich sehe hat der Pavian Hunger“, stellte Kaiba fest und blätterte gelangweilt um. „Pavian?“, fragte ich und biss von meinem Toast ab. Es war eindeutig Joey gemeint. „Dein Freund stöhnt beim Geschlechtsverkehr wie ein Pavian, der sich gegen seine Betäubungsspritze wehrt“, kommentierte Kaiba nüchtern und nippte erneut an seinem Tee. Mir blieb der Toast im Halse stecken und Joey wurde bereits puterrot im Gesicht. Au weh, das würde kein gutes Ende nehmen. Mir drängte sich zuerst einmal die Frage auf, ob wir so laut gewesen waren? Das konnte unmöglich sein. Ich hatte zwar nicht besonders darauf geachtet, aber eigentlich war mein Zimmer nicht in der Nähe von Kaibas Büro. „Wenigstens können wir miteinander schlafen, du mieser Lauscher. Du hast ja niemanden“, fuhr Joey auf und zeigte ein triumphierendes Grinsen. Ich seufzte leise. Warum legte er sich unbedingt mit Kaiba an? Der war einfach eine Nummer zu groß für ihn. Meine Wenigkeit zog es vor zu schweigen und sich aus diesem Disput herauszuhalten – war mir eh schon peinlich genug, dass Kaiba mich gehört hatte, was dieser wohl ausblendete. „Diese Aussage beweist, dass ich dir mit dem Vergleich mit einem Pavian mehr Intelligenz zuspreche, als du besitzt. Ich könnte mir so viele Frauen aussuchen, Supermodels, von denen du nur träumen kannst, Wheeler.“ Mein Freund brauchte einen Moment um sich ein Argument zurechtzulegen. So würde er Kaiba verbal nie in die Knie zwingen. Auch wenn Joey nicht dumm war, der CEO spielte rhetorisch in einer ganz anderen Liga. Kaiba durfte man nicht vom Haken lassen, das hatte ich gelernt. „Trotzdem hast du niemanden wie David! So einen würdest du nie bekommen.“ Ich zog die rechte Braue in die Höhe und sah zu Kaiba. Das stimmte, hatte aber wahrscheinlich den einfachen Grund, dass der CEO nicht schwul- oder bisexuell war. Ich meine, draußen liefen Millionen von Menschen rum, wahrscheinlich auch Kerle, die für ein Date mit ihm sogar ihre Mutter verkauft hätten. Leute, die hübscher waren als ich, deutlich. Wahrscheinlich hätte er sich sogar wen aus dem Katalog bestellen können. Ich war einfach nur ein siebzehnjähriger Junge, der zwar ganz hübsch war, in meinen bescheidenen Augen zumindest, aber halt kein Supermodel. „Wenn ich es drauf anlegen würde schon“, konterte der Braunhaarige kühl und blätterte erneut um. „Als ob er sich für so ein Charakterschwein wie dich interessieren würde! Du hast ja wohl eine Meise. Nur weil du reich bist, glaubst du, das würde ausreichen? Schon mal was von inneren Werten gehört?“, redete sich Joey in Rage. „Die ja bei dir bezeichnend sind, Wheeler. Was hast du ihm denn schon zu bieten? Mittelmäßige Duellfertigkeiten, ein bestenfalls durchschnittliches Schulzeugnis, das sich aber auch nur durch seine Mitwirkung verbessert hat, sowie eine große Klappe, hinter der nichts steckt als heiße Luft.“ Kaibas ruhige Art machte Joey wahnsinnig, das wusste ich. Gleich würde er komplett explodieren, ganz sicher. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln. Ich überlegte schon einzugreifen, als Joey, entgegen meiner Erwartungen, einfach nach meinem Gesicht griff und mir einen ausgiebigen Kuss verpasste. Wenn das hier Reviermarkieren war, dann musste ich gestehen, es zu genießen. „Wenn mich das beeindrucken soll, hast du dich getäuscht. Wobei ich es von deiner Warte aus schon verstehen kann, Wheeler. Eine Niete hält sich natürlich immer an einem Rettungsanker fest. Das ist aber auch der Grund, warum dein Freund eine ägyptische Götterkarte in Händen halten darf, während du mit solchen Anfängermonstern wie Gilford dem Blitz und dem Zauberer der Zeit herumlaufen musst. Zumal, würde ich es wirklich drauf anlegen, würde dein Freund jetzt an mir kleben und nicht an dir.“ Moment mal! Das ging mir jetzt schon ein wenig zu weit. Ich meine, Kaiba war ganz ansehnlich: Groß, durchtrainiert und er hatte so viel Geld, dass ich es wahrscheinlich nicht ausgeben konnte, aber er war ein eiskalter Gefühlsklotz. Mich in ihn zu verlieben war nahezu ausgeschlossen. Ich drückte Joey von mir und mein Blick verfinsterte sich. „Jetzt ist es dann aber genug“, sprang ich für Joey in die Bresche und trat ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein, er möge jetzt den Mund halten. „Willst du etwa bestreiten, dass ich, wenn ich dich mit Geschenken überhäuft hätte und dir Zärtlichkeiten gezeigt hätte, keine Chance bei dir gehabt hätte?“ Kaiba faltete die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Breit grinsend beobachtete er wie Joey aufstand, mir noch einen Kuss auf die Wange gab, etwas von „Dummer Wichser“ murmelte und davonstapfte. „War das denn nötig?“, wollte ich seufzend wissen. „Er muss sich in meinem Haus, als mein Gast, nicht so aufspielen. Zumal ich es nicht mag, wenn er glaubt, mir überlegen zu sein. Wheeler hat nur Glück, dass ich für solche Trivialitäten wie Liebschaften keine Zeit habe.“ „Würde dir aber mal guttun“, murmelte ich und biss in meinen Toast. Joey würde noch ein wenig in meinem Zimmer schmollen. Ihn dafür zu belohnen, Kaiba wieder auf den Leim gegangen zu sein, das lag mir auch fern, deswegen durfte er alleine sein. „Es gibt fast niemanden den ich so an mich heranlassen würde“, meinte er daraufhin unwirsch und nippte wieder an seinem Tee. „Das heißt?“, fragte ich und sah interessiert von meinem Frühstück auf. Fast niemand bedeutete, dass sogar Seto Kaiba so etwas wie menschliche Gefühle zeigen konnte. Das, oder er verarschte mich gehörig, was bei ihm auch sein konnte. „Nur einen Rivalen kann man wirklich lieben. Das, oder sich selbst. Ein Ebenbild meinerseits“, meinte er nach einem Moment des Schweigens. „Wheeler gehört jedenfalls nicht dazu“, fügte er auf meinen fragenden Blick hin an. „Du hast doch ein Rad ab“, grinste ich und verputzte die restliche Scheibe Toast. „Was gefällt dir eigentlich so an Wheeler? Du hättest jeden anderen haben können.“ Ich blinzelte und zog die Brauen zusammen. Was wurde das hier? Ein Verhör über meine persönlichen Präferenzen? War ihm langweilig oder war Kaiba etwa gar nervös und wollte sich ablenken? Smalltalk gehörte nicht gerade zu seinen Stärken und das was er hier wissen wollte war auch nicht gerade das tägliche Gespräch übers Wetter. „Wie meinst du das?“ Die erste Frage überging ich geflissentlich. „Es wären mehr Kandidaten zur Auswahl gestanden. Die ganze Schule. Die Mädchen reißen sich um dich. Wahrscheinlich sind auch ein paar Homosexuelle dabei, die insgeheim für dich schwärmen. Gleiches gilt für deine Fangemeinde. Ich bin mir auch sicher, du hättest Shin herumbekommen oder Yugi, wenn du es versucht hättest.“ Ich schüttelte den Kopf und räusperte mich. Heute war er wirklich komisch. Was war in Kaiba gefahren? Muffensausen ob des Finales? Er? Der große Seto Kaiba sollte Schiss haben? Nein, das konnte es nicht sein. Da musste mehr dahinterstecken, sehr viel mehr. Nun war meine Neugierde geweckt. „Ich glaube kaum, dass Shin schwul ist, genauso wenig wie Yugi.“ Über die persönlichen Vorlieben meines besten Freundes hatte ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht. Außerdem war ich noch immer davon überzeugt, dass Tea auf ihn stand und er auch ein wenig für sie schwärmte. Shin schloss ich kategorisch aus – Fußballer und schwul passte nicht. Schon irgendwie, ich war ja schließlich nicht verkappt, aber soweit ich wusste, hatte er mittlerweile wieder eine Freundin. „Du gibst dich mit Schmutz ab der dich behindert. Ohne Wheeler wärst du auf dem gleichen Level wie Yugi und ich. Seine Probleme zu lösen kostet Kraft und Zeit. Wenn du ihn loslassen würdest, dir jemand anständigen suchen, der zu dir passt…“ Ich holte tief Luft: „Kaiba? Ganz ehrlich? Mittlerweile bist du erträglich geworden, wirklich. Ich mag dich sogar irgendwie, aber mein Liebesleben geht dich einen feuchten Dreck an. Mag sein, dass deine Psychospielchen bei Joey ziehen, aber bei mir funktioniert das nicht mehr. Ich bin zufrieden mit meiner Beziehung, so wie sie ist. Mit dem schreienden Pavian. Er ist liebevoll, zärtlich und kümmert sich um mich, wenn es mir schlecht geht.“ „Das tut Yugi doch auch, oder?“ „Willst du mich verkuppeln, oder was?“, fragte ich leicht ungehalten. „Ich bin fast 18 und kann sehr gut selbst entscheiden, wen ich an mir heranlasse und wen nicht. Wenn er mich durch das gesamte Zimmer vögelt kann es dir auch egal sein, denn, wenn du nicht gerade lauschst, dürfest du davon kaum etwas mitbekommen. Ich achte außerdem sorgsam darauf, dein Personal nicht mit derlei Nichtigkeiten zu belästigen.“ Entgegen meiner Erwartungen wurde nicht gekontert, was mich nur noch mehr bestärkte, ihm wieder einmal gehörig die Meinung zu geigen. Außer von Yugi vertrug er das nur von mir. „Ist ja rührend wie du dich um mich sorgst, aber ich bekomme mein Privatleben sehr gut alleine auf die Reihe, ohne deine Hilfe. Stell dir vor, es gibt Dinge, bei denen du nicht der Beste bist, und Beziehungen gehören eindeutig dazu. Wenn du einfach mal deine beschissen-narzisstische Art ablegen könntest und ein wenig Gefühle zeigen, wärst du echt eine gute Partie. So ekelt sich einfach nur jeder vor dir und heuchelt höchstens Interesse, in der Hoffnung das große Los zu ziehen.“ Ich hielt kurz inne und wartete, ob er mir über den Mund fahren würde, bevor ich weitermachte: „Weißt du, wir wären ein echt gutes Team, würdest du nicht dauernd auf Joey herumhacken. Dann würde ich dich wirklich mögen. Jetzt, wo ich mich gut duellieren kann, wären wir ein gefährliches Pairing. Ich spiele nicht gänzlich so wie du, aber ich ergänze dich sehr gut. Im Gegensatz zu den anderen Menschen auf diesem Planeten kann ich deine Züge ungefähr erahnen und sie unterstützen. Mein Deck enthält genügend Monster und Zauberkarten, die deine pushen. Natürlich braucht ein Seto Kaiba niemanden, das wäre ja ein Frevel, und trotzdem bist du froh, wenn Yugi oder ich an deiner Seite stehen. Streite das jetzt ja nicht ab. Ich habe eine Weile gebraucht um zu schnallen, was Pegasus damals gemeint hat, aber jetzt geht mir ein Licht auf: Du erträgst meine Gegenwart, weil ich mich ähnlich duelliere wie du.“ Ja, das hatte ich jetzt erst wirklich geschnallt. Kaiba zu zähmen war nicht möglich. Ihn zu bändigen glich einem Frontalangriff gegen einen Weißen Drachen. Man konnte aber versuchen mit ihm auszukommen, sich neben ihn einzureihen. Das war mir wohl gelungen. „Du bist nicht gänzlich nutzlos, nein“, meldete sich der CEO und nippte wieder an seiner Teeschale. „Darum ist es unverständlich, warum du dir jemanden wie Wheeler ausgesucht hast. Du besitzt Talent, siehst passabel aus und hast sogar den Faktor des Geldes auf deiner Seite, wie du es so schön ausgedrückt hast, weil du Anteile an meiner Firma hältst. Bist du erst einmal 18 Jahre, stehen dir alle Möglichkeiten offen. Gleich wie Yugi. Ich halte meine Hand über euch, weil ich großes Potential in euch sehe und euch br…“ Das letzte Wort blieb unausgesprochen. „Wie gnädig, Herr Kaiba. Sie halten Ihre Hand über uns. Und du wunderst dich, dass du keine abbekommst?“ „Vergreif dich mal nicht im Ton“, zischte der CEO ungehalten. „Das willst du doch – jemanden, der sich mit dir misst. Yugi ist gerade nicht da, bleibe also nur ich. Ja, du brauchst uns. Alle beide. Wir sind dein Rettungsanker. Das, was dich am Leben erhält. Der Gedanke uns zu verlieren ist unerträglich. Dass wir verlieren könnten genauso. Nur du darfst uns besiegen, in die Knie zwingen. Wir sind, gemeinsam mit Mokuba, der Mittelpunkt deines Lebens. Darum hast du mich so gerne um dich. Weil ich dir schon bei der ersten Begegnung die Stirn geboten habe. Jetzt habe ich dich durchschaut, Seto Kaiba.“ Ich trank meine Tasse leer und schob den Stuhl zurück. „Ein bisschen ein anderes Verhalten, etwas mehr Wärme und ernste Sorge, die nicht aus Selbstsucht geboren ist, und du wärst echt eine gute Partie. Man könnte dich als echten Freund haben wollen, sogar als festen Freund, würdest du nur einmal in deinem Leben über deinen Schatten springen. Das ist das Ätzende an dir, Kaiba. Darum ist auch Yugi mein bester Freund und nicht du. Ihm würde ich mein Leben blind anvertrauen, genauso wie dir, nur mit dem Unterschied, dass Yugi es beschützen würde, weil er mich liebt, wie ein echter Freund, du nur aus Eigennutz und Selbstsucht.“ Damit drehte ich mich um und ließ ihn alleine. Warum konnte er einfach nicht sein blödes Maul halten und Joey in Ruhe lassen? Vor allem: Warum hatte ich mich schon wieder eingemischt? Etwas an dem, was ich gesagt hatte, versetzte mir einen kleinen Stich. Ich mochte Kaiba nämlich mittlerweile wirklich gerne. Blendete man seine großkotzige Art und sein „Ich bin der Beste“ einmal aus, so war er wirklich erträglich. Mir war außerdem bewusst, dass er an mir hing, wie auch an Yugi. Uns beiden erging es ähnlich. Was mich aber weit mehr störte war die Frage, was wohl gewesen wäre, hätte Kaiba sich ähnlich verhalten wie Joey. Würde dieser dann gar nicht oben im Zimmer sitzen und weiter sein Dasein bei einem Säufer fristen, während ich mit Geschenken überhäuft worden wäre? Ich schüttelte den Kopf und vertrieb diesen Gedanken, genauso wie die Frage, ob Yugi und ich ein gutes Paar geworden wären. Das konnte ich jetzt, so kurz vor dem Finale, gar nicht gebrauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)