Enemy mine - geliebter Feind von collie ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Sie nickte verstehend und fuhr fort. „Er hat sein Bein zwischen meine gedrängt. Ich hab geschrien. Er fragte mich, ob ich für dich auch so schreie. Ich habe nicht verstanden, was er damit meint. Ich wollte, dass er mich los lässt. Ich habe ihn gebeten, dass zu tun.“ Ihre Worte bestätigten seine Befürchtungen. Trotzdem verschlugen sie ihm für einen Moment die Sprache. Er konnte sich gut vorstellen, wie Beth in dem Augenblick geschrien hatte. Ganz sicher waren es nicht die Schreie, die er von ihr hören wollte, wenn sie zu diesem Schritt bereit war. Irgendwas musste in Arasmus Oberstübchen gewaltig schief laufen, wenn er in dem Kontext so eine Frage stellen konnte, überhaupt im Stande war eine solche Situation zu schaffen. Einfach pervers. „Er hätte dich nicht festhalten dürfen und nichts von alledem tun oder sagen“, brachte er dann hervor. „Er war dabei, eine Straftat zu begehen. Niemand darf einen anderen gegen seinen Willen festhalten oder das tun, was Arasmus mit dir tun wollte.“ „Ich kenne das nicht. Ich verstehe es nicht“, erwiderte sie. Saber konnte sich das gut vorstellen. Es würde in ihrer Heimat einen effektiven Ablauf stören. Außerdem passte es nicht zu dem ausbalancierten Hormonhaushalt, der ihr Volk so kühl und emotionslos erscheinen ließ. Wie sollte er es ihr erklären? Nachdenklich runzelte er die Stirn, den Blick nicht von ihrem ruhigen Gesicht lösend. „Es gibt Regeln für das Zusammenleben von Menschen, wie bei euch. Viele davon betreffen das Verhalten anderen Menschen gegenüber. Es ist notwendig um unsere Bedürfnisse aller Art so zu kontrollieren, dass das Zusammenleben für alle gut verlaufen kann. Es gibt Menschen, die die persönlichen Grenzen anderer nicht akzeptieren. Um diese Grenzen zu schützen, gibt es Verbote, die bei nicht Einhaltung mit Strafe durchgesetzt werden. Wenn also jemand dein persönliches Wohl bedroht, dann macht er sich strafbar“, fasste er es so kurz und prägnant wie möglich für sie zusammen. „Arasmus wird eine Strafe für sein Tun bekommen“, fügte er dann noch hinzu. Es half ihr zu verstehen, Stück für Stück. Sie würde es wohl später besser begreifen, aber immerhin hatte sie nun einen Ausgangspunkt dafür. Daher konnte sie sich auf ihre nächste Frage konzentrieren. „Was ich auch nicht verstehe, ist: Was dich so ... so ... wütend gemacht hat? Ich hab dich nie so ... außer dir? sagt man das so? gesehen. Es war, wegen dem was er getan hat, nicht wahr?“ Saber nickte. „Ich war in Sorge um dich, Beth. Du bist mir sehr wichtig, ich möchte nicht, dass jemand dich verletzt oder bedroht. Ich hätte dich besser beschützen sollen.“ „Ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht. Ich wollte nicht, dass dir was geschieht“, erwiderte sie. Ihre Stimme verlor an Sachlichkeit, wurde sanfter. Ihre Hand glitt von seinem Kinn zu seinen Lippen, betastete noch einmal behutsam prüfend die kleine Verletzung daran. Ihr Blick richtete sich darauf, prüfte ebenfalls und verfing sich schließlich daran. „Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst. Ich hab dich sehr gern.“ Die Art, wie sie es sagte, jagte ihm einen warmen Schauer durch den Körper. Seine Zuneigung wuchs an, gab sie nicht nur zu, ihm zu getan zu sein, sondern auch noch mit einer Stimme, die diese Worte zärtlich unterstrich. Er hauchte ihren Fingerkuppen einen leichten Kuss auf. „Dann verstehst du, weshalb ich so außer mir war. Ich hab dich nämlich auch sehr gern. Ich will nicht, dass du leidest“, erwiderte er belegt. „Hm, ich verstehe es. Ich hatte heute ebenso große Angst um dich, wie sonst um Jean und Annabell, wenn sie auf Mission waren. Ich liebe meine Geschwister.“ Sie löste ihren Blick von seinen Lippen und schaute ihn an. Während sie sprach, wurde ihr etwas klar. Die Angst, die sie befallen hatte. Fremd war sie ihr nicht, doch hatte sie nicht verstanden, wie Saber sie in ihr ausgelöst hatte. Nun begriff sie es. „Das bedeutet: Ich liebe dich.“ Überrascht starrte er sie an. Er musste sich setzen. Hatte sie das wirklich gesagt? Hatte sie ihn bereits nach diesem Monat, den sie sich nun kannten, mit ihren Geschwistern gleich gesetzt. Er bezweifelte nicht, dass sie sie liebte. Je länger er die drei kannte, desto offensichtlicher wurde es. Doch ebenso wusste er auch, dass Outrider viel Zeit auf die Wahl ihres Partners verwendeten. Sein Herz, das sich während des sachlichen Gesprächs beruhigt hatte, raste nun wieder in seiner Brust. „Beth… Tust … Tust du das wirklich?“, stammelte er perplex. „Ja, kein Zweifel,“ nickte sie schlicht, die Stimme noch immer sanft. Nebensächlich, dass sie spüren konnte, was ihre Worte für eine Wirkung auf ihn hatten, ehe sie es sich versah, zog Saber sie sich und umarmte sie innig. „Ich liebe dich auch", raunte er bewegt an ihr Ohr, verborgen unter ihrem weichen, welligen Haar. Mit einer Hand strich er darüber. Vorsichtig bewegte sie sich an ihm, brachte ihren Körper in eine bequemere Position. Mit einem Bein kniete sie schon neben seiner Taille. Etwas ungeschickt schob sie nun das andere, das gefährlich nah an seinem Schritt auf dem Boden aufgekommen war, über sein Bein und kam so auf seinen Schoß. Sie kam wieder in seine Arme, hielt sich aber so weit von ihm entfernt, wie es nötig war, um ihn anzusehen. „Warum bist du so überrascht?“, fragte sie leise. „Ich bin tatsächlich überrascht“, musste er zugeben. „Versteh mich nicht falsch, ich wusste, du magst mich und findest mich interessant, aber dass du mich liebst … ist …“ Er suchte nach den passenden Worten, was etwas schwerer fiel als davor, jetzt da sie so auf ihm saß. „Es entspricht nicht eurem Effektivitätsprinzip.“ „Tatsächlich entspricht es dem Prinzip gänzlich. Eine Symbiose ist keine lieblose Sache, wie das Wort euch vielleicht vermittelt. Die Symbiose meiner Eltern war sehr liebevoll, beinahe übermäßig. Es wird viel darüber diskutiert, ob das der Grund für die ... hm ... Belastung unserer Familie ist.“ „Das wollte ich damit nicht sagen, Beth. Aber ich hatte den Eindruck, dass ihr sehr genau und lange prüft, bevor ihr eine Symbiose eingeht. Wir kennen uns noch nicht lange, deshalb... Umso erfreuter bin ich, dass du meine Gefühle erwiderst.“ Sie senkte den Blick, ließ ihn zu den geöffneten Knöpfen seines Hemdes gleiten, beinahe schuldbewusst, vielleicht auch verschämt. „Denke nicht, ich würde nicht prüfen. Das tue ich so sorgfältig wie jeder von uns. Nur ist es wohl so, dass aufgrund meiner ... unserer Belastung ich ... schneller entscheide.“ „Das ist mir durchaus bewusst.“ Ihre körperliche Zurückhaltung sprach dafür, so viel war ihm klar. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und drückte es sacht wieder nach oben. „Beth, sieh mich an“, bat er warm. „Ich möchte, dass du prüfst und nach bestem Wissen und Gewissen entscheidest. Wenn deine Entscheidung auf mich fällt, freue ich mich umso mehr“, gab er ihr die Zeit, über ihre Entscheidung nachzudenken und sie so oft zu prüfen und vielleicht auch zu bestätigen, wie sie es für richtig hielt. Es bedeutet geduldig zu sein, wo andere längst einige Schritte weiter waren, das morgendliche Begrüßungskomitee zu akzeptieren ebenso wie den erhöhten Wasserverbrauch. Aber was war das schon, wenn dafür eine Frau an seiner Seite war, die ihm mental und physisch in jeder Weise das bot, wonach er sich schon so lange sehnte, auch wenn er über den physischen Aspekt gerade nur phantasieren konnte. „Aber das ist sie doch längst.“ Ihre Worte waren kaum mehr als ein Hauch. Ihre großen Augen schauten ihn mit der selben Zuneigung an, die in diesem Flüstern lag, und ihre Sanftheit reichte, um einen Sturm in ihm zu entfesseln. Einmal mehr. Er presste sie an sich und küsste sie stürmisch, eroberte ihre weichen Lippen begierig. Sie kam ihm entgegen, neugierig, wie bisher, und intensiver als sonst. Ihre Arme glitten um seinen Hals. Ihre Finger fuhren über seinen Nacken in sein Haar. Er spürte sie an sich, ihre Rundungen an seinem Oberkörper, ihre schlanke Taille, ihr wohlgeformtes Hinterteil, ihre straffen Oberschenkel unter seinen streichelnden Händen. Zu gern würde er ihre Haut auf seiner fühlen, dem störenden Stoff die Geheimnisse entreißen, die er noch verbarg. Doch nach den Ereignissen dieses Abends kam er sich bei diesem Gedanken wie ein Mistkerl vor. Der Hunger in seinen Küssen verriet ihn ebenso wie die sehnsüchtigen Laute, die ihm entwichen, als er ihre Finger wieder an der Knopfleiste seines Hemdes spürte. Behutsam lösten sie die letzten Verschlüsse und schoben den Stoff von seinem Oberkörper zurück, lösten ihn aus dem Hosenbund. Ein Prickeln lief über seine Haut, wo ihre Finger ihn berührten und er erschauerte erregt. Ein Gedanke schob sich in sein vernebeltes Gehirn. So fantastisch es sich auch anfühlte, so sehr es ihn auch berauschte und er sich danach sehnte, er hielt ihre Hände fest, als sie das Hemd über seine Schultern schieben wollte. „Beth … du … musst nicht …“, brachte er hervor, sich im gleichen Moment selbst dafür verfluchend, um was er sich mit diesen Worten wohl selbst brachte. Sie schüttelte leicht den Kopf und strich, ungeachtet seiner Worte, sein Hemd über seine Schultern, löste es zielstrebig von seinem Körper. Er legte genießend den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ihre Finger glitten über seine Schultern zurück, über seine Brust, zeichneten die Konturen seiner Muskeln nach, zärtlich und neugierig wie ihre Küsse. Verspielt und stetig wanderten sie über seinen Körper und hielten an seinem Gürtel. Es dauerte ein paar Lidschläge, bis er begriff, dass sie sich daran zu schaffen machte, um ihn zu öffnen. Jeder Fähigkeit beraubt noch logisch zu denken und zu handeln, irgendetwas als moralisch richtig oder falsch beurteilen könnend, ließ Saber sich auf den Boden sinken und schlug sich die Hände vors Gesicht. „Oh Gott“, stöhnte er auf. Die Hände an der halb geöffneten Hose hielten inne. „Soll ich aufhören?“ Beth‘ Irritation war greifbar. Er riss die Augen auf und die Hände von seinem Gesicht. „Bloß nicht!“ Mit einer Hand griff er nach ihr, fuhr in ihren Nacken und zog sie zu sich. Verlangend, beinahe fordernd eroberte er ihren Mund und hieß ihre experimentierfreudige Zunge zwischen seinen Lippen willkommen. Unerfahren, aber neugierig forschend setzten ihre Hände an seinem Gürtel ihr Tun fort, raubten ihm den Verstand und erfüllten seine Sehnsucht . Er fühlte ihren Körper nah an seinem. Der Duft von Mandelblüte drang aus ihrem Haar in seine Nase, mischte sich mit dem Geruch ihrer Haut im Nacken. Er umschloss sie fest, zog sie noch ein wenig enger an sich. Ihre Worte vom Vorabend hallten noch in seinem Kopf und die Erinnerung an das, was sie getan hatte, beflügelte sein Herz. Er strich, noch halb schlummernd über den Stoff ihres Shirts, ertastete ihre Körper darunter. Sie schmiegte sich schlafend an ihn und tiefer in seine Arme, seufzte leise. Er lächelte an ihren Nacken. Was sie für ihn getan hatte, sollte seinerseits nicht unbeantwortet bleiben. Es wäre selbstsüchtig von ihm, hatte sie ihn auch gestern damit überrascht. Er würde einen Weg finden, ihr … Der Wecker schellte, rief zum Tagewerk auf. Widerstrebend aber behutsam löste er sich von ihr. So schön der Morgen auch war, der Tag hielt eine mehr als unangenehme Aufgabe für ihn bereit. Bericht über den gestrigen Vorfall erstatten und Ersatz für Soor anfordern. Er richtete sich auf, zum ersten Mal, seit er ihr begegnet war, ohne Begrüßungskomitee, und betrachtete die Schlafende einen Moment lang. Der Wecker tönte erneut. Sie blinzelte und rieb sich die Augen, dann sah sie ihn an. „Hey“, grüßte er sie lächelnd, „magst du frühstücken?“ Sie nickte verschlafen, schob sich unter der Decke hervor und ging ins Badezimmer. Währenddessen meldete Saber sich beim Scharfschützen und bat ihn, Broik vorbeizuschicken und Beth zur Universität mitzunehmen. Dann begann er den Bericht zu verfassen. Beth machte ihm Frühstück, störte ihn aber nicht in seiner Arbeit. Als ihre Schwester und deren Bodyguard erschienen, versandte Saber gerade den Bericht. Er hatte gerade noch Zeit, sich von Beth zu verabschieden und ihr vorbereitetes Müsli, Saft und Kaffee hinunterzustürzen, ehe er selbst aufbrechen musste. Noch zwei letzte Wohnungen galt es zu prüfen. Die Nachbarschaft war, seinen Recherchen nach, sogar einigermaßen passend. Vielleicht waren sie endlich erfolgreich. Es wurde Zeit, auch wenn er Beth gern noch eine Weile länger bei sich hätte. Die Wohnungen, die sie besichtigten, befanden sich in einem Wohngebiet nahe einer Einkaufsmeile und der historischen Altstadt, wie man den ursprünglichen Stadtkern eher scherzhaft nannte. Mit antiken Bauten konnte der Kern nicht aufwarten, es war die veraltete Architektur, der er den Namen verdankte. Von jenem Zentrum und der Meile getrennt durch eine Parkanlage wuchs ein Quadrat aus zehnstöckigen Wohnhäusern. Jedes einzelne dieser vier bot auf jeder Etage Wohnungen mit höchsten drei Zimmern an. Bei Studenten, Wohngemeinschaften und anderen jungen Erwachsenen, die eben ins Berufsleben starteten, war dieser Gebäudekomplex sehr beliebt, waren die Wohnungen nicht allzu groß und durchaus erschwinglich. Dafür musste man einen längeren Weg zu den Universitäten in Kauf nehmen, was es den meisten Wert war. In einen dieser Blöcke hatte Saber eine anderthalb Zimmer-Bleibe für Jean-Claude geblockt. Sie lag im obersten Stockwerk und war tatsächlich nur zweckmäßig. Die Eingangstür führte auf einen kleinen Flur. Gleich nach der Eingangstür befand sich auf der einen Seite ein winziges Badezimmer, auf der andern Seite eine Abstellkammer. Jener kleine Flur mündete in eine Wohnküche, mit einem schmalen Balkon und einer kleinen Nische, in der ein schmales Bett Platz finden würde. Sowohl von der Wohnküche als auch von der Schlafecke aus, konnte man auf den Balkon treten und weit über das Gebiet schauen. Die Wohnung, die für die Mädchen in Frage kam, lag im Block gegenüber. Man konnte von hier auf deren Balkon schauen. Jean-Claude hatte also seine Schwestern im Blick. Das würde ihn beruhigen, dachte sich April dabei. Sie besichtigen diese ebenfalls. Die beiden Schlafzimmer waren klein und durch ein Bad von einander getrennt. Ein kleiner Eingangsbereich führte ihn ein durchaus geräumige Wohnküche, an die auf der einen Seite eben die Schlafräume grenzte. Denen gegenüber befand sich ein schmaler Balkon, der sich über die Länge des Raumes zog. Beide Wohnungen waren klar geschnitten und übersichtlich, boten kaum Möglichkeiten, sich darin zu verbergen, ohne aufzufallen. Das entsprach ihren Vorstellungen sehr. Sie nickten einander zu. Die Suche war endlich erfolgreich. Dann erreichte der Ruf Commander Eagles sie. Er bat um eine sofortige Unterredung bei der auch Beth anwesend sein sollte. Saber machte sich auf den Weg sie abzuholen, ließ seine Kollegen schon einmal voraus gehen. So eilig wie er heute morgen schon aufgebrochen war, so eilig hatte er es auch jetzt. Die Zeit seine Kollegen über die Ereignisse des Vorabends zu informieren, hatte er nicht und nun, da der Commander rief, brauchte er sie nicht mehr. Es würde sich ohnehin nun aufklären. Als er mit Beth aus dem Aufzug trat, erhoben sich Colt, Fireball und April aus der Sitzecke neben Misses Stones Empfangstresens. Die Sekretärin führte sie in das Büro des Commanders, wirkte etwas aufgelöst und hektisch. Ihre Freundlichkeit bröckelte ein wenig. Das Telefon klingelte, ihrer Miene nach, zum unzähligen Mal. Eagle erwartete sie an seinem Schreibtisch. Neben ihm saß Senator Weyer, dessen harte Züge verbargen, was er dachte. „Schön, dass Sie alle hier sind“, begrüßte der Commander sie und wies auf die Stühle vor dem Tisch. Sie erwiderten den Gruß und setzten sich. „Mich erreichten mittlerweile zwei Berichte zu einem ausgesprochen ungeheuerlichen Vorfall, der sich gestern Abend ereignet hat,“ eröffnete Eagle das Gespräch Es schien, als Weyers Braue leicht bei diesen Worten. „Es gibt Gesprächsbedarf.“ „Was für ein Vorfall?“, erkundigte sich April erstaunt. „Es kam gestern Abend zu einem Übergriff auf Miss Beth Baxter“, erklärte er, wobei er den Namen der jungen Frau verwendete, der ihrer neuen Identität entsprach. „Bedauerlicherweise handelt es sich bei dem Täter um ihren Leibwächter. Saber Rider hat bereits einen ersten Bericht vorgelegt, der sich mit dem der Beamten vor Ort deckt. Ihr seid hier, weil ihr für die Geschwister verantwortlich seid. Ihr sollt nicht nur Bescheid wissen, sondern auch dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr vorkommt.“ Dann nickte er Saber zu, der ihnen berichten sollte. „Entschuldigt bitte. Ich bin noch nicht dazu gekommen, euch davon zu erzählen“, schickte der voraus, ehe er auszuführen begann. Er schilderte, dass die an diesem Tag anberaumte Besprechung ihn dazu veranlasst hatte, Soors Schicht zu verlängern und ihn damit beauftragt hatte, Beth von der Universität auch nach Hause zu begleiten. Als jene Besprechung zeitiger als geplant abgeschlossen war, war er den beiden entgegenkommen. Er erzählte von dem, was er gesehen hatte, was Beth und Gregor, der Student, ausgesagt hatten und gab damit inhaltlich die beiden vorliegenden Berichte wieder. Sachlich setzte er alle in Kenntnis und schloss mit den Worten: „Arasmus Soor ist abgeführt worden und befindet sich in Haft, bis die Angelegenheit vollständig geklärt ist.“ „Wie kam so jemand auf die Liste für den Personenschutz?“, wollte Colt wissen. Fireball schüttelte den Kopf. „Einer von unsern Männern“, murmelte er unzufrieden. April sah die junge Outriderin besorgt an. „Geht es dir gut?“, erkundigte sie sich sanft. Ehe diese allerdings auf die fürsorgliche Geste mehr als ein dankbares Lächeln erwidern konnte, wurde die Tür aufgerissen. Jean-Claude trat herein und sah sich um. Er prüfte die Mienen der Anwesenden. „Es ist also wahr“, stellte er fest und stürmte zu seiner Schwester. Er zog sie in seine Arme und presste sie an sich ungeachtet der Anwesenden. „Tut mir leid, Commander“, entschuldigte sich McLeod, der dem Outrider auf dem Fuße gefolgt war. „Er war nicht aufzuhalten. Genauso wenig wie der Buschfunk.“ Unzufrieden darüber, dass sich die Nachricht so schnell verbreitet hatte, nickte Eagle und bedeutete, Garrett sich zu setzen. „Colt hat sich die Liste mit mir angesehen. Keiner von uns hat damit gerechnet, dass jemand zu dieser Tat im Stande sein könnte, auch nicht Senator Weyer, der sie aufgesetzt hat“, setzte Saber das Gespräch fort und gab den Geschwistern so einen Moment Zeit. Während Beth ihrem Bruder versicherte unversehrt zu sein, erkundigte sich die Navigatorin sachlich: „Nach welchen Kriterien haben Sie die Liste erstellt, Senator?“ Der zögerte einen Moment, öffnete nur den Mund. Jean-Claude wandte sich dem Senator zu, ohne seine Schwester loszulassen. „Das würde mich aus interessieren, Senator. Meine Schwestern sollten sicher sein. Das war die Bedingung“, erinnerte er hart. Sein Kiefer, seine breiten, aufgerichteten Schultern waren angespannt und selbst Beth Hand auf seinem Arm konnte diese Spannung nicht mildern. Stattdessen sah er dunkel den Recken an. „Ich hab sie dir anvertraut. Wie konnte so etwas passieren?“ „Diese drei waren die am besten qualifizierten für diesen Job. Alle haben Erfahrungen im Krieg gesammelt und auch immer wieder Aufgaben des Personenschutzes übernommen. Sie können sicherlich verstehen, dass das Umdenken auch bei Star Sheriffs nicht so ohne weiteres funktioniert“, erklärte der gefragte Senator sachlich. Saber schluckte den Vorwurf des grünhaarigen herunter. Er war berechtigt und er musste ihn sich gefallen lassen, so unangenehm es auch war. „Ich konnte nicht ahnen, dass so etwas passiert, Jean. Ich habe mir selbst schon Vorwürfe deswegen gemacht. Dank der Zivilcourage eines Studenten ist nicht mehr passiert“, versuchte er sich zu verteidigen. Es klang in seinen eigenen Ohren eher schwach. Fraglich ob es den Bruder beruhigte, der so offensichtlich besorgt um seine Schwester war. „Ich verstehe, dass Umdenken Zeit braucht“, begann der ruhig, „es entschuldigt aber in keiner Weise, dass irgendwer versucht meine Schwester anzufassen.“ Am Ende hatte er doch geschrien. „Oder zählen hormonell gesteuerte Übergriffe zum Personenschutz dazu?“ Hatte er zunächst noch Weyer angesehen, lag sein Blick bei der letzten Frage eher auf Saber. Beth löste sich ein wenig aus den festen Armen ihres Bruders und schaute in die harten, tief geschnittenen Züge des Senators. „Für Gregor war das Umdenken nicht so schwer“, sagte sie ruhig. „Er hat mir beigestanden, obwohl Arasmus ihm sagte: "Ist keine Lady, nur ein Outrider." Er hätte auch gehen können, aber er blieb und half.“ Weyer wich ihrem Blick aus. „Nein, niemals gehört so etwas zum Personenschutz dazu. Wie der Name schon sagt, soll der Schutz der Person im Vordergrund stehen“, gab der Schotte sachlich zur Antwort. Es war nicht ganz so leicht, die neutrale Fassade aufrecht zu erhalten, nach allem, was in der vergangenen Nacht passiert war, vor allem zwischen Beth und ihm. Er hoffte, nichts verriet diese Ereignisse, denn es schien ihm, dass auf ‚hormonell gesteuerte Übergriffe‘ wie der Outrider es nannte, momentan die Todesstrafe stand, ganz gleich wer wann wo hin gegriffen hatte und wer wann wen nicht zurück gehalten hatte. „Beruhig dich, Jean-Claude. Wir sind uns alle einig, dass das gar nicht geht, das war bestimmt nicht Sabers Schuld“, versuchte Fireball zu vermitteln und seinen Boss in Schutz zu nehmen. Auch Weyer meldete sich zu Wort. „Freiwillige halten sich für diesen Auftrag in Grenzen. Outrider zu beschützen ist noch um einiges schwieriger als Zeugen.“ „Beruhigen?“, schnappte Jean-Claude prompt. „Das sagt mir ein Mensch, wie du, der nicht einen Augenblick vernünftig mit mir reden kann?“ Nicht weniger bissig reagierte er auf die Erläuterung des Senators. „Sie haben uns Ihr Wort gegeben. Wir gaben unseres. Wir halten unseres. Wenn Sie nicht im Stande sind, dasselbe zu tun, sind wir raus.“ Eagle hatte genug gesehen und gehört. Kein Zweifel an Jean-Claudes Worten und seiner Sorge um die Sicherheit seiner Schwestern. Er verhielt sich wie jeder Mensch, den der Commander kannte, der eine oder zwei Schwestern hatte und fürchtete, es könnte ihnen etwas passieren. Waren auch manche Ausführungen Jean-Claudes über das Leben in der Phantomzone seltsam fremd und kühl, so war er dennoch menschlicher, als jeder seiner Art, mit dem sie je zu tun hatten. Er sah nicht, nach allem was er nun wusste, dass sich Saber falsch verhalten oder etwas übersehen hatte, dass er hätte sehen müssen. Er hatte zuverlässig und gewissenhaft wie immer mit dem gearbeitet, dass man ihm zur Verfügung gestellt hatte. Er war an den furchtbaren Ereignissen nicht schuld, hatte im Rahmen seiner Möglichkeiten alles getan. Es galt also, den Rahmen zu überdenken. Eagle warf einen prüfenden Seitenblick auf Weyer, dann wandte er sich an den aufgebrachten grünhaarigen. „Wir halten unseres ebenso, Jean-Claude. Wir alle bedauern diesen Vorfall zutiefst und werden unsere Sicherheitsstandards erhöhen.“ Er glaubte nicht, dass ihn das sofort besänftigen würde und behielt mit dieser Vermutung Recht. „Wie soll das aussehen, Commander. Wie wollen Sie so etwas in Zukunft verhindern? Denn wenn ihnen das nicht gelingt …“ Jean-Claude wollte schon eine Drohung formulieren in seiner Wut. „Wenn ein friedliches Leben im kleinen nicht möglich ist, wird es im Großen noch weniger gelingen, Commander. Darauf wollte mein Bruder hinweisen.“ Eagle nickte. Die junge Outriderin hatte Recht. Das war die erste Hürde. Sie machte nicht nur darauf aufmerksam, sondern verwandelte auch den Zorn ihres Bruders in eine sachliche Aussage. So vermied sie sehr geschickt, dass die Situation eskalierte. Eine kluge Frau. Charles schaute sich um ruhig um. Sein Blick fiel auf Garrett McLeod. Wann immer der Jean-Claude zum Kavallerieoberkommando begleitet hatte, schienen sich die beiden zu verstehen. Sie waren in Gespräche vertieft, so weit er es mitbekommen hatte, die auf Augenhöhe verliefen, als wären sie Freunde. Drei Unterstützer für drei Outrider hatte der Schotte erbeten und auch zugesprochen bekommen. Jean-Claude bewohnte gerade noch das Gästezimmer von Fireball und April, erinnerte er sich. „McLeod wird die Aufgaben von Soor übernehmen. April! Fireball! Ihr teilt euch neu zu Jean-Claudes Schutz ein“, entschied Charles dann. Die Angesprochenen erhoben sich. Jean-Claude sah zu seinem Bodyguard. Der nickte schlicht, salutierte, sah dann seine Schützling an und zwinkerte ihm mit einem versichernden Lächeln zu. Die Spannung aus Kiefer und Schultern wich und er nickte langsam. Auch April salutierte sofort. „Kein Problem. Das machen wir“, erklärte April diensteifrig. Fireball folgte dem Beispiel wortlos. „Gut“, stimmte Jean-Claude knapp zu, nach dem er einen rückversichernden Blick mit seiner Schwester getauscht hatte. Charles erhob sich und salutierte, verabschiedete die Anwesenden. Jean-Claude führte seine Schwester hinaus und wartete dort auf den Schotten. April folgte ihm mit einem „Warte, ich begleite dich.“ Sie blieb stehen, als sie sah, wie sich ihr Boss beeilte die Geschwister zu erreichen. Mit wenigen Schritten war er bei ihnen und reichte dem Outrider die Hand. „Ich möchte mich noch einmal für den Vorfall bei dir entschuldigen, Jean-Claude.“ Der schaute auf die Hand, als dächte er nicht daran, sie anzunehmen. Saber ließ sich nicht beirren. „Hast du dich bei Bio entschuldigt? Ihr ist es passiert“, brummte der zurück und strich seiner Schwester übers Haar. „Outrider oder nicht – sie ist eine von den Guten“, fügte er milder an. „Ich weiß. Ich habe mich entschuldigt.“ Dabei schaute er auf Beth, die Hand bot er immer noch ihrem Bruder an. „Das ist deine letzte Chance, Saber Rider. Vermassele es nicht und pass gut auf sie auf. Ich“ Jetzt ergriff er dessen Hand. „vertraue dir.“ An den letzten beiden Worten hatte er sich fast verschluckt und eher leise und widerstrebend kamen sie ihm über die Lippen. Aber dann waren sie ausgesprochen und ganz gleich, wie rasch er die Lippen wieder zusammen presste, das Geständnis konnte er nicht mehr zurück nehmen. „Ich werde es nicht enttäuschen.“ Jean-Claude entließ seine Schwester, die gleich den angebotenen Arm Sabers annahm. „Das hat er noch nie zu jemand gesagt, der nicht zur Familie gehört“, raunte sie ihm zu. „Ich fühle mich geehrt“, erwiderte er ebenso leise. „Soll ich dich zur Uni zurück bringen? Du hast noch eine Vorlesung.“ Sie nickte leicht. Garrett McLeod schloss zu ihnen auf und begleitete die beiden auf ihrem Weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)