Unter den Schwingen des Horusfalken 2 von Hotepneith (Die Gefahren des Delta) ================================================================================ Kapitel 13: Der Norden, natürlich --------------------------------- Obwohl Merit aus Per-Bast und damit dem östlichen Delta stammte, war sie stets ein wenig überrascht zu sehen wie sehr sich das Land im Laufe des Jahres veränderte. Jetzt, wo die Trockenheit ihren Tiefpunkt erreicht hatte, wuchsen neben den Papyrusstauden an den Ufern auf weiten Sandbänken die weißen Dörfer, man erkannte dahinter Kleinvieh, auf den Weiden dahinter Rinder, die von Hirten sorgfältig bewacht wurden. Wenn in wenigen Wochen mit dem ersten Erscheinen der Sothis auch die Flut kam und das Jahr begann, würde sich um die Dörfer nur noch die Wassermassen befinden, Menschen und Tiere eng zusammenrücken müssen. Gab es gar eine zu große Flut, so musste alles Leben fliehen und die Dörfer verschwanden in den gurgelnden Wassern des iteru. Die allerdings auch das Land fruchtbar machten. Sie sah, dass Nefer neben ihr neugierig Ausschau hielt. „Suchst du Flusspferde?“ fragte sie daher. „Ja,“ gab die junge Frau aus dem tiefen Süden zu. „Es gibt sie auch bei uns, aber hier doch viel öfter, habe ich gehört,“ ergänzte sie eilig. Sie saßen unter dem Sonnendach, das der fürsorgliche Kapitän Paadiptah erneut hatte spannen lassen. Meruka hatte sich mit seinen beiden männlichen Mitarbeitern zurückgezogen, vermutlich wollten sie leise etwas besprechen. So fiel es den beiden Frauen der Gruppe zu den Schein einer amüsanten Flussreise zu wahren und einfach zu plaudern. „Sie sollen ja sehr gefährlich sein. Gefährlicher noch als Krokodile.“ Merit machte eilig das Zeichen gegen das Böse. „Sobeks Freunde oder das Kraut des Sees,“ tadelte sie. „Verzeih, Herrin .“ Nefer senkte etwas den Kopf. Natürlich wusste sie das, aber in ihre Rolle als die dumme Frau aus dem Süden passte das. „Überdies greifen sie solche Schiffe aus Holz nicht an, nicht einmal solche Papyrusboote wie das vor uns. Ich weiß nicht warum.“ „Wenn ich es erklären darf …“ Ptahnacht war aus der Kabine gekommen und setzte sich. „Die Schiffer sagen, sie halten die grünen Papyrusboote für ihresgleichen und lassen sie darum in Ruhe. Darum ist es ja auch wichtig, dass der Papyrus, aus dem solche Boote gebaut werden schön grün ist. Wenn er gelb wird geht er unter oder lockt ...eben anderes an.“ Da er sich denken konnte, dass die Mädchen neugierig waren, was es zu besprechen gegeben hatte, zuckte er die Schultern, ganz der müde Krieger. „Ich bin froh wieder an der Luft zu sein, dass mich der ehrenwerte Schreiber hinausschickte. Ich bin kein Schreiber und kein Arzt und die Pflanzenkunde, die sie austauschten langweilte mich nur. Aber natürlich, So gebildete Herren ….“ Damit hatte er angezeigt, dass Meruka und Rahotep noch immer herumrätselten, wie diese seltsamen Tode zustande gekommen wären. Der Gefolgsmann des Horus ergänzte: „Es ging allerdings immer mehr um besondere Pflanzen, die nur hier im delta wachsen. Ich kannte meist nicht einmal die Namen. Aber ich stamme ja auch nicht aus dieser Gegend, sondern vom Ostmeer. Da gibt es schon ganz andere Fische als im iteru und natürlich auch ganz andere Pflanzen.“ „Man muss durch die Wüste dorthin, nicht wahr?“ Merit wollte das Gespräch am Laufen halten, denn der Kapitän stand schon wieder sehr neugierig weit vorn. „Von Nubt aus oder so.“ „Ja. Es gibt Trockentäler, auch ein sehr großes, die die Tore zur Wüste genannt werden. Da kommt man gut durch. Natürlich mit einer ganzen Eselskarawane, Es gibt nur sehr wenig Wasserstellen und das Wasser muss mitgenommen werden. Aber es lohnt sich, dort in der Wüste werden Gesteine gefunden, die der Lebende Horus, er lebe, sei heil und gesund, für Bauten benötigt oder sogar zu Schmuck. Manchmal finden sie in der Wüste sogar Himmelserz.“ Eisen, das selten genug mit einem Meteoriten vom Himmel fiel und zu überaus wertvollen Schmuckwaffen oder Schmuck verwendet wurde. Es galt schon darum als überaus wertvoll, weil es im Gegensatz zu Eisen aus dieser Welt nicht rostete. Ptahnacht hätte auch keinen Grund gewusst, warum man schöne Steinklingen aus Obsidian oder Pfeile mit Steinspitzen gegen ein eisernes Schwert eintauschen sollte, das gleich zerbrach. Kupferschwerter waren viel härter und Kupfer fand sich auch in kemet, musste nicht erst beschafft werden. So fuhr er fort: Ich war allerdings höchstens bis zu den Minen von Timna, wo Kupfer und Türkise abgebaut werden können, wenn die Sandleute Ruhe geben und es Winter ist. Im Sommer wäre es dort viel zu heiß. Alle paar Jahre wird eine solche Expedition hin gesandt. Es ist sehr gefährlich dort, weil die Sandleute die Transporte überfallen und sich nicht dem Willen des mächtigen Horus beugen wollen. Aber er wird sie schon belehren.“ „Sicher.“ Merit, aufgewachsen und ausgebildet am Hofe, kannte auch die magischen Zeremonien, mit denen das Land unter den Flügeln des göttlichen Falken sicher war. Die Sandleute sollten doch froh sein, ebenso wie die tehenu und die Leute aus wawat und kusch, dass ihnen Schutz angeboten wurde, solange sie Tribute spendeten. Die ganze Welt gehörte doch dem Lebenden Horus, jedes Land, jedes Tier und jeder Mensch. Ihr war auch nur zu bewusst, was Meruka drohte, wenn er den Fall nicht löste und den Lebenden Hott enttäuschte, ja, erzürnte. Degradierung, kein Grab und verflucht in alle Ewigkeit. Schreckliches Schicksal, das war ihr nur zu bewusst. Aber das war der Preis, den jeder, der hochstieg zu zahlen hatte.   Die Sonne berührte bereits fast den westlichen Horizont als das führende Papyrusboot scharf nach rechts bog, um gegen die hier breit und gemächlich fließenden Wasser des iteru zu kreuzen. Kapitän Paadiptah wies eilig seine beiden Steuerleute an zu folgen. Er und auch seine Passagiere, die seit Stunden vollzählig unter dem Sonnendeck saßen und redeten, erkannten am rechten Ufer eine weiße Sandbank, an der einige Fischerboote aufgelaufen waren. Die Netze wurden an Seilen daneben getrocknet. Einige hundert Meter weiter hinten, getrennt durch eine weiße Sandfläche und einige Höhenmeter, lag das eigentliche Dorf, dessen weiß gekalkte Wände im Licht der Spätnachmittagssonne förmlich leuchteten. Um das Dorf befanden sich Gärten. Jedem der Besucher war klar, dass in wenigen Wochen, wenn die Flut kam, die gesamte Sandfläche unter Wasser läge und sich im Dorf Mensch und Kleinvieh eng zusammendrücken mussten. Nun aber war genug Platz und einige Ziegen und Schafe, von Kindern im Auge behalten, weideten die vereinzelten Gräser auf dem Sand ab. Auf die Felder wurden sie erst nach der Einsaat gelassen, wenn ihre Hufe und Klauen den Samen tiefer in den dann feuchten Boden treten sollten. Ein Mann kam aus dem Dorf heruntergeeilt, da ihm offenbar die Schiffe aufgefallen waren. Meruka entdeckt ein Stück weiter flussabwärts ein dichtes Papyrusfeld, das sich lang und schmal Richtung Osten erstreckte. Vermutlich lag dort der Kanal, der sie morgen in Richtung der Doppelstadt Pe und Dep bringen sollte. Solche Kanäle, wenngleich nicht so große, wurden immer mehr im Land gebaut und die Anwohner angewiesen, sie frei von Unkraut zu halten, die Böschungen auszubessern. Gegen die beiden großen Gefahren, Flusspferde und Krokodile waren Dörfler machtlos, also schützte der Horus auf dem Thron der Lebenden sein Volk durch Magie. Chabauneith, der Lotse, sprang auch bereits aus dem Boot und eilte dem anderen entgegen. Das dürfte also Teti sein, sein Cousin und der Lotse der folgenden Tage – oder auch der Bürgermeister dieses Dorfes. Nun,das eine schloss ja das andere nicht aus. Die Lotsenfamilien hatten sicher einen guten Ruf im Dorf. Und die Bürgermeister dieser Dörfer waren in aller Regel im Gegensatz zu den Beamten der Domänen nicht schriftkundig. Früher oder später würde auch der Schreiber der nahebei liegenden Domäne kommen, wenn er erfuhr, dass der Stiefsohn des Besitzers eingetroffen war. Immerhin musste er damit rechnen, dass das der potentielle erbe wäre, denn, wenn sie Meruka recht entsann gehörte diese Domäne zum Privateigentum und wurde nicht mit einem entsprechenden Amt verliehen. Dieser Grundbesitz fiel dann bei Rückgabe des Amt4s wieder an den Staat, also den Herrn der beiden Länder zurück, und wurde neu vergeben. Wie hieß dieser Mann nur? Er war früher ein Schreiber in der Kanzlei des tjati gewesen Und war mit dem Verwaltungsposten hier auch zu dem Verwalter einer anderen Domäne geworden, die einst zu der königlichen Totenstiftung gehören sollte. Das war eine neue Sache, die der Lebende Gott befohlen hatte, aber es würde zukünftig natürlich die Verwaltung vereinfachen, wenn die Totenstiftungen der verstorbenen Könige und die Versorgung der Paläste des Lebenden Horus getrennt voneinander geführt wurden. Horus Quahedjet dachte an so vieles.   Das Stück zum Dorf musste der hohe Besuch zu Fuß gehen, Sänften gab es hier keine. Chabauneith führte sie und erwähnte nebenbei, dass sein Vater der Bürgermeister sei. Er trug den Namen Upautschepses, wurde aber Upi genannt. „Schöne Namen“, Kurznamen, waren in allen Teilen der Bevölkerung üblich, Merit hieß ja eigentlich Meresanch oder Nefer Nefertari. Nebenbei erkundigte sich Meruka auch nach dem Namen des Domänenvorstehers, er wollte sich nicht die Blöße geben, den vergessen zu haben. Hemusir, also. Dem Namen nach stammte er aus dem Delta und war wohl auch angetan gewesen wieder hierher zurück zu kehren. „Dein Vater wird ihn doch sicher benachrichtigen lassen,“ „Ja, natürlich. Wir im Dorf kümmern uns allerdings wenig um die Domäne, sie liegt abseits des Flusses und wir leben als Lotsen oder Fischer. Natürlich landen hier auch Waren an für die Domäne oder gehen welche weg, aber sie ist noch neu, und ich vermute, das kann dir Hemusir sicher erklären, dass es noch wenig Wein von hier gibt.“ „Ja, Trauben brauchen lang, bis sie wirklich ertragreich sind. Aber der Wein wird umso besser, je älter die Rebe. „Das weiß ich nicht,“ gab Chabauneith zu, der ins einem Leben noch keinen getrunken hatte. Sie hatten das Dorf fast erreicht und Nefer entdeckte etwas, das sie so noch nie an Häusern gesehen hatte. Über den Türen, sogar an einigen Fensterspalten hingen riesige Zwiebeln. Solche Größe hatte sie noch nie erblickt und so wandte sie sich an den Arzt. „Rahotep, man sagt ja, das Delta sei fruchtbar, aber so große Zwiebeln….“ Gut ein Kilo mochten sie wiegen „Das sind keine gewöhnlichen Zwiebeln, liebe Nefer,“ antwortete Rahotep prompt. „Man nennt sie Meerzwiebeln und sie wachsen hauptsächlich in den Sandböden des nördlichen Delta, an den Stränden des Großen Grünen. Sie werden manchmal auch ….ja, sieh, wie hier, seitlich vor die Häuser gepflanzt. Sie blühen weiß im Herbst und sollen Dämonen und alles Unheil von den Häuser und deren Bewohnern abhalten. Ärzte nutzen sie auch medizinisch, aber es ist kein Wunder, dass du sie nicht kennst. So tief im Süden wachsen sie nicht.“ „Auch beim Fest des Sokar werden Zwiebeln um den Hals geschlungen,“ sagte Merit neugierig. „Das kenne ich. Aber das sind auch gewöhnliche Zwiebeln, nicht solche riesigen. Darfst du sagen, wozu ein Arzt sie verwendet?“ „Nun ja, wenn ein Mensch zu viel Wasser im Bauch hat, oder bei Hustenkrämpfen, bei Hundebissen. Aber man muss sehr genau sein. Wie bei allen Pflanzen,“ ergänzte er hastig, denn wie so viele Gewächse bot auch die Meerzwiebel nicht nur Gutes. Aber es gab eben keine Wirkung ohne Nebenwirkung, keine Maat ohne isfet, keinen Tag ohne Nacht, kein kemet ohne die beiden Länder. Zu genau durfte er allerdings gegenüber Laien nicht werden, das verbot der ärztliche Kodex.   Den Gästen, die kaum neugierig betrachtet wurden, war man hier doch Besucher gewohnt,wurde ein leeres Haus zugewiesen. Eine Frau kam und bot sich als Köchin an, brachte dann Speisen, die sie offenkundig bereits für ihre Familie zubereitet hatte, Brot und Bier, dazu Gurken und Zwiebeln. Kurz danach tauchte Chabauneith wieder auf, mit einem Mann um die Dreißig, den er als seinen Cousin Teti vorstellte, den Lotsen für die nächsten Tage bis zu der Doppelstadt. Meruka winkte diesem sich zu ihnen zu setzen und stellte angenehm berührt fest, dass Teti seine Neugier ebenso zügelte wie Chabauneith und nur einen verstohlenen Blick auf Merit oder ihn warf. Ptahnacht hatte sich bereits in eine Ecke zurückgezogen und tat erfolgreich so, als wolle er schlafen. Sobald die Besucher weg waren, würde er das auch tun, um nachts sich quer vor die Tür zu legen und zu wachen. So erkundigte sich der Vorsteher der königlichen Schreiber nur: „Wir werden zwei oder drei Tage bis Pe und Dep benötigen, Teti?“ „Ja. Genau kann ich es dir nicht sagen. Das hängt davon ab, wie flach das Wasser auch drüben auf der anderen Seite, im anderen Arm des iteru ist. Wenn das Schiff fast auf Grund geht, müssten wir Männer zum Ziehen davor spannen.“ „Dann ist eine Übernachtung an Bord notwendig.“ „Ja, eine sicher. Aber wir erreichen gegen Abend, das kann ich versprechen, eine gute Stelle zum Landen. Dort gibt es eine Anhöhe, wo stets reisende übernachten. Es ist, zugegeben, ein wenig mühsam empor zu steigen, dafür ist man allerdings vor den wilden Tieren sicherer. Dennoch würde ich dem Kapitän vorschlagen, dass seine Männer abwechselnd wachen. Es gibt hier schon lange keine Löwen mehr, aber auch Flusspferde können sehr gefährlich sein und das möchte ich den Damen nicht zumuten. - Wünscht irh eigentlich nach pe oder Depo zu gelangen?“ Die Doppelstadt lag sich gegenüber – Pe war die heilige Stadt, seit Urzeiten Begräbnisstätte der alten Könige, lange vor der Vereinigung der beiden Länder, gewesen. Noch heute befanden sich dort heilige Bezirke für diese. Dep dagegen war die weltliche Stadt, mit Hafen, Verwaltungsgebäuden und Lagerhäusern. „Nach Dep,“ erwiderte Meruka sofort. „Von dort aus dann zum Palast des Harpunierenden Horus.“ „Das wären sicher noch einmal zwei Tage von Dep aus, nun, nicht ganz. Aber dort benötigt ihr wieder einen anderen Lotsen. Das ist wieder ein Arm des iteru, und mein Gebiet ist dieser Kanal bis Dep.“ „Ja, ich weiß.“ Es war schwer genug für die Lotsen sich ihre Strecke jedes Jahr nach der Überschwemmung neu zu merken. Sandbänke, Untiefen oder Strömungsveränderungen sonstiger Art boten Fallen genug für die Schiffe – schützten andererseits auch vor Wagemutigen, die vom Großen Grün aus den iteru hinauffahren wollten um kemet zu bedrohen. Auch die Handelsschiffe aus keftiu oder anderen Ländern benötigten erfahrene Lotsen. Auch so schützten die Götter dieses Land.   Am folgenden Morgen fuhr die „Wildstier“ in den schmalen Kanal, der ebenfalls rechts und links bewachsen war. Allerdings sah man hier nur zu deutlich den Fleiß der Papyrusssammler des Dorfes. Aus den Halmen wurde nicht nur der Schreibstoff hergestellt, sondern auch die Boote der Schiffer, zum Übersetzen von Mensch und Tier auf neue Weiden. Die gesamte Gegend war von Kanälen und natürlichen Wasserläufen durchzogen, die auch das höher gelegene Weideland und die felder entwässerten, nach der Flut, jetzt aber zur Bewässerung benutzt wurden. Der Kanal, dem Teti mit dem Vorausboot folgte, war eined mehr oder weniger direkte Verbindung zwischen zwei der großen Flussarme und verhinderte so einen Umweg zuerst nach Süden und wieder nach Norden. Es war sehr praktisch für den Warenverkehr und die Reisenden. Immer wieder lichteten sich die Papyrusstauden, der Kanal weitete sich etwas und man konnte an den Ufer Rinder, Kleinvieh, aber auch Plantagen entdecken. Dattelpalmen, Dum-Dum-Palmen und andere, die sorgfältig gehütet und befruchtet wurden, boten sie doch auch den ersehnten Schatten neben den essbaren Genüssen, Fasern und Holu, was dringend benötigt wurde.   Ein oder zwei Mal entdeckten die Passagiere auch im Dickicht der Papyrusstauden Flusspferde, die sich tief in das Wasser gelegt hatten und zu schlafen schienen. Erst nachts kamen sie an Land und zerstörten oft die Ernten. Jetzt waren freilich Korn und Früchte eingebracht und die mächtigen Tiere mussten mit dem Gras vorlieb nehmen. Niemand war freilich böse keine Krokodile zu entdecken, mit denen es immer wieder, wie allerdings auch mit den Flusspferden tödliche Unfälle gab. Das betraf allerdings weniger Menschen auf Booten als Schwimmer und Sammler von Papyrusknollen, Grasschneider oder auch Hirten, die die Tiere über einen Kanal treiben wollten. Meruka sah sich kurz nach Kapitän Paadiptah um, der wie immer auf dem Kabinendeck stand und sowohl das vorausfahrende Boot als auch seine Ruderer im Auge behielt – und möglichst unauffällig seinen Passagieren zuhören konnte. So blieb der Vorsteher der königlichen Schreiber behutsam. „Meresanch …“ Sicheres Zeichen, wenn er sie mit vollem Namen ansprach, dass es sich um ihre Rolle handelte. „Wir werden heute Nacht in einer Unterkunft rasten,d ie für Reisende geeignet ist. Du wirst ein wenig auf den Komfort des königlichen Palastes verzichten müssen. Es sind rasch aufgestellte Stangen, mit Stoffen darüber, die Sand und Wind etwas abhalten.“ „Oh, das ist mit bewusst. Aber am folgenden Tag erreichen wir Pe und Dep?“ „Ja. Der Stadtvorsteher von Dep ist ein schon recht alter Mann, vielleicht kennst du ihn. Sein Name ist Schepseska. Er trägt den Titel eines hatia, nicht eines adjmer, da er nur für die Doppelstadt zuständig ist. Allerdings trägt er auch den Titel des Sprechers der Seelen von Pe, die, soweit ich weiß, bei einem königlichen Begräbnis oder auch seinem sed-fest eine wichtige Rolle spielen.“ „Oh, ja. Ich erinnere mich,“ erklärte Merit. „Ist er nicht der Sohn eines Königssohnes? Ist er verheiratet?“ „Das weiß ich zugegeben nicht. Wichtiger ist das: er wird uns gewiss gastfreundlich empfangen, aber wir bleiben nur kurz in Dep. Bereits am folgenden Tag reisen wir weiter zum Palast des Harpunierenden Horus. Palastvorsteher dort ist Djehutihotep. Er ist auch für die Domänen um den Palast verantwortlich und trägt zusätzlich den Titel des Vorstehers der Fischer.“ Und er hoffte inständig, dass der Herr der beiden Länder noch nicht dort angekommen war. Dep und vor allem der Palast waren die letzten Möglichkeiten zumindest das Wie dieser ominösen Tode herauszufinden. Bislang wusste er nur immer, wie es nicht gewesen war. Und das konnte noch richtig Ärger bedeuten, für ihn. Fische, Pflanzen, Zufall, Versehen, Absicht….? Meruka ermahnte sich erneut zur Ruhe und Sachlichkeit. Es gab eine Lösung, klar,. Und vermutlich lag sie dermaßen offen vor aller Augen, dass eben aus diesem Grund sie keiner sah.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)