The Diary of Mrs Moriarty von Miceyla ================================================================================ Kapitel 23: Mein kleines Herz aus Gold -------------------------------------- „Vielen Dank für deine Hilfe! Mit diesen neuen Vorhängen, brauchen wir die heiße Mittagssonne nicht mehr zu fürchten. Der hochwertige Stoff ist lichtundurchlässig und noch dazu wunderschön. Dies nenne ich mal eine sinnvolle Investition!“ Miceyla und Miss Moneypenny hatten einen ganzen Vormittag damit verbracht, im beschaulichen Anwesen in Durham, neue Vorhänge an den Fenstern anzubringen, um sich für die sonnenintensiven Sommermonate zu wappnen. Denn da sie nun jeden Tag dort verbringen würde, war es auch in ihrem Sinne, alles für einen längeren Aufenthalt herzurichten. Und sie war mehr als zufrieden mit ihrer bisherigen Arbeit, sogar die Vorratskammer war bereits gefüllt. War Miceyla vor dem Umzug noch trotzig und pessimistisch gewesen, so freute sie sich mittlerweile auf das ländliche Leben und die Vorzüge eines schlichten, überschaubaren Heimes. William wusste selbst nur zu gut, dass ein simpler und entspannter Lebensstil ihrer Gesundheit zugutekam und ihr eine sicherere Schwangerschaft ermöglichte, als das unvorhergesehene Großstadtleben. Die Sehnsucht nach den Menschen und ihrem Alltag in London, würde sie dennoch oft genug ereilen… „Gern geschehen. Lasse mich wissen, falls es noch mehr zu tun gibt. Ich scheue keine Mühen. Denn dafür bin ich schließlich hier. Und vor allem um ein Auge darauf zu haben, dass du dich nicht übernimmst. William hat mir erlaubt, ruhig streng zu sein wenn es nötig ist. Er sagte nämlich beharrlich, dass es eine Herausforderung sei, einen Sturkopf wie dich zu bändigen“, teilte Miss Moneypenny ihr daraufhin mit und unterdrückte ein amüsiertes Kichern. Miceyla lächelte verlegen und freute sich darüber, dass sie beide gut miteinander auskamen und von unnötige Formalitäten absehen konnten. „Das hat er wirklich gesagt? Ha, ha! Ich bin doch kein wildes Tier…“ Sie hielt inne, als das Läuten der Türklingel von unterhalb zu hören war. „Ich gehe mal nachsehen, wer uns da besuchen kommt. Denn ich habe schon eine leise Ahnung, wer unser Gast ist…“, meinte Miceyla mit einem Augenzwinkern und lief sogleich die Treppe hinunter zur Haustür. Als sie die Tür öffnete, erblickte sie einen lässig dreinblickenden Moran mit einem üppigen Gepäck. „Guten Tag, Veteran der heiligen Armee! Aber sag mal, was sind das denn alles für Koffer? Kann mich nicht entsinnen, so viel Gepäck zurückgelassen zu haben. Und dann schleppst du auch noch eine Gewehrtasche mit dir rum… Auffälliger geht es nicht mehr…“, begrüßte Miceyla ihn mit einem skeptischen Blick. „Na hör mal Wirbelwind, ein paar Alltagsgegenstände benötige selbst ich. Also lasst mal sehen, ob ihr mein Zimmer schon artig eingerichtet habt…“, sprach Moran gelassen und lief geradewegs vollgepackt an ihr vorbei in das Anwesen. „Was willst du damit andeuten? Bleibst du etwas über Nacht? Ich dachte wir hätten ausgemacht, dass du nur unsere restlichen Sachen vorbeibringst. Aber dagegen habe ich nichts. Kommt darauf an was Will dazu sagt. Er ist momentan noch in der Universität“, erwiderte Miceyla etwas verwirrt und freute sich dennoch über die lebhafte Stimmung, welche Moran mitbrachte. „Nicht bloß über Nacht. Ich bleibe, bis Albert dringende Arbeit für mich hat. Dann werde ich wieder abdampfen. Dies sind die Freiheiten eines Söldnerlebens. Nur hält sich das in meinem speziellen Fall, in einem begrenzteren Rahmen… Williams Segen habe ich bereits. Es entspringt mehr oder weniger seiner `Bitte`, dass ich nun hier bin. Aber hey, sieh es positiv, wir können gemeinsam die Zeit in diesem öden Kuhdorf totschlagen. Und außerdem kann eine Bedienstete, den Haushalt einer Adelsfamilie doch nicht ganz alleine schmeißen. Es sei denn, die werte Hausherrin wirft mich wieder raus, dann werde ich mich dem brav fügen“, enthüllte Moran daraufhin mit einem kecken Grinsen. Erstaunt blickte Miceyla ihn für eine Weile sprachlos an. `Wer hätte das gedacht… Moran gehört wohl zu einen der wenigen Männern, die Will zur Zeit noch in meine Nähe lässt. Die Geste ist zwar gutgemeint, dass er mich ein wenig aufmuntern und ablenken soll. Aber er kann dennoch nicht das ersetzen, was mir in Wirklichkeit fehlt…`, dachte sie lächelnd und wollte seine Geselligkeit trotzdem mit offenen Armen empfangen. „Danke das du dich dafür bereiterklärt hast, hier den Alleinunterhalter zu spielen. Und Durham ist das wohl schönste `Kuhdorf` weit und breit! Hoffen wir nur, dass du uns keine zusätzliche Arbeit verursachst, sonst müssen wir noch weitere Angestellte einstellen, die für dich kochen, ja, ha!“, neckte sie ihn scherzhaft und schmunzelte belustigt. „Wie war das?! Denkst du etwa ich sei unfähig, die Küche eigenständig in Anspruch zu nehmen? Sagt gerade die Richtige! Bei dir muss ich eher aufpassen, dass du nicht die ganze Küche abfackelst. Man munkelt nämlich, dass akute Brandgefahr besteht, sobald du eine Küche betrittst. Dafür das du dich vor Feuer fürchtest, bist du was das Kochen angeht ganz schön experimentierfreudig, ha, ha, ha!“, zog Moran Miceyla zum Spaß auf und beide mussten nun gemeinsam über ihre eigenen Macken lachen. „Bevor hier irgendetwas abbrennt, gebe ich dir so viele anstrengende Aufgaben, dass du nachts zu müde bist, um im Dorf die Pubs aufzumischen! Gib es zu, nur dafür bist du in Wahrheit hier, du alter Schürzenjäger!“ Während sie beide ausgelassen miteinander herumalberten, näherte sich ihnen von oberhalb Miss Moneypenny, die von ihrer lautstarken Unterhaltung angelockt wurde. „Oberst… Ist das wahr, Sie bleiben? Das freut mich wirklich sehr. Zu zweit lassen sich die anfallenden Aufgaben auch besser organisieren und ausführen. Und ein unvorhergesehener Überfall, ist auch nicht ganz ausgeschlossen… Denn wir wissen alle, dass der Name Moriarty sich in der Unterwelt und Oberschicht etliche Feinde gemacht hat…“, begrüßte sie Moran mit sichtlicher Freude. „Ist das nicht toll, wir sind nicht nur auf dem Schlachtfeld Kollegen, sondern kämpfen uns auch durch die unerbittlichen Aufgaben eines Adelshaushaltes, ha, ha! Wir haben erst überlegt, ob Fred an meiner Statt herkommen soll. Nur ist der Bursche zugegebenermaßen bei diskreten Beschattungen, weitaus besser zu gebrauchen als meine Wenigkeit. Daher hat er wie immer alle Hände voll zu tun. Und da ich der Mann fürs Grobe bin, kann ich mir zwischendurch auch mal eine Auszeit gönnen und bleibe dennoch in Rufbereitschaft. Einen geplanten Überfall halte ich eher für unwahrscheinlich. Das wagt nur jemand, der mit Williams Verstand konkurrieren kann. Und da wir mögliche Personen, die dafür infrage kämen, an einer Hand abzählen können, bleibt für uns momentan alles recht überschaubar. Ein Krieg beginnt lange bevor er überhaupt ausbricht… Daher sollten wir unseren Fokus auf etwas ganz anderes richten. Aber ich alter Hase, brauche euch ja nichts mehr über irgendwelche alteingesessenen Kriegsstrategien erzählen. Denn ihr seid ja selbst bestens über den Sachverhalt im Bilde. Genug geplaudert ! Egal wie lange wir warten, das Gepäck wird keine Füße bekommen und selbstständig die Treppe hinauflaufen. Also frisch ans Werk!“, sprach Moran voller Selbstvertrauen und schien Gefallen daran zu finden, den Ton anzugeben. Mit einem verschwiegenen Lächeln beobachtete Miceyla, wie Moran und Miss Moneypenny, Seite an Seite die ersten Gepäckstücke hinauftrugen… Die Zeit verging, das kräftige Grün der Blätter, verwandelte sich in leuchtende Gelb- und Rottöne. Auch der stürmische Herbst nahm schließlich Abschied und die Menschen bereiteten sich auf einen langen, kalten Winter vor, der die Umgebung in eine mystische Stille tauchte. Es war die erste Dezemberwoche, Miceyla stand dick angezogen im Garten, inmitten des ersten liegengebliebenen Schnees. Sie genoss den Anblick des strahlenden Weißes um sich herum und die belebend kalte Luft, welche alle unheilvollen Gedanken zu vertreiben vermochte. Lächelnd betrachtete sie die Katzen Luna und Lucy, wie sie bei ihrer ersten Begegnung mit Schnee wild herumtollten, als wären sie wieder junge Katzenkinder. Die Winterlandschaft zauberte aus Durham ein geheimes Märchendorf. Es schien als befände Miceyla sich in einer Traumwelt, in der es weder Hass noch Neid gab. Denn Williams Ideale, hatten Durham längst erreicht. Ob nun Adeliger oder gewöhnlicher Arbeiter, dort wurden keine bedeutsamen Unterschiede gemacht. Die Bewohner pflegten einen höflichen Umgang miteinander und halfen sich gegenseitig bei kleinen und größeren Problemen. Doch die friedliche Idylle, war natürlich nur eine trügerische Fassade… Und die schimmernde Traumwelt, würde früher oder später in sich zusammenbrechen. Der Adel war nach wie vor an der Macht und hatte die Unterschicht fest in seiner Gewalt. Miceyla ahnte das Harley, da er die Privilegien zum harten Durchgreifen besaß, von heut auf morgen sowohl negative als auch positive Veränderungen schaffen könnte. Doch da er selbst nach dem strengen Gesetz lebte und dem Willen der Königin untergeordnet war, würde er nicht so einfach mit Williams gesetzeswidrigen Plänen aneinandergeraten. Aber dies hieß nicht, dass eine blutige Konfrontation ausbliebe. Mit aller Wahrscheinlichkeit wird Clayton zukünftig dafür das Feuer schüren, um dies ins Rollen zu bringen. Und Sherlock brachte ihn wenn es soweit gekommen war dazu, seine Maske fallen zu lassen und sich vor seinem `Publikum` zu entblößen. Die Lügen werden aufgedeckt und niemand wird seine heldenhaften Rettungen der Mädchen mehr würdigen. Aber so bitter es auch war, es entsprang Claytons eigener Entscheidung, die Bühne der Einsamkeit zu wählen. Dies war das zukünftige Geschehen, welches Miceyla sich in ihren Vorstellungen ausgemalt hatte, Logisch wäre ein solcher Ausgang der Gegebenheiten zwar, aber ob alles tatsächlich so ablaufen sollte, stand noch in den Sternen geschrieben. Sie fand es momentan am weisesten wachsam, jedoch gleichzeitig auch geduldig zu bleiben. Das Leben hielt jeden Tag neue Überraschungen und Wunder für einen parat. Und ein solches Wunder, wuchs gerade in ihrem eigenen Körper heran. Der Tag rückte immer näher, an dem sie ihr erstes Kind in Armen halten würde. Nun hatte sie jede Menge Zeit zum Schreiben, jedoch fehlte ihr jegliche Inspiration. Die Sehnsucht nach aufregenden Abenteuern, begleitete sie durch jeden Tag und wurde beinahe zu einer chronischen Krankheit. Doch die Gefahr und den Anblick des Todes vermisste sie keineswegs. Dennoch war ihr Herz dort zu Hause, wo immer sich ihr William befand. Und würde er an die Front des Geschehens zurückkehren, so folgte sie ihm treuergeben und ohne Zögern dorthin. Da eine längere Phase mit keinerlei Aktivitäten des Meisterverbrechers zu auffällig wäre, spielten Albert und Louis diese Rolle und vertraten ihn gewissermaßen. Was nicht hieß, dass William sich komplett von den Angelegenheiten der kriminellen Unterwelt abwendete. Er arbeitete so ergiebig wie eh und je viele Nächte durch und nahm sich selbstlos, den Problemen der unterschiedlichsten Menschen an. Der Gedanke, dass sie ihm dabei die notwendige Kraft gab, um nicht das wärmende Licht in der Dunkelheit zu verlieren, spendete ihr Mut und Hoffnung. Und an Geselligkeit während William beschäftigt war, mangelte es ihr wirklich nicht. Sogar John und Emily kamen sie des Öfteren besuchen und hielten sie über die brodelnde Gerüchteküche von London auf dem Laufenden. Allerdings war kein einziges Mal Sherlock dabei gewesen und Miceyla musste sich eingestehen, dass sie dies ziemlich frustrierte. Obwohl er selbst immer darauf gebrannt hatte, eine Gelegenheit zu finden, um sich mit William unterhalten zu können, nutzte er die Chance dafür nun nicht. Sein wehmütiger Gesichtsausdruck als er vor der Zugtür stand, hatte sich so stark in ihren Erinnerungen manifestiert, dass sie in manch einer unruhigen Nacht davon träumte… Denn kein Lebenszeichen von ihm während der ganzen Zeit zu erhalten, kam für sie dem Gefühl gleich, als seien sie Lichtjahre voneinander entfernt. Und da auch Albert sie nicht mehr so häufig sah, bekam sie nicht nur mehr Briefe, sondern jeder einzelne Brief gewann zusätzlich noch an Länge und Tiefe. All das diente zur Überbrückung der Zeit, bis sie sich als vollständige Gruppe, wieder der Ungerechtigkeit des Klassensystems entgegenstellten. Miceyla wurde aus ihrer erdrückenden Gedankenwelt gerissen, als jemand von der Seite zärtlich ihre Hand nahm und sich zu ihr gesellte. Mit einem warmherzigen Lächeln, blickte sie in Williams gütige Augen, die solch eine wohlwollende Geborgenheit ausstrahlten, dass sie Miceyla wie ein mächtiger Schutzwall umgab. „An den Anblick kann man sich gewöhnen, nicht wahr meine Liebe? Eine angenehme Kälte und Windstille. Bliebe es dabei, hätten wir einen perfekten Winter. Komm, lass uns einen kleinen Schneespaziergang machen“, schlug William vergnügt vor und lief mit ihr Hand in Hand einen schmalen Pfad am Anwesen entlang, der in ein beschauliches, nun verschneites Wäldchen führte. Nachdem es die ganze Nacht geschneit hatte, lugte jetzt die Sonne hinter den Wolken hervor und brachte den makellosen Schnee, mit ihren wärmenden Strahlen zum Glitzern. Beide erreichten eine Lichtung, auf der William kurz stehen blieb. „Dieser Ort weckt Erinnerungen… Stimmts, mein Liebling?“, sprach William sanft und sein liebevolles Lächeln brachte sie zum erröten. „Oh ja… Das war einer der schönsten Augenblicke in meinem bisherigen Leben, als du mir einen Heiratsantrag gemacht hast… Ich war noch nie derart überrumpelt gewesen und habe zuerst kein Wort mehr über die Lippen gebracht, ha, ha. Dieser naturbelassene Ort, ist zu jeder Jahreszeit malerisch und wunderschön… Hier ist die Welt wortwörtlich noch in Ordnung. Und jetzt rückt auch schon Weihnachten und das Ende des Jahres immer näher. Das kommende Jahr wird uns ebenfalls wieder viel Freud und Leid bescheren. Letzteres wird uns höchstwahrscheinlich am meisten heimsuchen… Aber lass uns erst mal im Hier und Jetzt leben, denn die Zukunft ereilt uns noch früh genug“, sprach Miceyla mit sachter Melancholie und versuchte mit ihrem heiteren Lächeln, all die negativen Gedanken zu vertreiben. „Genau darüber wollte ich mit dir sprechen… Wir werden Weihnachten und den Jahreswechsel zusammen mit den anderen in London verbringen. Dies ist schon mal im Voraus mein Weihnachtsgeschenk an dich. Ich denke eine größere Freude könnte ich dir nicht machen“, überraschte William sie ganz spontan und sein gutmütiges Leuchten in den Augen verriet, dass auch er sich daran erfreute, die feierlichsten Tage des Jahres gemeinschaftlich in London zu verbringen. Überglücklich und sprachlos zugleich, brachte Miceyla ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, indem sie ihn liebevoll umarmte. „Danke Will, ich danke dir von ganzem Herzen. So wird das ereignisreiche Jahr, einen fröhlichen Ausklang finden. Denn wer weiß schon, wie oft wir noch in dieser Konstellation zusammenkommen werden… Doch ist dir sicher nicht entgangen, wie sehr ich Durham und die Menschen hier ins Herz geschlossen habe. In dieser Kleinstadt, leben wir wesentlich freier von den bindenden adeligen Verpflichtungen, als in London. Aber auch nur dank Albert, der tapfer dort die Stellung hält… So ist es mir vergönnt, mich mental auf meine künftige Rolle als Mutter vorzubereiten. Meine Freude ist nach wie vor riesengroß, unser eigenes Kind kennenzulernen. Und dennoch existiert in mir auch eine nicht zu unterdrückende Angst… Die Angst vor meiner eigenen Entscheidung, welche ich nach der Geburt treffen muss. Es wird die wohl schwerste meines Lebens werden… Jedoch habe ich dich stets an meiner Seite, darum wird mich der Mut niemals verlassen. Ich glaube daran, an die Kraft unserer Liebe…“, sprach Miceyla offen ihre Gefühle aus und lehnte sich sachte seitlich gegen William, während sie beide mit verträumten Blicken, auf der mit dickem Schnee bedeckten Lichtung standen und die friedliche Stille genossen. „Sorge dich nicht, meine liebe Winterrose, dein Vertrauen wird belohnt werden. Wir finden für jedes Problem eine passende Lösung, die Vergangenheit bewies dies doch schon zur Genüge. Wie du immer sagst ist jeder Moment einmalig, darum sollten wir die Zeit schätzen, welche wir gerade haben. Denn leider wird dies nicht von Dauer sein und kann nicht annähernd das erlebte Leid ausgleichen. Aber keiner von uns muss jenen schweren Weg alleine gehen. Auch du erinnerst mich immer wieder daran. Zusammen sorgen wir dafür, dass niemand auf der Strecke bleibt und vom Weg abkommt. Ein vorherbestimmtes Schicksal haben nur diejenigen, welche nicht wagen etwas zu verändern. Die Möglichkeiten sind unendlich und führen zu etlichen neuen Ideen und Erkenntnissen. Dabei kann jeder Gleichgesinnte und Verbündete finden. Solange man nicht blind und mit verschlossenem Herzen durchs Leben läuft, ist dies keine große Kunst. Und vergiss bitte niemals, ich bin nicht nur dein schützendes Schild, sondern auch dein Schwert, welches jegliche Gefahren um dich herum vernichtet. Du bist stark geworden, dennoch ist es keine Schande sich beschützen zu lassen. Auch wenn ich wünschte, unnötigen Gefechten aus dem Weg zu gehen, bleibt es dennoch am effizientesten, den verdorbenen Adel auszulöschen und die unterdrückte Arbeiterklasse endlich aus deren Gewalt zu befreien. Jeder der einen hohen Posten innehält, sollte verantwortungsvoll mit den dadurch verbundenen Privilegien umgehen. Auch die Angehörigen der Menschen, denen wir das Leben nehmen trauern, diese schmerzvolle Tatsache vergesse ich ebenfalls nicht, ich verspreche es. Du findest deine Bestimmung, sobald du unser Kind in Armen hältst…unsere Bestimmung… Danke meine Liebste… Du bist das hellste Licht in meiner Welt, die in eine finstere Dunkelheit gehüllt ist und bist selbst ein reines Wunder…“, schüttete er ihr ungewohnt rührselig sein Herz aus und küsste sie mit um sie geschlungenen Armen so leidenschaftlich auf die Lippen, als hätte er angst sie zu verlieren. Sogar seine Zerbrechlichkeit schimmerte von Zeit zu Zeit hindurch. `Du bist eine Moriarty und gehörst zu mir… Als Dank für deine Treue, wache ich über dein Leben. Bei mir bist du sicher und ich werde stets dafür sorgen, dass du glücklich bist. Daher brauchst du von niemandem gerettet zu werden… Auch nicht von Sherlock…` Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, lief Miceyla durch London und erkundete die Stadt, bei der eine freudige Weihnachtsstimmung in der Luft lag. Alles war festlich geschmückt und die Menschen liefen eifrig von Geschäft zu Geschäft, um Geschenke einzukaufen. Sie selbst hatte ebenfalls einige Erledigungen abgearbeitet. Beim Verlag hatte sie bereits vorbeigeschaut und ihre angehäuften Manuskripte abgegeben. Die Mädchen des Waisenhauses, waren mit überschwänglicher Freude auf sie zugestürmt und daher blieb sie direkt für eine Weile dort, um ihnen ein wenig vorzulesen. Jedes Mal wenn sie das Waisenhaus betrat, fühlte sie sich mit jedem der Mädchen, auf eine besondere Art und Weise verbunden. Denn sie wurden alle ohne Ausnahme aus schwierigen Verhältnissen gerettet und hatten bereits die unangenehme Bekanntschaft mit Schmerz und Leid gemacht. Und nun durften sie alle die wahre Lebensfreude erfahren und das Glück auskosten, zu gebildeten jungen Frauen heranzuwachsen, die lernten sich in der von Männern dominierten Welt durchzusetzen zu können, Miceyla war stolz darauf, ein Vorbild für die Kinder sein zu dürfen, welches bewies das es sich lohnte, für die eigenen Träume zu kämpfen und niemals aufzugeben. Und daher war es umso wichtiger, den Kindern eine sichere und gerechte Welt zu hinterlassen. Nachdenklich lief sie nun durch die Innenstadt und überlegte dabei hin und hergerissen, ob sie nun Sherlock nach all der Zeit wieder einen Besuch abstatten sollte oder nicht. Eigentlich gab es keinen vernünftigen Grund zum Zögern und sie brauchte keinerlei Hemmungen zu haben. Schließlich war es kein Geheimnis, dass sie ihn unheimlich vermisste. Miceyla sehnte sich nach ihren tiefgründigen Gesprächen, dem gemeinsamen lösen von schwierigen Fällen und danach, Fieslinge zusammen auf gewiefte Weise übers Ohr zu hauen. Und dennoch vermied sie es sogar, sich in der Nähe der Baker Street aufzuhalten. Sie war nun mal selbst eine Verbrecherin, jene Tatsache würde auf ewig zwischen ihnen stehen. Es half auch nicht damit zu prahlen, dass sie im Namen der Gerechtigkeit handelte. Mit leicht getrübter Stimmung, führte sie ihr letzter Rundgang des Tages in die Katzenpension, wo sie sich von den aus der Verwahrlosung geretteten Katzen tröstete, welche nun darauf warteten, ein liebevolles Zuhause zu finden. „Mrs Moriarty, da bittet ein vornehmer Kunde darum, von Ihnen persönlich beraten zu werden…“ Aus ihrem träumerischen Zustand gerissen, lief Miceyla neugierig zum Empfang und blickte erstaunt einen akkurat gekleideten Mann, mit ordentlich nach hinten gekämmten schwarzen Haaren an. „Mr Holmes! Guten Tag, es freut mich Sie zu sehen. Da haben Sie aber Glück, dass Sie einen Zeitpunkt erwischt haben, bei dem ich mich gerade hier aufhalte. Aber ich kann mir denken, dass dies kein wirklicher Zufall ist, ha, ha“, begrüßte Miceyla Sherlocks älteren Bruder ganz unkonventionell und lächelte dennoch höflich. „Die Freude ist ganz meinerseits, Sie gesund und munter zu sehen. London hat Sie vermisst und um es nicht unerwähnt zu lassen, selbstverständlich auch mein kleiner Bruder, der unnahbare Egomane…“, deutete Mycroft mit einem dezent neckendem Schmunzeln an. Da Miceyla seinem intensiven Blickkontakt nicht standhalten konnte, sah sie flüchtig hinab. „Geht…es Sherlock gut?“, fragte sie nach einem Moment des Zögerns mit zaghafter Stimme. „Sollten Sie dies nicht am besten selbst herausfinden? Ich dachte Ihre Freundschaft mit ihm bedeutet Ihnen sehr viel. Sogar ich sage etwas derartiges selten, aber Sie beide haben sich wahrlich gesucht und gefunden. Sherlock kennt die Menschen denen er begegnet, bereits in den ersten wenigen Sekunden des Aufeinandertreffens in- und auswendig. Dennoch lässt er selbst kaum eine Person näher an sich heran und auf der anderen Seite traut sich keiner wirklich, sich länger in seiner Gegenwart aufzuhalten. Denn wer will schon die negativen Aspekte der eigenen Biografie zu hören bekommen? Doch Sie zählen zu einer der wenigen Ausnahmen. Er mag Augen wie ein Adler und Ohren wie ein Luchs besitzen, aber wenn er vor seiner Seelenverwandten steht, ist er plötzlich blind und taub. Doch ich mische mich da nicht ein, den Verlauf eurer gemeinsamen Geschichte, kreiert ihr schließlich selbst… Aber lassen Sie mich nun zu dem Grund meines Besuchs kommen. Am Tag vor Heiligabend, ist es höchste Zeit für einen jeden tüchtigen Bürger, die letzten Präsente zu erwerben. Auch ich stelle dabei keine Ausnahme dar. Ich habe lange darüber nachgedacht, womit ich meiner Frau eine besondere Freude machen könnte. Und was wäre schöner als ein treues Haustier, welches ihr Gesellschaft leistet, in der Zeit wo ich nicht bei ihr bin. Es wird Sie überraschen, meine Frau erwartet ebenfalls ein Kind. Sie wird unser Kinde ein paar Monate nach Ihrem gebären“, verriet Mycroft ihr stolz und vertraulich zugleich die frohe Botschaft. `Ich wusste gar nicht, dass Sherlocks Bruder verheirate ist. Aber verwunderlich ist es überhaupt nicht bei seinem hohen Posten und umgänglichem Charme. Zwei Brüder wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten…`, dachte Miceyla feststellend und ein liebevolles Lächeln huschte kurz über ihre Lippen. „Das ist eine wundervolle Neuigkeit, Mr Holmes. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Frau nur das Beste. Und ich finde die Idee großartig, ihr eine Katze zu schenken. Sehen Sie sich nur in Ruhe um. Sie werden bestimmt fündig. Man sagt Katzen ja einen unabhängigen Charakter nach. Aber es soll vorkommen, dass der Besitzer nicht die Katze auswählt, sondern die Katze den Besitzer, he, he“, meinte Miceyla mit belustigtem Grinsen und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, sich nach Belieben umzusehen. „Da ist viel Wahres dran. Bei uns Menschen ist es nicht anders, die einen sind treue Seelen und die anderen sind unabhängige Einzelgänger… Dann lasse ich mich mal von einer der anmutigen Samtpfoten auswählen. Und bei Gelegenheit mache ich Sie mal mit meiner Frau bekannt. Sie werden sich bestimmt wunderbar mit ihr verstehen und das nicht nur weil Sie beide werdende Mütter sind.“ Nachdem Mycroft sich eine der Katzen ausgesucht hatte, welche bei ihm und seiner Frau nun ein neues Zuhause fand, verließ Miceyla ebenfalls wieder die Pension. Da es früh dunkel wurde, wäre es am vernünftigsten gewesen, auf direktem Wege mit der Kutsche zurück in das Anwesen zu fahren. Und dennoch verspürte sie den Drang, noch ein Weilchen länger durch London zu spazieren. Am Tag vor Heiligabend wirkte die Stadt ungewohnt friedlich, weit und breit war kein aufbrausender Tumult in Sicht. Ehe sie sich versah, lief sie durch die Straße, in welcher sich ihre ehemalige Wohnung befand. `Ob Mrs Green wohl tagtäglich fleißig dabei ist, meinem armen Nachmieter zu quälen? Ha, ha! Ihr penetrantes Fluchen und Meckern höre ich bereits wieder im Geiste. Besser ich biege hier ab…` dachte Miceyla schmunzelnd und bog noch bevor sie jenes Haus erreichte, in eine Seitengasse ab, um unangenehmen Erinnerungen aus dem Weg zu gehen, die sie so schnell nicht mehr loswerden würde. Mit melancholischem Lächeln stand sie schließlich mitten auf dem Marktplatz, auf welchem sie ihre allererste Begegnung mit William, Albert und Sherlock gehabt hatte. Dies war mittlerweile beinahe ein ganzes Jahr her. Jener schicksalhafter Auftakt ihrer abenteuerlichen Reise. Es gab wohl kaum einen geeigneteren Ort, um all die vergangenen, erlebnisreichen Geschehnisse Revue passieren zu lassen. In der kurzen Zeit war derart viel passiert, dass es sich für Miceyla so anfühlte, als seien ganze Jahrzehnte vergangen. Und manchmal war es für sie kaum vorstellbar, dass sie dazu beitrug, die Zukunft von London mitzugestalten. Von Stolz und Wehmut gleichermaßen gepackt, blickte sie hinauf zu dem bereits dunklen Winterhimmel und hoffte dabei, dass sie und ihre Weggefährten, während ihrer weiteren Reise vom Glück begleitet werden mochten. „Mir schwant Übles bei diesem Anblick… Obwohl meine quälende Langeweile endlich ihr erlösendes Ende fände, wenn die unangefochtene `Marktplatzmordheldin` einen weiteren Mord heraufbeschwören würde…“ Hellwach und mit vor Freude weit aufgerissenen Augen, drehte Miceyla sich bei der ihr vertrauten Stimme herum und blickte in Sherlocks gutmütige Augen, die mehr Wärme und Wohlwollen ausstrahlten, als sie es in Erinnerung hatte. Von einer unnahbaren Distanz, fehlte bei seinem freundlichen Antlitz jede Spur. Von Glücksgefühlen gepackt lief sie auf ihn zu und konnte ihre Freudentränen nur schwerlich verbergen. „Sherlock… Ich bin so froh dich endlich wiedersehen zu können. Du hast natürlich Wind davon bekommen, dass ich wieder in London bin. Aber das wir uns ausgerechnet hier treffen… Nun ja… John und Emily haben sich öfters die Zeit für eine längere Zugfahrt genommen, um mich besuchen zu kommen. Aber du schienst wohl so sehr mit deiner Verbrecherjagd beschäftigt zu sein, dass du mich vollkommen vergessen hast… Ich hoffe es waren wenigstens ein paar interessante Fälle dabei, für die es sich gelohnt hat, seine Freundschaften zu vernachlässigen…“, erwähnte Miceyla etwas beleidigt und versuchte ihre kindliche Freude damit zu verschleiern. Sherlock stellte sich dicht neben sie und betrachtete mit gelangweilten Blick die Menschen, welche hektisch ihre Besorgungen unter Zeitdruck erledigten. „Im berühmtberüchtigten Verbrechernest namens London, gibt es nur noch einfallslose Dilettanten, bei denen sich sogar Scotland Yard kein Bein ausreißen muss, um sie zu fassen. Die inszenierten Verbrechen unseres Genies der Unterwelt, sind dagegen ebenso wahre Meisterwerke, wie die Bühnenstücke von Fairburn. Um letzteren ist es ebenfalls auffällig ruhig geworden. Zwar gab es auf beiden Seiten noch ein paar Scharmützel, doch wurden daraus nicht mal aufsehenerregende Schlagzeilen in der Zeitung. Und Johns Aufmerksamkeit gilt nun etwas ganz anderem… Mit ihm kann ich also auch nicht mehr die Zeit totschlagen und bin Mrs Hudsons Gezeter alleine ausgesetzt. Du denkst also ich hätte dich vernachlässigt? `Ist ihr die Bürde einer Schwangerschaft nicht doch zu viel? Wird sie von ihren quälenden Gedanken zerfressen, während sie sich nicht mehr im Zentrum des Geschehens befindet und von ihren Freunden umgeben ist? Wäre es nicht weitaus frustrierender, sich nur kurz in Durham zu sehen, wo William alles mitbekommt, als sich vorübergehend nicht mehr zu sehen?` Jetzt kennst du einen bescheidenen Bruchteil davon, was mir durch den Kopf ging. Jene Fragen sollten dich ebenfalls beschäftigt haben. Nun darfst du gerne noch mal deine Vorwürfe überdenken, dass ich dich vernachlässigt hätte…“, erwiderte Sherlock mit betonender Stimme und beugte sich kurz so weit zu ihrem Gesicht hinab, dass sie seinem fesselnden Blickkontakt nicht ausweichen konnte. „Ich…ich habe es ja verstanden. Aber Dankeschön, jetzt hast du mir indirekt verraten, dass du rund um die Uhr nur an mich denken musstest. Na Hauptsache, du hast dabei nicht das unbarmherzige Verbrecherimperium vernachlässigt. Denn ohne dich wäre London dem Untergang geweiht. Das Ende des Jahres ist nun doch schneller als erwartet gekommen… Die Zeit verfliegt in einem beängstigenden Tempo… Daher sollten wir sie weise nutzen. Falls du hoffst, dass ich in den vergangenen Monaten, endlich den friedlichen Einklang mit mir selbst gefunden habe, muss ich dich leider enttäuschen. Die Geburt meines ersten Kindes sollte mich mit purer Freude erfüllen. Und dennoch habe ich auch Angst… Ich möchte das dieses Kind eine glückliche Zukunft erleben darf. Doch unsere egoistische Gesellschaft, bietet dafür nicht gerade ein sicheres Grundgerüst. Auch ein Adelstitel ist kein allmächtiges Schutzschild gegen Hass und Ungerechtigkeiten. Du darfst mich gerne wieder für mein pessimistisches Denken tadeln… Dennoch werden meine Sorgen nicht dadurch vertrieben, indem ich alles schönrede..“, vertraute Miceyla sich ihm offenherzig an, da sie es für zwecklos hielt etwas vor ihm zu verbergen, bei dem er mit Leichtigkeit selbst dahinterkommen würde. Dabei hätte sie sich am liebsten gegen seine Schulter gelehnt, jedoch kämpfte sie hartnäckig gegen dieses Verlangen an. Der Tag in der Großstadt hatte sie ziemlich erschöpft. Sie war es einfach nicht mehr gewohnt, so lange auf den Beinen zu sein. Sherlock entging dies natürlich nicht und gab ihr vorerst keine Antwort auf ihre Bedenken, sondern stupste sie nur sanft mit einem gütigen Lächeln an. „Wenn wir hier noch länger auf der Stelle verharren und ein Pläuschchen halten, sind wir bald eingefroren und mit dem Schnee verschmolzen. Liam wirft mich anstatt Brennholz in den Kamin, wenn du dir eine Erkältung holst. Ich bin doch alles immer schuld. Keine Bange, ich werde dich nicht gleich wieder nach einem kurzen Treffen abschieben. Aber gegen eine aufwärmende Umgebung, hättest du sicher ebenfalls nichts einzuwenden, nicht wahr? Also folge mir, ich lade dich zur Feier des Tages ein!“, verkündete Sherlock mit strahlendem Lächeln und selbstverständlich nahm Miceyla seine spontane Einladung freudig an. „Ui… Heute ist es also mal nicht deine Stammkneipe. Wir haben uns ja schon in diversen beliebten Pubs getroffen, aber das du mich zur Abwechslung einmal in ein Nobelrestaurant entführst, macht mich beinahe sprachlos. Wir lange du wohl dafür sparen musst, um hier ein Gängemenü zu bezahlen… Da kriege ich ja fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich dir dein hart erarbeitetes Geld aus den Taschen ziehe…“, neckte sie ihn freundschaftlich, als sie mit ihm vor einem der vornehmsten Restaurants von ganz London stand, in welchem sie natürlich schon mit William und Albert diniert hatte. Der festlich geschmückte Eingang mit einem davorliegenden roten Teppich, sah nun noch einladender aus, als dies ohnehin immer der Fall war. „Unterschätze nicht mein Feingefühl für festliche Anlässe. Außerdem ist ein überfülltes Pub, in dem sich lauter betrunkene Streithähne tummeln, nicht gerade ein geeigneter Aufenthaltsort für eine Hochschwangere… Und nein, ich muss kein halbes Jahr sparen, um mir die sündhaft teuren Gerichte der Reichen leisten zu können. Aber wenn man daran denkt, was gewisse verschwenderische Herrschaften hier an Geldsummen dalassen, mit denen man eine ganze Hilfsorganisation für Arme errichten könnte, wird einem bereits beim Anblick der Gäste zu übel, um die vornehmen Speisen herunter zu bekommen- Ha, ha, das war jetzt nicht Absicht, uns die Stimmung zu verderben. Weihnachten ist die beste Gelegenheit, nicht nur um andere zu beschenken, sondern auch um Geschenke anzunehmen“, meinte Sherlock mit flüchtigem Lächeln und ließ ihr mit einer würdevollen Handbewegung den Vortritt, beim betreten des edlen Restaurants. Miceyla verstand die verborgene Bedeutung seiner Worte, jedoch empfand sie die momentane Atmosphäre zwischen ihnen beiden als ein wenig ungewohnt. Sie kannte ihn nur als sturen Freigeist, der einem kaum Zutritt in dessen chaotische Welt gewährte. Gerade allerding, verließ er sein individuelles Reich, um mit ihr auf Augenhöhe im Leben der Normalsterblichen zu wandeln. Auch wenn dies eine etwas übertriebene Metapher darstellte, war der Vergleich am passendsten, um seine stärker als sonst wirkende Rücksichtnahme und Zuvorkommenheit zu beschreiben. Lächelnd erkannte Miceyla darin die verborgenen Zeichen, welche darauf hindeuteten, wie viel sie Sherlock bedeutete. Das Restaurant war in ein angenehm dämmriges Licht getaucht. Die friedlich flackernden Kerzen auf den Tischen, waren einer weihnachtlichen Atmosphäre würdig. Ein Butler begleitete die zwei zu einem freien Tisch und nahm ihre Bestellung auf. „`Ein kleiner Junge fragte einmal einen alten Mann: „Weshalb sind Raben eigentlich pechschwarz? Bestimmt sind sie in Wahrheit vom Teufel beschworene Kreaturen, um Menschen und Tieren Angst einzujagen!“ Daraufhin antwortete der alte Mann: „Nun mein Junge, die Natur gab jedem Geschöpf eine vorherbestimmte Farbe. Dem Menschen ist es zu verschulden, unbegründet Sündenböcke zu wählen, um ihnen des Welten Unheil zu beschuldigen. Mag das Schwarz der Raben auch als Abschreckung dienen. Unter ihrem Gefieder schlägt ein treues und gutmütiges Herz. Die Verachtung der Welt kann ihnen nichts anhaben, denn sie leben untereinander in einer Gemeinschaft, deren Stärke zum strahlenden Licht wird, welches selbst die dunkelste Nacht durchbricht. Und jetzt frage ich dich, mein Junge. Wagst du dich dem Zwang der Welt entgegenzustellen und einer vorurteilslosen Gemeinschaft beizutreten? Bedenke jedoch, das der Weg dorthin Einsamkeit und Verluste mit sich bringt. Aber es wartet ein Gewinn auf dich, der mit keinem Geld der Welt gleichzusetzen ist.“` Dies ist ein kurzer Ausschnitt aus einem recht unbekanntem Märchen. Jede Erzählung beinhaltet ja meistens eine lehrreiche Moral. Auch die Geschichte des Rabenjungens, versucht uns etwas ganz Bedeutsames mitzuteilen, das sich ganz gut auf unsere gespaltene Gesellschaft übertragen lässt. Als Autorin die wert darauf legt, dass Außergewöhnliche hervorzuheben, wird dir jenes Märchen bestimmt nicht unbekannt sein. Daher erlaube ich mir dir die bescheidene Frage zu stellen, wie das Ende auf dich wirkt“, begann Sherlock aus dem Stehgreif heraus zu erzählen und Miceyla war aufs Neue erstaunt darüber, wie gut es ihm gelang, jegliche Erzählungen und Berichte so authentisch rüberzubringen, dass sich dabei im Kopf des Zuhörers, ein bildgewaltiges Schauspiel abzuspielen begann. Zumindest war es bei ihr der Fall und sie könnte ihm stundenlang zuhören. `Ein Glück das John Sherlocks Abenteuer schriftlich festhält. Es wäre sonst wie ein Stück wertvolle Kultur, welche man den Menschen vorenthalten würde`, dachte Miceyla kurz in sich gekehrt, ehe sie auf seine Frage einging. „Dieses Märchen ist mir in der Tat ein Begriff. Es ist eine ziemlich düstere Geschichte. Früher las man sie unartigen Kindern vor, um sie zu züchtigen. Heute wird das als Sünde angesehen. Zumindest in den gehobeneren Kreisen. Und was das Ende angeht… Der Junge wird letztendlich zum Verräter, obwohl er anstrebte bei den vertriebenen Raben zu leben. Beide Seiten verbünden sich und töten schließlich den Jungen. Damit hat er unwissentlich, eine über Jahrzehnte andauernde Feindschaft beendet. Und sein Tod war somit der Preis für den Frieden. Nun, soviel zu meiner Interpretation. In unserer Welt wird solchen Opfern nur wenig Beachtung geschenkt. Die Menschen finden immer einen neuen Grund zum Streiten und beschuldigen stets erst andere, bevor sie sich mit den eigenen Fehlern auseinandersetzen. Wer mit einem Heldentod in die Geschichte eingehen will, muss schon das Unvorstellbare vollbringen… Aber kommen wir noch mal auf das Märchen zurück. Der Junge hatte nur gute Absichten, stellte jedoch zu hohe Ansprüche an sich selbst und sein Umfeld. Ihm fehlte es an Gleichgesinnten. Vielleicht wäre dadurch sein Schicksal änderbar gewesen. Doch dir geht es sicherlich darum zu ergründen, wie gut sich die Geschichte, mit unserer Wirklichkeit assoziieren lässt… Meiner Meinung nach, gibt es für jede Lebenssituation eine passende Stelle aus einem Buch. Nur finde ich das ganze Vergleichen zwecklos. Es mag Schicksale geben die sich ähneln. Jedoch ist es unser Leben und es sind unsere Entscheidungen! Und wir schreiben unsere Geschichte selbst! Wenn einen alles und jeder verschmäht, muss man eben gegen den Strom schwimmen, um auf den Gipfel des Erfolgs zu kommen“, antwortete Miceyla ihm voller Inbrunst und dabei wurde ihre Stimme kurz so laut, dass sie einige der Gäste vorwurfsvoll beäugten. Verlegen blickte sie auf den Tisch hinab und senkte hastig wieder ihre Stimmlage. Allerdings begann Sherlock plötzlich lautstark zu lachen, sodass sie erneut die Aufmerksamkeit der anderen Restaurantbesucher auf sich zogen. „Ha, ha, ha!... Das ist die Antwort, welche ich von dir erwartet habe! Du hast vollkommen recht, was kümmern uns schon erfundene oder vergangene Geschichten, wenn wir doch unseren Einfluss klug nutzen können, um unserem Leben zu einem Werdegang zu verhelfen, der sich von jeglichen, vorherbestimmten Schicksalen abhebt. Viele Erzählungen ähneln wahren Begebenheiten und dienen dazu, das Erlebte besser zu verarbeiten. Irgendwie verleitet mich Weihnachten dazu, alte Schauermärchen auszukramen… Mein Bruder würde mich nun wieder aufziehen und behaupten, das läge daran weil ich nicht genug unter Leute komme… Hach…“, sprach Sherlock vertraulich und seufzte beim Gedanken an seinen älteren Bruder. „Apropos Mycroft… Er ist mir heute sogar bereits vor dir über den Weg gelaufen. Dabei ist mir zu Ohren gekommen, dass er verheiratet ist. Da er keinen Ehering trägt, wäre ich nicht von alleine darauf gekommen. Manchmal hat auch er die sonderbare Angewohnheit, sich in Geheimnisse zu hüllen, welche von den meisten nicht gelüftet werden können. Aber das liegt wohl in der Familie, ha, ha!“, erzählte Miceyla von ihrer überraschenden Begegnung mit Mycroft und lächelte sanft. „So, so… Wenn er dir nicht auf die Nerven gegangen ist, bin ich ja beruhigt. Doch das eine Frau sich freiwillig an in bindet, ist mir fast schon zu paradox… Es sind nur selten Paare anzutreffen, die wie Pech und Schwefel füreinander geschaffen sind. An jenem winterlichen Ball von Lord Blanchard, durfte ich den Tanz eines solchen Paares, aus der hintersten Reihe beobachten… Und du hast doch selbst bereits die Lösung, für deine Sorgen ausgesprochen. Also lassen wir nicht zu, von einem ach so mächtigen Schicksal in die Irre geführt zu werden. Ein wahrer Künstler belächelt ebenfalls, die auf ihn einschlagenden Vorschriften, wenn er vor einer nackten Leinwand steht. Sein Werk entspringt letztendlich der Kreativität seiner freien Gedanken und der Inspiration ihm nahestehender Menschen. Und wenn dich Kummer plagt, so rede bitte darüber. Ich habe stehts ein offenes Ohr für deine Probleme und Lösungen finden sich immer gemeinsam. Dafür sind Freunde da. Selbst wenn du dir das schwerste Verbrechen hast zu Schulden kommen lassen und ganz Scotland Yard hinter dir her ist, ich werde dir helfen. Denn du besitzt ein gutes Herz, welches sich nach Frieden sehnt und für Gerechtigkeit kämpft. Die unbezwingbaren Hürden stemmen wir gemeinsam… Nun aber genug der rührseligen Reden, gleich kommt unser Essen. Und willkommen zurück in London. Nicht mehr lange und du wirst wieder zum festen Bestandteil dieser Stadt, wirst sehen. Dies ist die Wahl, welche dir niemand nehmen kann. In diesem Sinne, bon appetit!“, verkündete Sherlock feierlich, als im selben Moment ihr Essen serviert wurde. Gerührt von seinen gütigen Worten, lächelte sie ihn dankbar an. `Du sprichst von Will und mir. Dann bist du an jenem Abend, tatsächlich noch eine Weile länger geblieben… Und ich kann es dir nicht verübeln, mich dazu verleiten zu wollen, mein mögliches Wissen über den Meisterverbrecher mit dir zu teilen. Du magst mir nur helfen, ich weiß… Aber ich würde mir nie verzeihen, wenn du meinetwegen auf die Verbrecherbahn gerietest. Unsere Freundschaft ist mir kostbarer als jeder Diamant und daher will ich dir nicht die Last meiner Sünden aufbürden. Meine Einstellung wäre dir zuwider…dies ist mir klar… Doch es sollte bei einem Rabenjungen bleiben…`, dachte Miceyla nach dem Abschluss ihres tiefgründigen Gesprächs, ohne dabei in eine schwermütige Stimmung zu verfallen und begann gemeinsam mit Sherlock, dass über die Maße appetitlich aussehende Mahl einzunehmen. „Es ist ziemlich spät geworden… Besser ich trete allmählich die Heimreise an. Denn ich mag am Abend vor Weihnachten, gewissen überführsorglichen Herrschaften, keinen unnötigen Kummer bereiten“, meinte Miceyla etwas unruhig nach dem Essen und war beinahe schon betrübt darüber, wie rasch die Zeit verflog. „Bestell deinen `überführsorglichen Herrschaften` ruhig beste Grüße von mir. Sie werden sicherlich ein Auge zudrücken, wenn ich zur Abwechslung mal die Rolle des Aufpassers übernommen habe. Und ich werde sie auch zukünftig gewissenhaft übernehmen. Die vergangenen Fehler sind mir eine Lehre gewesen. Du hast mein Wort, dass sie sich nicht mehr wiederholen werden. So, war doch ein netter Abend und bald können wir wieder öfter um die Häuser ziehen und das ein oder andere Rätsel dabei lösen. Denn ohne das du es aussprechen musst weiß ich, wie sehr du London und den Trubel vermisst. Schließlich bleibt einem bei all der Aufregung keine Zeit für negative Grübeleien, stimmts?“, sprach Sherlock grinsend mit einem Augenzwinkern und erhob sich von seinem Platz, nachdem er bezahlt hatte. „Auf jeden Fall! Zwar wird meine Verantwortung in nicht allzu ferner Zukunft steigen, doch für unsere gemeinsame Verbrecherjagd, werde ich immer Zeit finden“, erwiderte Miceyla euphorisch und stand nun ebenfalls auf. Das sich in ihren Worten mehr ein sehnsüchtiger Wunsch verbarg, der mit aller Wahrscheinlichkeit nicht wahr werden würde, ignorierte sie aufgrund ihres freudigen Gemütszustandes. Als sie beide aus dem Restaurant traten, umgab sie sogleich eine klirrende Kälte. Das unerwartete Treffen mit Sherlock, hatte ihr Herz jedoch so sehr gewärmt, dass sie diese kaum wahrnahm. Da entdeckte sie plötzlich zwei Häuser weiter einen aufgeregt winkenden Fred, den man in dem Schutz der Schatten nur als dunkle Silhouette erkannte. `Oha…da werde ich gleich wohl jemanden beruhigen müssen, der vor Sorge beinahe umgekommen ist… Naja, ich bin das ja selber schuld. Ich versprach zeitig wieder zurück zu sein…`, dachte Miceyla mit einem leicht beschämenden Gefühl. „Du brauchst mich nun nicht weiter zu begleiten. Meine Eskorte ist soeben eingetroffen… Und ich bedanke mich recht herzlich für den wundervollen Abend. Mich endlich noch mal mit dir unterhalten zu können, hat mir wirklich sehr gut getan. Danke…Sherly…“, sprach sie mit liebevollem Lächeln und hoffte, dass bis zu ihrem nächsten Treffen, kein allzu großer Zeitraum lag. „Verstehe schon… Und gern geschehen. Ich schätze unsere gemeinsamen Gespräche ebenfalls sehr. Dann also bis bald. Vielleicht…lasse ich mich auch mal zwischenzeitig in Durham blicken. Oder noch besser, ich mache direkt ein Versprechen daraus. Du darfst mir gerne ordentlich die Leviten lesen, sollte ich es nicht einhalten. Ich möchte schließlich auch zu den Ersten gehören, die euer Kind kennenlernen. Gib auf dich Acht und schone dich bis zu der Geburt. Und lasse eine Weile deine Sorgen hinter dir. Bis du wieder uneingeschränkt London unsicher machen kannst, halte ich hier solange die Stellung. Daher ist es dir vergönnt, dich mal so richtig auf die faule Haut zu legen, Mia“, versprach Sherlock aufrichtig und für einen flüchtigen Moment, verlor sie sich in seinen treuen, dunkelblauen Augen. „Ich werde dieses Versprechen nicht vergessen, he, he. Pass auch du bitte gut auf dich auf. Die Gefahr sucht dich selbst im Schlaf heim, wie ich immer sage… Bis bald, mein gewitzter Verfechter der Gerechtigkeit…“, sprach sie noch lächelnd und lief anschließend eiligen Schrittes zu Fred. „Miceyla! Weißt du eigentlich wie spät es ist?! William bestand darauf, dass du dich nicht gleich an deinem ersten Tag in der Stadt zu sehr verausgabst. Ich persönlich habe ja nichts dagegen, wenn du dich mit Sherlock triffst. Ihm vertraue ich mehr als Clayton. Aber wenigstens einer von uns sollte darüber vorher Bescheid wissen“, platzte es sogleich aus Fred und ihm stand die Besorgnis ins Gesicht geschrieben. `Letztendlich bin ich momentan allen ja doch nur eine Last, auch wenn das keiner so richtig zugeben mag… Ich gestehe mir ein, dass ich wohl ziemlich froh sein werde, sobald ich die lästigen Einschränkungen der Schwangerschaft endlich los bin…`, dachte Miceyla kurz etwas betrübt, jedoch zeigte sie kurz darauf ein überschattendes Grinsen. „Ach, dabei hatte ich noch vorgehabt, dem Theater einen Besuch abzustatten. Schade das der Tag so wenig Stunden hat… Aber die Nacht ist noch jung, vielleicht sollte ich… Ha, ha, ha! War nur ein Witz!“, neckte sie ihn spielerisch, um sein besorgtes Gemüt etwas zu lockern. „Hach…ist ja schon gut… Ich freue mich aber, dass du nach langem noch mal eine abwechslungsreiche Zeit in London hattest. Lass uns dennoch jetzt zum Anwesen zurückkehren“, meinte er nachgebend und lief prüfend um sich blickend voraus. Auch Miceyla warf rasch noch einen letzten Blick über die Schulter zu der Stelle, wo sie sich von Sherlock verabschiedet hatte. Doch er befand sich nicht mehr dort und so folgte sie schweigsam Fred, der sie zu einer Kutsche führte. `Danke Sherly, für dein Versprechen. Ich weiß, dass dies dein eigentliches Geschenk war…` Mit einem funkelnden Leuchten in den Augen, blickte Miceyla zu dem prachtvoll geschmückten Weihnachtsbaum empor, welcher im Wohnzimmer des Moriarty-Anwesens stand. Es war der schönste Baum, den sie je gesehen hatte. Er strahlte einen spürbaren Frieden aus und bereicherte die weihnachtliche Atmosphäre mit umschmeichelnder Liebe und Wärme. Es kam wahrlich einem Wunder gleich, dass sie alle gemeinschaftlich feiern konnten und sich für eine Weile, von ihren fesselnden Verpflichtungen losreißen durften. „Wäre jeden Tag Weihnachten, so hätten die Menschen einen triftigen Grund, um ihre zwecklosen Streitereien zu unterbinden. Doch es wäre zu schön um wahr zu sein. Denn es gibt genug Leute, die nichts von dem Fest halten und weiterhin andere skrupellos ausbeuten. Dabei gibt es nichts schöneres, als die glücklichen Gesichter der Armen, wenn sie bedingungslos Geschenke erhalten, für die ihnen das nötige Geld fehlt“, begann William liebevoll, der sich neben sie gesellte und gemeinsam mit ihr den Weihnachtsbaum bewunderte. Louis und Fred waren gerade von einem Rundgang durch das Armenviertel zurückgekehrt. Dort hatten sie Geschenke und Essen verteilt, vorzugsweise an arme Familien mit Kindern, um ihnen eine unerwartete Freude zu bereiten. „Wie wahr… Sein eigenes Glück mit anderen teilen zu können, ist ein wundervolles Gefühl. Wir sollten öfters einfach mal all unsere Waffen niederlegen und uns gegenseitig die Empfindungen mitteilen, welche wir normalerweise nicht wagen auszusprechen. Nur leider wollen die meisten einem kein Gehör schenken. Zorn und Hass nähren die eigenen Überzeugungen und machen es schier unmöglich, jene undurchdringbare Mauer zu durchbrechen. Mir missfällt unser brutales Vorgehen ja selbst. Doch existierte eine schonendere Methode, so hättest du sie längst gefunden… Aber nun Schluss mit dieser alten Leier! Heute Abend sollten unsere Herzen ausschließlich mit Freude gefüllt sein. Komm, lass uns zu den anderen gehen, am Fest der Liebe darf niemand alleine sein. Beeilen wir uns lieber, ehe Moran das mühsam angerichtete Festmahl verschlungen hat, ha, ha!“, lenkte Miceyla ihr wehmütiges Gespräch in eine fröhlichere Richtung und nahm dabei zärtlich Williams Hand. „Ha, ha, da hast du recht! Aber ich denke selbst Moran mag vermeiden, dass Weihnachten für ihn zum Tag der Peinigung wird“, sprach William lachend und lief mit ihr auf den Flur hinaus. Dabei wurden für Miceyla sogleich, die harmonischen Klänge eines ruhigen Klavierstücks hörbar und sie ließ kurz Williams los. Während dieser sich bereits auf den Weg in den Speisesaal machte, schaute sie vorher noch bei Albert in seinem Arbeitszimmer vorbei, welcher sich als einziger noch nicht der Gruppe angeschlossen hatte und die entspannte Idylle zum Klavier spielen nutzte. Erst in jenem Moment realisierte sie, wie sehr sie es in den vergangenen Monaten vermisste, seinem makellosen Klavierspiel lauschen zu können, bei dem jeder einzelne Ton dazu beitrug, eine Geschichte zu erzählen. Sie ersparte sich die Mühe des heimlichen Lauschens und lief mitten durch den Raum, bis sie unmittelbar vor dem glänzend schwarzen Flügel zum Stehen kam. „Hätten heute nicht eigentlich all die fröhlichen Weihnachtslieder Vorrang? Oder widmest du dem Stück Eisblume, die besondere Ehre gespielt zu werden, da deren Geschichte allmählich zu einem Ende kommt? Du zählst bereits bestimmt die Minuten, bis ich sie endlich veröffentliche. Aber ich fürchte, du wirst dich noch einige Wochen gedulden müssen. Und vorher werde ich dir nicht verraten, wie die Geschichte ausgeht, selbst wenn du mich noch so sehr dazu drängst…“, sprach Miceyla verschwiegen und als ihre letzten Worte in einem Flüsterton endeten, beugte sie sich kurz mit dem Kopf dicht neben sein Ohr hinab, wie er es zuvor immer bei ihr getan hatte. Überrascht von ihrem ungewohnt vorpreschendem Verhalten, stoppte Albert abrupt sein von dramatischen Zügen begleitetes Klavierspiel und blickte ohne Umschweife mit seinen smaragdgrünen Augen in die ihren. Sein verruchtes Lächeln verriet, dass er es genoss, wie sie seinen feurigen Blickkontakt standhaft erwiderte. Nach einem fesselnden Moment des innigen Blickeaustauschs, betrachtete er nun schweigsam ihr gesamtes Erscheinungsbild und schloss anschließend kurz die Augen, als verkraftete sein plötzlich sensibel gewordenes Herz ihren Anblick nicht, der seinen würdevollen Charme zu vertreiben vermochte. „In diesem schimmernd hellblauen Kleid, hast du dich nun vollends in eine Eisblume verwandelt… Und da stellt sich mir die Frage, willst du mich nun damit quälen oder beglücken? Zumindest erkenne ich ganz deutlich, wie sich die zerbrechlichen Eiskristalle, in robustes Eis verwandelt haben, welches selbst die stärksten Flammen nicht mehr hindurchlässt. Du bist schöner als je zuvor, meine Liebe…“, gestand Albert ihr offenherzig, wobei sich ihre Blicke erneut trafen. „Nun ja… Es erweist sich mir als ungemein schwierig zu ergründen, mit welchem Geschenk ich dir eine Freude machen könnte… Ich weiß das jeder einzelne meiner Briefe, für dich zu deinem wertvollsten Besitz zählt. Und ebenso weiß ich, dass nur ich selbst dich wirklich glücklich machen kann. Vielleicht…mag es etwas merkwürdig klingen, wenn ich möchte das du mich als dein Geschenk ansiehst. Du hast so viel für mich getan und scheust keinerlei Mühen. Da ist es doch ganz natürlich, dass ich mich für all deine selbstlosen Taten revanchieren mag. Du denkst…ich sei für dich unerreichbar, weil ich zu William gehöre. Aber zu dir gehöre ich gleichermaßen, wir sind eine Familie. Nur die Entscheidungen des Herzens, können von niemandem manipuliert werden. Ich liebe William mehr als alles andere auf der Welt, daran gibt es nichts zu rütteln. Nur eines möchte ich dich wissen lassen. Und ich versichere dir, dass du meine Ehrlichkeit nicht anzweifeln zu brauchst… Du hättest mich an seiner Statt, mit absoluter Sicherheit genauso glücklich machen können… Zudem liebe ich es wahrhaftig, dich meinen großen Bruder nennen zu dürfen… Danke, Bruderherz, für alles…“, sprach Miceyla ergriffen und merkte, wie sie von einer emotionalen Gefühlswelle regelrecht übermannt wurde. Für einen Moment kam es sowohl Miceyla als auch Albert so vor, als wäre die Zeit zum Stillstand gekommen und er starrte sie mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck an, den sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Wahrscheinlich war es für ihn zu schön um wahr zu sein, jene Worte zu hören. Dennoch ließ sein Stolz nicht zu, sich seine ebenfalls emotionale Ergriffenheit anmerken zu lassen und vergrub sein Gesicht für eine Weile in seiner rechten Hand. „Bitte…lass es nicht wie ein bittersüßer Abschied klingen… Das hinterlässt bei mir einen schmerzvollen Nachgeschmack, der mich das wahre Ende der Geschichte erahnen lässt. Ich hegte den naiven Glauben, dass du selbst Hemmungen dabei hättest, mir dies in einem Brief mitzuteilen. Und nun stehst du wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung vor mir und deine Worte beflügeln mein Herz… Meine geliebte Schwester, auch ich bin dir zu tiefem Dank verpflichtet. Ich werde nicht nur dich, sondern auch euer Kind mit all meiner Macht beschützen. Solange ich auf dieser Welt wandle sorge ich dafür, dass dir und eurem Kind kein Leid geschieht. Dieses Kind wird eine Glückliche Zukunft erleben dürfen, ohne die Sünden der Moriartys ausbaden zu müssen. Und vor keinerlei Opfern und Mühen werde ich zurückschrecken, um mein Versprechen einhalten zu können, meine liebe Eisblume…“, versprach Albert mit einer solch sanftmütigen Stimme, dass es sie in einen friedlichen Schlummer hätte versetzen können. Während er sprach, erhob er sich von seinem Klavierhocker und nahm sie zur Besiegelung seiner betonenden Worte liebevoll in die Arme. Schon lange hatte Miceyla sich nicht mehr so geborgen und beschützt gefühlt. Er schenkte ihr das Gefühl, keine ungewisse Zukunft fürchten zu müssen, damit sie frohen Mutes, der komplikationslosen Geburt ihres Kindes entgegenblicken konnte. „Da fällt mir ein, dass ich dir natürlich auch etwas schenken möchte“, sprach Albert freudig und löste sich sachte aus ihrer Umarmung. Er lief kurz zu seinem Schreibtisch und kehrte mit einem hübschen Geschenk in den Händen zurück, welches eine weinrote Samtschleife zierte und überreichte es ihr lächelnd. Voller kindlicher Neugierde, öffnete sie sogleich die geheimnisvolle Schachtel und holte mit überwältigtem Blick eine schwere, glitzernde Schneekugel hervor. Darin befand sich ein Man im schwarzen Anzug, welcher Klavier spielte und eine Frau im langen güldenen Kleid, die daneben stand und Geige spielte. „Diese bezaubernde Schneekugel, ist sogar noch zusätzlich eine Spieluhr. Höre und staune…“, verriet Albert lächelnd während ihre Augen immer mehr leuchteten und drehte unterhalb der Schneekugel an einem versteckten Rädchen. Kurz darauf erklang eine liebliche Melodie und die Figuren in der gläsernen Kugel begangen sich zu drehen. „Wie wunderschön… Allein das Betrachten hat eine beruhigende Wirkung und dabei dann noch der angenehmen Musik lauschen zu können, schenkt einem ein unbeschreibliches Gefühl. Danke Albert, für dieses außergewöhnliche Geschenk. Das ist die schönste Schneekugel, die ich je gesehen habe“, dankte Miceyla ihm mit strahlendem Lächeln und betrachtete beinahe wie hypnotisiert das musizierende Paar, als wäre sie bereits dabei, sich eine eigene Geschichte für die beiden auszudenken. „Ich freue mich, dass sie dir gefällt. Und ich finde dies ist ein gutes Symbol, um die Melodie in deinem Herzen wachzurufen, solltest du einmal aus dem Takt geraten. Denn manchmal benötigt ein jeder von uns eine kleine Stütze, damit sie nicht in Vergessenheit gerät…“, fügte Albert noch die verborgene Bedeutung seines Geschenks, mit ungewohnt verträumten Blick hinzu. „Die Melodie des Herzens… Das beschreibst du sehr schön, ich verstehe was du meinst. Und der harmonische Einklang zwischen Klavier und Geige hat etwas Außergewöhnliches. Schade…das ich keine Geige spielen kann, sonst könnten wir beide zu den realen Abbildern der beiden Figuren werden. Die Instrumente klingen gleichermaßen einzigartig, doch im Zusammenspiel miteinander, verschmelzen die einzelnen Klänge, als brachten sie ihre Freude darüber zum Ausdruck, sich endlich gefunden zu haben… Ha, ha… Verzeih, ich fantasiere mal wieder zu viel…“, meinte Miceyla daraufhin leicht verlegen. Doch sein warmherziger Blick in den Augen verriet, dass er sie mit einer fast schwärmerischen Bewunderung vollkommen ernst nahm. „Aber nein, meine Liebe. Ich kann dir voll und ganz folgen. Du musst nicht darüber traurig sein, keine Geige spielen zu können. Denn du trägst das Instrument, welches du am perfektesten beherrschst stets in dir, nämlich deine herausragende Stimme. Somit harmonieren wir auf dieser Ebene doch wunderbar miteinander, oder etwa nicht? Ein ganzes Publikum durfte davon bereits Zeuge werden. Wir sind alle auf unsere eigene Art etwas Besonderes. Daher brauchen wir uns nicht mit anderen zu vergleichen. Dies hindert uns nur daran, unsere wahren Talente zu entfesseln… Jetzt wird es aber höchste Zeit, wir werden sicher bereits vermisst.“ Mit diesen letzten hingebungsvollen Worten, legte er sanft einen Arm um Miceyla, damit sie gemeinsam sein Arbeitszimmer verließen, um sich nach einer kleinen Verzögerung, den anderen anschließen zu können. `Vergleichen… Gestern hatte ich noch vor Sherlock so darauf beharrt, dass vergleichen unnötig sei. Dabei erwische ich mich selbst ständig dabei, jede Kleinigkeit miteinander zu vergleichen. Ja, wir sind alle etwas Besonderes und…unverbesserlich in vielerlei Hinsicht, ha, ha`, dachte sie mit einem stillen Lächeln, während sie zusammen mit Albert die Treppe hinunterlief. Mit überraschtem Blick entdeckte sie unterhalb William, der alleine dastand und danach aussah, als hätte er auf sie beide gewartet. „Tut uns leid, wir haben nicht vorgehabt, den Weihnachtsabend ohne euch zu verbringen… Oder bist du etwa geflüchtet, da schon der erste Streit zwischen Moran und Louis ausgebrochen ist?! Wenn das so ist werde ich ein Machtwort sprechen! Zur Not kriegt unser grober Revolverheld, für die restlichen Feiertage striktes Alkoholverbot!“, sprach Miceyla lautstark und gab sich spielerisch entrüstet. „Ha, ha, ich denke deine Bestrafung ist überflüssig, mein Liebling. Denn die beiden verhalten sich gerade so artig, dass es fast unnatürlich wirkt. Aber…auch ich wollte dir etwas schenken, ehe wir von den Feierlichkeiten zu sehr vereinnahmt werden. Sogar unser gewissenhafter Bruder kam mir zuvor und hat einen passenden Moment abgepasst. Wie stehe ich denn da, wenn ich als letzter an der Reihe bin?“, sprach William mit gütigem Lächeln und ihr Herz machte sogleich einen wehmütigen Sprung, doch es war ein Gefühl der reinen Behaglichkeit. „Aber Bruderherz, kommt das Beste nicht bekanntlich immer zum Schluss? Ich lasse euch zwei Hübschen dann mal allein… Nehmt euch alle Zeit der Welt. Ich halte derweil unseren tüchtigen Trunkenbold auf Trapp“, meinte Albert warmherzig mit einem Augenzwinkern und lief ohne die zwei voraus in den Speisesaal. „Will mein Liebster, dass erste und schönste Geschenk kam doch bereits von dir. Schließlich ist es dir zu verdanken, dass wir heute alle zusammen hier in London feiern und das du dafür gesorgt hast, dass jeder für eine Weile von seinen Verpflichtungen befreit wird. Deine Güte ist wahrlich das hellste und wärmste Licht…“, wandte Miceyla sich mit sanfter Stimme an ihren Liebsten und zeigte ein Lächeln der puren Dankbarkeit. „Mein Liebling, dass du mir für etwas dankst, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, beschämt mich beinahe etwas… Ich weiß, dass für dich meine Liebe das wertvollste Geschenk ist. Daher wünsche ich mir, gemeinsam mit dir so viele glückliche Momente zu erschaffen, an die wir uns gerne zurückerinnern. Darum bewahre dein wunderschönes Lächeln, welches du mir jetzt gerade zeigst. Es heilt deinen Kummer und bewahrt deinen inneren Frieden. Und fürchte dich nicht davor, jemals den richtigen Weg zu verlieren. Ich bin stets an deiner Seite und führe dich, auch wenn das Ziel noch so unerreichbar erscheint. Zusammen erreichen wir jeden Ort unserer Träume. Ich werde immer bei dir sein und lasse dich niemals allein. Doch wage ich nicht daraus ein Versprechen zu machen. Denn falls ich es bräche, schwindet das bisher aufgebaute Vertrauen und Bedauern und Zweifel verdüstern die strahlenden Erinnerungen. Drum werde stark und unabhängig und vergiss dennoch nicht, es ist immer wert für Liebe und Vertrauen zu kämpfen. Das Leben mag von einem viel Mut und Verzicht abverlangen, doch ist dein Herz und dein Geist offen für Neues, wirst du erkennen wie wunderschön die Welt ist…“ Während William mit einer solch gefühlvollen Stimme sprach, dass Miceyla eine Gänsehaut bekam, legte er ihr eine goldene Kette um, an welcher sich ein funkelnder Medaillonanhänger befand, dessen Vorderseite mit dem Wappen der Moriartys verziert war. `Seine Worte…sind nicht nur an mich gerichtet, sondern auch…an unser ungeborenes Kind…` Jene unzweifelhafte Erkenntnis rührte sie zu Tränen und ihr Herz begann vor Ergriffenheit wild zu klopfen. Neugierig öffnete sie das Medaillon und fand darin das Bild in einer Miniaturform vor, welches man von ihnen beiden an ihrem Hochzeitstag gemacht hatte. Nachdem Miceyla mit bittersüßem Lächeln das Bild betrachtet hatte, das eine der schönsten Erinnerungen in ihr wachrief, nahm er sie zärtlich in die Arme, sodass sie sich für eine Weile mit geschlossenen Augen an ihn schmiegte. „Danke Will… Auch du wünschst dir, unser Kind beim Aufwachsen in einer friedlichen Welt begleiten zu können. All dein Wissen und die Erfahrungen mit ihm zu teilen. Ein stolzes Vorbild zu werden, welches Schutz und Geborgenheit bietet. Du brauchst keine Zweifel zu haben, kein guter Vater werden zu können. Ich erkenne sofort, wenn du dir den Kopf über etwas zerbrichst. Wir bestärken uns doch immer gegenseitig, nicht wahr? Mit dem neuen Jahr, beginnt ein neuer Aufbruch für uns alle. Sobald wir unser Kind in Armen halten, wird die Flamme unseres Willens noch stärker glühen und wir werden unaufhaltsamer denn je für Gerechtigkeit kämpfen. Nun lass uns das heutige Weihnachtsfest genießen. Lass uns…das Leben feiern…“ Mit gedankenversunkenem Blick sah Albert aus dem Fenster. Das regnerische Wetter spiegelte sein getrübtes Gemüt wider. Sorgenvoll betrachtete Miceyla ihn und erkannte wie ernst sein Kummer sein musste, da er jegliche Mühe sparte seine Sorgen zu verbergen. Der wirtschaftliche Wachstum, war zu Beginn des neuen Jahres wieder um ein beachtliches Stück gestiegen, wovon er selbst mit seinem geheimen Unternehmen profitierte. Doch dem Militär standen stürmischere Zeiten bevor. Denn der Reichtum Englands hatte seinen Preis und Harley sorgte mit aller Macht dafür, dass er für die Außenwelt unantastbar blieb. Er wollte sein eigenes Land nur vor Ausbeutung schützen und dank seines unnachgiebigen Engagements, erreichte der wachsende Wohlstand, sogar ein paar der in Armut lebenden Menschen. Aber dadurch entstanden zunehmend Konflikte ungeahnten Ausmaßes und die Soldaten waren dazu gezwungen, mit härteren Maßnahmen durchzugreifen. Die Angst das ein Bürgerkrieg ausbrach wuchs mit jedem Tag… „Es sieht dir gar nicht ähnlich, die Flucht zu ergreifen und dich vor deiner Verantwortung zu drücken. Ist es überhaupt rechtens, dass du dich gerade hier in Durham aufhalten kannst, Bruderherz? Auch Will bekommt den Druck zu spüren… Nicht mehr lange und er wird gezwungenermaßen wieder selbst in London aktiv werden müssen…“, wandte Miceyla sich kummervoll an Albert, da sie die bedrückende Stimmung nicht länger ertrug. Sogleich drehte er sich mit einem breiten Grinsen zu ihr herum, welches seinen sorgenvollen Gesichtsausdruck verschwinden ließ. „Ja… Nichts wünsche ich mir sehnlicher, als zu fliehen…gemeinsam mit dir, meine geliebte Eisblume… Weit fort, wo niemand uns je finden würde. Doch mein in Stein gemeißeltes Versprechen, welches ich William gab, verbietet mir dies. Für ihn bin ich bereit mein eigenes Leben zu geben. Und du hast dich freiwillig an unser Schicksal gebunden. Du wirst zur Furie, immer wenn ich dir ans Herz lege, dass wir dir die Freiheit schenken könnten… Aber die wahre Freiheit hast du erst bei uns gefunden. Auch ich habe dies mittlerweile begriffen und akzeptiert. Und es gibt keine falschen Entscheidungen, die du bereuen müsstest. Denn du wirst eine gütige und stolze Mutter und deine Liebe wird euer Kind zu jeder Zeit erreichen. Eines Tages wird das Kind die Welt auf dieselbe Weise sehen, wie du sie momentan durch deine Augen siehst, wie wir sie alle sehen…“, sprach Albert ruhig, doch der hoffnungsvolle Funken, welcher in seiner Stimme lag, wollte nicht auf sie überspringen. Er versuchte sie lediglich abzulenken. Allerdings ließ sie dies eher verzweifeln. Und als er ihr dann auch noch mit der Hand zärtlich über ihr Haar streichelte, fühlte sie sich kein bisschen mehr ernst genommen. „Habe Zuversicht… Ich kann all diese Lügen nicht mehr hören! Denkst du, ich verkrafte die brutale Wahrheit nicht? Bin ich in deinen Augen nicht stark geworden? Wenn du nicht darüber reden willst, so schreibe mir doch bitte alles in deinen Briefen. Unser Land braucht keine Helden, die an der Front einen sinnlosen Tod sterben. Selbst wenn dir Harley die Wahl ließe, du würdest dennoch aus freiem Willen zur Waffe greifen. Ich kenne dich… Und ich schrecke nicht davor zurück, mich mit allen Mitteln dagegen aufzulehnen, sollte es dazu kommen und das hast du von mir schon zur Genüge zu hören bekommen! Will braucht dich, ich ebenso… Wenn…wenn du mich wirklich so sehr liebst, solltest du besser Vernunft wallten lassen. Ansonsten zeigst du mir nur, dass deine Gefühle mir gegenüber nie wirklich existiert haben!“ rief Miceyla verbittert mit ernster Miene und machte ein paar Schritte zurück, um sich etwas von ihm zu entfernen. Reue und Trauer standen Albert abrupt ins Gesicht geschrieben und er versuchte sich ihr wieder achtsam zu nähern. Denn seine größte Furcht, galt einer möglichen Distanz zwischen ihnen beiden. „Miceyla, bitte, du darfst dich nicht unnötig aufregen. Ich verstehe, dass deine Nerven in den letzten Schwangerschaftswochen blank liegen. Ich würde dir selbstverständlich jeden erdenklichen Liebesbeweis erbringen. Aber du bekommst ja am eigenen Leib zu spüren, wie übel das Leben mit uns umspringen kann. Beruhige dich jetzt aber bitte wieder und setze dich einen Moment. Du erfährst von uns stets nur die absolute Wahrheit. Wir begeben uns nicht auf das schändliche Niveau des verdorbenen Adels hinab und erzählen leere Lügengeschichten. Hier in Durham herrscht ein stiller Scheinfrieden und dennoch erreichen die düsteren Unruhen dein Herz… Vergib mir…“, sprach Albert unendlich sanftmütig und betrachtete schuldbewusst ihren getrübten Blick. „Nein… Du musst mich nicht um Vergebung bitten. Das fühlt sich falsch an, nach allem was du für mich getan hast. Vielleicht sind meine schwachen Nerven darauf zurückzuführen, dass ich mich in der letzten Zeit so unbeschreiblich schwach und hilflos fühle… Danke, das du all das trotzdem erträgst und so beispiellos geduldig und nachsichtig mit mir umgehst. Es wird bergauf gehen, sobald ich zu alter Stärker gefunden habe, da bin ich mir sicher“, fand Miceyla dank Alberts beschwichtigenden Worten, zu neuer innerer Ruhe zurück und schenkte ihm ein müdes, dennoch hoffnungsvoll wirkendes Lächeln. Erleichtert darüber, das ihr Seelenfrieden vorübergehend wiederhergestellt war, erwiderte er ihr Lächeln. Doch die friedliche Idylle sollte nur von kurzer Dauer sein, als sie von jetzt auf gleich erblasste und sich mit schmerzverzehrtem Gesicht gegen die Wand lehnte. „Sag…sag mir bitte nicht, dass es schon so weit ist! Ausgerechnet jetzt… Will ist nicht einmal hier…“, sprach Albert schockiert und unbeholfen zugleich und gab ihr direkt ohne zu nachzudenken den nötigen Halt, um nicht kraftlos zu Boden zu stürzen. „Tja mein Guter… Ge-gewisse Dinge lassen sich nun mal einfach nicht im Voraus planen und treffen…einen vollkommen unvorbereitet… Gib dir jetzt bloß nicht die Schuld. Ob nun ein paar Tage früher oder später, wir wussten alle das die Geburt kurz bevorsteht…“, sprach Miceyla mit dünner Stimme unter starken Schmerzen. Und da sie selbst von einer überwältigenden Verzweiflung gepackt wurde, klammerte sie sich hilflos an Albert. „Miss Moneypenny! Hole bitte auf schnellstem Wege William…! Und schaue vorher ob Doktor Darley zu Hause ist!“, rief er der als Hausfrau getarnte Geheimagentin zu, ohne eine Erwiderung zu erwarten. Diese eilte rasch herbei und begriff beim Anblick der Szene sofort die heikle Situation und verschwand daraufhin auch beinahe zeitgleich wieder. „Ich renne so schnell wie mich meine Beine nur tragen können!“, versprach Miss Moneypenny noch hastig, ehe sie davon hechtete. Es war später Abend und William befand sich derzeit etwas außerhalb von Durham, um den persönlichen Auftrag eines `Klienten´ auszuführen. Daher war davon auszugehen, dass sie eine Weile unterwegs sein würde… William machte einen großen Schritt zurück, um nicht in die glänzend rote Blutlache zu treten, welche sich immer weiter vor seinen Füßen auszubreiten begann. Seine flammenfarbenen Augen, fixierten den sich am Boden windenden Mann derart eindringlich, als wollte er nur mittels seines feurigen Blicks, den von unzähligen Gräueltaten besudelten Menschen in die Verbannung schicken, während dieser seine letzten Atemzüge tat. „William! Endlich habe ich dich gefunden. Bei Miceyla haben die Wehen eingesetzt! Sie wird euer Kind, wohl noch in dieser Nacht zur Welt bringen!“ Aus seinem tranceartigen Zustand gerissen, drehte William sich ruckartig zu der aufgeregten Stimme herum. Und als er Miss Moneypennys ernste Miene sah, zeigte er flüchtig einen ängstlichen Gesichtsausdruck, als er ihre überrumpelnde Botschaft hörte. Das er ausgerechnet dann nicht bei Miceyla sein konnte, wenn sie ihn am meisten brauchte, beschämte ihn mehr als er es je zugeben würde. Doch rasch blickte er noch ein letztes Mal mit bittersüßem Lächeln, auf die mittlerweile regungslos daliegende Person. „Verstehe… Also ist es nun soweit… Ein Leben endet, ein neues beginnt… Der natürliche Kreislauf des Lebens, kann von niemandem unterbrochen werden. Weder aufhalten, noch beschleunigen sollte man ihn. Die Zeit…regelt dies von ganz allein, nicht wahr, mein Liebling…?“, flüsterte William mehr zu sich selbst und wandte sich nun wesentlich ungeduldiger von der Leiche ab, um gemeinsam mit Miss Moneypenny nach Durham zurückzukehren… Wenn Miceyla jemals in ihrem bisherigen Leben geglaubt hatte, an ihre Grenzen gestoßen zu sein und ungeahnte Kräfte in sich wachgerufen zu haben, so irrte sie sich gewaltig. Ihre Gedanken waren wie leergefegt und wurden einzig und allein von höllischen Schmerzwellen beherrscht, die ohne zur Ruhe zu kommen durch ihren Körper schossen. Nie hätte sie gewagt, sich eine Geburt derart qualvoll vorzustellen. Auch wenn ihr Verstand sie davor gewarnt hatte, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen. Doch das Gefühl von innen aufgerissen zu werden war, als würde man sie auf der Schwelle zwischen Leben und Tod hin und herreißen. Dennoch befand sich hinter all der düsteren Verzweiflung ein schwacher Lichtfunken, der darauf wartete hell zu erstrahlen, um jegliche schmerzvolle Finsternis zu vertreiben. Daher behielt Miceyla die Kraft zum Durchhalten, denn für ihr Kind sammelte sie mehr innere Stärke, als für ihren größten Feind. Und Albert der nicht von ihrer Seite wich, spendete ihr so viel Mut und Vertrauen, dass sie daran glauben durfte, dass sich das endlos wirkende Leid bald verflüchtigte. Schweißgebadet und von einer überwältigenden Erschöpfung gepackt, begann sich ihr hektischer Atem allmählich wieder zu beruhigen, als sie den schrillen Schrei ihres Kindes vernahm, welches sie unter Einsatz ihres Lebens auf die Welt gebracht hatte. Dies war das glückverheißende Zeichen, dass Miceyla und ihr Kind die anstrengende Geburt heil überstanden hatten. Albert der ihr die ganze Zeit über tapfer beigestanden hatte, tupfte mit einem Tuch sanft ihr verschwitztes Gesicht ab. Auch er sah ziemlich erschöpft aus mit seinen provisorisch hochgekrempelten Hemdärmeln und den Schweißperlen auf der Stirn. Miceyla schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. Sie wusste um seine Angst, dass etwas hätte schief gehen können bestens Bescheid. Denn als Mithilfe einer Geburt beizuwohnen, erlebte man nicht alle Tage. Schließlich wickelte er das Kind achtsam in eine Decke, um es endlich der frisch gebackenen Mutter überreichen zu können. Sein Gesichtsausdruck war dabei so voller Stolz, als wäre er selbst gerade Vater geworden. Jener Moment war sowohl für Miceyla als auch Albert unbeschreiblich prägend und vertiefte das Band zwischen ihnen beiden nun auf eine besondere Art und Weise. „Jetzt darfst du sie endlich in deine Arme schließen, deine kerngesunde Tochter. Geboren in einer stürmischen Zeit, in der wir die personifizierte Hoffnung auf Veränderung darstellen. Gesegnet von wundervollen Eltern, wird dieses Mädchen mit Mut und Neugierde eine aufregende Welt erkunden und den Traum von Selbstverwirklichung nicht bloß träumen, sondern ihn leben“, sprach Albert sanfter denn je und legte das kleine Mädchen, welches nun nach all der Anstrengung in einen friedlichen Schlummer gefallen war, gefühlvoll in ihre Arme. Mit Freudentränen in den Augen, betrachtete Miceyla ihre zierliche Tochter und hätte ihr Glück welches sie empfand, mit keinen Worten der Welt beschreiben können. `Ich werde dir all die Liebe schenken, die ich nie von meiner eigenen Mutter erhalten habe. Willkommen in der Familie Moriarty, in der dich alle lieben werden, mein kleines Herz aus Gold…`, begrüßte Miceyla im Stillen ihre neugeborene Tochter und schmiegte sie mit geschlossenen Augen sachte an sich. Wachgerüttelt aus ihrem beschwingenden Gemütszustand, öffnete sie wieder die Augen, als sie von unterhalb das Läuten der Türklingel hörte. „Das wird wohl Doktor Darley sein. Ich werde ihm rasch die Tür öffnen, denn ich werde erst richtig beruhigt sein, wenn sich ein Fachmann von deiner Gesundheit und der des Kindes überzeugt hat“, meinte Albert lächelnd und lief sogleich in Richtung Tür. „Albert…“, rief sie ihn hastig nochmal mit kaum hörbarer Stimme zurück. Dieser drehte sich daraufhin ohne Zögern mit warmherziger Miene zu ihr herum. „Danke…“, hauchte Miceyla schließlich und bemühte sich ihm ihr schönstes Lächeln zu schenken, trotz ihrer beißenden Müdigkeit. Albert verharrte kurze Zeit auf der Stelle, ehe er schweigsam nickte und ihr Lächeln erwiderte. Sie wusste das es keiner weiteren Worte bedurfte, um sein Herz zu erwärmen, denn nur dies allein wünschte sie sich, nachdem er eine komplikationslose Geburt für sie und das Kind ermöglicht hatte. Nach einer kurzen Verzögerung lief Albert zur Eingangstür und kehrte bald darauf mit jenem in Durham ansässigen Arzt zurück, welcher sie bereits während ihrer Schwangerschaft untersucht hatte. Miceyla versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, dass anstatt des Doktors nicht schon William gekommen war. „Verzeihen Sie mir Mrs Moriarty, dass ich so spät hier eintreffe. Und auch für die verfehlte Prognose des Geburtstermins muss ich mich entschuldigen. Doch nichtsdestotrotz werde ich Sie und das Kind nun gründlich untersuchen“, sprach Doktor Darley entschuldigend und bemühte sich trotz des Hausbesuchs zu solch später Stunde, zu einem professionellen Auftreten. „Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen, Doktor. Was in der Natur seit Menschengedenken fest verankert ist, findet fast immer auf wundersame Weise seinen Weg, nicht wahr? Und zudem hatte ich einen liebevollen Aufpasser an meiner Seite, der mich stets mit Leib und Seele beschützt“, erwiderte sie daraufhin als erstes sichtbares Zeichen, dass es ihr gut ging und warf einen gutmütigen Blick zu Albert. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bleibe ich bei der Untersuchung ebenfalls dabei“, bat dieser, der noch immer einen Funken Besorgnis in sich hatte. „Selbstverständlich! Sie verdienen meinen Respekt. Denn Sie haben wahrlich Ihren Mann gestanden und der jungen Lady bei der Geburt beigestanden. Sie sind in meinen Augen der perfekte verantwortungsvolle Bruder, Graf Moriarty. Obwohl es schon fast den Eindruck vermittelt, als seien Sie der Vater, ha, ha! Apropos…der junge Lord scheint mir gerade nicht im Hause zu sein…“, meinte Doktor Darley feststellend und lief mit seiner Arzttasche in der Hand zu ihrem Bett. Flüchtig trafen sich die Blicke von Miceyla und Albert. Wie wandelbar und mächtig Gefühle sein konnten, verblüffte wohl beide gleichermaßen. Doch meist blieb es bei einem Schweigen und die wahren Gefühle blieben unausgesprochen… Beinahe kopflos schloss William die Eingangstür auf und warf seinen schwarzen Mantel über den Kleiderständer. Anstatt besorgt zu sein, beobachtete Miss Moneypenny sein untypisches Verhalten mit einem amüsierten Schmunzeln. Das erste Mal Vater zu werden, musste ein unbeschreiblich aufregendes Gefühl sein. Aber den einmaligen Moment der Geburt zu verpassen, musste wiederum beißende Gewissensbisse in ihm hervorrufen. Außer Atem gelangte William oberhalb der Treppe endlich an die geöffnete Schlafzimmertür, an welcher er bereits von Albert erwartet wurde. „Es ist alles gutgegangen. Miceyla hat ein bezauberndes Mädchen auf die Welt gebracht. Doch überzeuge dich nur selbst davon…“, sprach er mit besänftigendem Lächeln und klopfte ihm auf die Schulter, um sein überhitztes Gemüt etwas abzukühlen. Denn Albert wusste nur zu gut woher er gerade kam und welchen kräftezehrenden Drahtseilakt er verrichtete. „Ich danke dir, Bruderherz… Nun habe ich wirklich etwas gut bei dir…“, sprach William ihm seinen tiefsten Dank aus und lief zielstrebig hinein in das Zimmer. Der Arzt verließ dabei den Raum, um die junge Familie nun alleine zu lassen. Dabei sagte er noch etwas zu William, doch dieser hörte ihm nicht richtig zu. Nur `Glückwunsch` und `Alles Gute` drang zu ihm durch. Er setzte sich an die Bettkannte und weitere Tränen rollten Miceyla über die Wangen, als sie in seine Güte und Wärme verströmenden Augen sah. Sie war unendlich froh, dass er nun endlich bei ihr sein konnte, um gemeinsam ihr neues Familienmitglied zu begrüßen. Für einen kurzen Moment, beobachtete Albert von der Tür aus, mit gemischten Gefühlen die rührende Szene, bis er ebenfalls mit einem bittersüßen Lächeln kehrt machte. „Die Geburt eines Kindes ist schon wahrhaft ein Wunder, stimmts? Es erfüllt dich sicher mit Stolz, dass dein jüngerer Bruder nun Vater ist und du dich jetzt als Onkel des Kindes bezeichnen darfst“, beglückwünschte Miss Moneypenny Albert und beide lehnten sich im Flur außerhalb des Zimmers, für einen kurzen Moment Seite an Seite gegen die Wand an. „Ja… Erleichtert bin ich…jedoch… Ich fühle mich entkräftigend verlassen. So sehr wie du es dir nicht einmal vorzustellen wagst. Es kommt dem Gefühl gleich, als sei ich der letzte auf Erden lebende Mensch… Die Liebe…ist weder Glück noch Erfüllung, sondern ein Fluch…ein äußerst mächtiger… Ha, ha, ha! Was bin ich doch bedauernswert…“, vertraute er ihr seine geheimen Gefühle mit einem leisen Seufzen an und zog sich kurz darauf zurück um etwas allein zu sein. Miss Moneypenny blickte ihm mitfühlend nach… Lächelnd strich William sanft mit der Hand über Miceylas Wange und legte anschließend vorsichtig einen Finger in die zierliche Hand seiner Tochter. Sein Lächeln wurde immer sanftmütiger, als er die warme und weiche Haut berührte. „Meine Liebe, ich kann nicht in Worte fassen, wie bezaubernd unser kleines Mädchen ist… Und ich hoffe du kannst mir vergeben, dass ich nicht rechtzeitig hier gewesen bin…“, sprach William leise und Miceyla hörte sogleich die nagende Verbitterung in seinen Worten heraus und legte besänftigend ihre Hand auf Williams Hand und die ihrer Tochter. „Was für mich zählt ist, dass du nun hier bist. Ich weiß, dass du immer zu mir zurückkehren wirst und ich werde stets geduldig auf deine Rückkehr warten. Unsere kleine Evelyn ist von nun an auch ein Teil von uns… Schließen wir sie in unser Herz, auf das wir einander nah sein mögen, sie nie zu lange warten lassen und ebenfalls immer zu ihr zurückkehren… Das starke Band unserer Familie, wird uns niemals voneinander trennen, egal wie weit wir uns von ihr entfernen…“ Allmählich wurde das Wetter wieder freundlicher und man entdeckte hier und da die ersten Anzeichen, dass man bald einen farbenfrohen Frühling begrüßen durfte, der die Dunkelheit des Winters zu vertreiben vermochte. Es waren bereits zwei Wochen seit Evelyns Geburt vergangen und auch Louis, Moran und Fred, hatten das kleine Mädchen lieb gewonnen. Miceyla wohnte weiterhin mit William in Durham, doch ihr Umzug zurück nach London stand kurz bevor. Denn er hatte als Zeitlimit, einen Monat bis nach der Geburt festgelegt, damit sie eine unabänderbare Entscheidung für sich und das Kind treffen konnte. Mit Evelyn in den Armen, lief Miceyla gemächlich durch das Wohnzimmer und der einzige Wunsch welchen sie dabei verspürte war, den Fluss der Zeit zu stoppen, um die gemeinsamen Augenblicke mit ihrer Tochter festhalten zu können. „Mein Liebling, wir haben Besuch…“ So sehr in Gedanken war sie vertieft, dass sie nicht einmal etwas von Williams Anwesenheit bemerkt hatte. Jedoch verschwand ihr träumerisches Leuchten in den Augen von jetzt auf gleich, als sie in die vertrauten Gesichter von John und Emily sah. Sogleich blickte sie ihren Freunden mit hellwacher Miene entgegen. „Miceyla! Ich konnte es kaum erwarten herzukommen! Nicht einmal richtig geschlafen habe ich. Aber dich nun putzmunter vor mir stehen zu sehen, erleichtert mein Herz! Doch lass mich mal endlich die Kleine bewundern… Ach, ich kann bereits jetzt sagen, dass sie herzallerliebst ist!“, sprach Emily zur Begrüßung überschwänglich und während sie sich mit strahlenden Augen dicht über Evelyn beugte, erkannte Miceyla mit einem Schmunzeln, dass auch sie etwas wie mütterliche Gefühle entwickelte. „Ha, ha, erschrecke das kleine Mädchen bitte nicht gleich bei der ersten Begegnung. Auch ich grüße dich, Miceyla! Es war wahrlich schwer einen Tag zu finden, an dem wir zu dritt nach Durham fahren können. Aber voila, dass unwahrscheinlichste aller Dinge ist eingetroffen und hier sind wir nun!“, grüßte John sie ebenfalls mit einem herzlichen Lächeln. Bei seinen Worten machte Miceylas Herz einen hoffnungsvollen Sprung und sie blickte ihn wie in Trance an, als würde sie geradewegs durch ihn hindurchsehen. „Zu dritt…?“ wiederholte sie flüsternd und umging damit eine Gegenbegrüßung ihrer Freunde. Nur flüchtig bekam sie mit wie William, der etwas abseits stand, ihr mit einem bescheidenen Lächeln zunickte und sie schließlich mit ihrem Besuch alleine ließ. Mit klopfendem Herzen starrte Miceyla auf die geöffnete Wohnzimmertür und sie hatte plötzlich das Gefühl, die Zeit würde in jenem Moment unnatürlich langsam vergehen. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens, lugte eine weitere Person hinter der Tür hervor und betrat etwas zögerlich den Raum. „Sherlock…“, hauchte Miceyla leise den Namen des unerwarteten Besuchers. Und während sich ihre Blicke trafen, zeigte er ihr ein gütiges Lächeln, welches soviel bedeutete wie: `Siehst du Mia, ich stehe zu meinem Wort und halte meine Versprechen. Es gibt keinen Sturm der mächtig genug wäre, um mich davon abzuhalten…` „Schön das du hier bist, Sherlock… Na das wird heute mal ein Treffen, welches uns allen noch sehr lange in Erinnerung bleibt. Aber setzen wir uns doch erst einmal. Und erzählt mir bitte jede einzelne Neuigkeit aus der Stadt. Von mir dürft ihr euch leider keine spannenden Geschichten, aus dem Dorfe Durham erhoffen, ha, ha. Zudem…werde auch ich bald wieder Teil des turbulenten Alltags von London werde…“, verkündete Miceyla in einer Mischung aus Wehmut und Freude. Nicht lange dauerte es und sie saßen alle gemeinschaftlich beisammen und Miss Moneypenny versorgte die Runde mit frisch gekochtem Tee. Das jedoch Evelyn den Mittelpunkt der feierlichen Zusammenkunft darstellte, war nicht wirklich verwunderlich. Während sie munter und ausgelassen miteinander plauderten, musterte Miceyla Sherlock ein wenig verblüfft. Er ließ sich voll und ganz auf ihre Unterhaltung ein, ohne dabei in Versuchung zu geraten, seine Umgebung näher inspizieren zu wollen. Schließlich war dies für ihn eine einmalige Gelegenheit. Ihm entging ihr eindringlicher Blick natürlich nicht und er sah sie mit leicht schiefgelegtem Kopf grinsend an. „Ich bin heute hergekommen, um dich zu besuchen und aus keinem anderen Grund. Antworten finden sich schon zu gegebener Zeit. Selbst für mich ist der Begriff `Geduld` kein Fremdwort. Aber falls es dich interessiert, mir geht die Atmosphäre in diesem Anwesen sehr zu Gemüte, im positiven Sinne. Hier leben Menschen, die sich gegenseitig wertschätzen. Eine Wärme liegt in der Luft, die sogar einer vereinsamten Seele wieder Leben einhauchen könnte. So stelle ich ihn mir vor, den wahren Frieden. Dies ist der Beweis, dass Liebe noch auf dieser schäbigen Welt existiert… Und sowas hörst du aus meinem Mund, ha, ha! Kommt auch nicht alle Tage vor. Und ja, ich bin tatsächlich bei klarem Verstand“, sprach er lässig und sie wurde beinahe in Verlegenheit gebracht, da er so leicht ihre Gedanken erraten konnte. „Ich…ich denke es wird Zeit, dass ich Evelyn schlafen lege. So viele neue Gestalten auf einmal kennenzulernen, ist sehr anstrengend. Jeder einzelne Tag ist für sie ein neues Abenteuer…“ Es stellte sich für Miceyla als eine kleine Herausforderung dar, ihre Tochter von Emily und John loszureißen, welche das kleine Mädchen nur so mit Aufmerksamkeit überhäuften. Als es ihr dann schließlich gelang, lief sie mit Evelyn in den Armen langsam aus dem Wohnzimmer hinaus und warf noch flüchtig einen Blick zu Sherlock, der ihm ihre stille Hoffnung übermittelte, einen kurzen Augenblick mit ihm allein sein zu können. Oben angekommen legte sie Evelyn, der mittlerweile vor Müdigkeit die Augen zugefallen waren, lächelnd in ihre Wiege. „Ich hoffe ein strahlender Stern wird über sie wachen. Sie vor bösen Träumen bewahren und sie durch jede noch so ungewisse Dunkelheit führen, sollte sie sich einmal verirren. Nicht jedes Kind besitzt das Glück, in behüteter Geborgenheit aufzuwachsen. Dank dir und Liam, stünden der Kleinen jegliche Wege offen. Doch ihren individuellen Zukunftspfad, muss sie letztendlich eines Tages selbstständig wählen. Und gehe ich recht in der Annahme, dass auch du bereits deine Entscheidung getroffen hast?“ Genau das traf ein, was Miceyla sich im Geheimen gewünscht hatte. Sherlock war ihr alleine gefolgt und lehnte sich am Eingang des Zimmers gegen die Wand an. Vor ihrem geistigen Auge sah sie sein sanftes Lächeln, auch wenn sie gerade mit dem Rücken zu ihm stand und musste ebenfalls lächeln. „Ich weiß wirklich nicht, von welcher Entscheidung du da sprichst. Jetzt wirst du mir sicher gleich sagen, ich solle es nicht abstreiten. Aber belassen wir es doch einfach dabei und leben ausnahmsweise mal nur in der Gegenwart. Mehr braucht es doch nicht um zufrieden und glücklich zu sein“, sprach sie sanft und betrachtete mit gütigem Blick ihre Tochter, welche in ihrer Wiege lag, jedoch noch nicht richtig eingeschlafen war. `Die Gegenwart…huh… Ich bin immer ehrlich zu dir gewesen. Doch zu sehen, wie du krampfhaft versuchst Lügen in Wahrheit umzuwandeln, verletzt mich beinahe etwas…`, dachte Sherlock und wirkte dabei fast ein wenig bedrückt. Dennoch bemühte er sich sein herzliches Lächeln aufrecht zu erhalten, um die friedliche Stimmung nicht zu trüben. „Wie recht du doch hast! Wie wäre es mit einem Schlaflied für die Kleine, so ganz aus dem Stehgreif? Lass mal hören, ob deine Stimme noch nicht eingerostet ist. Das Londoner Publikum vermisst deinen beschwingenden Gesang ganz furchtbar, hat mir so ein oller Faxenmacher sagen lassen…“, deutete Sherlock mit einem schiefen Grinsen an und brachte seine Geige zum Vorschein, welche er hinter seinem Rücken versteckt gehalten hatte. Kurz schaute sie ihn einfach nur erstaunt an, doch dann konnte sie nicht anders als freudig zu lächeln. `Du bist mir einer Sherly… Du lässt dir die Gelegenheit entgehen, ein Vieraugengespräch mit Will zu führen und stattdessen stehst du vor mir mit deiner Geige und willst mit mir musizieren. Es ist fast wie… Ja…die Szene aus der Schneekugel… Ein Glück das Albert nicht hier ist und dies mitbekommt. Er würde sonst unter einer erdrückenden Eifersucht begraben werden…`, dachte Miceyla sich im Geheimen mit einem träumerischen Blick. Erst als sich ihr klopfendes Herz etwas beruhigt und sie all ihre Zweifel aus ihrem Gesichtsausdruck vertrieben hatte, wagte sie Blickkontakt mit ihm und bemühte sich so selbstsicher wie nur möglich zu wirken. „Gib es zu, du hast in Wahrheit einfach nur meine Stimme vermisst! Aber…ich gestehe, dein Geigenspiel habe ich ebenfalls sehr vermisst… Dann lass uns Evelyn ein Schlaflied schenken, dessen Melodie sie auf ewig im Herzen tragen wird…“ Bereits bei den ersten Klängen seines Geigenspiels hatte sie das Gefühl, auf eine Reise geschickt zu werden. Eine unbeschreiblich angenehme Reise, auf der sie ein verborgener Schutz vor unbekannten Gefahren beschützte. Dabei existierte nur das Gute, keine Spur gab es vom Bösen. Eine reine Hoffnung, ging Hand in Hand mit Liebe und Geborgenheit. Jene beflügelnde Reise sollte kein Ziel haben, denn die Reise war das Ziel selbst. Ein immerwährendes Gefühl des Friedens und der Freiheit. Sie ließ jeden einzelnen Klang seines sanften Spiels auf sich wirken und begann ein Lied dazu zu singen, bei dem sie hoffte, all ihre Gefühle würden sich dabei auf Evelyn übertragen und ihr einen friedlichen, tiefen Schlaf bescheren. „Mein kleiner Engel, lass mich dir heute von einer alten Legende erzählen. Einst zogen fort zwei Freunde, ihr Vertrauen zueinander wies ihnen den Weg. Sie bestaunten die farbenrohe Welt und all die Wunder denen sie begegneten. Der Wind wehte ihnen ein Abenteuer entgegen. Die Freunde waren vollen Mutes, doch fanden sie sich vor einem gespaltenen Pfad wieder und liefen getrennte Wege. Ihr letzter Abschied sollte ein Versprechen sein, welches lautete: `Mag Zeit und Raum uns auch voneinander trennen, wir kehren zurück, du zu mir und ich zu dir. Wir vergessen einander nicht. Unsere Erinnerungen bleiben unsterblich, egal wie viel Einsamkeit und Schmerz unsere Herzen auch durchleben müssen.` Nun leite sie, mein kleiner Engel, führe die Freunde wieder zueinander. Und möge auch dir das Glück zuteilwerden, den größten Reichtum des Lebens kennenzulernen, die Freundschaft und die Liebe…“ Alle waren versammelt. Sie saßen beieinander und warteten, teils geduldig, teils nervös. Jeder hätte wohl gedacht, sie würden beim Umzug mithelfen. Doch wer ein feines Gespür besaß, dem wäre die ungewöhnliche Atmosphäre nicht entgangen. William, Albert, Louis, Moran und Fred befanden sich gemeinsam im Wohnzimmer des Moriarty-Anwesens in Durham. Nur Miceyla war gerade nicht bei ihnen. Sie war alleine oberhalb bei Evelyn. Ihr sanfter Blick ruhte unaufhörlich auf ihrer friedlich schlafenden Tochter. Die Zeit des Wandels war nun gekommen. Denn sobald sie sich hinunter zu den anderen begab, würden alle voller Neugierde ihre Entscheidung erwarten, Die Rückkehr nach London, sollte das finale Kapitel zu dem Moriarty-Plan aufschlagen. Ein langes, stürmisches Kapitel stand ihnen bevor, in dem kein Platz für Zweifel und Reue war. Es galt nicht nur das Klassensystem zu vernichten, sondern auch einen eskalierenden Zwist zwischen Clayton, Harley und Sherlock zu einem Ende zu führen. Welche Art Ende dies sein würde und ob Sherlock im Ernstfall mit Herz oder Verstand handelte, konnte keiner mit Sicherheit sagen. Daher war es für Miceyla nicht möglich, in zwei Welten zu wandeln. Entweder sie opferte ihr Dasein ihrer Mutterrolle, um Evelyn Schutz zu gewähren oder sie griff zur Waffe und stand ihren Kameraden im Gefecht bei. Natürlich konnte sie die stille Hoffnung nicht unterdrücken, nach alledem ein gewöhnliches Familienleben fortführen zu können. Doch die Sünden der Moriartys blieben gewiss nicht unbestraft… Noch nie war Miceyla derart langsam eine Treppe hinabgestiegen. Nach jeder einzelnen Stufe legte sie eine kleine Pause ein. Dennoch kam sie schneller als gewollt an die leicht geöffnete Wohnzimmertür. Aber bei dem Gedanken, welche treuen und gutherzigen Seelen dahinter auf sie warteten, wurde ihr Herz mit Zuversicht erfüllt und sie wusste, dass jegliches Zögern überflüssig war. Der Stolz Teil dieser einmaligen Gemeinschaft zu sein, übermannte sie erneut. Als Miceyla den Raum betrat und sie von all den enthusiastischen Gesichtern angeblickt wurde, rief ihr eine leise Stimme ins Gewissen, dass man auf sie gewartet hatte und jeder einzelne von ihnen, die Gruppe erst mit ihr als vollständig erachtete. „Meine Freunde, Kameraden, meine Familie… Mein Herzenswunsch lautet, an eurer Seite zu stehen, wenn wir unser gemeinsames Ziel erreichen. Ort und Zeitpunkt spielen dabei keine bedeutsame Rolle. Ich habe nicht nur William meine Treue geschworen, sondern schwor auch mir selbst an jenem Tag, an dem ich mich euch anschloss, den gefahrvollen Pfad von Anfang bis zum bitteren Ende mit euch zu gehen. Ich habe mir euer bedingungsloses Vertrauen verdient, daher brauche ich auch die Folgen unseres Leidenswegs nicht zu fürchten. All die schweren Tage lassen sich nicht aus den Erinnerungen der Menschen löschen. Doch die Zukunft können wir neugestalten. Erwecken wir die wahre Gerechtigkeit zum Leben. Auf das ein jeder mit einem glücklichen Lächeln am Morgen aufwachen kann… Auf das…Evelyn in einer Welt leben darf, in der das Klassensystem nur noch in Geschichtsbüchern erwähnt wird…“ verkündete Miceyla mit unerschütterlicher Stimme und sie erkannte sogleich an all den mitfühlenden Gesichtern vor ihr, dass ganz gleich wie ihre Entscheidung ausgefallen wäre, man hätte sie akzeptiert. William nickte mit liebevollem Lächeln und lief langsam auf sie zu. „Dann ist es beschlossene Sache, meine Liebe. Miss Moneypenny wird sich um Evelyn kümmern, damit du dich konzentriert unserer gemeinsamen Aufgabe widmen kannst. Ich stehe dir stets mit Rat und Tat zur Seite und wir alle halten zusammen. Darum brauchen Sorge und Furcht nicht dein Herz zu belasten… Wohlan meine treuen Freunde, in London erwartet uns ein tobender Sturm, bei dem sich die Flammen unseres Unterfangens immer weiter auszubreiten beginnen. Und ich kann nur stets wiederholen, geht weise mit euren persönlichen Gefühlen um. Hierbei darf sich selbstverständlich wieder ein jeder angesprochen fühlen. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein ehemaliger Freund euch plötzlich als Feind gegenübersteht… Aber nur keine Hektik, wir machen alles wie gehabt. Schließlich kennen wir uns alle in- und auswendig, nicht wahr? Wir entschieden uns alle zusammen dafür zur Waffe zu greifen und darum lassen wir sie erst fallen, wenn die Gleichberechtigung im Alltag die Vorherrschaft gewonnen hat. Vertreiben wir all das Böse und verhelfen der Welt zu rechter Größe!“ Liebes Tagebuch, 15.4.1881 immer wenn mich Evelyn mit ihren kugelrunden, neugierigen Augen anblickt und mir ihr süßes Lächeln schenkt, würde ich sie am liebsten ewig in meinen Armen halten und nie mehr loslassen. Deshalb ist der Gedanke, mich auch nur für einen kurzen Moment von ihr trennen zu müssen, fast schon beängstigend… Natürlich kann William ebenfalls nicht, seinen Blick von unserem kleinen Mädchen abwenden. Er sagt Evelyn hätte dieselben Augen wie ich. Und in jenen strahlend grünen Augen, sieht er ihren Mut und ihre Güte. Alles was ich mir wünsche ist, dass sie in ihrem Leben glücklich wird, mit der Gewissheit im Herzen, dass die Familie Moriarty sie sehr liebt. Jeder Tag als junge Mutter ist für mich unsagbar aufregend. Daher sehe ich es als ein Geschenk an, dies erleben zu dürfen. Doch die geheimen Geschehen in London rufen nach mir. Es ist teilweise eine ziemlich düstere Stimme, die mir ständig zuflüstert, dass ich eine besondere Aufgabe zu erfüllen hätte und eine Bestimmung auf mich wartet. Ach wäre es nur schön, wenn sich alle Konflikte friedlich lösen ließen. Eigentlich geht uns auch der Streit, zwischen den Erzfeinden Clayton und Harley nichts an. Dies müssen die beiden wohl oder übel untereinander ausfechten. Wenn jedoch die ganze Stadt in Mitleidenschaft gezogen wird, haben wir aber folglich keine andere Wahl, als uns einzumischen. Auch um Amelia mache ich mir große Sorgen, da sie alles für den Mann tun würde, den sie unendlich liebt. Wenn dann noch zusätzlich Sherlock dazwischen geht, könnte die ganze Geschichte in einem gewaltigen Fiasko enden… Nur kann ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, dass er sonderlich erschüttert sein wird, sobald ihm die Identität des Meisterverbrechers bekannt ist. Was dann allerdings aus unserer Freundschaft wird, steht noch in den Sternen. Es gäbe eventuell eine Lösung… In meinen Vorstellungen existiert eine beinahe unscheinbare Idee. Die Chancen auf Erfolg sind dabei zwar gering. Doch wenn auch nur der Hauch einer Möglichkeit besteht, sollte man es trotzdem wagen. Darum bewahre ich die Hoffnung in meinem Herzen, um all die Menschen zu retten, welche ich liebe und für die ich bereit wäre zu sterben… Mein kleines Herz aus Gold Mit deinem süßen Lächeln ranntest du mir entgegen, ich werde dich sanft in dein Bettchen legen. Glück werden wir uns gegenseitig bringen, mit Frohsinn und Heiterkeit es wird beginnen. Ich werde immer über dich wachen, damit du unbeschwert kannst lachen. Du erwärmst mein trübes Herz und vertreibst den ganzen Schmerz. Gemeinsam meistern wir den steinigen Weg des Lebens, du wirst sehen, die Mühen sind nicht vergebens. Du bist für mich wie ein Geschenk, dies ist was ich wirklich denk. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)