My divided soul von miladytira ================================================================================ Kapitel 61: Lebewohl -------------------- Leichtigkeit erfüllte meinen Körper und ich fühlte eine innere Wärme aufkeimen, bis ein kalter Schatten sich über meine Haut zu ziehen schien. Was war das für ein Wimmern, welche sich leise in meine Ohren schlich und die Stille damit umhüllte? Blinzelnd öffnete ich meine Lider und erkannte die unendliche Schwärze vor meinen Augen. Ein Weg erstreckte sich vor mir. Steinig und lang zog er sich in die Länge. Wo er wohl hinführen würde? Erneut blinzelte ich und es schien als würde ich etwas auf dem Gehweg erkennen können. Leuchtend strahlte es mir entgegen und als ich meine Augen nach unten sinken liess, war es dasselbe Leuchten, welches auch mich umfasste. Weiss, hell und durchsehbar, sah ich doch den unebenen Boden unter mir. Da war es wieder. Dieses Wimmern und es kam aus der Richtung des kleinen Lichtes. Was das wohl war? Mein Kopf war leer und als ich darauf hinabsah, erkannte ich ein Kind. Verwundert kniete ich mich nieder. Es war klein und schien zu frieren. Sanft nahm ich es in meine Arme, zog es fest an mich und wippte hin und her. «Es ist alles gut, mein Kleines», waren meine sanftmütigen Worte und ich sah dabei zu, wie es sich an meiner Brust beruhigte. Ich lächelte zärtlich auf und als würde mich etwas magisch ziehen, ging ich weiter den langen Weg entlang. «Wo kommst du nur her?», fragte ich das Wesen in meiner Hand, welches mir keine Antwort geben würde. Leise fing ich an zu summen, damit die Stille nicht beängstigend wirkte, als mich ein leichter Luftzug erfasste. Ich strich mit meinen Fingern die vereinzelten dunklen Strähnen nach hinten und sah in das Gesicht des Mannes, welcher nun vor mir stand. Meine Augen schweiften seinen Symbolen nach, bis ich bei der Halbmondsichel stehen blieb. Sie kam mir bekannt vor und dennoch wusste ich nicht, wer er war. «Wer seid ihr?» Er atmete tief ein und gab mir seinen Namen zu hören. Leise flüsternd, wiederholte ich ihn. «Sesshomaru-sama». Ein Ziehen liess mich zusammenzucken und ich löste eine Hand von dem kleinen Geschöpf, um an die Stelle zu drücken, wo mein Herz schlagen würde. «Ich scheine euch zu kennen», waren meine bedenkenden Worte und erkannte seine milden Augenpaare, die wie flüssiges Gold in den Meinigen lagen. «Ihr erinnert euch nicht?» Ich legte mein Kopf schief und zögerte eine Sekunde, bevor ich ihn hin und her wandte. Lag da Bedauern in seinen Seen? Was war es bloss, was mich innerlich fragen liess, weshalb er so traurig schien? Auf ihn zugehend, hielt er erst inne, bis er schweigend neben mir herlief und etwas sagte mir, dass er mich bis ans Ende begleiten würde. Wieder wippte ich das Kind hin und her, hatte es einen leisen Laut von sich lassen. «Woher habt ihr dieses Kind?» Schmunzelnd richtete ich meine Augen in das Gesicht des Kindes. «Es war da, als ich da war», waren meine erklärende Worte und liess meinen Blick wieder zu ihm weichen. Die weissen silbrigen Haare lagen sanft an seinen Schultern an und wippten beim Gehen hin und her. «Weshalb seid ihr hier?» «Wegen euch». Verdutzt über diese Antwort, blieb ich stehen und sah ihm in seine prüfenden Iren, war es als würde er auf etwas warten. Etwas was ich nicht zu wissen vermochte. «Ihr seid wegen mir hier?», fragte ich nochmals nach und erkannte sein stummes Nicken. «Weshalb?» «Ihr gehört hier nicht hin. Nicht erneut.» Tief in mir fühlte ich ein Zittern, spürte die Nervosität, die mich einnahm und mein Licht schien zu flackern. Was war das, was mich nun zurückhielt weiter zu gehen? «Wie könnt ihr dies wissen?» Ihm dabei zusehend, wie er seine Hand erhob und meine Haare in die Finger nahm, legte er sie an seine Lippen. Meine Lider weiteten sich, als ich ein Bild vor meinem inneren Auge erkannte. Diese Szene. Sie schien so weit weg. «Wann?» «Vor vielen Jahren». Seine Iren erblickten die Meine, bis mich das leise Wimmern des Kindes aufschrecken liess. Mein Blick richtete sich in das Wesen in meine Arme, welches sich anfing aufzulösen. Ich fühlte ein drückendes Gefühl in mir. Einen unendlichen Schmerz. «Es darf mich nicht verlassen», waren meine leisen Worte und ich drückte es nochmals an mich, wusste nicht, warum ich diese Trauer fühlte, kannte ich dieses Kind doch nicht. «Trauert ihr?» «Es ist noch so klein. Es braucht mich», waren meine zierlichen Worte, als ich abermals den Druck spürte den Weg weiter zu gehen. Ich wollte mich seinen Fingern entwenden, als ich ein Ziehen verspürte. Einen unendlichen Drang bei ihm zu bleiben und bevor ich es in Frage stellen konnte, sah ich den letzten Hauch des kleinen Wesens, welches sich wie ein feiner Staub auflöste. Stille nahm mich ein und ich spürte eine unendliche Kälte in mir. Zitternd führte ich meine Hände an meine Brust. Ich hatte es verloren, bevor ich es kennenlernen konnte. «Es war das Meinige». Er musste mir nicht antworten, war sein Schweigen Antwort genug. «Seid ihr der Vater?» Ein Knurren erfasste die Dunkelheit und als ich mich abermals zu ihm wandte, erkannte ich die Wut in seinen Augen. Er war es nicht und abermals fühle ich eine Trauer in mir, als würde ich es bedauern, keine Zustimmung vernommen zu haben. «Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren». Die Stimme war zu Anfang kalt, bis sie abschwächte und mich eindringlich ansah. «Keine Zeit verlieren?» «Ich kann nur das eurige Leben retten». Ich stockte, erkannte abermals das Flackern meines Lichtes und sah auf meine Finger hinab, als ich die Seinige unter meinem Kinn vernahm, welches er nach oben drückte. Das war es also. Ich starb und er war hier um es zu verhindern. «Weshalb wollt ihr mein Leben retten? Ich scheine euch, wie mich selbst, vergessen zu haben». Meine Gedanken waren leer, meine Erinnerungen nicht aufrufbar und doch war da ein Gefühl von unendlicher Schwere. Eine Schwere, die sich anfühlte wie eine Liebe, die nie sein konnte. «Wir versprachen uns einst die Ewigkeit». Meine Haare wehten auf die Seite und ich hörte ein Flüstern in meinen Ohren. Ein Versprechen, hier und jetzt und für immer, überbrückend über die Zeit, bin ich dein bis in die Ewigkeit. Ich weitete die Augen, fühlte die Wärme, welche mich erfasste und legte meine Hand auf seine Wange. Da waren sie. Die Erinnerung an die alte Zeit. «Hier und jetzt bis ans Ende der Zeit, bis in die Ewigkeit». Sesshomaru nahm Abstand von mir und ich erkannte einen blauen Schweif, bevor meine Sicht verschwamm.   *   Blinzelnd fühlte ich eine Stirn an der Meinigen und hörte die schluchzende tiefe Stimme vor mir. Das konnte nicht Sesshomaru sein und als ich die Umrisse erkannte und meine Hand auf seine Wange legte, waren es die braunen Iren von Kuro, welche mich erfassten. Lächelnd sah ich in sein überraschtes Gesicht und fühlte die Finger an meiner Haut, die immer wieder meine Strähnen auf die Seite strichen. «Du lebst». Fest drückte er mich an sich und ich hörte das Wimmern in meinen Ohren, was mich sogleich innehalten liess. Meine Finger richteten sich an meinen Bauch, als er die Umarmung leicht löste. Es war weg. Das Yoki war verschwunden und auch wenn ich den Mann nicht liebte, welcher mir dieses Kind geschenkt hatte, so fühlte ich den Schmerz des Verlustes. Es war mein Kind gewesen. Ein Geschöpf, welches nichts für all dies konnte.   «Danke». Kuro hatte sich mit seinen Worten an den Mann gerichtet, welcher neben uns zum Stehen kam und ich sah in seine bergsteingoldigen Iren. Ein Drang mich aufzurichten, ihm zu nähern, erfüllte mein Inneres und dennoch konnte ich mich nicht von dem Mann trennen, welcher um mein Leben getrauert hatte. Es war ein Schnauben zu vernehmen und bevor ich mich aufgerichtet hatte, hatte er sich abgewandt. Diese Reaktion schmerzte mich sogleich, aber war es nicht Verrat? Kuro hatte um mich gekämpft, wollte für mich sein Leben opfern, weshalb war mein Herz nun so schwer, wenn ich in seinen Armen lag? War es meine alte Liebe? Die Ewigkeit, die ich Sesshomaru versprach? Wieviel Gewicht trug solch ein Versprechen in unserer Zeit, als Wesen, welche als Mächtigsten in der Welt galten? Schluckend schloss ich meine Lider, als ich die zarten Lippen von Kuro auf den Meinigen vernahm. Es fühlte sich nicht richtig an und ich spürte das aufkommende Yoki hinter mir, welches sich brennend auf mich niederlegte. Es war Eifersucht, aber ich konnte mich dieser nicht hingeben. Kuro war in meinem Herzen verankert. Hier in dieser Zeit, in meiner Zeit, liebte er mich. «Wo ist er hin?!» Eisig durchzog seine Stimme die Stille über uns und als ich mich von Kuro gelöst hatte, sah ich wie Inuyasha vom Dach sprang. Er schien genervt, gar wütend und gab zu verstehen, dass Kyo nicht mehr hier sein würde. Mein Herz stockte. Hatte er es abermals geschafft zu verschwinden? «Du…!» «Halt die Klappe, Sesshomaru!», war sein darauffolgendes Zischen, bevor er sein Tessaiga in die Scheide zurückführte und sich zu mir nach unten kniete. Seine Arme umfassten mich und entzogen mich den Armen von Kuro. Überrascht legte ich meine Arme um seinen Körper, bis er mich wieder eilig von ihm wegdrückte. Wütend sah er mir in die Augen und ich schluckte, als ich die zischenden Warnungen hörte. «Wag es noch einmal solch eine Dummheit zu tun! Nie wieder setzt du Idiotin deine Kräfte gegen uns ein, haben wir uns verstanden?!» Zögerlich nickte ich. «Es tut mir leid, ich sah keinen Ausweg mehr und…» «Du dumme Kuh! Wir sind nicht durch dieses scheiss Zeitfenster gekommen, um dich erneut zu verlieren!» Weit rissen sich meine Augen auf. Was hatte Inuyasha gerade von sich gegeben? «Du Nichtsnutz von Bruder!» Es war das tiefe Knurren von Sesshomaru, welches Inuyasha sogleich verstummen liess und ich dabei zusehen konnte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Hatte ich dies gerade richtig vernommen? Ein Zeitfenster? «Sag mir was du damit meinst», waren meine leisen Worte. Ich flüsterte, hoffte ich doch mich verhört zu haben, doch als ich die schweigenden Münder zu sehen bekam, die keine Anstalt machten, mir eine Antwort zu geben, spürte ich, wie mein Puls nach oben stieg. Das war doch nicht möglich, oder? Mein Iren wichen an ihm vorbei, sahen auf den heiligen Baum, bis ich in diejenigen Iren sah, die wütend auf den Hanyou gerichtet waren. Ich drückte mich vom Boden ab und obwohl meine Beine noch immer schwach von diesen Strapazen waren, ging ich langsam auf den Daiyõkai zu. Er schien überrascht und doch konnte ich ein Aufblitzen darin erkennen, als würde er es gutheissen, dass ich von Kuro Abstand genommen hatte. «Erklärt euch». «Ich erklärte mich bereits». Seine Stimme kühl, seine Emotionen gleich null und es war, als wäre ich zurückgesetzt worden in die Zeit, als ich als Miko gelebt hatte. «Wagt es nicht, mich abermals so zu behandeln. Ihr verspracht mir die Ewigkeit, nun erklärt euch, weshalb dieses Zeitfenster zum Tragen kam». Die Konzentration standhaft stehen zu bleiben, kostete mich Kraft und doch wollte ich mich nicht erneut in Arme fallen lassen, die mich auffangen könnten. Ich würde meine Standhaftigkeit verlieren und keine Antworten von ihm erhalten. «Wie bereits gesagt, erklärte ich mich bereits». «Sesshomaru, es reicht!» Ich war laut geworden, hatte meine Hände auf seinen Brustkorb gerichtet und schlug dagegen. Er versuchte mich mit dieser Antwort abzuwimmeln, doch sie reichte mir nicht. Nein, unser Versprechen reichte mir nicht.   «Er konnte nicht mehr warten und wer will es ihm verübeln?» Meine geballte Faust hielt in der Bewegung inne und ich liess sie sinken. Ich neigte meinen Kopf nach hinten und sah in die tiefbraunen Augen, welche mich traurig anlächelten. Die Trauer darin frass sich in meine Brust und doch konnte ich nicht auf ihn zugehen. Es war, als würde mich etwas in mir selbst zurückhalten. «All die Jahre, die du schon lebst, sucht er nach dir und nun… Nun gab es eine Möglichkeit dich wieder zu ihm zu holen, denkst du ich hätte mir diese Chance entgehen lassen, Aiko? Ich wollte mir selbst das Leben nehmen, damit du dich Kyo entreissen kannst und was tust du… Du opferst dich für mich?!» Ich schluckte, spürte die Tränen auf meinen Iren, die sich ansammelten. Kuro kam auf uns zu, als er weitersprach. «Dich sterben zu sehen, war als würde ein Teil meines eigenen Lebens enden und doch weiss ich, es hatte nie wirklich begonnen». «Kuro, was redest du…» Sein Kopf wandte sich von rechts nach links und ich schwieg. Erneut, nur damit er weiterreden konnte, als er direkt vor mir zu stehen kam. Er war mir so nah und doch spürte ich, dass er mir ferner war, als jemals zuvor. «Ich wünschte du würdest dich für mich und unsere Zeit entscheiden, doch es wäre nicht richtig, dich für eine Bitte hier zu behalten». Ich verstand nicht was er da sagte, doch als mein Blick zu Inuyasha wich, welcher sich zum heiligen Baum bewegte, fing ich an zu verstehen. Das Zeitfenster. Es würde sich bald abermals öffnen. War Kyo deswegen verschwunden und nicht mehr spürbar? Hatte er es geschafft zurückzukehren? Sanft fühlte ich die Finger von Kuro an die Meinigen und schluckend fühlte ich den Schmerz des Verlustes, den ich zuvor schon vernommen hatte. «Weisst du, Aiko. Ich wusste schon an dem Tag, als ich dich in dieser Robe in meinen Träumen gesehen hatte, dass ich dich irgendwann gehen lassen muss. Es war, als hätte deine alte Seele mich darauf vorbereitet und doch… schmerzt es sehr zu wissen, dass es nun soweit ist». «Aber, was ist, wenn ich nicht gehen will?!» Meine Stimme ging hastig über meine Lippen und ich biss mir sogleich darauf, wusste ich doch selbst, dass dies eine Lüge war. Ich lebte hier und doch zog es mich zurück. Zurück in meine eigentliche Zeit, dort wo mein Wesen hingehörte. «Ich würde deinen Worten gerne Glauben schenken, aber du liebst jemand anderen und ich lasse nicht zu, dass er dich ein drittes Mal zurücklassen muss». Tränen lösten sich aus meinen Augen und ich merkte, wie mein Körper anfing zu zittern. Eine Gefühlswelle brach über mich ein und ich konnte nicht anders als mich in seine Arme zu legen. Seine Hände krallten sich fest in mein Kimonohemd, das noch immer zerrissen und bedeckt von Blut war. «Ich liebe dich, Kuro», flüsterte ich ihm leise zu und fühlte, wie er seinen Kopf an meine Schulter drückte, mich nochmals fester an sich zog. «Ich weiss und das genügt mir.»   «Kagome wird sich freuen dich wieder zu sehen». Seine Finger umgriffen die Meinen, war es doch Sesshomaru, welcher mir den Rücken zugewandt hatte. Die Worte, welch ich an Kuro gewandt hatte, liess ihn eisig werden und doch entschied ich meinem inneren Wunsch zu folgen mit ihm zu gehen. Ich neigte noch einmal meinen Kopf nach hinten, erkannte den Mann, welcher noch immer dort stand und seine tiefenbraunen Augen auf mich gerichtet hatte. In seinem Gesicht lag eine Trauer, ein tiefer Schmerz und doch war da etwas, was mich erschaudern liess. Entschluss. Ein tiefer Entschluss die richtige Entscheidung gefällt zu haben und ich erkannte, dass er mich losliess. Kuro liess mich gehen für einen Mann, der mir die Ewigkeit versprochen hatte, vor vielen Jahren. Leise formte ich meine Worte, bevor sich das Zeitfenster öffnete und es waren die Letzten, welche ich in dieser Zeit verhallen liess.   «Danke für alles, Kuro. Lebewohl». Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)