Glücklich sein von Dolly-Bird ================================================================================ Kapitel 26: Geburtstagsgeschenk ------------------------------- Es war Montagmorgen und Ciel musste wieder zur Schule. Er hatte überhaupt keine Lust. Durch den Unfall hatte er recht lange gefehlt und nun einiges nachzuholen. Soma hatte ihm einmal die Woche alle Unterlagen gebracht, sodass Ciel immer auf dem gleichen Stand war, allerdings hatte er nun viele Klassenarbeiten nachzuschreiben. Heute waren Mathe und Englisch dran. Er seufzte tief bei diesem Gedanken. Das einzige positive daran war, dass er die nächsten Wochen vom Sportunterricht befreit war. Allerdings durfte er nicht früher nach Hause, sondern musste in dieser Zeit nachschreiben. Ciel seufzte nochmal. Sein Stundenplan am Montag war aber auch grausam! Mathe, Deutsch und Sport an einem Tag. Wer dachte sich sowas denn aus? Sein einziger Lichtblick war, dass er im Deutschunterricht Sebastian wieder sehen würde. Dieser war am Vortag schon nach dem Mittagessen gegangen, da er sich auf den Unterricht vorbereiten wollte. Ciel war ein wenig enttäuscht gewesen, er hätte gerne mehr Zeit mit seinem Freund verbracht. Manchmal wünschte er sich nichts sehnlicher, als endlich 18 Jahre alt zu sein, damit sie ihre Beziehung nicht länger verstecken mussten. Blätter, die vor ihm auf den Tisch gelegt wurden, rissen Ciel aus seinen Gedanken. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er in der Schule war und Mr. Spears ihm gerade seine Mathearbeit hingelegt und ihn angesprochen hatte. Dieser wiederholte seine Frage, ob es Ciel wieder besser ginge, da dieser offensichtlich nicht zugehört hatte. „J-ja, mein Fuß ist wieder gesund. Ich darf ihn aber noch nicht so stark belasten.“ Er war froh, nicht mehr auf Krücken angewiesen zu sein. Anfangs hatte Ciel sich kaum fortbewegen können, da ihm schlicht die Kraft in den Armen fehlte. Celest, der für einige Tage nach Hause gekommen war, hatte ihn erst mal ausgelacht, da es wohl recht komisch aussah, wie Ciel versuchte sich fortzubewegen. Selbst Sebastian als sein Freund hatte leise gelacht! Ciel hatte darauf nur beleidigt die Backen aufgeblasen, wofür er einen äußerst amüsierten Blick aus rotbraunen Augen bekam. Mit einem stummen Seufzen widmete Ciel sich der Mathearbeit, die vor ihm auf dem Tisch lag. Am Nachmittag war er allein mit Sebastian in einem Klassenzimmer. Während seine Mitschüler Sportunterricht hatten, musste er in Englisch nachschreiben. „Bist du bereit?“, fragte Sebastian mit einem fast schon gezwungenen Lächeln. Der Angesprochene nickte nur. Es war für beide irgendwie seltsam jetzt Lehrer und Schüler zu sein. In einem vollen Klassenzimmer war es erstaunlich einfach, doch jetzt, alleine? „Okay, du hast 90 Minuten Zeit“, sagte Sebastian und diesmal wirkte sein Lächeln ehrlicher. Ciel erwiderte es schüchtern, dann widmete er sich zum zweiten Mal an diesem Tag einer Klassenarbeit. Sebastian setzte sich an das Lehrerpult und begann Klassenarbeiten zu korrigieren. So fielen sie langsam in ihre Rollen als Lehrer und Schüler. Ciel erledigte konzentriert die Aufgaben, während Sebastian ihm immer wieder einen kurzen Blick zuwarf, um sicher zu gehen, dass er keinen Spickzettel benutzte. Nicht, dass er das vermutete, aber es gehörte nun mal zu seinem Job als Lehrer. Zehn Minuten vor Ende der Zeit sah Ciel zum ersten Mal auf, seit er begonnen hatte die Aufgaben zu bearbeiten. „Ich bin fertig.“ Überrascht sah Sebastian auf: „Willst du nicht nochmal alles durchgehen?“ „Hab ich schon. Zweimal.“ Ein leiser, stolzer Unterton schwang in seiner Stimme mit. „Sehr gut“, lächelte Sebastian und nahm die ausgefüllten Blätter entgegen. Ihre Finger berührten sich kurz, was Ciel einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. „Dann bist du jetzt entlassen“, sagte Sebastian. Sein Blick flackerte kurz zu Ciels Lippen. Gerne würde er ihn jetzt küssen, doch das Risiko, erwischt zu werden, war zu hoch. Ciel war ein wenig enttäuscht, aber vernünftig genug, sich kurz zu verabschieden und dann zu gehen. Obwohl sie seit einigen Monaten zusammen waren, war er immer noch wahnsinnig verliebt in Sebastian und wollte am liebsten jede freie Minute mit ihm verbringen. Dem Älteren ging es nicht anders, doch er war vernünftig genug kein unnötiges Risiko einzugehen. So verging die Woche wie im Flug und ehe Ciel sich versah war es schon Samstag. Er war im Stadthaus geblieben. Sebastian würde später nicht vorbei kommen und nochmal mit ihm Deutsch üben, da er Montag in diesem Fach seine Klassenarbeit schreiben musste und es den anderen gegenüber unfair wäre. Ciel seufzte tief. Er tat sich einfach schwer mit der Sprache und wollte Sebastian nicht enttäuschen. Nicht nur, weil er sein Freund war, sondern auch, weil er so viel Zeit damit verbracht hatte, Ciel die Sprache begreiflich zu machen. So verbrachte er den Großteil seines Wochenendes mit lernen. Schneller als Ciel lieb war, war es Mittwoch und er hatte nur noch drei Tage, bis Sebastians Geburtstag und noch kein Geschenk! Nicht mal eine Idee! Ciel raufte sich innerlich die Haare. Wie konnte er das nur vergessen? Zwei Tage zerbrach er sich den Kopf und durchforstete Onlineshops, doch nichts schien ihm passend. Frustriert legte er sein Handy zur Seite und öffnete dabei versehentlich die Fotoalbum-App. Erst wollte Ciel sie schließen, doch dann sprang ihm ein Bild ins Auge. Vielleicht …? Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe rum. Es war vielleicht nicht die beste Idee, aber die beste, die er bisher hatte. Am nächsten Tag fand Ciel die Idee immer noch gut, weshalb er nach der Schule direkt los ging und das Bild ausdruckte und einen passenden Bilderrahmen kaufte. Zurück im Stadthaus legte er das Bild in den Rahmen und wickelte es in Geschenkpapier ein. Das Geschenk sah aus, als hätte es ein Grundschüler eingepackt. Ciel seufzte leise. Besser würde er es sowieso nicht hinkriegen, also ließ er das Geschenk Geschenk sein und ging nach unten, wo seine Eltern und das Mittagessen auf ihn warteten. Am Nachmittag ging Ciel duschen. Er war aufgeregt, da er die Nacht bei Sebastian verbringen würde. Nur sie beide. Allein. Ungestört. Der Gedanke, was an diesem Abend passieren könnte, verursachte ein Kribbeln in Ciels Bauch und Unterleib. Er genoss einige Momente dieses Gefühl, dass riss er sich zusammen, wusch sich schnell ab und stieg aus der Dusche. Umso schneller er fertig war, umso schneller würde er bei Sebastian sein. Ciel trocknete sich ab, rubbelte über seine Haare und zog sich an. Er entschied sich für eine dunkelblaue Jenas und einen mittelblauen Strickpullover, der mindestens eine Größe zu groß war. Laut seiner Cousine Elizabeth war das modern und die Farbe würde seine Augen besonders gut zur Geltung bringen. Ciel betrachtete sich kurz im Spiegel. Er machte sich nach wie vor nicht viel aus seinem Aussehen, doch er wollte Sebastian gefallen. Ciel fischte sein Handy von seinem Bett, aktivierte das Display und befand nach einem Blick auf die Uhr, dass es Zeit war zu gehen. Er schnappte sich seinen gepackten Rucksack, in dem sich das Geschenk für seinen Freund befand, steckte sein Handy ein und ging nach unten. Dort wartete sein Vater schon auf ihn. Dieser wollte sich mit einem Freund treffen und würde Ciel auf dem Weg bei Sebastian absetzen. Als sie vor Sebastians Wohnung hielten zog Ciel sich seine Kapuze über den Kopf, verabschiedete sich von seinem Vater, der ihm viel Spaß wünschte, schnappte sich seinen Rucksack und stieg aus. Mit schnell schlagendem Herzen drückte er auf den Klingelknopf. Es dauerte ein paar Herzschläge, dann wurde ihm die Tür geöffnet. Sebastian stand vor ihm, nur mit einem Handtuch um die Hüfte gebunden und nassen, schwarzen Haaren. Ciel schluckte bei dem Bild, das sich ihm bot. „Hey“, Sebastian lächelte, „du bist aber früh dran. Komm rein!“ „Hi“, erwiderte Ciel schüchtern. Er konnte seine Augen schier nicht losreisen von Sebastians definiertem Oberkörper, was diesem nicht entging. Kaum war die Tür zu, zog Sebastian den Kleineren in seine Arme und küsste ihn. Ciel erwiderte den Kuss und seufzte leise und zufrieden. Wie hatte er diese weichen Lippen vermisst! Als sie sich wieder voneinander lösten sagte Sebastian: „Ich zieh mir schnell etwas an, du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen.“ Wir können auch direkt ins Schlafzimmer und du bleibst so, hätte Ciel am liebsten geantwortet, traute sich aber nicht, diese Worte laut auszusprechen. Stattdessen zog er Jacke und Schuhe aus und nahm das Geschenk aus seinem Rucksack. Jetzt, kurz bevor er es Sebastian überreichen würde, fand er die Idee doch nicht mehr so gut. Kurz spielte Ciel mit dem Gedanken, sich eine Schleife umzubinden und sich selbst als Geschenk zu präsentieren. Doch bevor er das ernsthaft in Erwägung ziehen konnte, kam Sebastian in den Flur und schaute ihn fragen an. „Bist du da festgewachsen?“ In seiner Stimme schwang ein belustigter Unterton mit. Ciel schreckte aus seinen Gedanken auf und streckte, ohne weiter darüber nachzudenken, Sebastian das Geschenk hin. „Alles Gute zum Geburtstag! Ich … hoffe, es gefällt dir.“ „Danke.“ Sebastian schien sich ehrlich zu freuen. Es war recht offensichtlich, dass Ciel es selbst verpackt hatte. Sebastian war wirklich neugierig, was sich darin verbarg. Da er es aber nicht im Flur öffnen wollte, nahm es Ciels Hand und ging mit diesem ins Wohnzimmer. Erst, als sie auf dem großen Sofa saßen, öffnete er vorsichtig das Geschenkpapier. Ciel beobachtete ihn dabei mit großen, blauen Augen. Als Sebastian sein ausgepacktes Geschenk in den Händen hielt, fragte der Kleinere unsicher: „Gefällt es dir?“ Sebastian sah ihn mit leuchtenden, rotbraunen Augen an: „Ja! Es ist … wundervoll!“ Er hatte kurz nach dem richtigen Wort gesucht. „Danke.“ Er küsste Ciel sanft, der bis dahin unsicher seine Hände in seinem Schoß geknetet hatte. Sebastian betrachtete glücklich lächelnd das Bild in seinen Händen. In dem weißen Bilderrahmen waren er und Ciel zu sehen. Beide lagen in Sebastians Bett, aneinander gekuschelt und lächelten glücklich in die Kamera. Sebastian hatte wenige Wochen vor Ciels Unfall spontan dieses Selfie geschossen. Es war eines ihrer wenigen gemeinsamen Bilder, aber definitiv sein liebstes. Vorsichtig legte Sebastian den Bilderrahmen auf den kleinen Couchtisch. Er würde es später im Schlafzimmer aufstellen. „Gefällt es dir … wirklich?“, fragte Ciel unsicher. „Ja, es gefällt mir sehr“, antwortete Sebastian mit einem ehrlichen, breiten Lächeln. „Und jetzt komm her!“ Er lehnte sich zu Ciel und küsste ihn. Langsam sanken sie auf das Sofa, sodass der Kleinere unter Sebastian lag. Glücklich und zufrieden mit sich und der Welt kuschelte Ciel sich an Sebastian. Dieser schloss den Kleineren in seine Arme. „Ich liebe dich“, flüsterte Ciel. Sebastians Blick war voller Liebe, als er sagte: „Ich liebe dich auch.“ Er hatte das Gefühl überzulaufen vor Glück. Es war das erste Mal, dass Ciel diese berühmten drei Worte zu ihm sagte. Sebastian drückte den Kleineren noch ein wenig näher an sich. Als Ciel am nächsten Morgen aufwachte schlief Sebastian noch. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es noch recht früh war. Also drehte er sich um und kuschelte sich mit dem Rücken an Sebastian. Als Ciel das nächste Mal wach wurde, spürte er eine Hand, die sanft seinen Rücken streichelte. „Guten Morgen“, flüsterte Sebastian und lächelte leicht. „Mmmh“, war die einzige Antwort, die er bekam. Langsam fuhr die streichelnde Hand zu Ciels ungeschützter Seite und begann ihn zu kitzeln. Erschrocken zuckte er zusammen, lachte quiekend auf und versuchte, der Hand zu entkommen. Erfolglos. Er drehte sich um und versuchte genug Abstand zwischen sie beide zu bekommen, um der Kitzelattacke zu entkommen. „Ich bin wach, ich bin wach!“ Sebastian lachte leise und Ciel fiel mit ein. „Wie wäre es dann mit Frühstück?“ „Oh ja, gute Idee!“, sagte der Kleinere und robbte zum Bettrand. Er schnappte sich Sebastians T-Shirt, das noch am Fußende lag und zog es über. Sebastian schmunzelte bei dem Anblick des Kleineren. Dieser versank beinahe in dem für ihn viel zu großen T-Shirt. Nach dem Frühstück kuschelten sie auf Sebastians großem Sofa, während sie einen Film schauten. „Willst du dir eigentlich nicht mal etwas anziehen?“, fragte Ciel mit hochgezogener Augenbraue. „Ein gewisser jemand hat mein T-Shirt geklaut“, antwortete Sebastian, der nur eine anliegen Boxershorts trug, als würde das alles erklären. Ciel öffnete seinen Mund, schloss ihn wieder und sagte verwirrt: „Du hast doch mehr als ein T-Shirt.“ Sebastian lachte leise, gab seinem Freund einen Kuss auf die Wange und stand auf, um ins Schlafzimmer zu gehen. Ihn störte es nicht, wenn sie nackt oder nur in Unterwäsche kuschelten, aber Ciel fühlte sich bei zu viel nackter Haut offensichtlich unwohl, daher zog Sebastian sich schnell ein schwarzes T-Shirt über. Als er sein Wohnzimmer wieder betrat strahlte Ciel ihn regelrecht an und kuschelte sich wieder an seinen Freund, kaum dass dieser auf dem Sofa saß. Er erinnerte Sebastian irgendwie an eine äußerst anschmiegsame Katze. Sie genossen die Zweisamkeit. Es war lange her, seit sie zum letzten Mal wirklich alleine waren. Sebastian war erstaunt gewesen, als Ciel ihm mitteilte, dass er bei ihm übernachten dürfte. Vincent war normalerweise sehr bedacht darauf, dass sie zumindest nicht alleine im Haus waren. Sebastian konnte seine Sorge durchaus verstehen, als Freund nervte es ihn manchmal aber auch. Natürlich würde er gerne öfter mit Ciel intim sein, aber der Kleinere traute sich meistens nicht. Aus Angst, sein Vater könnte plötzlich vor der Tür stehen. Was natürlich nicht passierte, aber trotzdem wollte Ciel lieber warten, bis seine Eltern im Bett waren. Sebastian verstand es, schließlich war er auch mal 16 Jahre alt gewesen. Trotzdem wäre es schön, wenn sie ab und zu auch mal in seiner Wohnung wären, dort waren sie allein. Andererseits konnten sie auf dem Grundstück der Phantomhives nicht von anderen gesehen werden. Über diesen Gedanken döste er ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)