The Diary of Mrs Moriarty von Miceyla ================================================================================ Kapitel 12: Magie eines Liebeszaubers ------------------------------------- William führte Miceyla in den vornehmeren Bereich des Schiffs mit den privaten Suiten und schloss dort eine Tür auf. Sie betrat hinter ihm ein Zimmer, das größer war als ihre gesamte Wohnung in London. Ein wunderschönes Himmelbett stand dort und es gab sogar einen kleinen Balkon. Sanftes Mondlicht fiel in den Raum und es war nichts von der lärmenden Menschenmeute zu hören. „Wie herrlich! Dieser Raum ist märchenhaft! Ich kann kaum glauben, dass wir uns gerade auf einem Schiff befinden“, sprach Miceyla begeistert und blickte aus dem Fenster. „Ich habe diese Suite extra für uns reserviert. Wir können uns hier solange aufhalten, wie wir möchten. Auch wenn wir sehr bald schon in London ankommen werden. Viele der Gäste übernachten an Bord des Schiffes. Ich dachte mir, dass du bestimmt müde von den ganzen Strapazen bist…“, sagte er entspannt und verstaute seine versteckt gehaltenen Waffen in einer Schublade. `Richtig, dieses Messer hier brauche ich jetzt auch nicht mehr`, dachte sie beruhigt und legte es ab. „Ich bin hellwach! Das waren sehr viele Erlebnisse in der kurzen Zeit, dass muss ich erst einmal verarbeiten…“, meinte sie aufgeweckt und durchlief noch mal ihr ganzes Abenteuer in Gedanken. William lächelte sie kurz schweigend an. „Wie ich sehe, bietet dir unsere Gruppe einen starken Rückhalt. Du bist in Richmond ein ganz anderer Mensch gewesen, als du es noch bei meinem kleinen Test warst. Und dennoch bleibt mir nicht verborgen, dass du weiterhin Angst hast, die dich zögern lässt. Denke immer daran, deine eigenen Gefühle kann keiner kontrollieren, außer du selbst. Wenn du es schaffst, deine Ängste zu überwinden und wieder aufstehst, egal wie oft du hinfällst, kannst du irgendwann mit Würde an den Menschen vorbeischreiten, die zuvor abwertend auf dich herabgeschaut haben. Und vergiss nicht, ich werde dich immer auffangen und dir den Weg weisen. Einen Weg, den wir Hand in Hand gemeinsam gehen. Zwar wird es einige Situationen geben, in denen wir sicherlich auch mal voneinander getrennt sind, jedoch werden unsere Herzen stets miteinander verbunden sein“, sprach er so einfühlsam, dass es sie fast zu Tränen rührte. „Welch wärmende Worte… Es braucht bestimmt eine Weile, bis ich mich an mein neues Leben gewöhnt und mich bei euch eingelebt habe. Ich konnte nun den ersten, von dir durchdachten Auftrag miterleben. Alles verlief genauso, wie wir es besprochen hatten. Es erfüllt mich beinahe schon mit Ehrfurcht. Naja, bis auf die unvorhergesehene Einmischung, von der du sicherlich auch Wind bekommen hast… Doch wenn irgendwann tatsächlich bei vielen, der zu Unrecht unterdrückten Menschen, dass Lächeln zurückkehrt, vertraue ich dir voll und ganz…“, sprach sie gütig und verstummte, als sie wie gebannt in sein vom Mond angestrahltes Gesicht blickte. „Wieso plötzlich dieser sehnsüchtige Blick? Bedrückt dich etwas?“, fragte er ruhig und sah dabei tief in ihre glänzenden Augen. „Ich… Du siehst im Mondlicht so schön aus… Wie ein Prinz, nein ein Engel. Der vom Himmel herabgestiegen ist und seinen Platz dort oben geopfert hat, um all den anderen gefallenen Engeln, ihre ausgerissenen Flügel zurückzugeben. Und irgendwann fliegen sie alle wieder empor. Frei und voller Lebensfreude breiten sie ihre Flügel aus…“, sagte sie träumerisch in einer Mischung aus Wehmut und Hoffnung. Langsam trat William auf Miceyla zu. „Was soll ich dann erst über dich sagen?... In diesem Kleid bist du so anmutig wie eine Märchenprinzessin. Und an meiner Seite wirst du zu einer Königin. Gemeinsam tanzen wir im Mondschein, nur du und ich…“, flüsterte er dicht neben ihrem Ohr und löste ihre Haarklammer, sodass ihre langen braunen Haare, offen an ihr hinabfielen. Mit einer Hand zog er sie zärtlich an sich. „Ich kann nicht genug von deinen wunderschönen Augen bekommen… Nichts wirkt beruhigender auf mich, als dein bezaubernder Anblick. Wenn Schönheit ein Verbrechen wäre, hätte sich längst die ganze Welt an deine Fersen geheftet…“, meinte er lächelnd, ohne dabei ihren Blickkontakt zu unterbrechen. Sie hob die Hand und fuhr ihm sanft mit den Fingern durch sein blondes Haar. „Dann sind wir beide wohl Verbrecher“, erwiderte sie kichernd. Ihr Herz begann immer schneller zu schlagen. In seiner Gegenwart spielten ihre Gedanken verrückt. Miceyla war machtlos gegen seine verführerische Anziehungskraft und ihr eigenes Verlangen. „Ich liebe dich, Will… So sehr, dass es schon fürchterlich schmerzt. Keine Macht der Welt, könnte mich jemals von dir losreißen…“, gestand sie zaghaft und glaubte in seinen feurigen Augen zu versinken. „Das klingt so wundervoll glücksverheißend… Ich habe noch nie auf diese Weise für jemanden empfunden. Ich liebe dich und werde dies auch bis in alle Ewigkeit tun. Jeden einzelnen Tag, jede Minute. Das ist mein Versprechen an dich. Du gehörst von nun an zu mir, so wie ich zu dir gehöre, bis zum Ende… Ich…ich kann mich nicht länger zügeln… Miceyla, werde mein…“, hauchte William und bedeckte ihre Lippen erbarmungslos mit seinen Küssen. Dieses Mal küsste er sie noch viel hingebungsvoller, als er es zuvor getan hatte. Sein Herz, das immer schneller zu schlagen begann verriet ihr, wie sehr auch er in Wallung geriet. Die Hitze, welche von ihren beiden Körpern ausging, sprach für sich. Er wollte alles von Miceyla, sie spüren und ihr nahe sein. William roch so unglaublich gut, dass es ihre Sinne betörte. Sie krallte sich beinahe schon mit den Händen an seinen Rücken, aufgrund dieser Leidenschaft. So sehr war sie bereits vom Diesseits abgedriftet. Mit halb geöffneten Augen blickte sie ihn an, als seine warmen Lippen für einen kurzen Moment von ihr abließen. „Ich hoffe du kannst mir mein stürmisches Gemüt verzeihen und wirst es mir nicht nachtragen, dass ich nicht bis zu unserer Hochzeit warten konnte…“, flüsterte er entschuldigend mit einem verruchten Blick. „Manchmal muss man eben die Regeln brechen. Sonst entgeht einem das halbe Leben“, meinte sie leise und beide lächelten sich daraufhin liebevoll an. Rasch trafen ihre Lippen nach dieser Unterbrechung wieder aufeinander. Während sie ihren Mund öffnete und ihre Zunge mit der Seinen tanzte, schnürte er ihr an ihrem Rücken das Kleid auf. Zärtlich strich William die Träger von ihren Schultern. Das Kleid fiel an Miceyla hinab und lag nun zu ihren Füßen. Nur die Unterwäsche blieb noch übrig, die ihre nackte Haut bedeckte. Langsam zog er auch noch dieses letzte Kleidungstück an ihr herunter. Es war für sie ein befremdliches Gefühl, splitternackt vor einem Mann zu stehen und dennoch verlor sie in Williams Gegenwart jegliche Hemmungen. Unendlich gefühlvoll liebkoste er ihre Brüste mit den Händen. Seine Berührungen versetzten sie in eine solche Ekstase, dass ihr beinahe schwindelig wurde. Es brauchte nicht lange, da hatte sich auch William seiner Kleidung entledigt. Ohne eine Vorwarnung hob er sie hoch und trug sie in seinen Armen in Richtung des Bettes. Überrascht lachte Miceyla etwas verlegen. Sanft legte William sie auf das federweiche Bett. Vorsichtig strich sie mit der Hand über seinen nackten Oberkörper. Sie spürte dessen starke Muskeln und seine feurige Hitze, die auf sie überging. Nie hatte sie einen schöneren Mann als ihn gesehen. Die liebliche Melodie ihres Herzens sehnte sich flehend nach William, sie schrie förmlich nach ihm. Ganz flüchtig küsste er sie auf die glühenden Lippen, dann wanderte er hinab und fuhr mit stürmischen Küssen bei ihren Brüsten fort. Ein erregendes Kribbeln durchlief ihren gesamten Körper, während sie seinen warmen Atem auf der Haut vernahm. „Du bist so schön, dass ich meinen Blick gar nicht mehr von dir abwenden kann…“, sprach er leise und ihre Blicke trafen sich kurz. „Bitte hör nicht auf… Mach weiter… Es fühlt sich unglaublich gut an…“, sagte Miceyla mit flehender Stimme. William gehorchte ihr lächelnd und liebkoste nun ihren Bauch zärtlich mit den Lippen. Anschließend spreizte er sachte ihre Beine an den Knien. Mit einer Hand strich er geradlinig ihren Oberschenkel entlang und streichelte schließlich über die empfindlichste Stelle ihres Körpers zwischen den Beinen, wo sie noch nie jemand zuvor berührt hatte. Aufgrund des ungewohnten Gefühls von seiner plötzlichen Berührung, riss sie die Augen weit auf und zuckte unkontrolliert. Als er dann noch begann mit einem Finger in sie zu gleiten, wobei er fühlen musste wie feucht sie bereits war, meinte sie für einen Moment Sterne zu sehen und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ihr entglitt ein lustvolles Stöhnen, dass sie einfach nicht zurückhalten konnte. Zu Miceylas Bedauern hörte William abrupt auf, als er selbst bei ihrem Anblick von der Erregung gepackt wurde. Nun befand er sich wieder mit ihr auf Augenhöhe. Dicht an dicht auf ihr liegend, lächelte er sie erwartungsvoll an. „Hast du Angst?“, fragte er in einem entflammten Flüsterton. Etwas verkrampft schüttelte sie den Kopf, da sie kein einziges Wort herausbrachte. „Lasse los und gib dich voll und ganz dem Genuss und der Leidenschaft hin… Unsere Körper sprechen ab jetzt für uns. Dein Schmerz ist auch der meine… Lass mich deine süßen Laute noch einmal hören, sie sind einzig und allein für mich bestimmt…“, hauchte er betörend und packte energisch ihre Hand. Sogleich erwiderte sie dessen Händedruck. Miceyla spürte, dass William nicht länger warten konnte und seine angestaute Begierde stillen wollte. Aber auch sie lechzte es nach ihm. Sie schloss die Augen und genoss wie seine warme Haut sich an sie schmiegte. Ihr Unterleib begann erregt zu pulsieren, als sein Körper sich immer mehr gegen sie drückte und er sich mit seiner erigierten Männlichkeit an ihr rieb. Sie erbebte am ganzen Leib und all die verborgenen Empfindungen wurden entfesselt. Weiterhin drückte er ihre Hände auf das Bett, damit sie sich nicht unkontrolliert unter ihm hin und her wälzte. Dann, ohne eine Vorwarnung stieß er erbarmungslos in sie. Es geschah so plötzlich, dass sie wimmernd aufstöhnte und aufgrund des Schocks über den kurzen Schmerzmoment zusammenzuckte. Es begann unaufhörlich in ihrem Unterleib zu pochen und sie glaubte, die Hitze würde sie innerlich verbrennen. Rasch hatte sie sich an dieses neuartige Gefühl gewöhnt und begann, während William sie beruhigend auf die Lippen küsste, den Moment der vollendeten Verschmelzung ihrer beiden Körper zu genießen. Miceyla schlang beide Arme um ihn, als er tiefer in sie eindrang und stöhnte leise bei dieser ungewohnten Reibung. Nach und nach entspannte sie ihre Muskeln, um ihn vollständig in sich aufnehmen zu können. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf seinen gelösten Gesichtsausdruck, der ihr verriet, dass er selbst ebenfalls ihre innige Verbundenheit unendlich genoss. Und eine unersättliche Begierde begann in ihm zu brodeln. Seine sanften Bewegungen gewannen an steigender Geschwindigkeit und ihr Körper beugte sich im Gleichtakt mit seinem Tempo, ihm entgegen. Sie hatte das Gefühl innerlich zu explodieren, jedes Mal wenn er sich etwas aus ihr herauszog und anschließend wieder tief in sie stieß. Noch nie hatte sie sich so fern von dieser Welt gefühlt. Es schien als hätte Miceyla gerade mit William ein neues Universum betreten, welches ausschließlich für ihr beider Glück vorherbestimmt war. Seinen temperamentvoll rhythmischen Bewegungen und dieser unbeschreiblichen Leidenschaft, war sie hilflos ausgeliefert. Mit verschwitzten Händen umklammerte sie ihn und schmiegte die Beine angewinkelt an seine eigenen. Sie wusste nicht, ob sie der feurigen Erregtheit noch länger standhalten konnte, die sie an ihre Grenzen brachte. Keinen Moment länger konnte sie die bittersüße Lust zurückhalten, die sich in ihr angestaut hatte und förmlich danach flehte, sich endlich entladen zu dürfen. Ihr Unterleib begann sich wie von selbst anzuspannen, während sie weiterhin seine wohltuende Wärme tief in sich spürte und er sie beide unaufhaltsam in Richtung Höhepunkt trieb. Am ganzen Leib zitternd, presste Miceyla sich innig an William, als sie plötzlich eine gewaltige Gefühlswelle durchschoss, wobei sich ihr Unterleib immer wieder zusammenzog und die sie laut aufstöhnen ließ. Es fühlte sich unsagbar sinnlich an, ein wenig hypnotisierend und es betäubte komplett den klaren Verstand. Dieser Augenblick, in dem sie in dem Glücksgefühl der vollständigen Betörung eingebettet war, hinterließ sie in purer Erschöpfung und mit einem hämmernden Herzen. Ein paar warme Tränen kullerten an ihren Wangen hinab. William sackte stöhnend auf ihr zusammen und hielt dabei ihre Hand ganz zärtlich fest. So lagen sie nun dicht beieinander, mit Körper und Seele vereint. In einer unantastbaren Verbundenheit. Einen Tag später… Sherlock verließ mit einer leuchtenden Laterne in der Hand, einen modrigen Schuppen. Ein jammernder John folgte ihm schlurfend. Es war tiefste Nacht, der Mond stand hoch über ihnen am nächtlichen Sternenhimmel. „Hach… Jetzt sind wir den ganzen Tag unterwegs gewesen und gingen sogar bis in den hintersten Bezirk von Whitechapel. Doch ich sehe nicht, was uns das gebracht hat außer Plattfüße. Alles umsonst. Wäre es wenigstens ein seriöser Kundenauftrag gewesen. Ich bin etwas erstaunt, dass dich einfache Gerüchte, aus deinem Erdloch rauslocken können. Alles was ich von dem heutigen Tage mitgenommen habe ist, dass ein neun Jahre altes Mädchen, welches von ihrem Vater schwer misshandelt worden war, spurlos verschwunden ist. Und du hast mir nach deinen Erschließungen noch verraten, dass der Mann Schwarzarbeit betrieben hat. Das war es auch schon. Sicherlich hast du mal wieder mehr aufgeschnappt und ich tappe wie immer unwissend hinter dir her. Ich weiß ja nicht recht, aber könnte unsere Recherche etwas mit den heutigen Schlagzeilen zu tun haben? Dem Skandal von Lord Barton Wakefield? Bist du deshalb so aufgebracht? Jedoch wüsste ich nicht, in welcher Verbindung das Ganze steht…“, fasste John seufzend ihren ermüdenden Tagesausflug zusammen. „Da ich dich mal wieder ohne Ankündigung gequält habe, will ich dir als Entschädigung zu mehr Klarheit verhelfen. Es ist wirklich spannend, mein guter John. Wir haben es hier dem Anschein nach, mit zwei völlig verschiedenen Geschichten zu tun. Zwei Fälle, die sich durch Zufall kreuzten und einen gemeinsamen Nenner haben. Lass uns der Reihe nach gehen. In der letzten Zeit häufen sich Kindesentführungen, denen wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, da es sich `nur` um Kinder, aus den unteren Klassen der Gesellschaft handelt. Entführung ist hierbei allerdings eine unpassende Bezeichnung meiner Meinung nach. Also, was haben all diese Kinder gemeinsam? Hier ist nur von jenen speziellen Entführungen die Rede“, begann Sherlock mit einem ausgelassenen Grinsen, seinen guten Freund dazu zu bringen, selbstständig nachzudenken. „Nun, die Kinder lebten in unmenschlichen Verhältnissen. Viele von ihnen waren Fabrikarbeiterkinder, die auf brutalste Weise zur Arbeit gezwungen worden waren. Ach ja und die meisten hatten keine Familie mehr oder die nahestehenden Angehörigen sind kürzlich verstorben. Mehr fällt mir dabei nicht auf“, antwortete er grübelnd. „Komm schon, John! Du hast das Ausschlaggebendste vergessen. Überleg noch einmal ganz genau“, spornte Sherlock ihn weiter an. Doch er zuckte lediglich ratlos mit den Schultern. „Es sind alles Mädchen gewesen! Kein einziger Junge war unter den verschwundenen Kindern. Wir können davon ausgehen, dass es ihnen dort, wo sie hingebracht worden sind, besser geht. Das Mädchen hier in Whitechapel, wurde dieses Mal von einer anderen Person entführt, da der eigentliche Entführer anderorts etwas zu erledigen hatte. Bevor du mich mit Fragen bombardierst, erläutere ich dir das Ganze im Detail. Der Vater des Mädchens war ein illegaler Drogenhändler, besonders Opium hatte er in seinem Repertoire. An vielerlei Standorten in London, hat er gutes Geld verdient. Unter anderem war er Bootsfahrer, dass haben mir die Routenpläne der Themse in seiner Wohnung verraten. Seine Hauptroute reichte bis nach Richmond. Er schien also ständig zwischen Whitechapel und Richmond hin- und hergependelt zu sein. Die Fahrt über den Fluss ist für einen Schwarzarbeiter sicherer, als einen Zug zu nehmen wo es Kontrollen gibt. Nun gut, aber warum gerade Richmond? Dort gibt es nichts außergewöhnlicheres, als Jagdgebiete und die Residenzen wohlhabender Adelige. Der Mann hatte in einem seiner Zimmer, ungewöhnlich viel Munition für Kleingeschosse und leere Patronen mit losem Schießpulver. Er muss sich seine Munition selber hergestellt haben. Ein Laie könnte das nicht einfach mal eben so. Jetzt müsste man annehmen, da es naheliegend ist, der Mann sei ein Jäger gewesen. Aber was wäre, wenn er ein ehemaliger Soldat war, der sich als Söldner für einen reichen Adeligen verpflichtet hat? Gehen wir noch einen Schritt weiter und machen Barton zu dem Herrn des Söldners. Dann wissen wir, dass unser Entführer nach Richmond ging und ihn in dem Schloss des Lords zur Strecke gebracht hat“, erklärte Sherlock mit Leichtigkeit seine ganzen Schlussfolgerungen. John machte große Augen neben ihm. „Oh! Dann hat der Entführer also die ganzen Männer in dem Schloss ermordet! Und nicht wie es laut der Presse hieß, dass Inspector Lestrade davon ausgehe, es sei Bartons Werk gewesen. Du meintest ja dies wäre ein Irrtum.“ „Falsch! Der Entführer hat nur den Vater des Mädchens ermordet. Er hatte ausschließlich mit ihm ein Hühnchen zu rupfen. Was scheren ihn also die ganzen anderen Schurken? So großspurig ist er nicht und vor allem geht er sehr gründlich vor. Daher sprach ich auch von zwei unterschiedlichen Hintergrundgeschichten. Das Barton sich seiner eigenen Untergebenen, am Tag seiner Beförderungszeremonie entledigt haben soll, ist völliger Schwachsinn. Die Männer wurden gut von ihm bezahlt und er wird nur die loyalsten Arbeiter eingestellt haben. Wieso war Lestrade überhaupt auf der privaten Feier eines Adeligen? Und wie kam es zu Stande, dass Bartons Betrug so urplötzlich aufgedeckt werden konnte? Nun müsste es auch dir dämmern, mit wem wir es mal wieder zu tun haben“, berichtigte Sherlock Johns Vermutungen. „Sag mir nicht, der Meisterverbrecher hat wieder zugeschlagen?! Naja, die Sabotage eines Adeligen sieht ihm ähnlich. Aber wieso erkundigst du dich nicht bei Lestrade persönlich? Von ihm erhältst du bestimmt nützliche Infos. Ah! Barton hielt doch einen hohen Posten beim Militär inne, den er sich ergaunert hatte… Graf Albert Moriarty ist ja ebenfalls beim Militär tätig. Dann waren die Moriartys mit Sicherheit auch eingeladen. Vielleicht weiß Miceyla Näheres über die Ereignisse in Richmond. Sie hat einen solch hellwachen Geist, da hat sie bestimmt den ein oder anderen verdächtigen Hinweis aufgeschnappt“, sagte John zuversichtlich. Sherlock schwieg für einen Moment, ehe er die Unterhaltung fortsetzte und senkte nachdenklich den Kopf. „Du glaubst doch beim besten Willen nicht, dass Lestrade den Mund aufmachen wird. Der ist jetzt so stolz auf seinen Triumph, er wird komplett vor mir dicht machen. Die Moriartys, huh… Nein John, kein Sterbenswörtchen über diese Angelegenheit zu Miceyla. Zumindest vorerst nicht. Sie würde schon von sich aus auf uns zukommen. Jedoch wird William nun ihre erste Ansprechperson, bei allerlei Rätseln und Problemen sein. Das ärgert mich ein wenig, doch ist daran nichts zu ändern. Achte selbst mal in Zukunft darauf, ob sich ihr Verhalten uns gegenüber verändert. Konkreter heißt das, ob sich an ihrer Offenheit gegenüber aktuellen Verbrechen etwas ändert. Wenn sie auf einmal bedachtsamer mit uns über diese Thematik spricht, fände ich dies ziemlich merkwürdig… He! Schau mich nicht so vorwurfsvoll an! William könnte sie unterdrücken. Selbst der stärkste Wille kann gebrochen werden, wenn eine manipulierende Person dich fest in der Hand hat und jeden einzelnen deiner Schritte kontrolliert. Ich mache mir Sorgen, dass er Miceylas Talente einfach nur für sich beanspruchen will… Du wirst mich im Augenblick wahrscheinlich noch nicht verstehen. Aber merke dir meine Worte. Was wird das bloß für eine leidvolle Hochzeit… Boah wird mir schlecht bei dem Gedanken und du willst da auch noch freiwillig hingehen“, meinte er und verzog angewidert das Gesicht. „Also hör mal! Das wird keine Beerdigung! Werde mal endlich erwachsen! Selbstverständlich gehe ich zu ihrer Hochzeit. Es gehört sich einfach, die Einladung einer guten Freundin anzunehmen. Was glaubst du wie sehr sich Miceyla freuen würde, wenn du ebenfalls erscheinst. Du wolltest doch selber unbedingt näher mit William ins Gespräch kommen. Dann wäre dies die beste Möglichkeit dafür. Aus dir soll mal einer schlau werden…“, predigte John beharrlich. „Hach… Du hast etwas Grundlegendes noch nicht ganz verstanden. Aber ist schon in Ordnung. Ich schätze dich so wie du bist. John, du findest doch auch Gefallen an unterhaltsamen Theaterstücken. Wir werden uns bald in einem besonderen Theater, eine Vorstellung ansehen gehen“, verriet Sherlock. „Wie kommst du jetzt plötzlich auf das Theater?“, kam es verwundert von ihm. „Diese parfümierte Visitenkarte fand ich in der Wohnung des Mannes, sie klemmte zwischen zwei Holzdielen. Da hat uns der Entführer ein kleines Präsent hinterlassen. Was sagt dir diese Karte?“, fragte Sherlock und kramte ein kleines Kärtchen aus seiner Hosentasche. „Hm… Ein Regenbogen und Engelsflügel… Ich gestehe, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe. Doch du wirst mich gleich bestimmt darüber aufklären.“ „Londons berühmtestes Schauspiel- und Opernhaus, der Regenbogenschwingen-Palast. Das Vorzeigetheater schlechthin“, enthüllte er und roch verträumt an der duftenden Karte. „Dein Blick, ich kenne ihn… Nein! Sag mir nicht `Sie` war es?! Sherlock, antworte mir bitte!“, rief John eindringlich. „Schnell, ab nach Hause, die Kutsche wartet!“, sprach er nur und rannte vor seinem neugierigen Kameraden davon. `Ich habe das Gefühl, die Fäden führen uns bald alle zusammen. Wer verfolgt welches Ziel? Die Antworten scheinen zum Greifen nah… Werde ich dann noch etwas ändern können oder wird es dann bereits zu spät sein? Irgendetwas flüstert in mir, dass ich nicht der Einzige bin, der sich diese Frage stellt…`, dachte Sherlock mit leichter Beunruhigung und musste sich eingestehen, dass ihm nichts anderes übrigblieb als abzuwarten… Liebes Tagebuch, 13.3.1880 unsere Hochzeit rückt immer näher, ich bin schon jetzt wahnsinnig aufgeregt. Louis unterrichtet mich die nächsten Tage noch weiter. Er war wirklich erstaunt darüber, wie souverän ich seine Aufgaben gemeistert habe. Natürlich ist ihm nicht entgangen, dass ich mich eines kleinen Hilfsmittelchen bediente. Doch hat er dadurch festgestellt, wie ernst mir die Sache ist und sieht dies als Beweis meiner Anstrengung. Leider muss ich jedoch sagen, dass die Stimmung zwischen uns beiden immer noch etwas brodelt. Aber trotzdem schaffen wir es immerhin, wie zwei normale Menschen miteinander zu reden. Ach ja, wir hatten uns auch alle im Anwesen versammelt, um über den mysteriösen Störenfried zu diskutieren, der in Bartons Schloss herumgeisterte. William meinte, dass es sich bei seinen Taten, nicht bloß um banale Jungenstreiche handelte. Es verbargen sich weitaus tiefgründigere Absichten dahinter. Er könnte geheime Informationen über uns, an andere zwielichtige Menschen weitergeben, die dies für sich ausnutzen würden. Letztendlich hat William vor, sich aus nächster Nähe ein Bild von seiner Person zu machen. Und dann wird er entscheiden, ob er als Gefahr einzustufen ist oder nicht. Wann und wo das passieren wird, hat er allerdings noch nicht verraten. Zwar ist es seit unserer großen Mission ein wenig entspannter geworden, dennoch bezweifle ich, in dem Hause Moriarty jemals so etwas wie einen gewöhnlichen Alltag erleben zu können. Und ich habe den Eindruck, dass ich mich nach der gemeinsam verbrachten Nacht mit William, irgendwie seltsam gegenüber anderen Männern verhalte. Zumindest fällt es mir schwer, Albert direkt in die Augen zu blicken, wenn er versucht mich mit seinen Scherzen zum Lachen zu bringen. Er hat sofort mein distanziertes Verhalten durchschaut und sieht mich nun mit einem eigenartigen Blick an, den ich einfach nicht zu deuten weiß… Oder meine Gefühle für William, blenden meine Deutungsgabe… Magie eines Liebeszaubers Glasklar schimmern deine Augen im Mondschein, meine bedingungslose Liebe ist nun dein. Stark gemacht hat mich der Sehnsuchtsschmerz, all die Tränen und Wünsche bleiben tief verborgen im Herz. Unsere abenteuerliche Reise werde ich festhalten, du darfst die friedvollen Erinnerungen bis zum Schluss behalten. Am Anfang ist die Liebe noch zart wie eine Pflanze, während ich mit dir zwischen Gefahr und Geborgenheit tanze. Doch die Liebe wird unerschütterlich mit der Zeit, bewahren wir unsere unersetzbaren Gefühle bis in alle Ewigkeit. Einen Sinn oder Grund braucht es nicht, solang das Vertrauen nicht entzweibricht. Für die Seele ist die Liebe eine kostbare Heilung, denn plötzlich macht das Schicksal einen wundersamen Sprung. Du hast mich mit deiner Magie verzaubert, ich gebe dir alles von mir, ich weiß das ist es wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)