Frozen Guardian - Let it go von Leons_Heart ================================================================================ Kapitel 7: Zweisamkeit ---------------------- Nachdem Elsa sich von ihrem kleinen Gefühlsausbruch beruhigt hatte, hatten sie zusammen am Geländer gestanden und einfach in den Himmel geschaut. Er war sternenklar gewesen und auch der Mond schien sanft auf die Erde. Sie hatten sich unterhalten. Über nichts Besonderes, meistens über das, was bei ihnen in den letzten Jahren so passiert war. Dabei gab es von Elsas Seite nichts wirklich Schönes und auch nicht viel zu erzählen, doch dafür konnte Jack ihr viel erzählen. Die Königin hörte ihm gerne zu. Seine Begeisterung und die Art, wie er erzählte, steckten sie an und sie konnte nichts anderes machen, als zu lächeln. Ihr Herz erwärmte sich. Sie spürte wieder Freude und Hoffnung in sich aufkeimen. Elsa kicherte, als Jack bei einem Teil seiner Erzählungen einen Rückwärtssalto machte und bei der Landung auf dem glatten Boden ausrutschte und hinfiel. „Tut mir leid“, gab sie hinter ihren Händen von sich, während sie versuchte, sich wieder zu beruhigen. Es war nicht lustig, wenn sich Jemand lang legte und besonders bei Freunden nicht. Aber es hatte irgendwie komisch ausgesehen, als er zunächst elegant landete und dann doch noch mal das Gleichgewicht verlor. Jack saß auf dem Boden, in einem Moment noch verdutzt zu Elsa hochschauend, und im nächsten selbst lachend über seine eigene Ungeschicktheit. Dies steckte auch die Königin wieder an, da diese nun wieder mehr kicherte, auch leicht lachte. Es tat gut, wieder so unbeschwert lachen zu können. „Jack, zeigst du mir den Hasen, den du für Jamie erschaffen hast?“, fragte Elsa, als sie sich beide wieder halbwegs vom Lachen erholt hatten. „Na klar!“ Er stellte sich vor die glatte Wand neben der Balkontür. Es war kein Fenster wie bei Jamies Zimmer, doch genau so glatt wie eines. Er zeichnete den Hasen auf und ließ ihn dann mit seiner Magie von der Zeichnung zu einem Tier werden. Das Häschen hüpfte auf seine Hände, ehe es hüpfend durch die Luft flog. Das Tier sprang um Elsa herum, stupste sie an die Wange. Lächelnd sah die Blondhaarige, wie das Tier höher sprang und in einem sanften Schnee verpuffte. „Er war niedlich.“ „Zeigst du mir auch etwas?“ „Ja“, nickte sie, keine Angst vor ihren Kräften habend. In Jacks Nähe vergas sie ihre Furcht, welche sie von klein auf begleitet hatte und es war ihr nicht einmal bewusst, dass es so war. Sie konzentrierte sich und nur wenige Sekunden später saß ein etwa zehn Centimeter großer Schneemann, der genau so aussah wie Olaf, auf ihrer linken Hand. „Wow! Er sieht toll aus!“ „Danke!“ Sie warf ihn hoch und ließ ihn auch als Schneeflocken vom Himmel sinken, wie es Jacks Hase auch zuvor getan hatte. Jack blickte hoch, lächelte. Er war froh, dass Elsa nun so ausgelassen war. Dass es ihr gerade gut ging. Er wusste, er sollte ihr erzählen, was in Arendelle passiert war. Dass ihre Schwester auf dem Weg war, sie zu suchen. Aber er wusste nicht, wie er es angehen sollte. Jack wollte nicht, dass die Andere wieder in Verzweiflung versank. Dass sie wieder weinte, sich versteckte. Dass sie ihre Mauer wieder um sich herum aufbaute. Er wollte nicht, dass sie sich wieder isolierte. Dem jungen Hüter war klar, dass es nicht gut war, ihr diese wichtige Tatsache zu verschweigen. Er war in einem Zwiespalt gefangen. Wie nur sollte er dieses Thema am besten anschneiden? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als etwas kaltes, Weiches ihn traf. Er blickte zu Elsa, ließ dann seinen Blick weiter runter sinken. Sie hatte ihn mit einem Schneeball angeworfen. „Na warte!“ Sie rannte schnell an ihm vorbei in den Palast, lachte. Er lief ihm lachend hinterher. Sie warfen sich mit Schneebällen ab, schnitten sich gegenseitig den Weg mit einer kleinen, hüfthohen Mauer aus Eis ab. Diese kleinen Mauern lösten sich sofort wieder auf, wenn sie die aufzuhaltende Person in eine andere Richtung gezwungen hatten. Luft holend saßen sie da, lachten noch immer etwas. Elsa kicherte unterschwellig. Sie fühlte sich wieder wie ein kleines Kind. Sie fühlte sich frei. Ein neuer Anblick ließ sie innehalten. Kleine Schneeblumen sanken über ihr von der Decke auf den Boden. Sie sah zu Jack, welcher schmunzelnd lächelte. Sie sah ihn einfach nur lächelnd an. Mehr brauchte Jack nicht, um zu wissen, dass ihr dieser kleine Zauber gefiel. Während er ihr half, wieder ruhiger zu werden, sich selbst wieder mehr zu vertrauen, half sie ihm unbewusst, mehr über sich selbst zu erfahren. Dass er sogar in der Lage war, Blumen aus Schnee und Eis erscheinen zu lassen, wie er es gerade tat, hatte er bis zu diesem Moment nicht gewusst. Er hatte sich einfach vorgestellt, wie sie von der Decke fielen und dann war es passiert. Jack musste auch noch einiges über seine Magie lernen. „Kannst du eigentlich tanzen?“ „Tanzen? Nein, ich glaube nicht. Zumindest nicht, wenn du das meinst, was ich bei euch im Ballsaal gesehen habe.“ Zu spät wurde ihm bewusst, dass er etwas gesagt hatte, was Elsa mit dem verband, weshalb sie hier her geflüchtet war. Jack wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, als Elsa aufstand und ihm eine Hand hinhielt. Sie lächelte. „Steh auf. Ich bringe es dir bei.“ Nickend ergriff er die Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. Sein Stab lag schon lange weiter von ihm weg. Wann hatte er ihn aus der Hand gelegt? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Sie legte seine linke Hand an ihre rechte Hüfte, griff seine rechte Hand mit ihrer linken und legte ihre rechte Hand auf seine linke Schulter. Jack schob seine Hand etwas höher, Elsa aber schob sie wieder dahin wo sie hin gehörte. „Das ist schon okay so, Jack.“ „Okay…“ Sie erklärte ihm noch die Schritte, dann zählte sie den Takt an. Drei oder vier Mal trat sie ihm auf die nackten Füße, da er nicht schnell genug reagierte oder mit dem falschen Fuß gehen wollte. Zum Glück war es immer nur der vordere Teil vom Schuh und nicht der Absatz, sonst würde es sehr weh tun. Elsa löste sich kurz von ihm, um sich die Schuhe auszuziehen und sie zur Seite zu stellen. Dann nahm sie wieder die Tanzpose mit ihrem Gegenüber ein. Sie zählte wieder den Takt an und nach zwei, drei weiteren Versuchen klappte es gleich viel besser. Zunächst blickte er noch auf ihrer beider Füße, dann sah er ihr ins Gesicht. Ließ seinen Blick in ihren Augen verweilen. Jack lächelte und während sie so miteinander durch den Raum tanzten, bemerkte er nicht einmal, dass er die Führung über den Tanz übernahm. Sie tanzten zu einer Melodie, die nur sie beide hören konnten. Während sie so tanzten, sich dabei ansahen, wurde Jack wieder bewusst, dass diese ausgelassene Freude in Elsa so leicht wieder kaputt gehen konnte. Egal ob er nun von Arendelle erzählte oder sie es selbst sah, weil sie den Mut fand, wieder zurück zu gehen. Was nur sollte er machen? Er wollte einfach nicht, dass sie sich wieder isolierte, wieder Angst vor ihren eigenen Kräften bekam. Doch er wollte sie auch nicht noch weiter indirekt anlügen. Ja, er log sie indirekt an. Denn für ihn war diese wichtige Tatsache zu verschweigen gleich mit einer Lüge. „Jack?“ Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er angesprochen wurde. Er blinzelte, sah Elsa an. Sie beide waren stehen geblieben. „Ja?“ „Danke!“ Sie umarmte ihn leicht lächelnd, legte den Kopf an seine linke Schulter. Ihre Augen schloss sie dabei. Jack erwiderte die Umarmung, lehnte seinen Kopf an ihren. Es fühlte sich so gut an mit ihr. Diese Umarmung. Es tat gut zu wissen, dass es Jemanden gab, der genau wie er selbst war. Jemand, der Eiskräfte besaß und damit wusste, wie es war, mit eben diesen umgehen zu müssen. Doch genau deswegen musste er es ihr einfach sagen! Er musste ihr sagen, was in Arendelle passiert war. Dass ihre Schwester Anna auf der Suche nach ihr war. „Elsa…“ Er löste die Umarmung leicht, drückte sie etwas von sich weg, um sie anzusehen. „Ich muss dir etwas sagen, etwas Wichtiges. Ar -.“ Ein Geräusch unterbrach ihn. Einen Moment später konnten sie beide eine Stimme hören. //Anna!//, ging es ihm durch den Kopf. Einher mit dem Erscheinen der jüngeren Schwester bekam er ein mulmiges Gefühl im Bauch. Elsa löste sich von ihm und ging zu ihren Schuhen, um sie sich anzuziehen. Dann verließ sie den Raum. Jack dachte nicht weiter nach. Er holte seinen Stab, den er bei Elas schnellem Aufbruch entdeckt hatte, und ging der Königin hinterher. Auch wenn Anna ihn nicht sehen konnte, so hielt er sich im Hintergrund auf. Der Hüter des Spaßes lauschte dem Gespräch und je weiter es ging, desto größer wurde das mulmige Gefühl in seinem Bauch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)